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Hightower667
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Insgesamt 166 Bewertungen
Bewertung vom 27.11.2024
Schach-Euphorie
Doggers, Peter

Schach-Euphorie


ausgezeichnet

Sympathischer Überblick rund um das Phänomen Schach

Spätestens seit der 2020 zum ersten Mal auf Netflix ausgestrahlten Serie „Das Damengambit“ ist Schach weltweit wieder in aller Munde. Es gab einen regelrechten Hype um das Spiel. Corona und seine Kontaktsperren haben ihr übriges getan, um die Menschen vor das Brett oder den Bildschirm zu holen.

Der niederländische Schachjournalist und Spieler Peter Doggers erzählt in seinem Sachbuch „Schach-Euphorie“ die Geschichte dieses wunderbaren Spieles, dessen Beginn rund 1500 Jahre in der Vergangenheit liegt. Er erzählt von seinem Siegeszug rund um die Welt. Dem Einfluss von Schach in der Kultur, den Medien, der Politik und dem Sport.

Doggers hat Ahnung von der Materie und reißt den Leser mit seiner Liebe zum Schach einfach mit. Der Schreibstil ist gut verständlich, so dass sowohl Spieler als auch Laien begeistert weiterlesen werden.

Besonders die großen Momente im Schach sind sehr schön beschrieben. Wie die legendären Schachpartien von Bobby Fischer gegen Boris Spasski 1972 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges in Reykjavik. Oder die Partien von Garri Kasparow gegen den Schachcomputer Deep Blue 1996/97.

Gerade Computer und das Internet haben in der Schachszene Einzug gehalten. Den Weg dorthin zeigt Peter Doggers sehr ausführlich auf. Dabei geht er ebenso auf die positiven Aspekte (weltweites Spielen online zu jederzeit) als auch auf die negativen ein (Betrug). Hier sei aktuell auf die Betrugsvorwürfe gegen Hans Niemann verwiesen, dem vorgeworfen wird, bei einem Turnier gegen den damaligen Schachweltmeister und Superstar Magnus Carlsen geschummelt zu haben.

Da Doggers beim Marktführer in Sachen Online-Schach, Chess.com arbeitet, wird auch dessen Geschichte von den frühen Anfängen mit langsamen Internet bis heute geschildert.

Die Zeiten mögen sich in all den Jahrhunderten geändert haben. Die Faszination für Schach ist aber immer geblieben. Heute mehr denn je.

Fazit: „Schach-Euphorie“ gibt einen tollen Überblick über alle Facetten dieses wunderbaren Spiels. Hier bleiben keine Fragen offen. Am Ende des Buches gibt es dann auch noch einige sehr bekannte Partien zum Nachspielen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.11.2024
Ailton. Mein Fußballmärchen
Goncalves da Silva, Ailton;Sellin, Fred

Ailton. Mein Fußballmärchen


gut

Sympathische Biografie

Eine Frage zu Beginn! Braucht es es wirklich eine Biografie von einem Spieler wie Ailton, der eigentlich nur ein gute Saison in der Bundesliga hatte? Wenn sie so charmant und spitzbübisch geschrieben wurde wie diese hier, dann hat sie durchaus ihre Daseinsberechtigung.

Mit „Ailton - Mein Fußballmärchen“ hat Ailton Gonçalves da Sillva (so sein richtiger Name) zusammen mit den Journalisten und Buchautor Fred Sellin genau dies getan.

Das Buch beginnt mit dem größten Triumph von Ailton, dem Gewinn der Deutschen Fußballmeisterschaft 2004 mit Werder Bremen. Zu lesen gibt es hier den Originalwortlaut von Radio Bremen Reporter Henry Vogt. Emotionaler Start.

Dann geht es weit zurück in der Zeit und der Ort ist ebenfalls ein anderer. Brasilien. Hier wächst Ailton unter eher bescheidenen finanziellen Verhältnissen auf. Zusammen mit seinen Brüdern ist er aber immer an der frischen Luft und spielt Fußball. Barfuß!

Ailton war schon immer ziemlich schnell und stark am Ball. Irgendwann entdeckt jemand sein Talent und somit beginnt für ihn die Reise seines Lebens, die ihn irgendwann zu einem deutschen Bundesligaverein im Norden bringen wird. Bis dahin erzählt er seine Geschichte mit allem Höhen und Tiefen. Schonungslos ehrlich und mit einer Menge Humor.

