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... was ich rezensiere, bewerte, das habe ich auch gelesen!

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Insgesamt 1258 Bewertungen
Bewertung vom 22.10.2020
Launay, Mickaël

Die Regenschirm-Formel


ausgezeichnet

Ein Buch für alle, die ihr Hirn gerne und mit Spass zum Nachdenken verwenden

Mickaël Launay legt hier ein Buch vor, welches zwar etwas Nach- und Mitdenken, aber keine Vorkenntnisse der höheren Mathematik erfordert. Mathematische Grundkenntnisse reichen völlig, um die Sachverhalte, die der Autor beschreibt, voller Faszination nachverfolgen zu können.

Denn er beschreibt alles so gut verständlich, auch humorvoll, mit netten Zeichnungen illustriert, die eben das Verständnis hervorragend unterstützen, dass es eine wahre Freude ist, die Gedanken des Autoren mit zu denken.

Ein Beispiel von Seite 109:
"Mandelbrots Schlussfolgerung lautet daher unwiderruflich: Je genauer wir die Küste Großbritanniens vermessen, desto größer wird unser Ergebnis. Das Hinzufügen immer kleinerer Details lässt das Messergebnis grenzenlos anwachsen. Wenn wir keine Einschränkung treffen, gibt es nur eine einzige Antwort auf unsere Frage: Die Länge der britischen Küste ist unendlich."
Verblüffend, aber richtig. Denn wenn jede, wirklich jede Ausbuchtung an den Kreidefelsen von Dover, von jedem Sandstrand, von jeder Klippe bis auf den Millimeter genau vermessen und das alles aufaddiert wird - bei welcher Endsumme für die Länge der britischen Küste landet man dann??

So wird eine absolut logische Überlegung an die nächste angeschlossen. Es wäre zwar nicht notwendig, das Buch von Seite 1 bis Seite 281,5 wie einen Roman Seite für Seite zu lesen. Aber diese Vorgehensweise macht a.) Spass. Und erleichtert es doch, den ganzen Inhalt des Buches zu 'raffen'. Bis hin zu einem grundlegenden Verständnis von Einsteins Relativitätstheorie. Wohlgemerkt, ein GRUNDLEGENDES Verständnis!

Bewertung vom 22.10.2020

Hitchcock


ausgezeichnet

"Psycho", "Die Vögel", "Marnie" - die Filme kennt wohl jeder. Aber "Abwärts" oder "Riffpiraten"?

Das opulente, alles in allem 648 Seiten starke Werk bringt alle nur vorstellbaren Informationen über Alfred Hitchcocks Wirken, sein Werke, seine von ihm selbst geäusserten Gedanken, die zu den teilweise bahnbrechenden und unvergesslichen Szenen in den verschiedenen Filmen führten. Wer beispielsweise einmal "Psycho" gesehen hat, wird sich wohl immer noch an den Szene der Ermordung von Marion Crane (dargestellt von Janet Leigh) durch Norman Bates (gespielt von Anthony Perkins) unter der Dusche - '45 Sekunden verändern die Filmgeschichte'. Wie wahr, wie wahr. Sobald man irgendwo die schrillen Violinen-'Schreie' , die diese Szene akustisch begleiten, hört, fällt jedem, der 'Psycho' gesehen hat, sofort diese Szene ein.
Das Buch ist die Fundgrube auch für Hintergrundwissen. Beispielsweise, um bei 'Psycho' zu bleiben, dass in der Dusch-Szene statt des im Farbfilm üblichen Kunstblutes Hitchcock Schokoladensirup der Marke Bosco verwendete. Da dieser auf Schwarzweiß-Film am realistischsten wirkte. Eine Wassermelone musste herhalten, um das Geräusch der Messereinstiche zu erzeugen.

Hitchcock selbst hat ja in nahezu jedem seiner Filme irgendwann und irgendwo einen Cameoauftritt, ist also ganz kurz zu sehen. Zu jedem Film, in dem Alfred seinen Kurzauftritt hat, ist zu lesen, wann und wo er zu sehen ist. Das wird jeweils in einem farblich abgesetzten Textkasten 'Wo ist Hitchcock' verraten.

