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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1045 Bewertungen
Bewertung vom 09.03.2025
Tatort Ostsee: Falsche Fährten
Esser, Frank

Tatort Ostsee: Falsche Fährten


ausgezeichnet

Täter oder Opfer ?
Ein neues Ermittlerduo betritt die Bühne. Enno Schulz und Karo Lürssen dürfen in Wismar auf Verbrecherjagd gehen. Ich finde die Aachen- Krimireihe des Autors sehr gelungen und war dementsprechend sehr neugierig, wie sich die neuen schlagen. Vorneweg, ich behaupte mal, die Aachner Kollegen haben eine ernstzunehmende Konkurrenz bekommen.

Bereits der Prolog ist nichts für schwache Nerven, denn der Autor schildert den Tod des ersten Opfers Nicole sehr anschaulich. Sofort fällt der Verdacht auf den Verlobten Hartmut Krüger, einen Krimiautor, der schon länger auf einen neuen Bestseller wartet. Er hat kein Alibi und einige Indizien weisen eindeutig auf ihn. Krüger beteuert vehement seine Unschuld. Da er seine Verlobte nach Aussagen verschiedener Bekannten aufrichtig geliebt hat, fehlt das Motiv. Die Ermittler vermuten nun den Grund für die Tat in der Vergangenheit . Tatsächlich gibt es einen dunklen Punkt und somit einen neuen Verdächtigen. Als sich herausstellt, dass Krügers neuer Krimi als Blaupause für den Mord gedient hat, wird es eng für ihn. Erneut kann er den Verdacht entkräften, aber es bleiben erhebliche Zweifel. Zum Glück für ihn ergibt sich eine neue unerwartete Spur mit tragischem Hintergrund, die alles auf den Kopf stellt.

Ich bin von dem Thriller begeistert. gekonnt spielt der Autor mit verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten der Fakten, die jeweils einen anderen Verdächtigen in den Mittelpunkt stellen. ich war hin und her gerissen, wer der Mörder sein könnte. Die Indizien wiesen in die eine Richtung, Motiv und Bauchgefühl in die andere. Ein wenig hat es mich geärgert, dass die Ermittler sich so auf Krüger fixiert hatten. Erst als sie auch seine Unschuld in Betracht ziehen, kommt Bewegung in den Fall. Der Mörder hat eiskalt agiert - ohne Mitleid oder Bedauern. Ich hatte den Eindruck, die Beamten waren genauso schockiert wie ich. Die ganzen Umstände des Falles waren für mich der Hammer. Andres kann ich es nicht ausdrücken. Mit den folgenden Entwicklungen hatte ich nicht gerechnet und um so mehr war ich begeistert. Nur mein Gerechtigkeitsgefühl hat einen Dämpfer bekommen, den ich wegen der fesselnde Handlung verschmerzen konnte.

Bewertung vom 07.03.2025
Der große Riss
Henríquez, Cristina

Der große Riss


ausgezeichnet

Geschichtenteppich rund um den Bau des Panamakanals

Ich finde es immer spannend, mehr über die Geschichte eines bekannten Bauwerks zu erfahren. Der Panamakanal war für mich bisher ein geografischer Name , mehr nicht. Und so war meine Neugierde geweckt.
Der Roman begleitet verschiedene Personen ein Stück ihres Weges . Das Bindeglied ist der Bau des Panamakanals, der Arbeit verspricht und große Umwälzungen mit sich bringt.
Meine beiden Lieblingsfiguren waren die 15jährige Ada aus Barbados und Marian aus Tennessee. Adas Schwester ist schwer krank und muss operiert werden. Aber es fehlt das Geld. Adas Mutter , Tochter ehemaliger Sklaven, verdient ihr Geld mit Näharbeiten und das reicht gerade so für den Lebensunterhalt. Arbeit sei in Panama leicht zu bekommen und so macht sich Ada auf den Weg. Ich habe das unglaublich mutig gefunden. Ada ist intelligent und selbstbewusst, aber sie hat die falsche Hautfarbe, auch in Panama, wo die US-Amerikaner das Sagen haben. Durch Zufall lernt sie Marians Ehemann John kennen, der ihr eine Stelle als Betreuerin seiner Frau gibt. Marian hat John eher aus Zufall geheiratet und die beiden leben neben einander her. Marian hat studiert, hat einen wachen Geist, doch die gesellschaftlichen Verhältnisse zwingen sie zu einem abgeschiedenen Leben im Haus. Ada und Marian sind für mich Schwestern im Geiste. Auch Adas Familiengeschichte wird erzählt und die berichtet von sozialer Ungerechtigkeit und Mut.
Unmittelbar einen Einblick in die Kanalarbeiten bekomme ich durch den einheimischen Omar. Omar lebt in einer Welt der Trauer und des Schweigens mit seinem Vater, der nie über den Verlust seiner Ehefrau hinweg gekommen ist. Omar fühlt sich trotz der schweren Arbeit unter den anderen Arbeiter wohl. Hier redet man mit ihm und es wird gelacht. Omar Blick auf den Kanal verändert sich durch einen tragischen Zwischenfall. Ich selbst habe die Arbeitsbedingen als unmenschlich empfunden.
Omars neue Sichtweise führt mich zu Valentina, die mit dem Fischhändler Joaquin verheiratet ist. Ihr Heimatdorf soll wegen dem Kanal umgesiedelt werden. Valentina und andere wollen das nicht hinnehmen und organisieren Widerstand.
Was mir bereits nach wenigen Seiten aufgefallen ist, die Autorin ist eine begnadete Erzählerin. Sie lässt die Figuren lebendig werden und die Umgebung Realität. Jedes Schicksal war spannend und auf eigene Weise berührend und stellt einen anderen Aspekt des Bauprojekts in den Vordergrund. So wie das Schicksal die Einzelnen zusammengeführt hat, trennen sich ihre Wege auch wieder. Manche Hoffungen haben sich erfüllt, manche nicht. Obwohl ich mir einiges anders gewünscht hätte, war es gut so. Das Schicksal frägt nicht nach Wünschen. Mich hat der Roman gefangen und auf die Reise in die Vergangenheit genommen und mir dadurch ein Stück Geschichte und die Menschen dahinter unterhaltsam näher gebracht.

