Benutzer
Benutzername: 
Elchi130
Wohnort: 
Essen

Bewertungen

Insgesamt 448 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2020
Ryan, Anthony

Das Lied des Wolfes / Rabenklinge Bd.1


ausgezeichnet

Tolles Buch

Die Stählerne Horde im Norden hat einen neuen Anführer – Kehlbrand. Ihm gelingt, was bisher noch keinem gelang, er kann die verschiedenen Stämme seines Volkes einen und die Treue eroberter Völker erlangen, indem er sich zum Gott erklärt. Vaelin al Sornas muss nun genau dahin, wo die Stählerne Horde ihr Unwesen treibt. Denn er will Sherin retten, die Frau, die er vor Jahren geliebt und dann weggeschickt hat…

„Das Lied des Wolfes – Rabenklinge 1“ ist das erste Buch, das ich von Anthony Ryan gelesen habe. Von Anfang an fällt mir auf, dass der Autor sehr gut und routiniert schreibt. Der Einstieg in die Geschichte bereitete mir keine Probleme, da der Schreibstil einen sofort mitnimmt.

Ich hatte zu Beginn lediglich die Befürchtung, dass ein großer Teil der Handlung Kämpfe darstellt. Denn direkt zu Beginn geht es immer wieder ums Kämpfen. Doch diese Befürchtung bewahrheitet sich zum Glück nicht. Erst einmal begibt sich unser Held Vaelin al Sornas mit seinen Gefährten in das Nachbarreich. Seine Ankunft und die Schilderung der damit verbundenen Schwierigkeiten habe ich als ein wenig langatmig empfunden.

Doch nach dem ersten Drittel des Buches hat die Handlung mich voll und ganz gepackt. Denn zum einen erfahren wir durch Luralyn, die Schwester von Kehlbrand, wie dieser seine Macht zementiert, indem er die Priester ausschaltet, die Sklaven befreit und erste Eroberungszüge durchführt. Zum anderen begleiten wir Vaelin auf seiner abenteuerlichen und spannenden Reise. Schnell hat sich der Turmherr der Nordlande durch seine Intelligenz, seinen Mut und Führungsstärke in mein Herz geschlichen. Ebenso seine Gefährten, wie z. B. sein Bruder, seine Nichte und alte Gefährten sowie auch die willensstarke Heilerin Sherin.

Die Handlung habe ich als extrem abwechslungsreich empfunden. Es passiert laufend etwas und Anthony Ryan versteht es, eine packende Geschichte mit viel Tempo zu erzählen. Sehr gut gefallen hat mir, dass es magische Fähigkeiten gibt und Figuren, die Teile der Zukunft vorhersagen können. Das hat der Handlung eine besondere Note verliehen.

Der Kampf zum Ende des Buches hat mich ein wenig ermüdet. Obwohl auch dieser sehr abwechslungsreich gestaltet war, hat er mir insgesamt zu lang gedauert. Die Schlussszene dieses tollen Buches war für mich noch einmal ganz großes Kino und hat mich ungemein begeistert.

Nun werde ich in der nächsten Zeit die vorherigen Abenteuer von Vaelin al Sornas, die in der Rabenschatten-Trilogie niedergeschrieben sind, lesen und warte dann auf den zweiten Teil von Rabenklinge.

Bewertung vom 11.09.2020
Grossman, David

Was Nina wusste


gut

Der Autor hat mich emotional nicht abgeholt

Zu Veras 90. Geburtstag trifft sich die ganze Familie. Auch ihre Tochter Nina ist extra von Skandinavien in den Kibbuz gereist. Seit Jahrzehnten kapselt sie sich schon von der Familie ab. Nach der Feier beschließen Nina, Vera, die Enkeltochter Gili und Rafi, der Gilis Vater, Ninas Exmann und Veras Stiefsohn in einer Person ist, eine Reise in die Vergangenheit anzutreten und sich nach Kroatien zu begeben. Hier wollen sie einen Film drehen, deren Mittelpunkt die Erinnerungen von Vera bilden, denn sie und ihre Tochter Nina haben hier ursprünglich gelebt…

Die Einführung der einzelnen Figuren und die Darlegung der Beziehungen zueinander habe ich von der Atmosphäre her als sehr niederdrückend und belastend empfunden. David Grossman zeigt uns, wie dysfunktional die Familie ist. Unbearbeitete Konflikte der einen Generation werden an die nächste weitergegeben, so dass hier die alten Muster weitergelebt werden müssen.

