Benutzer
Benutzername: 
Lena
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 128 Bewertungen
Bewertung vom 10.05.2025
Jimenez, Abby

Just for the Summer


ausgezeichnet

Justin fühlt sich verflucht, denn jede Frau mit der er sich trifft, findet nach ihrer Trennung ihre große Liebe. Durch einen Reddit-Thread geht seine Annahme viral und einige Frauen möchten nun unbedingt mit ihm ausgehen, um anschließend ihren perfekten Partner zu finden. Eine Direktnachricht erhält er von Emma, die ihm ein ähnliches Problem schildert. Um den Fluch zu brechen, möchten sie sich zu Dates verabreden und sich trennen, um anschließend die Liebe ihres Lebens zu finden.
Justin und Emma wohnen an unterschiedlichen Orten, aber Emma arbeitet als Springer-Krankenschwester und findet zusammen mit ihrer besten Freundin Maddy eine sechswöchige Anstellung in einem Krankenhaus in Justins Nähe in Minnesota.
Beide möchten sich gemäß ihrer Erfahrungen mindestens viermal treffen, einmal küssen und nicht weitergehen, doch sie merken schon frühzeitig, wie viel sie für einander empfinden. Neben dem angeblichen Fluch und den Prinzipien, die sie für ihre Beziehung aufgestellt haben, sorgen ihre Mütter für weitere Probleme. Emma sieht ihre Mutter, die sie in ihrer Kindheit stark vernachlässigt hatte, nach zwei Jahren Abwesenheit wieder und Justin muss für längere Zeit die Vormundschaft für seine jüngeren Geschwister übernehmen.

Bleibt es bei einer sechswöchigen Sommerliebe - passend zum Titel "Just for the Summer" oder hat die Liebe von Emma und Justin eine Zukunft?
"Just for the Summer" ist Band 3 der Buchreihe "Part of your world", einer Liebesroman-Reihe, die im Umfeld des Royaume Northwestern Hospital handelt, wo Emma und Maddy in dem Sommer arbeiten. Alle Romane können unabhängig von einander gelesen werden. In einem Interview am Ende des Buches erklärt die Autorin die Zusammenhänge zwischen den Büchern und warum es mit einzelnen Figuren ein Wiedersehen gibt.

Die Geschichte von Band 3 ist wechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptfiguren Emma und Justin geschildert. Auf diese Weise erhält man nicht nur Einblicke in die Gefühle und die Beziehung zu einander, sondern auch in ihren Alltag und die Lebenswelten, die nicht unbelastet sind.

Emma ist aufgrund ihrer Kindheit traumatisiert und leidet unter nachvollziehbaren Bindungs- und Verlustängsten. Beständig an ihrer Seite ist ihre beste Freundin Maddy, die wie eine Schwester für sie ist und mit der sie die befristeten Anstellungen an Krankenhäusern gemeinsam absolviert.

Justin arbeitet in der IT-Branche, ist jedoch kein Nerd, sondern ein kreativer Kopf. Sein Vater ist vor vier Jahren gestorben, was Auswirkungen auf die Familie hatte. Seine Mutter hat fatale Fehler gemacht und nun ist es an Justin, sich um seine jüngeren Geschwister zu kümmern.

Emma und Justin haben nach dem Austausch von Nachrichten und Telefonaten einen Plan entwickelt, ihren Liebesfluch zu durchbrechen. Man spürt auf Anhieb die Chemie zwischen den beiden. Die Funken sprühen und auch wenn sie sich nicht in allem einig sind, passen sie perfekt zu einander. Sie sind empathisch und ehrlich zu einander, entwickeln Verständnis für die Probleme des anderen und sind für einander da. Vor allem Justin legt sich ins Zeug, um Emma von sich und Minnesota zu überzeugen und sie zum Bleiben zu bewegen.
Man wünscht den beiden ihr Happy End und fragt sich gleichzeitig, wie sie die Hürden meistern werden, die sie trennen.

"Just for the Summer" ist vielmehr als nur eine Sommerromanze, dafür aber auch weniger unbeschwert als zunächst gedacht. Der Aufhänger mit dem Beziehungsfluch ist witzig und originell, woraus sich eine lebensnahe Geschichte entwickelt, in der sich so einige Schwierigkeiten aus den Biografien der Hauptfiguren offenbaren.
Die Geschichte ist romantisch, aber nicht kitschig, humorvoll, aber nicht albern. Sie ist voller liebenswerter, nahbarer Charaktere, die nachvollziehbare Probleme haben, die der Geschichte mehr Tiefe geben und zusätzliche Spannung erzeugen. Ein Liebesroman, der mich so positiv überrascht hat und damit neugierig auf die beiden anderen Bücher der Reihe macht, was durch das Interview der Autorin noch verstärkt wird.

