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easymarkt3
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Insgesamt 852 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2023
Cline, Emma

Die Einladung


ausgezeichnet

Ein Leben voller Lügen und Verstellung in der Welt der Reichen und Schönen.
Sich den Wünschen und Erwartungen anderer anzupassen, wie eine Art gesellschaftliches Ausstattungsstück zu agieren, so wird die Hauptfigur Alex vorgestellt. Ihre Gegenwart war jedoch nur solange erforderlich und geduldet, solange sie keine gesellschaftlichen Fehltritte begeht in Anwesenheit ihres Sponsors, dem älteren Herrn namens Simon. In der beschriebenen Welt der Reichen und Berühmten von L.A. mit den Hamptons an der Küste geht es nicht um Liebe, Zuneigung, echte Gefühle oder Freundschaft, sondern um hohle Flirts, Macht und Manipulation von Menschen wie Alex. Sie ist nur geduldet, aber nicht mächtig, ständig ohne Geld, stets eine Spur von Problemen hinter sich lassend. Die Problematik für Kinder der Reichen oder Berühmten wie Jack wird thematisiert, deren Persönlichkeit verzerrt ist durch eine falsche Realität. Kein Mensch reagiert jemals aufrichtig auf sie, kein Mensch gibt ihnen sinnvolles soziales Feedback, also haben sie nie ein vernünftiges Selbstbild kultiviert. Was ist das für eine schräge Umgangskultur, wo jeder gewohnt ist, das höfliche so Tun, nicht nur das vordergründige, ständig freundliche Lächeln. Die Einnahme von Schmerztabletten und Drogen, um den Tagesproblemen zu trotzen, durchzieht den Roman. Ein intelligent gezogener Spannungsbogen zieht sich über mehrere Tage bis zu Simons Gartenparty am Ende der Woche, die Alex kreativ durch einige Zufallsbekanntschaften überbrückt, dazu ihren geprellten, angsteinflößenden Ex-Freund Dom als negative Nebenfigur mit im Spiel. Insgesamt ein einfühlsames Stimmungsbild einer jungen Frau, die gut darin geworden ist, so zu tun als ob. Ein Leben Für mich ein lesenswerter Roman zum Nachdenken.

Bewertung vom 22.06.2023
Henry, Emily

Happy Place


weniger gut

Zu wenig Drive und Witz für mich.
Die großen Gefühle zwischen Harriet und Wyn konnte mich nicht überzeugen, beide wirkten auf mich auch nicht sympathisch. Der Schreibstil ist neben der passenden Wortwahl nicht ausdruckstark genug, leider eher langweilig dahin plätschernd ohne genug Gigs oder überraschende Momente. Selbst durch die Zeitsprünge kommt nicht genug Dynamik ins Spiel. Die Idee einer zweiten Chance mit dem Ex-Partner halte ich an sich für nicht schlecht, aber die Umsetzung hat mich nicht angesprochen. Die Nebenfiguren bleiben im Gesamtverlauf ebenfalls sehr blass in ihrem Charakter. Freundschaften und Verliebtheit neben Trennung während der Studienzeit und danach werden thematisiert. Aber wo bleiben die lustigen Szenen in dieser Romantik-Komödie? Das Cover weckt Sommerurlaubs-Feeling mit Relaxen im Wasser – auch farblich ansprechend kreiert. Hier würde ich insgesamt keine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 20.06.2023
Sutcliffe, William

Genial normal


sehr gut

Was für eine humorvolle, auch tiefgründige Botschaft für Teenager!
Das Cover zeigt die Hauptfigur allein im Spotlight, mit unbehaglichem, unsicheren Gesichtsausdruck in alltäglicher Aufmachung. Dieser 15-jährige Sam sieht sich nach Umzug mit seiner sympathischen, nun reichen Familie nach Hampstead, Nord-London in der Nord-London-Akademie für Begabte und Talentierte als Außenseiter, wird gemobbt und einfach ignoriert. Dass hier über ein Projekt des Schultheaters mit einem Shakespeare Stück geschrieben wird, ist typisch britisch, erlaubt der Hauptfigur, seine Unsichtbarkeit, Hemmungen und Hilflosigkeit, sein Gefühl als Loser zu überwinden mit Hilfe eines Kostüms und einer Maske. Mit diesem Gefühl, nicht mehr er selbst zu sein, öffnet er sich der Selbstfindung, steht zu seiner normalen Eigenart, nicht genial sein zu wollen, sondern er selbst. Weitere humorvoll beschriebene Themen sind Freundschaft, Ausgrenzung, erste Liebe und Familie. Die Empfehlung, geeignet für Jugendliche ab 11 Jahren, halte ich für verfrüht. Der flotte, muntere Schreibstil, eher für reifere, männliche Teenies geeignet, spricht auch in seiner Wortwahl wie Pimmel, Hosen-Zeltstangen-Alarm, Sexting mehr Jungen an. Die Darstellung der Familienmitglieder fand ich erfrischend. Eine ehrliche, echte Verbindung zu einem Mädchen aufzubauen, gelingt überzeugend. Empfehlenswerter Lesestoff für Teenager!