Als die vier Figuren – Oma, Mutter, Tochter und Rafi – zu ihrer Reise aufbrechen, wirkt die Grundstimmung des Romans auf mich gelöster und fröhlicher. Die Stimmung wirkt als Hintergrund, denn bei den Personen sind die alten Konflikte nach wie vor nicht gelöst, sondern können jetzt im Gegensatz zu vorher nicht mehr umgangen werden, da die Personen sich nicht mehr aus dem Weg gehen können. Die Szenen erinnern teilweise an einen Road Movie und standen mir bildlich vor Augen.

In „Was Nina wusste“ überrascht der Autor immer wieder mit gekonnten Sprachspielereien, die mir als Leserin wiederholt einen Aha-Effekt beschert haben. Ich genieße es, wenn Autoren mich mit ihrer Freude an der Sprache umschmeicheln.

Doch so schön manche Formulierungen waren, insgesamt habe ich die Sprache eher als distanziert und sachlich empfunden. Die Personen sind für mich nicht greifbar geworden. Ich habe keinen empathischen Zugang zu ihnen gefunden. Interessant war für mich vor allem Nina. Sie ist als schwierige, unangepasste Person angelegt, die gerne Tabus bricht. Dadurch wurde mein Interesse an ihr und ihrer Vergangenheit geweckt. Was ist mit ihr passiert? Was hat sie zu der Person geformt, die sie nun ist? Ihre Mutter Vera dagegen habe ich meistens als sehr unauthentisch und aufgesetzt erlebt und bin mit ihr gar nicht warm geworden. Gili, aus deren Perspektive der Großteil der Geschichte erzählt wird, ist mir zu blass geblieben, um eine klare Gestalt anzunehmen.

Auch die Auflösung am Ende des Buches hat mich enttäuscht. Über den Großteil des Buches wurde eine sich immer weiter steigende Erwartung in mir aufgebaut, die am Ende einen Moment von „Aber das wussten wir doch von Anfang an“ bei mir ausgelöst hat. Zum Schluss haben mich weder die Figuren noch die Geschichte wirklich erreichen und überzeugen können. Zusammenfassend reicht meiner Meinung nach die Sprachästhetik des Autors nicht aus, um die erzählerischen Schwächen in der Personenzeichnung zu kompensieren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2020
Ellis, Joy

Das Gewissen der Toten (Fenland Police 3) (MP3-Download)


ausgezeichnet

Grandios!

Im dritten Teil um die Ermittler DI Jackman und DS Evans befindet sich zu Beginn der Polizist Carter McLean mit seinen Freunden auf dem Weg nach Amsterdam. Das Flugzeug abstürzt und alle Insassen bis auf ihn sterben. Als einziger Überlebender will er jedem Freund noch einen letzten Dienst erweisen.

Fantastisch ist schon, dass das Hörbuch „Das Gewissen der Toten“ von Uve Teschner gelesen wird. Für Krimis und Thriller gibt es einfach keinen besseren Sprecher. Ich liebe es, seiner Stimme zu lauschen und mag es, wie er der Geschichte eine ganz eigene Dynamik verleiht.

Doch auch die Geschichte selber finde ich rundum gelungen. Und dabei finde ich es auch nicht schlimm, dass mir im Laufe der Erzählung immer mehr klar wurde, worauf es am Ende hinauslaufen wird.

Die Autorin Joy Ellis verleiht ihren Figuren eine Tiefe, die mich sehr früh spüren ließ, dass ich eine neue Krimireihe entdeckt habe, die sich fortan zu der Handvoll Krimireihen gesellt, bei denen ich dem nächsten Teil regelrecht entgegenfiebere. Dabei fühle ich mich dann bei jedem Buch, als ob gute Freunde sich für ein paar schöne Stunden zu mir gesellen würden. Wer typische englische Krimireihen mag, sollte Joy Ellis lesen. Es könnte der Beginn einer neuen Leidenschaft werden, so wie bei mir.

