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jam

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Insgesamt 472 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2018
Torkler, Christian

Der Platz an der Sonne


gut

„Es ist schon eigenartig. Wenn ich euch rausschmeiße, fragt mich keiner, warum ich das tue. Ist ja meine Scheune und somit mein gutes Recht. Sogar der Herr Pfarrer würde das verstehen. Doch wenn ich euch was zu essen und zu trinken gebe, dafür brauche ich einen guten Grund. Sollte es nicht umgekehrt sein?“
Seite 327

Josua Brenner kommt 1978 in Berlin auf die Welt. In einem „anderen“ Berlin, zerstört vom dritten Krieg. Das Einzige, was funktioniert, ist das Verbrechen und die Korruption. Nach der Schulzeit versucht er, sich mit ehrlicher, harter Arbeit etwas zu verdienen, um sich und seiner Familie ein gutes Leben zu ermöglichen. Nach jedem Rückschlag rappelt er sich wieder auf und beginnt von vorne – bis er eines Tages genug hat und versucht, ins reiche Afrika zu gelangen.

Es ist eine fiktive Welt, in die uns Christian Torkler in „Der Platz an der Sonne“ führt. Eine Welt, in der die Menschen in Deutschland in Armut und schrecklichen Verhältnissen leben, Plumpsklos im Hof, kaum medizinische Versorgung, Bestechung überall. Politische Gegenbewegungen werden mit Gewalt niedergeschlagen. Manchmal werden kleine „Geschichtsbrocken“ gestreut, um ein wenig zu erklären, wie es dazu kam. Prägend war für mich die Trostlosigkeit, die über allem liegt.


Als Erzähler führt uns Brenner in der Ich-Perspektive durch das Buch. Er ist ein Anti-Held, der hart an der Grenze zur Legalität agiert, sich manchmal auch durch die Umstände dazu gezwungen sieht, offizielle Wege zu umgehen, um zu seinem Ziel zu gelangen. Seine Sprache ist gewöhnungsbedürftig, derb und von Schimpfwörtern geprägt, hinter denen sich oft eine Botschaft versteckt.

Egal, wie hart ihm das Schicksal und andere Menschen mitspielen, er rappelt sich immer wieder auf und versucht es mit Schwung nochmal… Bis er eines Tages genug hat und es einem Freund nachmachen will: Ab ins gelobte Land, wo es allen besser geht, ab nach Afrika!

Seine Flucht ist geprägt von zwei Extremen: Zwielichtigen Schleppern, bestechlichen Grenzbeamten und Soldaten, die sie berauben auf der einen, und Menschen, die ihnen ohne offensichtlichen Grund Haus und Hof öffnen, zu Essen geben und ihnen weiterhelfen auf der anderen Seite. Sein Weg ist beschwerlich, lebensgefährlich und immer wieder muss er von liebgewordenen Weggefährten Abschied nehmen. Am Ende holt ihn die Realität ein, aber Brenner wäre nicht Brenner, wenn er nicht weiterträumen würde…

Mich lässt „Der Platz an der Sonne“ etwas ratlos zurück. Erst Mal haben wir Brenners Leben in Berlin, teils sehr langatmig mit vielen Wiederholungen. Ob uns der Autor damit die Eintönigkeit vor Augen führen will?

Nach langen 300 Seiten beginnt Brenners Flucht, die Geldbeschaffung gestaltet sich als langwierig, aber weitere Details zur Vorbereitung bleibt uns der Autor schuldig.

Die Flucht ist hochdramatisch und oft nahe an dem, was Flüchtende in den letzten Jahren und leider auch heute noch jeden Tag erleben müssen. Manchmal bleibt nur noch, einen Fuß vor den anderen zu setzten und sich nicht umzudrehen, um nicht sehen zu müssen, wer hinter einem bleibt. Diese Abschnitte haben mich sehr berührt und auch zum Nachdenken angeregt. Sie wechseln sich ab mit sich wiederholenden Strecken in klappernden Bussen.

Immer wieder hat Brenner großes Glück – und genauso oft großes Pech. Manchmal hätte ich gern etwas mehr von ihm gespürt, so langatmig das Buch teilweise ist, Anmerkungen zu seinen Gefühlen macht Brenner nicht. Manchmal erkennt man erst im Nachhinein an Kommentaren seiner Freunde, wie schlecht es ihm gegangen ist. Dadurch haben mich auch schreckliche Ereignisse oft erstaunlich wenig berührt - und ich lasse mich an sich gerne kopfüber in Bücher fallen und fiebere wirklich mit.

