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Glüxklaus
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Franken

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Insgesamt 629 Bewertungen
Bewertung vom 27.05.2021
Gibbons, Francesca

Das Geheimnis der Sternenuhr / Sternenuhr Bd.1


sehr gut

Packendes Fantasy-Märchen - eine aufregende Reise in eine andere faszinierende Welt

„Lofkinje entfaltete ihre Geschichte im Dunkeln. Den ersten Teil trug sie schon seit ihrer Kindheit mit sich herum. Manchmal spürte sie das Gewicht in der Tasche, als wäre die Geschichte ein Stein, der von den Berührungen ihrer Finger ganz glatt geworden war. Es war lange her, dass jemand sie gebeten hatte, ihn aus der Tasche zu nehmen.“

Imogen und ihre jüngere Schwester Marie streiten viel. Als Imogen sich beim Kuchenessen mit ihrer Großmutter in einem Café mal wieder besonders über Marie ärgert, braucht sie dringend frische Luft und unternimmt einen Spaziergang. Im Park entdeckt sie einen seltsamen Falter, der sie zu einer Tür in einem Baum führt. Imogen geht durch die Tür und landet in einer unglaublichen Welt: in der Stadt Jaroslaw, in der es noch Könige, Prinzen, Burgen, Schätze, Monster und dunkle Mächte gibt. Unbemerkt ist ihr auch Marie gefolgt. Die beiden Mädchen müssen nun gemeinsam ein ganz besonderes, überaus herausforderndes Abenteuer bestehen.

Francesca Gibbons Sprache ist gut verständlich und passt zur Geschichte. Gerade der Part in der phantastischen Welt liest sich mitunter wie ein Märchen, das wirkt sehr stimmig. Das Buch lässt sich recht flüssig vorlesen.
Kinder ab zehn Jahre können das Buch sicher schon eigenständig lesen. Inhaltlich geht es oft recht grausam und brutal zu. Für sensiblere Kinder ist die Geschichte daher möglicherweise nur bedingt zu empfehlen. Das Buch ist zwar recht umfangreich und die Schrift ist normal groß gedruckt, die Kapitel sind aber oft angenehm kurz und daher sehr „lesefreundlich“. Das Buch hat abgesehen vom vielversprechenden Cover keine Illustrationen.

Imogen und Marie sind zwei Schwestern, die durchaus realistisch beschrieben werden. Ihre ständigen Streitereien mögen oft recht anstrengend und nervend sein, aber durchaus glaubwürdig. So gehen manche Geschwister auch im echten Leben miteinander um. Gerade Marie entwickelt sich in Jaroslaw aber in erstaunlichem Maße und wächst über sich hinaus. Das muss auch Imogen anerkennen und die Beziehung der beiden wird durch die gemeinsamen Erlebnisse verstärkt und intensiviert.
Viele Charaktere haben etwas Märchenhaftes. Da gibt es einen einsamen, weltfremden Prinzen, eine Doppelgängerin von Schneewittchens Stiefmutter, einen hünen- und heldenhaften Jäger, der sich ganz anders präsentiert als erwartet, eine tapfere Frau aus den Wäldern, einen nicht ganz koscheren König und gruselige monsterhafte Kreaturen. Eine ausgesprochen vielfältige Figurenkonstellation mit einigen sehr speziellen Charakteren.

Spannungsmangel findet sich hier nicht, im Gegenteil „Das Geheimnis der „Sternenuhr“ besticht durch einen atemberaubenden, extrem fesselnden Plot. Zimperlich dürfen die Leser dabei nicht sein, manche unangenehmen Figuren schrecken nämlich auch vor körperlichen Grausamkeiten nicht zurück. Auch wenn man als Erwachsene möglicherweise erstmal schlucken muss, nehmen die Kinder die Geschichte vermutlich als das, was sie ist, als spannendes Fantasy-Märchen. Und da geht es manchmal wie in klassischen Märchen eben auch recht rau und grob zu. Meine knapp zehnjährige Tochter meinte sogar, sie findet es besonders gut, dass endlich mal etwas „Richtiges“ passiert und nicht immer nur eitel Sonnenschein herrscht.
Am Ende bleibt so Einiges noch offen und der eigenen Vorstellung überlassen...
Für uns dennoch ein tolles Fantasy-Abenteuer mit einer sehr besonderen, ambivalenten, oft düsteren Schauplatz, faszinierenden Figuren, einer packenden Handlung und einer starkem Freundschaft, das uns nach kurzer Zeit gefangen und gebannt hat. Eine aufregende Reise in eine vollkommen andere Welt. Fantasyfreunde werden garantiert auf ihre Kosten kommen.

Bewertung vom 27.05.2021
Maar, Paul

Der kleine Troll Tojok


ausgezeichnet

Vom abenteuerlichen Leben im Wald, alten und neuen Freundschaften und Pfannkuchen - wunderbare Gute-Laune-Geschichten

Der kleine Troll Tojok lebt mit seinen Eltern in einem kleinen, gemütlichen Steinhaus im tiefen dunklen Wald. Mit seinem besten Freund, dem Wildkater Mommo erlebt Tojok viele Abenteuer. Ob er er auf der Suche nach dem passenden Abendessen ist, einen Ausflug unternimmt, um neue Freunde kennenzulernen oder einen Dieb auf frischer Tat zu ertappen versucht, jeder Tag ist für Tojok ein aufregendes Abenteuer. Mit den verschiedenen Bewohnern des Waldes, Kater, Bär, Biber oder Rabe wird es eben nie langweilig.

