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Furbaby_Mom

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Insgesamt 506 Bewertungen
Bewertung vom 24.12.2019
McGinnis, Maggie

Zweimal heißt für immer / Echo Lake Bd.1


sehr gut

Das Herz vergisst nicht.
Nie hätte Josie gedacht, d. sie eines Tages freiwillig an den Ort ihrer Kindheit zurückkehren würde. Einst war sie Hals über Kopf von dort geflüchtet, hatte ihre Eltern, den familiär geführten weihnachtlichen Themenpark & ihre beste Freundin Molly verlassen, um sich in Boston ein neues Leben aufzubauen. Auch ihren Verlobten Ethan hatte sie zurückgelassen. Nun, nach 10 Jahren Funkstille, hat Josie keine andere Wahl: sie muss zurück nach Echo Lake, da ihr Vater einen Schlaganfall erlitten hat & im Krankenhaus ums Überleben kämpft. Ihre einst alkoholsüchtige Mutter ist so nüchtern wie noch nie, Molly hat nur Abweisung für Josie übrig & Ethan behandelt sie mit frostiger Höflichkeit. Warum sieht er immer noch so verdammt gut aus?! Ohne ihren Vater ist das Arbeitspensum im Park nicht zu schaffen & widerwillig erklärt Josie sich bereit, Ethan für ein paar Tage unter die Arme zu greifen. Bald schon wird sie von einer Welle trauriger Erinnerungen überrollt & sich gleichzeitig die Frage stellen, ob sie damals nicht die falsche Entscheidung getroffen hat.
Zunächst muss ich gestehen, d. der Weihnachtspark ganz nach meinem Geschmack wäre – rund ums Jahr Weihnachtsfeeling, herrlich! Aber auch am scheinbar glücklichsten Ort kann man nicht dauerhaft die Augen vor der Realität verschließen. Josie hatte keine schöne Kindheit. Ich war gespannt auf den Auslöser, der sie letztlich dazu bewogen hatte, Echo Lake zu verlassen. Diese Erklärung wird gekonnt immer wieder angedeutet, aber erst gegen Ende der Geschichte lüftet die Autorin das Geheimnis. Hinsichtlich dessen hätte ich mir eine etwas kreativere, weniger vorhersehbare Wendung gewünscht. Die Ereignisse waren rückblickend zwar stimmig & Josies Beweggründe waren auch nicht total aus der Luft gegriffen, doch es erschien mir einfach ein wenig zu simpel gelöst. Bei all dem Aufbau und dem konstant aufrechterhaltenen Spannungsbogen hätte ich eben etwas anderes erwartet.
Besonders lobend erwähnen möchte ich den angenehm einladenden Schreibstil, mit dem M. McGinnis die Leser direkt nach Echo Lake & mitten hinein in das Gefühlschaos der Protagonisten entführt. Über den ganzen Roman hinweg habe ich mich wunderbar in Josie hineinversetzen können. Auch die Beschreibungen der umliegenden Natur & die wohlige Kleinstadt-Atmosphäre sind herrlich eingefangen worden. Gerne hätte ich noch mehr darüber gelesen, wie sich Josie & ihre Mutter annähern. Die neue Umgangsweise miteinander, ihre Gespräche und die zaghafte Annäherung haben mir ausnehmend gut gefallen. Eine Figur hat mich ziemlich enttäuscht: Josies ehemals beste Freundin Molly. Verbittert, biestig, selbstgefällig & egoistisch. Mit solchen Freunden braucht man keine Feinde mehr.
Mit dem Avery House, einem Ferienheim für schwerkranke Kinder, ist ein ernstes Thema angesprochen worden. Dieser Aspekt wurde leider nur ein wenig angekratzt & hätte für meinen Geschmack sehr gerne weiter ausgebaut werden können. Dafür lag der Fokus auf dem Miteinander von Josie & Ethan, was auch völlig okay war; das zauberhaft schöne Cover lässt schließlich bereits erahnen, d. viel Romantik zwischen den Zeilen mitschwingen wird.
Fazit: Netter Roman über die Irrungen & Wirrungen einer Kleinstadt-Liebe, der aufgrund vieler emotionaler Aspekte das Potential gehabt hätte, sehr ergreifend & mitreißend zu werden. Viele thematische 'Baustellen', die dem Werk noch mehr Tiefe verliehen hätten, bleiben unangetastet. So ist es zwar kein Buch geworden, das dauerhaft nachwirken wird, aber eine angenehme kurzweilige Lektüre für ein paar entspannte Lesestunden ist es allemal.

