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LEXI
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Österreich

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Insgesamt 392 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2014
Mitchell, Siri

Der erste Ball der Clara Carter


sehr gut

„Ich bin keine Ware. Ich bin eine Person“.
… „die für eine großartige Ehe bestimmt ist. Du wirst bald ein Leben führen, von dem jedes Mädchen träumt. Ein wahrhaftiges Märchen.“

Die 17jährige Arzttochter Clara Carter, die ihre Mutter bereits in jungen Jahren verloren hatte, wird unvermittelt mit der Tatsache konfrontiert, dass ihre Einführung in die Gesellschaft bereits ein Jahr früher als geplant stattfinden soll. Für Clara, die sich nichts mehr wünscht, als ein selbstbestimmtes Leben zu führen und die im New York des Jahres 1891 sogar kühn von einem Studium träumt, scheinen all ihre Pläne und Träume für die Zukunft zunichte gemacht. Von Kindheit an zu striktem Gehorsam erzogen fügt sie sich jedoch in ihr Schicksal und verbringt ihre Tage mit mühsamen Tanzstunden und Benimm-Unterricht. Die Weisung ihres Vaters ist eindeutig: unter Anleitung ihrer unerbittlichen Tante soll Clara sich den reichen Erben Franklin de Vries angeln. Obgleich sich alles in Clara sträubt, macht sie gute Miene zum bösen Spiel und stürzt sich in die gesellschaftlichen Verpflichtungen, die ihr Debüt mit sich bringt. Sie kokettiert mit ihren Bewunderern und wird zum strahlenden Star der Saison. Clara unterdrückt sowohl ihr aufbegehrendes Wesen, als auch ihren Herzenswunsch, höhere Bildung zu erfahren. Durch einen Kutschenunfall landet sie in einem zwielichtigen Viertel, wo ihr zum ersten Mal die große Armut der notleidenden New Yorker Bevölkerung vor Augen geführt wird. Clara scheint ihrem Ziel bereits sehr nahe zu sein und die Erfüllung der ehrgeizigen Pläne ihrer Familie in Reichweite. Doch dann blickt sie tief hinter die Kulissen der feinen Gesellschaft… und muss schließlich eine Entscheidung treffen…

Ich war, was den Inhalt dieses Buches betrifft, ein wenig zwiespältig. Einerseits wurde der Person der Clara Carter viel Aufmerksamkeit in diesem Roman zuteil und man konnte als Leser ihre Wandlung vom leichten Schmetterling und „Darling der Gesellschaft“ zur reiferen, selbstbewusst agierenden jungen Frau hautnah miterleben. Claras Wissensdurst, ihr ungewöhnlich tiefer Ernst sowie ihre Gleichgültigkeit modischem Schnickschnack gegenüber machen sie als Protagonistin sehr sympathisch. Ich vermisste in diesem Buch jedoch Gegenspieler und Nebenfiguren, die ebenso detailliert und lebendig ausgearbeitet waren. Gleichzeitig muss ich auch unumwunden zugeben, dass ich kaum Verständnis für die Oberflächlichkeit in der Gestaltung des Alltags, als auch die strikte Etikette der viktorianischen Frauen aufbringen konnte – wie beispielsweise das endlose Hungern und tägliche Schnüren der Korsetts bis zur Bewusstlosigkeit, aber auch andere, zum Teil schmerzhafte Einschränkungen, die Mode und Zeitgeist mit sich brachten. Die ausführlichen Beschreibungen dieser „Foltermethoden“ und das Streben nach im Grunde vollkommen unwichtigen Dingen, denen die so genannte „bessere Gesellschaft“ jedoch große Bedeutung zusprach, bildeten einen drastischen Kontrast zu deren Gleichgültigkeit jenen Zustände gegenüber, in denen zwei Drittel der städtischen Bevölkerung elend und notleidend vegetieren musste. Siri Mitchell bringt hier das aufrüttelnde Buch „Wie die andere Hälfte lebt“ von Jacob Riis ins Spiel, welches die Protagonistin heimlich las, und das einen tiefen Sinneswandel in ihr auslöste.

„Der erste Ball der Clara Carter“ war für mich ein interessanter historischer Liebesroman, der mich gut unterhalten hat. Für eine maximale Anzahl an Bewertungssternen fehlte mir jedoch neben den bereits erwähnten wenig authentischen handelnden Personen auch „das gewisse Etwas“ – die Fähigkeit, mich tief zu berühren, zu fesseln.

