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Tintenwelten

Bewertungen

Insgesamt 524 Bewertungen
Bewertung vom 26.06.2020
Fracchiolla, Marcella

Anything for you


sehr gut

Entgegen der ersten beiden Bände haben wir hier nicht nur zwei, sondern gleich vier Protagonisten: Maya, Nate, Lana und Luke. Allerdings ist das Buch größten Teils aus der Sicht der Mädchen geschrieben. Nachdem die Geschichte schon in den Vorgängern mächtig angeteasert wurde, konnte ich es kaum erwarten zu erfahren, was hinter der ganzen Sache steckt. Denn ganz offensichtlich haben Maya und Nate, die schon länger ein Paar sind, einige Probleme. Lana ist eine der Schülerinnen, die durch ein Stipendium an die Woodland-Academy gekommen sind und hat bisher ein hartes Leben geführt. Sie zieht direkt zu Beginn Nates Aufmerksamkeit auf sich. Luke ist Tagesschüler und verhält sich Maya gegenüber ganz anders als sie es von ihrem Freund gewohnt ist.

Man muss sagen, dass einem eigentlich alle Charaktere irgendwie Leid getan haben. Sie sind alle in ihren Wünschen und Bedürfnissen eingeschränkt und träumen davon, frei zu sein. Auch hier spielen Erwartungshaltungen, Machtkämpfe, Intrigen und Lügen eine große Rolle. Wieder Mal zeigt sich, dass Geld und Wohlstand nicht alles sind, vor allem nicht für ein Kind.

Das Besondere an der Trilogie ist, dass alle Bücher nahezu parallel spielen. Man erfährt also nach und nach, was den unterschiedlichen Charakteren während des Abschlussjahres an der Woodland-Academy widerfahren ist. Dabei kommt es natürlich immer wieder zu kleinen Rückblenden zu Vorgängerbänden oder auch Teasern für die Folgebände. Trotzdem kann man aber auch jedes Buch eigenständig lesen, spoilert sich dann aber natürlich ein bisschen.

Ich habe alle Teile gerne gelesen, aber mir hat die Geschichte von Band zu Band besser gefallen. Dementsprechend ist "Anything for you" mein Favorit. Es ist ein würdiges Ende der Internatsgeschichte. Es gibt wieder viele Emotionen, Ungerechtigkeiten und ebenso viel Tragik. Es geht darum, frei zu sein, entgegen aller Erwartungen eigene Entscheidungen zu treffen und sich von niemandem anderen sein Leben diktieren zu lassen. Man selber ist es wert, für sich und seine Wünsche einzustehen und zu kämpfen. Jeder hat es verdient glücklich zu sein. Auch wenn das Ende etwas "speziell" ist und es vielleicht nicht jedem gefallen wird, war es für mich perfekt.

Bewertung vom 17.06.2020
Swann, Leonie

Mord in Sunset Hall / Miss Sharp ermittelt Bd.1


sehr gut

Agnes und die Mitbewohner ihrer Senioren-WG haben eigentlich mit sich selber und den Tücken des Alters genug zu tun. Doch dann wird nicht nur im Garten der Nachbarn eine Leiche gefunden, sondern auch in ihrem eigenen! Klar, dass sich Agnes, Charlie, Edwina, Bernadette, Winston und der Marshall zusammen mit Schildkröte Hettie und Wolfshund Brexit in die Mordermittlungen stürzen. Allerdings werden sie dabei durch die eigene Gebrechlichkeit, ihr schwindendes Gedächtnis und sogar durch die Polizei behindert. Sie folgen Spuren zum örtlichen Kaffeetreff, dem dubiosen Seniorenheim „Lindenhof“ und auch in die eigene Vergangenheit. Denn hat nicht jeder das ein oder andere Geheimnis?

