Benutzer
Benutzername: 
Leseigel
Wohnort: 
Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1085 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2022
Hermanson, Marie

Die Pestinsel


ausgezeichnet

Atmosphärisch dichter fesselnder Krimi
Göteborg 1925 Kommissar Nils Gunnarsson soll den Tod einer Flussleiche untersuchen. Der Mann wurde stranguliert - mit einer Garotte, sehr ungewöhnlich für diese Zeit. Gunnarsson erinnert sich an einen kürzlich gelesenen Krimi, in dem diese Todesart beschrieben wurde. Mangels anderer Anhaltspunkte versucht er den Autor ausfindig zu machen. Die Spur führt zur einem Insassen auf der Quarantäneinsel Bronsholmen , genannt die Pestinsel. Der Mann steht unter strenger Bewachung, kann es also nicht gewesen sein.

Da Gunnarsson einiges auf der Insel merkwürdig erscheint, erklärt sich seine ehemalige Freundin und Journalistin Ellen bereit, auf der Insel eine Stelle als Küchenhilfe anzunehmen. Sie trifft auf eine verschworene Gemeinschaft. Ist der Mörder einer von ihnen ?

Das Buch hat mich zuerst durch seine elegante Sprache und die atmosphärisch dichte düstere Stimmung für sich eingenommen.

Gunnarsson ist ein sympathischer Ermittler, der ausgetretene Denkpfade verlässt, was sein Vorgesetzter nicht immer zu schätzen weiß. Er behandelt die Menschen mit Respekt, auch diejenigen, die außerhalb der Gesellschaft stehen wie Obdachlose oder die Treibgutsammler, eine Lebensgemeinschaft von Gestrandeten, die von Treibgut und Diebstahl leben.

Im Laufe der Ermittlungen trifft er auf den zwielichtigen Doktor Kronborg. Bis zum Schluss war mir nicht klar, welchen Anteil er an den Geschehnissen hat.

Nils ehemalige Freundin Ellen wäre gerne eine moderne , selbstbewusste Frau. Da sie aus gutem Hause stammt, sind ihr die Niederungen der menschlichen Natur unbekannt. Dementsprechend sind ihre Erfahrungen auf der Insel unerwartet und schockierend. Auch für mich waren die Inselbewohner zu Beginn ein Rätsel. Umso mehr ich erfahren habe, umso weniger wusste ich, ob ich wütend, entsetzt oder voller Mitleid sein sollte.

Am Ende werden alle Puzzleteile zusammengefügt und ergeben ein verstörendes Bild von Gier und Abhängigkeiten.

Am Rande sei noch erwähnt, dass die Autorin auch einige amüsante Dinge erwähnt wie etwa die Situation der Verkehrspolizisten damals.

Bewertung vom 29.10.2022
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Chirurgie


ausgezeichnet

Der 1. Weltkrieg als Geburtshelfer der plastischen Chirurgie
Der 1. Weltkrieg war nicht nur der erste Krieg, der die ganze Welt ins Chaos gestürzt hat, sondern auch der erste, in dem neue Waffen mit unglaublicher Zerstörungskraft eingesetzt wurden.
Dies hatte eine Vielzahl an neuen und verheerenden Verletzungen zur Folge. Die furchtbarsten davon, waren Verwundungen des Gesichts, die die Opfer auf das entsetzlichste entstellt und eine Rückkehr in ein normales Leben unmöglich gemacht haben. Viele talentierte und engagierte Ärzte sahen das Elend der Betroffenen und haben versucht, ihnen ein Gesicht zurückzugeben.
Dieses Buch schildert die Verdienste Harold Gillies, einem Pionier der plastischen Chirurgie und zeigt gleichzeitig das ungeheure Ausmaß der Leiden der Opfer.
Ich habe keinerlei medizinische Vorkenntnisse, interessiere mich aber in vielfältiger Weise für Geschichte. Mit ein wenig Bedenken, ob ich die Ausführungen der Autorin folgen kann, begann ich zu lesen.
Es war überhaupt kein Problem, in die Geschichte einzutauchen. Zwar werden einige neue Operationsmethoden im Verlauf des Buches beschrieben, das aber so anschaulich und ohne allzu viele Fachbegriffe, so dass man zumindest eine annähernde Vorstellung davon bekommt.
Gut gefallen hat mir, dass die Autorin einige Opfer namentlich nennt und nähere Details zu ihrem Leben liefert. Das macht das Leiden begreifbarer und ich bekomme einen Eindruck davon, was die Operationserfolge Gillies für den Einzelnen bedeutet haben müssen.
Gillies muss eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein. Er war ein Perfektionist und mit vielen Talenten gesegnet. Dabei war er empathisch und stets bemüht, seinen Patienten Hoffnung und Lebensfreude zu vermitteln. Rückschläge waren der Ansporn, es besser zu machen. Und er hat sein Wissen freigiebig mit anderen geteilt.
Das Buch liest sich auch für einen Laien verständlich und absolut spannend. Dadurch, dass die Autorin die Fakten mit Personen verknüpft, werden auch Gefühle angesprochen und der reine Sachbuchcharakter tritt damit - in meinen Augen dankenswerterweise - etwas in den Hintergrund.

