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Lunamonique
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Bremen

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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2016
Kirby, Jessi

Mein Herz wird dich finden


ausgezeichnet

Von Jessi Kirby stammen die Jugendbücher „Der Soundtrack meines Lebens“ und „Dein eines, wildes, kostbares Leben“. In „Mein Herz wird finden“ erleidet Mia einen harten Schicksalsschlag. Es fällt ihr schwer, auch nach langer Zeit ihre Trauer zu überwinden.

Mias Freund Jacob stirbt bei einem Unfall. Seine Organe retten Leben. Mia setzt sich mit den fünf Empfängern per Brief in Verbindung. Einer antwortet nicht, und das ist ausgerechnet derjenige, der Jacobs Herz erhalten hat. Mia lässt nicht locker und betreibt Nachforschungen. Sie will den Unbekannten unbedingt aufspüren, weil sie glaubt, erst dann mit Jacobs Tod abschließen zu können.

Im Prolog spürt Mia, dass etwas Schreckliches geschehen ist. Mias Bauchgefühl, Jacobs Unfall und sein Tod berühren. Er ist nur 17 Jahre alt geworden. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive erzählt. Mias Emotionen werden greifbar und schwappen auf den Leser über. Jacob war Mias große Liebe. Ihre langanhaltende Trauer lässt sich gut nachvollziehen. Mias Eltern und Schwester Ryan machen sich Sorgen um sie. Sie ahnen nicht, dass Mias Nachforschungen erfolgreich waren. Eigentlich wollte Mia den Empfänger von Jacobs Herz nur einmal sehen. Es war nicht geplant, mit Noah in Kontakt zu treten, aber es kommt anders. Jessi Kirby erzählt die Geschichte mit viel Feingefühl. Jedes der kurzen Kapitel endet mit einem Ausklang, der nachhallt. Die gezielten Pausen verstärken die Intensität des Romans. Es gibt zahlreiche bewegende und sehr besondere Szenen. So gut wie nichts ist vorhersehbar. Die Autorin behält die Fäden in der Hand und lässt den Leser spekulieren. Noah imponiert mit seiner gutherzigen und geduldigen Art und seinem Einfallsreichtum. Jeder Charakter hat Persönlichkeit. Mia taucht wieder ins Leben ein, quält sich aber mit Schuldgefühlen. Es fällt ihr schwer, Jacob loszulassen. Eine auffällige Nebenfigur ist ihre pfiffige und energiegeladene Oma. Sie merkt genau wie Mias Schwester Ryan, wenn etwas nicht stimmt. Die Familienidylle ist eine schöne Konstante in der emotionalen Geschichte. Glück und Tränen liegen bei Mia nah beinander. Nicht nur sie sondern auch Noah verbirgt ein Geheimnis. Noah will die Vergangenheit am liebsten ruhen lassen. Er ahnt nicht, dass Mia zum dunklen Kapitel seines Lebens dazugehört. Was wird geschehen, wenn er die Wahrheit erfährt? Nichts ist sicher.

Der Roman regt zum Nachdenken über das Thema „Organspende“ an. Noah hat sich mit der Herz-Transplantation von einem kränklichen, blassen zu einem glücklichen, gesund aussehenden jungen Mann verändert. Der krasse Unterschied bewegt und macht deutlich, was eine Organspende bewirken kann: Leben retten, im Fall von Jacob gleich mehrere. Tatsächlich finden Jacobs Eltern und Mia darin Trost. Hat Noah Mias Brief gelesen und wenn ja, warum bleibt ihm der Name am Ende des Briefes nicht in Erinnerung? Eine von zwei kleinen Unstimmigkeiten. Bis zum Schluss lässt die Autorin nicht die Finger vom Verwirrspiel und versetzt ihren Lesern einen Schock, der zu Tränen rührt.

Dass dieser Roman etwas besonders ist, macht schon das Cover deutlich. Das Herz steht im Mittelpunkt. Der Titel fasst den Inhalt perfekt zusammen. Gestaltung und Farben sind modern und kreativ. Jedes Kapitel wird mit einem passenden Zitat eingeleitet. „Mein Herz wird dich finden“ bietet mehr als nur Herzschmerz, nämlich eine wunderschöne herzerwärmende, Mut machende, lehrreiche und zeitlose Geschichte. Viel zu schnell ist das Buch zugeklappt, und der Gedanke kommt auf, es zu einem späteren Zeitpunkt einfach noch einmal zu lesen. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 23.02.2016
Ruebenstrunk, Gerd

Blutring


sehr gut

Nach „Die Schattensammler“, „Assassino“ und „Der letzte Zauberlehrling“ ist „Blutring“ das neueste Werk von Autor Gerd Ruebenstrunk. Der 13jährige Danny stößt in seiner neuen Heimat Barcelona auf ein Jahrhunderte altes Geheimnis.