Paul Maar schreibt gewohnt natürlich, flüssig, sehr gut verständlich und kindgemäß. Wie auch im Sams beweist er nicht nur Erzähl-, sondern auch Dichtkunst und präsentiert immer wieder unterhaltsame und witzige Reime und Gedichte. Man merkt beim Lesen, dass Maar selbst großen Spaß an seinen Sprachspielen hat. Die lebendige Fröhlichkeit, mit der der Autor erzählt, ist in jedem Satz spürbar.
Das Buch ist etwas größer als DIN A 5-Format und daher recht handlich, aber dennoch groß genug, dass die Bilder richtig zur Geltung kommen. Die Illustrationen liefert der Autor übrigens selbst: witzige, bunte und ausdrucksstarke Bilder. Das Papier ist nicht rein weiß, sondern meliert, was sehr gut zum Inhalt der Geschichte und dem natürlichen Leben im Wald passt. Zum Vorlesen eignet sich der Band für Kinder ab fünf Jahren. Kinder ab sieben Jahren können sich die Geschichten schon eigenständig erlesen.

Tojok ist eine ausgesprochen nette und sympathische Figur. Den kleinen, fröhlichen, freundlichen und neugierigen Trolljungen, der stets offen auf andere zugeht, muss man einfach mögen. Tojok sagt, was er denkt. Man weiß immer, woran man bei ihm ist. Kater Momo ist da etwas komplizierter und verhält sich nicht immer ganz so umgänglich wie sein bester Freund der Trolljunge. Aber so sind Kater nun mal, sie fahren manchmal die Krallen aus, obwohl sie vielleicht lieber schmusen wollen. Viel Unterhaltungswert hat auch der käsesüchtige Rabe und der etwas verpeilte Bär Bobo, der immer neue Varianten für Tojoks Namen auf Lager hat. Die Waldbewohner sind allesamt drollige Figuren.

„Der kleine Troll Tojok“ sprudelt vor Lebenslust und Fröhlichkeit. Dieses Buch macht einfach gute Laune. Das Haus der Trollfamilie wird so idyllisch, anschaulich und lebendig beschrieben, dass man am liebsten selbst darin wohnen möchten, abseits der normalen, technische Welt. Wer sehnt sich nicht nach Entschleunigung, Leben im Einklang mit der Natur? Tojoks märchenhafte Welt lädt dazu ein, sich für einen Moment wegzuträumen. Freilich gibts auch Probleme, so wird Tierquälerei thematisiert oder Mommo gerät in Streit mit einer Katze, aber Tojok weiß auch damit umzugehen.

Eindrücklich stellt Paul Maar in diesem Buch dar, was Sprache alles kann. Sie vermag so viel auszudrücken, kann genauso schön wie witzig sein, hat großen Unterhaltungswert - ob als Sprachverwirrung, als Reim oder Gedicht oder als besondere eigens entwickelte Sprache, die einer bestimmten Figur zugeordnet wird. Die Geschichten zeigen die bemerkenswerte Vielfältigkeit der Sprache. Als Lehrerin könnte ich mir gut vorstellen, es in ersten Klassen vorzulesen, um zu verdeutlichen, wie viel Spaß Sprache machen kann, wie spannend es sein kann, ihr auf den Grund zu gehen. Ein besonderes Highlight ist Tojoks Trolllied das zu Beginn abgedruckt ist.
Tojoks Abenteuer machen große Lust darauf, die Natur und ihre Wunder zu entdecken, mit Freunden zu spielen, zu dichten, Lust auf Sommer und Pfannkuchen. Eine wunderbare Gute-Laune-Freundschaftsgeschichte und eine Bereicherung für jedes Kinderbuchregal.

Bewertung vom 18.05.2021
Benedict, Marie

Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2


sehr gut

Kaum bekannt und doch bedeutend- lesenswerte Romanbiographie über Clementine Churchill

„Besonders fügsam ist sie ja nicht gerade, oder?“

1908 heiratet Clementine Winston Churchill. Fortan steht sie als seine Ehefrau immer an seiner Seite, bekommt mit ihm fünf Kinder. Das Paar verbringt miteinander viele aufregende, glückliche und schwere Zeiten. Nicht nur privat, auch als Staatsmann unterstützt Clementine Winston stets loyal und zuverlässig. Sie erlebt und gestaltet auch mit ihm gemeinsam während seiner politischen Karriere die Weltgeschichte direkt mit.

Marie Benedict erzählt in Ich-Form aus Clementines Sicht, in der Regel chronologisch. Ihr Schreibstil liest sich recht leicht und flüssig, ich empfinde ihn als authentisch. Mich in Clementines Leben hineinzuversetzen, fiel mir daher nicht schwer.