Die kleine Senioren-Gruppe samt tierischer Unterstützung funktioniert zwar verdammt gut, jedoch eher an das Tempo der Schildkröte angepasst. Denn Agnes hat ein Hüftleiden, Bernadette ist blind, Winston ist Rollstuhlfahrer. So richtig als fit bezeichnen kann man wohl nur „die Neue“ Charlie und Edwina, die eine große Yoga-Anhängerin ist. Auch wenn der Marshall noch recht gut zu Fuß und geübt im Umgang mit dem Computer ist, so plagen ihn doch zunehmend Gedächtnislücken. Dementsprechend gestalten sich auch die Ermittlungen oft als eher schwierig, weil wichtige Erkenntnisse schlichtweg vergessen werden. Es stellt sich dank der geistigen Verwirrung des ein oder anderen Protagonisten auch schon mal die Frage, ob bestimmte Ereignisse tatsächlich der Wirklichkeit entsprechen oder vielleicht nur Einbildung sein könnten. Um den Fall trotz all dieser Handicaps doch lösen zu können, schrecken die Senioren auch nicht vor unkonventionellen Methoden nicht zurück.

Die Geschichte ist hauptsächlich aus der Perspektive von Agnes geschrieben, letztendlich kommt aber jeder Mal zu Wort, selbst Schildkröte Hettie! Der Schreibstil ist einnehmend und so ist es Leonie Swann nach „Glennkill“, „Garou“ und „Dunkelsprung“ wieder gelungen mich in ihren Bann zu ziehen. Der Humor ist gewohnt trocken, wenn nicht schon fast schwarz. Ich musste einige Male schmunzeln und habe mich gut unterhalten gefühlt.

Aber natürlich behandelt das Buch auch ernstere Themen. Das Altern und seine Folgen spielen ebenfalls eine große Rolle: Gebrechlichkeit, Vergesslichkeit, geistige Verwirrung, der Schrecken eines Seniorenheims, die Angst vor Abhängigkeit, dem Ausgeliefertsein, seine Würde zu verlieren, nicht mehr selbstbestimmt entscheiden zu können und der Einsamkeit. Man sieht, das ist harter Tobak und so stimmt das Buch zusätzlich nachdenklich, macht betroffen oder auch traurig.

„Mord in Sunset Hall“ ist ein skurriles Cosy Crime mit liebenswerten, amüsanten und vor allem authentischen Charakteren. Besonders zu erwähnen ist aber auch der trockene Humor, der auch ernstere Themen „nett“ verpackt.

Bewertung vom 21.05.2020
Müller, Karin

Ein Schotte kommt selten allein


sehr gut

Janne bekommt zu ihrem 40. Geburtstag eine Busrundreise nach Schottland geschenkt. Für sie ist das erstmal nicht unbedingt ein Grund zur Freude, schließlich würde sie viel lieber Land und Leute auf eigene Faust erkunden. Ihre Reisegruppe ist laut, schrill und so gar nicht auf ihrer Wellenlänge. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hetzt ihr Reiseleiter sie auch noch von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. So kommt es, dass Janne sich bei all dem Stress plötzlich im falschen Bus wiederfindet. Einziger Lichtblick: ihr überaus sympatischer und attraktiver neuer Sitznachbar Alex. Doch wie kann sie jetzt wieder zu ihrer eigenen Gruppe aufschließen? Und will sie das überhaupt?

Das Buch ist aus Jannes Perspektive geschrieben und ich konnte mich so gut in sie hineinversetzen, denn für mich wäre das alles auch nichts. Sie ist sowieso eher eine Einzelgängerin, Menschenmengen sind nicht so ihr Ding. Bildung ist ihr ziemlich wichtig und sie beschreibt sich auch selber als Nerd und kleine Besserwisserin. Sie ist ein großer Fan von Outlander und hat auch deshalb schon lange von einer Reise nach Schottland geträumt. Umso entsetzter ist sie dann, als ihre Freundinnen sie mit ihrem Geschenk ins kalte Wasser schmeißen, so dass sie ihre Komfortzone definitiv verlassen muss. Ab und an spricht sie schon relativ von oben herab über ihre Mitreisenden. Allerdings kam das nicht arrogant oder zickig rüber, sondern eher witzig. Ich mochte sie auf jeden Fall sehr gerne und habe die ganze Zeit über mit ihr mitgefiebert.

Als sie Alex trifft, war dieser mir sofort sympatisch. Er ist zuvorkommend, hilfsbereit und immer positiv eingestellt. Ohne ihn wäre Janne tatsächlich aufgeschmissen gewesen. Dennoch wird schnell klar, dass er ein Geheimnis hütet. Es kam zu einigen Missverständnissen, die den Leser manchmal haben verzweifeln lassen, weil sie doch fast offensichtlich sind.