Es bedarf keiner Frage, dass zu jedem Film alle Daten wie das Land und das Datum der Erstvorführung, Dauer des Films, eventuelle Romanvorlage, Liste der Darsteller und natürlich auch die Namen aller sonstigen Beteiligten wie Drehbuchautor, Kamera, Ton, Spezialeffekte bis zur Hairstylistin aufgeführt werden. Die Reproduktion des Original-Filmplakates leitet jede Filmanalyse ein.

Viele, sehr viele Fotos von Filmszenen, deren Entstehung, Drehorten, Dreharbeiten, per Hand gezeichnete Skizzen von Alfred Hitchcock, wie er sich die eine oder andere Einstellung vorstellt, verdeutlichen, welcher Aufwand getrieben wurde, im einen Hitchcock-Film einen Hitchcock werden zu lassen.

Das bei der Produktion oder Übersetzung des im Original von einem französischen Autorenteam verfassten Buches auf Seite 561 ein kleinerer Fehler auftritt, nämlich dass die Bildunterschrift zu einer Szene aus dem Film "Die Vögel" im französischen Original steht, kann locker verschmerzt werden. Schliesslich erfährt man, wie Hitchcock es gelungen ist, die Angst einflössenden Szenen mit den Vogelschwärmen zu produzieren.

Register der Filme als solche und der Personen ermöglichen die gezielte Suche nach eben diesen Infos.

Bewertung vom 20.10.2020
Fleckenstein, Jens;Georgi, Boris;Schels, Ignatz

Excel - Das Zauberbuch


ausgezeichnet

Excel – DIE RIESENRIESENWUNDERTÜTE

Die erste Auflage des Zauberbuches kam vor rund 10 Jahren nahezu zeitgleich mit der seinerzeitigen Version 14 von Excel auf den Markt. Der 14er Excel-Version wurde vermutlich aus marketingtechnischen Gründen offizielle Excel 2010 genannt. Mittlerweile ist Excel bei der Version 16 angekommen. Offiziell trägt sie den Zusatz 2019 beziehungsweise 365.

Was diese aktuelle Version schon von Haus aus alles beherrscht, ist mehr als verblüffend.

Wer das Zauberbuch durcharbeitet, was meistens sehr viel Spass macht, dem klappt in schöner Regelmässigkeit der Unterkiefer nach unten – vor Staunen. Denn was das Autorenteam rund 600 Seiten an wahrhaft raffinierten Kombinationen der offensichtlichen Features verrät, entlockt auch dem erfahrenen Excelianer viele Ahs und Ohs.
Aufgaben, die bisher eigentlich unlösbar schienen, sind mit diesen Tipps und Tricks, plötzlich doch zu lösen.
Wobei ein gerüttelt Maß an Grundkenntnissen der Excel-Features unabdingbar ist.

Das Lesen, Verstehen der im Buch abgedruckten Excel-Funktionen und Funktionskombinationen, - verschachtelungen sollte einem möglichst auch nicht schwerfallen.
Wobei die erklärenden Texte für die Zaubereien gut verständlich, teilweise auch recht humorvoll geschrieben sind. So dass das Durcharbeiten der Zaubereien auch Spass macht.

Die Autoren scheuen sich nicht davor, die noch immer nicht glänzend gelösten Features im Klartext und mit deutlichen Worten zu beschreiben.
Hierzu nur ein Beispiel: ein Abschnitt in Kapitel 14, welches sich mit dem Solver beschäftigt, wird zu Recht betitelt als „Die launische Diva“. Zu Recht, denn der Solver hat schon viele auch fortgeschrittene Anwender zur Verzweiflung gebracht.
Am Ende dieses Abschnitts 14.2 ist zu lesen: „Und dann gibt's noch die Solver-Macke, die meist vergessen wird. Wenn nur diese eine Datei [gemeint ist die gerade behandelte Beispieldatei; Anmerkung WS] dauert die Berechnung den Bruchteil einer Sekunde. Wenn viele (rechenintensive) Dateien geöffnet sind, dauert die Berechnung ewig bis unendlich, da ALLE Dateien (auch die, die von der Solver-Lösung nicht tangiert werden) zigtausendmal neu berechnet werden! Wenn man’s merkt, kann man das nicht mehr stoppen – außer Stecker ziehen – und dann ist natürlich alles Nichtgespeicherte im Eimer.“ (Seite 380)
Wenn das kein Klartext ist…