Für Danny kam der Umzug nach Barcelona zwei Monate nach einem Kurzurlaub in der Stadt überraschend. Eine neue Umgebung, Schule und Klasse. Die Umstellung fällt Danny nicht leicht. Der Junge lernt den Bettler Juan und seinen Hund Manolo vor einem Supermarkt kennen. Eines Tages, als Danny gerade im Supermarkt Kekse für den Hund kaufen will, erleidet Juan plötzlich einen Herzinfarkt und wird in ein Krankenhaus eingeliefert. Was ist passiert? Hund Manolo bleibt zurück. Danny beschließt, die Familie des Alten ausfindig zu machen.

Der Prolog stimmt auf eine abenteuerliche Geschichte ein. Wer ist die Zielperson, die überwacht werden soll? Die Geschichte selbst wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Danny erzählt. Danny kann Spanisch, aber nicht Katalanisch. Die andere Sprache ist für ihn nicht die einzige Herausforderung. Sein Platznachbar in der Schulklasse und Pate ist ausgerechnet der Streber Jakob. Danny befürchtet, dass Außenseiter Jakob auch ein schlechtes Licht auf ihn werfen könnte und geht ihm deswegen so gut es geht aus dem Weg. Klar, dass Danny doch noch in einem wichtigen Moment auf Jakobs Hilfe angewiesen ist und sich dessen Intelligenz als äußerst praktisch erweist. Jakob erfüllt das Klischee eines lesewütigen Strebers und findet seinen Platz in der Geschichte. Interessant ist der Einblick in die Welt der Roma. Danny lernt Juans Familie kennen. Dazu zählt auch die hübsche Lola. Bald findet sich ein Abenteuer-Team zusammen, das sich mit einem verzwickten Rätsel und gefährlichen Verfolgern herumschlagen muss. Barcelona hätte als Kulisse noch mehr Faszination erregen können. Stattdessen wird der Focus auf Wissen und Historisches gelegt. Fakten fließen nicht wie nebenbei in die Geschichte ein, sondern wirken bis ca. zur Mitte des Buches wie aneinander gepflasterte Bausteine. Die Konstruktion wird zu deutlich. Das komplizierte Rätsel und die mysteriösen Verfolger reißen mit. Schade, dass eine Figur gleich zu Anfang aus dem Spiel genommen wird. Ein bisschen weit hergeholt ist, dass Kinder bei einer wichtigen Auflösung Erwachsene überholen. Zum Schluss nimmt die Spannung zu. Die Sprache ist nicht mehr so holprig und überzeugt eher. Jakob überrascht mit mehr Talenten als gedacht. Insgesamt bleiben die Charaktere etwas blass. Niemand will so richtig Gestalt annehmen. Einige undurchsichtige Figuren sorgen für Spannung. Auch der Leser wird ein wenig an der Nase herumgeführt. Der Showdown ist gelungen. Eine Frage bleibt offen, warum spielt Juans Plastiktüte und sein Inhalt schon nach kurzer Zeit keine Rolle mehr? Da wurde etwas ausgelassen.

Das Cover mit dem mysteriösen Titel im Zentrum und dem goldenen Ring in Übergröße zieht alle Blicke auf sich. Die Schattengestalten in einer düsteren Gasse und das Grau-Schwarz als Hintergrundfarbe unterstreichen das Abenteuerliche. „Blutring“ hat nur kleine Schwächen und einen guten Unterhaltungswert. Das Buch wird für Kinder ab 12 Jahren empfohlen. Auch Elfjährigen könnte der Abenteuerroman schon gefallen.

Bewertung vom 18.02.2016
Jacuba, Tom

Die Magierin der Tausend Inseln / Kalypto Bd.2


sehr gut

„Kalypto – Die Magierin der Tausend Inseln“ ist nach „Kalypto – Die Herren der Wälder“ Band 2 der Fantasyreihe von Autor Tom Jacuba. Tom Jacuba ist wie Jo Zybell das Pseudonym von Thomas Ziebula. 2001 wurde er als Autor des Jahres mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet.

Die Tochter des Magiers Mauritz Lauka hat ihre Halbschwester Ayrin vom Thron Garonas gestoßen. Ayrin konnte mit dem Waldmann Lasnic und einigen anderen Getreuen fliehen. Die Magierin Catolis will ein zweites kalyptisches Reich erschaffen und lässt die grausamen Tarkaner Städte und Dörfer erobern. Bald erfährt sie, dass Mauritz eine Tochter hat und einen magischen Mondring besitzt. Sie macht sich auf die Jagd nach dem Bastard.