Jannes Reisegruppe besteht teilweise natürlich schon irgendwie aus Stereotypen, die vor allem ziemlich überspitzt dargestellt werden. Dies ist alles ziemlich amüsant anzusehen und ich musste einige Male schmunzeln, aber auch den Kopf schütteln. Da musste Janne wirklich einiges mitmachen. Ob man sich das alles so gefallen lassen würde?

Für mich ist "Ein Schotte kommt selten allein" die perfekte Urlaubslektüre. Das Ganze ist locker und leicht zu lesen, dabei habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Beim Lesen bekommt man richtig Lust Schottland kennen zulernen und auch darauf Outlander endlich selber zu gucken. Schön fand ich daher zudem die Anspielungen und Bezüge auf eben genannte Serie, auf Braveheart oder auf Harry Potter.

Bewertung vom 13.05.2020
Fletcher, C. A.

Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt


sehr gut

Griz lebt mit seiner Familie und den beiden Terriern Jess und Jip auf einer abgelegenen Insel. Sie versorgen sich selber in dem sie jagen, fischen, sammeln oder eben „wickingern“. Sie gehören zu den wenigen tausend Menschen, welche die Apokalypse überlebt haben. Die Welt, wie wir sie kennen, existiert schon sehr lange nicht mehr. Es gibt keine Regierung, keine Grenzen, die Natur erobert Städte zurück und alles befindet sich im Verfall. Was genau damals passiert ist, weiß niemand so genau.

Als eines Tages ein Fremder auf die Insel kommt, ist das allein schon etwas besonderes. Doch dann stiehlt er Griz Hund Jess. In einer Welt, in der es nahezu keine Menschen und dementsprechend fast keine Kontakte mehr gibt, zählt ein Hund noch viel mehr zur Familie als heute. Daher kann Griz den Diebstahl auch nicht einfach auf sich sitzen lassen und verfolgt den Fremden. Er ist bereit alles zu tun, um Jess zu befreien und nach Hause zu bringen.

„Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt“ ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Es ist eine Art Tagebuch, in dem Griz beschreibt, was er auf seiner Reise und der Suche nach Jess alles erlebt. Es ist unheimlich spannend mit ihm über das Meer zu segeln, untergehende Städte zu betreten und die Überbleibsel unserer Zivilisation zu entdecken. Das alles aus der Sicht eines Jungen zu erleben, der noch nie Musik gehört und niemals einen richtigen Baum gesehen hat, der sich das Ausmaß einer Menschenmenge oder gar einer Stadt überhaupt nicht vorstellen kann, ist unheimlich interessant und wirft ein ganz anderes Licht auf unser heutiges Leben.

Das Szenario und die Atmosphäre sind natürlich eher düster und bedrückend. Grade die Vorstellung, dass Griz durch unsere verfallene Welt wandert, Mutmaßungen über unser Leben und die Funktion der Gegenstände aufstellt, die wir genutzt haben, ist irgendwie niederschmetternd. All sein Wissen bezieht er aus Büchern oder vom Hörensagen. Weder er, noch seine Eltern haben unser Zeitalter noch erlebt.

Auch wenn in dieser Dystopie nicht immer etwas passiert und es teilweise vielleicht ein wenig langatmig erscheinen mag, geschieht doch so viel zwischenmenschliches, beängstigendes, erschreckendes und eben auch spannendes. Es gibt ein paar Wendungen, die aus den Socken hauen.

C.A. Fletcher erzählt die Geschichte eines Jungen, der trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt, sein Ziel verfolgt, für die kämpft, die er liebt und dabei sein gutes Herz nicht verliert. Griz zeigt uns, was wirklich wichtig ist: Familie, Freundschaft, Zusammenhalt und Menschlichkeit.

Bewertung vom 13.05.2020
Crouch, Blake

Gestohlene Erinnerung


sehr gut

In New York treten immer mehr Fälle des sogenannten „False Memory Syndroms“ auf. Dabei werden Betroffene von falschen Erinnerungen geplagt. Einige wählen letztendlich sogar den Tod, denn niemand weiß woher die Krankheit kommt, wodurch sie ausgelöst oder übertragen wird und schon gar nicht wie man sie behandeln kann. Auch Detective Barry wird mit FMS konfrontiert und begibt sich auf Spurensuche.