Bewertung vom 23.10.2022
Rubey, Manuel

Der will nur spielen


sehr gut

Erwartet witzig, verblüffend philosophisch
Ich wollte das Buch lesen, weil ich von Rubey als Schauspieler sehr begeistert bin. Nun galt es, ihn als Autor neu kennenzulernen. Angekündigt wurde das Buch als "abgründig - witzige Geschichte vom Unterwegssein " Das weckt natürlich Erwartungen, die erfüllt sein wollen.

Tatsächlich ist das Buch vordergründig das Tagebuch einer Lesereise von Rubey. Das gibt Gelegenheit, absurde Begegnungen zu schildern oder ungewöhnliche Auftrittsorte zu beschreiben oder etwas schräge SMS- Konversationen wiederzugeben. Das ist wirklich witzig und liest sich locker und amüsant.

Die Überraschung waren die Gedanken dazwischen. Rubey sinniert über Gott und die Welt und äußert sich unter anderem darüber, was einen Künstler ausmacht und antreibt und welche Fehler er vermeiden sollte. Diese Überlegungen sind in weiten Teilen tiefgründig und lassen sich auf jeden Beruf oder Berufung übertragen. Manches hat mich überzeugt, anderes eher meinen Widerstand hervorgerufen. Vor allem regt es zum Nachdenken an.

Bewertung vom 20.10.2022
Fusco, Antonio

Schatten der Vergangenheit


ausgezeichnet

Commissario Casabona und die Mafia


Commissario Casabona ist ein guter, aber unbequemer Polizist. Als ein Camorra - Mitglied ihn als Auftraggeber für den Mord an dem neuen Partner seiner Frau nennt, glaubt ein Teil der Polizei dies nur allzu gern. Casabona kann sich in letzter Sekunde der Verhaftung entziehen.

Casabona weiß, dass er nun aus sich selbst gestellt ist, den wahren Schuldigen zu finden. Er fährt nach Neapel, dort wo er vor vielen Jahren seine berufliche Laufbahn begonnen hat. Ist die Anschuldigung späte Rache oder ist er ein willkommenes Zufallsopfer in der Auseinandersetzung verschiedener Mafiaclans ?

Mit Casabona lerne ich einen sympathischen und integren Ermittler kennen. Obwohl ihn die Trennung von seiner Frau sehr schmerzt, würde er niemals seinen Rivalen ermorden lassen. Umso erschreckender ist es, dass Kollegen aufgrund fadenscheiniger Anschuldigungen einen Haftbefehl für ihn beantragen und auch bekommen und öffentlich seinen Ruf ruinieren, um daraus persönlich berufliche Vorteile zu ziehen.

Was mich sehr beindruckt hat, ist im Gegenzug die bedingungslose Unterstützung ehemaliger und aktueller Kollegen, die Casabona kennen und seine Rechtschaffenheit schätzen. Gemeinsam kommen sie der Lösung des Rätsels näher. Die zeigt das wahre Gesicht der ehrenwerten Gesellschaft.

Ich fand die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, sehr gelungen. Der Autor bedient sich zweier Handlungsstränge. Der eine erzählt in der Ich-Form die Ereignisse, die unmittelbar Casabona betreffen. So ergibt sich auch die Möglichkeit, die Gedanken und Gefühle des Commissarios kennenzulernen.