Dadurch hat mich diese Geschichte nicht wirklich gekriegt, sie liest sich – für das Thema – oft zu leicht weg, ohne großen Eindruck zu hinterlassen. Schade.

Fazit: Ein interessantes Gedankenexperiment, dessen Potential nicht ausgeschöpft wurde.

Bewertung vom 28.09.2018
Frank, Elisabeth;Homma, Christian

Nie zu alt für Casablanca


ausgezeichnet

„… dann lasst uns auch rausfinden, wie gut wir noch sind!“
„Gut?“, zweifelte Gero. „Ohne Trainingseinheiten wird das bestimmt ein Fiasko: schleichen, Geheimsprache, Maskierung, Knoten, Taschenspielertricks … das habt ihr doch bestimmt alles verlernt.“
(Seite 30)

Über vierzig Jahre haben sich die Mitglieder der Jugend-Detektiv-Bande V.I.E.R. nicht mehr gesehen und keine Fälle mehr gemeinsam gelöst.
Als Ina ein Kreuzfahrtschiff des Elfenbeinschmuggels verdächtigt, ist es an der Zeit, die V.I.E.R. zu reaktiveren - und eine spannenden Ganovenjagd von Gran Canaria über Casablanca bis nach Mallorca beginnt!

Wie sehr habe ich als Kind all diese Bücher über mutige jugendliche Detektive verschlungen… Und wie sehr sie mir gefehlt haben, ist mir erst so richtig beim Lesen dieses Buches bewusst geworden!
Gero, Ina, Elli und Rüdiger sind schon etwas in die Jahre gekommen und haben sich aus den Augen verloren, als die taffe Ina sie wieder zusammenruft: Die mütterliche Elli, den etwas kleinbürgerlich wirkenden Rüdiger, und Gero, den konsequenten Strategen. Diese so unterschiedlichen Charaktere, die sich auch mal aneinander reiben, gepaart mit einer wirklich spannenden und überraschenden Handlung machen das Lesen so interessant!
Wir bekommen alle Elemente, die sich auch in einem klassischen Jugendroman wiederfinden, angefangen von interessanten Schauplätzen, überraschenden Wendungen, geglückten und nicht so gelungenen Observationen – und neuen Freunden, die zu Helfern werden!
Das Ganze noch garniert mit wirklich tollen Beschreibungen der Städte und Sehenswürdigkeiten, durch die die Reise führt, man hat das Gefühl, selbst mit an Bord des Luxusliners zu sein!

Ich freue mich schon auf den nächsten Band der V.I.E.R. und möchte in jedem Fall wieder mit ermitteln!

Bewertung vom 18.09.2018
Sturm, Anca

Der Welten-Express Bd.1


sehr gut

„Wo bin ich hier?“
Fedor sah überrascht aus, doch dann grinste er – was sein Gesicht um Jahre jünger wirken ließ.
„Am besten Ort der Welt“, sagte er, dann schlug die Eisentür hinter ihm zu.!
Seite 33/34

Seit Flinns Bruder Jonte verschwunden ist, zerbrach die Familie vollends. Als Flinn in der Nacht an einem stillgelegten Bahnsteig einen Zug sieht, der aussieht wieder auf der Postkarte, die Jonte ihnen geschickt hat, springt sie auf.
Der Zug ist ein Internat mit besonderen Menschen… und so lernt Flinn ihre eigenen Besonderheiten kennen und stürzt mit neuen Freunden in ein großes Abenteuer!

20 Jahre nach Harry Potter ist es an der Zeit, eine neue, phantastische Welt kennenzulernen! Und die hat uns Anca Sturm mit dem Weltenexpress geschaffen! Tiere, die nicht jeder sieht, flüsternde Sterne, Buchstaben die sich bewegen – und vor allem Mysterien und Menschen, die sich kennenlernen und über sich selbst hinauswachsen. Getragen von neuen, tollen Freunden, die ihnen das geben, was ihnen selber fehlt!
Mich hat der Weltenexpress mitgenommen auf eine wunderbare Reise durch Europa!
Anca Sturm verwendet bekannte Elemente wie unterschiedliche Klassen, merkwürdige Direktoren und scheinbar böse Lehrer – auf sehr unterhaltsame Weise.
Manchmal hat mir etwas Spannung gefehlt, was der für mich überraschende Schluss wieder wettgemacht hat!