Auf der anderen Seite begleitet der Leser die Geschichte der Hirnforscherin Helena. Ihr war die Bedeutung und die Macht der Erinnerung schon früh klar. Aus diesem Grund hat sie eine Technologie entwickelt, die Erinnerungen konserviert und jederzeit abrufbar macht, um sie immer wieder zu erleben. Doch dann bedroht ausgerechnet diese Erfindung die Menschheit und so versucht auch Helena eine schreckliche Zukunft zu verhindern.

„Gestohlene Erinnerung“ ist aus den Perspektiven der Protagonisten geschrieben. So lernt man beide ziemlich gut kennen und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Bei Helena erfährt man zudem wie es überhaupt dazu kam, dass sie ihre anfängliche Idee weiterentwickeln konnte und was zu den aktuellen Ereignissen geführt hat. Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Zeitebenen. Das kann teilweise ein wenig konfus und verwirrend sein, aber klärt sich im Verlauf dann irgendwie auf. Ich muss auch sagen, dass ich die technischen und physikalischen Erklärungen doch oft kompliziert fand und nicht unbedingt alles detailliert verstanden habe. Man weiß aber, was der Autor einem sagen möchte und worum es geht.

Diese Geschichte beinhaltet viele Science Fiction Elemente, allerdings hat sie für mich vor allem zum Ende hin auch etwas von einer Dystopie. Diesen Mix finde ich sehr spannend, aber auch beängstigend und schockierend. Teilweise sind die Geschehnisse schon ziemlich heftig und nichts für schwache Nerven. Die Botschaft ist klar: die Menschheit ist nicht für jede Erfindung bereit, man muss sich genau über ihre Wirkung und Folgen Gedanken machen, denn in den falschen Händen kann der beste Einfall katastrophale Folgen haben.

Dementsprechend regt das Buch definitiv zum Nachdenken an. Es ist spannend, mitreißend und einfach sehr interessant. Wer SciFi mag, wird auch Blake Crouchs neustes Werk lieben.

Bewertung vom 10.05.2020
Sanderson, Brandon

Die Kinder des Namenlosen / MAGIC(TM): The Gathering - Die Romane Bd.1


sehr gut

Tacenda wurde gezeichnet. Dies ist Fluch und Segen zugleich: Tagsüber erblindet sie, erhält nachts allerdings ihr Augenlicht zurück. Zudem bietet ihr Gesang Schutz vor den bösen Kreaturen der Umgebung - bis er es eines Tages eben nicht mehr tut. Dabei verliert sie alles und schwört Rache. Sie verdächtigt den Lord, schließlich erzählt man sich, er stehe mit Dämonen im Bunde. Obwohl Davriel zwar nicht von dieser Welt zu sein scheint, sind für das Verbrechen an ihrem Dorf dennoch dunklere Mächte verantwortlich.

Herausragend war für mich in diesem Buch das Zusammenspiel und Miteinander der Charaktere sowie der Sarkasmus und schwarze Humor. Es war unerwartet witzig und hat mich sehr gut unterhalten. Besonders zu erwähnen ist hier Davriel, der einfach ein Original ist. Er will eigentlich nur seine Ruhe und wenn möglich keine Scherereien haben. Eine gute Tasse Tee und seine ausgeprägten Nickerchen sind ihm heilig und wenn er dabei gestört wird, kann er leicht ungehalten werden. Im Prinzip ist er überheblich, egoistisch, stur und teilweise schon fast kindisch. Dementsprechend wahrscheinlich niemand, den man mögen würde. Ich fand ihn aber von der ersten Sekunde an toll. Die Geschichte wird sowohl aus seiner, als auch aus Tacendas Sicht erzählt. Neben ihm verblasst das junge Mädchen schon fast ein wenig, aber dennoch habe ich sie in mein Herz geschlossen. Auch die anderen Charaktere wie Fräulein Hochwasser, Knirschgnar und Brerig sind einfach genial und sehr liebenswert gezeichnet.

