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Lilli33
Buchflüsterer: 

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Insgesamt 596 Bewertungen
Bewertung vom 01.06.2021
Dean, Abigail

Girl A


gut

Eine Familientragödie

Inhalt:
Lex ist fünfzehn Jahre alt, als sie ihrem Martyrium entkommen kann. Ihre Eltern hatten sie und ihre sechs Geschwister jahrelang eingesperrt und misshandelt. Von den Medien wird sie „Girl A“ genannt, da sie das älteste Mädchen der Familie ist. Nach dem Tod der Mutter im Gefängnis wird Lex dazu ernannt, sich um das Erbe zu kümmern. Nachdem sie jahrelang versucht hat, den Horror ihrer Kindheit zu verdrängen, muss sie sich nun damit auseinandersetzen …

Meine Meinung:
Vom Verlag korrekt als „Roman“ bezeichnet, läuft dieses Buch auf etlichen Online-Seiten unter „Thriller“. Dies schürt falsche Erwartungen, denn mit einem Thriller hat das überhaupt nichts zu tun. Es liegt zwar ein Verbrechen vor, doch man kennt praktisch von Anfang an sowohl die Taten als auch die Täter. Somit fehlt auch jede Spannung. Die Handlung wirkt etwas verworren, da viel in der Zeit hin und her gesprungen wird. Oft werden einzelne Episoden ohne chronologischen Zusammenhang herausgepickt. Im Großen und Ganzen ist es aber so, dass es eine Erzählung in der Gegenwart und eine in der Vergangenheit gibt.

Es wird aus Lex’ Ich-Perspektive erzählt, was ich recht gelungen fand. Man kann sich gut in das Mädchen hineinversetzen. Vieles wird eher emotionslos dargestellt, was sicher dem psychischen Selbstschutz zuzuschreiben ist. Manche Dinge darf man einfach nicht zu nah an sich herankommen lassen. Lex muss sich nun mit ihren Geschwistern wegen des Erbes auseinandersetzen. Leider bleiben ihre Brüder und Schwestern zu blass. Ich hätte mir noch viel mehr Informationen zu ihnen und den Interaktionen zwischen ihnen gewünscht.

Der Roman beruht u.a. auf einem wahren Fall, der sich in den USA abgespielt hat. Dies kann einen noch mehr erschüttern als es das Buch sowieso schon tut,

„Girl A“ ist sicher eine Geschichte, die es verdient, erzählt zu werden. Doch die Umsetzung konnte mich nicht überzeugen. Sie ist viel zu spannungsarm bzw. teilweise sogar regelrecht langweilig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2021
Terry, Teri

Dark Blue Rising Bd.1


sehr gut

Mystisch und größtenteils spannend

Inhalt:
Solange Tabby sich erinnern kann, ist sie mit ihrer Mutter Cate kreuz und quer durch England gezogen, nirgendwo lange geblieben, immer auf der Flucht. Doch wovor sie flohen, wusste sie nicht. Dann geschieht das Undenkbare: Cate wird verhaftet, weil sie Tabby als Kleinkind entführt haben soll. Doch warum sollte sie das getan haben? Das Letzte, was Tabby von Cate hört, ist: „Hüte dich vor dem Kreis!“ Doch sie hat keine Ahnung, was das bedeuten soll. Tabby fühlt sich verloren und verlassen. Die einzige Konstante in ihrem Leben ist das Meer, zu dem sie sich stets extrem hingezogen fühlt.

Meine Meinung:
Ich liebe die Bücher von Teri Terry, und auch der Auftaktband ihrer neuen Klima-Trilogie hat mich nicht enttäuscht, wenngleich ich einige kleine Kritikpunkte habe.

Die Geschichte beginnt interessant und mitreißend, geht dann aber in Längen über, wo kaum etwas passiert und die Handlung nicht recht von der Stelle kommt. Erst in der zweiten Hälfte nimmt sie dann rasant Fahrt auf. Der Roman wird als „Klima-Thriller“ angekündigt, wovon man aber lange Zeit nur wenig merkt. Der Klimawandel wird zwar einige Mal am Rande erwähnt, aber der Thriller traut sich erst gegen Ende raus. Allerdings bleiben die Zusammenhänge unklar. Viele Fragen bleiben unbeantwortet, auch was Tabbys Person und ihre Herkunft angeht. Hier muss man wohl auf die nächsten Bände hoffen.

