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Lunamonique
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Bremen

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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 20.01.2016
Bentz, Jennifer

Frühstück mit Sophie


sehr gut

Nach dem Sachbuch „Einfach mal klarkommen“ und ihrem Roman „ Wenn alle Stricke reißen“ ist „Frühstück mit Sophie“ das neueste Werk der Autorin Jennifer Bentz. Louisa ist dabei, sich das perfekte Leben zurechtzuzimmern. Dummerweise lässt sie alles Spontane und Abenteuerliche dabei ganz außen vor.

Eine Einladung zum Valentinstag von Freund Steffen ins Restaurant schürt bei Louisa hohe Erwartungen. Eine schockierende Nachricht kommt wie mit einem Paukenschlag. Louisa steht vor den Trümmern ihres Lebens. Ihre neuen Bekanntschaften Lea, Sophie, Paul und Tine sehen das als Glücksumstand. Schließlich hat Louisa jetzt endlich die Möglichkeit aus ihrer Vernunftsplanung auszusteigen. Tatkräftig helfen die neuen Freunde dabei. Ist das WG-Leben wirklich etwas für Louisa? Und was hat es mit dem kriminellen Hausbewohner auf sich?

Die überraschende Wende im Prolog ist sehr unterhaltsam inszeniert. Das Chaos nimmt seinen Lauf. „Frühstück mit Sophie“ wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Louisa erzählt. Auch wenn Louisas seltsam verkopfte Einstellung für Lebenshungrige und Abenteuerlustige schwer nachvollziehbar ist, das Mitfühlen bei Tücken und Hindernissen fällt leicht. Schnell entwickelt sich der Roman zum Pageturner. Louisas neue schrille Mit- und Hausbewohner wachsen einem ans Herz. Sie sind genau das Gegenteil von den unspontanen Planungsfreaks Louisa und Steffen. Louisa fällt es schwer, Ihren Ordnungsinn und ihre strengen Grundregeln über Bord zu werfen und sich auf das kunterbunte Leben einzulassen. Papagei Fluffy im Waschkeller macht ihr zusätzlich das Leben schwer. Hat sich alles gegen sie verschworen? „Frühstück mit Sophie“ punktet mit originellen Ideen, der Schlagfertigkeit von Lea und Sophie und ein oder anderen kleinen Überraschung. Gelungen ist die Gestaltung des Romans mit Louisas jeweiliger Grundregel als Kapitelüberschrift. Viele Kapitel haben einen humorvollen Ausklang. Im Kern des Romans geht es um die Liebe. Louisa setzt auf Sicherheit statt auf große Gefühle. Es lässt sich erahnen, dass es Lea, Sophie und Co schaffen werden, eine andere Louisa in ihr hervorzulocken. Wird Louisa zu Steffen zurückkehren? Louisas Irrwege in der Liebe, ihre mitfühlenden, schrägen Freunde und der Titel erinnern an den Film „Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück“ mit Renée Zellweger. Bald geht es nicht nur bei Louisa hoch her. Auch wenn es mal zu Streitigkeiten kommt, Freunde wie Sophie, Paul, Lea und Tine wünscht sich jeder. Läuft mal etwas schief ist der Trost nicht weit. Witzig ist die Idee des Klartextversüßers. Nicht jede Handlung von Louisa lässt sich nachvollziehen. Der Schluss ist etwas langatmig geraten. Auch wenn sich die Ereignisse überschlagen, reißt das letzte Buchdrittel nicht so mit wie erwartet. Das Ende dagegen ist gelungen.

Das Turbulente und Humorvolle der Geschichte setzt das frühlingshafte Cover gut in Szene. Die Farben sind gut gewählt. Mit dem Titel, den passend ausgesuchten Details und der bunten Schrift erregt das Cover Aufmerksamkeit. „Frühstück mit Sophie“ ist ein moderner Frauenroman, der auf erfrischende Art mitreißt und sogar noch ein bisschen nachklingt.