Im Übrigen ist das Buch eigentlich keine aktualisierte Neuauflage. Es ist eher ein neues Buch. Umstrukturiert, noch mehr Tricks und Zaubereien (50 Seiten Zuwachs). Gar Manches aus der vorigen Auflage wurde gestrichen. Oder wird jetzt mit noch besser verständlichen Beispielen erklärt. Vieles ist wie gerade erwähnt hinzugekommen.
Ein gewisses Maß an Toleranz ist beim Lesen und Durcharbeiten kein Fehler. Offensichtlich lesen die Microsoft-Excel-Entwickler dieses Buch ebenfalls.
Beispiel:
Die in Kapitel 1 „Zehn Geheimnisse“ gestellte Frage „Rechnet Excel falsch?“ sowie deren Beantwortung, die mit vier Beispielen vermeintlich untermauert wird, stimmt so nicht (mehr). Bei meinem mit Excel 19/365 arbeitenden Rechner werden alle vier Beispiele, die angeblich zu einem Rechenfehler führen sollen, korrekt beantwortet.

Wem die Arbeit mit Excel schon so Spass macht, erhöht mit dem Inhalt dieses Buches den Spass an Excel massiv!!

Bewertung vom 19.10.2020

BMW Motorrad


ausgezeichnet

Ein-, Zwei-, Vier- oder Sechszylinder, Luft- oder Wassergekühlt, von 1923 bis heute. Und weiter...

Die 1923er R32, mit einem damaligen Preis von bis zu 2.600 Rentenmark. Mitsamt Beleuchtung und Tachometer. Der klassische luftgekühlte BMW-Zweizylinder-Boxermotor ist zumindest schon zu erahnen. Er holte aus 494 cm³ Hubraum immerhin 8,5 PS. Diese Leistung wurde schon seinerzeit per Kardanantrieb an das Hinterrad gegeben.

Die Kompressor-Rennmotoren der 1930er Jahre ermöglichten Ernst Henne insgesamt 76 Weltrekorde, darunter den 1937 mit einer voll verkleideten Kompressor-500er erfahrenen Geschwindigkeitsweltrekord von 279,5 km/h.

Das fast eine halbe Tonne schwere Gespann der R 75 Military wurde ab 1941 nach den Vorgaben der Deutschen Wehrmacht bis 1944 insgesamt mehr als 18.000mal gebaut und ausgeliefert. Der zu diesem Motorrad gehörende Text verrät einiges über die Vorgaben: die R 75 sollte mit ihren 26 PS, die der 745cm³-Motor lieferte, eine Zuladung von 500kg transportieren können, die Reifen sollten 16 Zoll groß sein, um mit dem Kübelwagen kompatibel zu sein, die Reichweite mit einer Tankfüllung musste mindestens 350 Kilometer betragen.
"Zusammen mit dem Willys Jeep und der Harley WLA gehört die BMW R 75 zu den berühmtesten Militärfahrzeugen" (S. 45)

Zwischendurch gibt es auch die eine oder andere Information über BMW abseits der Motorräder zu lesen. So die Tatsache, dass die 'Knutschkugel' mit dem offiziellen Namen BMW Isetta zwischen 1952 und 1962 immerhin 161.728mal gebaut wurde und so in den Nachkriegsjahren zum Rettungsanker von BMW wurde.

Alle weiteren Serienmodelle, einige Concept-Bikes werden natürlich auch aufgeführt. Alle jeweils einschliesslich technischer Daten wie Motorenausführung, Hubraum, Leistung, Drehmoment, Getriebe, Fahrwerk, Bremsanlage, Radstand, Gewicht und so weiter. Alle Modelle sind vertreten.

Dass weder die Roller von BMW wie der Elektro-Scooter C Evolution von 2014 oder der als Einspur-Auto titulierte und sehr gewöhnungsbedürftige C1 aus dem Jahr 2000 fehlen, versteht sich von selbst.

Die zahlreichen Farbaufnahmen, zu einem grossen Teil doppelseitig, sind wie bei den Bild-/Textbänden des Verlags Delius Klasing hervorragend. Die Texte des Autorenteams Zef Enault und Michaël Levivier sind schön zu lesen, verraten viel und geben die eine oder andere Anekdote, das eine oder andere 'Histörchen' wieder.