Und wer glaubt, dass ein Zug ein sehr begrenzter Rahmen für ein phantastisches Abenteuer ist – tja, der war wohl noch nicht im Weltenexpress!

Bewertung vom 12.09.2018
Nuottimäki, Petteri

Ein besoffener Bär im Bergwerkswald


sehr gut

„Es heißt ja, wenn man tausend Affen tausend Schreibmaschinen gibt, schreiben sie früher oder später auch Shakespear-Sonette. Wenn man ihnen auch noch tausend LSD-Trips dazu spendiert, könnten sie vielleicht so was wie das hier schreiben, dachte Per“

Seite 96



Dieses Zitat beschreibt ganz gut mein Lesegefühl. Aber erst kurz zum Inhalt:

Eigentlich wollte Bürgermeister Per nur mit der Familie zum Pilzesammeln, als sie von einem merkwürdigen, lauten Irgendwas verfolgt werden. Emil, der Sohn, macht das, was man als gestandener Teenager in so einem Fall als erstes tut: Handy raus, Kamera an.

Der Film schlägt ein wie eine Bombe, und auf einmal strömen Touristen in das sterbende Dörfchen und den mysteriösen Wald. Vom Hippie über Kristallmenschen bis zu Aluhutträgern ist alles dabei. Und sie alle haben eine glaubhafte Erklärung, was das denn war: Aliens, ein Elefantenbaby, ein besoffener Elch…



Petteri Nuottimäki hat eine unglaublich schräge Satire geschaffen, in der er unserer Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Besonders fällt auf, dass er sich nicht auf eine Gruppe stürzt, die er durch den Kakao zieht, nein, wir bekommen alle unser Fett weg!

Per ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, seine Gedanken zu verfolgen war sehr unterhaltsam. Denn als Bürgermeister ist er natürlich verantwortlich für dieses Phänomen und muss die Touristen im Dorf halten fürs Geschäft – und auf jeden Fall loswerden, bevor die Elchjagd losgeht.

Was herrlich zu lesen war, waren die immer abstruseren Erklärungen der Suchenden. Als man ahnt, was es gewesen sein könnte, bestärkt sie das nur noch mehr in ihrem Glauben. Es zeigt unsere Gesellschaft: Je mehr Erklärungen uns die Wissenschaft liefert, umso mehr suchen wir den Glauben: an eine Verschwörung der Regierung, Illuminaten und Außerirdische.

Bei all den Gags, der Situationskomik und den herrlichen Formulierungen hat für mich dann doch etwas Spannung gefehlt, dafür gibt’s einen kleinen Punkteabzug.

Bewertung vom 10.09.2018
Maxeiner, Alexandra

Karlas ziemlich fabelhafter Glücksplan


ausgezeichnet

Karla wohnt mit ihrer Mama und ihrem Bruder Nino zusammen, ihr Papa ist verstorben, als sie noch ganz klein war. Aber das ist nicht schlimm, sie vermisst ihn nicht. Denn er ist ja bei ihr und schickt ihr immer wieder Hasenmotive…

Und mit solchen magischen Momenten kann Karla zaubern, und das ist auch bitter nötig, wenn die Familie von grantigen Nachbarn, fordernden Chefs und einem richtig gemeinen Mitschüler umgeben ist!



Karla ist ein witzig-freches 9jähriges Mädchen, das mit viel Phantasie und tollen Freunden ihren Alltag meistert. Sie ist selbstbewusst und will tatkräftig helfen, als ihr Bruder Nino vom Miesen-fiesen-Finn gemobbt wird. Und dazu muss sie ihren Zauber aktivieren!

Ich bin ihr gerne gefolgt bei ihrer Reise, durfte auch als Erwachsene noch Neues dazulernen, wie das so ist mit Padautzern und mit den Dinge-Regeln. Die werde ich mir auch zu Hilfe holen, wenn es darum geht, meinem Kind zu erklären, wann man selber aktiv wird und wann man besser um Hilfe bittet.

Ich habe mir Karla geweint beim Lied vom traurigen Schienbein und fürchterlich mit ihr gelacht, als sie losgezogen ist, um zu zaubern!

Mit vielen komischen Begegnungen, ernsten Momenten und vor allem magischen Augenblicken führt uns Alexandra Maxeiner durch dieses ziemlich fabelhafte Mädchenbuch!