Bewertung vom 05.12.2015
Endres, Brigitte

Der Tag, an dem mein Meerschweinchen Kriminaloberkommissar wurde / Kriminaloberkommissar Kasimir Bd.1


ausgezeichnet

„Der Tag, am dem mein Meerschweinchen Kriminaloberkommissar wurde“ ist das neueste Werk der Kinder- und Jugendbuchautorin Brigitte Endres. Die 13jährige Valentine wird auf ungewöhnliche Weise in einen Mordfall verwickelt.

Ab und zu hilft Valentine im Bestattungsinstitut ihrer Eltern aus. Meerschweinchen Bully ist Valentines ständiger Begleiter. Als Valentine dem Angestellten Olaf Kaffee und Kekse bringt, kommt es zu einem Unglück. Der Geist von Kriminaloberkommissar Kilian Kasimir fährt in den Körper des Meerschweinchens. Herr Kasimir glaubt, ermordet worden zu sein und erklärt Valentine kurzer Hand zu seiner Assistentin. Valentines Familie denkt weiterhin, dass Bully auf Valentines Schulter sitzt. Die Geschichte ist einfach zu skurril, als dass sich Valentine jemandem anvertrauen könnte.

Kilian Kasimir hat Valentine damit beauftragt, ihr Abenteuer in das Smartphone zu sprechen. Dank der Ich-Perspektive bekommt die Story einen extra realistischen Anstrich. Ihre Ausschweifungen machen Valentine zusätzlich sympathisch. Zwischen ihrem und Kilian Kasimirs Leben gibt es Parallelen, obwohl sie altersmäßig weit auseinander liegen. Beide sind Außenseiter und übermäßig intelligent. Wegen ihrer Leistungen wurden sie beneidet. Mit ihrer dicken Brille und ein paar Kilos zu viel hat es Valentine nicht leicht. Oberkommissar Kilian Kasimir war ein Einzelgänger und Muttersöhnchen. Beide beweisen Durchsetzungsvermögen. Valentines Umgang mit der Arbeit ihrer Eltern und dem Tod ist bemerkenswert. Dass sie mit ungewöhnlichen Situationen umgehen kann, hilft ihr bei der ersten Begegnung mit Kilian Kasimir im Körper ihres Meerschweinchens Bully. Autorin Brigitte Endres hat aus zwei originellen Charakteren ein unschlagbares Team geschaffen. Der Oberkommissar ist als Nagetier auf das Mädchen angewiesen. Die beiden müssen sich zusammenraufen, um einem Mörder auf die Spur zu kommen. Situationskomik ist garantiert. Ergänzt wird das ungewöhnliche Team um Polizeihund Marlowe. Der Bluthund hat außergewöhnliche Fähigkeiten. Toll, dass bei den Charakteren mal nicht Wert auf die äußere sondern auf die innere Schönheit gelegt wird. Der sanftmütige Koloss Marlowe erobert genauso schnell die Herzen wie Überflieger Herr Kasimir und die taffe Valentine. Wer hatte es auf den Oberkommissar abgesehen? Eine Stalkerin steht ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Valentines und Herr Kasimirs Gegner ist gerissener als gedacht. Valentine begibt sich mit ihren Ermittlungen in ungeahnte Gefahr. „Der Tag, an dem mein Meerschweinchen Kriminaloberkommissar wurde“ bildet den Auftakt zu einer sehr unterhaltsamen Kinderbuchreihe. Dank der Krimielemente ist für Spannung gesorgt. Wird Valentine ihre Eltern überreden können, Polizeihund Marlowe in der Familie aufzunehmen? Auch diese Frage beschäftigt kleine und große Leser. In den Nebenrollen überzeugt Valentines Bruder Felix mit seiner versteckten fürsorglichen Seite und Kilian Kasimirs Chef Flatter mit seiner sturen Uneinsichtigkeit. Der Showdown zum Schluss reißt mit.

