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Ameland
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Kierspe

Bewertungen

Insgesamt 556 Bewertungen
Bewertung vom 27.11.2022
Archan, Isabella

Sterz und der Mistgabelmord


ausgezeichnet

Toller Auftakt dieser neuen Reihe

Ferdinand Sterz hat nach einer kurzen Dienstzeit seine Heimat in der Steiermark verlassen und ermittelt bereits seit Jahren bei Europol in Deutschland. Nach einem Anruf seiner früheren Verlobten macht er sich sofort auf den Weg in die Steiermark, denn sein ehemaliger Jugendfreund wurde ermordet - mit einer Mistgabel.

Nicht nur die Ermittlungen gestalten sich schwierig, auch das Verhältnis zu seinem Vater ist angespannt und die ansässigen Kollegen sind nicht gerade begeistert über seine Einmischung. Aber mit seiner neuen Kollegin, der Wienerin Gitte Busch ermittelt er auf Hochtouren.

Die Autorin hat sehr unterschiedliche und vielschichtige Charaktere aus verschiedenen Gesellschaftsschichten für ihren Krimi ausgesucht. Es ergeben sich diverse Möglichkeiten wer den Wiggerl ermordet haben könnte und warum. Ein sehr gut aufgebauter Plot. Außerdem haben die Protagonisten Ecken und Kanten und sind damit wie aus dem wahren Leben gegriffen. Die im Dialekt eigefügten Dialoge machen die Geschichte noch realistischer.

Der gehobene und flüssige Schreibstil von Isabella Archan ist klasse. Sie schreibt sehr bildhaft und anschaulich. Ihre Beschreibungen haben mir direkt Lust auf einen Urlaub in der Steiermark gemacht.

Das Cover ist so treffend gewählt. Es passt zum Genre, zum Titel und zum Inhalt. Ganz besonders habe ich mich über den grünen Buchschnitt gefreut. Farbige Buchschnitte sind ja doch eher selten.

Mir hat der Einstieg in diese Serie der Steiermark-Krimis sehr gut gefallen, besonders weil ich bis zum Ende miträtseln konnte.

Bewertung vom 20.11.2022
Jensen, Jens Henrik

EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1


gut

Verwirrender Agenten-Thriller

Ich mochte die Oxen-Reihe von Jens Henrik Jensen sehr. Das war der einzige Grund warum ich mich an diesen Thriller gewagt habe, denn normalerweise mag ich Agenten-Thriller nicht. Und so war es leider auch bei dieser Geschichte.

Nach einem persönlichen Verlust verliert CIA-Agent Jan Jordi Kazanski den Boden unter den Füßen und wird aufs Abstellgleis geschoben. Plötzlich erfolgt eine Reaktivierung und er bekommt einen Auftrag in Krakau. Und nun beginnt das Verwirrspiel. Agenten des CIA, von Europol, aus Russland und dazu noch kriminelle Bandenmitglieder spielen mit. Wem kann man noch trauen? Ich jedenfalls habe zwischendurch immer mal wieder den Durchblick verloren.

Seine Protagonisten hat der Autor sehr stimmig und vielschichtig angelegt. Er lässt uns in ihre Seelen und Abgründe blicken, was auch die Agenten ein Stück weit menschlich macht und eine gewisse Nähe zum Leser schafft.

Jensens Schreibstil ist unbestritten eine Extraklasse und er führt souverän durch seine Geschichte. Ich weiß nicht warum, aber bei mir wollte sich nicht wirklich Spannung einstellen, obwohl es ja durchaus Szenen gibt, die eine solche aufkommen lassen könnten.

Ich hatte mir nach der Oxen-Reihe mehr von dieser neuen Serie versprochen, aber die Fortsetzung werde ich mir ersparen.

Bewertung vom 18.11.2022
Matiszik, Thomas

Finger weg!


sehr gut

Menschliche Unzulänglichkeiten

In einem lockeren Schreibstil berichtet Thomas Matiszik sehr anschaulich und bildhaft über seine Unzulänglichkeiten in den verschiedenen Lebensbereichen.