Tabby ist eine sehr sympathische Protagonistin, manchmal etwas naiv, was ihrem bisherigen Leben geschuldet ist, insgesamt aber eine eher reife Persönlichkeit, die die meisten Dinge hinterfragt und nicht alles einfach so hinnimmt. Außerdem zeichnet sie sich durch großen Mut aus. Sie ist einfach tough. Ich habe sie sehr gerne durch die Handlung begleitet und dabei mit ihr mit gefiebert.

Der Schreibstil ist jugendlich-flott, was mir sehr gut gefallen hat. Er passt perfekt zu diesem Jugendbuch, das sicherlich auch viele Erwachsene begeistern wird. Erzählt wird von Tabby in der Ich-Form im Präsens, was ich persönlich gerne mag, da man sehr dicht an der Protagonistin dran ist und Gedanken und Gefühle hautnah mit erleben kann.

Es ist zwar etwas schade, dass der 1. Band der Trilogie so offen endet, aber dadurch steigt die Vorfreude auf den 2. Band nur umso mehr. ;-)

Die Trilogie:
1. Dark Blue Rising
2. Red Sky Burning (ET voraussichtlich Januar 2022)
3. Black Night Falling (ET voraussichtlich Juni 2022)

Bewertung vom 15.05.2021
Vogt, André

Typgerechtes Welpentraining


sehr gut

Anschauliches Welpentraining

André Vogt ist ein erfahrener Welpentrainer und leitet eine große Hundeschule. In diesem Buch vermittelt er Frauchen und Herrchen, wie sie ihrem vierbeinigen Liebling die Grundbegriffe der Erziehung beibringen können - in anschaulichen Schritt-für-Schritt-Erklärungen, mit Übungen und kleinen Varianten für die verschiedenen Hundetypen: Draufgänger, Sensible, Sturköpfe und Gemütliche.

Für mich als Neuhundebesitzerin klingt das alles recht plausibel. Einiges davon konnte ich schon erfolgreich umsetzen, anderes will allerdings nicht leicht gelingen. Hier würde ich mir wünschen, dass im Buch noch mehr auf eventuelle Probleme beim Training eingegangen wird.

Eine super Ergänzung zum Text und den Fotos, die verschiedene Trainingssituationen zeigen, sind Videos zu speziellen Übungen, die man mit Hilfe einer kostenlosen App auf dem Smartphone anschauen kann, indem man bestimmte, markierte Fotos scannt. Dies lässt sich beim gedruckten Buch sicher leichter bewerkstelligen. Ich habe das E-Book auf dem Reader gelesen, da ist es ein wildes Hin- und Herblättern. Wer das E-Book auf dem Smartphone liest, bräuchte noch ein zweites Gerät zum Scannen.

Insgesamt möchte ich dieses Trainingsbuch gerne empfehlen, da es meiner Meinung nach sinnvoll gestaltet ist und viele gute Tipps bietet.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2021
Heger, Moritz

Aus der Mitte des Sees


sehr gut

Leise und tiefgründig

Inhalt:
Bruder Lukas ist Ende dreißig und gehört seit sechzehn Jahren dem Benediktinerorden an. In seiner Abtei ist er bei Weitem der Jüngste, seit sein bester Freund das Kloster verlassen und geheiratet hat. Nun sinnt auch Lukas über sein Leben nach. Wie soll es weitergehen? Soll er seinem Glauben treu bleiben oder kann es für ihn eine Zukunft mit Sarah geben, die zu Gast im Kloster ist? Bei seinen täglichen Schwimmrunden im See versucht Lukas, zu einer Entscheidung zu gelangen.