Bewertung vom 09.05.2025
Buck, Vera

Der dunkle Sommer


sehr gut

Tilda ist Architektin mit italienischen Wurzeln und nach einem traumatischen Ereignis und einer erdrückenden Schuld auf der Suche nach einem neuen Anfang. Auf Sardinien kauft sie sich in eine Villa in dem verlassenen Geisterdorf Botigalli. Was sie nicht weiß, ist dass sich in dem Haus ein Massaker mit unzähligen Toten ereignet hat.
Enzo ist Journalist und arbeitet ehrgeizig an einem Buchprojekt. Er möchte endlich aufklären, was vor 40 Jahren in Botigalli passiert ist. Beharrlich versucht er dem einzig Überlebenden der Katastrophe die Wahrheit zu entlocken. Doch der verbitterte alte Mann schweigt.

Der Roman ist aus mehreren Perspektiven geschrieben und handelt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart flieht Tilda vor ihrer eigenen Vergangenheit und wird ungewollt mit der Vergangenheit des Ortes konfrontiert, in dem sie sich niederlässt, die noch viel dunkler ist. Zu allem Überfluss verschwindet in dem überhitzten Sommer auch noch ihr Bruder Nino, der bei ihr nach einem Bankrott Zuflucht gesucht hatte. Unterstützung bei ihrer Suche erhält Tilda von Enzo, der ihr von früheren Verbrechen erzählt und dem die Insel mit ihren Geheimnissen zunehmend zuwider ist.

Die Vergangenheit schildert den Sommer 1982, beginnend von dem euphorischen Fußball-WM-Sieg Italiens gegen Deutschland, bis zu den Ereignissen, die zur Eskalation auf einer Hochzeitsfeier führten und aus Botigalli einen Geisterort machten.

Daneben gibt es einzelne Abschnitte aus der Sicht eines Entführungsopfers, die beklemmend sind.

Die Geschichte braucht ein wenig, bis sie an Fahrt aufnimmt und nach persönlichen Tragödien die Verbrechen in den Fokus rücken. Die Stimmung ist sowohl in der Gegenwart als auch der Vergangenheit trotz des Sommers und der heißen Temperaturen und dem Setting auf einer Urlaubsinsel düster und bedrohlich. Vor allem die Vergangenheit bringt Erschütterndes zutage, was besonders schwer wiegt, da sie von realen Ereignissen inspiriert ist. Das Massaker ist dabei nur das katastrophale Ergebnis aus Gier, Schuld und Anarchie. Die Geschichte prangert eine gewalttätige, patriarchale Struktur in Italien an, die Verbrechen zur Bereicherung außerhalb staatlicher Sanktionierung ermöglicht.

Der Roman ist spannend und dramatisch, wird jedoch nicht den Erwartungen eines düsteren Thrillers voller Nervenkitzel gerecht, auch wenn es für die Protagonisten gefährliche Situationen gibt. Alle Handlungsstränge fließen am Ende logisch zusammen, wobei die handelnden Figuren idealistisch eng mit einander verknüpft sind, was sich zumindest in Teilen frühzeitig erahnen lässt.

Bewertung vom 06.05.2025
Werkmeister, Meike

Über den Wolken wohnen die Träume


sehr gut

Die 17-jährige Morlen hat genug von der Schule, der Enge ihrer Heimat Norderney und möchte reisen. Da trifft es sich gut, dass eine Freundin ihrer Mutter, die in einer Küstenstadt in Kalifornien wohnt, Unterstützung braucht, nachdem ein Au-pair kurzfristig abgesagt hatte. Geplagt vom Jetlag und der Entfernung von zu Hause, ist Morlen zunächst verunsichert und begreift die Dynamik der Familie Johnson nicht. Während Mutter Heather Morlen herzlich aufnimmt und auch Teenagerin Ellie ihr gegenüber aufgeschlossen ist, ist die kleine Hazel, um die sie sich aufgrund ihrer Diabetes kümmern soll, distanziert, der älteste Tom verhält sich ebenso zurückhaltend und Vater Gary glänzt überwiegend durch Abwesenheit.
Heather ist ausgebrannt, sorgt sich um ihre Kinder, die bis auf Ellie ihre Unterstützung verlangen, spürt, wie ihre Ehe kriselt und hat das Gefühl, in ihrem Leben etwas verpasst zu haben.