Der Schreibstil ist locker, leicht und schnell zu lesen. Das Lesen macht einfach Spaß, weil ständig etwas passiert, es nie langweilig wird und herrlich kurzweilig ist. Es kommt zu einigen unerwarteten Wendungen, ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend, ab und zu auch ein wenig gruselig. Ich mag die düstere, bedrohliche Welt und damit auch die dichte Atmosphäre, die Brandon Sanderson erschaffen hat.

Wer Fantasy lesen möchte, in der Magie, Geister, Dämonen und Engel eine Rolle spielen, der sollte sich "Die Kinder des Namenlosen" nicht entgehen lassen! Es wird bestimmt nicht das letzte Buch des Autoren gewesen sein, das ich gelesen habe.

Bewertung vom 29.04.2020
Hoover, Colleen

Verity


sehr gut

Autorin Lowen erhält ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann: sie soll die erfolgreiche Psychothriller-Reihe von Star-Autorin Verity Crawford zu Ende bringen. Diese ist nach einem Unfall nicht mehr ansprechbar und dementsprechend nicht in der Lage dies selber zu tun. Lowen nimmt aus verschiedenen Gründen an: einerseits ist sie nahezu pleite, andererseits fühlt sie sich zu Veritys Ehemann Jeremy hingezogen. Bei Recherchen für die Romane stößt sie auf Veritys Tagebuch/ Autobiographie und erfährt darin erschreckendes über die Verfasserin.

Nachdem ich "Too late" bereits in diesem Monat gelesen habe und begeistert war, konnte mich auch "Verity" überzeugen. Es war düster, beängstigend, verstörend und auch irgendwie unheimlich und schon fast gruselig. Im Hause der Crawford herrscht eine ganz komische Atmosphäre und es passieren Dinge, die einem eine Gänsehaut bereiten.

Geschrieben ist das Buch aus Lowens Sicht, die psychisch ein wenig vorbelastet ist und sich selber sowie ihrem Verstand zunehmend misstraut. Die andere Hälfte des Buches widmet sich dem Manuskript von Veritys Autobiographie. Mit jedem Kapitel, das man liest, entfaltet sich zunehmend das Grauen und Unverständnis. Obwohl einem Verity am Anfang des Buches noch Leid tut, wendet sich das Blatt dann doch sehr schnell.

Ganz besonders hervorzuheben ist hier das Ende. Man legt sich schön seine eigene Theorie zurecht, sieht sie so gut wie bestätigt und dann kommt es zu diesem mega "WTF-Moment", der einen völlig fertig macht. Nach dem Beenden des Buches habe ich mir die Haare gerauft und war erstmal total unzufrieden, weil es im Prinzip offen ist. Man kann spekulieren, sich seinen Wunsch-Ende denken, aber Gewissheit wird man nie haben. Im Nachhinein finde ich genau das aber genial und wahrscheinlich wird mir die Geschichte genau deswegen noch lange im Gedächtnis bleiben.

Bisher hat mir jedes Werk von Colleen Hoover gefallen und ich war jedes Mal aufs Neue überrascht und überrumpelt. Aber ich muss sagen, dass mir ihre etwas dunkleren und spannenderen Bücher fast noch besser gefallen als die im New Adult Bereich.

Bewertung vom 22.04.2020
London, Lilly

Küsse niemals einen Prinzen / Grimoria Bd.2


sehr gut

Die Geschichte knüpft nahtlos an die Ereignisse aus dem ersten Teil an. Nach ihrem Kuss müssen Sophia und Prinz Erik aus dem Palast fliehen. Denn obwohl der Zauber um Eriks Geist sich gelüftet hat, sind sie doch fast die einzigen, die sich nicht mehr von Cinopia blenden lassen. Zur Seite steht ihnen dabei die Cjunnie Charmy.

Wie auch im Vorgänger wird hier hauptsächlich aus Sophias Perspektive erzählt. Sie befindet sich in einem wahren Gefühlschaos. So ist sie sich nicht sicher, was sie bezüglich Erik empfinden soll oder darf, schließlich sind sie doch wie Geschwister aufgewachsen. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit, in denen man vor allem noch mehr über Erik erfährt und ihn dadurch noch viel mehr in sein Herz schließt als sowieso schon.

