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meerblick

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Insgesamt 415 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2024
Wolff, Iris

Lichtungen


ausgezeichnet

Dieser Roman -Lichtungen- von Iris Wolff hat mich von der ersten Seite an begeistert. Er ist in seinem Aufbau ungewöhnlich gestaltet, denn die Autorin setzt uns Leser bereits zu Beginn ihrer Geschichte über die aktuelle Lebenssituation der beiden Schulfreunde Lev und Kato in Kenntnis. Er, Lev, besucht Kato in Zürich als er eine Ansichtskarte von ihr mit den Worten "Wann kommst du endlich?" erhält. Lev und Kato sind im diktatorisch regierten Ceausescu Regime, in Rumänien, aufgewachsen. Während Kato den Spitzelstaat bereits in sehr jungen Jahren verlässt und ihr Glück anderswo in der Welt sucht, bleibt Lev der rumänischen Heimat, einem kleinen Dorf, verhaftet und sucht dort seinen Weg als Waldarbeiter. Die beiden Außenseiter der Schulgemeinschaft verband eine Freundschaft, die in den pubertären Jahren einseitig von Lev als weitaus mehr gedeutet wurde. Nun trifft er seine große Liebe wieder und er will sich erinnern, erzählen von vergangener Zeit. Doch Katos Interesse in Erinnerungen zu schwelgen, ist nicht gegeben.
Die Autorin scheibt sehr einfühlsam, mit starken Worten Lebensgeschichten, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Für sie sind Erinnerungen über die Zeit verstreut wie Lichtungen. Der immerwährende Konflikt im Vielvölkerstaat zog sich hinein bis in die kleinste Zelle des Landes, die Familie, und zermürbte die Seelen der Menschen, die ein großes Bedürfnis nach Freiheit und Ungezwungenheit verspürten.
Ein wunderbarer Roman mit Herz und viel Verstand geschrieben zur Freude für uns Lesende.

Bewertung vom 17.03.2024
Wortberg, Christoph

Gussie


ausgezeichnet

Auguste "Gussie" Adenauer geborene Zissner war die zweite Frau von Konrad Adenauer. Sie stammt aus gutbürgerlichem Haus und heiratete kurz nach dem ersten Weltkrieg den fast doppelt so alten damaligen Kölner Oberbürgermeister und späteren ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Lebensfreude, Intelligenz und eine gewisse Ergebenheit in Ihr Schicksal kennzeichnete Gussie. Ihre Liebe zur Musik, insbesondere zum Geigenspiel, zeichnete sie ebenso aus wie ein freundlicher, offener Umgang mit ihren Mitmenschen, der von Charakterstärke und Mut geprägt war. Eine starke, selbstbewusste Frau, die mit sich selbst für einen vermeintlich schwachen Moment schonungslos zu Gericht ging und lebensbedrohlichen, irreparablen körperlichen Schaden dabei davontrug.
Der Autor Christoph Wortberg setzt mit seinem Roman -Gussie- dieser Frau ein literarisches Denkmal der besonderen Klasse. Einfühlsam und immer auf den Punkt gebracht, erzählt er Episoden aus ihrem Leben, die ihren einzigartigen Sinn für das Familienleben, den Freudenkreis, die politische Arbeit hervorheben. Ihr zeitlebens inniges Verhältnis zu ihrem Vater würdigt er zu Beginn eines jeden Kapitels mit kleinen Ausschnitten der Korrespondenz zwischen Vater und Tochter. Der Schreibstil ist intelligent und gleichzeitig bildhaft beschreibend, ein Lesegenuss mit hohem Zugewinn an historischem Wissen zu Personen und zum Zeitgeschehen.
Mit anderen Worten; ich spreche diesem Roman meine unbedingte Leseempfehlung aus.

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Bewertung vom 17.03.2024
Dreyer, Tine