Bewertung vom 19.10.2020
Mielke, Rita;Zeckau, Hanna

Atlas der verlorenen Sprachen


sehr gut

Unter anderem die Folgen der Überheblichkeit des Kolonialismus und Imperialismus Europas & der USA

Dass dieses Buch durchaus lesenswert ist, sei an Hawaiianisch verdeutlicht. Einer Sprache, die heutzutage schätzungsweise gerade noch von 2.000 Menschen gesprochen wird.

Das Kapitel trägt zu Recht für den einleitenden Abschnitt den Titel "Zu Gast bei den »Kindern der Freude«".

Der deutsche Naturforscher Adelbert von Chamisso, kam auf einer seiner Reisen im Jahr 1816 nach Hawaii. Eigentlich, um die dortige Botanik zu erforschen.
"Er hatte solchen Gefallen an der Sprache der Inselbewohner gefunden, dass er sich mit König Kamehameha I. sogar auf hawaiianisch unterhalten konnte. Überhaupt war Adelbert von Chamisso weit entfernt von der kolonialen Hybris, als er 1815 als Teil der russisch-europäischen Rurik-Expedition zu einer dreijährigen Weltumsegelung aufbrach: »Feierlichen Protest« erhob er gegen die Unsitte, Menschen fremder Kulturen als »Wilde« abzuwerten oder deren Sprache als »kindisch« zu verunglimpfen. Gerade die Erlebnisse auf Hawaii, wo er nicht zuletzt an heiligen Zeremonien der Inselbewohner teilnehmen durfte, belehrten ihn eines Besseren: »Gegen die Lustigkeit, mit der sie vollzogen wurden, könnte die Lustbarkeit eines unserer Maskenbälle für ein Leichenbegängnis angesehen werden«, schrieb er später in seinen Reiseaufzeichnungen. "Wie Kolonialisierung und Missionierung bedenkenlos fremde Sprachen und Kulturen verdrängten und dem Vergessenwerden aussetzten, empörte ihn zutiefst: »Es wird nun schon zu spät. Auf O-Taheiti, auf O-Waihi verhüllen Missionshemden die schönen Leiber, alles Kunstspiel verstummt, und der Tabu des Sabbaths senkt sich still und traurig über die Kinder der Freude.« (Seite 195)

Alleine schon die Bezeichnung "Humuhumunukunukuāpua'a" ist ein Beweis für die Schönheit des Hawaiianischen, in dem nur zwölf Buchstaben zur Verfügung stehen.

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Und nur an einem Beispiel, eben Hawaiianisch verdeutlicht.

Die weiteren in dem Atlas beschriebenen verlorenen Sprachen sind nicht minder interessant. Und geben wieder, was die angeblich 'zivilisierte Welt‘ der Europäer dem Rest der Welt angetan hat.

Bewertung vom 18.10.2020
Kershaw, Ian

Höllensturz


ausgezeichnet

Eines der, wenn nicht DAS beste Buch über die ersten fünf Jahrzehnte des 20ten Jahrhunderts...

Von Ian Kershaw habe ich bereits so gut wie alle Bücher, die er über diese Jahrzehnte und die Personen, die für die Katastrophen dieser Zeit verantwortlich waren, gelesen, eher verschlungen. Weil der Autor es hervorragend versteht, die Ereignisse, die Vorgehensweisen, die Ursachen für die Katastrophen nachvollziehbar zu analysieren. Mit einem Schreibstil, der hervorragend lesbar ist.

Mit 'Höllensturz' ist ihm ein extrem wichtiges Buch gelungen. Weil er notwendigerweise auch auf die Kriegsschauplätze, Schlachten, unvorstellbare Massaker vieler Deutschen, aber auch, was den Zweiten Weltkrieg betrifft, des russischen Militärs eingeht. Das alles steht aber nicht im Mittelpunkt der knapp 800 Seiten.
Ian Kershaw geht es um die politischen Hintergründe, die Stimmungen in der Bevölkerung, die aus machtpolitischen Gründen getroffenen Koalitionen, Verträge, Übereinkünfte, persönliche 'Eitelkeiten' der Machthaber, die russische Revolution, Stalin, Churchill, den immensen Zulauf der NSDAP, den anfänglichen Isolationismus der USA. Ebenso wie um die kulturellen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Auswirkungen. Die Gründe für den Nationalismus, sei es im Deutschen Reich, während des Ersten Weltkrieges, der Zeit der Weimarer Republik, und natürlich während des Zweiten Weltkrieges. Wobei der Blick des Autoren auch nach Süden, also in Richtung des italienischen Faschismus, personifiziert mit Mussolini geht.