Valentine zeigt keine Angst vor Friedhöfen. Das Meerschweinchen mit der weißen Tolle neben ihr sieht ungewöhnlich intelligent aus. Die Gestaltung mit dem skurrilen Titel und der tollen Illustration zieht alle Blicke auf sich. Jede Kapitelüberschrift ist mit einem Meerschweinchen gekennzeichnet. Die Liebe zu treffenden Details überzeugt. Das Buch ist für Kinder ab 10 Jahren gedacht und spricht auf Grund der weiblichen Hauptfigur und den tierischen Charakteren besonders Mädchen an. Wer den ersten Band gelesen hat, wird den nächsten nicht verpassen wollen.

Bewertung vom 16.11.2015
Fermer, David

California Dreaming - 100 geniale Tage in San Diego


gut

Bekannt wurde der britische Autor David Fermer mit seiner Nonstop-Reihe. Auch in „California Dreaming – 100 geniale Tage in San Diego“ geht es zweisprachig zu. Der 16jährige Valentin versucht während des Austauschprogramms in den USA seine erste Liebe zu vergessen. Bald beginnt er sogar in Englisch zu denken.

Valentin ist das erste Mal verliebt. Erst kurz vor seinem 17. Geburtstag traut er sich, aufgrund einer nicht ernstgemeinten Drohung von seinem besten Freund Matze, Anne anzusprechen und sie ins Kino einzuladen. 7 Wochen Liebesglück folgen. Erst dann erkennt Valentin durch einen dummen Zufall, dass Anne ihn belogen und betrogen hat. Valentin setzt alles daran, mit Hilfe eines Austauschprogramms in die USA zu gehen und seine zerbrochene Liebe hinter sich zu lassen. Von Mädchen will er erst einmal nicht mehr wissen, aber es kommt ganz anders als er denkt.

Valentin ist schüchtern. Wegen seines guten Aussehens und seinem durchtrainierten Körper stehen die Mädchen auf ihn. Anne ist das erste Mädchen, für das er sich interessiert und seine Schüchternheit überwindet. Umso schlimmer ist die Erkenntnis, dass Anne zweigleisig fährt und nicht ehrlich zu ihm war. Es fällt leicht, sich in die Hauptfigur hinein zu denken und mitzufühlen. Überraschend sind der Erzählstil, das Zweisprachige und die Gestaltung der Geschichte. Die persönliche Ansprache zu Beginn des Buches ist gelungen. Der Erzähler erzählt nicht nur, er taucht immer wieder mit kleinen fragenden oder erklärenden Einschüben auf. Gewöhnungsbedürftig aber auch interessant sind die filmischen Dialoge. Sie nehmen viel Platz ein und setzen besondere Szenen in den Focus. Ab San Diego nimmt das Englische in den Dialogen Raum ein. Selbst Valentin versteht nicht jedes Wort. Es gibt nur ganz selten eine kleine Übersetzung. Mit einem Durchschnittsenglisch kommt der Leser zurecht und versteht das Wesentliche. Autor David Fermer geht mit dem Zweisprachigen ein Risiko ein, verdeutlich aber auch die Herausforderungen, in einem anderen Land mit einer anderen Sprache zu leben. Die Geschichte wird eher nüchtern erzählt. Mit dem Ende der großen Liebe überschlagen sich die Ereignisse. Valentin hat unerwartete Probleme mit seiner Gastfamilie, lernt den schrägen Lifeguard Conor kennen und findet sich plötzlich in einer ihm völlig fremden Welt wieder. Das Tempo zieht an. Fragen kommen auf. Worum geht es in der Geschichte wirklich? Um die Liebe? Um echte Freundschaft? Valentin ist seinem Gegner nicht gewachsen. Eine Wende macht ihn fassungslos. „Ein bisschen von „Eine verhängnisvolle Affäre“ hat sich eingeschlichen, wird aber nicht voll ausgespielt. „Romeo and Juliet“ spielen nicht nur in der Drama Class eine Rolle. Unter der Kluft zwischen Reich und Arm haben Conor und Lucia zu leiden. Hat ihre Liebe eine Chance? Neu ist in diesem Jugendbuch die Verknüpfung von Geschichte und Video Clips. Drehbuchautor David Fermer kann hier gleich zwei seiner Leidenschaften „Film und Roman“ ausleben. Was ist der Unterschied zwischen Heartache und Lovesickniss? Ein paar eingebaute Hindernisse sollen Spannung reinbringen und Zweifel streuen. Valentin braucht zu lange, um seinem Herzen zu folgen. Ein Highlight ist die Mutter von Lucia. Spanische Wurzeln bringen einen Touch besonderes Flair in die Geschichte. Es scheint, dass jeder Charakter in diesem Buch eine Veränderung durchmacht. Das Ende ist gelungen.