Meine Meinung:
Ich habe einige Zeit gebraucht, um in den Genuss dieses stillen Büchleins zu kommen. Anfangs tat ich mir mit dem Schreibstil etwas schwer. Es ist praktisch ein Monolog von Bruder Lukas, der sich an ein Gegenüber richtet, das allerdings immer wieder wechselt. Mal spricht er zu seinem Freund Andreas, mal zu seinem älteren Mitbruder Alban, dann wieder zu Sarah, aber immer mit der Anrede „du“. Manchmal war mir bei den Wechseln nicht gleich klar, um wen es jetzt gerade geht. Mit der Zeit habe ich dann aber doch gut hineingefunden.

Wie nicht anders zu erwarten, spielen religiöse Themen eine gewichtige Rolle. Obwohl ich nicht gläubig bin, fand ich dies aber nicht schlimm, denn Moritz Heger schreibt sehr unaufdringlich darüber.

Lukas war mir sehr sympathisch und seine Überlegungen, seine Zweifel und Hoffnungen konnte ich sehr gut nachvollziehen.

Fazit:
Dieser kontemplative Roman ist tiefgründig und auf seine Art fesselnd.

Bewertung vom 08.05.2021
Pásztor, Susann

Die Geschichte von Kat und Easy


sehr gut

Lesenswert!

Inhalt:
1973 soll IHR Jahr werden. Das beschließen die beiden sechzehnjährigen Mädchen Kat und Easy. Und es wird auch tatsächlich ein besonderes Jahr, mit dem ersten Sex, viel Musik und Drogen. Und einem tragischen Ende ihrer Freundschaft. 46 Jahre später wagen die beiden eine Aufarbeitung der vergangenen Ereignisse. Sie treffen sich für eine Woche in Easys altem Haus auf Kreta.

Meine Meinung:
Der Roman konnte mich von Anfang an fesseln, gab mir Denkanstöße und hat mich in meine eigene Jugendzeit in den 1970ern zurück geworfen. Der Geist dieser Zeit ist sehr gut getroffen. Die Unsicherheit der Teenager in Sachen Liebe und Sex, aber auch in der Freundschaft zwischen den beiden Mädchen, konnte ich gut nachempfinden, Probleme mit den Eltern und in der Schule - das alles haben wohl viele genau so erlebt.

Susann Pásztor erzählt in abwechselnden Kapiteln von der Vergangenheit in dem Provinzstädtchen Laustedt und von der Gegenwart auf Kreta. Dabei kamen mir Kat und Easy als Sechzehnjährige näher als ihre erwachsenen Versionen. Von Letzteren hatte ich wohl eine aktivere Aussprache erwartet, aber eigentlich reden sie nur um den heißen Brei herum. Erst ganz zum Schluss kommt die Wahrheit ans Licht. Hier hätte ich mir einfach noch mehr Klartext gewünscht - vieles muss man sich zwischen den Zeilen selbst erarbeiten. Trotzdem ein durch und durch lesenswertes Buch!

Bewertung vom 13.04.2021
Bayer, Thommie

Das Glück meiner Mutter


sehr gut

Sehr melancholisch

Inhalt:
Der Drehbuchautor Philipp Dorn, 49, steckt in der Krise. Seine Mutter ist vor einigen Jahren gestorben, seine Freundin hat ihn vor zwei Jahren verlassen. Mit seinem neuen Auto reist er in die Toskana, die er liebt und die er auch mit seiner Mutter schon besucht hat. Hier lässt er seinen Gedanken an Mutter und Ex-Freundin freien Lauf, bis er die Bekanntschaft einer Fremden macht, die nachts nackt im Swimmingpool seines Ferienhauses schwimmt …

Meine Meinung:
Ich mag den Schreibstil von Thommie Bayer im Allgemeinen sehr. Mit klaren Worten und prägnanten Sätzen erzählt er seine Geschichten recht schnörkellos und weckt im Leser die verschiedensten Gefühle. Bei „Das Glück meiner Mutter“ hat mich etwas gestört, dass er Alltägliches zu detailliert beschreibt, zum Beispiel den genauen Straßenverlauf auf seiner Reise oder was er genau einkauft. Das sind Nebensächlichkeiten, die für die Handlung kaum eine Rolle spielen. Das eigentlich Wichtige in dieser Geschichte wird demgegenüber auf wenigen Seiten erzählt.

