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Tintenwelten

Bewertungen

Insgesamt 524 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2020
Herden, Antje

Waena - Der Ruf der Brandung


sehr gut

Nach ihrem 14. Geburtstag findet Moana sich immer wieder in unglaublich realistischen Träumen wieder. Dort schwimmt sie durch faszinierende Unterwasserwelten und fühlt sich wie magisch von einem blauen Leuchten angezogen. Sie hatte schon immer eine besondere Affinität zum Ozean und seinen Bewohnern. Leider lebt sie in Deutschland viel zu weit weg vom Meer und muss sich mit den Besuchen in einem Aquarium begnügen. Doch ihre Sehnsucht wird nicht nur immer stärker, es geschehen auch noch andere merkwürdige Dinge. Als dann Keanu auftaucht, mit dem sie einiges zu verbinden scheint, überschlagen sich die Ereignisse.

Es handelt sich bei „Waena - Ruf der Brandung“ um ein Jugendbuch, was man auch deutlich bemerkt. Es ist in einem einfachen und flüssigen Schreibstil verfasst. Man liest aus der Sicht der Protagonistin Moana, auch „Mo“ genannt. Dementsprechend spielen neben den phantastischen Elementen auch Themen wie Freundschaft, die erste Liebe, Eifersucht sowie schulische und familiäre Probleme eine große Rolle. Es geht also um die Pubertät, wenn man so will um „das Dazwischen“.

Ich mochte die Charaktere gerne, allen voran Herrn Meier, Moanas besten Freund. Sie selber ist eigentlich ein typischer Teenie, ein bisschen egoistisch, ein wenig naiv und ziemlich emotional. Ihre Geschichte und der Weg zur Wahrheit sind dennoch magisch und sehr phantasievoll. Leider kam für mich „der Ruf der Brandung“ tatsächlich ein bisschen zu kurz und nicht so enorm rüber wie wahrscheinlich gewollt. Auf mich wirkte es so, als kämen immer mehr Irrungen und Wirrungen sowie Rätsel dazu, so dass sie das Sehnen darüber schon fast vergisst. Müsste man nicht versuchen diese Sehnsucht ansonsten irgendwie zu stillen? Durch einen Gang ins Schwimmbad zum Beispiel? Anstatt dessen ist sie ständig mit irgendwelchen anderen Dingen beschäftigt. So fragt sie sich, was plötzlich zwischen ihr und Herrn Meier steht, schließlich hatten sie noch nie Geheimnisse voreinander.

Für mich kam die Auflösung nicht unbedingt unerwartet. Mit der Zeit habe ich mir sowas schon gedacht. In einigen Punkten konnte mich die Autorin aber überraschen. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt und habe mit Mo, Keanu und Herrn Meier mitgefiebert.

Es ist eine süße und magische Geschichte, die zum Träumen einlädt. Grade jüngere Leser/innen werden sich mit Mo bestens identifizieren können und Spaß dabei haben, die Mysterien von Waena aufzudecken.

Bewertung vom 14.02.2020
Fracchiolla, Marcella

Never say never


sehr gut

Zu spät wird Leah sich über ihre Gefühle für Logan klar. Hat sie jetzt überhaupt noch eine Chance bei ihm? Schließlich hat er ihr unmissverständlich klar gemacht, dass er von ihr nichts mehr wissen will und orientiert sich auch bereits neu. „Never say never“ ist aus der Sicht dieser beiden Protagonisten geschrieben. Beide kennen wir bereits aus dem ersten Band, denn dort wurde ihre Geschichte schon ordentlich angeteasert.

Nach diesem ersten Band mochte ich Leah allerdings zunächst nicht besonders, schließlich hat sie als selbsternannte Queen der Schule alle anderen noch zusätzlich gegen die neuen Mitschüler und Stipendiaten aufgestachelt. Sie war wirklich keine nette Person. Zum Ende von „Too good to be true“ gab es aber bereits Hinweise, dass hinter ihrer harten Schale und ihrem unmöglichen Verhalten vielleicht doch etwas anderes steckt. Jetzt muss ich meine anfängliche Meinung über sie komplett revidieren, denn mit jeder Seite konnte ich sie mehr verstehen. Es wird vieles erklärt, aufgedeckt und man erfährt einiges über ihre Kindheit, die Familie und ihr größtes Geheimnis.