Morden in der Menopause


ausgezeichnet

Liv Steinhammer lebt mit ihrer Familie in gut situierten Verhältnissen. Das Leben hat sie auf die Sonnenseite gestellt. Ernsthafte Sorgen gibt es nicht. Die täglichen Herausforderungen mit ihren drei heranwachsen Pubertierenden meistert sie spielend und überwiegend sehr elegant. Ihr Ehemann ist ein Goldstück, immer gut gelaunt, blendend aussehend und die finanzielle Versorgung der Familie sichert er mehr als ausreichend. Auch in ihrem Job fühlt sie sich wohl, jedenfalls meistens. Alles könnte so schön sein, ja könnte, wenn da nicht die Hormone auf einmal verrücktspielen würden, bedingt durch die Menopause. Plötzlich steht ihre Welt Kopf, als sie ihren ersten Mord begeht, unbeabsichtigt, deshalb steht sie unter Schock. Die Ereignisse entwickeln sich, spitzen sich zu, doch Liv weiß sich irgendwie stets zu helfen, auch wenn weitere Leichen und Sorgen ihren Alltag bestimmen.
Eine skurrile, verrückte Geschichte liefert uns die Autorin Tine Dreyer mit -Morden in der Menopause-. Sie lässt die Leser teilhaben an den chaotischen Gedankengängen und Handlungen ihrer Protagonisten Liv, die sie mit einer gewaltigen Portion schwarzem Humor und weit überzogener Satire ausstattet. Liv erklärt uns Bücherbegeisterten sehr ausführlich ihre Taten in einer Art und Weise, die auf Verständnis hoffen, weil doch diese außer Rand und Band geraten Hormone schuld an allem sind. Manchmal war ich sogar versucht zu glauben, dass wir einen katastrophalen Traum erzählt bekommen.
Mir zauberte dieser brillante Schreibstil immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Ich wünsche mir mehr davon und gebe natürlich meine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.03.2024
Miller, Beth

Wort für Wort zurück ins Leben


sehr gut

Pearl Flowers lebt mit ihrem Mann Denny abgeschieden im französischen Sévérac-le-Chateau. Ganz bewusst haben sich die beiden in die Stille der Einsamkeit ihres Privatwaldes zurückgezogen. Monetärer Besitz ist nicht reizvoll, Balsam für die Seele dagegen das Leben im Einklang mit der Natur. Doch eines Tages wird die Idylle des gewählten Paradises gestört durch einen Anruf ihres Bruders Greg, der berichtet, dass der Vater Francis Nichols im Sterben liegt. Pearl und Denny beschließen trotz der langjährigen Funkstille zwischen Vater und Tochter, die Reise nach Großbritannien, in die Heimat ihrer Jugend anzutreten, nicht zuletzt auch, um Frieden mit der Vergangenheit zu schließen. Doch es kommt alles anders als gedacht. Pearl erbt die Tagebücher des Verstorbenen, die in stenografischer Schrift verfasst und damit für sie lesbar sind. Das weckt Begehrlichkeiten bei dem Rest der Familie. Nicht nur durch die Aufzeichnungen wird ihr Leben von nun an völlig auf den Kopf gestellt, sondern es holen sie auch Ereignisse aus der Vergangenheit mit unvorstellbarer Wucht an Emotionen ein, die nach grundlegenden Entscheidungen verlangen.
Mir hat die Erzählweise der Autorin Beth Miller in ihrem Buch -Wort für Wort zurück ins Leben- gut gefallen. Die Geschichte ist lebendig und sehr gefühlsbetont geschrieben. Die Protagonisten dürfen aus ihrer Sicht berichten, was der Herausarbeitung der Charaktere guttut. Die intensive Auseinandersetzung mit verletzten Gefühlen und den daraus folgenden Konsequenzen bestimmen den Roman.

Bewertung vom 07.03.2024
Izquierdo, Andreas

König von Albanien


ausgezeichnet

Als das Osmanische Reich droht auseinander zu brechen, sieht Albanien die Chance sich aus der über Jahrhunderte währenden Unterdrückung und Vormundschaft zu befreien. Der Vielvölkerstaat sucht einen König, der die Unabhängigkeit besiegeln soll. Otto Witte, ein Herumtreiber und Tunichtgut, versteht es auf einzigartige Weise, dem Leben immer wieder die guten Seiten abzuringen, sie zu genießen. Stets entwickelt er Pläne, die sein Leben und das seiner Freunde, insbesondere das von Max Hoffmann, einem Schwertschlucker, angenehmer gestalten. Eines Tages stellen die beiden fest, dass ein potentieller Thronfolger und Otto sich zum Verwechseln ähnlichsehen. Damit steht fest, Otto wird König von Albanien.
Seine Geschichte erzählt er später den Insassen einer Nervenklinik und dem dort arbeitenden Doktoranten Alois Schilchegger. Damit bewirkt er unglaubliche Dinge, kleine Wunder, die auch den angehenden Arzt neue Wege gehen lassen.
Mit viel Humor und einem Augenzwinkern gelingt es Andreas Izquierdo, eine im Grunde sehr ernste Geschichte zu erzählen. Dabei gestaltet er, basierend auf historischen Tatsachen, mit seinen charakterlich sehr feinen und präzisen ausgearbeiteten Protagonisten, einen Roman, der einlädt zu vergnüglichen Lesestunden.

