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randomgirl
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Rödental

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Insgesamt 59 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2024
Besser, Jen;Feste, Shana

Das Erwachen / Dirty Diana Bd.1


ausgezeichnet

Mit „Dirty Diana“ ist den beiden Autorinnen Jen Besser und Shana Feste ein wundervoll geschriebener Debütroman gelungen. Gerade als Erstlingswerk eine erstaunliche Leistung, bei der man sich doch insgeheim fragt, welche Steigerung sich in weiteren Werken erzielen lässt. Ehen sind selbstgewählte Konstrukte, die bisweilen in Monotonie und Einsamkeit ihren Verlauf finden. Auch Diana steckt in einer Ehe, die ihre sexuellen Wünsche nicht mehr befriedigt. Um dieser Tristesse zu entkommen flüchtet sie in Gedankenspiele mit früheren Geliebten und in die Vorstellungen fremder Menschen, die ihr bereitwillig erotische Fantasien offenlegen. Nichts dieser Schilderungen hat etwas perverses oder obszönes an sich. Im Gegenteil, die Beschreibungen sind höchst erotisch und anziehend. Im Verlauf der Geschichte wird einem aber auch bewusst, wie traurig sich das Zerbrechen von Langzeitbeziehungen anfühlen kann.

Bewertung vom 29.09.2024
Eulberg, Dominik;Hörren, Thomas;Danke, Thorben

Von Angesicht zu Angesicht


sehr gut

Jeder, der sich mit Fotografie auskennt bzw. eigentlich jedem müsste klar sein, wie schwierig es ist Insekten so gestochen scharf aufs Bild zu bringen, wie es Thorben Danke mit seinen Makrofotografien gelungen ist. Diese Betrachtungsweise öffnet einem das Herz für diese Tiere, die oftmals leichtfertig und ohne große Empathie vernichtet werden. Ihr entstehen, wachsen und Leben ist faszinierend und mit den informativen Texten von Dominik Eulberg und Thomas Hörren wunderbar beschrieben. Die allgemeinen Informationen über Anzahl und Arten der Insektenfamilie sind in ihrer Gliederung sehr übersichtlich und enthält Details zu Metamorphose, Mimikry, Mimese und der vielfältigen und komplizierten Zusammensetzung der Augen. Diese Aufnahmen sind unglaublich detailreich und lassen einen im wahrsten Sinne des Wortes staunen. Umso mehr wird einem bewusst, wie wichtig die Arterhaltung für das gesamte Leben ist.

Bewertung vom 08.09.2024
Peters, Caroline

Ein anderes Leben


sehr gut

Caroline Peters ist eine außergewöhnliche deutsche Schauspielerin. Ihr besonderes Talent zur Schauspielerei spiegelt sich in ihrer Schreibweise als Autorin wieder. Ihre Art, die familiären Besonderheiten, welche sich um Hanna und ihre Töchter ranken, ist zunächst verwirrend. Lässt man sich jedoch auf die Geschichte ein, entsteht ein geballter Kreis an Familie, in der Trauer, Schmerz und Liebe die zentrale Rolle spielen. Hannas Unvermögen, sich fest zu binden, seien es die Ehemänner, die Kinder oder die häusliche Umgebung ist herzzerreißend und wird mit dem Versuch, drei ihrer besten Freunde zu ehelichen doch auf eine ganz spezielle Art zusammengehalten. Und da bekanntlich Blut dicker als Wasser ist, entsteht auch für die drei Ehemänner eine Symbiose ihrer Freundschaft. Das Band wurde nie zerrissen und am Grab des letzten Ehemannes, entsteht ein Resümee an die Mutter Hanna und ihr Leben und Wirken.