Zum Beispiel war es Ailton immer wichtiger Fußball zu spielen als zu trainieren. Er kam also regelmäßig zu spät zum Trainingslager. Manchmal Tage zu spät. Auch war er nicht sonderlich erpicht darauf die deutsche Sprache zu lernen. Schule und Lernen waren für ihn nie von besonderer Bedeutung und wichtig. Das war als Kind schon so. Somit stand er sich oftmals selbst im Weg, wenn es um den nächsten Schritt in seiner Karriere ging.

Humor hat Ailton aber auch eine Menge. Angesprochen auf seinen eher stämmigen Körperbau, erzählt er jedem, dass das alles Muskeln seinen. Es macht als Leser Spaß seinen Ausführungen zu folgen. Egal ob Familie oder Fußball, Ailton hat eine sehr individuelle Sichtweise auf das Leben. Das mag einigen vielleicht nicht zusagen, wird hier aber glaubwürdig und ehrlich geschildert.

Der Fußball kommt natürlich auch nicht zu kurz. Ausführlich wird über die einzelnen Stationen seines Weges erzählt. Höhen und Tiefen lösen sich dabei ab. Manchmal hat man sogar das Gefühl als gebe es keine Chance mehr auf ein Happy End für ihn und sein Talent. Das dem nicht so war, hat die Zeit ja gezeigt.
In diesem Zusammenhang ist es auch spannend zu lesen wie ehrlich Ailton mit dem Business Fußball umgegangen ist. Er war immer ehrlich zu sich selbst und hat an sich geglaubt. Im Buch kommen dann so einige Weggefährten nicht so gut weg.

Das Cover sieht klasse aus und zeigt Ailton auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere. Man will wissen mit wem man es hier zu tun hat.

Fazit: Keine essenzielle, aber trotzdem wunderbar kurzweilig zu lesende Biografie eines Brasilianers, der auszog um den Fußball im Norden Deutschlands zu verzaubern. Gut gemacht! Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.11.2024
Immortal Longings
Gong, Chloe

Immortal Longings


sehr gut

Packende Fantasy mit frischem Setting

Schauplatz dieses Fantasyromans ist San-Er, engbesiedelte Hauptstadt des Königreichs von Talin. Dort lebt die untergetauchte Prinzessin Calla, nachdem sie ein Massaker an ihrer eigenen Familie verübt hat. Einzig Überlebender ist ihr Onkel Kasa, derzeitiger König, der jedoch sehr zurückgezogen in dem Palast residiert. Er ist ihr letztes Ziel. Um dies zu erreichen nimmt sie an einem jährlichen Wettkampf teil, dessen einziger Überlebender dem König gegenüber stehen darf, um den Preis zu empfangen.

Doch es gibt auch andere Teilnehmer, die den Preis gewinnen möchten. Da wäre zum Beispiel Anton, der das Preisgeld wegen hoher Schulden braucht und nichts unversucht lassen wird, um als Sieger vom Platz zu gehen.

Während des Wettkampfes kreuzen sich die Wege der beiden und sie treffen eine Abmachung. Nun aber stellt sich die Frage, ob das Interesse des Gemeinwohls wichtiger ist als das persönlichen Wohlbefinden? Wie werden sie sich entscheiden?

Mit „Immortal Rising“ hat Autorin Chloe Gong einen packenden und spannenden Fantasyroman geschrieben. Der Schauplatz San-Er als riesige nach oben gebaute Stadt mit all seinen Straßen, Dächern und Winkeln ist wirklich atemberaubend. Die Verfolgungsjagden innerhalb der Stadt sind packend geschrieben. Die Geschichte ist eine Mischung aus „Battle Royale“ und „Die Tribute von Panem“, aber mit dem Augenmerk auf das „Reisen“ innerhalb der Stadt und der Menschen. Tolle Idee!