Doch diese wenigen Seiten haben es in sich. Dachte ich zunächst noch, es plätschert so ein wenig vor sich hin, kam dann doch noch eine überraschende Wendung, die es in sich hatte. So lässt mich das Buch am Ende ein bisschen aufgewühlt, aber zufrieden zurück.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.04.2021
Arenz, Ewald

Der große Sommer


ausgezeichnet

Ich habe gelacht und geweint

Inhalt:
Ein Sommer Anfang der 1980er Jahre. Für den sechzehnjährigen Friedrich fällt der Urlaub mit der Familie flach, denn er hat das Schuljahr vergeigt und muss für die Nachprüfung lernen - ausgerechnet beim strengen Großvater, der für niemanden ein freundliches Wort hat. Die wenige Freizeit verbringt er mit seinem Freund Johann, seiner Schwester Alma und mit Beate, in die er sich rettungslos verliebt hat. Es werden ereignisreiche Wochen, die Friedrich innerlich reifen lassen.

Meine Meinung:
Schon Ewald Arenz’ „Alte Sorten“ hat mich maßlos begeistert. „Der große Sommer“ steht dem in nichts nach. Wieder ist dem Autor ein großartiger Roman gelungen, der mich zum Lachen und zum Weinen gebracht hat, der mich tief innen berührt hat, der mich an meine eigene Jugend erinnert hat, der das Wesen jener Zeit fein elaboriert hat. Es überrascht nicht, dass dieser Roman starke autobiografische Bezüge hat. Genau so war es damals. Der Zeitgeist ist absolut gut getroffen. Besonders Leser*innen in Azenz’ Alter werden einiges wiedererkennen. Vieles gilt natürlich auch noch für die heutige Jugend. Auch für sie sind Familie, Freunde und erste Liebe große, bewegende Themen.

Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und vielschichtig ausgearbeitet. Sie wirken authentisch und interessant. Selbst dem unnahbaren Großvater kann man einiges abgewinnen. Vor allem dem Ich-Erzähler Friedrich kommt man sehr nahe. Er ist ein sehr liebenswürdiger, sympathischer junger Mann, den man gerne als Freund hätte.

Ewald Arenz erzählt von lustigen Episoden und ernsten Begebenheiten in einer wunderschönen Sprache, die durch Leichtigkeit und Lebendigkeit besticht. Es gibt nostalgische Momente und ganz viel Wärme. Für mich war dieser feinsinnige Roman bisher mein Jahreshighlight.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2021
Bihl, Lou

Ypsilons Rache (eBook, ePUB)


sehr gut

Wer bin ich?

Inhalt:
Professor Dr. Kristian Starck, Mitte fünfzig, Pathologe, geschieden, aber immer noch freundschaftlich verbunden mit seiner Ex-Frau und seinen erwachsenen Töchtern, nimmt sich eine Auszeit. In einem Sabbatjahr will er eine Reise machen, ein Buch schreiben und vor allem sich darüber klarwerden, was er weiterhin mit seinem Leben anfangen will. Kris fühlt sich in seinem männlichen Körper nicht zu Hause. Ob er aber ganz als Frau leben will und kann, weiß er auch nicht.

Zu Beginn des Sabbatjahrs erhalten Kris’ Pläne erst mal einen Dämpfer, als bei einem Routinecheck Prostatakrebs diagnostiziert wird. Nun gilt es, sich für eine Therapieform zu entscheiden. Naiv wie ich bin, dachte ich, kein Problem, als Frau braucht Kris doch eh keine Prostata, also Radikal-OP, und gut ist es. Weit gefehlt! Offensichtlich ist es schwer, bei einer geschlechtsangleichenden OP ohne die Prostata auszukommen. Und so bedroht ausgerechnet ein Körperteil, das Kris für sich als unpassend empfindet, sein Leben.