In diesem Teil treten relativ wenig Charaktere auf und wenn dann auch eher kurz. Ich mochte allerdings die Konstellation Sophia, Erik und Charmy. Alle drei sind sehr liebenswürdig. Der Umgang untereinander ist einfach herrlich amüsant und von Neckereien geprägt. Wenn es aber drauf ankommt, stehen sie füreinander ein. Generell ist in diesem Band viel zwischenmenschliches passiert. Denn nachdem Erik lange Zeit durch den Zauber nicht mehr er selbst war, spielen jetzt natürlich auch Schuldgefühle, Vergebung und Vertrauen eine Rolle.

Es handelt sich bei Grimoria um eine Märchenadaption zu Cinderella. Das Szenario ist märchenhaft, humorvoll, aber auch ein wenig düster, teilweise bedrückend und ab und zu einen Hauch gruselig. Ich habe einige Gefühle durchleben dürfen und sogar so manch eine Träne geweint.

Im Vergleich zum ersten Band passiert nicht so besonders viel und auch ihre Flucht schreitet nicht so weit voran, wie man vielleicht denken könnte. Deswegen ist "Grimoria - Küsse niemals einen Prinzen" für mich eher eine Art Zwischenband, der vor allem am Ende nochmal an Fahrt aufnimmt, viele Fragen aufwirft und vor allem viel Action für den Folgeband verspricht!

Bewertung vom 20.04.2020
Hoover, Colleen

Too Late


sehr gut

Für Sloan ist die Beziehung zu Drogenboss Asa die Hölle auf Erden. Würde er nicht ihren kranken Bruder finanziell unterstützen, würde sie niemals bei ihm bleiben. Asa hingegen vergöttert Sloan, denn sie ist das Beste, was ihm je passiert ist. Er ist davon überzeugt, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht. Und dann tritt der Undercover-Cop Carter in das Leben der beiden...

Dieses Buch ist so viel mehr als ich erwartet habe. So viel emotionaler, erschreckender, düsterer und grausamer. Es hat mich aufgewühlt, aufgeregt und mitgerissen. Ich habe mit Sloan und Carter mitgefiebert, gelitten, geweint, geliebt, habe mich um sie gesorgt und hätte sie schütteln können! Viele Probleme, die sich ihnen stellen, haben sie selber mit ihrer Unüberlegtheit und Sorglosigkeit ausgelöst. Wie oft habe ich die Augen verdreht und mir gesagt, dass das ja wohl nicht deren verdammter Ernst sein kann! Daher auch nur 4/5 Sterne.

Denn der Rest des Buches hat für mich die volle Punktzahl verdient. Ja, es war teilweise kaum auszuhalten, was man dort lesen musste. Asa ist einfach völlig krank und bräuchte dringend Hilfe. Er ist unberechenbar, Angst einflößend und redet sich die Dinge gerne so, dass sie ihm in den Kram passen. Wie er Sloan behandelt ist widerlich. Man beginnt sehr schnell ihn zu hassen. Und dennoch schafft Colleen Hoover es, dass man Mitleid hat. Mitleid mit dem kleinen Jungen Asa, man versteht, warum aus ihm der Mensch wurde, der er heute ist. Die Abgründe der menschlichen Psyche sind hier so gut beschrieben. Die Kapitel aus seiner Sicht empfand ich schon fast als am spannendsten, weil ich die ganze Zeit nur den Kopf schütteln musste und zwischen Mitleid, Fassungslosigkeit, Verständnis und Unverständnis, Hass und Ekel geschwankt bin.

"Too late" liest sich wie ein Thriller und ist damit mal etwas komplett anderes, als die bekannten und geliebten romantischen Geschichten, die man von der Autorin kennt. Liebe spielt natürlich eine Rolle, aber sie wird von Asa, Leid, Gewalt und Angst überschattet. Das Buch ist definitiv nichts für schwache Nerven und wahrscheinlich besser erst ab 18 Jahren zu lesen. Es beinhaltet explizite und äußerst detaillierte Sexszenen sowie psychische und physische Gewalt gegenüber Frauen. Hier also eine unbedingte Triggerwarnung!

Trotzdem und obwohl ich über solche Thematiken auch nicht "gerne" lese, konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Es war so dermaßen spannend, aufregend und schrecklich, dass ich die ganze Zeit einen gefühlten Puls von 180 hatte.

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