Bewertung vom 24.12.2019
Kliemann, Charlotte

Die Zeit der vergessenen Kinder


weniger gut

Die Schatten der Vergangenheit.

Martin und Claudia haben gleich zwei Dinge gemeinsam: sie sind alleinstehend mit Kindern und haben beide mit den traumatischen Folgen ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Für Martin ist es Liebe auf den ersten Blick, als er Claudia aus der Ferne sieht. Dennoch werden zwei Jahre vergehen, ehe sie das erste Mal persönlich miteinander kommunizieren und feststellen, wieviel sie verbindet. Sowohl Martin als auch Claudia hadern mit der Gegenwart, fühlen sich unvollkommen und ausgegrenzt – unabhängig von ihren beruflichen Erfolgen. Eine glückliche Zukunft scheint ausgeschlossen, ehe man keinen Frieden mit der Vergangenheit geschlossen hat und seine seelischen Wunden hat heilen lassen.

Dies war der erste Roman, in welchem ich mehr über die Verfolgung der Roma und Sinti zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs gelesen habe und ich war erschüttert über die Gewalt und Diskriminierung, die völlig grundlos über die Roma hineingebrochen ist. Familien wurden auseinandergerissen, Menschen willkürlich ermordet, Kinder misshandelt…einfach schrecklich. Speziell bei einer Szene, in der einem kleinen Jungen die Finger abgehackt werden, habe ich nur begrenzt weiterlesen können, weil die Intensität der Schilderung mich beinahe das Buch hätte abbrechen lassen.

Den Schreibstil würde ich als bemüht poetisch und tiefgründig beschreiben. Oftmals habe ich über Ausdrücke in den Gedanken der Figuren irritiert den Kopf geschüttelt, da die Wortwahl einfach nicht authentisch wirkte. Künstlerisch, ja – aber eben nicht realistisch.

Erzählt wird in mehreren Zeitebenen. Ich habe höllisch aufpassen müssen, da diese Erzählzeiten sich nicht einfach zwischen Vergangenheit (Martins Mutter Rubina) und Gegenwart (aus Martins Perspektive) abwechseln, sondern wild durcheinanderwirbeln: 2008, 1957, 2008, 1939, 1976, 2008, 1939-41, ... Mir war dieses Hin und Her zu viel.

Das gesamte Werk wirkte auf mich enorm melancholisch und schwermütig – nun könnte man sagen: 'Logisch, es geht ja auch um ein ernstes Thema.' Trotzdem finde ich, dass auch bei ernsten Themen kein Schleier der Negativität nach dem Lesen zurückbleiben sollte.

Mit der männlichen Hauptfigur (Martin) bin ich leider überhaupt nicht warmgeworden, im Gegenteil. Er hat mich fürchterlich genervt. Seine Kinder verzieht er und erlaubt ihnen allerlei Dinge, die seine Ex-Frau (aus gutem Grund) verbietet und untergräbt damit die elterliche Autorität, anstatt sich wie ein verantwortlicher Vater zu benehmen. Claudia schenkt er aus heiterem Himmel ungefragt ein Haustier (!) – was als nette Geste gemeint sein soll, aber nur einmal mehr zeigt, wie unreif er ist. Tiere sind doch keine Gegenstände, die man mal eben spontan übergibt. Je mehr ich von Martin gelesen habe, desto eher habe ich hinsichtlich seiner Ex-Frau gedacht: 'Gott sei Dank ist sie den Typ los, der ist ja nicht zum Aushalten!‘' Ja, er hat in der Kindheit Traumatisches erlebt - aber das entschuldigt nicht sein gesamtes Verhalten. Die weibliche Hauptfigur der Gegenwart (Claudia) war mir sympathisch; ihre Gedanken, speziell im Hinblick auf ihre Mutter, waren nachvollziehbar und logisch geschildert. Insgesamt sind die Figuren mir fremd geblieben; am meisten nahegegangen sind mir noch die in der Vergangenheit angesiedelten Erlebnisse, die aus Sicht von Rubina erzählt worden sind. Die farbenfrohen Eindrücke der Indien-Reise waren ebenfalls ein Lichtblick.

Fazit: Eine interessante Romanidee zu einem bisher wenig beleuchteten historischen Aspekt. Aufgrund der Umsetzung (wirre Zeitsprünge, teilweise unsympathische Figuren, offene Fragen) hat mich das Werk insgesamt leider nicht überzeugen können.