Doch nicht nur Leah ist mir mittlerweile überaus sympathisch, auch Logan habe ich direkt in mein Herz geschlossen. Im Gegensatz zu ihr musste er mich allerdings nicht erst von sich überzeugen, denn ich mochte ihn bereits im ersten Teil. Er ist loyal, hilfsbereit und freundlich. Er setzt sich für seine Familie und seinen besten Freund Ethan ein. Dabei bleiben leider oft seine eigenen Wünsche ein wenig auf der Strecke. So hat sich sein größter Traum, nämlich Football zu spielen, bisher nicht erfüllt.

Der Schreibstil ist locker, leicht, flüssig und sehr gut zu lesen. Ich mochte die Emotionen, welche die Autorin glaubhaft rüber gebracht hat und ebenso den Humor, der sich vor allem in Szenen mit Ethan und Logan gezeigt hat. Insgesamt wirkte dieses Buch positiver. Die Kluft zwischen arm und reich wirkte nicht mehr so unüberwindbar wie im ersten Teil. Mobbing, Ausgrenzung und Intoleranz sind hier kein dominierendes Thema. Es werden demnach Werte vermittelt, welche auch erstrebenswert sind, anders als es im ersten Teil der Fall war. Dort war vieles dermaßen ungerecht und die High Society meinte sich alles herausnehmen zu können. Am Beispiel von Leah wird deutlich, dass Einsicht tatsächlich der erste Schritt zur Besserung ist und dass mit Reichtum, Macht und Einfluss viel positives erreicht werden kann.

Mir hat die Fortsetzung der Woodland Academy noch ein bisschen besser gefallen als der Auftakt. Im dritten Teil der Trilogie wird es dann um Maya, Lana, Nate und Luke gehen. Auch hier hat man schon ein wenig über deren Probleme und komplizierte Beziehungsverhältnisse erfahren und ist dementsprechend neugierig, was es mit den Vieren auf sich hat.

Bewertung vom 01.02.2020
Awe, Mareike

Wohlfühlgewicht


gut

Durch intuitives Essen zum Wohlfühlgewicht, das klingt erstmal phantastisch. Doch was bedeutet das überhaupt? Anhand von vier Grundsätzen soll es ganz einfach sein, ohne Verzicht zu essen und dabei nebenbei sein Wohlfühlgewicht zu erreichen. Diese sind nun aber wirklich nichts neues oder innovatives, sollen aber der Schlüssel sein, um dem Körper mit dem zu versorgen, was er braucht. Das Wohlbefinden kommt also direkt von innen, denn der Körper weiß schließlich, was er braucht. Dadurch, dass es keine Verbote gibt, fühlt man sich weniger unter Zwang und Druck, was dieses Konzept von anderen Programmen der Diätindustrie abheben soll.

Neben diesen einfachen Grundlagen, gibt Frau Dr. Awe einem noch eine Vielzahl von Informationen sowie mentale Trainings und Übungen mit auf den Weg. Man erfährt, was im Körper während einer Diät passiert, dass Druck und schlechtes Gewissen wegen Ess-Sünden nur weiter dazu führen, dass man zunimmt. Bestimmte Glaubenssätze lassen uns unterbewusst „falsch“ handeln. Es müssen also bisherige Trampelpfade im Gehirn aufgebrochen, neue erkundet und geebnet werden. Eine positive innere Einstellung bezüglich des eigenen Körpers oder dem Essen gegenüber kann schon einen unterstützenden Effekt haben. Themen sind außerdem verschiedene Arten von Hunger und ein verfälschtes Körperbild durch äußere Einflüsse. Diese Informationen fand ich alle sehr spannend und aufschlussreich. Sie waren auch durch Schaubilder, Illustrationen oder Tabellen zusätzlich untermauert und gut dargestellt.

