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Pusteblümchen

Bewertungen

Insgesamt 81 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2025
Koelle-Wolken, Patricia

Der Garten der kleinen Wunder


ausgezeichnet

Blütenduft und Sommerluft

Zwischen Blumenbeeten und Obstbäumen hat Toja ihre Heimat und zu sich selbst gefunden. Ihr Garten ist ein ganz besonderer Garten, ein Garten, in dem man Kraft tanken kann. Als die vierzehnjährige Vica an ihrem Gartenzaun auftaucht, entdeckt sie in dem introvertierten Mädchen sich selbst wieder und möchte für sie einen Ort schaffen, an dem sie sich sicher und wohlfühlen kann.
Neben Vica und Toja gibt es weitere Charaktere, von denen jeder sein eigenes Schicksal trägt und liebevoll gezeichnet ist. Es sind Menschen, die es keineswegs immer leicht im Leben hatten, die man aber einfach mögen muss.
Neben wundervollen Beschreibungen des Gartens, steckt das Buch voller kleiner Weisheiten. Ich musste mich beim Lesen immer wieder bremsen, damit ich diese nicht überlese, da die Autorin sehr emotional schreibt und die Seiten nur so dahin fliegen.
Diese bezaubernde Geschichte, in der es um Selbstfindung und Heilung geht, hat mich sehr berührt und ist weitaus tiefgreifender als ich es vermutet hatte.

Bewertung vom 01.07.2025
Zwickau, Dora

Gesellschaftsspiel


ausgezeichnet

Anders als erwartet, aber richtig gut

Im Mittelpunkt stehen die Schwestern Isabelle und Annika sowie deren Tante Dagmar. Die drei Frauen haben nicht viel gemeinsam und treffen am Sterbebett ihrer Mutter bzw. Schwester aufeinander.

Gleichzeitig hat ein Tech-Milliardär eine neue App entworfen, die der Demokratie ein Update verpassen soll und wodurch es zu einem interessanten Gedankenspiel kommt.

Das alles findet im historisch / politisch bedeutsamen Weimar statt, was ich als sehr treffend gewählt empfinde.

Dora Zwickau wechselt in ihrer Erzählweise zwischen fließenden Texten, Mails, Dialogen und Chats, was gut in den Handlungsverlauf passt.

Die Kombination aus Familiengeschichte und politischen Fragen wird hier gut kombiniert, so dass der Roman in unsere Zeit passt und zum Nachdenken anregt.
Mich hat das Buch durch seine Aktualität, Vielzahl an Themen und die Tiefe der Charaktere positiv überrascht.

Bewertung vom 27.06.2025
Clarke, Norie

Neuanfang in Notting Hill


ausgezeichnet

Einfach schön!

Jess ist Anfang 30 und wurde gerade von ihrem Freund sitzen gelassen. Sie sucht ein neues Zuhause und stößt auf eine ungewöhnliche Zeitungsannonce, in der die 80jährige Joan eine Untermieterin sucht. Die Chemie zwischen den beiden Frauen stimmt direkt und sie gehen einen Deal ein. Joan, die bisher sehr zurückgezogen gelebt hat und wenig technikaffin ist, geht online und Jess, die bisher ständig online ist, geht dafür offline.

Mir waren die beiden Protagonistinnen und auch die Nebencharaktere direkt sympathisch. Berichtet wird im Wechsel aus Jess` und Joans Perspektive, so dass wir viel über die Vergangenheit der beiden Frauen erfahren.

Die Story ist nicht wirklich überraschend oder spannend, sondern ruhig und leicht aber mit Tiefgang.
Mir gefiel der Umgang der Protagonistinnen miteinander, deren Entwicklung und die lebendigen Dialoge. Das Buch zeigt wieviel unterschiedliche Generationen voneinander lernen können, wie sehr uns unsere Vergangenheit beeinflusst und welche Rolle Social Media spielt.

Das Setting in Notting Hill ist gut gewählt und mich hat dieser leichte, sommerliche Roman nachdenklich gemacht und gut unterhalten.

Bewertung vom 25.06.2025
Shattuck, Ben

Die Geschichte des Klangs


sehr gut

Zwei lose verflochtene Erzählungen

Das Buch enthält zwei Geschichten, die nur sehr lose miteinander verbunden und beide schnell gelesen sind. Von der Länge her, sind es eher zwei Kurzgeschichten als ein Roman.
Im ersten Teil wandern die Musikstudenten Lionel und David nach dem Ersten Weltkrieg durch die Wälder und sammeln Musik mit Hilfe eines Phonographen.
Viele Jahre später im zweiten Teil des Buches findet Annie auf ihrem Dachboden durch Zufall die Phonographenzylinder der Studenten und begibt sich auf Spurensuche.
Beide Geschichten sind schön zu lesen und haben bei mir ein leicht melancholisches Gefühl hinterlassen. Sie zeigen einen Ausschnitt aus dem Leben der Protagonisten.
Ich bin ihnen gerne gefolgt, hätte aber auch gerne noch mehr erfahren.