Der Roman ist wechselnd aus der Ich-Perspektive von Morlen und Heather geschrieben. Die Kapitel sind kurz und durch den Generationenunterschied vielseitig und abwechslungsreich. Beide haben mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen, wobei erst allmählich deutlich wird, worin diese begründet sind.

Die Stimmung ist sehnsüchtig. Morlen, die Norderney zuletzt als Gefängnis empfunden hat, fühlt sich erstmals frei, genießt die Zeit am Strand, das Surfen und die kalifornische Lebensart.
Durch Ellie lernt sie andere Jugendliche kennen, die den Sommer mit Surfen und Partys genießen. Einer von ihnen ist der selbstbewusste Charlie, der den Flirt mit Morlen sucht. Morlen fühlt sich allerdings zu ihrem Gastbruder Tom hingezogen, mit dem sie mehr verbindet.
Heather wollte schon immer früh Mutter sein und liebt uhr Familienleben. Sie fühlt sich allerdings von ihrem Mann alleingelassen und hat sich von ihm distanziert. Sie muss lernen, mehr auf sich zu achten und Aufgaben delegieren zu können.
Mit ihren Freundinnen trifft sie sich regelmäßig zum Surfen, wobei ihr Jackson begegnet, der ihr gerne mehr als nur Tipps beim Wellenreiten geben würde.

Mit dem Setting in Kalifornien ist "Über den Wolken wohnen die Träume" die perfekte Sommerlektüre, wobei die Geschichte nicht ganz unbeschwert ist. Er handelt von mental Health, Vertrauensverlust, Muttergefühlen und den damit verbundenen Ängsten, vom Erwachsenwerden und der ersten Liebe, von Selfcare und der Suche nach Glück.
Die Geschichte ist lebendig und lebensnah.
Es fällt leicht, sich in die Figuren hineinzuversetzen und ihre Probleme nachzuvollziehen. Dabei zeigt sich, wie die Generationen von einander lernen und sich gegenseitig helfen können. Unabhängig vom Alter sind sie auf der Suche nach Liebe, Glück und Zufriedenheit, wobei der Wunsch nach einem Ausbruch aus dem Status quo laut wird. Der Roman ist nicht nur eine Reise zu einem Sehnsuchtsort, sondern auch eine Reise zu sich selbst.

Schon fast typisch für Meike Werkmeister gibt es Querverbindungen in frühere Romane. So sind Morlen bzw. ihre Mutter Maria aus "Sterne sieht man nur im Dunkeln" und "Über dem Meer tanzt das Licht" bekannt. Ihre Leben werden in "Über den Wolken wohnen die Träume" fortgesetzt, die Vorgeschichte ist zum Verständnis jedoch nicht notwendig.

Bewertung vom 03.05.2025
Kelly, Lorraine

Die Inselschwimmerin


gut

Vor zwanzig Jahren verließ die 18-jährige Evie abrupt die schottische Insel Orkney nach einem traumatischen Erlebnis. Geplagt von Schuldgefühlen versuchte sie sich in London ein neues Leben aufzubauen und ließ die Vergangenheit und ihre Familie hinter sich. Als ihr Vater im Sterben liegt, kehrt sie zurück und muss sich ihren Dämonen stellen, insbesondere ihrer älteren Schwester Liv, die schon immer eifersüchtig auf sie war und sie ablehnt. Auch fällt es Evie schwer, sich ihren alten Freunden anzunähern, da sie mit sich selbst nicht im Reinen ist und die Gründe für ihre Flucht verschweigt.
Einzig die ältere Freya scheint sich über Evies Rückkehr zu freuen und versucht sie zum Bleiben zu überreden. Evie merkt, wie sehr sie ihre Heimat vermisst hat und weiß, dass sie ihr Geheimnis lüften muss, um endlich frei zu sein.

Die Geschichte handelt auf mehreren Zeitebenen und erzählt sowohl Evies Geschichte, beginnend im Jahr 2004, als auch die Geschichte ihrer Eltern ab den 1960er-Jahren. Der Wechseln zwischen der Gegenwart im Jahr 2024 und den vergangenen Ereignissen zeigt die Hintergründe, die Evies Leben geprägt haben.
Es ist die Geschichte über ein Trauma und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und eine Familientragödie.

