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beme
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Brüggen

Bewertungen

Insgesamt 92 Bewertungen
Bewertung vom 21.06.2024
Niel, Colin

Darwyne


ausgezeichnet

Bei Darwyne sind meine Empfindungen zweigespalten. Zwar ist der Roman, kein Thriller im gewöhnlichen Sinne, düster und beklemmend aber gleichzeitig auch fesselnd und spannend auf eine ganz besondere Weise.
Das Cover zeigt schon deutlich auf was man sich beim Lesen dieses Romans einlässt und passt hervorragend zur Lesestimmung.
Darwyne lebt mit seiner Mutter Yolanda und regelmäßig wechselnden Stiefvätern in einem Slum an Rande des Regenwaldes. Von körperlichen Makels gezeichnet besitzt der 10jährige eine besondere Verbindung zur Tier- und Pflanzenwelt, die ihn umgibt. Die Sozialarbeiterin, die die Familie begleitet spielt eine besondere Rolle in dem Beziehungsgefüge. Eine Mischung aus spannenden Elementen, durch ein Bedrohung, die nicht wirklich fassbar erscheint, aus den Themen Gewalt und Vernachlässigung in Familien und gleichzeitig ein mystischer Roman.
Eine gelungene Mischung vieler Elemente, die sich zu einem ungewöhnlichen Buch zusammenfügen. Eine Leseempfehlung für heiße Sommerabende.

Bewertung vom 29.05.2024
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

Das Baumhaus ist kein typischer Thriller. Eher ungewöhnlich und fesselnd auf seine Art. Die vordergründige Geschichte eines jungen Paares, die in einer abgelegenen Hütte einen geruhsamen Urlaub verbringen möchten, läuft parallel zu anderen Erzählstängen, die letztendlich verwoben sind. Anfangs liest sich die Geschichte ein wenig schleppend aber wenn man sich durch die ersten Seiten müht, lohnt sich dieser Thriller in jedem Fall. Das Verschwinden des kleinen Sohnes löst eine Lawine an Gefühlen, Erinnerungen und alter Schuld aus. Viele Einzelteile fügen sich zu einer beklemmenden und bedrückenden Kindheitserinnerung zusammen die vieler Leben bis heute beeinflusst und geprägt hat. Subtile Spannung zieht sich von der Mitte des Buches bis zu seinem Ende. Die unausgesprochenen Gefühle liegen schwer in der Luft. Diese Empfindungen kann der Leser nachspüren. Kein Thriller für zwischendurch, sondern ein Spannungsroman mit Tiefgang.

Bewertung vom 02.05.2024
Piontek, Sia

Die Sehenden und die Toten / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.1


gut

Die Sehenden und die Toten hat mich leider nicht voll und ganz überzeugen können. Der Tote in den Elbauen ist ein charismatischer junger Mann, der sein gesamtes Umfeld polarisiert. Er wird umschwärmt und gleichzeitig verachtet. Seine besondere Ausstrahlung, die seine Mitschüler in den Bann zieht scheint er für seine eigenen Motive ausgenutzt zu haben. Dies hat er mit seinem Leben bezahlt. Die ungewöhnliche Inszenierung seiner Leiche, mit Spiegelscherben in seinen Augenhöhlen, lässt die Ermittlerin Carla Seidel nicht kalt. Sie war nach eigenem Trauma von Hamburg in die Provinz gezogen, um mit ihrer Vergangenheit klar zu kommen. Ihre Tochter bringt als Reflektorin ihre eigene Geschichte mit in den Kriminalfall.
Insgesamt habe ich schwer in die Geschichte hineingefunden. Die Charaktere hätte ich mir zugänglicher und lebendiger gewünscht. Mit der Wortwahl hatte ich ebenfalls Schwierigkeiten. Ein entspannter Lesefluss hat sich bei mir nicht eingestellt. Viele Formulierungen fand ich oberflächlich und wenig phantasiebeflügelnd. Es fehlte mir an Tiefe, um mich wirklich auf die Geschichte und die handelnden Personen einlassen zu können.