Meine Meinung:
Glücklicherweise findet das Thema Transidentität bzw. Diversität allgemein immer häufiger Eingang in die Literatur. „Ypsilons Rache“ bereichert die Palette der diesbezüglichen Werke ungemein. Denn anders als in anderen Romanen, die ich zu diesem Thema bereits gelesen habe, ist sich Kris nicht ganz sicher, wie viel Frau in ihm steckt. So wird während des ganzen Romans auch das Pronomen „er“ verwendet, wenn Kris in männlichem Outfit unterwegs ist, und nur wenn er als Frau erscheint, heißt es „sie“. Das sind jedoch eher wenige Ereignisse, da kaum jemand über Kris’ „Transtendenzen“ Bescheid weiß. Auf seiner Reise quer durch Deutschland besucht er verschiedene Menschen, Familienmitglieder und alte Freunde, mit der Absicht, sich endlich zu outen.

Da Kris als Ich-Erzähler auftritt, werden seine Gedanken, seine Hoffnungen, Zweifel und Ängste auf direktem Weg zur Leserschaft transportiert. Es fällt leicht, sie nachzuvollziehen und zu verstehen. Kris ist ein überwiegend sympathischer Mensch, den man gerne auf seiner Reise zu seinem neuen Ich begleitet. Er überlegt, ob er den Weg der Geschlechtsangleichung gehen muss und ob sie für ihn unbedingt vollständig sein muss, um ein zufriedenes Leben führen zu können.

So unterschiedlich wie Kris’ Gedanken und Empfindungen sind auch die Reaktionen auf sein Coming-out. Dies alles wird sehr realistisch dargestellt.

Lou Bihl erzählt Kris’ Geschichte auf interessante Weise. Sie lässt die Leser*innen Anteil nehmen an einem fremden Leben und berührt einen im Innersten. Lediglich die Wortwahl konnte mich nicht begeistern. Zwar mochte ich den subtilen Humor und die (Selbst-) Ironie in Kris’ Worten, aber insgesamt war mir die Sprache etwas zu gestelzt. Ich habe nichts gegen Fremdwörter, aber bitte in Maßen. Ich liebe auch originelle Wortneuschöpfungen, aber nicht um jeden Preis. Hier war mir das definitiv zu viel und manchmal auch unpassend. Aber das ist mein persönliches Empfinden und sollte niemanden von der Lektüre abhalten, denn dieser Roman ist auf jeden Fall lesenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2021
Fölck, Romy

Mordsand / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.4


sehr gut

Atmosphärischer Kriminalroman

Inhalt:
Frida Paulsen und Bjarne Haverkamp von der Kripo Itzehoe bekommen es mit einem Cold Case zu tun. Auf der Elbinsel Bargsand wurde ein jahrzehntealtes Skelett mit gefesselten Händen im Schlick eingegraben gefunden. Kurz darauf wird auf einer anderen Insel die Leiche eines Hamburger Bauunternehmers entdeckt, auf die gleiche Weise gefesselt wie das Skelett von Bargsand. Hängen die beiden Fälle zusammen oder gibt es hier einen Nachahmer?

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 4. Teil der Reihe um die Itzehoer Kommissare Bjarne Haverkamp und Frida Paulsen. Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen. Daher kann man dieses Buch gut ohne Vorkenntnisse lesen. Auch das Wichtigste zu den bereits bekannten Akteuren wird noch einmal wiederholt. Allerdings nimmt auch das Privatleben der Ermittler in dieser Reihe einen großen Raum ein. Da macht es natürlich mehr Spaß, wenn man dies von Anfang an verfolgt. Ich finde die beiden Protagonisten samt ihrem Familienanhang sehr sympathisch und freue mich immer, darüber zu lesen. Das gibt dem Ganzen die besondere Atmosphäre. Dazu kommen die gewohnten liebevollen Landschaftsbeschreibungen, die einen gedanklich direkt in die Elbmarsch versetzen.

Der Kriminalfall ist ganz schön verzwickt und wenig vorhersehbar. Durch bedrückende Einschübe, die etwa dreißig Jahre in der Vergangenheit im Jugendwerkhof Torgau in der DDR spielen, ergibt sich zwar bald eine Richtung, in die uns das Buch führt. Doch die letztendlichen Zusammenhänge hat Romy Fölck zunächst gut verschleiert.