Leider kann ich mit mentalen Trainings scheinbar nicht so viel anfangen. Ich konnte mich nicht richtig darauf einlassen und kam mir eher total doof dabei vor. Davon waren einige im Buch vorhanden. Man fühlt sich förmlich erschlagen vom Umfang. Würde man all das tatsächlich so oft machen, wie von Frau Dr. Awe empfohlen, hätte man wahrscheinlich schlichtweg keine Zeit mehr zu essen... Ich hätte es außerdem besser gefunden, wenn man dazu noch jeweils eine Audio-Datei bekommen hätte. Einige Inhalte sind auch online verfügbar. Allerdings führen diese dann letztendlich auch zum kostenpflichtigen Coaching-Programm der Autorin. Die Ergebnisse eines Selbsttests hat man zum Beispiel nur gegen Angabe der e-Mail-Adresse zugeschickt bekommen. Kann man machen, aber sowas nervt mich immer. Am Ende des Buches erhält man zusätzlich den Zugangscode für einen kostenlosen Schnupperkurs für selbiges Programm. Ist bestimmt interessant, habe ich aber bisher nicht eingelöst. Möglicherweise erhält man dort Audio-Material zu den mentalen Trainings (?).

Für mich hat das Buch einige gute Ansätze, die sich mit dem Überwinden negativer Glaubenssätze, der Besinnung auf den eigenen Körper und dessen Bedürfnissen beschäftigen. Leider war das Thema Intuitives Essen nicht unbedingt etwas neues und die mentalen Trainings waren nicht wirklich meins. Auch das „Verteufeln“ der Diätindustrie, dabei aber gleichzeitig Werbung für das eigene kostenpflichtige Programm zu machen, kam mir ebenfalls ein wenig komisch vor.

Bewertung vom 28.01.2020
Fracchiolla, Marcella

Too good to be true


sehr gut

Die Woodland-Academy ist ein Elite-Internat, das bisher nur Kinder von besonders wohlhabenden und einflussreichen Eltern besucht haben. Dieses Jahr werden zum ersten Mal Stipendien an Schüler aus ärmeren Verhältnissen vergeben. Dies stößt auf äußerst gemischte Gefühle. Vor allem Leah, selbst ernannte Queen der Schule, stachelt ihre Mitschüler dazu an, die "Schnorrer" auszugrenzen und zu mobben. Allie hat ihr ganzes Leben im Schatten ihrer Zwillingsschwester Leah verbracht, kann es nun aber überhaupt nicht verstehen, dass diese sich den Stipendiaten gegenüber so unmöglich verhält. Außerdem lernt sie Ethan kennen, der ebenfalls neu am Internat ist. Die Ausbildung hier ist seine einzige Chance dem Trailerpark zu entfliehen. Zusammen mit seinem besten Freund Logan hat er sich geschworen, sich zu ändern und vor allem keinerlei Ablenkung zuzulassen. Doch dann kommt alles ganz anders als geplant.

Das Buch ist hauptsächlich aus der Sicht von Allie und Ethan geschrieben. Ich mochte die zarte Freundschaft und aufflammende Sehnsucht, die zwischen den beiden entsteht. Beide Charaktere waren mir auf Anhieb sympathisch. Die zurückhaltende und bodenständige Allie, die langsam lernt sich zu behaupten und zu dem steht, was sie denkt und Bad Boy Ethan, der eine dunkle Vergangenheit hinter sich hat und nun endlich ein besseres Leben führen möchte. Die beiden kommen aus komplett verschiedenen Welten, sind völlig unterschiedlich, fühlen sich aber dennoch (oder grade deswegen?) von Anfang an zueinander hingezogen.

Die Kluft zwischen arm und reich, sozial schwächeren Familien und der Highsociety wird hier sehr deutlich. Es zeigt sich, dass die Mächtigen, Einflussreichen und Vermögenden sich alles herausnehmen und erlauben, weil sie glauben, dass ihnen sowieso niemand etwas anhaben kann. Die Vorurteile sind hier nicht nur bei den Schülern groß, sondern auch bei den Eltern oder der Schulleitung. Die Stipendiaten werden von Anfang an in Schubladen gesteckt und aus denen ist es sehr schwer auszubrechen. Für mich schrie das förmlich nach Ungerechtigkeit, es war teilweise total unfair, nervenaufreibend und vor allem völlig unbegründet.

Das Internat hat sich zwar das Motto "Vermächtnis - Werte - Weisheit" auf die Fahne geschrieben, man fragt sich allerdings welche Ideale das wohl sein mögen, denn Akzeptanz, Toleranz und Miteinander sind es wohl nicht. Es scheint völlig okay zu sein Mitschüler zu mobben, auszugrenzen oder sich einfach zu nehmen, was man will.