Bewertung vom 22.12.2019
Doreulli, Ekaterine

Du hast meine Leere gefüllt


gut

Nette Mensch-Tier-Geschichte zum Schmunzeln.
Als Hundemami von zwei entzückenden Fellbabies war ich natürlich enorm gespannt auf diese Satire und fragte mich im Vorfeld, ob a) die Hundehalterin in der Geschichte (Sophie) wohl extrem überspitzt ausgearbeitet worden sei, b) ob ich mich in ihr wiedererkennen würde und c) ob dies dann witzig oder tragisch wäre. Letztlich habe ich während der Lektüre oft schmunzeln können.

Der Alltag mit einem Hund wird größtenteils witzig und mit einem Augenzwinkern beschrieben, von dem Üblichen (ideale Nahrung, artgerechte Pflege, Gassigänge, Hundeschule, usw.) bis hin zum Kuriosen (Gurkendiät, Schnarchproblem, Überlegungen zu verliebten Hunden) ist alles dabei. In vielerlei Gedankengängen der Hauptfigur Sophie habe ich mich tatsächlich wiedererkannt und kann nur allzu gut nachvollziehen, wie wichtig ihr die Bindung zu 'ihrem' Hund Chicco ist. Sophie wirkte manchmal zwar ein wenig naiv auf mich, allerdings nie auf eine unsympathische Weise. Den Vierbeiner hatte ich natürlich sofort ins Herz geschlossen – Volker hingegen blieb mir dauerhaft suspekt; mit ihm wurde ich nicht warm.

Der Schreibstil der Autorin war angenehm locker gehalten, hätte an einigen Stellen aber gerne etwas weniger ernst sein können; dafür ist die Story gespickt mit georgischen Sprichwörtern (- nun weiß ich beispielsweise, was "die Tante eines Hundes" bedeutet: Schnee -) und allerlei Hintergrundinformationen zum Thema Hund bzw. zu 'berühmten' Hunden (wie z.B. Laika oder Hashikō). Diese Anmerkungen erscheinen als Fußnoten auf den betreffenden Seiten und waren aus Platzgründen oftmals auf mehrere Seiten verteilt, was teilweise etwas den Lesefluss ausgebremst hat. - Ein Glossar im Anhang oder ein abschließendes Extra-Kapitel zu den Fußnoten hätte ich praktischer gefunden, aber das ist reine Geschmackssache im Hinblick auf Optik und Layout. Und: Die niedliche Abbildung auf dem Cover hätte mir als Vollbild sogar noch besser gefallen.

Fazit: Nicht nur für Hundeliebhaber und -besitzer (bzw. Hundemamas und -papas) eine leichte Lektüre.