Der andere schildert im sachlichen objektiven Stil das Vorgehen der Jäger. Das gibt der Handlung zusätzliche Spannung und macht den Unterschied zwischen beiden Parteien noch deutlicher.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Interessant war vor allem, wie schnell Kollegen geopfert werden, wenn es der eigenen Karriere dient. Der Anteil der Mafia war ein weiteres Spannungselement, aber in meinen Augen nicht dominierend.

Bewertung vom 18.10.2022
Quin, Jennifer;Grey, Daniel

Das Tagebuch der Irene Adler


ausgezeichnet

Holmes bekommt eine kongeniale Partnerin
Ich liebe die Sherlock Holmes Krimis. Ich bin jedes Mal fasziniert, wie er durch Beobachtungsgabe und logisches Denken seine Fälle löst. Ich habe ihn aber nie als Mann aus Fleisch und Blut wahrgenommen. Holmes und Gefühle - vielleicht romantische ? Never ever !

Nach der Lektüre dieses Krimis weiß ich es besser. Holmes hat Gefühle und eine Ermittlung mit ihm kann richtig witzig sein. Verantwortlich dafür ist Irene Adler, eine alte Bekannte von Holmes, die ein ähnlich großes Selbstbewusstsein wie er besitzt und sich eindeutig für die bessere Detektivin hält.

In einträchtiger Konkurrenz müssen sie einen kniffligen Fall lösen, der durch Irenes Tagebuch, das Holmes zugespielt wird, seinen Anfang nimmt. Auf der Jagd nach einem Frauenmörder geraten die beiden mehrfach in lebensbedrohliche Situationen und der Krimi endet für mich mit einer echten Überraschung.

Dem Autorenduo ist ein absolut überzeugender Krimi gelungen. Irene ist schlagfertig, intelligent und eindeutig skrupelloser als Holmes. Die Streitgespräche der beiden waren einfach umwerfend und haben mich zeitweise vergessen lassen, dass wir dringend einen Mörder suchen.

Durch Irene erscheint Holmes menschlich und dadurch verletzlich und auch liebenswert.

Zusammen sind die beiden unschlagbar und bieten fesselnde und auch witzige Krimiunterhaltung auf sehr hohem Niveau.

Bewertung vom 17.10.2022
Sonnberger, Gabriele

Zeiten neuer Hoffnung / Böhmen-Saga Bd.3


sehr gut

Auf und Ab im Strom des Lebens
Erika ist bei ihrem Mann Erich geblieben, obwohl sie ihn nicht liebt. Sie wollte den Kindern nicht das Zuhause nehmen. Doch aus Kindern werden Leute. Die älteren Söhne rebellieren gegen die Eltern und verlassen die Familie.
Da ist Jakub plötzlich wieder da - Erikas große Jugendliebe. Erika verlässt ihren Mann und die kleine Billie. Die Zeit vergeht. Billie wird erwachsen und gründet eine eigene Familie. Auch Paul Sternbacher ist seinen eigenen Weg gegangen.
Liebe Freunde sterben, Kinder werden geboren, Feindschaften überwunden. Was wirklich zählt, ist die Familie.
Mit diesem dritten Band endet die Familiensaga, die Erikas Lebensweg vom tschechischen Dorf Hohenfurth durch Kriegswirren und die Nachkriegszeit nach Wien geführt hat.
Wie durch ein Kaleidoskop erzählt die Autorin prägende Situationen in Erikas Leben, ihrer Familie und alten Weggefährten aus Hohenfurth. Zusammen ergeben sie ein buntes und unterhaltsames Bild sowohl der Akteure als auch der Jahrzehnte, durch die ich sie begleite.
Ohne den Einmarsch der Russen in die Tschechoslowakei hätten Jakub und Erika nicht zusammengefunden. Erikas ältester Sohn begeistert sich für die Raumfahrt und geht in die USA. Die Berliner Mauer fällt.
Manches, was Erikas Familie widerfährt, erscheint eher unrealistisch. So findet Billie sogleich einen Verleger für ihr erstes Buch. Gestört hat es mich nicht, denn die Autorin hat keinen Tatsachen - sondern einen Unterhaltungsroman geschrieben. Da mögen Ereignisse auch mal märchenhaft anmuten, so lange die historischen Basisdaten stimmen.
Was mich dann doch gestört hat, war eine Episode, die sich mit Naziraubkunst beschäftigt - ein immer noch aktuelles und hochsensibles Thema. Hier wird die Autorin in meinen Augen den Opfern nicht gerecht. Das ist eine sehr persönliche Einschätzung und welcher Roman ist schon für alle gleichermaßen perfekt.
Insgesamt nimmt mich die Autorin mit auf eine unterhaltsame Reise durch die letzten Jahrzehnte es vorigen Jahrhunderts und entfaltet einen bunten Geschichtenteppich, der mich zum Lachen und Weinen bringt.