Der Schreibstil ist locker und leicht, so dass sich die Geschichte wirklich super schnell lesen lässt. An manchen Stellen kommt er mir ein wenig abgehackt vor, was mein Lesevergnügen aber in keiner Weise beeinträchtigt hat.

"Too good to be true" ist der Auftakt einer Trilogie. Im zweiten Band wird es um Leah und Logan gehen, worauf ich mich auch schon besonders freue! Für mich ein gelungenes Debüt mit tollen Charakteren, die Lust auf mehr machen. Ich liebe außerdem Internatsgeschichten und da war ich hier natürlich genau richtig.

Bewertung vom 13.01.2020
Evans, Cristina

Wildflowers


sehr gut

Rune ist die Tochter einer Schaustellerfamilie. Mit einigen anderen Familien reist diese durch das Land, um ihre Fahrgeschäfte auf Jahrmärkten oder anderen Volksfesten in Betrieb zu nehmen. Doch sie ist nicht glücklich. Zu gerne würde sie ein "normales" Leben führen: Zur Highschool und später aufs College gehen, Freunde finden und eine Beziehung eingehen. Doch den Rummel zu verlassen, scheint unmöglich.

Auf der anderen Seite ist Adam. Er ist das komplette Gegenteil von Rune: Anständig, pflichtbewusst, strebsam. Er ist Schulsprecher und weiß genau, dass er Meeresbiologie studieren möchte. Das erwartet auch sein strenger Vater von ihm, schließlich tut die Familie alles damit Adam seine Träume verwirklichen kann. Doch als er Rune trifft, ist er sofort völlig hin und weg von ihr und seine Gefühlswelt sowie sein bisheriges Leben fahren Achterbahn.

Rune hat etwas getan, das sie in der Stadt nicht in einem besonders guten Licht erscheinen lässt, alle zerreißen sich das Maul über sie. Nicht so Adam. Er sieht sie so wie sie ist. Deshalb verbringen sie mehr Zeit miteinander als sie zuerst erwartet hätten und kommen sich immer näher. Die zarte Bindung, welche zwischen den beiden entsteht, ist total schön und romantisch. Ich mochte die Art und Weise wie sie miteinander umgegangen sind. Aufgrund dessen, dass es immer wieder Perspektivenwechsel zwischen Rune und Adam gibt, kann man sich sehr gut in beide hineinfühlen und ihre Handlungen auch nachvollziehen. Beide sind jung und erleben die erste Liebe. Beide bringen das ein oder andere Problem mit. Beim Lesen geht einem das Herz auf, nur um gleich wieder zerrissen zu werden.

Besonders zu erwähnen ist Adams Vater. Dieser ist total versnobt und engstirnig. Er ist voller Vorurteile und Misstrauen gegenüber der Schaustellerfamilien, die er als "Zigeuner" und "Kriminelle" bezeichnet. Auf gar keinen Fall darf sein Sohn sich in irgendeiner Form mit ihnen abgeben. Da sind Konflikte vorprogrammiert. Generell ist er ein Unsympath. Seine Frau und sein Sohn müssen immer nach seiner Pfeife tanzen, noch nie hat einer der beiden es gewagt ihm zu widersprechen. Sein Verhalten und seine Intoleranz schreien nur so vor Ungerechtigkeit. Allerdings ist er in der Stadt nicht der Einzige, der den Schaustellerfamilien gegenüber negativ eingestellt ist...

Der Schreibstil ist locker und leicht und sehr schnell zu lesen. Neben den Perspektivenwechseln gibt es auch zwei verschiedene Zeitebenen. Die eine spielt zur Zeit ihres Kennenlernens und die zweite fünf Jahre später. Natürlich kommt es immer wieder zum Zeitwechsel, wenn es grade am interessantesten ist. Das ist zwar gemein, hält aber die Spannung oben. Viele unerwartete Wendungen lassen zusätzlich den Atem stocken und es gibt einige emotionale, traurige, unfaire, aber auch schöne und romantische Szenen, die einem allesamt die Tränen in die Augen treiben.

Dies ist der erste Teil, es geht also weiter mit der Geschichte um Rune und Adam. Ich kann sagen, dass ich unbeschreiblich gespannt auf die Fortsetzung bin. Wer emotionale Liebesgeschichten mag, die auch ein bisschen Drama und Tragik mitbringen, der wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Absolut lesenswert!