Bewertung vom 22.12.2019
Moran, Kelly

Redwood Dreams - Es beginnt mit einem Lächeln / Redwood Bd.4


ausgezeichnet

Mit Abstand der bisher wundervollste Band der Redwood-Reihe – zum Dahinschmelzen!
Nicht vielen Autoren gelingt es, nach einem Mega-Erfolg mühelos daran anzuknüpfen. Die international gefeierte und hochgelobte Redwood Love-Reihe von Kelly Moran hatte auch mich schwer begeistert und ich war gespannt wie ein Flitzebogen auf die Fortsetzung bzw. auf das Spin-off gewesen. Das lange Warten hat sich definitiv gelohnt, denn die Autorin hat es geschafft, mit diesem Werk sogar die Bände 1-3 in den Schatten zu stellen. Wahnsinn! 'Redwood Dreams' ist nun mit Abstand mein Lieblingsbuch dieser Reihe und das hätte ich zuvor kaum für möglich gehalten. Die Geschichten um die 3 Brüder Cade, Flynn und Drake hatten mich bereits dermaßen gefesselt und von einem Umzug in das idyllische kleine Städtchen zwischen Bergen und Meer an der Küste Oregons träumen lassen, dass ich eine Steigerung meiner Euphorie als beinahe unmöglich abgetan hatte. Selten habe ich mich so gefreut, mich geirrt zu haben.
Ella Sinclair ist nach langer Zeit wieder in ihr Heimatstädtchen zurückgekehrt, wo sie als Grundschullehrerin arbeitet. Es hatte sie viel Kraft gekostet, nach einer persönlichen Tragödie zurück ins Leben zu finden, doch sie meistert ihren Alltag erfolgreich und erfreut sich an den kleinen Dingen, die anderen Menschen ganz selbstverständlich erscheinen. Wenn nur ihre Schüchternheit nicht wäre! Nie hätte sie geahnt, dass ausgerechnet sie, die sich quasi unsichtbar fühlt, in das Visier des berühmt-berüchtigten Drachen-Trios geraten würde: 3 ältere Damen, die im ganzen Ort für ihre resoluten Kuppel-Aktionen bekannt sind. Böse Zungen würden behaupten, sie mischen sich penetrant in das Leben ihrer Mitmenschen ein. Andere würden schmunzelnd auf die hohe Erfolgsrate der O'Grady-Damen verweisen – immerhin waren sie erheblich am Glück etlicher Paare beteiligt. Aber nun wollen sie Ella mit dem heißesten Mann von ganz Redwood verkuppeln, ihrem Nachbarn Jason - Feuerwehrmann, überzeugter Single und Serien-Dater, der mit seinem Selbstbewusstsein und Charme jede Frau um den Finger wickeln kann…wenn er denn will. Und Ella ist überzeugt davon, dass sie garantiert nicht die Art Frau ist, nach der sich solch ein Traummann verzehrt. Mit ihrer nervösen Plapperei hat sie bisher jeden Kerl nach wenigen Minuten in die Flucht geschlagen. Aber sowohl Jason als auch Ella haben nicht mit der Hartnäckigkeit des Drachen-Trios gerechnet.
Der humorvolle und gleichzeitig auch tiefgründige, emotionale Schreibstil der Autorin hat mich wieder einmal komplett überzeugt. Mehr noch: die Witze waren nicht überzogen, die Dialoge unheimlich authentisch und das sensible Thema von Verlust ist mit sehr viel Feingefühl behandelt worden. Dieses Buch ist so viel mehr als nur ein romantischer, neckischer Liebesroman; auch Familie, Freundschaft, (fehlendes) Selbstwertgefühl und Umgang mit Trauer sind zentrale Elemente der Handlung.
Ich habe mich sowohl in Ella als auch in Jason, aus deren beider Perspektiven erzählt wird, wunderbar hineinversetzen und hineinfühlen können. Mit diesen Figuren möchte man gerne im echten Leben befreundet sein, da sie so viele liebenswerte Eigenschaften besitzen. Vor allem ihrer beider Aufrichtigkeit und Güte hat mein Herz erwärmt. Sie sind von allen Charakteren aus allen Bänden der Reihe meine erklärten Lieblinge geworden. Ellas Stärke und positive Lebenseinstellung sind einfach nur bewundernswert; davon könnten sich viele Menschen eine Scheibe abschneiden. Apropos "Scheibe": über Ellas niedliche Schimpfworte ("Heiliger Bim Bam und Butzemann") habe ich mich immer wieder gekringelt!
Fazit: Ergreifend, spannend, sexy und voller Wortwitz - eine Achterbahnfahrt der Gefühle! Ich habe geschmunzelt, laut gelacht und Tränen des Mitgefühls und der Rührung vergossen. Nach Abschluss der Lektüre habe ich meinem Ehemann aufgeregt mit dem Buch vor der Nase herumgewedelt und selig schluchzend nur noch: "So schön!!" herausbringen können.

Bewertung vom 12.12.2019
Berg, Ellen

Der ist für die Tonne


ausgezeichnet

Herrlich amüsant!!
Eines steht fest: dieser spritzig-witzige Roman ist definitiv nicht 'für die Tonne', auch wenn man sich während der Lektüre - im wahrsten Sinne des Wortes – 'wegschmeißen' möchte vor Lachen! Ich habe mich köstlich amüsiert!

Bisher kannte ich von Ellen Bergs Werken lediglich die ulkigen Cover, die allesamt im humorvollen Comic-Stil gehalten sind und schon allein deshalb – sowie aufgrund ihrer ausgefallenen Untertitel - einen hohen Wiedererkennungswert haben.

Noch während der Lektüre freute ich mich diebisch, dass in meinem Bücherregal bereits ein weiterer Roman der Autorin ("Den lass ich gleich an – (K)ein Single-Roman") auf mich wartet.

Ich war enorm erstaunt darüber, wie easy und selbstverständlich die Autorin hier Herzklopfen, Witz und Spannung zu einer gelungenen Story zusammengefügt hat. Angenehme, glaubwürdige Figuren (- von denen Hannahs entzückende, spirituell-angehauchte Mutter Marie-Luise meine absolute Favoritin war; ihre Sprüche sind der Knüller! -), eine turbulente, actionreiche Handlung, jede Menge Überraschungen – richtig klasse! Ich habe so viele außergewöhnliche Formulierungen und Bezeichnungen aus diesem Roman aufschnappen können und mit Freude in meinen alltäglichen Sprachgebrauch übernommen! Ich sage nur: "Licht und Liebe" oder Stichwort 'krümelnder Keks'.

Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 12.12.2019
Storks, Bettina

Leas Spuren


ausgezeichnet

Auf mehr als nur eine Weise ein absolutes Meisterwerk!
Für mich war es das erste Werk, welches ich von der Autorin lesen durfte - und nach Beendigung dieser wundervollen Geschichte habe ich es gar nicht fassen können, dass mir (– als Vielleserin –) solch eine grandiose Autorin bisher unbekannt gewesen war. Dieser Roman ist ein literarisches Meisterwerk und gehört ganz klar zu meinen Lesehighlights – nicht nur jener des Jahres 2019, sondern of all times!
Als die junge Stuttgarter Historikerin Marie zu einer Testamentsverlesung nach Paris eingeladen wird, glaubt sie zunächst felsenfest an einen Irrtum – schließlich war sie dem Verstorbenen, einem gewissen Monsieur Victor Blanc, nie begegnet. Warum sollte er ausgerechnet ihr die Hälfte seiner luxuriösen Wohnung in bester Pariser Lage vererben? Hat es womöglich mit ihrer lang verstorbenen Großtante Charlotte zu tun, über die daheim stets geschwiegen wird? Sie hatte einst für kurze Zeit in Paris gelebt… Nicolas, der Enkel Victors, soll die andere Wohnungshälfte erben. Zuvor müssen er und Marie jedoch eine Aufgabe erfüllen, die Victor sein ganzes Leben lang (– aus triftigem Grund –) beschäftigt hatte: sie sollen das verschollene Gemälde eines jüdischen Künstlers ausfindig machen, das während des Zweiten Weltkriegs verschwunden ist. Zu jener Zeit war Paris von den Deutschen besetzt gewesen. Weder Marie noch Nicolas ahnen den wahren Grund, warum die Aufklärung dieses Kunstraubs Victor so wichtig gewesen war. Ihnen ist nicht bewusst, wie eng ihrer beider Familiengeschichte miteinander verknüpft ist und welche dunklen Schatten die Vergangenheit noch immer auf die Gegenwart wirft.
Noch nie zuvor habe ich in einem Roman eine dermaßen atmosphärische Beschreibung von Paris erlebt! So real, so einladend, so bezaubernd! Zum 1. Mal kann ich den Spitznamen 'Stadt der Liebe' nachempfinden und habe gar nicht genug lobende Worte für die Tatsache, dass die Autorin sich nicht der gängigen Klischees bedient hat. Während der Lektüre habe ich mir immer wieder das Chanson ''Que reste-t-il de nos amours?‘' angehört, welches eine so bedeutungsvolle Rolle in der Geschichte spielt. Nach diesem Roman möchte man direkt selbst nach Paris reisen, um auf den Spuren der Protagonisten zu wandeln!
Die Handlung erstreckt sich auf 2 Zeitebenen und ist herrlich übersichtlich strukturiert. Selten haben mich beide Erzählzeiten so sehr gleichermaßen begeistert – man taucht in dieses Buch ein und nimmt ein Stück daraus für das weitere Leben mit! Ich habe vor Rührung geweint, war fassungslos vor Wut und ergriffen von dem Schicksal der Figuren, habe mitgefiebert und mitgelitten. Ausnahmslos alle Charaktere sind unglaublich facettenreich gestaltet worden und so liebenswert, dass man sie nicht verlassen möchte. Besonders bewundert habe ich Charlotte. Was für eine starke Frau! Ihr Mut und ihre bewusste Entscheidung, auch in schwierigen Zeiten ihrem Herzen zu folgen und das Richtige, das Menschliche zu tun, haben mich tief beeindruckt.
Geschickt hat die Autorin eine Vielzahl realer Personen in die Handlung eingewoben, was die Geschehnisse für mich noch viel aufwühlender gemacht hat. Auch die Kunstraub-Thematik ist enorm spannend und aktuell; vielerlei von den Nazis als 'entartete Kunst' eingestufte Werke sind noch immer verschollen.
Vom Schreibstil war ich schlichtweg hingerissen! Märchenhaft leicht und verträumt, auf den Punkt, ehrlich und an Authentizität nicht zu übertreffen (dies gilt sowohl für erzählende Schilderungen als auch für die Dialoge). Die Autorin hat mich auf jeden Fall als neuen Fan dazugewonnen!
Fazit: Poetisch, klug, mitreißend, tiefgründig, ergreifend, nervenaufreibend, hoffnungsvoll und durch und durch stimmig! Einfach ein Buch der Superlative! Für mich war es die perfekte Mischung aus historischem Roman, Liebesgeschichte, Spannungsroman und Familiensaga – rundum sensationell!