Die Geschichte entwickelt sich zunächst spannend, da man trotz wechselnder Zeitebenen nicht weiß, was Evie getan hat. Das Geheimnis überschattet alles und wirkt sich auf Evies Selbstbewusstsein auf. Sie bestraft sich selbst und gibt findet sich mit einer toxischen Beziehung mit einem Mann ab, der sie ausnutzt und herablassend behandelt.

Nach zwei Dritteln erfolgt endlich Evies Lebensbeichte und die Schilderung eines erschütternden Vorfalls. Sodann verpufft jedoch auch jegliche Spannung und der Roman nimmt einen Fokus auf das Glück von Nebencharakteren und wird zunehmend einfallslos und seicht. Dazu kommt, dass die handelnden Figuren eindimensional gezeichnet sind und sich simpel in Gut und Böse einteilen lassen.

Der Roman enthält viele ernste Themen wie Fehlgeburten, Kinderwunsch, Alkohol- und Drogensucht, Tod, Krebserkrankung, Alzheimer, Depression, Transgender, Erpressung, Gaslighting, Manipulation, Eifersucht, wird aber aufgrund der Vielzahl keinem wirklich gerecht.

Unabhängig davon ist der Titel des Buchs irreführend und der Klappentext am Inhalt vorbei formuliert. Das Schwimmen und der Club der "Selkies" wird gerade zweimal erwähnt.

Der Schreibstil ist altbacken und sehr simpel. Die Dialoge sind weder zeit- noch altersgemäß, was stellenweise unfreiwillig komisch wirkt.

Die Idee vom Verlassen der Heimat und der Aufarbeitung einer Schuld hatte viel Potential und gerade der Vergangenheitsstrang mit der bedrückenden Familiengeschichte wusste zu fesseln, aber die Umsetzung ist durch die Überfrachtung mit zu vielen Problemstellungen und dem altmodischen Erzählstil nicht optimal gelungen.

Bewertung vom 02.05.2025
Henry, Emily

Great Big Beautiful Life


weniger gut

Alice Scott ist Journalistin und hat investigativ den Aufenthaltsort der berühmten Margaret Ives herausgefunden, die sich vor zwanzig Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte. Alices Traum wird wahr, als sie die Chance erhält, die Memoiren von Margaret aufzuschreiben. Ihr Konkurrent ist der bekannte Autor und Pulitzer-Preisträger Hayden Anderson, der ebenfalls dafür nach Crescent Island gekommen ist. Beide werden von Margaret für einen Monat eingeladen, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Nach den vier Wochen möchte Margaret entscheiden, wer von ihnen das Buch schreiben darf.
Während Margaret weit ausholt, um ihr Leben zu erzählen und beginnend mit ihrem Urgroßvater unbekannte Details ihrer Familiengeschichte enthüllt, begegnen sich Alice und Hayden immer wieder auf der kleinen Insel. Sie versuchen sich ihrer gegenseitigen Anziehung zu entziehen, schließlich sind sie berufliche Konkurrenten.

Der Roman verbindet eine klassische Rivals-to-Lovers-Romanze mit einer biografischen Enthüllungsgeschichte. Die 33-jährige Alice sehnt sich nach Anerkennung und möchte deshalb unbedingt die Lebensgeschichte der geheimnisumwitterten Margaret Ives verfassen und verliebt sich dabei in ihren Konkurrenten Hayden, einen erfolgreichen, aber recht unterkühlten Autor.

Beide Erzählstränge sind langweilig und erschreckend belanglos. Keiner der Charaktere weckt ein Interesse, bleibt stattdessen unnahbar und blass. Die Liebesgeschichte, gegen die sich beide Figuren zunächst wehren, entwickelt sich emotionslos und ohne Feuer. Dass hier schon sehr früh die berühmten drei Worte genannt werden, ist nicht nachvollziehbar. Noch enttäuschender ist, dass auch die Geschichte in der Geschichte nichts hergibt. Margaret erzählt zunächst von ihren Vorfahren und wie ihre Familie zu ihrem Reichtum gekommen ist. Es sind Dinge, die sie selbst nicht erlebt haben kann, weshalb die Art der Erzählweise nicht überzeugt. Erst nach weit über der Hälfte des Romans geht es um Margaret selbst - die Prinzessin der Boulevardpresse - aber auch hier irritiert die Nacherzählung in der dritten Person statt in ihrer Ich-Perspektive. Zudem wird überhaupt nicht deutlich, was Margaret so besonders gemacht hat und warum Alice und Hayden ein reges Interesse an dieser Frau haben. Letztlich ist Margaret nur Tochter reicher Eltern und Ehefrau eines Musikers, dem "Elvis für Arme". Sie selbst zeichnet sich durch nichts aus. Bemerkenswert ist allenfalls der Grund für den Wunsch nach einer Transkription ihres Lebens, wobei die Vorgeschichte ihrer Ahnen keine Rolle spielt.