Die Figuren sind liebenswert, klug, mutig und empathisch. Egal, ob es sich dabei um die beiden Hauptermittler DI Jackman und DS Evans handelt, die unterstützenden Ermittler oder die Polizeipsychologin.

Die beiden Kriminalfälle, die in diesem Hörbuch, den Mittelpunkt der Ermittlungen bilden, sind spannend und ich fieberte den Lösungen entgegen.

Nun freue ich mich darauf, die beiden ersten Fälle der Polizisten Jackman und Evans zu hören.

Bewertung vom 30.08.2020
Moran, Kelly

In diesem Moment / Wildflower Summer Bd.2


sehr gut

Hat mir von Kapitel zu Kapitel besser gefallen

Nakos Hunt muss feststellen, dass er nicht sein halbes Leben lang schon in seine beste Freundin Olivia verliebt war, wie er bisher dachte. Als Amy von ihrem Ehemann verprügelt wird, wird ihm klar, dass diese sein Herz schon während ihrer gemeinsamen Kindheit gestohlen hat. Nun muss er nur noch Amy davon überzeugen…

Ich war sehr neugierig auf die Geschichte von Nakos Hunt, den wir bereits aus dem ersten Teil der Wildflower Summer Dilogie kennen. Denn er stellt einen sehr interessanten Charakter dar. Amy ging mir zu Beginn des Buches „Wildflower Summer – In diesem Moment“ ziemlich auf die Nerven. Sie hat keinerlei Selbstwertgefühl und denkt dementsprechend, dass sie der Aufmerksamkeit und Liebe anderer Personen nicht würdig ist. Dadurch stellte sie für mich einen sehr anstrengenden Charakter dar.

Überzeugt hat mich das Buch dann jedoch über die Figur des Nakos Hunt. Mit wie viel Geduld, romantischen Einfällen und Liebe er um Amy wirbt, ist einfach wunderschön zu lesen. Nach und nach schmolz ich immer mehr dahin und bin ebenfalls Nakos Charme erlegen.

Irgendwann ging es mir wieder wie in Teil 1 der Dilogie. Für meinen Geschmack gibt es jedoch auch in diesem Buch zu viele Sexszenen. Zum Teil sind sie wirklich wunderschön und sehr romantisch, sodass es eine Freude ist, sie zu lesen. Aber 1 – 2 gute Sexszenen in einem Liebesroman hätten gereicht.

Zum Ende hin wird das Buch noch ein wenig dramatisch und ich hatte sogar Tränen in den Augen. Also, alles in Allem ein gelungener Liebesroman, der den Schwerpunkt ein wenig anders hätte setzen können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2020
Ach, Marianne

Dieses schmale Stück Himmel über Paris


gut

Schöner poetischer Schreibstil. Jedoch inhaltlich zu wenig.

Hannah gönnt sich eine Auszeit, um über ihr Leben und ihre Ehe nachzudenken. Dafür zieht sie sich in die Wohnung von Freunden nach Paris zurück. Unterbrochen wird die Zeit für sich alleine von gelegentlichen Treffen mit diesen Freunden.

Das Besondere für mich an diesem Buch ist der Schreibstil. Schon die ersten Sätze habe ich als sehr eindringlich empfunden und fühlte mich einer starken Sogwirkung ausgesetzt.

Wir erleben Paris durch Hannahs Augen. Manchmal gibt es eine Erzählerin, die über Hannah berichtet. Vieles vermittelt die Autorin uns durch Hannahs Gedankenwelt. Zum Teil als direkte Ich-Gedanken, zum Teil durch eine indirekte Vermittlung des Gedachten. Das hat mir unglaublich gut gefallen, denn ich fühlte mich, als würde ich selber durch Paris streifen und damit war ich dem Geschehen sehr nah.

Gespräche werden nicht in Anführungszeichen gesetzt, sondern stehen in normaler Schrift untereinander. Zum Teil kommt es dadurch zu einer Irritation, weil ich als Leserin erst ergründen muss, wer gerade spricht. Doch insgesamt habe ich diese Art, Gespräche darzustellen, als sehr erholsam empfunden. Denn die Gespräche werden dadurch direkter, so als würde ich einem Gespräch neben mir lauschen.