Der Prolog gewährt einen Einblick in die Welt der Jäger und Waldmänner. Auf ihren ehemaligen Anführer Lasnic ist besonders der neue Große Waldfürst Birk schlecht zu sprechen. Durch das eingespielte Jäger-Team kommt Atmosphäre auf. Der Roman wird in mehreren Handlungssträngen erzählt. Anfangs fällt der Überblick über die vielen Charaktere nicht leicht. Es dauert nicht lange und der Leser wird ins Geschehen hinein gezogen. List, Verrat, Täuschung, es tun sich nicht nur menschliche Abgründe auf. Catolis‘ Blutsäufer richten ein Gemetzel nach dem anderen an. Sind sie überhaupt zu schlagen? Die Übermacht der Tarkaner bringt auch bald Lauka in Bedrängnis. Intelligenz ist bei Feinden und Helden gefragt, um den Gegner auszutricksen. Zu den Guten zählen Ayrin und ihre Anhänger. Die Flucht der Königin, ihre Sorge um die Freunde berührt am meisten. Lasnic fällt es schwer, sich an Frauen zu gewöhnen, die den Ton angeben und mit ins Kriegsgeschehen eingreifen. Mit seinen Facetten zählt er zu den auffälligeren Charakteren. Unterhaltsam sind Lasnics kreative Flüche, seine Kolks Tekla und Schrat und Frauenheld Lord Frix mit seinem seltsamen Akzent. Wer ist Nordmann Pirol Gumpen wirklich? Warum gibt er seine Geheimnisse nicht preis? Das Rätsel um den undurchsichtigen Hünen ist das Highlight der Geschichte. Spannung kommt besonders mit einem Treffen zwischen der neuen Königin von Garona Lauka und dem gefährlichen Anführer einer Blutsäufer-Armee auf. Band 2 hat Überraschungen parat. Dazu zählen auch seltsame Kreaturen aus einer anderen Welt wie Mammutkröten, Flussparder und riesige Ziegenböcke. Ein paar Unstimmigkeiten gibt es. Ein Treffen findet kurz vor Sonnenuntergang statt wie erst erwähnt Sonnenaufgang statt. Die Nutzung des Mondlichts soll eigentlich schwächen. Tatsächlich wird das in der Handlung eher selten bedacht. Warum wird die Kraft des Mondlichts nicht öfters taktisch klug im Kampf eingesetzt? Obwohl die vielen Kampfszenen immer wieder anders gestaltet sind, kommt der Gedanke von Wiederholungen auf. Das Potential der besonderen Charakteren wie z.B. Lasnic, Tekla, Schrat, wurde nicht vollständig ausgeschöpft. Der Focus auf Humor und Eigenarten hätte die Grausamkeiten etwas in den Hintergrund rücken lassen. Einige Kriegsgreueltaten erinnern an die schockierende Realität. Der Showdown am Schluss lässt die Spannung noch einmal ansteigen. Band 3 verspricht, aufgrund ungleicher Gegner, noch eine Schippe an Raffinesse und Action drauf zu legen.

Das Cover mit der Schattenkriegerin und dem mysteriösen Licht passt gut zur Geschichte. Dank des Seriencharakters fällt die Zuordnung zur Fantasyreihe leicht. Der Titel hat Anziehungskraft. Bewundernswert ist die Arbeit, die hinter der Kalypto-Reihe steckt. Die Karte am Anfang und Ende des Buches hilft bei der Orientierung in einer völlig anderen Welt. Band 2 ist nichts für zarte Nerven.

Bewertung vom 12.02.2016
Mohamed, Nadifa

Black Mamba Boy


sehr gut

2010 gewann Autorin Nadifa Mohamed mit ihrem Roman „Black Mamba Boy“ den Betty Trask Prize. „Black Mamba Boy“ basiert auf der Lebensgeschichte ihres Vaters und gibt unter anderem einen erschütternden Einblick in den Krieg 1940 in Somalia.

Nachdem Ambaro von ihrem Mann verlassen wurde, kommen sie und ihr Sohn Jama bei Verwandten unter. Sie müssen auf dem Dach des Hauses leben. Mrs Ilaweyne zeigt ihre Abneigung offen und macht den beiden das Leben schwer. Bald eskalieren die Streitigkeiten. Der elfjährige Jama flüchtet zu seinen Freunden Shidane und Abdi. Längst ist aus den Dreien eine Bande geworden. Jede Nacht macht sich Ambaro auf die Suche nach ihrem Sohn.