Cover und Titel könnten zu einer Reisereportage gehören und führen auf den ersten Blick in die Irre. Nur das Pärchen am Strand gibt einen ersten Hinweis. Mit dem Aufkleber „Mit Vidoclips“ könnte das Buch den einen anderen potentiellen Käufer neugierig machen. Sonne, Strand und Meer ziehen immer. Das Cover setzt auf ein bewährtes Mittel, trumpft aber auch mit den richtigen Farben und einem besonderen Blickwinkel auf. Im Nachwort des Autors wird die Intention für dieses Buch deutlich und vieles lässt sich besser verstehen.

Bewertung vom 12.11.2015
Glanzner, Susanne

Käpt'n Pillow, Geschichten vom fliegenden Piratenschiff


ausgezeichnet

Von Autorin Susanne Glanzner stammen der Roman „Das Amulett der Ewigkeit“ und die Anna Apfelkuchen-Kinderbuchreihe. In „Käpt’n Pillow – Geschichten vom fliegenden Piratenschiff“ haben Käpt’n Pillow und seine Crew dank ihres aufmerksamen und feinsinnigen Luftschiffs die abenteuerlichsten Begegnungen.

Kapitän Pillows Piratenschiff ist außergewöhnlich. Es fliegt über den Wolken und kommt mit einer drei „Mann“ starken Crew aus, einem alten Holzbein, einem quietschenden Klappfahrrad und einer rostigen Laterne. Außerdem hat es eine sehr feine Antenne für Ungewöhnlichkeiten. Gemeinsam meistern sie die verrücktesten Abenteuer. Ihre Reise führt sie nach Mexiko, Großbritannien, in die Schweiz und nach Grönland. Dabei gilt es Rätsel zu lösen und dem ein oder anderen aus der Patsche zu helfen. Aber auch sie selbst sind in einer kniffligen Situation auf einen Ratschlag angewiesen.