Bewertung vom 19.06.2023
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


sehr gut

Was sich liebt, das verletzt sich auch – wie z.B. in dieser Story.
Eine romantische, aber durch Schicksalsschläge auch sehr bewegende Geschichte, erzählt aus der Sicht zweier sehr gegensätzlicher Charaktere. Will, 18 Jahre, gebrandmarkt als Bad Boy, und Rosie, 17 Jahre, aus gutem Hause, belastet mit mehreren Ticks, diese beiden sind nicht nur durch einen besonders schweren Schicksalsschlag miteinander verbunden, sondern in einem mehrmaligen gefühlvollen, aber kompliziertem Hin und Her bis zu Will’s 40. Geburtstag voneinander immer wieder angezogen. Während Nebenfiguren in ihrer beständigen Art z.B. wie Will‘s Großmutter eine emotional klare, positive Plattform bieten, werden Will und Rosie von Alkohol, Depressionen, Schlaflosigkeit, Kontrollstörungen und tiefen inneren Verletzungen geschüttelt, was glaubhaft vermittelt wird im Roman. Auch wenn der Schluss sehr berührend beschrieben ist, kommt er doch sehr überraschend und kurz daher. Themen wie der Verlust eines Zwillings, Schuldempfinden, Homosexualität, Sich-Selbst-Finden sind eingeflochtene Bereiche, sprachlich in intelligenten Gesprächen verarbeitet. Ihr gemeinsamer Treffpunkt in Norfolk, der Leuchtturm, könnte als besonderes Sinnbild für Erleuchtung für beide stehen, wie dieser auch im Cover am Nachthimmel den Weg beleuchtet. Insgesamt eine berührende Lovestory mit vielen überwundenen Hürden.

Bewertung vom 16.06.2023
Oehmke, Philipp

Schönwald


ausgezeichnet

Ein Buch zum Nachdenken!
Viele Probleme, dunkle Geheimnisse innerhalb einer deutschen Familie tauchen nacheinander auf, um erst auf den letzten Seiten einen gefühlsbetonten, dramatischen Abschluss zu finden. Gefühle zu artikulieren, das schafft Ruth nicht besonders aufgrund ihrer väterlichen Erziehung. Vermeidungsstrategie strebt sie an. Ihr Doppelleben gibt ihr Erfüllung jenseits der Familie. Angebliches Nazigeld ihres verstorbenen Vaters bzw. Großvaters löst Konflikte der Vergangenheitsbewältigung aus. Gedanken zur ewigen Schuld für Deutschland und seine wissenschaftlichen Historikerdebatten nach mehreren Jahrzehnten nach Kriegsende sind eingeflochten. Homosexualität steht im Raum ohne tiefer gehende Gespräche. Mit dem Sohn Chris, Literaturwissenschaftsprofessor aus der Ivy-League bzw. seine Aktivitäten bei MAGA - »Make America Great Again« - werden Sexismus und Karriere samt Fußangeln im akademischen Betrieb von Universitäten thematisiert. Wichtig ist hier auch die Frage, ob es besser ist, sich mit Weggucken, Nichtwissenwollen, Halbwahrheiten oder geschönten Versionen durchs Leben zu hangeln wie Bennis Schuldzuweisung an die Eltern zeigt. Neben Ruth als sehr dominante, weibliche Hauptperson mit ihrem Faible für Thomas Mann verzagen die Männer sehr an dem Trio der Hölle bestehend aus Emilia, Milliardärin, dann Karolin, Kampflesbe und der Amerikanerin Kimberley, Trump-Anwältin. Allein schon durch solch starke Charaktere ist ein guter Spannungsbogen gesetzt, gepaart mit gewandtem Schreibstil und gehobener, akzentuierter Wortwahl aus dem Akademikermilieu. Ein tiefgründiges Buch zum Nachdenken!

Bewertung vom 12.06.2023
Wacker, Florian

Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1


gut

Ein Frankfurt Krimi mit ganz interessanter Schmuggelware
Das Cover, farblich düster gehalten, passt sehr gut zum Thema mit einem Blick auf die Frankfurter Hafen-Skyline mit altem Kran und Hochhäusern von Mainhatten im Hintergrund. Äußerst interessant ist das Thema rund um den internationalen Schmuggel mit seltenen, vom Aussterben bedrohten Tierarten wie hier den Glasaalen. Schauplätze sind Frankfurt Kelsterbach, China mit Hongkong und Frankreich mit Nantes. Entsprechend sind verschieden charakterisierte Akteure vor Ort aktiv, authentisch in ihrer jeweiligen Position beschrieben wie z.B. die schüchterne Chinesin Mian oder der verliebte Paul aus Nantes. Die Hauptfigur Staatsanwältin Greta Vogelsang vom Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte ist ein zwar beruflich eigenwilliger, aber besonders im privaten Bereich sehr angenehmer, menschlich sympathischer Charakter. Die Auflösung ihres Traumas in Genua ist offengeblieben. Leider hatte der Krimi zu wenige Überraschungsmomente bei all den interessanten Hintergrundinformationen zum Thema Aal und Frankfurter Lokalkolorit, was leider etwas zu Lasten der Spannung geht.