Bewertung vom 16.10.2022
Schwarz, Gunnar

Schmerzmädchen (Thriller)


ausgezeichnet

Ich bringe dir Erlösung
In Mannheim wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt. Das ist für Kommissar David Richter die Chance, sich zu beweisen. Doch es bleibt nicht bei einer Toten. Fieberhaft sucht die Polizei nach Gemeinsamkeiten der Opfer. Aufgrund der Tötungsmethode drängt sich der Verdacht auf, der Täter könnte aus dem medizinischen Umfeld kommen. Richter ist deshalb dankbar für die Unterstützung der Rechtsmedizinerin Nora Mors . Gemeinsam nähern sie sich dem Täter Schritt für Schritt an. Beide ahnen nicht, dass der Mörder sie bereits selbst im Fokus hat.

Ich fand den Krimi sehr fesselnd. Dazu hat beigetragen, dass es zu Beginn nach einem eher unspektakulären Mord aussieht, sich dann wie eine Welle immer weiter aufbaut und am Ende droht, die Ermittler unter sich zu begraben.

Kommissar Richter ist ehrgeizig und dabei trotzdem sehr empathisch. Ich fand es angenehm, wie er die Ermittlung angeht. Die ersten Kapitel sind ganz den Verhören möglicher Verdächtiger gewidmet . Als der 2. Mord geschieht, wird klar, dass es um mehr geht als um eine Beziehungstat unter Jugendlichen. Damit wächst der Anteil, den die Rechtsmedizinerin Mors beiträgt. Mors war für mich schwer einzuschätzen. Sie brennt für ihren Beruf. Gleichzeitig scheint sie, etwas schwer zu belasten.

Gut gefallen hat mir, wie Richter und Mors sich gegenseitig annähern. Das verleiht beiden mehr Tiefe und macht sie auch realistischer.

Die Spannung war in meinen Augen hoch. Zum einen wurden immer weitere Verdächtige präsentiert, zum anderen wurde die Perfidität der Verbrechen sichtbarer.

Gerade als der Fall gelöst scheint, wird es nochmals richtig eng für die Ermittler und ich habe mitgefiebert.

Der Krimi ist meiner Ansicht nach unglaublich spannend, ohne allzu blutige Details. Der Horror der Tat ergibt sich durch die Lebenssituation der Opfer und die Person des Täters.

Bewertung vom 15.10.2022
Lenz, Svea

Eine neue Freiheit / Die Stewardessen Bd.1


ausgezeichnet

Der Kranich fliegt wieder
Zwar sind 1954 in Hamburg noch die Auswirkungen des 2. Weltkrieges zu spüren, aber es herrscht auch allgemeine Aufbruchstimmung. So soll der Lufthansa neues Leben eingehaucht und zu diesem Zweck Stewardessen ausgebildet werden.

Das ist die Chance für die abenteuerlustige Margot, die sie sich nicht nehmen lässt. Sie durchläuft das Auswahlverfahren , die anspruchsvolle Ausbildung und erfüllt sich ihren Traum vom Fliegen.

Das Buch hat mich von der ersten Seite an begeistert. Das fing bereits mit den Kapitelüberschriften an, die bekannte Schlagertitel sind.