Am Anfang der Geschichte wird die Crew der Pusteblume vorgestellt. Die persönliche Ansprache macht Käpt’n Pillows Abenteuer noch liebenswerter. Gleich nach wenigen Zeilen wird deutlich, dass es die kleinen und großen Leser mit einem besonderen Buch zu tun haben. Eine Crew aus Gegenständen, die Idee ist sehr originell. Anfängliche Zweifel werden schnell weggewischt. Holzbein und Co sprechen nicht, sind aber als handelnde Akteure witziges Beiwerk. Der Focus liegt auf Kapitän Pillow mit seinem Kissenhut und der ungestümen „Pusteblume“, die vor jeder Landung vergisst zu bremsen. Eigensinn macht alle Hauptfiguren sympathisch. Autorin Susanne Glanzner hat einige originelle Ideen auf Lager. In Erinnerung bleibt besonders der sehr passende Einfall zu den Bullaugen. Das Piratenschiff mit seiner Besatzung bietet grenzenloses Potential. Dass sich ausgerechnet Sagenfiguren in „Käpt‘n Pillow – Geschichten vom fliegenden Piratenschiff“ tummeln, kommt überraschend. Mit viel Phantasie werden sie in die Geschichte integriert. Der fliegende Holländer Kapitän Pillow leidet unter keinem Fluch und hat ein ausgesprochen gutes Herz, Baron Münchhausen fliegt dieses Mal nicht auf einer Kugel. Nichts ist vorhersehbar. Logik ist fehl am Platz. Grenzen der Vorstellung und Phantasie werden überschritten. Kapitän Pillows Abenteuergeschichte ist nicht nur sehr unterhaltsam, sondern hat für angstmachende oder traurige Vorkommnisse zauberhafte Lösungen parat. Ob Gewitter oder Tod, das Kinderbuch nimmt sich auch ernsten Themen an und gibt Hilfestellung anhand der eigenen Phantasie. Das Schicksal von Eloise berührt, obwohl ihre Vergangenheit im Großen und Ganzen im Dunkeln bleibt. Die Sprache überzeugt auch dank der Herzenswärme der Autorin und ihrem Talent, sich in ihre Figuren und in Kinder hinein zu versetzen. Die Verknüpfung zweier Kinderbuchreihen und deren Hauptcharaktere zum Schluss des Buches hätte nicht sein müssen, gelingt aber. Das Uhrogramm hinterlässt bleibenden Eindruck. Obwohl nicht alles erklärt wird, die fehlenden Informationen stören seltsamerweise nicht. Zum Ende gibt es ein bisschen zu viele Verweise auf die Anna Apfelkuchen-Kinderbuchreihe. Das hätte die Autorin nicht nötig gehabt. Trotzdem wirkt alles stimmig.

Auf dem Cover steht Kapitän Pillow im Mittelpunkt. Das Abenteuerliche wird mit den Details wie seinem Piraten-Luftschiff untermalt. Die farbenfrohe Gestaltung ist sehr gelungen. Dank der Illustrationen von Eleni Livanios erhält die Geschichte zusätzlichen Charme. Pustenblumen-Flagge und ein Stück vom Schiffsrumpf zieren jede Doppelseite. „Käpt‘n Pillow – Geschichten vom fliegenden Piratenschiff“ ist für Kinder ab 5 Jahren gedacht und für die ganze Familie ein verrückter Lesespaß. Gerne darf es beim nächsten Mal noch etwas spannender zu gehen.

Bewertung vom 24.10.2015
McKinty, Adrian

Gun Street Girl / Sean Duffy Bd.4


ausgezeichnet

„Gun Street Girl“ ist Band 4 der Krimireihe rund um Detective Inspector Sean Duffy. Ein Doppelmord scheint ein glasklarer Fall zu sein, aber irgendetwas ist an der Sache faul. Eigentlich kann Detective Inspector Sean Duffy seiner Intuition trauen.

Belfast 1985, der gemeinsame, nächtliche Einsatz von RUC, Gardai, FBI, MI5 und Interpol endet in einem Desaster. Kurz darauf muss Detective Inspector Sean Duffy im Fall eines tätlichen Angriffs auf eine Prostituierte vermitteln. Am nächsten Morgen wird er zum Tatort eines Doppelmordes gerufen. Die Hinweise auf den Täter sind eindeutig. Es bleibt ein ungutes Gefühl. Neue Opfer lassen alles in einem anderen Bild erscheinen.