Das Schicksal von Ambaro und Jama berührt. Trotz Ambaros harter Arbeit in einer Kaffeefabrik verbessert sich ihre Lage nicht. Eine überraschende Wendung schockiert. Jama macht sich auf eine lange und beschwerliche Reise zu seinem Vater. Er kann nicht ahnen, dass das Unglück ihm auf den Fersen ist. Mangelernährung, quälender Hunger, der tägliche Kampf ums Überleben ist nicht nur für Jama eine Herausforderung. Es sind Jamas Begegnungen und die unsicheren Zeiten, die seine Reise so spannend machen. Er ist ein fleißiger und intelligenter Junge, der immer wieder versucht Arbeit zu finden und den geraden Weg zu gehen. Nicht jeder meint es gut mit ihm. Jama bleibt ein Außenseiter. Je weiter seine Reise geht, desto größer wird die Kluft zwischen arm und reich, weiß und schwarz. Im Gedächtnis bleiben seine Tante Jinnow und Zufallsbekanntschaften wie Idea und Amina. Es sind die detaillierten Beschreibungen von Landschaft und Orten, den unterschiedlichen Menschen und ihren Lebensweisen, die für Atmosphäre sorgen. Seine Naivität und Unerfahrenheit lässt den Jungen Fehler begehen. Als Jama in die Wirren des Krieges gerät, scheint das Ziel Sudan, wo sein Vater Guuru angeblich lebt, unerreichbar. Das Grauen nimmt zu. Autorin Nadifa erzählt den Weg des Jungen ungeschönt und bringt den Leser mit unbarmherzigen Wahrheiten an seine Grenzen. Wahrsagerin Kissime hat Jama ein glückliches und erfolgreiches Leben prophezeit. Sie hat sich nie geirrt. Wird sich das Blatt für Jama noch wenden? Es fällt leicht mit dem Jungen mitzufiebern und mitzuleiden. Auch in den schrecklichsten Momenten gibt es für Jama immer noch Hoffnung. In „Black Mamba Boy“ tummeln sich viele gute Charaktere, die Jama nicht immer so bewusst sind. Sie laufen den miesen Typen den Rang ab. Jede Figur hat Tiefe und wirkt lebensecht. Manchen wird mehr, anderen weniger Raum gegeben. Lorenzo ist für Jama ein wichtiger Halt, der aber auch bald weg fällt. Nichts ist von Dauer. Jamas Leben unterliegt krassen Veränderungen. Vieles ist nicht vorhersehbar. Die Geschichte verliert ihre Intensität bis zum Schluss nicht. Noch sind die Schockmomente nicht vorbei. Ein wichtiges Kapitel der Geschichte nimmt auf ungewöhnliche Weise Raum ein. Angst, Verzweiflung, Wut, Jama schaut dieses Mal von außen zu. Der Leser weiß mehr, als Jama sich je zusammenreimen kann. Das Ende ist viel zu kurz geraten. Nach Jamas Odyssee wäre hier mehr zu erwarten gewesen.

Eine schwarze Mamba spielt am Anfang des Romans eine Rolle und schließt den Kreis am Ende wieder. Die schwarze Schlange als Coverdetail und der Titel passen perfekt zum Inhalt. Die ungewöhnliche Gestaltung kann nicht auf die fesselnde, emotionsgeladene Geschichte mit den historischen Einblicken vorbereiten. Dank der gelungenen Charaktere nimmt die Schwere der Story zwischendurch ein wenig ab. Das Buch bleibt im Gedächtnis. Keine leichte Kost, die es zu verarbeiten gilt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2016
Stewner, Tanya

Die Farben des Meeres / Alea Aquarius Bd.2


ausgezeichnet

Im zweiten Band „Alea Aquarius – Die Farben des Meeres“ der Meermädchen-Saga von Tanya Stewner versucht Alea das Rätsel zu lösen, was vor 11 Jahren geschehen ist. Warum hat ihre Mutter sie an eine Fremde abgegeben? Was ist mit den Meermenschen passiert?

Das Ziel der Alpha Crue ist Schottland. Der Hinweis eines wichtigen Fundstücks, einer Schneekugel, mit Wassersprachenschrift, weist auf Loch Ness. Wird Alea dort Antworten auf ihre Fragen finden? Bei einem Tauchgang mit Ben, Sammy und Tess im Ärmelkanal machen die Freunde eine ungewöhnliche Entdeckung. Nicht die einzige Überraschung. Bei einer zweiten Erkundungstour unter Wasser kommt Alea Kriminellen in die Quere und bringt damit nicht nur sich, sondern die ganze Alpha Cru in Gefahr.