Bewertung vom 05.09.2018
Roberts, Caroline

Cottage mit Meerblick


sehr gut

„Aber alles, was man hatte, war das Jetzt. Den Moment, ob er nun magisch oder schrecklich war, ob man vermeintlich gesund war oder auch nicht, man wusste nie, was der nächste Tag bringen würde. Jeder einzelne Moment war kostbar.“
Seite 295

Nach einer schweren Erkrankung zieht sich Claire in ein kleines Cottage am Meer im Norden Englands zurück, um sich zu erholen. Sand, die Sonne und Kinderlachen, magische Momente, die sie in ihr Herz einschließen will.
Und dann ist da auch noch der mürrische Nachbar Ed…

Caroline Roberts nimmt uns mit in eine wunderbare Landschaft, die ich richtig vor Augen hatte beim Lesen. Endlose Sandstrände, eine Burg, duftendes Brot…
Ich mag Claire, ihr Umgang mit ihrer Erkrankung, ihr Mut und ihr Wille imponieren mir. Die Geschichte ist sehr getragen von Traurigkeit, vom sich wieder neu lieben lernen müssen und von Verzeihen. Und von magischen Momenten, die es gilt, im Alltäglichen zu erkennen und schätzen zu lernen.
Zurück in der Stadt durften wir Claires Freundinnen kennenlernen dürfen, die fand ich toll! Auch ihre Aktivitäten fand ich super, Spenden zur Forschung sammeln, wow!
Die erzählte Liebesgeschichte hat mich dafür nicht überzeugen können. Für mich waren zu große Lücken, um sie glaubhaft zu machen. Auch fallen Unstimmigkeiten (zB bezüglich ihrer Aufenthaltsdauer) auf, ebenso wie manche Passagen, die sich immer zu wiederholen scheinen. Dafür fehlten mir zB zur Spendenaktion einige Absätze dazwischen, um die Geschichte „rund“ zu machen!
So sehr ich die magischen Momente genoss, die jedes Kapitel einläuten, zwischendrin zog sich die Geschichte.
„Cottage mit Meerblick“ lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Die Teile über Claires Erkrankung hatten eine Tiefe und Substanz, die ich bei der Liebesgeschichte vermisst habe.

Fazit: Eine leichte und etwas vorhersehbare Liebesgeschichte mit einer vom Leben gezeichneten, sympathischen Protagonistin.

Bewertung vom 01.09.2018
Kretschmann, Ralph G.

Die Stadt unter dem Land (eBook, ePUB)


gut

Dies ist der zweite Band rund um Jasmin Dreyer und Werner Graf. Die Bücher, die die beiden bei ihrer Schatzsuche vor ein paar Monaten gefunden haben, werden aus der Universität gestohlen, ein Mann beinahe enthauptet.

Zufällig fallen ihnen wieder Teile einer geheimnisvollen Karte in die Hände und das Abenteuer rund um die Schätze Störtebekers und der Likedeeler geht weiter…



Ich habe den zweiten Band direkt nach dem ersten gelesen, somit tat ich mir beim Einstieg natürlich leicht! Ich glaube, dass das für einen Quereinsteiger etwas verwirrender ist, da auch viele neue Personen dabei sind.

Ich war von „Nicht alle Toten schweigen“ so begeistert, da konnte „Die Stadt unter dem Land“ leider nicht ganz mithalten. Es gibt sehr viele Parallelen zum ersten Band, manchmal hatte ich das Gefühl, die gleiche Geschichte nochmal zu lesen – nur stark in die Länge gezogen.

So ziemlich jeder Beteiligte konsumiert Alkohol in rauen Mengen und kifft, ein paar Lines werden gezogen. Auch Jazz und Werner drehen sich den einen oder anderen Joint, was im ersten Band nicht vorkam. Die beiden kommen bei mir generell nicht so rüber wie im ersten Teil. Einzig Wilkens ist konstant ein sehr unsympathischer Zeitgenosse geblieben!

Wieder spielen Träume/Visionen eine große Rolle, Jäger werden zu Gejagten und wer sich gerade noch gegenseitig folterte, arbeitet auf einmal Hand in Hand. Alles Elemente, die man auch aus dem ersten Teil kennt, die hier aber multipliziert und zu sehr ausgereizt wurden.