Obwohl ich den Schreibstil sehr genossen habe, hat mir inhaltlich einiges gefehlt. Hannah lässt sich treiben oder führt Gespräche, viel mehr passiert nicht. Das alles habe ich als sehr realistisch und dem wirklichen Leben abgeschaut empfunden. Deshalb war es mir inhaltlich meistens zu banal. Die Gedankengänge und Gespräche sind nicht oberflächlich, aber meistens nur angerissen und dann geht es schon zum nächsten Thema. Da hätte ich mir weniger Einblicke in die inneren Vorgänge der Personen und dafür tiefgründigere Ausführungen gewünscht. So fühlte ich mich von der Fülle der Themen oft einfach nur erschlagen und sie rauschten an mir vorbei, wie Wolken die vorüberziehen. Es ist nichts hängen geblieben, worüber ich mir selber Gedanken gemacht hätte.

Gegen Ende des Buches kam dann für mich noch dazu, dass mir Hannah als Person unsympathisch geworden ist, je länger ich an ihren Gedanken teilhaben durfte. Letztendlich war ich froh, als ich Hannah wieder verlassen konnte.

Bewertung vom 22.08.2020
Kröhn, Julia

Der Weg in die Freiheit / Riviera-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Noch besser als Band 1

Die Handlung setzt 1938 ein und endet 1945. Salome hat begriffen, dass der Nationalsozialismus in Deutschland den Juden kein normales Leben mehr ermöglicht. Fortan widmet sie ihr Leben der Flucht und dem Überleben von Juden, indem sie zuerst über das Reisebüro ihres Vaters Reisen nach Italien organisiert. Immer wieder schmuggelt sie Juden in die Reisegruppen und hilft ihnen damit bei der Flucht. Als dies nicht mehr möglich ist, findet sie eine neue Tätigkeit, bei der sie den Verfolgten helfen kann. Hier trifft sie Felix wieder…

Auch dieser Teil ist wieder unglaublich intensiv geschrieben. Im zweiten Viertel habe ich die drastischen Beschreibungen, was den Juden und anderen Verfolgten angetan wurde, kaum ertragen können. Dabei hatte ich immer wieder den Gedanken im Hinterkopf, dass dies keine bloße Fiktion ist, sondern wirklich stattgefunden hat.

Im Gegensatz zu Teil 1 sind Salome und Felix gereift und treten für die Dinge ein, an die sie glauben. Dabei bleibt Felix eine Figur mit Schwächen, aber auch vielen Stärken. Salome dagegen ist eine starke Frau, die einen Weg einschlägt, bei dem ich zu Beginn große Zweifel an ihren Motiven hegte.

Die Freundschaft und die Rivalität zwischen Salome und Ornella ist auch in diesem Buch immer wieder ein Thema. Da beide denselben Mann lieben, bleibt dies auch nicht aus. Die Entwicklung, die diese Dreiecksgeschichte nimmt, hat mir sehr gut gefallen und war für mich zudem realistisch.

„Riviera – Der Weg in die Freiheit“ führt uns in die schwärzesten Stunden der deutschen Geschichte. Julia Kröhn liefert uns wieder viele Hintergrundinformationen, die mir als Leserin deutlich gemacht haben, wie hart die Recherche für dieses Buch gewesen sein muss. Das Buch zeigt uns aber auch, dass es Widerstand und Hoffnung gab. Wenn viele Menschen helfen, kann auch etwas erreicht werden. Das hat mir Mut gemacht. Denn beim Lesen, gerade zu Beginn des Buches, fallen einem mehrfach die Parallelen zu unserer heutigen Zeit auf.

Ein starkes Buch, das uns viel zu erzählen hat!