Die Geschichte beginnt mit einem dramatischen Ausschnitt aus der Zukunft. Es lässt sich erahnen, dass es im zweiten Band noch spannender und abenteuerlicher zu geht. Die Reise der Alpha Cru ist mit Hindernissen gepflastert. Es fehlt an Geld. Tess bringt sich mehr als einmal in eine schwierige Lage. Alea hat mit ihren Gefühlen zu kämpfen. Freundschaft, Liebe, Familie, Umweltverschmutzung, die Themen beschäftigen die Freunde. Es kommen Wahrheiten ans Licht. Die fünf Freunde geraten in knifflige und gefährliche Situationen. Zu dem Rätsel um die Meermenschen kommen noch mehr Geheimnisse dazu. Besonders mitreißend ist das Magische. Durch einen glücklichen Zufall erfährt Alea mehr über das frühere Leben der Meermenschen. Ben, Sammy und Tess staunen über so manche Begegnungen. Alea lernt immer besser, aus den Farbteppichen des Meeres zu lesen. Die außergewöhnlichen Fähigkeiten von Alea und Lennox verleihen der Geschichte zusätzlichen Unterhaltungswert. Sammy mit seiner enthusiastischen und liebenswerten Art kommt in Band 2 nicht so oft zum Zug. Tess‘ Problem war vorher schon deutlich gewesen. Eine überraschende Wendung trifft nicht nur die Freunde hart. In Band 2 geht es zu wie in einer Achterbahn. Emotionen wechseln von Verzweiflung zu Traurigkeit, zwischen leiser Hoffnung und Glücksmomenten ab. Alea muss über ihren Schatten springen und ihre Schüchternheit besiegen. Nicht die einzige Herausforderung. Wie ist das Leben in den Meeren früher gewesen, und was hat das alles zerstört? Endlich gibt es Antworten. Der Ideenreichtum der Autorin offenbart sich im letzten Buchdrittel. Die Auflösung ist schlüssig. Loch Ness ist eine witzige Kulisse für das Ungewöhnliche. Das sagenumwobene Seeungeheuer bleibt aus dem Spiel. Es geht tränenreich zu. Die Emotionen schwappen auch auf den Leser über. Ein neues Ziel kristallisiert sich heraus. Die Reise ist noch nicht zu Ende. Unmöglich, den nächsten Band zu verpassen.

Die tolle Coverillustration hat große Anziehungskraft. Sehr gelungen ist der Seriencharakter mit Alea und der ungewöhnlichen und auffälligen Titelschrift. Die Alea Aquarius-Reihe hat eine Botschaft „Stoppt die Vermüllung und Ausbeutung der Meere“, sonst sind die Schönheiten der Ozeane für die nächsten Generationen verloren. Aleas Blick auf den Zauber der Welt steckt an. Band 2 „ Alea Aquarius – Die Farben des Meeres“ ist noch faszinierender als der erste Band. Das Abenteuer fesselt nicht nur Kinder ab 10 Jahren von der ersten bis zu letzten Seite.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2016
Freudenberg, Achim

Das Mädchen auf der anderen Seite


ausgezeichnet

„Das Mädchen auf der anderen Seite“ ist der Debütroman von Achim Freudenberg. Gibt es mehr als Leben und Tod? Übernatürliches verbindet sich mit einem packenden Thriller.

Radiojournalistin Eva Bottin verliert nach einer letzten SMS den Kontakt zu ihrem besten Freund Felix. Der Journalist ist an einer heißen Sache dran. Eva hat ein mulmiges Gefühl. Normalerweise reagiert Felix sofort auf ihre Nachrichten. Sie macht sich auf den Weg zu Felix‘ Wohnung. Ein Mädchen steht an einer Ampel und tritt plötzlich auf die Straße. Eva versucht ihr auszuweichen. Da taucht wie aus dem Nichts ein Lieferwagen auf.

