Benutzer
Benutzername: 
kerstin_aus_obernbeck
Wohnort: 
Ostwestfalen

Bewertungen

Insgesamt 91 Bewertungen
Bewertung vom 23.12.2024

Die Sendung mit dem Elefanten - Schütteln, pusten, lachen - Mein Mitmachbuch


ausgezeichnet

Elefant und Hase – Schütteln, pusten, lachen – Mein Mitmachbuch

Der Elefant und der Hase sind natürlich absolut wunderbar, Kinder lieben zurecht diese Figuren und zu Beginn des Buches wird das Kind eingeladen, mit dem blauen Elefanten und dem rosa Hase Abenteuer zu erleben, mit ihnen zu spielen und ihr Freund zu werden.

Und so begleitet das Kinde die beiden Figuren durch ihren Alltag, sei es auf dem Spielplatz beim Schaukeln, beim Plätzchen backen, Schlittenfahren, sich gegenseitig beschenken bis hin zum Gutenachtlied.
Der Schlitten fährt, weil das Kind das Buch schubst, der Drache fliegt, weil das Kind pustet und Elefant und Hase schlafen, weil das Kind ein Gutenachtlied singt.

Spielerisch lernt das Kind dabei rechts und links, oben und unten und taucht so in das Leben der Figuren ein, die es aus der Sendung mit der Maus kennt und liebt.
Am Ende des Buches finden sich noch Bilder zum Ausmalen, nach all den Aktivitäten kommt das Kind zur Ruhe und übt ein wenig die Konzentration.

Mir gefällt das Buch sehr gut, es ist wunderschön und liebevoll gestaltet, wertig verarbeitet und das Kind erlebt den Alltag von Elefant und Hase, sieht sie in alltäglichen Situationen, die es selbst kennt und wird animiert, aktiv zu werden – und das auf klassische Art und Weise ohne technischen Schnickschnack.

Mir gefällt das Buch sehr gut und wir haben beim Lesen viel Spaß gehabt.

Bewertung vom 23.12.2024

Die Sendung mit dem Elefanten - Meine Kindergartenfreunde


sehr gut

Elefant und Hase – Meine Kindergartenfreunde

Das Cover ist wunderschön gestaltet, mit vielen kleinen Zauberhaften Details, die einladen, das Buch zu entdecken.
Die Seite für das Kind, dem das Buch gehört, ist einfach toll. Durch ankreuzen kann das Kind die Jahreszeit, das Lieblingsessen und was es gut kann, bestimmen.
Es ist Platz für ein Foto, ein auszumalender Elefant gibt das Alter des Kindes an und sowohl der Name als auch der Spitzname können hinterlegt werden.
Eine schöne Idee findet sich auf der nächsten Seite, denn dort ist ein Bild, dass von allen, die sich in das Buch eintragen, zum Leben erweckt werden soll. Ein Gemeinschaftsbild ist eine schöne Idee für ein Kindergartenfreundebuch – und damit auch kein Geburtstag vergessen wird, kommt auf der nächsten Seite ein bunt gestalteter Geburtstagskalender. Super!
Nun folgen Seiten für Einträge der Kindergartenfreunde, insgesamt 24 Kinder können sich eintragen, eine hübsche Idee finde ich, dass sich auch der Elefant und der Hase eingetragen haben.
Nach jeweils drei Einträgen folgen Seiten, in denen die Kinder aktiv werden können, sei es durch Aus- und Weitermalen, zählen oder bei Wimmelbildern. Am Ende bietet das Buch Platz für Fotos von Kindergartenfesten und Kindergeburtstagen.
Das Buch ist robust und wertig verarbeitet, das Papier hat eine angenehme Stärke und widersteht dem Ansturm von eifrigen Kinderhänden sicher recht gut.
Alles in allem finde ich das Buch wirklich toll, es ist hübsch gestaltet, bietet viele schöne Momente und wird für das Kindergartenkind sicher eine tolle Erinnerung.