Bewertung vom 06.12.2019
Herwig, Ulrike

Schiefer die Socken nie hingen


ausgezeichnet

Amüsante Weihnachtsreise um die Welt!

Für mich war es das erste Werk, welches ich von Autorin Ulrike Herwig lesen durfte. Bereits der witzige Buchtitel ist so kreativ, dass er sofort im Gedächtnis bleibt und meine Hoffnung auf eine spaßige Weihnachtsstory wurde nicht enttäuscht!

Dem Ehepaar Bachmann steht ein ungewöhnliches Weihnachtsfest bevor: zum ersten Mal werden sie ohne ihre drei Töchter feiern, denn diese sind mittlerweile rund um den Globus verstreut. Wenigstens Oma Elisabeth kommt zu Besuch. Dennoch will sich keine rechte Festtagsstimmung einstellen, da helfen auch weder Stollen noch Gänsebraten. Nie hätte Julia Bachmann es für möglich gehalten, aber ihr ansonsten so auf Traditionen beharrender, reisescheuer Gatte, lässt sich erweichen für eine Hauruck-Aktion…schließlich kann er die Behauptung, ein gemütlich-langweiliger Spießer geworden zu sein, nicht auf sich sitzen lassen. Spontan brechen sie alle gemeinsam zu einer Weihnachts-Weltreise auf – besuchen Tochter Emily in Berlin, genießen ein Christmas Dinner mit Tochter Anne in London und überraschen schließlich Tochter Charlotte in Seattle. Natürlich stolpern sie unterwegs von einer Katastrophe in die andere…

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, wobei jene vom Mama Bachmann den größten Anteil ausmacht. Jedes Kapitel ist mit einem passenden Weihnachtslied als Überschrift sowie mit einer Angabe von Datum, Uhrzeit und Ort versehen; dies macht es leicht, den Überblick zu behalten.

Der herrlich humorvolle Schreibstil hat mich während der Lektüre des Öfteren zum Lachen gebracht, doch die Autorin schlägt hier und da auch leisere Töne an. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir beispielsweise eine Nebenfigur der Geschichte, die nur ganz kurz erwähnt, dafür allerdings umso eindringlicher beschrieben wird: die im Seniorenheim lebende Frau Kahnert. - Sie ist fest davon überzeugt, dass ihre Kinder sie zum Weihnachtsfest abholen werden…und wartet Jahr um Jahr vergeblich. Das hat mir das Herz gebrochen; am liebsten möchte man die Dame in den Arm nehmen und trösten. Ich gebe zu, an dieser Stelle sind mir beim Lesen die Tränen in die Augen geschossen. Fakt ist aber, dass es vielen älteren Menschen tatsächlich so ergeht. Die Autorin hat kein Schmuse-Kuschel-Wir-Haben-Uns-Alle-Lieb-Buch geschrieben, sondern die Realität in so viel Witz wie möglich verpackt und mit sympathischen Protagonisten ausgestattet. Als zusätzliches Schmankerl sind im Anhang des Romans allerlei Weihnachtsrezepte aus Deutschland, England und den USA enthalten.

Ursprünglich war ich versucht, ein kleines Sternchen abzuziehen, da in der Story mehrmals eine Pointe über den aktuellen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, eingeflochten worden ist. 'Nicht schon wieder Politik – noch dazu in einem Weihnachtsbuch', dachte ich ermattet und las weiter. Im Nachhinein erschien es mir allerdings unfair, einem ansonsten durchaus witzigen Werk etwas negativ anzukreiden, nur weil ich persönlich den in der Presse veranstalteten Zirkus um politische Angelegenheiten nicht mehr aushalte.

Dank der Autorin habe ich, die ich mich doch 'Weihnachtsfan' nenne, sogar noch etwas über internationale Bräuche dazugelernt: in England werden Papierkrönchen zum Fest getragen und in den USA glaubt man scheinbar unerschütterlich an den angeblich deutschen Brauch der "Weihnachtsgurke". Ich fand diese Idee so köstlich, dass mein Mann und ich gleich losgezogen sind und unsere eigene 'Christmas Pickle' für den diesjährigen Weihnachtsbaum geholt haben – sowie ein paar zusätzliche Exemplare, die wir nun an Freunde in den USA verschickt haben.