Ein schockierender Mord beherrscht den Prolog. Handlungswechsel. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Eva erzählt. Ihre Sorgen um den sonst so zuverlässigen Felix lassen sich nachvollziehen. Die beiden hegen eine besondere Freundschaft. In der Not können sie sich aufeinander verlassen. In einem Rückblick erfährt der Leser wie sich die beiden das erste Mal begegnet sind. Sowohl für Felix als auch für Eva kommt Sympathie auf. Ein weiterer Handlungswechsel. Der Mörder überrascht sein erstes Opfer. Jedes Mal kündigen seltsame Vorkommnisse die Tat schleichend an. Die Psychoschiene ist bei diesem Thriller sehr gelungen. Details sorgen für starke Effekte. Der Erzählstil hat etwas Eigenes. An dem raffinierten Plot mit dem Wechsel von Handlung und geschickt eingesetzten Rückblicken muss der Autor lange gefeilt haben. Lange Zeit bleiben Mörder und Motiv im Dunkeln. Für Eva nimmt die Gefahr stetig zu. Ihr Freund, Kriminalkommissar Hendrik, bekommt einen Mordfall nach dem anderen auf den Tisch. Eva kann ihm mit ein paar Tricks Einzelheiten entlocken. Seit ihrem Unfall hat Eva besondere Fähigkeiten und ist dem Polizisten immer einen Schritt voraus. Sie ist überzeugt, Hendrik würde ihr nicht glauben, wenn sie ihm von den seltsamen Ereignissen berichtet. Ihr Alleingang ist manchmal schwer nachzuvollziehen. Die sonst intelligente Frau treibt ihre Ermittlungen zu sehr auf die Spitze und verliert alle Vorsicht. In den Nebenrollen fällt Taxifahrer Manolo auf. Die beiden liegen sofort auf einer Wellenlänge. So manche Begegnungen von Eva sind unheimlich. Andere wirken harmlos. Sicher ist, ihre Feinde lassen sie nicht aus den Augen. Im letzten Buchdrittel nimmt das Tempo zu. Langsam setzt sich das Puzzle zusammen. Die Auflösung ist nicht vorhersehbar. Der Schluss hat mehr als eine Überraschung parat. Grausamkeiten sind nur schwer zu ertragen. Nicht nur Eva stockt der Atem. Das Ende ist teils nicht wie erwartet. Deutlich wird, „Das Mädchen auf der anderen Seite“ könnte der packende Auftakt zu einer Thrillerreihe sein.

Zu Recht wurde der Focus auf den Titel gelegt. Er wirkt anziehend und mysteriös. Die schemenhafte Szene unterstreicht den ersten Eindruck. Auf ausdrucksvolle Farben wurde verzichtet. Der Debütroman überrascht mit einer ungewöhnlichen Geschichte und einem fesselnden Erzählstil. Den Namen Achim Freudenberg sollten sich Krimi- und Thrillerfans merken.

Bewertung vom 02.02.2016
Korn, Lillith

Better Life - Ausgelöscht


gut

Von Autorin Lillith Korn stammt „Hazel & Mara – Das Weihnachtsmonster“. Ihr Debüt-Roman „Better Life - Ausgelöscht“ bildet den Auftakt zum Better Life-Zweiteiler.

Better Life bietet den Menschen 10 Jahre Reichtum und Glück. Danach werden die Erinnerungen des Kunden gelöscht und eine neue Persönlichkeit programmiert. Trotz seiner Zweifel geht Marvin auf den Deal ein. Nach einem hinterhältigen Betrug wird aus ihm Agent Paul. Paul arbeitet in der Überwachung verdächtiger Personen. Sein nächstes Zielobjekt ist Dr. Zoe Fink. Zoe hat das Unternehmen Better Life auf eigenen Wunsch verlassen. Der Chef von Better Life Carlos Grewe will unbedingt herausfinden, welche Geheimnisse Zoe herausgefunden hat.

Die Geschichte beginnt in Berlin im Jahre 2072 mit Marvins folgenschwerem Better Life-Besuch. Nach einem Zeitsprung, zwei Jahre später, kehrt Marvin als Paul in die Geschichte zurück. Er ist ein neuer Mensch. Berufs- und Privatleben werden von Better Life bestimmt. Nach einem Arbeitsunfall leidet Paul unter Amnesie. Sein bester Freund ist Kollege Tristan. Frauenschwarm Paul fällt es nicht schwer an seine Zielobjekte heranzukommen. Von Better Life erhält er alle wichtigen Informationen. Paul weiß nicht, dass er gelöscht wurde. Totale Manipulation, ein Mensch als Marionette, so abwegig klingt das Szenario nicht. Gerade deswegen berührt Marvins Schicksal. Sein Wunsch nach Glück und materieller Sicherheit lässt sich nachempfinden. Eine gewisse Naivität muss ein Better Life-Kunde mitbringen, um in deren Fänge zu geraten. Unterhaltsam sind die vielen Zukunftsdetails, die in die Geschichte eingebaut wurden. Technische Geräte funktionieren per Sprachsteuerung, Autos verfügen über einen Magnetantrieb, bezahlt wird mit dem ID-Chip, Papier ist ein sehr knapper und Rohstoff, echte Bücher haben Seltenheitswert. Das Café „Bloggers Inn“ fasziniert mit einer besonderen Ausstattung und Atmosphäre. Einiges ist im ersten Band nicht vorhersehbar. Bald entsteht das Gefühl, die Geschichte geht zu schnell voran. Agent Paul hat nicht so viel auf dem Kasten wie gedacht. Überzeugender agiert Zoe. Spontanität, Intelligenz und Kombinationsgabe passen zu ihr als Neuroinformatikerin. Es wäre viel Raum für spannende Szenen gewesen. Stattdessen gibt es eine abrupte Wendung, die alles verändert. Von da an nimmt das Tempo zu. Better Lifes Grausamkeiten werden immer deutlicher. Schwächen zeigen Dialoge und Beschreibungen auf. Manches klingt holprig, manches gestellt. Sprache und Erzählstil fehlt es an Sicherheit, Pepp und Eigenheiten. Der Plot zeigt Raffinesse. Leider ist der Schluss zu konstruiert und vollgepackt mit Zufälligkeiten. Ab Kapitel 19 verliert die Geschichte an Glaubwürdigkeit. Insgesamt hätte es dem Roman gut getan, ihm wesentlich mehr Seiten und Story zu gönnen.