Bewertung vom 22.11.2024
Uhlmann, Thees

Thees Uhlmann über die Toten Hosen / KiWi Musikbibliothek Bd.4 (3 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Die Toten Hosen / Thees Uhlmann

Liebe Punkrocker.
Das Warten hat sich gelohnt. Seid ihr alle gut drauf?
Mögt ihr alle Limonade? Ist Purple Schulz das Größte für euch?
Jungs, ihr seid auf dem komplett falschen Konzert.
Das ist Punkrock. Das sind die Toten Hosen aus Düsseldorf.
Applaus!“ (S.131)

Sommer 1988. Am schwarzen Brett des Gymnasiums in Hemmoor hängt ein Zettel, es werden Mitreisende zu einem Konzert der Toten Hosen am 10.12.1988 in Hamburg gesucht. Ruckzuck findet sich auf der Liste folgender Eintrag: „Thees Uhlmann, 9F“

„Ich war vierzehn, als ich mich in die Liste für das Konzert der Toten Hosen eintrug.“ (S.13)

So fängt die Geschichte von Thees und den Hosen an. Auf seine ganz eigene Art erzählt der Autor in dem Buch von seiner Liebe zu der Düsseldorfer Kapelle, von Begegnungen, Freundschaft und Respekt, von Ehrfurcht und Nervosität, davon wie es ist mit ihnen Musik zu machen und von kleinen und großen Momenten abseits der Öffentlichkeit.
Thees Uhlmann erzählt von den Roten Rosen und den Broilers, er berichtet von dem Konzert der Hosen in der DDR, glänzt mit einem großartigen Fachwissen zum Thema Bläsersatz und hat ebenso wie ich Lieblingslied:

„Zu Liebeslied habe ich eine besondere Beziehung.“ (S.137)

Wenn es um das Band Aid 30 Projekt geht, dann ist das fast so etwas wie ein Hauch Peinlichkeit in den Zeilen, aber ganz ehrlich, so schlimm war das Lied nicht und für mein Empfinden wurde das von Campino ausgerufene Ziel erreicht:

„Wir müssen auf jeden Fall geiler sein also die Engländer!“, gab Campino als Ziel aus. Sportsmann durch und durch. (S.77)

Würde mich jemand bitten ein Buch über die Hosen zu schreiben, dann könnte ich natürlich nicht so viele persönliche Momente einbringen, aber ansonsten würde es sich vermutlich ähnlich begeistert lesen.
Wenn Thees Uhlmann erzählt, möchte ich ihm einfach stundenlang zuhören, weil es sich ganz nah und persönlich anfühlt, ehrlich und unaufgeregt. Ich sehe ihn vor mir in der Küche sitzen, wie er schreibt, über zurückliegendes nachdenkt, glücklich oder mit einem leicht schiefen Grinsen von Situationen berichtet, besondere Ereignisse bewahrt hat und nun mit mir teil, so wie die Liebe zu den Hosen. Danke!

Wer die Hosen und Thees Uhlmann mag, dem möchte ich dieses wunderbare Buch ganz dringend an Herz legen. Es ist einfach großartig.

Große Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.11.2024
Meyer, Kai

Das Haus der Bücher und Schatten


ausgezeichnet

Das Haus der Bücher und Schatten / Kai Meyer

Leipzig, 1933
Cornelius Frey arbeitet als Nachtwächter, er ist vom Polizeidienst suspendiert, da er ein Verbrechen nicht im Sinne seiner regimetreuen Vorgesetzen aufgeklärt hat. Eines Abends sieht er eine junge Frau, die von einer Eisenbahnbrücke vor einen Zug springen will. Er rettet die junge Frau, jedoch am nächsten Abend wird er Zeuge, wie sie erschossen wird. Ihre letzten Worte sind „sie weinen alle im Keller ohne Treppe“ – und sie ist nicht das einzige Opfer, denn neben ihr findet man die Leiche eines Polizisten.
Den Widerständen linientreuer Polizeifunktionären zum Trotz hebt man die Suspendierung auf, Kommissar Frey soll in dem Fall ermitteln – und entdeckt dabei, dass der Doppelmord mit einer weit zurückliegenden Geschichte zu tun hat.

Livland, 1913
Paula Engel, Lektorin beim Volz Verlag, reist mit ihrem Verlobten und Kollegen Jonathan zu dem Beststeller Autor Aschenbrenner, der in Livland im Haus Hundsheide bei der Familie Choriander lebt. Paula hat die Aufgabe, den neusten Roman abzuholen, den der Autor immer wieder angekündigt, jedoch nie geschickt hat. Nun wird dieser dringend benötigt, um den in Schieflage geratenen Verlag zu retten.