Ein Geräusch am Anfang einer Geschichte. Der Einstieg mit der Falle für Waffenschmuggler und Sean Duffys Reaktion auf das „absurde Drama“ ist sehr gelungen. Autor Adrian McKinty weiß, seine Leser zu unterhalten und zu fesseln. Die Ereignisse überschlagen sich. Unterschiedliche Fälle, die jeder eine andere Art von Einsatz erfordern. Sean Duffys Intelligenz, außergewöhnliche Beobachtungs- und Kombinationsgabe ist besonders beim Doppelmord gefragt. Einer der Neuen im Team, Alexander Lawson, erweist sich als hilfreicher als gedacht. Eigentlich hat sich Detective Sergeant McCrabban mit Duffys Hilfe den Fall des toten Millionärsehepaares geangelt. Das Rätselhafte nimmt zu, Crabbie verlässt sich auf Duffys Gespür. Erst eine überraschende Wende lässt das Ausmaß erkennen. Der Plot ist raffiniert gestrickt. Die Spannung baut sich am Anfang schnell auf und hält bis zum Ende. Unruhen in Nordirland, eine anhaltende Gefahr, Duffys feste Regel, sein Auto vor jeder Fahrt nach Sprengsätzen zu kontrollieren machen die angespannte Atmosphäre stets greifbar. Dumme Jungenstreiche heizen die Stimmung auf. Was ist harmlos, was kann eskalieren? Nicht nur die ständige Unsicherheit ist gut eingesetzt. Falsche Fährten, Andeutungen, winzige Hinweise auf Lügen, das stumme Einverständnis zwischen Crabbie und Duffy, aber auch zwischen Duffy und Lawson, beeindruckt. Jeder Charakter hat Persönlichkeit, Eigenarten, Talente ergänzen sich. Musik, Einsichten, Gedanken, mit den unterschiedlichsten Stilmitteln werden Duffys Emotionen in Szene gesetzt. Die Verwicklungen nehmen zu, Fragen türmen sich auf. Wie hängt alles zusammen? Wer ist der Mörder? Was für ein Motiv steckt hinter den Taten? Nur langsam rückt die Auflösung näher. Das Tempo bleibt dabei hoch. Keine Verschnaufpause fürs Team und den Leser. Eines der Highlights sind die Ermittlungen in London. Detective Inspector Sean Duffy lässt sich keine Steine in den Weg legen. Ein verführerisches Angebot hat seine Tücken. Autor Adrian Mc Kinty überzeugt mit einem ganz eigenen Stil und einer Hauptfigur, die auch ihre Schwächen hat. Zum Schluss steigt die Spannung noch einmal. Schicksalhaftes am Ende berührt.

Eine Kämpferin allein auf weiter Flur? Der Titel irritiert etwas. Erst auf den letzten Seiten erklärt sich der Zusammenhang. Eine gewalttätige, düstere Welt, in der sich Sean Duffy auf seine Art und Weise zurechtfindet. Das Cover hätte mit einer zentralen, männlichen Figur seinen Alltag auf den Punkt bringen können. Der Effekt von Titel, Details und Autorennamen in Orange-Rot lässt sich nicht abstreiten. Im Nachwort geht Autor Adrian McKinty auf interessante, historische Details ein, die er in den Krimi eingefügt hat. Ein empfehlenswertes Buch für alle, die ungewöhnliche und packende Bücher lieben.

Bewertung vom 12.10.2015
Liebsch, Sylvie

Das fantastische Reisebüro, Mit Elfie um die Welt


ausgezeichnet

„Das fantastische Reisebüro – Mit Elfie um die Welt“ ist das erste Kinderbuch der Journalistin und Autorin Sylvie Liebsch. Im Leben von Elfie spielt die Elf eine wichtige Rolle. Sie ist am 11.11. um 11 Uhr 11 in Köln geboren.

Elfies Geburtstag fällt jedes Jahr ausgerechnet auf den Tag, an dem in ihrer Heimatstadt Köln der Karneval beginnt. Auch dieses Mal, an ihrem elften Geburtstag, reißt der Trubel alle mit sich. Wegen eines Getränkebons gerät Elfie mit dem Nachbarsjungen Jonas aneinander. Ein Kompromiss muss her. Sie teilen sich den Bon und der Wirt gibt ihnen sogar eine zweite Cola aus. Elfie und Jonas begegnen einem seltsamen Pärchen. Der Frau Hono Lulu fällt bei der stürmischen Begrüßung von Seremin eine alte Polaroidkamera aus der Manteltasche. Elfie hebt sie auf und macht spontan ein Foto von den beiden. Seltsamerweise ist auf dem Foto etwas ganz anderes zu erkennen.