Margot hat mich mit ihrer optimistischen und starken Persönlichkeit überzeugt, obwohl ihr Leben in einer Barackensiedlung nicht die besten Startbedingungen bietet. Umso größer die Freude, als sie das Auswahlverfahren übersteht. Ich wusste nicht, welch hohe Anforderungen an die Bewerberinnen gestellt wurden - angefangen von Allgemeinwissen über Sprachkenntnisse bis hin zu Körpergröße und Gewicht. Auch die Ausbildung selbst war fordernd und in unseren heutigen Augen in einigen Bereichen eher sexistisch.

Mit Margot erlebe ich die Faszination des Fliegens und begleite sogar Adenauer auf seinem legendären Flug nach Moskau, um die Kriegsgefangenen heim zu holen.

Margot zur Seite stellt die Autorin zwei weitere liebenswerte junge Frauen - die taffe Thea und die eher schüchterne Almuth.

Für mich ein zusätzlicher Mehrwert zur fesselnden Geschichte waren die interessanten geschichtlichen Einsprengsel. Da gab es Angaben zu Preisen einiger Lebensmittel oder die Erwähnung besonderer Ereignisse sowie von Zeitschriften, Büchern und Filmstars, die damals in Mode waren. Das weckt die eine oder andere Erinnerung und gibt zudem Bezugspunkte zu Margots Erlebnissen die die Erzählung lebendig machen.

Mir hat das Lesen des Buches großen Spaß gemacht,. Es ist für mich die gelungene Mischung aus unterhaltsamer Geschichte, interessanten Fakten und viel Zeitkolorit.

Bewertung vom 09.10.2022
Dicken, Dania

Brave Mädchen weinen nicht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zerbrochene Träume vom Glück
Heute ist der große Tag der 16jährigen Grace. Sie wird heiraten - gegen ihren Willen, einen Mann, der ihr Vater sein könnte. Grace und ihre Familie sind Mitglieder einer strenggläubigen Mormonengemeinde, die für die Unterdrückung und Rechtlosigkeit der Frauen und die Vielehe eintritt.

Obwohl Grace die Welt außerhalb der Glaubensgemeinschaft nicht kennt, träumt sie von einem selbstbestimmten Leben. Nach dem Schrecken der Hochzeitsnacht flieht sie Hals über Kopf nach Las Vegas. Lebt kurze Zeit den Traum von Glück und Freiheit, um sich einige Wochen später in den Fängen der Sekte wiederzufinden. Grace bekommt ein Kind - ein Mädchen und nennt es Liberty. 13 Jahre später wiederholt sich die Geschichte. Liberty soll heiraten. Grace setzt alles daran, dies zu verhindern.

Um dieses Buch zu lesen, braucht es starke Nerven , denn was Grace und später Liberty in der Sekte erdulden, bricht alle Regeln der Menschlichkeit . Besonders erschreckend finde ich, dass die geschilderten Verhaltensregeln und Formen der Unterdrückung auf realen Ereignissen basieren. Unter dem Deckmantel der Religion und der Rechtfertigung, es sei Gottes Wille, leben Männer ihre sexuellen Gewalt - und Herrschaftsphantasien aus.

Ich konnte Grace für ihren Mut und Widerstandsgeist nur bewundern. Eine 16jährige flieht in eine Welt, die sie nicht kennt und die man ihr als Hort des Bösen dargestellt hat.

Ich habe mit Grace diese neue Freiheit genossen. Umso schlimmer war der Schrecken, wieder als Gefangene zu leben. Grace passt sich an, aber lässt sich nicht brechen. Für mich vollkommen nachvollziehbar, dass auch Liberty sich gegen die Glaubensregeln auflehnt. Als Liberty das gleiche Schicksal wie Grace droht, entwickeln die beiden einen Plan zur Flucht.

Tatsächlich gelingt es, den Klauen der Glaubensgemeinschaft zu entkommen. Der Preis dafür ist hoch.

Für mich ist das Buch nicht nur ein spannender Krimi, sondern auch in höheren Maße eine Kampfansage an alle, die unter dem Deckmantel vermeintlich hehren Motive, Menschen - leider zumeist Frauen - entrechten und unterdrücken. Eine demokratische Gesellschaft hat die Pflicht, dies nicht hinzunehmen. Jeder hat das Recht auf Glück und ein selbstbestimmtes Leben.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.