Paula und Jonathan erreichen Livland im tiefsten Winter, die Familie Choriander befindet sich für die Saison in Riga und Aschenbrenner lebt allein im Haus, es gibt lediglich tagsüber Unterstützung durch die Hausangestellte Rasa.

Das Haus ist voller Bücher, unheimlicher Ecken, unerklärbarer Geräusche, in ihm gehen seltsame Dinge vor. Paula ist nach kurzer Zeit nicht mehr sicher, ob der Mann, mit dem sie und Jonathan in völliger Abgeschiedenheit in dem Haus voller Schatten eingeschneit sind, tatsächlich der berühmte Autor ist – und ob sie Jonathan vertrauen kann.

Wird Cornelius Frey den Mord aufklären und herausfinden, wie er im Zusammenhang zu den Ereignissen von 1913 steht?

„Es gab in diesem Haus zu viele Ecken, zu viele Gänge, die scheinbar ins Nichts führten und vor verschlossenen Türen endeten.“ (S.241)

Der Roman hat definitiv nicht zu viele Seiten, Charaktere oder Hinweise und Irrwege, sondern es ist eine rundum gelungene Geschichte, die ich mit großer Begeisterung gelesen habe – tatsächlich ist es das erste Buch seit langer Zeit, dass mich so gefesselt hat, dass ich die Nacht durchgelesen hatte, weil ich unbedingt wissen musste wie es mit Paula und Jonathan, aber auch mit Cornelius weitergeht und wie die beiden Handlungsstränge miteinander in Verbindung stehen.

In zwei Zeitebenen erzählt der Autor von den Ereignissen im Baltikum 1913, von einem eigenwilligen Bestsellerautor in einem Herrenhaus tief in den verschneiten Wäldern und der jungen Lektorin, die eigentlich nur ein Manuskript abholen wollte und sich plötzlich in einer gefährlichen Situation wiederfindet und von Cornelius Frey, der in Leipzig 1933 den Mord an einen Kollegen aufklären soll und dabei in ein Netz von Verschwörungen, Seilschaften und Okkultismus gerät. Und Meyer nimmt uns mit in das Graphische Viertel und erzählt von diesem ganz besonderen Ort.

Die Wechsel der Zeitebenen sind angenehm, jeweils am Ende findet sich ein geschickter Cliffhänger, der einen flott weiterlesen lässt, weil man wissen muss, was passiert. Zunächst habe ich beide Geschichten nicht zusammenbringen können und mich gefragt, auf was es hinauslaufen wird – und die Lösung ist wirklich absolut brillant.
Kai Meyer erzählt lebhaft, fast detailverliebt und seine Figuren sind gut nachvollziehbar.

„Ich spürte, dass ich belogen wurde, aber ich konnte die Lüge nicht greifen.“ (S.251)

So wie Paula ist es auch mir ergangen, ein Netz von Lügen, Schatten und dunklen Geheimnissen und wenn die Lüge auch nicht greifbar ist, so war die Beklemmung umso realer – sowohl in dem eingeschneiten Haus mitten im Wald, aber auch im Leipzig 1933, welches durch veränderte politische Gegebenheiten zu einem Ort voller Angst und Schrecken wird.

Ein großartiges Buch, welches ich gern empfehle. Ein spannender und sehr lesenswerter Roman!
Kai Meyer hat mich mit der Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite begeistert!

Ganz große Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.11.2024
Collins, Bridget;Hurley, Andrew Michael;Kidd, Jess

Wintergeister


ausgezeichnet

Wintergeister – Schaurige Geschichten für frostige Nächte
Aus dem Englischen von Sibylle Schmidt

„Wintergeister“ ist eine Sammlung von sechs schaurigen Kurzgeschichten von Bridget Collins, Andrew Michael Hurley, Jess Kidd, Catriona Ward, Susan Stokes-Chapman und Laura Purcell. Das Buch entführt die Lesenden aus der wohligen Herbst-Gemütlichkeit reißen und in eine Welt mit Nebel, Gespenstern und unheimlichen Momenten.

Knarzende Dielen und leise Schritte in leeren Räumen.
Gegenstände, die sich wie von Geisterhand bewegen.
Dunkle, neblige Friedhöfe, ein plötzlich aufbrausendes Orgelspiel in einer verlassenen Kirche...

Na, wie fühlt sich das an?