Die Idee zu dem Roman hätte zünden können, aber die Umsetzung überzeugt aufgrund des distanzierten Aufbaus der Erzählung und den unscheinbaren Figuren leider nicht.

Bewertung vom 28.04.2025
Lovering, Carola

Was uns zusammenhält


sehr gut

Auf der High School waren Billie und Cassie unzertrennlich, aber ab dem College haben sich ihre Leben in unterschiedliche Richtungen entwickelt und mit Mitte 30 scheint sie nicht mehr viel zu verbinden. Cassie ist mit einem reichen Mann verheiratet und vor wenigen Monaten zum ersten Mal Mutter geworden. Sie ist Inhaberin einer Boutique und teilt ihr gesamtes Leben als Influencerin auf Instagram. Billie reist beruflich um die Welt, ist Single und verspürt nicht das Bedürfnis, Mutter zu werden. Sie vermisst ihre beste Freundin Cassie, die sie zunehmend aus ihrem Leben zu drängen scheint.
Erst als Cassies Tochter Ella vermisst wird, meldet sie sich wieder bei Billie und braucht die Freundin, mit der sie ein dunkles Geheimnis teilt. Doch ausgerechnet Billie ist diejenige, die Ella heimlich an sich genommen hatte.

Der Roman wird in der Gegenwart aus wechselnden Perspektiven von Billie und Cassie erzählt. Daneben gibt es Rückblenden, beginnend ab ihrer Teenagerzeit im Jahr 2006, die den Verlauf ihrer Freundschaft aus der Sicht von Billie schildern.

Schon mit dem Prolog beginnt der Roman spannend und wirft die Frage auf, was zwischen den beiden Frauen passiert sein muss, dass Billie dazu bewegt hat das Baby ihrer Freundin zu entführen.
Der Roman schildert eindrücklich, welchen Veränderungen Freundschaften unterworfen sind. Cassie möchte die Vergangenheit hinter sich lassen und hat deshalb keinen Platz mehr für Billie, die sie an ihr unbedeutendes früheres Leben erinnert. Für einen klaren Schlussstrich fehlt ihr jedoch der Mut, denn Billie ist die einzige, die Cassies Geheimnis kennt. Billie wird wiederholt von Cassie verletzt, kann diese aber auch nicht loslassen. Ihr Verhältnis wird plötzlich von Wut, Eifersucht
und Enttäuschung, aber auch von einer tiefen Sehnsucht nach der besten Freundin bestimmt.

"Was und zusammenhält" schildert die Dynamik einer jahrelangen Freundschaft, die sich zunehmend toxisch entwickelt. Die Geschichte handelt von Loyalität und Fürsorge, aber auch von Verletzungen, Besessenheit und Verrat.
Sie zeigt zudem, wie lange Kindheitstrauma andauern und das Leben beeinflussen können und wozu getränkte Menschen fähig sind. Darüber hinaus widmet sich die Autorin abseits der zerbrechenden Freundschaft weiteren Schwierigkeiten, die die Leben der Frauen beeinflussen wie Missbrauch, Alzheimer und dem schönen, oberflächlichen Schein von Social Media.
Die alternierenden Sichtweisen lassen tief blicken und zeichnen zwei vielschichtige Hauptfiguren. Die Einblicke in die Vergangenheit geben allmählich Erklärungen für deren Verhalten. Beide Erzählstränge entwickeln sich in der zweiten Hälfte nach Billies Tat noch spannender und passend zum modernen Zeitgeist und den Rollen, die Frauen darin spielen - als Ehefrau, Mutter, Freundin, Geschäftsfrau.