Clementine Churchill, genannt Clemmie, stellt eine sehr faszinierende Protagonistin dar. Sie erlebt als Tochter einer eher unkonventionellen, lieblosen Mutter keine einfache Kindheit.
Diese Erfahrung, „das Gefühl, in dieser Welt alleine zu sein“, verbindet sie mit Winston und prägt ebenso entscheidend die Beziehung zu ihren eigenen Kindern. Auch Clementine hadert mit dem Muttersein. Sie ist in jeder Hinsicht sehr ehrgeizig und streng mit sich und hat überzogene Ansprüche an sich selbst, die sie kaum erfüllen kann. Zu ihren Kindern pflegt sie ein nicht ganz unbelastetes, teils distanziertes Verhältnis, was auch in der ausgesprochen engen Bindung zu ihrem Mann begründet ist, das wenig Raum für die Kinder lässt. Clemmies Leben dreht sich um Winston, sie ist von ihm abhängig, er von ihr. Winston nennt Clementine seine „Geheimwaffe“. Clementine zeigt sich klug, loyal, kühn, aber auch manchmal recht „kompliziert“ und streitlustig. Sie engagiert sich für andere und wichtige Themen, wie veränderte Frauenrollen und -rechte oder eine Verbesserung der Bedingungen in den Luftschutzräumen, tut dies aber immer auch für ihr eigenes Selbstwertgefühl, was ihr selbst deutlich bewusst ist. Sie hat große Angst davor, „marginalisiert“ zu werden.
Auch wenn Clementine mir mit ihren hohen Ansprüchen, ihrer Strenge, ihrem Ehrgeiz nicht immer sympathisch war, hat sie mich doch mehr als beeindruckt. Ihre Persönlichkeit wird nachvollziehbar, überzeugend und stimmig dargestellt.
Winston Churchill, den bedeutenden Staatsmann der Weltgeschichte geschrieben hat, aus der Sicht seiner Frau, die ihn besser kennt als niemand sonst, zu erleben, war für mich mehr als interessant und aufschlussreich.

„Lady Churchill“ erzählt von einer wahrhaft außergewöhnlichen Frau, die entscheidend an wichtigen historischen Entwicklungen beteiligt war, sei es als anonyme Verfasserin eines Leserbriefs, als selbstbewusste Frau, die Charles De Gaulle sehr direkt und unverblümt die Meinung sagt oder als Vertraute Eleanor Roosevelts, die ihre persönlichen Verbindungen geschickt einzusetzen versucht. Clementine findet wiederholt ganz verschiedene Mittel und Wege, um ihre und Winstons Vorstellungen durchzusetzen. Doch so einflussreich sie auch war, bekannt ist davon wenig. Diese Romanbiographie setzt der faszinierenden, bemerkenswerten, selbstbewussten, manchmal „unbequemen“ Frau, die eben nicht nur Mutter und Ehefrau, sondern auch wichtige politische Akteurin war, ein literarisches Denkmal.
Mitunter hatte der Roman seine Längen, stellenweise hätte nach meinem Geschmack etwas gestraffter und lebendiger erzählt werden können. Dann wurde ich zwar nicht mitgerissen, aber im Großen und Ganzen dennoch gut und solide unterhalten. Clementine Churchill ist ein weiteres beeindruckendes Beispiel dafür, dass manchmal auch aus dem Hintergrund agierend und ohne lauten Krawall die Welt verändert werden kann.

Bewertung vom 11.05.2021
Jensen, Svea

Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ruhiger cosy Krimi mit angenehmer Nordsee-Atmosphäre

Anna Wagner hat bisher bei der Polizei in München gearbeitet. Nun soll sie in Sankt Peter Ording im Fall einer vermissten jungen Frau ermitteln. Nina Brechtmann, die aus einer Hoteliersfamilie stammt, sich aber in letzter Zeit für den Umweltschutz stark gemacht hat und sich von ihrer Familie entfremdet hat, ist spurlos verschwunden. Gemeinsam mit Hendrik Norberg, dem neuen Leiter der Polizeidienststelle Sankt Peter Ording versucht Anna Wagner herauszufinden, was mit Nina geschah.

Der Schreibstil der Autorin Svea Jenssen ist gut verständlich, recht flüssig und leicht lesbar. Jenssen erzählt abwechselnd in der dritten Person aus der Sicht von Anna Wagner, Hendrik Norberg und weiterer vom Fall betroffener Personen. Es geht sowohl um das Berufs- als auch um das Privatleben der beiden Polizisten.

Die Hauptpersonen Hendrik Norberg und Anna Wagner orientieren sich gerade beruflich neu. Norberg hat vor kurzem seine Frau Kathrin verloren und seine Tätigkeit bei der Mordkommission in Itzehoe aufgegeben, um bei der Schutzpolizei in Sankt Peter Ording zu arbeiten. Er hofft, sich so mehr um seine beiden Söhne Lasse und Finn kümmern zu können. Norberg und sein Sohn Lasse leiden sehr unter dem Verlust von Kathrin und kommen aktuell nicht gut miteinander aus, was Hendrik natürlich schwer zu schaffen macht.
Auch Anna Wagners Leben hat sich nach der Scheidung von ihrem Mann grundlegend verändert. Der neue Job soll für sie einen Neuanfang bringen.
Hendrik Norberg wirkt zunächst auf andere recht unterkühlt, Anna Wagner macht es ihren Mitmenschen mit ihrer offenen Art da deutlich leichter. Sie gibt sich unkompliziert und pragmatisch, nimmt die Dinge wie sie sind, hadert nicht mit ihrem Schicksal. Hendrik schon. So unterschiedlich sie sind, wirken doch beide auf ihre Art sympathisch. Ganz zögerlich lässt sich Hendrik auf die neue Kollegin ein und die beiden beginnen, gemeinsam zu ermitteln und aufeinander einzugehen. Auch wenn sie noch nicht viel Zeit miteinander verbringen, passen sie irgendwie zusammen. Diese sanfte Entwicklung einer Beziehung zwischen den Figuren, die ganz eigene Dynamik zwischen beiden, wird einfühlsam und nachvollziehbar geschildert. Dass die beiden auch in ihrem Privatleben dargestellt werden, das macht sie für mich „plastischer“.