„…ein Geist verfolgt stets eine Absicht. Sie mag prophetischer Natur sein und dem Dahinscheiden eines Familienmitglieds vorausgehen. Oder praktischer Natur, wenn ein bedeutsamer verlorener Gegenstand gefunden werden soll. Es gibt freilich auch bösartige Geister, die einfach willkürlich Unheil verbreiten.“ (S.100 - Ada Lark / Jess Kid)

Um all diese Geister geht es in den Geschichten und die AutorInnen haben jede/r eine eigene Art von gruseligen und unheilvollen Momenten zu erzählen.
Mal ist es der offensichtliche, grausame Schreck, dann aber auch wieder die unterschwellige Angst, die ich beim Lesen empfunden habe – und alle Geschichten haben gemeinsam, dass sie lebhaft geschrieben sind und die Fantasie beflügeln - wenn man sie lässt. Ich war mit Bobby im Keller des alten Theaters, die Kälte dort hat mich frösteln lassen und gemeinsam mit Honoria auf dem Witwenweg wäre ich gern wieder umgekehrt und zurück in die Stadt gegangen, wo Licht und Leben ist.

„Ist da jemand?“, flüsterte sie. Ein seufzender Laut war zu hören, ein langsames Ausatmen, und Honoria schauderte. Wenn es nun gar kein Mensch war, der ihr folgte? Gar kein lebendiges Wesen?“ (S.178/179 – Der Witwenweg / Susan Stokes-Chapman)

„Wintergeister“ ist eine feine Kurzgeschichtensammlung für die dunkle Jahreszeit, es sind Geschichten zum Vorlesen und selbst lesen. Ich bin großartig unterhalten worden, die Geschichten sind gruselig im allerbesten Sinne.

Große Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.11.2024
Katz , Pete

Der große Gatsby


ausgezeichnet

Der große Gatsby (nach F. Scott Fitzgerald) – illustriert von Pete Katz

Nick Carraway zieht nach Long Island, um dort als Börsenmakler zu arbeiten. Er lernt seinen Nachbarn kennen, den mysteriösen Millionär Jay Gatsby, der für seine extravaganten Partys bekannt ist. Es stellt sich heraus, dass beide Männer Daisy Buchanan kennen, denn sie ist zum einen Nicks Cousine, zum anderen die Jugendliebe von Jay. Daisy ist jedoch mit Tom Buchanan verheiratet, der es mit der Treue aber nicht ganz so genau nimmt.
Jay möchte Daisy für sich gewinnen und mit Unterstützung von Nick gelingt ihm ein Wiedersehen … ist dies der Beginn einer neuen großen Liebe?

Basierend auf dem Klassiker von F. Scott Fitzgerald über die amerikanische Gesellschaft der 1920er Jahre, in dem es um Liebe, Leidenschaft, Verlust und Sehnsucht geht schafft Pete Katz mit seinen Bildern die ganz besondere Art und Weise die Geschichte zum Leben zu erwecken.

Die Zeichnungen im Art-Deco-Stil mit den stimmigen Farben und Mustern haben für mich die außergewöhnlichen Partys, den ausschweifenden Lebensstil und den Glamour der damaligen Zeit lebendig werden lassen. Auch die Liebesgeschichte von Daisy und Jay wird in schönen Bildern wiedergegeben, wobei es Pete Katz hervorragend gelingt, in den Gesichtern der Figuren die jeweilige Situation widerzuspiegeln.
Es gibt in den Zeichnungen unzählige wunderbare Kleinigkeiten und Details zu entdecken.
Der amerikanische Traum, aber auch die soziale Ungleichheit und vor allem die Emotionen der Charaktere fängt Pete Katz großartig mit seinen Bildern ein.

Im kommenden Jahr feiert „Der große Gatsby“ seinen 100 Geburtstag – und ist noch immer lesenswert, sei es als Roman oder als Comicbuch Gatsby 2.0

Ich bin begeistert von dieser tollen Graphic Novel!

Große Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.11.2024
Hennig von Lange, Alexa

Der gelbe Regenmantel


ausgezeichnet

„Der gelbe Regenmantel“ ist ein kleines, eines Buch mit Kurzgeschichten von Alexa Henning von Lange, die Bonnie & Buttermilk ganz wunderbar illustriert haben.

In sechs, auf Erinnerungen von LeserInnen basierenden Geschichten erzählt die Autorin mit Humor und Herz von kleinen und großen, lauten und leisen Momenten - von Reisen nach Kroatien, ans Schwarze Meer oder in die Berge, von Hamstern und Diddl-Mäusen, von unbesiegbaren Vätern und glücklichen Momenten – und vom Geborgensein.