Bewertung vom 22.08.2020
Hotel, Nikola

It was always you / Blakely Brüder Bd.1


sehr gut

Nach und nach setzte eine Sogwirkung ein

Vier Jahre war Ivy nicht mehr Zuhause. Denn solange ist es her, seit ihr Stiefvater sie in einer Nacht und Nebel Aktion auf ein Internat gesteckt hat. Doch nun schickt er ihr eine Nachricht mit der Aufforderung, bei ihm und ihren beiden Stiefbrüdern zu erscheinen. Bereits im Flugzeug trifft sie auf ihren 6 Jahre älteren Stiefbruder Asher, der ihrer Meinung nach der Hauptgrund für ihre Verbannung war…

Nach dem Lesen der ersten Seiten hätte ich nicht geglaubt, dass ich das Buch wirklich bis zum Ende lese. Denn beide Hauptfiguren fand ich unsympathisch und nervig. Ivy, die sich von jedem an die Seite schieben lässt und einfach nie den Mund aufbekommt. Asher, der ein Macho und arrogant ist und alles besser weiß. In Teilen bleiben die beiden diesem Schema auch bis zum Schluss des Buches treu. Nikola Hotel hat mit „It was always you“ ein Buch geschrieben, das die Klischees des Genres genau trifft.

Doch trotzdem konnte ich irgendwann nicht mehr aufhören, das Buch zu lesen. Es hatte mich gepackt und ich musste unbedingt wissen, wie es endet. Warum? Ein Grund ist, dass das Buch nach den klassischen Mustern der Young Adult bzw. New Adult Bücher gestrickt ist. Ich konnte mich einfach in die Geschichte fallen lassen und sie genießen. Es kam zwar immer mal wieder ein Moment, indem ich Ivy gerne geschüttelt oder Asher einen ordentlichen Tritt verpasst hätte. Aber insgesamt konnte ich mit den beiden gut leben, nachdem ich mich auf sie eingelassen hatte.

Insgesamt zeichnet sich die Familie dadurch aus, dass sie nicht miteinander spricht. Jeder kocht sein eigenes Süppchen und hat Geheimnisse, die die Harmonie stören. Das ist für mich auch der Punkt, der dafür sorgt, dass das Buch nur 4 statt 5 Sterne von mir bekommt.

Was soll ich sagen? Nach anfänglichem Stirnrunzeln ist nun Teil 2 schon vorbestellt und ich werde mich im September sofort darauf stürzen.

Bewertung vom 16.08.2020
North, Alex

Der Schattenmörder


gut

Spannender Mittelteil rettet das Buch

Als seine Mutter im Sterben liegt, kommt Paul nach 25 Jahren in seinen Heimatort zurück. Nie wieder wollte er diesen Ort betreten, in dem während seiner Jugendzeit ein brutales Verbrechen verübt wurde, in dessen Mittelpunkt er sich befand. Kaum ist er wieder Zuhause, passieren erneut unheimliche Dinge…

Zu Beginn habe ich kurz befürchtet, dass das Buch „Der Schattenmörder“ von Alex North ein weiterer Thriller ist, in dessen Mittelpunkt eine Person steht, die entweder psychische Probleme hat oder mit der ein perfides Spiel getrieben wird. Zum Glück wurden diese Bedenken jedoch schnell zerstreut.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Da sind in der Vergangenheit ein paar Teenager, in deren Mittelpunkt Paul steht. Wir erhalten Einblick in deren Probleme und Freundschaften zueinander. Wir erfahren, wie sich die Spirale in Gang gesetzt hat und weitergeführt wurde, bis es schließlich zur Katastrophe gekommen ist. Zudem erleben wir bei Paul, der nie wieder zurückblicken wollte und die Ereignisse aus seiner Jugend verdrängt hat, wie die Erinnerung Stück für Stück wiederkommt, nachdem er in sein Elternhaus zurückkehrt. Ergänzt werden diese Erzählstränge durch den einer Polizistin, die bei der Bearbeitung eines Falls auf ein altes Verbrechen gestoßen ist, das als Vorbild für die aktuelle Tat gedient hat.

Nach meinem anfänglichen Zögern, fand ich alle drei Handlungsstränge spannend. Nach und nach erfährt man immer mehr über die Dynamik der Teenagerfreundschaften. Wir erleben, wie die Jugendlichen agieren, manipulieren, gegenlenken und sehen das Unglück nach und nach kommen. Des Weiteren begleiten wir Paul dabei, wie nach und nach seine Erinnerungen zurückkehren. Wie er nach anfänglicher Abwehr, mehr herausfinden will, Irrtümern erliegt und hierbei immer weiter zum Kern vordringt. Durch die Ermittlungen der Polizistin, die weitere Verbrechen aufdeckt und unermüdlich die Wahrheit hinter den heutigen, aber auch dem vergangenen Verbrechen herausfinden will, kommt ein weiterer Blickwinkel in das Buch, der zum einen die Handlung vorantreibt, aber auch meine Neugierde geweckt hat.