Bewertung vom 04.03.2024
Sozio, Astrid

Der rechte Pfad


ausgezeichnet

Benni wächst bei seiner alleinerziehenden Mutter auf, die alljährlich eine Auszeit mit frei verfügbarer Zeit nur für sich allein beansprucht. So verbringt der Junge seine Sommerferien bei seinem Vater auf dem Dorf. Die vierstündige Bahnfahrt von der Großstadt hinein in die ländliche Abgeschiedenheit versetzt ihn in eine komplett andere, fremdartige Welt. Sein Umfeld hier ist geprägt von verstörendem Gedankengut der Mitglieder einer die Gegend dominierenden Sekte. Klaus, sein Vater, der verschlossene Eigenbrötler, findet keinen Zugang zu seinem Sohn, integriert ihn jedoch in den vom Glauben der Brüder und Schwestern geprägten Alltag. Benni erlebt diese Wochen als seltsam, ungewöhnlich. Seine Freunde, die Kinder der Sektenmitglieder, geben dem in vielen Situationen total überforderten Jungen aber auch ein Gefühl von Normalität, bezüglich der sonderbaren Dinge, die um ihn herum geschehen.
Als erwachsener Mann kehrt Benni zurück zu seinem Vater, weil sein Leben aus den Fugen geraten ist. Er ist auf der Suche nach Halt und Geborgenheit.
Astrid Soizo liefert mit dem Roman -Der rechte Pfad- erschütternde Einblicke in eine fanatische Glaubensgemeinschaft, die sowohl unbarmherzig als auch eigennützig über die Seelen, nicht nur die ihrer Mitglieder, herrscht, sie mit brutalen Mitteln in ihren Bann zieht durch Abhängigkeit und Gehirnwäsche. Die Autorin lässt ihren Protagonisten Benni seine Geschichte aus seinem Blickwinkel erzählen. Dabei springt sie stetig zwischen den Zeiten der Kindheit und des Erwachsenseins. Sie liefert damit verbindende Erklärungen zum Geschehen und zum Charakter des Erzählers, der durch eine gewisse Lethargie und Gleichgültigkeit gezeichnet ist.

Bewertung vom 18.02.2024
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


ausgezeichnet

Lana Lux, die Autorin des Romans -Geordnete Verhältnisse-, liefert ein schonungslos ehrliches Bild einer Beziehung zwischen zwei Menschen, die nicht ohne aber noch weniger miteinander leben können. Philipp und Faina, die Protagonisten der Geschichte, entwickeln schon im Kindesalter eine gegenseitige Abhängigkeit, die einerseits hervorgerufen wird durch kaputte, völlig desolate Familienverhältnisse und andererseits durch ihre charakterlichen Ausprägungen, die nicht zuletzt durch das ausgrenzende Verhalten ihrer Umgebung bestärkt werden. Im Alter von zehn Jahren lernen sie sich in der Schule kennen. Philipp ist zwanghaft kontrollierend veranlagt, herrisch, dominant und einsam, auf der Suche nach einem Freund. Faina, die mit ihrer Familie als Aussiedlerkind nach Kontakten sucht, findet in Philipp einen Partner, der ihr hilft, sich in der neuen, ungewohnten Gesellschaft zurecht zu finden. Später verlieren sie sich zunächst aus den Augen, finden wieder zueinander und damit begeben sie sich einen Teufelskreis mit schwerwiegenden, unglaublichen Folgen.
Lana Lux schreibt auffallend leicht und flüssig. Sie zeichnet die Charaktere überaus genau, feinfühlig, mit einem scharfen Augenmaß für Details. Die beiden Protagonisten erzählen aus ihrer Perspektive eine Geschichte, die lebendig, lebensnah und gleichzeitig erschütternd schmerzvoll daherkommt. Ich war gefesselt von diesem Buch und bin fassungslos zurückgeblieben. Die Intensität, mit der auf einzigartige Weise eine Beziehung mit all ihren Höhen und Tiefen dargestellt wird, hat mich sehr beeindruckt.
Dieser Roman verdient es, gelesen zu werden.