„Was war denn dein schönster Geborgenheitsmoment? Weißt du das noch?“ (S.72)

Auf diese Frage gibt es in dem Buch (so wie im echten Leben) vielfältige Antworten, die sich gut anfühlen und Lächeln ins Gesicht zaubern.

In einigen Geschichten habe ich mich mehr wiedergefunden als in anderen, eine hat mich ganz besonders berührt, weil ich die Situation so gut nachvollziehen konnte, aber letztlich sind es die Geborgenheitsmomente anderer Menschen und das Buch lädt dazu ein, über das eigene Geborgensein nachzudenken.

In einer Geschichte heißt es:

„…, dass ich voller schöner Erinnerungen bin.“ (S.32)

So etwas wünscht man doch jedem und auch sich selbst, aber ich bin auch überzeugt, dass es nie zu spät ist schöne Erinnerungen zu sammeln!

Die tollen Zeichnungen von Bonnie & Buttermilk ergänzen die Geschichten ganz wunderbar und runden dieses Buch hervorragend ab.

„Der gelbe Regenmantel“ ist ein warmherziges Buch über Liebe, Freude, Dankbarkeit und eben Geborgensein.
Es ist wie Milch und Schokokekse, eine liebe Nachricht von einem Herzensmenschen oder ein Lächeln an einem verregneten Tag.

Ergänzt um eine eigene Geschichte vom Geborgensein finde ich es auch eine tolle Geschenkidee für einen Lieblingsmenschen.

Große Lese- und Geborgensein-Empfehlung!

Bewertung vom 10.10.2024
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

Wohnverwandtschaften ist ein großartiger Roman über eine Hamburger Wohngemeinschaft.

Constanze ist neu in der WG. Sie ist Zahnärztin und zieht nach einer Trennung ein, weil sie auf die Schnelle nix anderes findet. Gut, das Zimmer könnte etwas größer sein, aber vielleicht ist es auch das Klavier (ein unsinniges Geschenk vom Ex-Freund), dass einfach zu viel Platz einnimmt – oder sind es Constanzes Gedanken, dass sie eigentlich keinen Bock auf Zusammenwohnen hat, die zu viel Raum beanspruchen, um der Veränderung etwas Positives abzugewinnen?

Wohnungsinhaber ist Jörg. Er ist 68 und Journalist im Ruhestand. Seine Frau Brigitte ist bereits tot, der Sohn lebt mit seiner Familie in Südfrankreich. Jörg möchte mit dem Bulli nach Georgien zu fahren – eine große Reise … wollte er eigentlich immer mal mit Brigitte hin.

Ebenfalls in der WG wohnt die Schauspielerin Anke. Sie ist pleite, weil sie mit 53 den Rollen der jugendlichen Geliebten entwachsen und für die böse Alte noch zu jung ist, und nun überlegt sie, wie es weitergehen soll.

Komplettiert wird die Runde von Murat. Beruflich macht er irgendwas mit IT, er bekocht die Wohngemeinschaft gut und gerne, ist unbekümmert, hat einen großen Freundeskreis, liebt Grindcore und Wacken, beackert aber auch munter seinen Kleingarten und ist ein herzlicher Mensch.

Die Vier unterstützen einander, überwinden kleine Eifersüchteleien, bewältigen den Alltag, erfreuen sich an schönen Momenten und teilen die traurigen Erlebnisse.

„Ich gehe in die Küche und da sitzen meine drei am Tisch. Jörg, Anke und Constanze. Sie reden und lachen und haben ein Glas in der Hand. Ich sehe sie an und könnte die ganze Welt umarmen.“ (Murat - S.87)

Und genau so hat es sich beim Lesen für mich angefühlt – die Geschichte ist wie eine große, herzliche Umarmung. Isabel Bogdan hat eine wunderbare Art zu erzählen, ich war für eine Weile ein Teil der Wohngemeinschaft, habe beobachtet, wie ganz normale Menschen ein ganz normales Leben leben, welches sich jedoch aufgrund der Herzlichkeit im Miteinander, einfach gut angefühlt hat. Es gibt große und kleine Freuden und Schattenmomente im Alltag, die geteilt und gemeinsam bewältigt werden und eine Aufgaben, die zur Herausforderung wird.