Es liessen sich hier noch viele weitere Blickrichtungen anführen. An einigen Stellen stellt man unwillkürlich einige grundsätzliche Übereinstimmungen zu den aktuellen Gegebenheiten fest. Zitat Seite 694, es geht um den so genannten Marshall-Plan, mit dessen Hilfe die USA auch aus Eigennutz dem zerstörten West-Europa zum einen wirtschaftlich wieder auf die Beine zu helfen. Zum Zweiten aber auch Ihre eigene Wirtschaft anzukurbeln beziehungsweise am Laufen zu halten. "Der Marshallplan war alles andere als altruistisch. Er nutzte der amerikanischen Wirtschaft ebenso wie der europäischen, denn die meisten Güter, die mit Mitteln des Plans gekauft wurden, kamen aus den USA." (Seite 692). Und zum Dritten konnte mit dem Marshallplan beziehungsweise dessen Wirkung in der breiten Bevölkerung West-Europas ein Bollwerk gegen Stalins Machtgelüste errichtet werden. Der ganz Europa unter kommunistische, also sowjet-russische Führung, besser Diktat bringen wollte.

"Der amerikanische Diplomat William L. Clayton, eine Schlüsselfigur hinter dem Marshallplan, traf wohl den Kern der Sache: »Das Problem mit den Briten ist, dass sie noch mit jeder Faser an die Hoffnung klammern, dass sie auf die eine oder andere Weise mit unserer Hilfe in der Lage sein werden, das Britische Empire und dessen Führung für sich zu erhalten.« Großbritannien, so George Marshall kurz und bündig, wolle zwar »von einem europäischen Programm rundum profitieren«, beharre zugleich aber darauf, »kein vollständig europäisches Land« zu sein."

Wem kommt bei solchen, immerhin vor etwa 70 Jahren getroffenen Feststellungen nicht das Brexit-Drama in den Sinn?

Zum Abschluss dieser paar Zeilen muss noch ein Zitat herhalten. Diesmal von der Rückseite des Buchdeckels:

"Die Geschichte des zweiten Dreißigjährigen Kriegs in Europa ist nie besser erzählt worden."

So Sir Christopher Clark, Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine’s College in Cambridge.

Bewertung vom 17.10.2020
Ammerer, Gerhard; Brauer, Michael; Ernst, Marlene

Barocke Kochkunst heute


ausgezeichnet

Kochen ohne Thermomix? Das geht tatsächlich!

Man erfährt durch dieses Buch, wie etwa anno 1630, 1650 gekocht wurde. Wie es in der Küche des hochfürstlichen Hof- und Kammer-Rat Franziskus Dückher von Hasslau zu Urstein und Winckl aussah.
In welcher seine Gattin Maria Clara wirkte. Sie erbte die Besitzung Schloss Urstein, die damals auf der anderen Seite der Salzach lag, also in direkter Nähe von Salzburg lag.

Viele Zeichnungen von den seinerzeitigen Kücheneinrichtungen und Utensilien, den damals verwendeten Zutaten, der Tafelgesellschaften, Reproduktionen der natürlich handschriftlich notierten Rezepte aus jener Zeit erlauben einen schönen Einblick, wie damals gespeist und genossen wurde.
Die Reproduktionen der Rezepte wurden in der heute üblichen, und damit lesbaren Schrift wortgetreu daneben gedruckt. Die damals gesprochene und geschriebene deutsche Sprache weicht sehr deutlich von der heutigen ab. Auch das durchaus interessant zu lesen.

Die 24 nach den Jahreszeiten geordneten Rezepte wurden an die heutigen Gegebenheiten, Masseinheiten, erhältlichen Zutaten angepasst. Sie lassen sich also ohne grosse Mühe nachkochen.
Wobei hier durchaus leckere Gerichte zu finden sind. Beispielsweise der 'Allamoda-Salat', unter anderem mit essbaren Blüten, Oliven, Kapern, Holler-Essig oder alternativ in der heutigen Zeit Balsamico. 'Mandelkäse', der absolut nichts mit Käse zu tun hat, sondern ein Dessert ist. 'Huhn in Zitronensauce'. 'Suce zu gebratenem Wild', 'Pfirsichkompott' oder auch 'Weincreme'.