Das ist kein Buch, welches ich an einem Stück lesen konnte. Aber die kurzen Kapitel sind bestens dazu geeignet, immer mal wieder zwischendurch ein paar Seiten zu lesen. Bei manchen Kapiteln habe ich gedacht, da hat der Autor die Situation aber treu nach dem Motto Übertreibung macht anschaulich geschildert. Bei genauerer Betrachtungsweise konnte ich mir dann aber doch vorstellen, dass es sich genauso abgespielt hat.

Ich musste auch hin und wieder mal schmunzeln, weil ich nicht nur das ein oder andere Familienmitglied, sondern auch mich selbst wiedererkannt habe. Man kann sich schon dösig anstellen.

Finger weg ist durchaus unterhaltsam, allerdings muss man diese Art von Humor mögen.

Bewertung vom 16.11.2022
Friese, Jani

Weihnachtszauber in New York


ausgezeichnet

Zauberhafter und berührender Weihnachtsroman

Luisa reist nach New York, um dort auf ihre Nichte aufzupassen, während ihre Schwester einem Auslandsjob nachgeht. Molly ist traumatisiert und stottert seit dieser Zeit.

Jani Friese lässt uns an der Seite von Luisa und Molly das weihnachtliche New York fast hautnah miterleben. Für mich tat sich eine überbordende und laute Glitzerwelt vor meinem inneren Auge auf. Aber es gab auch die feinen und emotionalen Momente, die mein Herz berührt haben. Mollys Situation wird sehr einfühlsam und zu Herzen gehend beschrieben und ließ mir manchmal die Augen feucht werden. Dieses Kind muss man einfach ins Herz schließen.

Auch sehr unterhaltsam ist die Beziehung zwischen Luisa und dem attraktiven William Cooper, der in seiner Rolle als Santa Claus Mollys Herz gewinnt. Zwischen William und Luisa fliegen die Funken, aber kann Luisa dem umschwärmten Unternehmer wirklich trauen und sich ganz auf ihn einlassen?

Die Autorin hat einen tollen und bildgewaltigen Schreibstil, der mich zeitweilig nach New York katapultiert hat. Ohne jemals kitschig zu werden, hat sie in die romantische Liebesgeschichte das ernste Thema von Trauma und Sprachstörungen gekonnt eingebettet.

Für mich eine Weihnachtsgeschichte, die ich mir nicht schöner vorstellen kann … einfach perfekt!

Bewertung vom 10.11.2022
Krüger, Tonia

All I (don't) want for Christmas / Love Songs in London Bd.1


sehr gut

Weihnachtsfeeling garantiert

Anfang November und Weihnachten ist nicht mehr weit, daher war es Zeit, mich mit weihnachtlicher Lektüre langsam einzustimmen. So kam mir All I don’t want für Christmas gerade recht.

Febe fehlt das Geld, um mit ihrer besten Freundin in den Ski-Urlaub zu fliegen. Daher lässt sie sich auf einen gewagten Deal mit Liam ein. Sie soll in der Weihnachtszeit bei seiner Familie seine neue Freundin spielen, um damit seine Ex, die inzwischen mit Liams Bruder zusammen ist, eifersüchtig zu machen. Im Gegenzug bezahlt er den Urlaub.

Allein dieses Vorhaben verspricht einiges an Verwicklungen, hinzukommt, dass die beiden Protagonisten nicht unterschiedlicher sein könnten. Febe ist sympathisch, voller Selbstzweifel und zitiert gerne Shakespeare; Liam hingegen ist ein Game-Entwickler und ziemlich oberflächlich. Die auch sehr unterschiedlichen Familienmitglieder der Harrisons komplettieren die Charaktere.

Die Vorbereitungen der Familie auf Weihnachten sind turbulent und geprägt von Traditionen, die auch den Leser sehr schnell in Weihnachtsstimmung kommen lassen. Natürlich sorgt die Zusammensetzung auch für ordentlich Zündstoff und reichlich Verwicklungen.