Nebenher gibt es auch ein bisschen „Die Ente bleibt draußen“ und Yippie Yippie Yeah, Yippie Yeah! Krawall und Remmidemmi – großartig!
Die Charaktere sind nachvollziehbar beschrieben, der Autorin gelingt es gut, die vier durchaus unterschiedlichen Menschen zu verbinden, ohne dass es krampfhaft bemüht erscheint.

Und natürlich habe auch ich mich ein wenig in Murat verliebt. Kann er ja nix dafür, dass er von Natur aus Womanizer und Herzensbrecher ist - aber auf die gute Art und Weise. Ich möchte bitte auch einmal in seinem Schrebergarten auf der Hollywoodschaukel sitzen.


In verschiedenen Konstellationen, aber auch einzeln und in Dialogform lässt Isabel Bogdan die Charaktere ihre jeweilige und die gemeinsame Geschichte erzählen. Jede/r hat eigenen Wünsche, Sorgen und Momente, aber es gibt mehr und mehr ein zentrales Thema, dass sie verbindet, und es stellt sich die Frage: ist eine WG die Familie, die man sich selbst aussucht?

Das Buch wird durch ein Verzeichnis der Songs und Zitate abgerundet, ich find so etwas immer richtig gut.

„Wohnverwandtschaften“ ist ein Buch, mit dem man es sich kuschelig macht, die Zeit in Hamburg genießt, vier tolle Menschen trifft und sich von der Geschichte berühren lässt. Ich habe jeden Augenblick in der WG geliebt!

Ganz große, herzliche Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.09.2024
Sendker, Jan-Philipp

Akikos stilles Glück


gut

Akiko Nakamura lebt in Tokio. Sie ist Ende 20 und arbeitet als Buchhalterin. Seit ihre Mutter vor drei Jahren verstorben ist, hat sie keine weiteren Angehörigen, denn ihre Eltern haben sich früh scheiden lassen, zu dem Vater und zu der Familie der Mutter besteht kein Kontakt.
In ihrer Kindheit und Jugend war Akiko eine Außenseiterin, sie wurde in der Schule gemobbt und hatte keine Freunde. Ihre Mutter führte ein Weinlokal, schon in jungen Jahren wurde Akiko viel Selbstständigkeit abverlangt. Ihre Fantasie, die Fähigkeit sich Geschichten auszudenken waren ihr in dieser Zeit eine Hilfe, und Flucht aus einer mit Angst und Traurigkeit einhergehenden Realität.
Als Erwachsene ist es ihr großer Wunsch und ihr Ziel, nicht aufzufallen und in Ruhe gelassen zu werden. Sie hat einen kleinen Freundeskreis, versucht ein „angepasstes, unauffälliges Leben“ zu leben.
Ihre Freundin und Kollegin Naoko hat sich kürzlich in einer „Solo-Wedding“ selbst geheiratet. Akiko ist von der Idee fasziniert und zieht für sich ebenfalls eine Hochzeit in Betracht.
Eines Abends begegnet sie auf der Straße einem Freund aus der Schulzeit. Sie ist überrascht ihn zu sehen und spricht ihn an. Kento hat sich in den letzten Jahren verändert und lebt sehr zurückgezogen, verlässt oft lange Zeit nicht seine Wohnung und spricht mit niemandem. Ihm erzählt sie von den Heiratsplänen. Kento fragt sie, ob sie sich kennt und ob sie sich mag … und mit diesen Fragen beginnt für Akiko eine Suche nach Antworten und sie begibt sich auf eine intensive Reise.

Shikata ga nai (仕方がない) – diese mit „es lässt sich nicht ändern“ zu übersetzende japanische Redewendung findet sich immer wieder in dem Roman von Jan-Philipp Sendker.
Ich greife sie gern auf, denn es lässt sich leider auch nicht ändern, dass mich der Roman nicht wirklich erreicht hat. Es ist mir nicht gelungen mit den Charakteren warm zu werden und in dieser Geschichte einen roten Faden zu entdecken.

Es passiert viel abseits eigentlichen Geschichte; sei es die Freundin, die über eine Schönheits-OP nachdenkt, die andere, die Love-Hotels aufsucht und Akiko unbedingt einen Mann für eine Nacht aufdrängen will oder gar die Frau in der Bahn, die Geister sehen kann. Beim Lesen habe ich das als unruhig und ablenkend empfunden.