Das Cover hat durch die mysteriöse Gestalt im Hintergrund, die Zahlen und Farben, Anziehungskraft. Auch der Titel zieht die Aufmerksamkeit aufs Buch. Der Better Life-Slogan macht neugierig auf die Geschichte. Der erste Band hat trotz seiner Schwächen spannende Szenen parat und einen guten Unterhaltungswert.

Bewertung vom 29.01.2016
Erdrich, Louise

Das Haus des Windes


sehr gut

Louise Erdrich schreibt neben Romanen auch Kinderbücher, Gedichtbände und Sachbücher. In „Das Haus des Windes“ verarbeitet die Autorin ihre indianischen Wurzeln. Einer ihrer Großväter war Häuptling der Chippewa in North Dakota. Sie wuchs im Wahpeton-Reservat auf. Ihr Vater hat eine Anstellung im Büro für Indianerfragen.

1988 North Dakota, der 13jährige Joe lebt mit seiner Familie in einem Indianer-Reservat. Seine Mutter Geraldine ist Spezialistin für Fragen der Stammeszugehörigkeit. Sein Vater ist Richter. An einem Sonntag erscheint Geraldine gegen ihre Gewohnheiten nicht pünktlich zum Abendbrot. Sie hatte einen Anruf bekommen und war ins Büro gefahren, um eine Akte zu holen. Längst hätte sie zurück sein müssen. Joes Vater versucht eine Erklärung zu finden. Vielleicht ist sie mit dem Auto liegen geblieben? Vater und Sohn fahren los, um sie abzuholen. Tatsächlich finden sie Geraldine. Etwas Schreckliches ist geschehen.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Joe erzählt. Nur langsam baut sich die Dramatik auf. Es sind die ungewöhnlichen Beschreibungen und Details, die diesem Roman viel Intensität verleihen. Das Aufeinandertreffen der Familie geschieht anders als erwartet. Die Tragödie hat längst ihren Lauf genommen. Wut und Verzweiflung, Vater und Sohn müssen sich mit den Geschehnissen auseinandersetzen und kommen an ihre Grenzen. Geraldine schottet sich in ihrem Leid ab. Die Familie scheint an dem grausamen Vorfall zu zerbrechen. Wer ist der Täter? Die Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Joes Mutter beschließt, nicht über das Verbrechen zu reden. Auf welchem Stück Land hat die Tat stattgefunden? Danach richtet sich die Rechtsprechung. Jeder kleineste Hinweis kann ausschlaggebend sein. Joes Vater wälzt seine Akten und versucht so dem Täter auf die Spur zu kommen. Joe beschließt, eigene Nachforschungen anzustellen. Seine Freunde Zack, Angus und Cappy helfen ihm dabei. Das Leben im Reservat, Regeln und Gesetze, Kultur und Traditionen werden zum zweiten Thema des Romans. Der alte Mooshum erweist sich bald als Bindeglied zur Vergangenheit. Wie hat sich die Welt der Indianer verändert? Welche Möglichkeiten bleiben ihnen noch? Autorin Louise Erdrich hat einige Schicksale miteinander verwoben. Realität und Fiktion vermischen sich zu einer mitreißenden Geschichte. Nichts lässt sich vorhersehen. Überraschende Wendungen steigern die Spannung. Welches Motiv steckt hinter dem Verbrechen? Spekulationen nehmen zu. Die Auflösung ist schockierend. Das Grauen ist noch nicht vorbei. Wird das Opfer ins Leben zurückfinden? Wird die Gerechtigkeit siegen? Kleine Details, wie das Karo As in Joes Fahrradspeichen und die Aktionen der Jungs, bringen Humor in die Geschichte. Die enge Freundschaft der Vier berührt. Sie gehen zusammen durch dick und dünn. Alles läuft auf einen Showdown zu. Trotz der Hinweise überraschen die Ereignisse. Die Dramatik am Ende, zum Ausklang des Romans, ist eine zu viel. Die zusätzliche Schwere und Traurigkeit hätte nicht sein müssen.