Man muss zugeben, dass der Beginn des Buches etwas zäh geraten ist, da so viel beschrieben wird und man regelrecht von Informationen über die Welt erdrückt wird. Viele Charaktere und Namen, die man als Leser/in erstmal einordnen muss. Zudem sind die Kapitel sehr lang geraten. Ist dieser Punkt aber überwunden, so wird man mit einer tollen Story belohnt, die sehr facettenreich angelegt ist. Wer ist böse, wer ist gut? Weiß man wirklich mit wem man es zu tun hat? Als Leser/in möchte man unbedingt wissen wie es weitergeht und ob die einzelnen Charaktere ihre Ziele erreichen werden. Es gibt also eine Sogwirkung, der man sich nur schwerlich entziehen kann. Aufgrund des großartigen Cliffhangers am Ende des Buches kann man sich voller Ungeduld auf einen weiteren Teil freuen.

Besonders hervorheben ist die Präsentation des Buches. Ein sehr schönes und reduziertes Cover sowie ein sofort positiv ins Auge springender Farbschnitt werten das Buch noch zusätzlich auf. Da sollten sich andere Verlage mal eine Scheibe von abschneiden. Klett-Cotta macht da wirklich schöne Sachen. Daumen hoch!

Fazit: Wer am Anfang die Geduld aufbringen kann weiterzulesen, der wird mit einem starken Fantasyroman belohnt. Weniger Romantasy, dafür aber um so mehr Action. Ein Buch, dass auch als Kinofilm oder Computerspiel eine gute Figur machen würde! Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.11.2024
Auf der Suche nach Novak
Hodgkinson, Mark

Auf der Suche nach Novak


gut

Großartiger Tennisspieler mit speziellen Lebensansichten

Ohne Frage gehört Novak Djokovic zu den größten und besten Tennisspielern aller Zeiten. Auf jeden Fall ist er der erfolgreichste Spieler aller Zeiten.

Der Sportjournalist Mark Hodgkinson hat mit seiner Biografie „Auf der Suche nach Novak - Das Phänomen Djokovic“ versucht die Persönlichkeit dieses Ausnahmespielers zu ergründen.

Hodgkinson erzählt von der Kindheit im Luftschutzkeller während des Jugoslawienkrieges in Serbien Ende der neunziger Jahre, von Novaks Anfängen im Tennis auf ziemlich maroden Plätzen. Schon ganz zu Anfang wurde das Talent in ihm gesehen und erkannt. Genauso wie sein Ehrgeiz und sein ziemlich früher Hang zur Perfektion. Schon früh in seiner Karriere soll er gesagt haben, dass er einmal der beste Spieler der Welt werden würde.
Zusammen mit seiner Familie, mit der er auch heute noch sehr eng verbunden ist, hat er es trotz vieler Entbehrungen als Kind und Jugendlicher in die Weltspitze geschafft.

Der Autor versucht hinter die Kulisse des Menschen Djokovic zu schauen. Auf den familiären Zusammenhalt, seine eher ungewöhnlichen und für ihn angepassten Trainingsmethoden, sowie seine Aktionen neben dem Tennisplatz. Denn Novak ist auch berühmt für seine legendären Parodien anderer Weltklasse-Tennisspieler.

Obwohl man viele Facetten über ihn erfährt, so richtig erfassen kann man sein Wesen nie. Dies wird besonders deutlich in den Corona-Jahren, als er ungeimpft nach Australien einreisen möchte und sogar mit dem Gesetz dort in Konflikt gerät. Da ist von Verschwörungstheorien die Rede und einige Aussagen sind auch aus dem Spektrum der Esoterik. Auch hierbei bleibt der Autor neutral.

Es gibt ein paar Bilder in der Mitte des Buches, die zu gefallen wissen. Schön wäre es noch gewesen, eine Übersicht der einzelnen Matches seiner Karriere zu haben. Oder zumindest eine Rubrik, in der seine wichtigsten Spiele analysiert werden. Dies kommt leider ein wenig kurz.

Fazit: Fans von Novak Djokovic werden dieses Buch lieben. Sie lernen ihren Star ein Stück weit besser kennen. Leider werden einige Dinge nur angerissen und nicht hinterfragt. Solide Leseunterhaltung.

Bewertung vom 10.11.2024
Lia und Lea im Ponyglück - Silberpferde in Not
Kessel, Carola von;Beckmann, Lia;Schirdewahn, Lea

Lia und Lea im Ponyglück - Silberpferde in Not


gut

Für Pferdefans ein Muss!