Atemberaubend spannend und blutrünstig geht es in diesem cosy Krimi nicht zu. Das Erzähltempo ist sehr ruhig, fast gemütlich. Das Rätsel des Falls umfasst die Person Nina. Wo steckt Nina bloß? Gleichzeitig möchte man als Leser mehr von dieser jungen Frau wissen. Die Fragen, wer sie genau war, was sie tat und wie sie sich verhielt, führen näher zu ihrem Verbleib. Die Zahl der Personen, die in den Fall verwickelt ist, ist angenehm überschaubar und überfordert nicht.
Am Rande werden zudem aktuelle Probleme bei der Bebauung von Tourismusgebieten thematisiert, dieser Bezug zur Realität gefiel mir.
Ein wenig mehr Action hätte dem Plot nicht geschadet. Die Handlung hält zudem wenige Überraschungen bereit, die Aufklärung ließ sich schon recht früh erahnen. Dennoch habe ich den langsamen, leisen und stimmigen Krimi recht gerne gelesen. Er spiegelt für mich passend die unaufgeregte, ruhige Atmosphäre im hohen Norden wider. Hier dauert es manchmal einfach, bis sich die Leidenschaft zeigt, aber sie ist bei den Protagonisten schon zu spüren. Kein raffinierter packender Psychothriller mit Krawall, aber ein solider, nachvollziehbarer Krimi vor ansprechender Kulisse mit Figuren, die durchaus Potential haben. Ich bin sehr neugierig, wie sich die Zusammenarbeit der beiden Ermittler noch weiterhin gestalten wird.

Bewertung vom 10.05.2021
Schellhammer, Silke

Erste Stunde: Tierisch laut! / School of Talents Bd.1


sehr gut

Ein bisschen Hogwarts und „Schule der Magischen Tiere“, dazu eine Prise Tierwandler und ganz viele atemberaubende, individuelle Talente

Alva hat es nicht leicht. Sie kann alle Tiere sprechen hören und sich dann gar nicht mehr richtig konzentrieren. Kein Wunder, dass andere Leute sie da oftmals als „merkwürdig“ empfinden. Nichts wünscht sich Alva mehr, als ein normales Mädchen zu sein. Von ihrem Onkel Thomas erfährt Alva Hochinteressantes: Ihr Onkel ist Schulleiter einer ganz besonderen Schule, der „School of Talents“. Alle Schüler haben dort ganz verschiedene außergewöhnliche Fähigkeiten. Onkel Thomas schlägt vor, dass auch Alva seine Schule besucht. Alva kann sich mit diesem Gedanken erst nicht recht anfreunden, sie möchte ihre Familie nicht verlassen. Die Zeit auf der Schule entwickelt sich dann aber ganz anders als das Mädchen erwartet hat.

Autorin Silke Schellhammer erzählt aus Alvas Sicht in der dritten Person. Die Geschichte liest sich für Kinder gut verständlich, flüssig und lebendig.
Simona Ceccarelli liefert zum Text entsprechende Bilder. Wie in der Vorstellungsseite deutlich erkennbar, sehen ihre Figuren sehr unterschiedlich und individuell aus, manche niedlich, manche streng, andere etwas seltsam und witzig. Die schwarz-weiß Bilder passen auf jeden Fall zur Geschichte. Es hätten für meinen Geschmack ein wenig mehr sein können, aber dennoch motivieren und unterhalten die Illustrationen. Das Buch eignet sich für Leser ab acht, neun Jahren und beim Vorlesen für Zuhörer ab sechs.

Dass auf einem Internat für Schüler mit besonderen Fähigkeiten keine „normalen“ Charaktere vorkommen, ist selbstverständlich. Da treffen sehr viele außergewöhnliche Figuren aufeinander. Protagonistin Alva kann Tiere sprechen hören. Ein Talent, um das sie wohl viele beneiden würden. Doch wenn man genauer nachdenkt, ist es gar nicht einfach, permanent im Hintergrund Tiergespräche zu vernehmen. Meine Mitleser konnten gut verstehen, dass Alva anfangs ihr Talent eine Last ist und sie nur die negativen Seiten dieser Fähigkeit sieht. Alva fühlt sich wie eine Außenseiterin und hat Angst, dass alle anderen sie für verrückt halten. Erschwerend kommt hinzu, dass Alvas kleiner Bruder Carlos hochbegabt ist und und sogar die gleiche Klasse wie Alva besucht, obwohl er viel jünger ist. Das trägt nicht gerade zu Alvas Selbstbewusstsein bei. Auf der School of Talents erfährt Alva, dass ihr lästiges Talent aber auch eine positive Kehrseite hat.
Die Liste der weiteren interessantesten Charaktere ist lang: Onkel Thomas wirkt auf seine Mitmenschen nicht sehr einnehmend. Er kann Gedanken lesen. Dann gibt es auf der Schule noch Mala, die Wasser mehr oder weniger beherrscht, Tierwandler Jonas und viele weitere „begabte“ Schüler. Bei dieser Menge an originellen Figuren mit Superheldenpotential wird es garantiert nicht langweilig.