Obwohl ich die Aufklärungen hinter den Taten, sowohl früher als auch heute, schlüssig fand, war ich trotzdem über die Auflösung enttäuscht und diese hat mich unzufrieden zurückgelassen. Das Buch hat für mich einen schwachen Anfang und ein schwaches Ende mit einem starken Mittelteil. Trotzdem bin ich auf den Vorgängerband des Autors gespannt und werde das Buch in nächster Zeit lesen.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2020
Wheeler, Thomas;Miller, Frank

Cursed - Die Auserwählte


gut

Zu Beginn war ich begeistert, doch das hielt nicht an

Als Nimues Dorf von den Roten Paladinen überfallen wird und alle Menschen aus dem Dorf getötet werden, erhält sie von ihrer Mutter ein Schwert, das sie zu Merlin bringen soll. Sie macht sich zuerst auf die Suche nach dem Söldner Arthur, den sie kurz vor dem Überfall kennengelernt hat. Schnell wird klar, dass sie nicht irgendein Schwert besitzt. Es handelt sich um das sagenumwobene Schwert, welches die Fey geschmiedet haben und das als vernichtet galt. Fortan wird sie von allen Seiten gejagt. Wirklich jeder will dieses Schwert besitzen, denn derjenige, den das Schwert erwählt, wird der einzig wahre König sein…

Das Buch startet sehr grausam mit dem Überfall der Roten Paladine auf das Fey-Dorf, in dem Nimue aufgewachsen ist. Dabei gelingt es dem Autor Thomas Wheeler eindrücklich, die Geschehnisse einzufangen. Man hat als Leser/in die verblendeten, in Kutten gekleideten Paladine vor Augen, die die Einwohner auf grausame Art und Weise umbringen und zudem das Dorf in Brand setzen. Das Ganze entsteht wie eine Szene aus den Hexenverfolgungen im Mittelalter vor dem inneren Auge. Die Fähigkeit des Autors, die Ereignisse so visuell vor dem Auge des Lesers entstehen zu lassen, hat mich ungemein begeistert. Aber wahrscheinlich darf man das von jemandem, der vor allem als Autor fürs Fernsehen arbeitet, auch erwarten.

Auch im weiteren Verlauf gibt es Episoden, die ich ganz genau vor Augen hatte, weil sie so prägnant geschildert wurden. Da der Autor Tom Wheeler und die Zeichnerlegende Frank Miller gleichzeitig das Buch „Cursed – Die Auserwählte“ geschrieben und an einer Serie für Netflix gearbeitet haben, dachte ich mir, das Projekt ist ihnen wirklich gut gelungen.

Doch mit der Zeit hat meine Begeisterung nachgelassen. Zum einen zeichnet sich das Buch immer wieder durch extrem gewalttätige Szenen aus. Diese sind nicht nur da in die Handlung integriert, wo sie notwendig sind. Ich habe sie als eigenes Stilmittel der Erzählung empfunden und das wurde mir mit der Zeit zu viel. Doch das sollte bei einer Geschichte, an der Frank Miller mitwirkt, vielleicht nicht überraschen.

Zum anderen habe ich das Verhalten der Figuren als durchgängig sehr sprunghaft empfunden. Dabei bleibt Merlin durchweg ein sehr undurchschaubarer Charakter. Aber auch bei zum Beispiel Arthur oder Nimue war dieses heute hü, morgen hott gegenwärtig.

Das Buch ist eine Neuerzählung der Artus-Saga. Wobei ich sagen muss, dass ich froh bin, dass ich keine genaue Vorstellung mehr von dieser Legende habe. Denn in diesem Buch scheint fast jeder eine andere Rolle zu spielen als in den früheren Erzählungen. Von den älteren Erzählungen der Legende hätte ich mich jedoch nur schwer lösen können und es hätte mich beim Lesen eher verwirrt.

