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knightlyart
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 44 Bewertungen
Bewertung vom 12.12.2023
Welser, Maria von;Horbas, Waltraud

Die Unbestechliche


ausgezeichnet

Frauenfeindliche 70er

Die junge Mutter Alice ergattert 1968 ein Redaktionsvolontariat bei einem Münchner Lokalblatt. Doch ihr Weg zum Traumberuf ist mit Hindernissen gepflastert. Denn Reporterinnen sind in dem männerdominierten Beruf noch eine Ausnahme.

Die sehr junge Alleinerziehende Alice einer kleinen Tochter, der ein Leben als Hausfrau nicht in Frage kommt, erfüllt sich einen Traum seit ihrer Kindheit: Sie wird Journalistin.
Trotz aller Widerstände der Gesellschaft, die Ende der 60er Jahre eine junge Mutter lieber am Herd sieht, versucht sie den Spagat zwischen Mutter und Beruf. Sie kämpft täglich um die Anerkennung als begabte Reporterin und gute Mutter. Das Arbeitsklima ist rau, doch die wenigen Frauen bei der Zeitung halten zusammen.

"Die Unbestechliche"erschafft, mit ihrer Protagonistin Alice einen Menschen, den ich auf den 430 Seiten gerne durch sein berufliches und privates Leben mit all seinen Auf und Abs begleitet habe.
Ein Buch, dass ich absolut weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 02.11.2023
On, Marie

Mutterkuchen


sehr gut

MarieOn


MarieOn schreibt in ihrer Biografie fesselnd und auch feinfühlig ihre persönliche Geschichte.
Die Autobiografie ist keine leichte Kost, die Erlebnisse ihrer Kindheit und Jugend prägen auch ihr Leben als Erwachsene, aber wer würde schon bei den traumatischen Erlebnissen mit einer gesunden Seele durchs Leben schreiten.

Vom Vater verlassen, vom neuen Freund der Mutter missbraucht, die Mutter kann selbst nicht wirklich Liebe zeigen. Ihre Jugend und ihr junges Erwachsenenleben zeigt, wie sehr die junge Frau unter den Vorkommnissen der Kindheit litt. Die wechselnden Partner und der Wunsch nach Liebe war deutlich herauszulesen und hat mich sehr berührt.

Ein Buch dass auch anderen Menschen in ähnlichen Situationen Mut machen kann und zeigt dass es sich lohnt immer wieder aufzustehen und sein Leben in die Hand zu nehmen.

„Mutterkuchen“ ist ein Buch mit langem Nachhall!

Bewertung vom 16.10.2023
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


ausgezeichnet

Die dunkle Seite der Märchen

„Ich träumte von einer Bestie“ war mein erstes Buch von der Autorin Nina Blazon und ich war gespannt, weil ihre vorigen Bücher hochgelobt wurden.

Das Buchcover finde ich sehr ansprechend und der Klappentext verspricht spannende Lesemomente und genauso war es…

Ein Tod in der Familie zwingt die Datenforensikerin Fleur, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Die Spurensuche nach einer Legende rund um eine Bestie führt sie dabei bis nach Frankreich.

Die Geschichte ist inhaltlich viel spannender als der Klappentext verspricht. Im Verlauf der Geschichte gibt es Wendungen über Wendungen, aber nicht verwirrend. Man kann der Story gut folgen. Der Spannungsbogen wird dadurch extrem gesteigert. Ergo ein absoluter Pageturner!

Ohne Zweifel kann die Autorin einen sehr toll durch ihren Schreibstil in den Bann ziehen - insbesondere gelingt es ihr bei den Charakteren: Vor allem die Protagonistin Fleur ist mir sehr ans Herz gewachsen.
Auf jedem Fall passiert in diesem Roman nichts Vorgesehenes und das gefällt mir richtig gut.

Bewertung vom 01.10.2023
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


ausgezeichnet

Töversche

„Als wir an Wunder glaubten“ von Helga Bürster.
Ein Roman, so echt, atmosphärisch und spannend, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe.
Am Ende des Buches taucht man auf und reibt sich verwundert die Augen und fragt sich: Alles lange her, oder?

Die Autorin nimmt uns mit, in das norddeutsche abgeschieden im Moor liegende kleine Dorf Unnenmoor, in der Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg. Die Männer sind tot oder verschollen, die Frauen und Kinder sind allein mit Haus und Hof. Von diesen Frauen lernen wir unter anderem Anni und Edith und einen Teil ihrer Geschichte kennen.

Die Bewohner von Unnenmoor leben fast noch wie im Mittelalter in alten Katen ohne Elektrizität, Heizung oder fließendem Wasser. Aufgrund der Abgeschiedenheit in der sie leben werde unerklärliche Vorfälle schnell mit Hexerei und anderen Aberglauben begründet

Schnell ist eine Schuldige ausfindig gemacht: Edith wird der Hexerei beschuldigt. Doch gerade diejenigen, die die Hexenjagd am meisten schüren, haben sich während des Krieges und später selbst genug zu Schulden kommen lassen und versuchen dieses im Nebel des Moores und des Aberglaubens zu verschleiern.