Elfies Abenteuer in der bunten Kulisse vom Karnevalstrubel starten zu lassen, ist eine tolle Idee. Die verschiedenen Kostüme sorgen für eine lustige Atmosphäre. Elfie hat Jonas als Nachbarsjungen von Gegenüber kaum registriert. Dass die beiden sich erst noch kennenlernen müssen, macht die Geschichte noch einen Tick interessanter. Jonas handelt eher vorsichtig und überlegt. Elfie dagegen ist sehr spontan und neugierig. Die beiden ergänzen sich gut. Jonas hat eine hervorragende Beobachtungsgabe. Elfie kann gut kombinieren. Mit der seltsamen Begegnung und dem Foto kommt Spannung auf. Die steigert sich noch, als Elfie und Jonas die Verfolgung von Hono Lulu und Seremin aufnehmen. Elfie lässt nicht locker, bis sie dem Geheimnis auf den Grund gegangen ist und reißt Jonas mit. Die Idee mit dem fantastischen Reisebüro ist genial und hat viel Potential für weitere Geschichten. Was hat es mit dem Globus auf sich? Was bedeutet es, wenn plötzlich Leute von einem auf den anderen Moment verschwinden? Wie funktioniert das Flirren? Im Laufe der Geschichte türmen sich die Fragen auf. Nur langsam gibt es Antworten. Autorin Sylvie Liebsch weiß kleine wie große Leser zu fesseln. Schnell kommt eine mitreißende Atmosphäre auf. Bilder entstehen im Kopf. Es fällt leicht, mit Elfie und Jonas mit zu fiebern. Durch Elfies Neugierde und Sturheit sitzen beide ziemlich rasant in der Klemme. Gibt es einen Ausweg? Alle Charaktere haben etwas Besonderes an sich. Die Mädchen und Frauen in der Geschichte beweisen Mut und oft viel Energie. Jonas überzeugt in brenzligen Situationen mit seiner Intelligenz. Auch in ihm steckt ein Held. Es macht Spaß mitzuerleben wie die Freundschaft zwischen Elfie und Jonas wächst und die beiden tollen Menschen begegnen. Auch die Namen sind besonders bis originell, allen voran Hono Lulu. Autorin Sylvie Liebsch hat Wert auf jedes kleinste Detail gelegt. In Elfies Welt hantieren die Kids nicht mit technischen Spielereien herum sondern sind sportlich und abenteuerlustig. „Das fantastische Reisebüro – Mit Elfie um die Welt“ lädt zum Träumen ein und regt die Phantasie an. Nichts ist unmöglich. Die Geschichte entwickelt sich überraschend. Welche Aufgabe haben Elfie und Jonas auf ihrer Reise zu erledigen? Bald wird ihnen die Wichtigkeit ihrer Mission bewusst, und es geht berührend zu. Auch das Ende ist sehr gelungen.

Auf dem Cover sind Elfie und Jonas auf Abenteuerreise. Ein Traum wird für Elfie wahr. Genau wie ihre Lieblingsschwester Jule träumt sie von der großen weiten Welt. Bei diesem Buch ist es wichtig, sich überraschen zu lassen. Es geht um Familie, Freundschaft, Zusammenhalt. Die Botschaft am Ende des Buches „Folge deinem inneren Kompass!“ gilt für kleine und große Ohren.

Bewertung vom 11.10.2015
Gast, Lisa

Ein Jahr auf den Kanaren


ausgezeichnet

„Ein Jahr auf den Kanaren - Reise in den Alltag“ gehört zur Sachbuchreihe „Ein Jahr in…“ des Herder Verlags. Autorin Lisa Gast zieht von Gozo auf die Kanaren um und erzählt von ihren Erlebnissen auf Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura und Co.