Es ist eben nur ein Stück aus dem Leben, das im Anschluss weitergeht und dadurch noch einige Fragen offen lässt.

Bewertung vom 16.06.2025
Bendix, Caspar

Born to perform - Sei das Rad, nicht der Hamster


sehr gut

Total verrückt

Nach seinem Studium fängt der Protagonist Bo in einem Großkonzern an. So richtig leicht fällt ihm die Umstellung nicht, aber dank seines abgedrehten Chefs und seiner Zahnschmerzen ist das schnell vergessen. Nicht weil er so unter den Schmerzen leidet, sondern weil er sich in seine Zahnärztin verliebt. Gemeinsam mit seinem Freund beginnt er sich auf ein Date mit ihr vorzubereiten. Die Vorbereitungen gehen über drei Wochen, die der Leser hautnah fast Tag für Tag miterlebt.
Während Bos Chef schon fast anstrengend dynamisch ist, sein Freund eher schräg, ist Bo selbst ein wenig unsicher. Alle drei sind aber alles andere als normal und ihre Gedanken und Sprüche sind zum Wegwerfen komisch.
Für Leser, die tiefsinnige Unterhaltung suchen, ist das Buch nichts, aber wer sich über die Gemeinsamkeiten von Business und Dating wundern möchte und gerne lacht, der wird hier gut bedient.

Bewertung vom 12.06.2025
Eui-kyung, Kim

Hello Baby


ausgezeichnet

Sehnsüchte

Unerfüllter Kinderwunsch ist ein sensibles und sehr emotionales Thema, das in der Öffentlichkeit kaum stattfindet.
Mich hat es gefreut, dass die Autorin sich an diese Thematik herangetraut hat.

Es geht um sechs unterschiedliche Frauen, die eine Gemeinsamkeit haben. Sie wünschen sich ein Kind und sind in der Baby-Angel-Fruchtbarkeitsklinik in Seoul in Behandlung. Über den Baby-Gruppenchat tauschen sie sich aus und versuchen sich gegenseitig zu unterstützen. Dabei wird schnell deutlich, dass es sind nicht nur physische und psychische Belastungen sind, die eine gescheiterte Kinderwunschbehandlung mit sich bringt, sondern auch der gesellschaftliche Druck und die familiären Erwartungen, die den Frauen das Leben schwer macht.

Der Schreibstil von Kim Eui-kyung ist für ein so emotionales Thema sehr nüchtern und sachlich, was ich als angenehm empfunden habe, um die schwierige Situation der Frauen besser greifen zu könne.

Der Roman zeigt deutlich wie viel Frauen für ihre Wünsche und Sehnsüchte auf sich nehmen und wie schwer es ihnen von der Gesellschaft gemacht wird. Es ist ein gelungener Einblick in einen sehr privaten Themenbereich, der für mehr Verständnis und Zurückhaltung in der Öffentlichkeit sorgen sollte.

Bewertung vom 09.06.2025
Sauer, Anne

Im Leben nebenan


ausgezeichnet

Eine Frau - zwei Leben

Der Prolog ist alles andere als leicht verdaulich. Eine Frau erleidet auf der Bürotoilette eine Fehlgeburt in der elften Woche .
Nach diesem kurzen Schockmoment nimmt Anne Sauer ihre Leser mit in das Leben der Protagonistin Antonia bzw. Toni. Eine Frau, die gerade ihr Leben in zwei Varianten erlebt.
Zunächst wird Toni eingeführt. Sie ist kinderlos und lebt mit ihrem Freund Jakob in einer hellhörigen kleinen Altbauwohnung.
Als nächstes wacht sie als Antonia auf und befindet sich mit ihrer ersten großen Liebe Adam und dem gemeinsamen Kind in einer schicken Wohnung. Sie kann die Situation nicht einordnen.
Wer soll das was ihr gerade passiert glauben?

Es gibt 19 Kapitel aus Antonias und 15 aus Tonis Perspektive.
Die beiden Leben der Protagonistin sind sehr unterschiedlich, zeigen Möglichkeiten, Freiheiten, Verpflichtungen, Vor- und Nachteile verschiedener Lebensstile, wie es mit und wie es ohne Kind sein könnte.
Das Leben bietet viele Wege und wir können immer nur einen Wählen. Welchen wir nehmen, müssen wir entscheiden und steht uns frei. Ob wir uns dabei falsch oder richtig entscheiden, hängt von unseren Wünschen ab.
Letztendlich ist jeder Weg richtig, mit dem wir glücklich werden.