Fazit: Eine humorvolle Familiengeschichte über die schönste Zeit des Jahres, gespickt mit internationalem Weihnachtsflair!

Bewertung vom 24.11.2019
Morland, Isabel

Sehnsucht nach St. Kilda / Hebriden Roman Bd.3


sehr gut

Der Titel ist Programm.
Autorin Isabel Morland hat mit ihrem Werk "Sehnsucht nach St. Kilda" der verlassenen Hebriden-Insel, um die sich seit jeher Legenden ranken, ein würdiges Denkmal gesetzt.

Nach dem Tod ihres Mannes Josh schlägt sich die alleinerziehende Rachel mehr schlecht als recht mit kleinen Jobs durch, macht sich allerdings Hoffnung auf eine Vollzeitstelle im Londoner Kleidungsgeschäft 'Character!', in welchem sie wie eine Sklavin schuftet, um die Vorgesetzten von ihrer Motivation zu überzeugen. Gerade als die neue Position und die damit einhergehende, dringend benötige Verbesserung ihrer Finanzen zum Greifen nahe scheint, funkt das Schicksal Rachel bitter dazwischen. In einem Anflug von Verzweiflung und dem Eingeständnis gegenüber sich selbst, dass es so nicht weitergehen kann, lassen sie und ihr kleiner Sohn Sam die Großstadt hinter sich und ziehen zu Annie, Sams Urgroßmutter, nach Schottland. Wider Erwarten ergibt sich für Rachel direkt eine neue Verdienstmöglichkeit – sie wird als Köchin zur kulinarischen Betreuung eines Workshops angestellt und verbringt mit besagtem Team vier Wochen auf St. Kilda. Dies ist ausgerechnet jene Insel, auf der Annie einst eine glückliche Kindheit verbracht hatte. Das Leben war hart gewesen, es mangelte an vielem, aber dennoch war die Evakuierung der damaligen Inselbewohner ein traumatisches Erlebnis für Annie. Sie hatte sich gefühlt, als hätte man ihr ein Stück vom Herzen herausgerissen. Auch ihren besten Freund Finlay hatte Annie nach dem Umzug aus den Augen verloren. Unter den aktuellen Kurs-Teilnehmern ist der gleichermaßen charmante wie geheimnisvolle Fotograf Ailic, dem die Herzen der Damen zufliegen. Gemeinsam mit Rachel begibt er sich auf die Suche nach einem Erinnerungsstück, dass Annie und Finlay damals auf der Insel zurückgelassen hatten. Sie ahnen nicht, dass die größte Entdeckung eine ganz andere sein wird...

Für mich war es das erste Buch der Autorin und nachdem ich zuvor gerade einen enttäuschend emotionsarmen Roman beendet hatte, war dies nun eine reine Wohltat für mich, in die gefühlvollen Szenen eintauchen und mit den liebevoll ausgearbeiteten Figuren mitfiebern zu können. Mittels bildgewaltiger Beschreibungen lässt Isabel Morland die raue Schönheit St. Kildas vor dem inneren Auge lebendig werden – zerklüftete Klippen, sattes Grün, spritzende Gischt, kreischende Seevögel… Vor allem aber hat mich beeindruckt, wie mühelos ein Zauber geschaffen wurde, der die Insel zu umgeben scheint. – Eine Art Magie, eine mystische Stimmung, die man nicht genau benennen oder greifen kann, die größer ist als das Leben der einstigen Inselbewohner. Diese hatten 1930 vor der unsagbar bedrückenden Tatsache gestanden, aus Sicherheitsgründen ihre geliebte Heimat aufgeben zu müssen. Es war eine Entscheidung des Verstands gewesen, nicht des Herzens. Viele von ihnen sehnten sich ein Leben lang nach St. Kilda zurück, konnten nie erneut Wurzeln schlagen. Diese Sehnsucht und Melancholie kommt nicht nur im Rahmen der Handlung und aufgrund des eindringlichen Schreibstils zum Ausdruck, sondern spiegelt sich auch im treffend gewählten Buchtitel wider. Die Liebe der Autorin für diese Region wird mehr als deutlich.