Eine Lovestory mit etwas viel Drama zum Ende hin, die aber sehr gut unterhält und perfekt war für meine Einstimmung auf die Vorweihnachtszeit.

Bewertung vom 08.11.2022
Schwarzhuber, Angelika

Die Weihnachtsfamilie


ausgezeichnet

Weihnachtsromantik

Ich mag die Bücher von Angelika Schwarzhuber sehr. Sie schreibt Geschichten aus dem Leben und so ist es auch bei diesem Buch, in dem sie das Thema Scheidungskinder aufgreift.

Die Personenschützerin Emily wird engagiert um die siebenjährigen Zwillinge von Hamburg ins Berchtesgadener Land zu bringen. Da ihre Eltern geschieden sind, sind die Kinder über die Weihnachtsfeiertage in diesem Jahr bei ihrer Mutter. Eigentlich ein leichter Job dachte Emily, aber die Kinder möchten verständlicherweise gerne Weihnachten mit beiden Elternteilen verbringen und sie sind sehr kreativ, um ihren Wunsch wahrwerden zu lassen. Aus eigener Erfahrung kennt Emily das Problem und versucht, die Kinder zu unterstützen, ohne an die Konsequenzen zu denken.

Die sehr unterschiedlichen Charaktere sind durchweg sympathisch und wie aus dem Leben gegriffen. Ihre Beweggründe und Handlungen sind nachvollziehbar. Besonders ins Herz geschlossen habe ich natürlich die pfiffigen Zwillinge Stella und Joshua.

Mir gefällt der lockerleichte und bildhafte Schreibstil der Autorin. Ihre Schilderung ist einfühlsam, emotional, teilweise amüsant, aber niemals kitschig. Die Beschreibung der weihnachtlichen Vorbereitungen und Aktivitäten hat mich in weihnachtliche Stimmung versetzt und auch Lust auf einen Winterurlaub im Berchtesgadener Land gemacht.

Und wie es sich für einen weihnachtlichen Wohlfühlroman gehört, gibt es natürlich ein Happy End, das allerdings etwas anders ausfällt als gedacht.

Bewertung vom 06.11.2022
Matiszik, Thomas

Todesprüfung


sehr gut

Nichts für Zartbesaitete

Dies ist bereits der zweite Band mit Corinna Dupont aus der Feder von Thomas Matiszik. Obwohl der Fall in sich abgeschlossen ist, denke ich, dass es besser ist, wenn man den Vorgänger ebenfalls kennt. Ich hatte den Eindruck, dass mir hin und wieder Informationen fehlen, die aber nicht gravierend für den Fall waren.

Die Privatermittlerin Corinna Dupont ist eine toughe Frau, die trotz gesundheitlicher Probleme bei ihren Recherchen bis an ihre Grenzen und teilweise darüber hinaus geht und selbst in Gefahr gerät. Aber auch ihr ehemaliger Kollege Kommissar Schmelzer steckt bis zum Hals in einem verstörenden Mordfall. Außerdem ist sein ungeliebter Chef Hannes Jochimsen wieder im Dienst und sorgt zusätzlich für Störfaktoren.

Beide Ermittler sind zudem mehr oder minder persönlich von diesen unterschiedlichen Fällen betroffen.

Der Thriller ist spannend und rasant, keine Frage, aber für mich laufen hier jedoch zu viele komplett gestörte Personen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten rum. Nähere Ausführungen kann ich ohne zu spoilern dazu nicht machen. Da ich den Plot insgesamt aber gelungen fand, werde ich nach einem weiteren Fall endgültig entscheiden, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde.

Bewertung vom 04.11.2022
Marschall, Anja

Weihnachtsfest mit einem Engel


sehr gut

Die Zauber der Weihnacht

Maria landet nach einem Schwächeanfall im Krankenhaus und wird dort mit dem Engel Georg konfrontiert, der sie „abholen“ soll. Maria möchte noch ein letztes Weihnachtsfest mit ihren Enkeln verbringen und entwischt dem Engel für kurze Zeit. Doch dann beginnt die ganz spezielle Reise der beiden so unterschiedlichen Charaktere von Hamburg nach München. Sie treffen die unterschiedlichsten Menschen und Georg fällt von einer Krise in die nächste, weil Maria sich überall einmischt.