Die beiden bekannten Influencerinnen Lia und Lea bestreiten endlich ein neues Abenteuer. Zusammen mit der Autorin Carola von Kessel haben sie das neue Buch unter dem Titel „Silberpferde in Not“ veröffentlicht.

Worum geht es diesmal? Das Gestüt Silberweide verwahrlost so langsam. Nachdem die Leiterin vor kurzem verstorben ist, kümmert sich niemand mehr um die knapp 30 Pferde. Für die Pferde wird vorübergehend ein neues Zuhause gesucht. Lia und Lea bieten sich natürlich sofort an und übernehmen jeweils ein Pferd. Ihre Aufgaben sollen die Versorgung und Ausbildung der Pferde sein. Zudem sollen kleine Videos über ihre erlangten Fortschritte auf Social-Media gepostet werden. Am Ende sollen die Pferde dann auf einer großen Verkaufsveranstaltung vorgestellt werden.

Natürlich läuft nicht alles nach Plan. Vermittlerin Maja setzt die Mädchen ziemlich unter Druck und will Ergebnisse sehen. Doch da hat sie die Rechnung ohne die Mädchen gemacht!

Egal, ob man Lia und Lea kennt: Als Pferdefreund/in kommt man hier voll aus seine Kosten. Die Geschichte ist gut nachvollziehbar aufgebaut und leicht zu verstehen. Der Schreibstil ist flüssig und temporeich. Vereinzelt gibt es sehr schöne Illustrationen zu sehen, welche dem Buch gut zu Gesicht stehen. Da hätte es ruhig noch ein paar mehr geben können. Ebenfalls stark sind die Rätseleinlagen am Ende eines jeden Kapitels. So hat man neben dem Lese- auch den Knobelspaß.

Das Cover ist ebenfalls gelungen. Zeigt es doch ein Bild der beiden Influencerinnen mit ihren Pferden. So weiß man als Leser/in sofort mit wem man es zu tun hat und kann sie besser einordnen.

Fazit: Ein kurzweiliges Buch vor allem für Pferdefans. Ohne das Lösen der Rätsel ist man allerdings ziemlich schnell durch mit dem Lesen. Der Gesamteindruck stimmt aber. Lesenswert für Kinder ab neun Jahren.

Bewertung vom 03.11.2024
Das zweite Kind
De Franchi, Marco

Das zweite Kind


sehr gut

Höchstspannung aus Italien

Mit fast genau 666 Seiten präsentiert uns der italienische Autor und Hauptkommissar Marco de Franchi einen der intensivsten Thriller dieses Herbstes.

Valentina Medici, Ermittlerin der italienischen Spezialeinheit, wird von Rom nach Bologna geschickt, um einen auf den ersten Blick „normalen“ Fall in Sachen Kindesentführung zu untersuchen. Doch schnell entwickeln sich die Dinge in eine komplett andere Richtung und Valentina sieht sich mit einer Serie von Verbrechen konfrontiert, die in Sachen Grausamkeit und Gewalt immer neue Dimensionen erreichen. Zusammen mit dem abgehalfterten lokalen Kommissariatsleiter Fabio Costa ermittelt sie gegen alle Widerstände und gerät dabei selber in große Gefahr.

Was für eine Atmosphäre! Das Buch startet eher gemächlich und leicht mysteriös und man denkt schon fast an eine schnelle Lösung. Doch man irrt sich gewaltig. Der Schreibstil ist flüssig und spannend. Der Autor weiß durch seine langjährige Polizeiarbeit wie der Hase läuft und kann seine ganze Erfahrung in die Geschichte einbringen. So bleiben die Geschehnisse trotz ihrer Grausamkeiten doch sehr realistisch und nachvollziehbar. Auch die Charakterzeichnung der beiden Hauptprotagonisten Valentina und Fabio sind glaubhaft und authentisch dargestellt.