Bewertung vom 18.02.2024
Sigurðardóttir, Lilja

Blutrot / Die Áróra-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

-Blutrot- ist nach -Höllenkalt- der zweite Teil einer Kriminalbuch-Trilogie, geschrieben von Lilja Sigurðardóttir, der auf Island spielt. Die Charaktere der Protagonisten sind lebensecht und fein ausgearbeitet. Ich habe mich als Teil der Geschichte wiedergefunden, nicht zuletzt auch durch die wunderschönen Landschaftsbeschreibungen. Die Leseabschnitte sind sehr kurzgehalten, so dass die Szenen oft wechseln, neue brisante Ereignisse die Geschichte stetig vorantreiben und die Spannung sich unablässig steigert.
Áróra lebt eigentlich in London und ist auf Bitten ihrer Mutter nach Island gekommen, um ihre spurlos verschwundene Schwester Ísafold zu finden. Bisher gestaltet sich die Suche allerdings als wenig erfolgreich in den tief verschneiten Schluchten Islands, obwohl sie mit höchster Sorgfalt und Akribie einen Plan verfolgt und jeden Millimeter abscannt, der als möglicher Tatort in Frage kommt. Ihr Geld verdient sie sich jedoch als äußerst erfolgreiche Wirtschaftskriminalistin. Ihr aktueller Fall beginnt relativ harmlos. Sie überführt für ihren Kunden Flosi, einen sehr wohlhabenden Geschäftsmann, eine hohe Summe an Euro, mit dem die entführte Ehefrau Gudrún freigekauft werden soll. Die heimlich involvierten Polizeibeamten ermitteln Undercover, doch der Wettlauf mit der Zeit beginnt als sie begreifen, dass die in den Fall involvierte Personen nicht mit offenen Karten spielen.
Mir hat -Blutrot- sehr gut gefallen. Der Kriminalroman ist ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Teil leicht lesbar. Die intelligent gestrickte Geschichte lässt das Herz jeden Krimifans höherschlagen. Sie bekommt aus diesem Grund meine Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.02.2024
Simonsen, Martina

Mit Achtsamkeit durch die Woche


sehr gut

In der Hektik des Alltags bleibt so manch glücklicher Moment unbeachtet bzw. wird an die Seite gedrängt, um die Pflichten abzuarbeiten. Was zurückbleibt, ist eine innere Unzufriedenheit, die nicht genau definiert werden kann. Dieses kleine Notizbuch "Mit Achtsamkeit durch die Woche" von Martina Simonsen bietet die Möglichkeit, Empfindungen, Gedanken, Handlungsweisen, Emotionen und natürlich auch Erfolge schriftlich festzuhalten, um Veränderungen einzuleiten, die die Glücksmoment spürbar und wirksam werden lassen. Es ist eine gute Art der Selbstreflexion, Flüchtiges nicht unbeachtet vorbei ziehen zu lassen, sondern Möglichkeiten der Verbesserungen des eigenen Befindens zu erkennen und umzusetzen.

Bewertung vom 24.01.2024
Lane, Melanie

Wild Dreams - Jetzt und für immer


ausgezeichnet

Die toughe junge New Yorkerin Violet ist als CEO in der Investmentbranche der niemals schlafenden Stadt angekommen. Erfolgreich managet sie ihr Geschäft, beweist durch enormes Know-how, unendlichen Fleiß aber auch durch gekonnte Tricks, dass sie in der Lage ist, lukrative Jobs im Haufischbecken der Finanzbosse zu erobern. Das Leben von Vi scheint auf dem ersten Blick, sorgenfrei und unbeschwert zu sein. Doch leider täuscht der Schein. Sie bekommt bei allem was sie tut steten Druck von den männlichen Kollegen, die mit einem längst überholtem Frauenbild versuchen, sie kalt zu stellen. Themen wie Sexismus, ja sogar Mobbing sind alltägliche Begleiterscheinungen für diese starke, engagierte Frau.
In ihrer Lieblingsbar trifft Violet auf den attraktiven Jackson aus LA. Zwischen den beiden knistert es und Vi nimmt Jax kurzentschlossen mit zu sich nach Hause für einen atemberaubenden One-Night-Stand. Doch meistens kommt es anders als man denkt. Denn sie sehen sich schneller wieder als gedacht und das bringt sie in eine Lage, die beide vor eine große Herausforderung stellt. Werden sie diese meistern?
Melanie Lane vermag es in ihrem Roman -Wild Dreams- in einer bezaubernden Romanze wichtige Themen wie Ausgrenzung, Frauenfeindlichkeit und Fremdenhass einzubauen, die sowohl aktuellen Bezug haben und darüber hinaus der Geschichte eine Brisanz geben. In ihrer schönen Sprache fühlt man sich ins Geschehen hineingezogen, ist Teil der Handlung, nicht zuletzt auch durch die fabelhafte Umsetzung, beide Protagonisten in den Kapiteln aus ihrer persönlichen Sicht erzählen zu lassen.
Meine unbedingte Leseempfehlung bekommt dieses Buch.