Maria war mir von Beginn an sympathisch. Sie ist eine sehr einfühlsame und mitfühlende Person, die sich selbst zurücknimmt und den anderen Menschen zuhört und nach Lösungen für ihre Probleme sucht. Der Engel Georg ist zu Beginn schon sehr speziell und gewöhnungsbedürftig. Es ist interessant, seine Entwicklung während der gemeinsamen Reise zu beobachten.

In einem lockeren und flüssigen Schreibstil erzählt Anja Marschall uns eine zauberhafte, emotionale, aber auch eine amüsante Weihnachtsgeschichte.

Bewertung vom 02.11.2022
Föhr, Andreas

Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10


gut

Alte Kamellen

Dies ist bereits der 10. Fall für Kriminalhauptkommissar Wallner und Polizeihauptmeister Kreuthner. Obwohl ich nicht alle Vorgänger gelesen habe, sind mir die Protagonisten größtenteils gut bekannt.

Auch wenn mir bekannt war, dass in Miesbach die Polizei mal fünfe gerade sein lässt, so habe ich mich dieses Mal doch schwer mit den gesetzwidrigen Handlungen insbesondere von Kreuthner getan. Er entwickelt schon ziemlich viel kriminelle Energie.

Mit der neuen Chefin von Wallner ging es mir ähnlich wie ihm auch. Zu Beginn fand ich sie ziemlich unsympathisch und übereifrig, aber im weiteren Verlauf konnte sie insbesondere mit ihrer Ironie und ihrem Humor punkten.

Überzogene Darstellungen gehören zu Andreas Föhrs Schreibstil genauso dazu wie der spezielle Humor. Mit seinen Landschaftsbeschreibungen und den teilweise im bayrischen Dialekt erfolgten Dialogen schafft er es, seinen Regionalkrimis das entsprechende Flair des Handlungsortes mitzugeben.

Bewertung vom 02.11.2022
Michel, Juliane

Fräulein Wünsche und die Wunder ihrer Zeit


ausgezeichnet

Zeitreise in und durch die 1950er Jahre

Karin Wünsche ist mit ihren Eltern aus Leipzig geflohen. Nun möchte ihr Vater in Frankfurt wieder eine Buchhandlung eröffnen. Karin liebt Bücher und die Geschichten darin. In dem afroamerikanischen GI Billy trifft sie einen Seelenverwandten. Nachdem dieser zurück in die Staaten musste, stellt Karin fest, dass sie schwanger ist.

Die Geschichte gibt anhand der von Karin und ihrer Familie den Zeitgeist der 50er Jahre sehr gut wieder. Es ist die Zeit für einen Neubeginn. Die Menschen gieren nach den Entbehrungen nach Leben und Unterhaltung. Aber das Gedankengut der Nazis ist noch längst nicht überall ausgemerzt. Und Karin hat es als ledige Mutter eines farbigen Kindes nicht leicht. Sie sieht sich Anfeindungen und Vorurteilen ausgesetzt. Aber sie ist eine starke Persönlichkeit und kämpft gegen alle Widrigkeiten für sich und ihre Tochter.

Karin gehört zur Generation meiner Mutter und das Frauenbild der damaligen Zeit unterscheidet sich erheblich von dem heutigen. Ich bin sehr froh, dass sich die Zeiten für Frauen seit damals gewandelt haben und ich heute ein selbstbestimmtes Leben führen darf.

In einem angenehmen Schreibstil führt uns Juliane Michel durch die 1950er Jahre. Sie bringt uns nicht nur die Geschichte der Familie Wünsche näher, sondern gibt dem Leser auch einen sehr informativen Einblick in die damalige Zeit. Auch ernste Töne haben dabei ihren Platz gefunden, wie z. B. die Auswirkungen der Rassentrennung in Amerika.