Auf der einen Seite steht Valentina, die ihre erste große Ermittlung leitet und immer mehr mit Selbstzweifeln und den Widerständen innerhalb des Polizeiapparates zu kämpfen hat. Sie zieht die richtigen Schlüsse und niemand hilft ihr so richtig. Einige Leute arbeiten sogar eher gegen sie. Nur in Fabio sieht sie einen Vertrauten, einen Wegbegleiter. Doch dieser hat weitgehend mit dem Leben als Polizist als auch insgesamt mit dem Leben abgeschlossen. Er möchte als Leiter einer kleinen Polizeistation einfach in Ruhe gelassen werden. Ereignisse in der seiner Vergangenheit haben ihn zu einem gebrochenen Mann werden lassen.

Marco de Franchi gelingt es immer wieder falsche Fährten zu legen und den Leser/in zu verunsichern. Der größte Clou erweist sich später im Buch, mit dem man so nicht gerechnet hätte und die Perspektive auf den Fall definitiv verändert. Sehr erfrischend!

Leser/innen mit schwachen Nerven sollten um das Buch einen großen Bogen machen, da die Darstellung von Gewalt ziemlich häufig vorkommt und auch ziemlich explizit dargestellt wird. Die Szenen passen aber sehr gut zum Setting und der Atmosphäre des Buches. Es geht hier aber auch nicht nur einfach um die Brutalität, sondern diese Szenen haben einen Zusammenhang mit der erzählten Geschichte.

Ebenfalls erwähnenswert ist das düstere Buchcover. Die Aufteilung ist sehr gelungen und macht neugierig auf die folgende Geschichte.

Fazit: Wer einen echten Pageturner für den Herbst lesen möchte, der kommt an „Das zweite Kind“ nicht vorbei. Nehmt an eurem Lieblingsort Platz und beginnt zu lesen. Ihr werdet sehen, die Stunden werden wie im Flug vergehen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.10.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


gut

Eine Familie zum Abgewöhnen


In den Jahren zwischen den Weltkriegen repräsentieren und dominieren die Mitford-Schwestern die High Society Englands. Gesegnet mit dem Geld der aristokratischen Eltern stehen ihnen die Türen weit offen. Sie können haben was sie wollen.
Im Mittelpunkt des Buches stehen drei der Mitford-Schwestern: Diana, Unity und Nancy. Während Nancy sich ihren Lebensunterhalt als Schriftstellerin verdient und politisch eher moderat auftritt, geraten ihre beiden Schwestern immer mehr in die Fänge des Faschismus.

Diana ist gelangweilt von ihrem Leben als Gattin eines reichen Industriellen. Sie verliebt sich unsterblich in einen englischen Faschistenführer und folgt ihm sogar nach Deutschland, wo Hitler inzwischen die Macht übernommen hat. Die jüngste Schwester Unity verfällt dem Führer und der nationalsozialistischen Idee vollends und entzieht sich dem alltäglichen Leben immer mehr.
Als Nancy bemerkt, dass die Nazis zu einer Gefahr für England werden könnten und ihre Schwestern ihren Teil dazu beitragen, muss Nancy sich entscheiden, ob sie Informationen an den Geheimdienst weitergeben soll, um ihr Land zu warnen und zu schützen!

Mit dem Buch „Die Mitford-Schwestern“ hat die amerikanische Autorin Marie Benedict wieder einen Roman geschrieben, der sich mit der Geschichte real existierender Frauen auseinandersetzt. Anders als bei ihren vorherigen Romanen, bei denen es sich immer um eine Person handelte, haben wir es hier mit einer ganzen Familie zu tun. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf drei Schwestern, aus deren Sicht die Kapitel im Wechsel erzählt werden.

Der Schreibstil ist durchaus packend und spannend. Das Tempo eher gemächlich und somit gut nachvollziehbar.

Ein Großteil der im Buch vorkommenden Charaktere ist leider sehr unsympathisch. Es ist erschreckend zu lesen wie einzelne Familienmitglieder dem Nationalsozialismus frönen und verfallen. Es dauert lange bis man endlich eine „Heldin“ gefunden hat,
die einen mit positiven Gedanken durch das Buch führt. Auch die Eltern der Schwestern, die aus dem Adel kommen, sind moralisch höchst bedenklich. Um ihren Stand in der Gesellschaft zu halten, ist ihnen jedes Mittel recht. Es wirklich schrecklich zu lesen wie die Familie miteinander kommuniziert.