Das Buch enthält allerlei kleine Besonderheiten, wie z. B. eine Karte, ein Gedicht und eine bebilderte Einleitung der Kapitel. Die Kapitellänge habe ich als genau richtig empfunden; lediglich die Zeitsprünge waren zwischenzeitlich ein wenig verwirrend für mich (– von 1930 zu 2005 zu 1929 usw.; die Handlung erstreckt sich auf zwei Zeitebenen, Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab).

Fazit: Ein berührender, mystischer Roman, den ich gerne weiterempfehle. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 24.11.2019
Scharer, Whitney

Die Zeit des Lichts


weniger gut

Wunderschönes Cover, enttäuschender Inhalt.
Selten hatte ich mich so sehr in einem Buch getäuscht. Schade! Ich liebe historische Romane, bin insbesondere von starken Frauencharakteren fasziniert und hatte daher angenommen, mit einem Werk, in dem die Autorin Whitney Scharer uns ins Paris der Dreißigerjahre entführt und das Leben der berühmten Lee Miller portraitiert, könnte ich nichts falsch machen.

Das Cover ist wirklich passend gewählt worden. Es spiegelt den Stil der damaligen Zeit wider, strahlt schlichte Eleganz aus und rückt das Thema Fotografie, auf welches tatsächlich sehr detailliert eingegangen wird, da es eine Hauptkomponente des Romans bildet, in den Fokus.

Die Amerikanerin Lee Miller, die mir bis dato noch gänzlich unbekannt gewesen war, hatte ein aufregendes Leben geführt. Als Kind nach einem sexuellen Übergriff traumatisiert, wuchs sie zu einer Schönheit heran und arbeitete sehr erfolgreich als Model für die Vogue, ehe sie beschloss, nach Paris zu ziehen, wo ihr der Fotograf Man Ray begegnete. Lee wird seine Muse, Man Ray wird Lees Liebhaber und Lehrmeister in Sachen Fototechnik. Die Arbeit hinter der Kamera erscheint ihr erfüllender als das Posieren davor und wenige Jahre später wird sie mit ihren Kriegsreportagen Weltruhm erlangen: sie lässt sich in Hitlers Badewanne ablichten, berichtet von der Befreiung der Konzentrationslager.

Mit dem nüchternen, gänzlich emotionslosen und dauerhaft distanzierten Schreibstil bin ich leider überhaupt nicht warmgeworden. Die Autorin schreibt im Präsens; Lees Gedanken und Gefühle werden eingeleitet mit Formulierungen wie 'Lee fühlt XYZ' oder 'Lee denkt, dass XYZ'… Anfangs dachte ich noch, ich würde mich im Laufe der Lektüre daran gewöhnen, aber ich habe auch nach bald 400 Seiten keinerlei Zugang zur Hauptfigur gewinnen, geschweige denn Sympathie oder Mitgefühl für sie entwickeln können.

Die Zeitsprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit folgen – bis auf den ersten Rückblick - keinem logischen Muster. Wirklich interessant erschienen mir nur wenige Sequenzen, jene Momentaufnahmen aus Kriegszeiten; abgesehen davon empfand ich das Werk als langatmig und langweilig. Von Lees so bedeutender Arbeit als Kriegsreporterin ist beinahe gar nichts zu lesen, bis auf ein paar scheinbar flüchtig eingeworfene Seiten, auf ein Minimum reduziert. Schwerpunkt des Romans ist stattdessen Lees Beziehung zu Man Ray. Nun, damit hätte ich mich arrangieren können…mit einer unsympathischen, egoistischen und selbstbezogenen Hauptfigur allerdings nicht. Ich verstehe, dass Lees lieblose Kindheit sie geprägt haben muss, dennoch triefte das Werk quasi vor Schwermut, Depression und Verbitterung – mir war, als säße ich während des Lesens unter einer düsteren Wolke, alles fühlte sich negativ an. Letztlich springt Lee mit anderen Menschen so um, wie sie selbst nicht behandelt werden möchte – andauernd fühlt sie sich auf ihre Schönheit reduziert, als Fotografin bzw. Künstlerin nicht genügend geschätzt, von ihrem Partner eingeengt…aber sie hat keinerlei Hemmungen, andere Menschen für ihre Bedürfnisse auszunutzen. Mir kam sie hart, eitel und uneinsichtig vor. Das Paris der Dreißigerjahre wird auf Opium-Parties und sexuelle Freizügigkeit reduziert, ein sehr einseitiges Portrait.

Fazit: Meine 2 Sterne setzen sich aus dem schönen Cover und der Grundidee zur Story zusammen, deren Umsetzung leider gar nicht mein Fall war.