Für mein Empfinden wird die eigentlich schöne Idee der Geschichte von zu viel „japanese way of life“ verdeckt. Ich hatte ein wenig das Gefühl, dass der Geschichte eine Extra-Portion Japan zugefügt worden ist, die eigentlich gar nicht erforderlich gewesen wäre. Ein Hikikomori, ein Mietvater, Solo-Wedding … für mich zu viel des Guten.

Die Leseprobe hat mir gut gefallen, der vollständige Roman ist interessant, hat mich jedoch nicht 100% überzeugen können.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2024
Lieder, Susanne

Agatha Christie / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.21


ausgezeichnet

„Seit Lucrezia Borgia bin ich die Frau, die am meisten Menschen umgebracht hat, allerdings mit der Schreibmaschine.“ (Agatha Christie)

Bis es so weit ist, dauert es jedoch noch ein paar Jahre, denn Agatha Mary Clarissa Miller möchte eigentlich Pianistin werden. Dem vorhandenen Talent steht jedoch das Lampenfieber im Wege. Ermutigt von ihrer Mutter und motiviert durch eine Wette mit ihrer Schwester Magde, beginnt sie zu schreiben.
Dies ist jedoch nicht der einzige Zeitvertreib der jungen Frau. Mit ihrer Mutter, zu der sie ein inniges Verhältnis hat, ist sie oft auf Reisen und sie liebt es, Bälle zu besuchen und zu tanzen (bevorzugt Tango, Walzer ist nicht ihr Ding). Natürlich kreuzt auch der eine oder andere junge Mann ihren Weg – aber für eine Heirat sind ihr diese alle viel zu langweilig. Es ändert sich, als sie Archibald Christie begegnet, der ihr Leben in vielerlei Hinsicht auf den Kopf stellt.
Neben dem Glück in der Liebe lässt auch der schriftstellerische Erfolg nicht auf sich warten - aber kann es so viel Glück auf einmal geben?

Die Romanbiografie „Agatha Christie“ erzählt aus dem Leben der Autorin in der Zeitspanne von 1908 bis 1928, gegliedert in die Kapitel

1908-1910 Reisejahre
1912-1914 Ambitionen
1917-1920 Einschnitte
1927-1928 Ein neues Kapitel

Dazwischen gibt es Einblicke in den Sommer 1926, in dem Christie nach dem Tod der Mutter den Nachlass in ihrem Elternhaus „Ashfield“ ordnet.

Ich gebe zu, Romanbiografien ansich finde ich nett, jedoch habe ich mich bisher strikt geweigert, ein solchen Buch über Agatha Christie zu lesen, weil ich Bedenken hatte, dass es mich enttäuschen würde.
Darüber hinaus gibt es diese Zeit im Dezember 1926, in der sie verschwunden war. Darüber hat sie nie gesprochen und ich möchte einfach nicht in einer Romanbiografie wilde Spekulationen über das Geschehene lesen – und bin Susanne Lieder dankbar, dass sie davon abgesehen hat, sondern es in ihrem Buch erwähnt und es dann dabei belässt.

Wenn es an diesem Buch überhaupt etwas gibt, was ich nur semi-gelungen finde, dann ist es der Untertitel „In der Liebe suchte sie nach Hoffnung, mit ihren Krimis eroberte sie die Welt“. Mit dem zweiten Teil des Satzes kann ich sehr gut leben, der erste klingt, als ob er bei Rosamunde Pilcher oder sogar Barbara Cartland geräubert worden wäre. Ich habe viel über Agatha Christie gelesen, ohne Frage war sie bestrebt, ein glückliches Eheleben zu führen, geliebt und akzeptiert zu werden – aber „in der Liebe suchte sie nach Hoffnung“ finde ich persönlich eine eigentümliche Formulierung. Aber egal, denn die Geschichte selbst ist toll erzählt und bietet einen interessanten Einblick in das Leben der Queen of Crime.

Das Buch erzählt lebhaft und auf wunderbare Weise aus dem Leben der Autorin, die auch heute zur Recht noch gern und viel gelesen wird. Tatsachen und Fiktion werden geschickt kombiniert, man begleitet Agatha Christie durch ihre frühen Jahre und auf dem Weg zum Erfolg als Schriftstellerin, und erfährt mehr über die Autorin mit dem Faible für Mord und Totschlag.

Absolute Leseempfehlung!