Doch auch so hat die Geschichte nach und nach einen Verlauf genommen, der mir nicht gefallen hat. Nimue macht durch ihr unüberlegtes Agieren oft alles schlimmer als es ursprünglich war. Jede Intrige scheint eine weitere Intrige zu beinhalten, sodass alles immer unübersichtlicher wird. Nicht nur für den Lesenden, sondern auch für die Figuren des Buches. Und zum Schluss endet das Buch mit ganz vielen offenen Fäden und Cliffhangern. Doch dadurch, dass ich den Verlauf der Geschichte nicht mochte, bin ich nicht sehr neugierig darauf, wie es weitergeht. Denn wahrscheinlich dreht sich die Story noch ein paar Mal komplett um sich selbst und entwickelt sich dann doch ganz anders als vermutet. Das kann spannend sein, ist es in diesem Fall für mich jedoch nicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.08.2020
Moitet, David

New Earth Project


ausgezeichnet

Gelungene Dystopie für junge Leser

Wir befinden uns etwa 100 Jahre in der Zukunft in New York. Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Diese Welt ist unterteilt in die Reichen, die im Überfluss schwelgen, hier die Unantastbaren genannt. Und in die Armen, die buchstäblich gar nichts haben. Als eine der wenigen Armen darf Isis eine Schule besuchen, denn Bildung ist ansonsten den Unantastbaren vorbehalten. Bei einem Schulprojekt arbeitet sie mit Orion zusammen. Er ist der Sohn des reichsten Mannes in New York.

Der Autor David Moitet bedient sich in seinem Buch „New Earth Project – Tödliche Hoffnung“ der derzeitigen düsteren Zukunftsszenarien. Weite Teile New Yorks liegen unter Wasser infolge des steigenden Wasserspiegels. Die Sonne ist nicht mehr zu sehen, weil durch den Smog alles im grauen Nebel versinkt. Die Menschen leiden zum Großteil Hunger, denn Nahrungsanbau ist nicht so einfach möglich. Es gibt keine Felder, Pflanzen, Bäume und Wiesen mehr, wie wir sie kennen. Arbeit gibt es zudem kaum noch, da Roboter die Arbeit übernommen haben. Die Welt, wie sie der Autor schildert, könnte in der Zukunft so oder so ähnlich aussehen. Deshalb beschleicht einen als Leser/in sofort ein mulmiges Gefühl. Alles wirkt so realistisch und dadurch bedrückend.

Schnell wird dem Lesenden klar, dass das Buch für ein jüngeres Publikum geschrieben wurde. Die Schrift ist außergewöhnlich groß, die Sprache einfach gehalten und die Handlung einfach und gradlinig. Es gibt keine verschachtelten Handlungsstränge, die sich erst nach und nach entwirren. Dadurch ist schnell klar, worauf die Erzählung hinausläuft. Es gibt keine großen Überraschungen. Doch das ist auch gar nicht nötig. Die Geschichte ist spannend und erschreckend zugleich.

Die Hauptfiguren sind sympathisch. Da ist die intelligente, mutige und erfindungsreiche Isis. Sie will die Welt verbessern und das Leben für die Armen erleichtern. Ihr bester Freund Flynn ist loyal, ein wenig naiv, hat das Herz am rechten Fleck. Orion, der als Sohn des reichsten Mannes von New York, sehr gut aussieht und alle Privilegien genießt, die das Leben bietet, ist ein netter, intelligenter und neugieriger Kerl. Er ist weder überheblich noch denkt er, dass er besser ist als andere Menschen.

Teilweise ist das Buch brutal. Ich habe es jedoch nicht als blutrünstig oder ausschmückend empfunden. Es rüttelt durch die Schilderungen den Leser jedoch auf, was gut und gewollt ist.

Normalerweise bin ich keine Person, die sich am Cover eines Buches aufhängt. Doch dieses Buch hat ein besonders gelungenes Cover. Alleine durch die Farbgebung, die aus Grautönen besteht und Akzente in leuchtendem Grün setzt. Doch auch das Gesicht, welches halb versteckt und halb neugierig hinter Metall hervorschaut, sorgt für Neugierde beim Betrachter. Ein richtiger Hingucker!