Bewertung vom 09.06.2025
Simon, Teresa

Zypressensommer


ausgezeichnet

Spurensuche in der Toskana

1998 reist die Hamburger Goldschmiedin Julia nach Italien in die Toskana, um sich dort auf Spurensuche ihres kürzlich verstorbenen Großvaters zu begeben. Vor Ort bekommt sie von dem Italiener Matteo Conti Hilfe. Die Suche führt sie weit in die Vergangenheit und der Roman wird im Wechsel in der Gegenwart und der Vergangenheit zur Zeit des Zweiten Weltkriegs erzählt.

Der Roman ist nicht immer ganz einfach zu lesen, da es viele Charaktere gibt und auch immer wieder italienische Sätze einfließen. Sicherlich hätte ich die Handlung auch verstanden, wenn ich mir diese nicht übersetzt hätte, aber der Gedanke, dass ich etwas verpassen könnte, hat mir keine Ruhe gelassen.

Die Ereignisse in der Vergangenheit sind grausam und geben ein Stück Deutsch-Italienische-Geschichte wieder, die für mich neu war. Die atmosphärischen Beschreibungen der Landschaft und die Kulinarik der Toskana sind ein wohltuender Kontrast dazu.

Ich kann diese emotionale Familiengeschichte nur empfehlen und habe sie innerhalb kürzester Zeit verschlungen.

Bewertung vom 27.05.2025
Habeck, Emily

Shark Heart


ausgezeichnet

Wren und Lewis

Dieser Roman ist einfach unglaublich. Ich habe bisher noch kein vergleichbares Buch gelesen.

Wren und Lewis sind frisch verheiratet, das Leben liegt vor ihnen. Sie sind sehr unterschiedlich. Während Wren es ruhig und strukturiert mag, schlägt Lewis gerne über die Stränge. Das Paar bietet in sich einen tollen Kontrast. Aber noch bevor sie anfangen können ihr gemeinsames Leben zu genießen, erhält Lewis eine niederschmetternde Diagnose. Er wird zum Weißen Hai.

Obwohl das zunächst ein wenig fantastisch, absurd uns sehr gewagt klingt, könnte das Buch kaum menschlicher sein. Es entpuppt sich auf eine sehr originelle Art zu einer Liebesgeschichte, die alles beinhaltet, was das Leben zu bieten hat. So geht es um Krankheit, Verlust, Abschied, Liebe, Trauma und Verwandlung.

Mir hat es fast das Herz zerrissen, dass Wren mitansehen muss, wie sich Lewis verwandelt und von ihr entfernt. Aber es ist kein durch und durch trauriges Buch, es gibt auch humorvolle Momente und Überraschungen, wenn man am wenigsten damit rechnet.

Für mich war das Buch ein richtiges Highlight und etwas vollkommen Neues.

Bewertung vom 23.05.2025
Atkinson, Kate

Nacht über Soho


ausgezeichnet

London in den 1920er Jahren

„Wird jemand gehängt?“ lautet die neugierige Frage eines 13-jährigen Zeitungsjungen zum Einstieg in die Handlung. Damit wird das Milieu und die Atmosphäre in dem sich der Roman bewegt direkt deutlich.

Der Erste Weltkrieg ist vorbei und das Nachtleben in London pulsiert wieder.
Nellie Coker wurde gerade aus dem Gefängnis entlassen, ist die Königin des Nachtlebens und will, dass ihre Nachtclubs von ihren Kindern weitergeführt werden. Diese haben jedoch andere Pläne. Abgesehen davon ist Nellies Leben nicht ganz ungefährlich, so ein Nachtclub bringt Feinde mit sich.
Neben Nellie gibt es einen weiteren Protagonisten: Inspektors John Frobisher. Sein Anliegen ist es die Morde an jungen Mädchen, die im Londoner Nachtleben verschwunden sind, aufzuklären. Dazu schleust er eine junge Frau in Nellies Club.

Kate Atkinson nimmt sich Zeit ihre Charaktere und das London der 1920er Jahre zu beschreiben. Dadurch dauert es ein wenig bis sich Spannung aufbaut, aber genau davon lebt das Buch, von den Beschreibungen schillernder Charaktere, der Gesellschaft und dem Nachtleben.
Es ist ein Blick in die Vergangenheit, ziemlich genau hundert Jahre zurück und spiegelt ein tolles Porträt der Zeit.