Bewertung vom 11.06.2023
Bonetto, Andrea

Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1


sehr gut

Eine mysteriöse Mordserie in Ligurien mit Urlaubsflair!
Das Cover, mit bunten Häusern entlang der Küste gestaltet, verspricht eindeutig einen Urlaubskrimi in erholsamem Ambiente. Neben der Aufklärung von Verbrechen erfährt man auch Privates über die Hauptfiguren. Private Erinnerungen besonders von Kommissar Grassi sind im gesamten Roman eingeflochten, helfen natürlich auch seinen kantigen, eigenwilligen Charakter näher zu beleuchten. Die malerischen Beschreibungen der Natur im Cinque Terre, die vielen Landschaftsbeschreibungen die ligurische Küste entlang lassen ein angenehmes Urlaubsgefühl aufkommen, verstärkt noch durch leicht verständliche italienische sprachliche Einsprengsel. Unterschiedliche, auch kantige Charaktere werden in diversen zwischenmenschlichen Problemlagen gezwängt. Die Spannungskurve fällt bei vorhersehbarem Ende leicht ab, insgesamt aber ein gut konstruierter erster Kriminalfall dieser Serie.

Bewertung vom 10.06.2023
Littlewood, Fran

Die unglaubliche Grace Adams


gut

Eine Familiengeschichte mit ernsten Themen gespickt.
Das bunte, in sommerlichen Farben gehaltene Cover in Jugendstilmanier vermittelt einen ersten falschen Eindruck vom nicht so luftig, fröhlichen Inhalt. Auf verschiedenen Zeitebenen wird eine Familiengeschichte rund um die 45-jährige Grace Adams, ihrem Ex-Mann Ben und der Teenie-Tochter erzählt. Hauptthemen sind die Scheidung, das Versöhnen mit ihrer Tochter, Trauerbewältigung und Missbrauch. Mit all ihren Selbstzweifeln über ihr missglücktes Leben kommt die Hauptfigur besonders im Jetzt sehr chaotisch, emotional durchgeschüttelt daher. In dieser tragischen Familiengeschichte kämpft Grace mit aller verzweifelten Kraft um ihre Familie und auch um sich selbst. Wie fehlende Kommunikation den Zusammenhalt innerhalb der Familie schwächen kann, wird hier gut beschrieben. Rückblenden in die Jahre 2002-2012 und vor drei bzw. vier Monaten decken wichtige gemeinsame Momente im Zusammenleben nicht nur voller Traurigkeit, Verzweiflung, sondern auch überzeugender Liebe auf, führen aber auch zu kleinen Längen in der ersten Hälfte des Romans besonders. So spannend und interessant das Frauenthema um Grace wie verantwortungsvolle Mutterschaft hier auch ist, schrecken mich die schwer nachvollziehbaren Wutausbrüche, Sachbeschädigung, Diebstahl auf ihrem Geburtstagstortentrip durch Nord-London doch sehr ab. Ihre Befreiungsschläge in all ihrer Verzweiflung konnten mich nicht überzeugen.

Bewertung vom 09.06.2023
Etzold, Veit

Die Zentrale / Laura Jacobs Bd.2


ausgezeichnet

Spannung pur – ein Lesevergnügen!
Band 1 habe ich nicht gelesen, lerne die taffe, intelligente Hauptfigur Laura Jacobs, Wertpapierberaterin in der BWG Bank Berlin, Bank für Wirtschaft und Gesellschaft, erst jetzt mit ihrer analytischen Schärfe kennen. Timo Jacobs, Handwerksmeister, Ehemann von Laura, kommt im Gegensatz zu ihr zwar überzeugend ehrlich, aber weniger clever daher. Besonders hinsichtlich des Grundstückkaufs kommen Rückblicke auf berufliche und private Abgründe und massive Bedrohungen vor, was aber dem straff gezogenen Spannungsbogen in Band 2 nicht schadet. Themen wie z. B. Schwarzgeldtransaktionen über Kryptowährungen, Geldwäsche und Immobilienkauf, Leerverkäufe, internationale Bilanzmanipulation der Finanzwelt werden für Laien erklärt zwischen meist unblutigen Tötungsdelikten skrupelloser, einflussreicher, bisher immer noch unbekannter Täter. Historische Bezüge zum damaligen Postchef Klaus Zumwinkel sind gekonnt eingebaut. Der sehr unterhaltsame Plot ist für mich schlüssig mit mehreren offenen Enden. Inwieweit solche kriminellen, milliardenschweren Machenschaften in der Finanzwirtschaft tatsächlich realistisch machbar sind, kann ich nicht beurteilen.