Nach dem Lesen fragt man sich schon, was sich wirklich so ereignet hat und was der Phantasie der Autorin entsprungen ist. Kurze Erläuterungen am Ende des Buches wären hier sehr sinnvoll gewesen und hätten die Geschichte noch nachvollziehbarer gestalten können.

Fazit: Ein gutes Buch mit einer starken und bestimmt für viele Leser/innen noch unbekannten Geschichte einer englischen Familie aus der High Society Englands. Leider kristallisiert sich erst gegen Ende ein sympathischer Charakter heraus, der das Buch tragen kann. Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.10.2024
Die Schule der Mitternachtswelt 1
Desard, Maëlle

Die Schule der Mitternachtswelt 1


sehr gut

Willkommen auf der etwas anderen Schule!

Die Mitternachtsschule öffnet ihre Pforten. Halbvampir Simeon soll sein erstes Jahr hier auf der Schule beginnen, zusammen mit anderen Nachtgestalten. Dazu gehören Vampire, Werwölfe, Sirenen oder Liche. Allesamt komplett verschiedene, übernatürliche Wesen, die teilweise seit Jahrhunderten verfeindet sind und nun gemeinsam eine Schule besuchen sollen. Doch schon kurz nach dem Beginn mehren sich die rätselhaften Ereignisse. Schüler/innen verschwinden ohne erkenntlichen Grund. Die Schulleitung scheint das Verschwinden nicht groß in Besorgnis zu versetzen. Als dann auch noch einer der beliebtesten Schüler der Schule verschwindet, der zugleich noch familiär mit Simeon verbunden ist, reicht es ihm und er beginnt zusammen mit seinen neu gewonnenen Freunden der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei bringen sie sich selbst in große Gefahr!

Mit „Die Schule der Mitternachtswelt“ hat die französische Autorin Maëlle Desard einen fulminanten Start hingelegt. Das frische Setting mit der ungewöhnlichen Schule mit seinen unterschiedlichen Schüler/innen fesselt und fasziniert von Beginn an. Der Schreibstil ist anfangs eher gemächlich, was aber auch der Einführung der Charaktere dient. Spätestens mit Beginn der Ungereimtheiten zieht das Tempo aber massiv an und man bekommt kaum noch Zeit mal richtig durchzuatmen, da die Ereignisse sich von nun an überschlagen. Obwohl es manchmal auch etwas härter wird, werden auch eher zartbesaitete Leser/innen ihren Spaß mit der Geschichte haben, da auch dem (skurrilen) Humor ein großer Raum gegeben wird.

Letztendlich geht es wieder um eine Gruppe, die unterschiedlicher nicht sein könnte, aber nur zusammen stark ist und diesen Fall lösen kann. Da können auch Vorurteile und Vorbehalte anderer nichts daran ändern.

Sofort ins Auge fällt das tolle Cover, welches durch seine Aufteilung, seine Farben und den super platzierten Titel überzeugt und sofort den Drang auslöst dieses Buch zu lesen.

Fazit: Ein Auftakt nach Maß! Hier stimmt eigentlich alles. Es hat sehr viel Spaß gemacht, dieses erste Abenteuer der Mitternachtsschule zu lesen. Auf diesem Niveau dürfen gerne noch viele weitere Abenteuer folgen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.10.2024
TÖDLICHE INTELLIGENZ - KEIN NORMALER ARBEITSTAG
Maria Heinrich

TÖDLICHE INTELLIGENZ - KEIN NORMALER ARBEITSTAG


gut

Spannender Thriller zum Thema KI

Ana Rubin hat es geschafft. Die IT Spezialistin wurde zur Bereichsleiterin bei einem Unternehmen befördert, welches sich mit künstlicher Intelligenz im öffentlichen Raum beschäftigt. In der finalen Testphase kurz vor Beendigung des Projekts kommt es zum Eklat. Bei einer Pressekonferenz zum Projekt wird der Bürgermeister Opfer eines Farbanschlags. Zudem gibt es Demonstrationen, Hackerangriffe und ein Mann hat einen tödlichen Unfall.

Irgendetwas läuft hier verdammt schief. Kann es sein, dass die Gefahr nicht nur von außen sondern vielleicht auch aus den eigenen Reihen kommt? Und warum steht Ana in der Schusslinie?