Wie wird es Alva auf der Schule ergehen? Welche geheimnisvollen Fähigkeiten haben die anderen Schüler? Und gibt es auf der Insel wirklich einen Schatz?
Schon der Schauplatz der Geschichte, ein Internat auf einer Insel hinter einer Wand aus Nebel ist so spannend wie die Handlung selbst.
Alva erlebt nicht nur ein turbulentes Abenteuer, sondern auch, wie es ist, Freunde zu haben. Und obwohl auf der School of Talents Vielseitigkeit normal ist, wird Alva langsam klar, dass sie ein außergewöhnliches Mädchen ist und dass ihre unbequeme Fähigkeit eben auch ein besondere Gabe ist.
Der Humor wird hier ebenfalls nicht vernachlässigt, das liegt auf der Hand. Die Schüler der School of Talents müssen noch lernen, ihre Fähigkeiten zu beherrschen. Noch sind sie aber dazu nicht immer in der Lage. Das führt zu einigen absurden Situationen.
Uns hat dieses packende, geheimnisvolle, magische und komische Schulabenteuer der etwas anderen Art sehr gut gefallen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Alva und ihren neuen Freunden. Für alle Fans von Harry Potter, „Der Schule der magischen Tiere“ und den „Tierwandlern“ ein besonderes Lesevergnügen.

Bewertung vom 05.05.2021
Blanck, Ulf

SOS aus der Tiefe / Rick Nautilus Bd.1


sehr gut

Leinen los! Phantasievolles Meeresabenteuer mit ganz besonderen Superhelden

Rick Nautilus lebt mit seinen Freunden der Ozeanerin Ava und Emilo, der aus einer Piratenfamilie stammt, auf dem U-Boot Nautilus. Eines Tages fischen die drei aus dem Meer eine Flaschenpost mit einer eindeutigen Botschaft: „SOS“ steht auf dem kleinen Zettel im Inneren der Flasche. An der Flaschenpost ist ein Faden befestigt, der in die Tiefe des Meeres führt. Unten stoßen die Freunde auf eine erstaunliche Kolonie. Und die Bewohner dieser Meeresunterwelt brauchen ganz dringend Hilfe....

Ulf Blanck erzählt in kindgerechter, klarer und recht einfacher Sprache. Es fiel meinen Mitlesern und mir überhaupt nicht schwer, uns auf die Geschichte einzulassen.
Zum Vorlesen eignet sich das Abenteuer für Kinder ab fünf Jahren. Zweitklässler, Mädchen und Jungen ab acht Jahren, werden die Geschichte sicher schon selbstständig bewältigen können. Die Schrift im Buch ist zur besseren Lesbarkeit etwas größer gedruckt, der Zeilenabstand ein weniger breiter. Timo Grubings ansprechende, lebendige, comicartige Illustrationen motivieren die jungen Leser zusätzlich.

Die drei Hauptfiguren sind richtige Superhelden, für Kinder sicher Vorbilder, denen sie gerne nacheifern würden. Der namensgebende Rick Nautilus ist ein Technik-Freak und dazu ganz schön clever und abenteuerlustig. Ozeanerin Ava spricht die Sprache der Meeresbewohner, ihre Beine verwandeln sich in einen Fischschwanz, sobald sie Wasser berührt. Piratensohn Emilio ist sehr mutig, fürchtet nichts und niemanden. An kreativen Einfällen, wenn es darum geht, sich aus Bredouillen zu befreien, mangelt es ihm nicht. Vermutlich wird jeder Leser unter den Figuren eine Lieblingsfigur haben, mit der er sich besonders gut identifizieren kann. Das macht den Reiz der Geschichte aus.

Was ist denn in der Tiefe des Meeres nur los? Werden Rick und seine Freunde dabei helfen können, die Unterwasserbewohner in Sicherheit zu bringen und die drohende Gefahr für die Zukunft abzuwenden?
Extrem aufregend, was sich da unten alles ereignet! Bei ihrer Rettungsaktion stoßen die Kinder auf eine unbewohnte Insel und auf alte Bekannte von Ava, mit denen überhaupt nicht gut Kirschen essen ist. Es geht Schlag auf Schlag, langweilig wird es mit Rick Nautilus nicht. Im Gegenteil die Leser brauchen verdammt starke Nerven.
Für uns ein gelungener Reihenauftakt mit außergewöhnlichen Superhelden, viel Phantasie und jeder Menge Nervenkitzel. Wer von den unendlichen Weiten der Ozeane fasziniert ist, wird Rick Nautilus mögen. Für uns war es definitiv nicht der letzte Band der Reihe.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2021
Edmonds, David;Fraser, Bertie

Undercover Robot - Mein erstes Jahr als Mensch


ausgezeichnet

Wie ein Roboter Schule und Menschsein erlebt: Schräge, witzige und intelligente Geschichte

Dotty ist ein Roboter und Teil eines hochgeheimen Projekts. Sie soll ein Jahr lang wie eine normale Schülerin zur Schule gehen und dabei unerkannt bleiben. Wenn sie das schafft, winken ihrem Entwicklerteam 100 Millionen Dollar Preisgeld und Dotty wird der berühmteste Roboter der Welt. Doch so einfach ist es für einen Roboter trotz hochtechnisierter Software nicht, die menschlichen Gepflogenheiten und Sitten anzunehmen. Ob Dotty den Preis letztendlich gewinnen wird?