Bewertung vom 20.04.2024
Brodeur, Adrienne

Treibgut


ausgezeichnet

Mit Treibgut ist Adrienne Brodeur eine gefühlvolle Familiengeschichte vor bezaubernder Naturkulisse bei Cape Cod gelungen.
Bereits das Cover lässt einen Eindruck auf die stimmungsvolle Reise in die Geschichte der Familie Gardner entstehen. Wasser, Strand und Dünen in einem einzgartigen Naturgebiet bilden den Rahmen für eine Geschichte, die um die Zeit bis zum 70sten Geburtstag des Familienoberhauptes kreist. Die Geheimnisse jedes einzelnen der Familienmitglieder werden in den jeweiligen Kapiteln langsam offenbar. Eine scheinbare Familienidylle, in der jeder versucht den in vielen Jahren aufgebauten Schein zu halten und zu wahren, gleichzeitig aber auch darauf hinarbeitet endlich das Konstrukt aus Lügen und Scheinwahrheiten aufzudecken.
Der kapitelweise Wechsel der Perspektive macht das Buch lebendig und steigert das Interesse daran zu ergründen, wann und wie "die Bomben platzen".
Eine sehr unterhaltsame Lektüre und meine Empfehlung für einen gelungenen Sommerroman.

Bewertung vom 09.04.2024
Fossum, Karin

Der Nachtläufer


sehr gut

Der Nachtläufer bietet schöne Lesestunden für Krimifans. Eine solide ausgearbeite Geschichte, in deren Verlauf es keine Sprünge oder Unstimmigkeiten gibt. Aus Sicht des Täters erfahren wir als Leser viel über seine Gedankengänge und seine Motivation für sein "Spiel in der Nacht". Russisch Roulette ist seine Passion und einige seiner Opfer kommen mit dem Leben davon. Mit geschickter Tarnung gelingt es ihm die Ermittler lange Zeit an der Nase herum zu führen aber als er die Distanz zu seinen Taten und seinem Opfer verliert, ist seine Überführung nur eine Frage der Zeit.
Insgesamt ein solider Krimi, dessen Spannungsbogen eher sanft verläuft. Kein Thriller, der einem das Blut gefrieren lässt. Die Ermittler spielen in diesem Roman eher eine untergeordnete Rolle und laufen am Rande mit. Die Geschichte bleibt nah am Täter.
Der Krimi liefert gute Unterhaltung, das Cover ist ansprechend gestaltet und passt gut zur Geschichte.

Bewertung vom 04.04.2024
Schäfer, Stephan

25 letzte Sommer


ausgezeichnet

25 letzte Sommer ist das berührendste Buch, dass ich in den letzten Jahren gelesen habe. Ich habe es tatsächlich in einem Zug gelesen, weil es mich so bewegt hat und ich es nicht weglegen konnte. Der Kartoffelbauer Karl begegnet dem Erzähler und nimmt ihn mit auf seinen Hof. In langen Gesprächen finden beide Zugang zu Leben des Anderen und dem Erzähler wird klar, dass er nicht sein eigenes Leben lebt, sondern durch sein Leben hetzt und falschen Motiven folgt.
Stephan Schäfer erzählt in diesem Buch seine eigene Geschichte und nimmt den Leser mit auf eine Gedankenreise. Wie wäre es, wenn wir das Leben lebten, das wir wirklich wollen? Was hält uns davon ab, es umzusetzen?
Die Sprache dieses Romans ist sehr feinfühlig und bildreich. Sie ist lebendig und fesselnd und begleitet den Leser mit viel Gefühl durch die Geschichte.
Es wundert mich nicht, dass ich am Ende des Buches feststellen durfte, dass der Autor aus meiner Heimatstadt stammt. Ein gutes Fleckchen Erde.
25 letzte Sommer ist ein ganz besonderes Buch, dass ich gerne mit 10 Sternen bewerten würde und jedem Leser ans Herz legen möchte, der bereit ist für die wichtigen Fragen des Lebens.

Bewertung vom 13.03.2024
Hartmann, Jörg

Der Lärm des Lebens


ausgezeichnet

Mit seinem Buch Der Lärm des Lebens nimmt Jörg Hartmann den Leser mit in seine Heimat und verschiedene Phasen seines eigenen Lebens. Mit vielen Ruhrpott-Eigenarten unterlegt ist der Roman ein lebendiges Stück Erinnerung. Nicht nur die des Autors, sondern auch meine eigene. Nur wenige Jahre älter bin ich nur wenige Orte weiter aufgewachsen und dieses Buch liest sich für mich, wie ein Roman von „Zu Hause“. Die speziellen Eigenarten der Ruhrpottmenschen sind für Außenstehende sicher unterhaltsam, für mich Heimatgefühl. So authentisch Jörg Hartmann in seinen Fernsehrollen scheint, so authentisch schreibt er über seine Vergangenheit. Eine Offenheit und Klarheit wie sie typisch ist für die Menschen dieser Region.
Ein bemerkenswertes Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen möchte. Nicht nur für Menschen „aussm Pott“.