Bewertung vom 14.12.2019
Lunde, Maja

Die Schneeschwester


ausgezeichnet

Julien liebt Weihnachten über alles. Nicht nur weil es ein besonderes Fest ist, sondern auch weil es sein Geburtstag ist. Dieses Jahr wird er zehn Jahre alt! Doch ein Schicksalsschlag wirft nicht nur einen Schatten über die Weihnachtszeit. Das ganze Leben der Familie ist grau und trostlos geworden. Anscheinend wird es dieses Jahr keine Festtagsstimmung geben. Dann trifft Julien auf Hedvig, ein lebenslustiges und neugieriges Mädchen, das in allem nur das Gute sieht. Durch sie findet er eine gute Freundin und neue Hoffnung. Doch Hedvig hütet ein Geheimnis..

Was für ein tolles, wunderschön illustriertes Kinderbuch! Mit oder ohne Schutzumschlag ist es ein absoluter Traum. Die Zeichnungen von Lisa Aisato sind so unglaublich detailverliebt und vor allem die Gesichter zeigen so viele Emotionen - wahnsinnig gut gelungen!

Auch inhaltlich hat mich die Geschichte überzeugen können. Die Familie ist in tiefe Trauer versunken. Diese bemerkt man überall, jeder versucht irgendwie damit umzugehen, doch die Kinder kommen dabei definitiv zu kurz. Besonders Julien und seine kleine Schwester Augusta fühlen sich alleine gelassen. All diese Gefühle kommen in dem Buch so gut rüber. Man spürt sie auf jeder Seite, in jedem Satz.

„Die Schneeschwester“ von Maja Lunde ist eine emotionale Geschichte über Freundschaft, Familie, Trauer, Verlust und Verzweiflung. Gleichzeitig so schön und doch so unendlich traurig.. Für mich eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.12.2019
Boyd, Lyl

Der Sozius


sehr gut

Die junge Studentin Teresa will Schriftstellerin werden, wird allerdings von ihren Eltern gedrängt „etwas Vernünftiges“ zu erlernen. Sie drohen damit ihr die finanzielle Unterstützung zu entziehen. Da stößt Teresa auf interessante Informationen über ein Phantom, welches seit den 1970er Jahren Einfluss auf allerlei wichtige Bereiche Deutschlands ausübt, beispielsweise im Rotlicht- und Drogenmilieu oder in der Pharmaindustrie. Ihr ist sofort klar: diese Story könnte ihr großer Durchbruch sein. Doch plötzlich fühlt sie sich verfolgt...

Dieser Thriller, der gleichzeitig auch eine Art Gesellschaftskritik ist, spielt sowohl in der der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Auf der einen Seite begleitet der Leser Teresa bei ihren Recherchearbeiten, erfährt einiges über ihre Probleme mit der Familie und lernt auch ihren besten Freund Schneider kennen. Als sie ihm von ihrer Angst vor vermeintlichen Verfolgern berichtet, nimmt er sie zunächst nicht Ernst und glaubt an reine Einbildung. Ansonsten ist er ihr aber ein guter Ratgeber, er macht ihr stets Mut und bestärkt sie darin ihren Traum Schriftstellerin zu werden weiter zu verfolgen.

Der zweite Handlungsstrang der Geschichte beschäftigt sich mit dem Leben des sogenannten „Sozius“. Beginnend Anfang der 1980er Jahre bis hin zur Gegenwart erfährt man wie er vom Kleinganoven immer weiter aufsteigt, wie er seine Fäden spinnt und wo er überall seine Finger im Spiel hat. Alleine der Prolog war schon dermaßen überspitzt und unterhaltsam geschrieben, dass ich an mehreren Stellen schmunzeln musste. Grade diese Episoden, die sich um den Sozius drehen, haben mir besonders gut gefallen. Teilweise ist es auch sehr erschreckend, wie skrupellos er seine Ziele verfolgt und auf welche Art und Weise er Geschäfte macht.

Wie schon gesagt, man findet hier neben einiger Krimi- und Thrillerelemente auch Gesellschaftskritik. Korruption, Geld, Macht, Einfluss - all dies ist für den Sozius wichtig. Er beherrscht das Spiel der Intrigen und das gegeneinander Ausspielen verschiedener Parteien perfekt. Teresas Teil der Geschichte befasst sich hingegen viel mit Mut, Verzweiflung, Vertrauen und damit an sich selbst zu glauben, seine Träume zu verfolgen und zu sich selbst zu stehen.