Autor David Edmonds schreibt ich Ich-Form aus der Sicht Dottys. An ihrer Sprache ist deutlich zu erkennen, dass Dotty eine ganz besondere Spezies ist. Sie analysiert zum Beispiel genau den Grauhaaranteil oder den Grad eines Lächelns in Prozentangabe.
Das Buch enthält ungewöhnlicherweise keine Illustrationen. Nur am Ende ist ein einziges Bild von Dotty abgedruckt. Leser ab zehn Jahren dürften den Inhalt der Geschichte selbstständig erlesen und erfassen können, einige Fragen werden dabei vermutlich bleiben, aber das ist auch beabsichtigt.


Dotty ist eine sehr amüsante Hauptfigur, ein „Nerd-Bot“. Auch wenn sie über ihre Software an unendlich viel Wissen gelangt, ihr kaum etwas in ihrem Umfeld entgeht, fehlt ihr etwas ganz entscheidendes für den Umgang mit anderen: Menschlichkeit! Für Dotty sind Menschen ein Mysterium:
„Aber die Frage, was Menschen glücklich macht, verwirrte mich immer noch. Die menschliche Natur ist so unlogisch, so widersprüchlich, dass sie den schlausten Supercomputer mit künstlicher Intelligenz verwirren würde. Ich muss das wissen – denn ich bin (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) der schlauste Supercomputer mit künstlicher Intelligenz, der je gebaut wurde, und ich finde Menschen rätselhaft.“
Eben weil Dotty nicht weiß, wie Menschen sich gemeinhin verhalten, tritt sie immer wieder in Fettnäpfchen und ignoriert Konventionen, das sorgt für sehr viele lustige, skurrile, aberwitzige Momente. Dotty ist nicht wie wir, erinnert in ihrem Benehmen ein wenig an Sheldon Cooper, aber trotzdem oder gerade deswegen konnten meine Mitleser und ich nicht anders als sie zu mögen.


Ob Dotty ein Jahr lang unentdeckt bleibt? Diese spannende Frage bestimmt große Teile der Handlung und lässt die Leser kräftig mitfiebern. Gegen welche unausgesprochenen Regeln wird Dotty wohl als Nächstes verstoßen und sich in die Bredouille bringen, ohne selbst zu verstehen, warum? Auch in der Hinsicht darf man sich als Leser auf einiges gefasst machen. Für Dotty ist der Schultag wie ein Minenfeld.
Klar, dass beim Thema des Buchs die Frage aufkommt, was Menschsein eigentlich ausmacht. Da geht es im Buch mitunter ganz schön philosophisch, vielleicht manchmal ein bisschen zu philosophisch und langatmig zu. Aber nur ganz selten. Und es ist durchaus erhellend zu lesen, was beispielsweise Dottys „Papa“ Professor Katnip über menschliche Eigenarten zu sagen hat:
„Menschen finden nämlich immer Wege, ihr Verhalten zu rechtfertigen. Egal was sie tun. Wir sind berüchtigt für Unehrlichkeit mit uns selbst.“
Wer das Buch mit Kindern liest, wird sich möglicherweise bald in unerwartet faszinierende, tiefgründige Diskussionen verwickelt sehen. Denn auch wenn das alles vielleicht ganz abgehoben klingen mag, beobachten und erkennen Kinder intuitiv oft viel mehr, was menschliches Verhalten ausmacht, als man ihnen als Erwachsener zutraut. Ihnen wird Dottys erstaunliche Entwicklung, die Davis Egmonts so nachvollziehbar schildert, nicht verborgen bleiben.
Zum Schluss nimmt die Handlung ziemlich Fahrt auf und alles steuert auf ein stimmiges, überzeugendes Happy End zu. Uns hat diese ungewöhnliche, komische, aber durchaus auch ernste Geschichte ziemlich beeindruckt. Wer witzige Geschichten zum Nachdenken mag, wird Dottys sehr mögen.

Bewertung vom 01.05.2021
Prentice, Andy

Paradise Pirates retten Captain Scratch / Paradise Pirates Bd.2


sehr gut

Ein tierisch spannendes Piratenabenteuer aus einer anderen Welt

Eichhörnchen Salty und seine Freundin Ozeane leben auf Paradise Island. Sie träumen davon, eines Tages den weiten Ozean zu überqueren und auf Schatzsuche zu gehen, denn Saltys verstorbene Eltern haben ihrem Sohn eine Schatzkarte hinterlassen. Der Alltag der beiden sieht aber wesentlich anders aus. Statt auf einem großen Schiff die Weltmeere zu erobern, segeln sie auf einer klapprigen Jolle, der „Ertrunkenen Ratte“, um die Waren der Eichhörnchen zum Markt zu bringen. Doch dann passiert etwas Schreckliches. Die Besatzung der Pack, fiese Füchse, entführen Ozeane, um an Saltys Schatzkarte zu gelangen. Dabei wird Saltys Jolle zerstört. Salty möchte seine Freundin zurückholen. Er wendet sich an den Dachs Captain Scratch, einem berühmt-berüchtigten Piratenkapitän, der einst sein Schiff „Menagerie“ unerschrocken durch die Meere lenkte. Ob Scratch und seine Crew nach langem Ruhestand Salty helfen wollen und können?