Als Leser*in begleitet man die Ermittler bei den ziemlich authentisch erscheinenden, mühsamen Ermittlungen. Spannung ist durchgehend vorhanden, wenn auch nicht auf allerhöchstem Niveau, aber das muss bei einem KriminalROMAN ja auch nicht unbedingt sein. Einige extrem spannende Szenen gibt es aber durchaus auch.

Einige Kleinigkeiten kamen mir nicht sehr glaubwürdig vor. Diese schmälern das Leseerlebnis aber nur marginal. Im Großen und Ganzen liegt hier ein solide aufgebauter und ausgearbeiteter Krimi mit tiefgründigen Charakteren vor, der jetzt schon meine Vorfreude auf den nächsten Band angefacht hat.

Die Reihe:
1. Totenweg
2. Bluthaus
3. Sterbekammer
4. Mordsand

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2021
Sten, Viveca

Das Grab in den Schären / Thomas Andreasson Bd.10


sehr gut

Nora Linde in Nöten

Inhalt:
Bei Bauarbeiten auf der bislang unbewohnten Schäreninsel Telegrafholmen werden Teile eines Skeletts gefunden, das hier vergraben war. Polizeikommissar Thomas Andreasson und sein Partner Aram ermitteln in den Fällen der seit Jahren vermissten siebzehnjährigen Astrid und der fünfunddreißigjährigen Siri. Wurde eine von ihnen auf Telegrafholmen verscharrt?

Die Staatsanwältin Nora Linde, Thomas’ beste Freundin, ist nach ihrem tragischen letzten Fall schon seit Monaten krankgeschrieben. Nachts plagen sie Albträume, tagsüber gibt sie sich dem Alkohol hin. Als sie erfährt, dass möglicherweise Astrids Skelett gefunden wurde, ermittelt sie auf eigene Faust, denn sie hatte das Mädchen gekannt. Doch damit ruft sie nicht nur bei Thomas Ärger hervor, sondern auch die Aufmerksamkeit des Täters auf sich …

Meine Meinung:
Dies ist der 10. Fall für Thomas Andreasson. Das Lesen macht bestimmt mehr Spaß, wenn man zumindest einige der Vorgängerbände kennt, um die Beziehung der verschiedenen Personen zueinander besser nachvollziehen zu können. Für den Kriminalfall ist es aber nicht notwendig.

Wie immer hat Viveca Sten einen spannenden Roman kreiert. Er wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Dabei wird die Erzählung in der Gegenwart immer wieder durch Einschübe aus Astrids und aus Siris Sicht in der Vergangenheit unterbrochen. Scheibchenweise erfährt man so, was damals passiert ist. Und auch wenn man dadurch als Leser*in etwas mehr weiß als die Polizisten, wirkt der Fall keineswegs klarer. Die Story ist voller Wendungen und Überraschungen und fesselt dadurch ungemein.

Trotzdem war das Lesevergnügen für mich nicht ganz ungetrübt. Zum einen gefiel es mir nicht, dass Nora Linde dermaßen im Vordergrund steht und zweitens, dass hier ein psychisches Problem das andere jagt. Sowohl Nora als auch Thomas haben Probleme mit ihren Partnern, Nora steigert sich in ihre Ängste und Panikattacken. Auch fast sämtliche anderen Ehen oder Partnerschaften werden negativ beschrieben. Dies alles nimmt für meinen Geschmack zu viel Raum ein und ist recht deprimierend zu lesen. Daher wünsche ich mir, dass Nora sich endlich wieder erholt und im 11. Fall wieder psychisch fit ist.

Die Fälle von Thomas Andreasson:
1. Tödlicher Mittsommer
2. Tod im Schärengarten
3. Die Toten von Sandhamn
4 .Mörderische Schärennächte
5. Beim ersten Schärenlicht
6. Tod in stiller Nacht
7. Tödliche Nachbarschaft
8. Mörderisches Ufer
9. Flucht in die Schären
10. Das Grab in den Schären

ACHTUNG TRIGGERWARNUNG (bei Bedarf bitte rückwärts lesen):
GNUGITLAWEGREV

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.