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Bewertung vom 05.09.2024
Klenk, Florian

Über Leben und Tod


sehr gut

Selten, dass ich ein Buch an einem Stück lese, aber „Über Leben und Tod“ mangelte es nicht an interessanten Ausführungen. Die Gerichtsmedizin umfasst unglaublich faszinierende Fälle und die Berichte über den Wiener Narrenturm haben mich zu umfassenderen Recherchen im Internet zu diesem Thema veranlasst. Toll, wenn ein Buch es schafft, sein Allgemeinwissen zu erweitern und die Fälle bis ins kleinste Detail zu erforschen. Die Angst vorm Tod etwas zu relativieren und trotz all der großartigen Arbeit auch die Missstände in der heutigen gerichtsmedizinischen Arbeit zu beleuchten. Die Arbeit der Gerichtsmediziner kann nicht genug Wertschätzung erfahren und Menschen wie Dr. Christian Reiter erweisen den Opfern einen großen Dienst. Sein Leben und sein Wirken haben mich nachhaltig beeindruckt und da ich selbst im Justizdienst tätig bin, neuen Bereichen näher gebracht.

Bewertung vom 04.09.2024
Ventura, Maud

Mein Mann


sehr gut

Die Machtverhältnisse einer Ehe sind oftmals von Beginn an vorgegeben. So vielfältig die menschlichen Charaktere, so facettenreich ist ihr Zusammenspiel. Beständigkeit spiegelt sich in Harmonie wieder, jeder hat seinen Platz und weis ihn zu füllen. Anders in Maud Venturas Roman „Mein Mann“. Es reist einem beim lesen zeitweise der Geduldsfaden, wenn man der Obsession, mit welcher diese Ehe vollzogen wird aufmerksam folgt. Auch der Umstand, das der Name des Ehemannes genauso geheimnisvoll bleibt, wie das Leben der Kinder und das Familienleben insgesamt, lässt einen die ausschließliche Besessenheit auf diesen Mann erahnen. Dabei geht es nicht um den Mann als Person. Dieser ist austauschbar und daher erscheint der Name nicht ausschlaggebend zu sein. Die plötzlichen Wendungen, die das Geschehen abschnittsweise nehmen, sind erstaunlich und auch das Ende ist wenig vorhersehbar und gibt dem gelesenen einen ganz neuen Reiz.

Bewertung vom 13.08.2024
Zischke, Vera

Ava liebt noch


ausgezeichnet

Vera Zischke ist ein absolutes Meisterwerk für die Befreiung aus dem alltäglichem und den daraus entstehenden Konsequenzen gelungen. Grundsätzlich, bis auf wenige Ausnahmen streben wir doch alle dasselbe Leben an, mit den daraus resultierenden Träumen nach Sicherheit und dem Drang nach Zugehörigkeit und Verbundenheit. Wie schnell stellt man fest, dass die damit einhergehende Enge und allumfassende Nähe schnell zum Beziehungskiller wird. Das ganz große Gefühl liegt immer im außen. Für AVA ein lebenslanger Kampf mit ihren Gefühlen und dem schlechten Gewissen ihrer Familie gegenüber. Wir erleben als Leser das auf und ab, wir fühlen mit der Familie und ergeben uns der Trunkenheit der Liebe. Was kann es schöneres geben, als ein Lesevergnügen einerseits mit Gänsehautgarantie und andererseits dem Unverständnis für soviel Skrupellosigkeit aus dem Unvermögen der Haltlosigkeit.

Bewertung vom 05.08.2024
Lind, Jessica

Kleine Monster


ausgezeichnet

Ob mit oder ohne Kinder, an Erziehungsratgebern kommt man nicht vorbei. Jeder kennt die guten Ratschläge und einen Führerschein für Kindererziehung gibt es dennoch nicht. Sind die Kinder erwachen, weiss man als Elternteil, welche Fehler einem unterlaufen sind und kann es doch nicht mehr rückgängig machen. Luca ist in einem Alter, in dem erste Erziehungsfehler sichtbar werden. Oder sind es doch vererbte Traumata, die einen selbst erschaudern lassen. Für Luca`s Eltern ist sein Verhalten eine Zerreißprobe und für den Leser die Möglichkeit, seine Denkweise zu hinterfragen und eigene Verhaltensweisen gegenüberzustellen. Jessica Lind schafft es, durch die eingehende Sprache und die suptile Herangehensweise an kindliche Reifeprozesse ganz neu über die Erziehung und das Zusammenleben in Familien zu urteilen. Ein absolut gelungenes Meisterwerk mit Schnelllesegarantie.