Jay Spencer schreibt bildhaft und lebendig, seine Formulierungen erinnern mitunter an klassische Abenteuergeschichten. Da ist von „tödlichen Riffen“ oder „kristallklarem Wasser“ die Rede, so bekommen die kleinen Leser eine genaue, lebhafte und klare Vorstellung, was sich gerade ereignet. Das Kopfkino ist angeschaltet.
Die Bilder von Max Meinzold stechen hervor. Sie sind farbenfroh, intensiv, individuell, sehr ansprechend, mal mehr mal weniger konturiert gestaltet und erstrecken sich teilweise über zwei ganze Seiten. Auf der Landkarte auf der Umschlaginnenseite kann man beispielsweise prima nachvollziehen, wohin Saltys Reise geht.
Leser ab sieben, acht Jahren können Paradise Pirates sicher schon selbst lesen, zum Vorlesen eignet es sich für jüngere Zuhörer ab fünf Jahren.

Erstaunlich viele unterschiedliche Charaktere tretend im Verlauf der Handlung auf. Da ist Eichhörnchen Salty, ein Waisenjunge, der wie viele Kinder davon träumt, als Held Abenteuer zu erleben. In ihn und seine Freundin Ozeane können sich die Leser sicher prima hineinversetzen. Wer möchte nicht auch einmal ein Held sein?
Die Mannschaft der „Menagerie“, die später in „Paradise“ umgetauft wird, ist so vielfältig wie die anderen Bewohner der Inseln. Da gibt es Captain Scratch einen knurrigen Dachs, der sich gerne auf die faule Haut legt, aber süchtig nach aufregender Action ist, ein neugieriges, winziges Nilpferdkind, einen begnadeten Krokodilkoch oder eine ziemlich resolutes Kängurudame. Klar, dass es bei den ganzen Unterschieden immer wieder Streit gibt. Aber wenn es um gemeinsame Missionen und gegen gemeinsame Feinde wie Schildkröten-Admiralin Yucca geht, ist man sich ganz schnell wieder einig. Und gerade ihre Vielfalt macht die originellen Figuren so unterhaltsam.

Beim gemeinsamen Lesen spürten wir förmlich den Wind um die Nase wehen und das Auf und Ab der Wellen, wir hörten beinahe das Meer rauschen. Spannender und lebendiger kann ein Abenteuer wohl nur dann sein, wenn man es selber erlebt.
Die „Paradise Pirates“ haben uns eine besondere, packende, humorvolle Geschichte voller Gefahren, Überraschungen, interessanten Wendungen und mit ganz viel Meer beschert. Wer glaubt, echte Piraten können nur Menschen sein, der kann sich von Salty und Co gerne eines Besseren belehren lassen. Wir sind mit Vergnügten erneut dabei, wenn es wieder heißt: „Auf zu Gold, Abenteuern und Ruhm!“

Bewertung vom 29.04.2021
Till, Jochen

Alien Academy Bd.1


ausgezeichnet

Schulstart mal anders - galaktisch-genialer Auftakt einer neuen Serie

Cody lebt auf dem Planeten Paras. Er kann sich seit seinem Unfall an nichts mehr erinnern, auch der Unfall selbst ist komplett aus seinem Gedächtnis gelöscht. Merkwürdig ist zudem, dass seine Eltern völlig anders aussehen als er. Während Cody ein Mensch ist, haben seine Eltern beispielsweise grüne Rüssel und eine Pobacke mehr als Cody. An seinem ersten Schultag in der Alien-Academy stellt Cody fest, dass alle seine Mitschüler völlig unterschiedlich sind. Und sie alle hatten ebenfalls einen Unfall, an den sie sich nicht erinnern können. Irgendwas stinkt da doch gewaltig.

Jochen Till schreibt aus Codys Sicht in Ich-Form. Cody spricht direkt mit seinen Lesern, schildert ihnen, was in seinem Leben gerade so abgeht. Er hat eine klare, geradlinige, trockene und einfach total witzige Erzählweise. Als Leser fühlt man sich Cody gleich nahe, steckt vom ersten Kapitel an sofort in seinem Leben drin. Besonders unterhaltsam sind die witzigen Wortschöpfungen des Autors. Wer kann sich beispielsweise bei dem Wort „Schlabobbel“ beherrschen und muss nicht schmunzeln? Für erwachsene Leser sind in den Namen und Codes immer wieder Anspielungen zu entdecken, die großen Spaß machen.
Raimund Freys charakteristische Illustrationen geben dem Buch das gewisse Etwas. Sie sind in Schwarz-Weiß-Blau gehalten, sind typisch comicartig und sprechen die Zielgruppe sicher sofort an. Die Geschichte richtet sich an Leser ab neun Jahren, jüngere Kinder werden beim Vorlesen gerne zuhören. Sowohl meine fünfjährige Tochter als auch mein siebenjähriger Sohn haben die Geschichte beim Vorlesen aufmerksam und motiviert verfolgt, haben den Inhalt erfasst, wenn sie vielleicht auch nicht jeden einzelnen Aspekt verstanden haben.

Alle wichtigen Figuren sind auf dem Cover abgebildet. Dabei ist schon zu erkennen, worin die Stärke der Charaktere liegt. Sie sind alle grundverschieden, aber alle sehr originelle und sympathische Wesen. Cody ist ein Mensch, der viel Humor hat, und der, wenn er sich mal festbeißt, nicht aufgibt. So will er unbedingt wissen, was es mit dem „Unfall“ auf sich hat. Mit Brocken, der trotz seiner immensen Größe vor allem Angst hat und immer fürchtet, gehauen zu werden, freundet sich Cody sofort an. Dann ist das noch der käferartige, drollige Tripto, der es am liebsten „nett und lieb“ mag, Loff, die ohne Wasser nicht überleben kann, Darius, der unter dem Helm ein zündendes Problem hat, NRG, der erstaunlich viel weiß und der grimmige Flaffy, das absolut flauschigste Wesen der Welt. Codys Freunde sind eine großartige vielseitige Gruppe, die man einfach mögen muss.