Abschließend möchte ich das Coverfoto positiv erwähnen, das Clara Carter exakt so darstellte, wie ich sie mir aufgrund der Personenbeschreibungen im Buch vorgestellt hatte. Die stille, sanfte Anmut und die schlichte Eleganz verbreiteten zusammen mit dem versonnenen, aber auch nachdenklichen Lächeln der hübschen Protagonisten eine geheimnisvolle Atmosphäre.

Bewertung vom 08.02.2014
De Graaf, Clare

Das 10-Sekunden-Prinzip


ausgezeichnet

„Tu als Nächstes einfach das, von dem du ziemlich sicher bist, dass Jesus es möchte. Und entscheide dich sofort dafür – innerhalb der nächsten zehn Sekunden-, bevor du es dir wieder anders überlegst!“

Was Clare De Graaf seinen Lesern in diesem Sachbuch vermitteln möchte, klingt klar, einfach und logisch. Er erzählt von der Kraft kleiner Gesten der Freundlichkeit und Ermutigung, und was diese in den Menschen entfalten können, die sie empfangen. Er verlangt auch keine Perfektion, und bestärkt die Leser darin, dieses Prinzip jeden Tag neu zu leben, sich selber zu ermutigen und Misserfolge zu nutzen, um für das nächste Mal besser gewappnet zu sein. Doch wenn man seine anhand vieler eindrucksvoller Beispiele angeführten Fälle genauer betrachtet, kostet es oft unendliche Überwindung, und nur allzu oft folgt dem Gefühl, dass Gott uns zu einer bestimmten Handlung auffordert, unweigerlich ein „Aber-Impuls“. Das 10-Sekunden-Prinzip zu leben und nicht einfach aufgrund der eigenen Bequemlichkeit, der Zeitfrage, oder etwaiger anderer Hinderungsgründe auszuweichen, dürfte unendlich schwer sein. Der Autor legt in diesem Buch aber auch ganz klar dar, weshalb es sich auf jeden Fall lohnt. Er zeigt, dass Eigennützigkeit und Selbstlob völlig fehl am Platze sind, dass gute Taten nicht dazu da sein sollten, um uns anschließend selber lobend auf die Schultern zu klopfen und unser „Guthaben an guten Taten“ aufzufüllen. Was Clare De Graaf in seinem Buch gelingt, ist eine kleine Flamme zu entfachen, die – konsequent und unermüdlich genährt – zu einem lodernden Feuer werden kann. Es kann dazu führen, dass die Aneinanderreihung vieler Hunderter solcher kleinen, selbstlosen Entscheidungen, die wir treffen müssen, zu einer Neukalibrierung unseres Charakters führen, sodass wir uns lt. Autor langsam in das Bild Jesu verwandeln, im Vertrauen, dass er einen Grund hat, der über unser Verstehen hinausgeht. Clare De Graaf bezeichnet dies auch als wahren Glauben, und seine Art und Weise, diese Überzeugung zu vermitteln, ist ihm im vorliegenden Sachbuch großartig gelungen!

Ich kann dieses Buch, das zwar sehr eindrucksvoll, aber in leicht verständlichen Worten und mit vielen praktischen Hinweisen zur Umsetzung, geschrieben ist, uneingeschränkt weiter empfehlen. Der Autor beschreibt exakt das „schlechte Bauchgefühl“, das mir nur allzu oft begegnet, wenn ich Taten, die ich meinte, aus einem Impuls heraus setzen zu müssen, hinauszögerte und letztendlich doch nicht durchführte. Ich fühlte bei vielen Passagen eine Art „Wiedererkennen“ in der Beschreibung bestimmter Situationen im täglichen Leben, und die Tatsache, dass der Autor auch von Enttäuschungen und Fehlschlägen schrieb und auch zeitweise Resignation und Hinterfragen der getroffenen Entscheidungen offen und ehrlich anführte, machte das Buch für mich umso glaubwürdiger.

Am meisten beeindruckt hat mich eine Passage in der Mitte des Buches, in der Clare de Graaf sagt: „Ich mag nicht immer jeden, dem ich helfen soll. Und leider habe ich herausgefunden, dass ich mich nicht dazu zwingen kann, jemandes Gesellschaft zu genießen, den ich nicht mag. Gott kann das in mir bewirken, aber ich kann durch keinen Willensakt und durch keine psychologische Technik aufrichtige Liebe und Bewunderung für ein anderes menschliches Wesen produzieren. Es gibt ein christliches Buch mit dem Titel „Liebe ist eine Entscheidung“. Ja, das glaube ich auch. Und ich habe beschlossen, dass mir das reicht. Den Nächsten zu leiben bedeutet, freundlich und großzügig gegenüber Menschen zu sein, die man vielleicht nicht mag – aber irgendwann. Möglicherweise.“

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