Mit „Tödliche Intelligenz“ hat die österreichische Autorin Maria Heinrich einen soliden und unterhaltsamen Thriller geschrieben. Es ist der mittlerweile dritte Teil ihrer „Kein normaler Arbeitstag“ - Reihe. Aber keine Angst, jeder Teil steht für sich und kann unabhängig von den anderen Folgen gelesen werden.

Das Tolle an dem Buch ist, dass man bis zum Ende nicht weiß, wer der Bösewicht ist. Die Autorin führt den Leser/in häufiger mal aufs Glatteis. So ist man sich nie ganz sicher was als nächstes passiert.

Das KI in der Gesellschaft durchaus zwiespältig aufgenommen wird, kommt im Buch sehr gut rüber. Sowohl das Pro als auch das Kontra sind nachvollziehbar und gut beschrieben. Das Autorin Maria Heinrich aus der Welt der Informatik kommt ist allgegenwärtig und sorgt für den dramatischen Aufbau des Buches.

Der Schreibstil ist flüssig und temporeich, dabei aber immer nachvollziehbar und leicht verständlich. Das Cover sieht cool aus und steigert die Vorfreude aufs Buch.

Fazit: Wer Lust auf einen spannenden Thriller aus dem Tech-Business hat, der sollte „Tödliche Intelligenz“ lesen. Abwechslungsreich, geheimnisvoll und realistisch. Lesenswert!

Bewertung vom 13.10.2024
Gestrandet / School of Beastly Island Bd.1
Tielmann, Christian

Gestrandet / School of Beastly Island Bd.1


sehr gut

Tolle Mischung aus Manga und Kinder-/Jugendbuch

Mit „School of Beastly Island - Gestrandet“ von Autor Christian Tielmann und Illustratorin Belén Culebras schickt der Carlsen Verlag eine neue Serie ins Rennen, die auf sehr lustige und spannende Art und Weise die Genres Kinderbuch und Manga verbindet.

Doch worum geht es eigentlich?

Tapio und seine Schwester Aina stranden nach einem Schiffsunglück, bei dem der Verbleib ihrer Eltern im Ungewissen bleibt, auf einer vermeintlich einsamen Insel. Doch schnell merken sie, dass dem nicht so ist, als sie nach kurzer Zeit von unbekannten Wesen angegriffen werden. Auf ihrer Flucht entdecken sie ein Dorf, welches sich als Schule für magisch begabte Kinder entpuppt.

Und hier kommt es dann zu einem Konflikt zwischen den beiden Geschwistern. Denn Aina besitzt im Gegensatz zu ihrem Bruder wirklich eine magische Gabe und darf bleiben. Doch so leicht gibt Tapio sich nicht geschlagen. Als sich die Ereignisse auf der Insel plötzlich überschlagen, steht Tapio im Mittelpunkt. Denn Tapios bester Freund seit dem Schiffsunglück ist eine Garnele.

Was für ein abgedrehter Spaß! Die Geschichte wird aus der Sicht von Tapio in Form eines Logbuches erzählt. Der Text ist leicht verständlich und sehr witzig geschrieben. Das Tempo ist hoch und verspricht eine Menge Action. Genial unterstützt werden die Texte von super gezeichneten Manga-Illustrationen, die schon mal eine ganze Seite einnehmen können. Also ideal für die Menschen, die nicht nur Lust haben Text zu lesen. Die Charaktere, die alle herrlich überzogen sind, werden einem nach dem Lesen noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben. Allen voran Galionsfigur Poseidon! Und am Ende gibt es noch einen fiesen Cliffhanger, der noch für einigen Ärger sorgen wird.

Das Cover fällt sofort ins Auge wegen seiner knalligen, bunten Farben. Hier bekommt man schon einen ersten Ausblick auf die Dinge, die dem Leser/in im Buch begegnen.

Fazit: Schrill, abgefahren, lustig und spannend. Die neue Serie „School of Beastly Island“ ist ein echter Hit geworden. Einmal angefangen möchte man die Geheimnisse der Insel immer weiter erforschen. Kinder ab zehn Jahren und jung gebliebene Erwachsene werden ihre helle Freude mit dem Buch haben. Klare Leseempfehlung!