Das ungewöhnliche Cover mit dem stolzen Frauengesicht in einer Mischung aus Licht und Schatten passt zum tragischen Inhalt. Sowohl der Autorenname als auch der Titel stehen im Focus. Hier stimmt jedes Detail. Nichts kann den Leser auf diese eindrucksvolle Geschichte vorbereiten. Der Roman lebt vom umfangreichen Insider-Wissen der Autorin. Jeder Charakter erhält seinen ganz eigenen Schliff. „Das Haus des Windes“ ist eines der wenigen Bücher, das im Gedächtnis bleibt.

Bewertung vom 24.01.2016
Gowda, Shilpi Somaya

Der goldene Sohn


ausgezeichnet

Bekannt wurde Shilpi Somaya Gowda durch ihren Roman „Geheime Tochter“. Die Inspiration zu ihrem neuesten Werk „ Der goldene Sohn“ fand die Autorin während ihrer Arbeit in einem indischen Waisenhaus. Der Bauernsohn Anil verlässt sein Heimatdorf, um in den USA seinen Traum zu verwirklichen.

Für den 23jährigen Anil wird ein großes Abschiedsfest im Dorf Panchanagar in Westindien gefeiert. Ihm steht die Reise seines Lebens bevor. Anil hat im Parkview Hospital in Dallas, Texas eine Stelle als Assistenzarzt ergattert. Der Einsatz in der Notaufnahme verlangt Anil alles ab. Seine Mitbewohner Baldev und Mahesh und sein Kollege Charlie helfen ihm über die schlimmste Zeit hinweg. Immer mehr Hindernisse türmen sich vor Anil auf. Derweil wird Anils Jugendfreundin Leena von den Eltern verheiratet. Ein Drama nimmt seinen Lauf.

Der Einstieg mit dem 10jährigen Anil und seinem Vater, einem Schiedsmann, der einen besonders schwierigen Schlichtungsfall zu verhandeln hat, ist sehr gelungen. Mit viel Feingefühl und Weisheit schafft es Anils Vater, eine Lösung zu finden und rettet damit eine Familie. Zeitsprung zu dem 23jährigen Anil, der nach Amerika geht. Anil ahnt nicht, wie schwer die Ausbildung am Parkview Hospital für ihn sein wird. Sein Wissen aus den Lehrbüchern reicht nicht aus. Erst viel Praxis und Erfahrung sind nötig, um auch mit komplizierten Fällen umgehen zu können. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Anil und Leena müssen sich getrennt voneinander ihrem Schicksal stellen. Als Leena verheiratet wird, verändert sich ihr Leben radikal. Durch Anils und Leenas Schicksale erfährt der Leser mehr über die Sitten und Gebräuche in Indien, strenge Regeln und Gesetze. Die Kulisse macht mehr aus als ihren exotischen Reiz. Sie unterstreicht Hoffnungslosigkeit und Dramatik, den Überlebenskampf und die Suche nach kreativen Lösungen. „Der goldene Sohn“ nimmt sich verschiedenen Themen an. Es geht um Vorteile, Intrigen, Rassismus, Gewalt, Schuld und Sühne. Was Ärzte jeden Tag leisten, macht dieses Buch deutlich. Der Roman ist sehr realitätsnah geschrieben. Es kommt der Eindruck auf, dass es sich bei „Der goldene Sohn“ um eine wahre Geschichte handelt. Alle Charaktere wirken sehr echt und lebendig. Überraschende Wendungen, erschütternde Ereignisse, nichts ist vorhersehbar. Shilpi Somaya Gowdas Werk entwickelt eine besondere Eindringlichkeit und rührt mehr als einmal zu Tränen. Der rote Faden der Geschichte ist die Liebe. Für wen wird Anil sich entscheiden? Im letzten Buchdrittel nehmen die Spekulationen zu. Das Verwirrspiel ist gelungen. Auch die Auflösung am Ende kommt überraschend. Ein Zeitsprung wirkt wie eine Kluft, die für den Leser schwer zu überwinden ist. Trotz des Mankos am Ende ist „Der goldene Sohn“ ein aufwühlender Roman mit hoher Intensität und packendem Unterhaltungswert.

Auf dem Cover ist der 10jährige Anil zu sehen. Das Meer und die zarten Farben lassen einen Kindheitszauber aufleben. Zurückhaltende Verzierungen und der ungewöhnliche Titel machen das Buch zu etwas Besonderem. Auch ohne auffällige Details und Farben hat das Cover Anziehungskraft. Leben und Tod, Glück und Unglück, alles liegt dicht beieinander. Der Roman überzeugt mit seinen vielen Facetten und fesselt von der ersten bis zur letzten Zeile.