Durch einige Perspektivenwechsel und viele Zeitsprünge blieb es jedoch leider bei einer gewissen Distanz gegenüber den Charakteren. Auch das Ende war mir vielleicht doch ein wenig zu viel „Zufall“ und ich konnte Teresas finale Entscheidungen bezüglich des Sozius nicht komplett nachvollziehen.

Dennoch hat mich „Der Sozius“ aber gut unterhalten. Das Buch war spannend, hat zum Nachdenken angeregt und man fragt sich, ob stellenweise nicht wirklich was wahres an der Geschichte dran sein könnte.

Bewertung vom 29.11.2019
Glaser, Karina Yan

Die Vanderbeekers retten Weihnachten / Vanderbeekers Bd.1


sehr gut

Kurz vor Weihnachten erhält die zehnköpfige Familie Vanderbeeker (Mama, Papa, 5 Kinder und 3 Haustiere) die Kündigung für ihre Wohnung. Bis Ende des Monats müssen sie ausziehen. Klar, dass an ein friedliches Fest der Liebe erstmal nicht zu denken ist. Während Mama mit backen, Kartons packen und der Wohnungssuche völlig ausgelastet ist, schmieden die fünf Geschwister Pläne, wie sie den Vermieter Mr. Beidermann überzeugen können, dass sie bleiben dürfen. Sie können nicht verstehen, wieso er sie nicht leiden kann, schließlich hat niemand ihn je gesehen, weil er seine Wohnung seit Jahren nicht verlassen hat.

Mit herrlich viel Einfallsreichtum versuchen die Zwillinge Isa und Jessie, die kleine Laney, die kluge Hyacinth und Bücherwurm Oliver mächtig Eindruck bei Mr. Beidermann zu schinden. Daher basteln und malen sie was das Zeug hält, schenken ihm sogar einen kleinen Weihnachtsbaum oder sammeln die Unterschriften der Nachbarn - doch all das scheint das kalte Herz des Griesgrams nicht zu erwärmen. Diese kindliche und naive Art und Weise ist super amüsant und spaßig, man muss doch mehr als einmal über die Geschwister schmunzeln. Man bemerkt zudem dieses besondere Miteinander und den Zusammenhalt der Familie. Die Vanderbeekers geben alles, um ihr geliebtes Zuhause zu erhalten.

Natürlich gibt es auch den ein oder anderen Konflikt. Denn obwohl Isa und Jessie normalerweise alle Geheimnisse teilen und immer füreinander da sind, erkennen sie nun, dass es auch mal schön ist, Dinge alleine zu machen und dabei zu sich selber zu finden.

Alle Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet, man schließt sowohl die Vanderbeekers als auch die Nachbarn und Freunde sofort in sein Herz. Jeder ist auf seine Weise etwas besonderes, mit einer speziellen Persönlichkeit. Zugegeben: Anfangs hatte ich meine Problemchen, wer jetzt wer ist, aber nach ein paar Kapiteln haben diese sich verflüchtigt.

Hervorzuheben sind natürlich auch die Zeichnungen. Diese sind sehr schön, detailliert und stimmungsvoll und geben dem Buch zusätzlich das gewisse Etwas. Im Einband findet sich beispielsweise eine Karte von ihrem Wohnort, es gibt außerdem eine Wohnungsaufteilung und vieles mehr! Super gemacht!

Leider muss ich sagen, dass ich die Weihnachtsstimmung ein wenig vermisst habe. Die Tatsache, dass die Kündigung vor Weihnachten kommt, macht das Ganze zwar noch dramatischer und schlimmer und lässt Mr. Beidermann noch herzloser erscheinen. Ansonsten könnte diese Geschichte aber auch zu jeder anderen Jahreszeit spielen. Das finde ich aber nicht so schlimm, denn die Botschaften sind umso weihnachtlicher.

„Die Vanderbeekers retten Weihnachten“ ist ein wunderbares Buch für Groß und Klein, welches sich nicht nur mit Familie, Freundschaft, Nächstenliebe und Vertrauen, sondern eben auch mit Trauer, Verzweiflung und Eifersucht beschäftigt. Es geht um liebenswerte Charaktere, hat viele tolle Momente, enthält wichtige Botschaften und hinterlässt einfach ein warmes Gefühl.