Mir gefiel die dichte Atmosphäre, die glaubhaften Figuren und die Handlung, die zum Schluss fast in einer Katastrophe mündete. Gerade die emotionale Schilderung der Personen macht es leicht sich ihnen hineinzuversetzen . Das einzelne Dialoge in Plattdeutsch geschrieben wurden, lässt das Ganze noch authentischer wirken.

Einen klitzekleinen Kritikpunkt habe ich aber an diesem Buch: der Klappentext spricht von wahren Begebenheiten. Helga Bürster deutet in ihrer Danksagung etwas an, aber es folgt leider keine Erklärung.
Darüber hätte ich gerne mehr erfahren.

Bewertung vom 15.09.2023
Molinari, Gianna

Hinter der Hecke die Welt


gut

„Hinter der Hecke die Welt“ spaltet sich in zwei unterschiedliche Handlungen, eine im Dorf und eine in der Antarktis.
Die Hauptprotagonisten sind Dora in der Antarktis und ihre Tochter Pina im Dorf. Während Dora Unbekanntes erforscht und das Verschwinden der Natur dokumentiert, erlebt Pina im Dorf die Stagnation der Zivilisation sowie das Vordringen der Natur.
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Das ist auch der Kerninhalt des Buchs, was das Ganze für mich etwas enttäuschend macht, da das gesamte Buch im Grunde genommen kaum Handlung besitzt und nur eine große Metapher ist.
Auch wenn der Schreibstil angenehm ist, ist es doch irgendwie langweilig. Das Buch wurde totmetaphert.

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Das einzige was aus diesem Buch bei mir hängengeblieben ist,
das Arktische Eichhörnchen ihren Organismus einfrieren können und das ein Riesenalk und ein Grönlandhai bis zu 500 Jahre alt werden können.

Das ist ist mir zu wenig für ein gutes Buch.

Bewertung vom 14.09.2023
Hynes, James

Ich, Sperling


ausgezeichnet

Qui invitus servit, fit miser, servit tamen.
Wer unwillig dient, wird elend, dient aber dennoch.
- Publilius Syrus, Sententiae -
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So eine lebensnahen, farbenprächtigen und unterhaltsamen Roman habe ich schon lange nicht mehr gelesen!
Selten bin ich so intensiv in eine Geschichte, die von einem Waisenjungen im Römischen Reich erzählt, getaucht und die nach Beendung des Buches „Ich, Sperling“ von James Heynes noch lange nachhallt.
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Im Mittelpunkt des Geschehens steht ein namenloser Junge, der in einem Bordell im Carthago Nova des 4. Jahrhunderts nach Christus aufwächst.

Es ist eine grausame Welt, in der der kleine Sperling sich durchschlagen muss, um zu überleben. Den Namen Sperling gibt er sich selbst, weil er gelernt hat, dass der Mauersegler fliegen kann und das Huhn laufen. Der Sperling aber kann beides und das kann einem unbedeutenden Leben wie dem seinen in einer Welt von Sklaven, Huren und skrupelloser Herren das Leben retten.
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„Keiner von uns hier hat die Kontrolle über sein Leben. Aber das bedeutet nicht, dass du nicht auch eine Art von Glück finden kannst.“ (Zitat Seite 369)
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Ein Satz der den Überlebenswillen der Sklaven zeigt und der mich sehr berührt hat.
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„Ich, Sperling ist nicht nur spannend, grausam, sondern mitunter auch sehr amüsant.
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James Hynes‘ Roman fängt man an und liest ihn in einem Zug die knapp 600 Seiten durch.

Aber Warnung!
Das Buch ist keine leichte Kost, aber eine absolute Empfehlung von mir!

Bewertung vom 17.08.2023
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


gut

Saure Apfelringe und Maggi Fondor


„Für meine Großmutter,
die auch eine harte Frau mit weichen Wangen ist“
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Bei dieser Widmung dachte ich sofort wie ähnlich wohl die Oma von Max Richard Leßmann und meine Oma sich sind.
Das dachte ich sehr oft beim Lesen von der „Sylter Welle“!
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Trotz der wiederentdeckten gemeinsamen Erinnerungen, wie saure Apfelringe und Maggi Fondor, habe ich mir viel mehr von dem Buch versprochen.
Das Buch hat Höhen und Tiefen, ist mal unterhaltsam und leider mal langweilig.

Fast jeder kennt solche Episoden aus seiner Kindheit mit seinen lieben Verwandten bzw. Großeltern , aber es ist für mich einfach etwas dürftig gewesen. Trotz alledem habe ich an manchen Stellen herzhaft gelacht.