Bewertung vom 26.07.2024
Shafak, Elif

Am Himmel die Flüsse


ausgezeichnet

Elif Shafak ist es mit ihrem Meisterwerk gelungen, die Schicksale der drei Hauptprotagonisten untrennbar miteinander zu verknüpfen.
Zum einen Arthur, welcher 1840 unter unwürdigen Bedingungen am Ufer der Themse das Licht der Welt erblickte und dessen Leben von Armut, Hunger und Leid geprägt war. Seine außergewöhnliche Gabe und die Liebe zum antiken Mesopotamien und seine Leidenschaft für Ninive und dem Gilgamesch Epos ermöglichen ihm ein Leben, dass er selbst nicht für möglich gehalten hätte. Die 9 jährige Narin, deren Wunsch zur Taufe im Lalissch Tal im Irak, für das sie ihre Heimat am Ufer des Tigris verlässt und Zaleekhah, die Hydrologin, deren familiäres Unglück mit dem Wasser eng verwoben ist.
Der Autorin ist es glanzvoll gelungen, die Geschichten und Gefühle der Menschen in ihrem jeweiligen Lebensraum zu transportieren und den Leser sprachlos dieser Genialität und dem großartigen Schreibstil zurückzulassen.

Bewertung vom 13.07.2024
Lillegraven, Ruth

Dunkler Abgrund


weniger gut

Der Thriller „Dunkler Abgrund“ war für mich in der Vorstellung ein Buch, dass ich mit Spannung und Vorfreude erwartet hatte. Ohne die Vorkenntnis, dass es sich dabei um eine Buchreihe handelt, lässt sich das Buch auch einzeln zügig erfassen. Leider fehlte mir die erwartete Spannung und die Handlung erwies sich als sehr mordreich und wenig durchdacht in ihren Ausführungen. Als wären Morde am Fließband für eine Justizministerin nichts besonderes und es erweckt den Anschein, dass auch eine entsprechende Konsequenz nicht zu tragen wäre. Die Beziehung zu den Söhnen scheint anfänglich sehr innig und es entsteht der Eindruck eines ganz normalen Verhältnisses zur Mutter. Dieses wandelt sich auf eine unvorhergesehene Weise, wobei dies meinem Empfinden nach doch sehr skurril erscheint. Jeder liest Thriller auf seine Weise und ich denke durchaus, das Buch wird seine Liebhaber finden. Meine Erwartung wurde leider nicht erfüllt.

Bewertung vom 17.06.2024
Del Buono, Zora

Seinetwegen


gut

Man sagt, der Verlust eines Menschen betrifft 100 weitere Menschenleben auf verschiedenste Art und Weise. Für manchen ist es am Rande seines Lebens spürbar, für manche eine Erschütterung, die tiefe Risse hinterlässt und ein Leben lang Fragen aufwirft. Für Zora del Buono ist der Unfalltot ihres Vaters unbegreiflich und für ihr ganzes Leben eine ungeklärte Lücke, die sie für mein empfinden viel zu spät zu schließen versucht. Vielleicht ist die Tatsache, das sie zum Unfallzeitpunkt erst acht Monate alt war und der Vater keine zentrale Rolle in ihrem bisherigen Leben gespielt hat, ein Anhaltspunkt für ihr zögern. Auch die Auseinandersetzung mit dem Unfallverursacher wäre zu einem früheren Zeitpunkt wesentlich zielführender für beide Seiten gewesen. Alles hat seine Zeit und jeder Mensch seinen eigenen Weg, mit seinem Schicksal umzugehen. Diesen Weg beim lesen zu begleiten, war sehr aufwühlend und spannend und das Ende mehr oder weniger versöhnlich.