Bewertung vom 26.04.2025
Gruber, Andreas

Todesspur / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.8


ausgezeichnet

In Deutschland kommt es im Mai innerhalb von kurzen Abständen in verschiedenen Großstädten zu mehreren Anschlägen und alles deutet daraufhin, dass es sich bei den Attentätern um die vierte Generation der RAF handelt. Das BKA um den Profiler und Chefermittler Maarten S. Sneijder konnte einen vermeintlichen Kopf und Ideengeber, Dr. Conrad, der neu formierten Terrorgruppe aufspüren und mit einer groß angelegten Aktion, an der auch der BND beteiligt war, festnehmen. Unter Zeitdruck wird Conrad verhört und schweigt beharrlich. Nachdem ein Flugticket nach Mallorca bei ihm gefunden wird, machen sich Sneijder und seine jüngere Kollegin Sabine Nemez für einen Undercover-Einsatz auf der Urlaubsinsel bereit, in der Hoffnung weitere Teile der Gruppe zu identifizieren und geplante Anschläge zu verhindern. Aufgrund der wenigen Erkenntnisse über die "R4F" ist es schwierig die Übersicht über die möglichen Beteiligten zu gewinnen, als es in dem Luxushotel auf Mallorca, wo Sneijder und Nemez untergebracht sind, zu ersten Todesfällen kommt.

"Todesspur" ist der achte Band der "Todesreihe" um den charismatischen niederländischen BKA-Profiler Maarten S. Sneijder. Grundsätzlich handeln die Bände von in sich abgeschlossenen Kriminalfällen, so dass die Einzelbände unabhängig voneinander lesbar sind. Zum besseren Verständnis der wiederkehrenden Hauptfiguren, ihrer (liebenswerten) Eigenarten und der Beziehungen untereinander ist es jedoch empfehlenswert, die Reihe chronologisch zu verfolgen.

"Todesspur" baut auf zwei Erzählsträngen auf, die zunächst keine Verbindung aufweisen und auf Mallorca zusammengeführt werden. Der Roman handelt einerseits von den Ermittlungen des BKA, um die vierte Generation der RAF zu entlarven und die angekündigte Terrorwelle gegen Staatsvertreter, Wirtschaftsgrößen und kritische Infrastruktur zu stoppen. Andererseits handelt der Roman von der ehemaligen Polizistin Lea Fuchs, die eine eigene Sicherheitsfirma in Tirol aufgebaut hat und nach einem Unfall und unter dem Einfluss der Stimme ihrer toten Zwillingsschwester mehrere falsche Entscheidungen trifft, die eine blutige Spur nach sich ziehen.
Ungeahnt gibt es darüber hinaus eine Verbindung von ihr zu Angehörigen der vierten Generation der RAF.

Durch die ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden und des zweiten, etwas skurril anmutenden Erzählstrangs ist der achte Band sehr unterhaltsam und vor dem Hintergrund des aufkommenden Terrors in Deutschland spannend geschildert. Der originelle Plot ist mit der Verknüpfung von Terrorismusbekämpfung und der Eskalation der Vertuschung einer Tat schon fast aberwitzig aufgebaut, ohne dass Zweifel an der Authentizität des Szenarios geweckt werden. Das Konstrukt ist plausibel und die kurzen Kapitel lassen einen geradezu durch den Roman fliegen.

Trotz der stockenden Ermittlungen ist die Geschichte temporeich und dynamisch. Der Thriller entwickelt sich unvorhersehbar und Sneijder muss in diesem Fall mit seinem Team besonders kreativ sein, um Schlimmeres zu verhindern. Der sehr von sich überzeugte, dauerkiffende Kriminalpsychologe bleibt seiner eigenwilligen, unverwechselbaren Art treu und hat Kollegen, die er antreibt und die ihm Paroli bieten können.

Der politische Hintergrund des Kriminalfalls bleibt nur oberflächlich. Im Vordergrund des fesselnden Thrillers stehen die polizeilichen Ermittlungen und die bekannten, sehr besonderen Charakteren, die ein Terrornetzwerk aufdecken müssen, ohne sich von fast schon beiläufig erledigten Morden ablenken zu lassen, die ihre Wege zufällig kreuzen.

Bewertung vom 24.04.2025
Deitch, Hannah

Killer Potential


weniger gut

Evie Gordon ist eine 29-jährige SAT-Tutorin, die Schülern Nachhilfeunterricht gibt, um daa Darlehen ihres Studiums zurückzuzahlen. Jeden Sonntag unterrichtet sie Serena Victor im Anwesen der Familie in Beverly Hills und stößt dort eines Tages auf die Leichen von Serenas Eltern. Diese wurden offenbar ermordet. Panisch möchte Evie das Haus verlassen, hört jedoch eine Stimme aus einem Wandschrank, wo eine junge Frau gefesselt ist. Als sie die Unbekannte befreit hat, steht plötzlich Serena vor ihr uns hält die beiden für die Mörder ihrer Eltern. Im Affekt schlägt Evie Serena nieder und flüchtet zusammen mit der namenlosen Frau. Evie weiß, dass die Polizei ihnen auf den Fersen ist, hofft jedoch, vorher herauszufinden, wer der wahre Täter ist.