Eine absolut liebevolle Hommage an die Großeltern und auch an Sylt, aber reichte mir für einen gelungenen Roman nicht.
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Allerdings muss ich hochlobend das Buchcover erwähnen. Eine wunderschöne Illustration von Jessine Hein, die Max Richard Leßmann auch voller Stolz auf seinem Instagram-Kanal vorstellt.

Bewertung vom 27.07.2023
Oehmke, Philipp

Schönwald


weniger gut

Mühselig!

Das Buchcover, die Story und die Leseprobe hatten mich begeistert und deswegen freute ich mich sehr auf das Buch,
aber ich quälte mich doch sehr durch die 544 Seiten.

Inhalt des Buches „Schönwald“ von Philipp Oehmke:

Bei einer Eröffnung eines queeren Buchladens in Berlin, der einem Farbbeutel-Anschlag zum Opfer fällt. Grund der Aktivisten ist hierfür die Herkunft des Startkapitals. Inhaberin Karolin verwendete das Geld ihres Großvaters mit angeblicher Nazivergangenheit.
Mit von der Partie sind außerdem ihre Eltern Ruth und Hans-Harald, sowie ihre Brüder Chris und Benni. Sie treffen nach längerer Zeit wieder aufeinander.

Ein vielversprechender Inhalt, jedoch verliert sich der Autor in langatmigen Ausführungen und Schachtelsätzen. Zum Beispiel über die Sichtweisen und Propaganda der Trump-Anhänger in Amerika.

Das war sehr mühselig und darum verlor ich mein Lesefieber bei diesem Buch!

Bewertung vom 07.05.2023
Littlewood, Fran

Die unglaubliche Grace Adams


gut

Grace rennt und rennt!

Der Roman " Die unglaubliche Grace Adams " von Fran Littlewood ist mir vor allem durch sein farbenfrohes und außergewöhnliches Cover aufgefallen, der wie ein Schuber gestaltet ist. Die Idee finde ich sensationell!
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Oh jaaaa, Grace Adams ist unglaublich!
Grace will ihr altes Leben zurück, indem sie, ihre 16 jährige Tochter und Noch-Ehemann wieder zueinander finden.

Einfach wird es nicht.

Grace will unbedingt ihre Tochter mit einer Geburtstagstorte überraschen und muss dafür durch die sengende Sommerhitze Londons, um die Torte zu kaufen.
Während sie durch die Hitze hetzt wird die Geschichte von der Familie aus der Sicht von Grace in drei verschiedenen Zeitebenen erzählt – heute, vor wenigen Monaten und vor 16 Jahren und genau das hat meinen Lesefluss beeinträchtigt.

Der ständige Wechsel der Zeitperspektive in sehr kurzen Abständen empfand ich als störend und stresste mich und ich bekam dadurch keinen richtigen Zugang zu der Geschichte.
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Das Buch ist witzig, unterhaltsam ein bißchen übertrieben, aber auch anstrengend und man hofft, dass Grace endlich auf der Geburtstagsparty ankommt, um ihrer Tochter die Torte zu überreichen.
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Ein Buch, dass mich nicht zu 100% überzeugt hat.
Von 5 Sternen gebe ich 3 Sterne.

Bewertung vom 26.04.2023
Mccarten, Anthony

Going Zero


ausgezeichnet

Unterschätze nie eine Bibliothekarin!

„Going Zero" von Anthony McCarten hat mich von der ersten Seite an abgeholt und mir einige spannende Stunden beschert.
Ein absoluter Pageturner!

Es geht um ein Sicherheitsprojekt, bei der 10 Personen versuchen 30 Tage unterzutauchen und nicht gefasst zu werden. Überwacht und gejagt werden die Kandidaten von Cy Baxter und seinem Konzern. Sofern alle Probanden gefasst werden, erwartet der Konzern ein Vertrag über 90 Milliarden Dollar von der Regierung, bei der das Unternehmen den Geheimdienst unterstützen soll.
Eine der Kandidaten ist die Bibliothekarin Kaitlyn (Zero 10), die es Cy Baxter mächtig schwer macht. Von Buchseite zu Buchseite wird die Sache brisanter und ein Wettlauf gegen Zeit beginnt.
Anthony McCarten führt einem vor Augen, inwieweit der Datenmissbrauch sich auf jeden Einzelnen auswirkt und wie wir heute zu den gläsernen Menschen geworden sind.


„Going Zero" ist ein  hochinteressanter, angesichts der realen technischen Entwicklungen ein beunruhigend aktueller Thriller, der sehr zum Nachdenken anregt über die digitalen Spuren, die wir täglich hinterlassen und was uns in Zukunft noch bevorstehen kann.
Eine klare Leseempfehlung!