Bewertung vom 13.03.2024
Sozio, Astrid

Der rechte Pfad


sehr gut

Der Titel dieses Romans weist bereits auf die Strukturen hin, die die Geschichte beeinflussen. Benjamin, der durch die psychischen Probleme seiner Mutter gezwungen ist einige Wochen im Jahr bei seinem Vater, in einem abgeschiedenen Dorf im Sauerland zu verbringen, ist den Manipulatoren der Religionsgemeinschaft ausgeliefert. Dort, gefangen in den strengen Regeln einer religiös fatalistisch geprägten Sekte, verbringt er diese Zeit des „Zwangsurlaubs“ bis zu der Zeit als eine Jugendliche seines Umfeldes tödlich verunglückt. Die Einflüsse der sektenartigen Strukturen verstören ihn als Kind und beeinflussen ihn jedoch auch noch im Erwachsenenalter und als er 25 Jahre später zurückkehrt in dieses Dorf ist die belastende Situation unverändert. Der Wechsel der verschiedenen Zeitfenster macht das Lesen des Romans anstrengend und die Schwere des Themas belastet den Leser zusätzlich. Es lohnt sich aber in jedem Fall, sich auf die Lektüre einzulassen, da sich die Realität in den Sekten nicht anders abspielt. Mit sehenden Augen dieses Thema kritisch reflektieren und überlegen, wie man die Machtstrukturen solcher „Gemeinschaften“ auflösen kann. Das ist mein Resultat aus der Lektüre. Eine Empfehlung für Leser, die nach dem Ende des Romans Veränderungen in der Alltagsrealität herbeiführen möchten.

Bewertung vom 10.03.2024
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


ausgezeichnet

Martina Bogdahn hat mit Mühlensommer eine Geschichte nachgezeichnet, die der ihres eigenen Lebens ähnelt. Auf dem Mühlenhof aufgewachsen, lebt Maria lange schon in der Stadt und kehrt wegen eines Unfalls zurück, um die Familie zu unterstützen. Es laufen parallel die Erzählstränge der Jetztzeit und Marias Kindheit auf dem Hof. Das Leben dort ist von vielen Verpflichtungen geprägt und eingeengt bietet aber gleichzeitig viel Naturerleben und Nähe zum Ursprüglichen. Die Empfindungen Marias in dem Spagat zwischen zwei komplett verschiedenen Welten und das Aufbrechen alter Konflikte innerhalb der Familienstruktur werden von Martina Bogdahn lebendig und warmherzig beschrieben. Als Leser fühle ich mich hineinversetzt in das bäuerliche Leben auf dem Mühlenhof, spüre aber auch die Zerrissenheit beide Leben unter einen Hut bringen zu wollen. Eine leichte Unterhaltungslektüre für entspannte Lesestunden.

Bewertung vom 19.02.2024
Lindner, Eva

Mutter ohne Kind


ausgezeichnet

Das Cover von Mutter ohne Kind spricht mich als betroffene Mutter sehr an. Das Thema wird als Zeichnung angedeutet, ohne zu aufdringlich zu wirken.
Eva Lindner wagt sich an das Tabuthema ein Kind durch eine Früh- oder Fehlgeburt zu verlieren, um betroffenen Müttern Gehör zu schenken und ihnen eine Plattform zu bieten, dass dieses Schreckenserlebnis angesprochen wird und die Mütter erkennen, wie vielen anderen Müttern das gleiche passiert ist. Keiner redet über eine Fehlgeburt und die Betroffenen fühlen sich allein und einsam. Wichtig ist der Austausch mit anderen Müttern, die eine Fehlgeburt durchleben mussten, weil nur sie die Gefühle nachempfinden können.
Warum ist das Thema gesellschaftlich nicht vorhanden? Warum werden betroffene Mütter nach einem Kindsverlust nicht sofort und ausreichend psychologisch betreut? Warum geht die Gesellschaft so unsensibel mit den Müttern und ihrer besonderen Situation um?
Dieses Buch ist hervorragend geeignet die Sensibilität zum Thema Fehlgeburt zu erhöhen und dem Umfeld der betroffenen Familie einen Einblick zu verschaffen, in welcher Lage sich jemand nach dem Vorgeburtlichen-Verlust des Kindes befindet.
Keine leichte Kost aber ein hilfreicher Ratgeber für Betroffene, den ich jedem Interessierten nur ans Herz legen kann.