Wenn Cody von Toilettenunfällen, geschmacklosem Essen und den skurrilen Eigenarten seiner Freunde berichtet, da kann man nicht anders als losprusten. Die Dialoge zwischen den Figuren sind oft so aberwitzig und komisch, einfach grandios, da macht das Vorlesen mehr als Spaß. Und bei all dem Witz, fragt man sich mit Cody, was denn nun wirklich der Grund für die Vielfältigkeit der Schüler ist und was genau beim großen Unfall wirklich geschah. Ein bisschen ins Nachdenken gerät man da durchaus auch. Skurril und total aufregend, was Cody an seinem ersten Schultag auf der Alien Academy erlebt und herausfindet. Uns fiel es schwer, beim Lesen Pausen einzulegen. Für meine Kinder und mich erneut ein Meisterstück des Erfolgsautors Jochen Till. Ein außerirdisch guter Auftakt einer neuen Reihe. Wir fiebern der Fortsetzung jetzt schon entgegen.

Bewertung vom 28.04.2021
Matthes, Silas

Vom Lauch zur Legende / RalfTube Bd.1


ausgezeichnet

Ein Masterplan und das Leben, das dazwischen funkt - herrlich komisches Tagebuch eines zukünftigen YouTube-Stars

Ralf ist dreizehn und hat einen Masterplan: Schon bald wird auf seinem YouTube-Kanal Ralftube das erste Video online gehen, meteoritenmäßig einschlagen, weitere Beiträge werden folgen und ihn zum absoluten Star machen, mit Villa in LA natürlich. Und dann wird er Mia heiraten, das schönste Mädchen der Welt. Doch bevor der Masterplan in die Tat umgesetzt werden kann, braucht Ralf noch dringend eine Idee für sein erstes Video. Gemeinsam mit seinem besten Freund Momo und seiner durchgeknallten Tante Birgit überlegt er fieberhaft, worum es in seinen Videos gehen könnte. Die zündende Idee lässt leider auf sich warten. Während Ralf noch grübelt, startet Julian aus Ralfs Klasse ebenso einen YouTube-Kanal und sein erstes Video kommt bei den Mitschülern ziemlich gut an. Jetzt wird es Zeit, dass Ralf auch endlich loslegt.

Silas Matthes schreibt aus Ralfs Sicht locker-lässig, originell und einfach total witzig. Er erzählt chronologisch wie in einem Tagebuch. Die Leser werden direkt mit „Ihr“ angesprochen, haben das Gefühl, „mittendrin“ in Ralfs Leben zu stecken. Ralfs besonderer Sprachstil, seine unnachahmlichem Aufzählungen, wie sein Masterplan, seine Vorschläge für Begrüßungsworte oder Ideen für Themen seines Kanals sorgen mit Sicherheit bei den Leser für ausdauernde, intensive Lachanfälle.
Das Buch ist wie ein Tagebuch gestaltet: kleine Zeichnungen und Kritzeleien, Tintenkleckse, Comicschriftart und in anderer Schriftart gedruckte Wörter inklusive. Das abwechslungsreiche Layout und die lustigen, treffenden Illustrationen motivieren die Zielgruppe, Leser ab zehn Jahren, sicherlich besonders.

Ralf ist ein Träumer. Er hat ziemlich viel Humor, ist ziemlich verliebt und trotz seines Masterplans auch ziemlich planlos und naiv. Zum Glück hat er mit Momo einen extrem guten Freund, der ihn jederzeit unterstützt genau wie die schräge Tante Birgit. Bei all den Turbulenzen und der Verrücktheiten kommt die Hauptfigur aber echt sympathisch rüber, eben weil er „Moin, ich bin Ralf“ Ralf ist, weil er eine ziemlich eigene, oft geniale Art hat, Geschichten zu erzählen und Dinge auf den Punkt zu bringen. Ralf ist originell und unterhaltsam, er weiß das bloß noch nicht. Und er hat das Herz am rechten Fleck, meistens jedenfalls. Gegenspieler JulianHero kann ihm trotz mehr Likes jedenfalls kaum das Wasser reichen. Unter den Lesern wird Ralf garantiert sofort viele Fans finden, während Julian mit seinen überheblichen Angebersprüchen eher Antipathien wecken wird.

Mit welchem Video wird Ralf online gehen? Wird er letztendlich mehr Likes erreichen als Konkurrent Julian? Und wird Mia in erhören?
Bei der Erfüllung oder Nichterfüllung von Ralfs Masterplans reiht sich ein absurd-komischer Moment an den nächsten und die Leser können einfach nicht anders, als mit Ralf mitzufiebern.
Eine einfallsreiche, sehr komische Geschichte mit jeder Menge skurriler Figuren, ganz viel Situationskomik und auch ein bisschen Stoff zum Nachdenken über verantwortungsvolles Verhalten. Meine Mitleser, Kinder im Alter von fünf bis neun, und ich haben Ralf mit all seinen Stärken und Schwächen sofort ins Herz geschlossen, wir haben ihn also sofort „geliked“ und sind seinen Alltags- und Netzaktionen unheimlich gerne „gefolgt“. Wir hätten gern noch mehr vom Ralfinator.