Die Grundidee mit der verschollenen Stadt hat natürlich was, alte Piratenschätze im nebligen Norden sowieso. Leider wurde das nicht so rübergebracht.

Zwischendurch schlichen sich ein paar Logikfehler ein, oder Abläufe wurden zu wenig erklärt, um sie richtig verstehen zu können.


Fazit: Was bleibt nach 522 Seiten? Eine Schatzsuche mit Längen, die mit dem ersten Band leider nicht mithalten kann.

Bewertung vom 27.08.2018
Kretschmann, Ralph G.

Nicht alle Toten schweigen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Der Fremde kam auf ihn zu. Er versuchte zu sprechen, aber etwas schnürte ihm die Kehle zu Er konnte nicht reden! (…) Gleich würde er ihn anfassen, gleich würde er die tödliche Berührung spüren, wenn der kalte Finger des Todes ihn traf…“

Position 2543



Als er abends am Hafen entlanggeht, flattert Werner Graf ein Zettel ins Gesicht. Der belesene Frühpensionist erkennt, dass es kein gewöhnliches Papier ist und stellt gemeinsam mit der Wissenschaftlerin Jasmin Dreyer Nachforschungen an.

Das Papier entpuppt sich als Karte, die die beiden auf die Fährte von alten Piraten und deren Schätze führt… und bald eine Spur von Leichen hinter sich her zieht…



Mit „Nicht alle Toten schweigen“ ist Ralph G. Kretschmann ein gruseliger Krimi der Sonderklasse gelungen. Klassische Spannung gibt alten Piratengeschichten die Hand, und das Ganze auf eine besonders unterhaltsame Weise!

Klaus Störtebeker ist auch mir, weit weg von Hamburg ein Begriff, über die Likedeeler und die Vorgänge im 14. und 15. Jahrhundert habe ich noch viel Interessantes erfahren. Mehr als einmal fragt man sich beim Lesen, was ist wahr, was ist Einbildung, wer ist Jäger und wer der Gejagte?

Unglaublich spannend und obwohl mystische Elemente vorkamen, blieb die Geschichte für mich bis zuletzt glaubwürdig!

Bewertung vom 21.08.2018
Volks, Sybil

Die Glücksreisenden / Familie Boysen Bd.2


sehr gut

„Da stehen sie vor ihm, siamesische Zwillinge: dieser Junge mit seinen biegsamen grünen Fasern und sein erwachsenes Selbst, in dem diese Fasern verholzen und brüchig werden. Der Junge schaut nach vorn, und der Mann schaut zurück. Und mittendrin teilen beide ein Herz.“

Seite 195



Ein gutes Jahr lang dürfen wir Familie Boysen in Haus Tide begleiten. Ein Jahr, dass Mutter Inge geschenkt wurde und geprägt ist von Hoffnung und Warten: Auf eine Entscheidung, auf das Glück. Und auf Fortune, der Komet, der genau an Inges 80igstem und Inkas 18ten Geburtstag der Insel und Haus Tide sehr nahe kommen soll und mit Freude, Angst, Ignoranz und einer großen Feier erwartet wird.



Es ist ein turbulentes Jahr, das mit dem Ende des Vorgängerromans „Wintergäste“ beginnt. Ich kenne dieses Buch noch nicht, habe mir aber zwischendurch immer wieder gewünscht, ich hätte es gelesen, da mir doch manche Elemente fehlten. Die Familienmitglieder kehren immer wieder zu Haus Tide zurück, es ist neben Inge der eigentliche Protagonist dieser Geschichte. Viele Generationen haben schon unter diesem Dach gelebt, und um es zu erhalten, gehen sie oft seltsame Wege.

Wir dürfen in dieser Zeit interessante Personen kennenlernen, seien es die sehr unterschiedlichen Familienmitglieder, angefangen bei dem verlorenen Sohn, der lesbischen Tochter, dem adoptierten Enkelkind, über Insulaner wie den barfüßigen Bürgermeister und Postboten oder die einsame Vogelwartin.

Dennoch hat mir manchmal etwas gefehlt. Der Grundton ist ein trauriger. Teilweise war es mir zu sprunghaft. Spannende oder besonders rührende Momente durften wir im An- und Abklang erleben, der Höhepunkt dazwischen wurde oft ausgelassen.


Fazit: Ein ungewöhnlicher Familienroman in einem wunderbaren Haus auf einer Nordseeinsel.