Schon die Farbfotos der nach den aufgeführten Rezepten zubereiteten Gerichte sind schon ein Schmaus, zunächst einmal für die Augen.

Bewertung vom 14.10.2020
New Scientist;Lawton, Graham

Der Ursprung von (fast) allem


gut

Von Stephen Hawking sind wirklich nur die eineinhalb Seiten Einführung...

Alles andere ist eine Zusammenstellung durchaus interessanter Beiträge aus der wöchentlich in englischer Sprache erscheinenden wissenschaftlichen Fachzeitschrift 'New Scientist'.

Es werden einige Themen zum Universum, zu unserem Planeten, zum Leben. der Zivilisation oder auch Erfindungen im Stil von Frage - Antwort behandelt. Zu Letzterem beispielsweise die Frage "Warum hocken wir immer noch vor einer QUERTY-Tastatur?", zum erstgenannten Themenblock als Beispiel die Frage "Woher kommen schwarze Löcher?".

Die ohne weiterführende Literatur-Hinweise im Anhang insgesamt 288 Seiten am Stück zu lesen wie einen Roman ist etwas mühsam, macht keinen Riesenspass. Aber hin und wieder mal das eine oder andere Kapitel zu lesen, pardon, die eine oder andere der gestellten Fragen beantwortet zu bekommen, erweitert das Allgemeinwissen sehr. Zumal immer wieder grau unterlegte Textbereiche zu finden sind, in denen eher kuriose Fragen ihre Antwort bekommen. Als Beispiel sei genannt "Essen Sie Ihre Popel?". Oder der abgesetzte Textbereich "Nächtlich Reisen", bei dem es um die verschiedenen Schlafphasen (REM-Schlaf --> Rapid Eye Movement) geht. In dieser Phase träumt jeder Mensch am intensivsten.

Ein nettes Buch für die, die mehr wissen wollen.

Bewertung vom 11.10.2020
Airpano Llc

Europabilder


ausgezeichnet

Die Bücher von "GEO" sind ja meist der Hammer. Dieses ist der ÜBERHAMMER...

Aufgeteilt in Europas Mitte mit Berlin, Wien, Zürich, Luzern, Neuschwanstein und den Alpen sowie in Regionen, die in den vier Himmelsrichtungen Europas liegen, zeigt das Fotografenteam mehr oder minder bekannte Motive in einer völlig neuen Perspektive.
Aufgenommen mittels Hubschrauber, Sportflugzeug oder auch Drohne. Stets mit dem zum Zeitpunkt der Aufnahme besten verfügbaren Fotoequipment. Häufig per Fischaugen-Objektiv aufgenommen. Um einen möglichst effektvollen Eindruck des Motivs zu vermitteln. So deutlich wie auf den Seiten 82/83 ist sonst nicht zu erkennen, weswegen der Place de l'Étoile in Paris, der mit dem Arc de Triomphe im Mittelpunkt, so heißt.

Zugegebenermaßen wirken manche Aufnahmen wegen der Perspektive (und dem 'Fisch-Auge') schon etwas befremdlich. Amsterdam, Rom, Athen oder auch der Plaza Mayor in Madrid. Was den Reiz des Bildbandes aber nur erhöht.

Im Anhang wird das Fotografenteam vorgestellt, ein Blick hinter die Kulissen am Beispiel der zwei Aufnahmen von Neuschwanstein geworfen. Im Klartext, das Team, welches diese beiden Fotos gemacht haben, schildern, wie sie und wo sie unter welchen Umständen, mit welchen Schwierigkeiten die zwei Bilder entstanden sind.

Wer die Bilder mit verblüffenden Zoom- und Schwenkmöglichkeiten auf seinem Smartphone oder Tablet anschauen (und sich dabei freuen und zugleich wundern) will: im Anhang ist neben der stark verkleinerten Abbildung ein QR-Code abgedruckt.
Den Code scannen, die URL aufrufen - und gleich erscheint der nächste Überhammer!

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