Es folgt ein Roadtrip von zwei Frauen, die von den Medien und den Behörden als skrupellose Killer gesucht werden.

"Fesselnd, unheimlich und cool", "Messerscharf und jede Menge Twists (...)", "Heftig, unterhaltsam, wild (...)" - so wird das Buch euphorisch beworben und ist nichts davon.
Der Roman ist so unfassbar langweilig, dass er die Einordnung als Thriller nicht verdient hat.
Nach einem noch spannenden Beginn am Tatort, folgt eine vierwöchige Flucht zweier Frauen, die zumindest dann notgedrungen zu Täterinnen werden. Die Erzählung ist eintönig und repetitiv. Natürlich werden Evie und die Frau, die sich später als Jae vorstellt, aufgrund der groß angelegten Fahndung im.er wieder erkannt, stehlen Autos, fahren weiter, brechen in Häuser ein und bedrohen andere.
Währenddessen gibt es ein paar innere Monologe von Evie, die ein wenig von ihrer Biographie offenbaren, was jedoch nicht weiter von Relevanz ist.
Halbherzig wird über den wahren Täter spekuliert, eine Suche erfolgt jedoch nicht. Stattdessen nähern sich Evie und Jae als Partner in Crime an und beschäftigen sich mit sich selbst.
Beide werden als hochintelligent beschrieben, verhalten sich jedoch unglaublich stupide und treffen falsche Entscheidungen. Jaes Vorgeschichte, die am Ende erzählt wird, ist genauso hanebüchen wie die Details, die über den Vater von Serena offenbart werden.

Der Roadtrip ist weder temporeich noch gibt es auch nur irgendeinen Plottwist. Die Geschichte ist langweilig belanglos. Auch die Jahre, die kurz zusammengefasst die Folgen beschreiben, sind wenig aufschlussreich, noch öder erzählt und lassen zudem weitere Fragen offen - insbesondere weil die ganze Story völlig aus der Luft gegriffen erscheint.

Bewertung vom 23.04.2025
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen


sehr gut

Nora Stephens ist ein wahrer Workaholic und gibt in ihrem Job als Literaturagentin alles. In der Liebe ist sie hingegen weniger erfolgreich. Die Männer an ihrer Seite verlassen sie für alles, wofür die streng organisierte Großstädterin nicht steht. Für ihre jüngere Schwester Libby würde sie jedoch alles geben, fühlt sie sich doch seit dem Tod ihrer Mutter verantwortlich für sie. Ihr zuliebe stimmt sie deshalb einem gemeinsamen Urlaub in einer Kleinstadt zu, die der Schauplatz von Libbys Lieblingsroman ist. Dort trifft Nora ausgerechnet auf Charlie Lastra, einem Lektor, mit dem sie sich zuletzt über ein Manuskript gestritten hatte.
Während sich in Sunshine Falls ihre Wege unweigerlich immer wieder kreuzen, macht sich Nora Sorgen um ihre Schwester, die ihr etwas verschweigt.

"Book Lovers" nimmt bereits im Prolog treffsicher und unheimlich witzig die Stereotypen von Kleinstadtromanzen auf die Schippe Geschichten, in denen die Hauptfigur Nora nie eine Heldin sein könnte. Gleichzeitig bedient der Roman selbst Klischees von typischen Enemies-to-Lovers-Geschichten, was sie jedoch nicht weniger glaubwürdig macht.

Natürlich ist die Liebesgeschichte in ihren Grundzügen vorhersehbar und genau das wird ja auch erwartet. Das Buch handelt jedoch nicht nur von der Annäherung von Nora und Charlie, die erst auf den zweiten Blick erkennen, dass sie sowohl beruflich als auch privat sehr wohl zusammenpassen. Es geht auch um die innige Schwesternbindung von Nora und Libby, um Verlustängste und die Angst, nicht dazuzugehören oder zu genügen sowie trotz der Verantwortung und der Liebe für andere auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und den richtigen Lebensweg für sich zu wählen.

"Book Lovers" ist voller wortgewandter, spritziger Interaktionen der Hauptfiguren, macht aus jedem Aufeinandertreffen von Nora und Charlie einen charmanten und humorvollen Schlagabtausch und trifft auch bei den ernsteren Themen den richtigen Ton. Ohne übertriebene Dramen oder inszenierte Missverständnisse bietet der Roman eine sommerliche Unterhaltung im Umfeld des Verlagswesens.
Als sich die Figuren über ihre Gefühle im Klaren sind, verliert sich leider der Witz und zieht den Roman am Ende etwas in die Länge.
Der Besondere der Geschichte sind die spitzzüngigen, frechen Dialoge. Die Nebenstränge der Handlung wie das Abarbeiten der Bucketlist, das Kleinstadtsetting sowie die romantischen Gefühle kommen dagegen etwas kurz.