Lisa Gasts Kanaren-Geschichte beginnt mit der Landung im August auf Teneriffa. Der Umzug von Gozo ist eine Herzensentscheidung. Teneriffa ist nur eine vorrübergehende Station. Das wird bald deutlich. Für welche Kanaren-Insel hat sich Lisa entschieden?

Auffällig ist, dass eine Jahresangabe fehlt. Am Ende des Buches lässt sich der Zeitraum von Lisas Aufenthalt einordnen. Überzeugend ist die Sprache. Die Beschreibungen von Natur und Umfeld lassen viel Atmosphäre aufkommen. Das Buch entwickelt eine besondere Intensität und schürt das Fernweh. Viele Tipps und Informationen fließen mit ein, z.B. über das Permakultur-Projekt Autarca und Bono Via Ticket. Einzelne Passagen werden zu kurz abgehandelt. Es entsteht der Eindruck eines Schnelldurchlaufs. „Ein Jahr auf den Kanaren“ entwickelt sich zum Pageturner. La Gomera, Lanzarote, Gran Canaria, Lisa Gast hat von jedem Aufenthalt und Ort Faszinierendes zu berichten und setzt die Schönheit der Natur oft ins Zentrum des Geschehens. Jede Insel hat ihren ganz eigenen Reiz und weiß Touristen wie Lebenskünstler zu betören. Wichtigste Botschaft für eigene Reisepläne: Raus aus den Touristenvierteln und den Fokus auf das Ursprüngliche legen. Lisas Erfahrungen schließen meist den einen oder anderen Geheimtipp mit ein. Ihre Städtefavoriten auf Teneriffa sind z.B. La Orotava und La Laguna. Auch Kulinarisches wie das Gofio-Rezept oder die Runzelkartoffeln kommt zur Sprache. Lisas Bekanntschaft mit Fernando bringt ihr beruflich eine einmalige Chance. Sie prüft seine Reisevorschläge und Routen für Touristen und übernimmt tageweise die Vermittlung der Reisen. So kann sie ihren Erfahrungsschatz erheblich erweitern, wovon auch wir Leser profitierten. Es sind die Begegnungen, die den Reiz des Reisens ausmachen. Das wird auch in diesem Buch deutlich. Nur einmal auf Gran Canaria wird es wirklich brenzlig. Gott sei Dank geht der Vorfall am Ende gut aus. Bei einem Rückflug nach Teneriffa kommt die Liebe ins Spiel. Von da ab wird es romantisch und selbst Gran Canaria wird noch einmal ganz neu von der schönsten Seite erlebt. Sehr berührend ist Lisas Begegnung mit einem Pilotwal. Dem Zauber der Natur und Tierwelt kann sich niemand entziehen. Wie lassen sich lästige Behördengänge in ein Spiel umwandeln? Entsprechen Surfertypen wirklich den Klischees? Lisa berichtet sehr humorvoll von ihren Surfversuchen. Die Autorin kann auch über sich selbst lachen, und das macht sie noch sympathischer. Auch auf Umweltthemen wie Öhlbohrungen auf zwei Inseln und das Plastik-Problem an Land und im Meer geht sie ein. "Ein Jahr auf den Kanaren" bietet viele Facetten und hat dadurch einen hohen Unterhaltungswert. Zum Ende des Buches rückt das Persönliche noch mehr in den Vordergrund. Das liegt an ungeahnten Veränderungen. Auch wenn das Informative dabei etwas zu kurz kommt, jede einzelne Passage hat ihre Berechtigung. Der Ausklang mit einem ungewöhnlichen Blick auf die Kanaren ist sehr gelungen.

Das Cover-Bild weckt die Reiselust. Die Küstenlinie wirkt von uns Menschen unberührt. "Ein Jahr auf den Kanaren - Reise in den Alltag" bringt einem ein paar der Inseln ein großes Stück näher. Autorin Lisa Gast schafft es, mit ihrer Neugierde und ihrem Entdeckergeist den Leser mitzureißen. Eines der wenigen Bücher, das dazu animiert, es wieder in die Hand zu nehmen.