Bewertung vom 21.04.2025
Link, Charlotte

Dunkles Wasser / Polizistin Kate Linville Bd.5


sehr gut

Vor 15 Jahren wurden im Sommer in Schottland mehrere Urlauber beim Zelten kaltblütig ermordet. Überlebt hat nur die 16-jährige Iris, die sich vor den Tätern verstecken konnte.
Iris ist traumatisiert und nach wie vor in psychotherapeutischer Behandlung. Zudem wird sie seit kurzem von einem anonymen Stalker bedroht. Als sie mit ihrer Freundin in Frankreich im Urlaub ist, ist die Stimmung gedrückt und ihre Wege trennen sich durch die Verwicklung unglücklicher Umstände. Auf sich allein gestellt, trifft Iris auf Caleb Hale, der selbst in Frankreich im Urlaub ist und der attraktiven Frau helfen möchte. Auf der Suche nach ihrer Freundin sieht sich der ehemalige Polizist an seine Berufung erinnert. Die Ereignisse überschlagen sich, als sich herausstellt, dass Iris tatsächlich in unmittelbarer Gefahr ist und einer der Täter von damals die Zeugin offenbar eliminieren möchte.
Kate Linville, die zum Inspector befördert worden ist und unglücklich von einem aktuellen Entführungsfall abgezogen wurde, ist plötzlich für Iris Shaw zuständig und versucht alles, um den Cold Case zu lösen und deckt dabei so manche Ungereimtheit auf.

"Dunkles Wasser" ist der fünfte Band der "Kate-Linville"-Reihe, der sich bezogen auf den Kriminalfall unabhängig von den Teilen davor lesen lässt. Im Hinblick auf die handelnden Personen ist es jedoch aufschlussreich die Reihe chronologisch zu lesen.

Der Roman handelt von zwei unterschiedlichen Kriminalfällen, wobei der aktuelle Fall der Entführung einer Jugendlichen in den Hintergrund tritt und nachrangig ist. Er hat jedoch zur Folge, dass Kate freie Kapazitäten hat und deshalb bereitwillig ihren Freund Caleb unterstützt, für den sie immer noch mehr empfindet. Beide beißen sich im weiteren Verlauf aus unterschiedlichen Gründen an dem Cold Case fest, der eine Bedrohung für die einzig überlebende Zeugin Iris ist. Kate ist überzeugt, dass ihr Verfolger nur mit Hilfe der Aufklärung des alten Falls gelöst werden kann.

Die Geschichte ist spannend und wendungsreich und durch die Sicht des Täters im Jahr 2008 brutal. Auf diese Weise hat der Leser gegenüber den Ermittlern einen Wissensvorsprung, was die Spannung allerdings nur geringfügig mindert. Der Fall ist komplex, weshalb es dauert, bis sich alle Zusammenhänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Opfern und Tätern offenbaren.

Die Ermittlungen sind dabei sehr von Kates Hartnäckigkeit und ihrem Instinkt und weniger von konkreten Spuren geleitet. Zudem erscheinen durch den langen Zeitraum nach 15 Jahren die Motive nicht immer ganz schlüssig und nachvollziehbar. Die Offenbarung am Ende ist überraschend, aber weniger raffiniert als vielmehr weit hergeholt.
Die Atmosphäre ist hingegen durchgehend authentisch beschrieben. Die Stimmung ist trotz des Sommers düster und wechselt zwischen Starkregen und unerträglicher Hitze.
Wie gewohnt hat Kate immer noch mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen, die weiterhin die Nerven des Lesers strapazieren. Auch Caleb ist mit seiner blinden Verliebtheit in diesem Band neben der Spur.

"Dunkles Wasser" ist durch den undurchsichtigen Zusammenhang zwischen Vergangenheit und Gegenwart spannend und durch immer neue Hinweise wendungsreich. Das Szenario um das Gewaltverbrechen als eine Folge von sozialer Ungleichheit, Rachegelüsten und einem Gewaltexzess und die späten Folgen ist nicht abwegig, aber für die Dramaturgie in vieler Hinsicht konstruiert. Für mich deshalb nicht der beste Teil der Reihe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.