Bewertung vom 03.03.2025
Schweige für immer   Ein nervenaufreibender Thriller über ein Mädchen mit zu vielen Geheimnissen (eBook, ePUB)
Amphlett, Rachel

Schweige für immer Ein nervenaufreibender Thriller über ein Mädchen mit zu vielen Geheimnissen (eBook, ePUB)


sehr gut

Mord in besseren Kreisen
Es hätte der schönste Tag im Leben der 16jährigen Sophie sein sollen. Sie legt ihr Keuschheitsgelübde vor der Gemeinde ab und gleichzeitig wird ihre Verlobung mit dem reichen Erben Josh Hamilton bekannt gegeben. Kurz darauf liegt sie brutal erschlagen im Garten. Detective Kay Hunter und ihre Kollegen beginnen mit ihren Ermittlungen. Die sind frustrierend und kompliziert. Die Mutter der Toten ist eine Lady aus altem Adelsgeschlecht. Der Verlobte ist Sohn eines reichen Amerikaners. Beide Familien haben Beziehungen in die höchsten Kreise und empfinden die Befragungen als persönliche Beleidigungen. Das bedeutet Ärger für Kay, die bereits auf der Abschussliste ihres Vorgesetzten steht. Jede Unkorrektheit wird sofort ihr zugeschrieben und sie muss sich deshalb zusätzlich mit der drängenden Frage beschäftigen, wer ihr schaden will. Wem kann sie noch trauen ? Kay und ihre Kollegen bleiben bei der Mordermittlung dennoch hartnäckig. Beim Blick hinter die ehrbare Fassade entdecken sie einen Sumpf an Schäbigkeit. Am Ende war die Person des Täters nachvollziehbar, aber nicht unbedingt vorhersehbar.

Mir gefallen die Krimis der Autorin sehr. Ich finde sie fesselnd und man kann sehr gut mit rätseln. Die privaten Probleme von Kay ergeben einen zusätzlichen Spannungsbogen, dominieren aber nicht die Handlung. Sie bilden den roten Faden, der die einzelnen Fälle miteinander verbindet. Bei der Ermittlungsarbeit habe ich Kay bewundert, wie sie nach außen Haltung bewahrt trotz Beleidigungen und Anfeindungen. Die betroffenen Familien waren mir von Anfang an unsympathisch mit ihrer Arroganz und vornehmen Getue. Wie beim Häuten einer Zwiebel fallen nach und nach die Schleier der vermeintlichen Ehrbarkeit und zurück bleibt eine korrupte und verkommene Gesellschaft. Und mir bleibt die Erkenntnis , dass man nicht auf den äußeren Schein vertrauen sollte.

Bewertung vom 27.02.2025
Blutrote Grazien
Pamer, Benno

Blutrote Grazien


sehr gut

Grausame Morde und ein Täter jenseits aller Vorstellungskraft
Ich habe vor einiger Zeit meine Liebe zu Thrillern entdeckt, die in Italien angesiedelt sind. Ich schätze die düstere Atmosphäre, die unglaubliche Spannung und eine gute Portion Grausamkeit. Dies trifft in ganzem Umfang auf diesen Krimi zu. Meran, Touristenhochburg, und seine Umgebung werden zur Spielwiese eines äußerst brutalen Mörders, der seine Taten ins Netzt stellt und eine wachsende Anzahl von Bewundern um sich scharrt. Beide Seiten haben mich mit Abscheu erfüllt.

Aron Fischer und seine Kollegin Marie von der Meraner Polizei werden mit dem Fall beauftragt. Beide waren mir von Anfang an unsympathisch. Aron lebt in einer kaputten Ehe. Ich fand sein Verhalten gegenüber seiner Frau als auch gegenüber Marie als unangemessen. Er sieht Marie mehr als Sexobjekt und diese befeuert mit ihrem Verhalten sein Verlangen. Es geschehen weitere Morde, die immer grausamer werden. Verwirrend waren auch die literarischen Neigungen des Täters, der jedem Opfer ein Gedicht widmet. Zur Unterstützung schickt Rom Colonnello Tommaso nach Meran, sehr zum Missfallen von Aron. Mir dagegen war er sehr sympathisch. Was ich gelungen fand, der Autor gewährt Einblicke in die Welt des Täters und seine Chatverläufe. Das war beängstigend, denn , wenn ich mir in einem sicher war, der Mörder war hochgradig psychisch krank und würde nicht von selbst aufhören, zu morden. Besonders abstoßend war für mich sein Chat mit einer gewissen M . Meine Vermutungen über die Person dahinter schossen geradezu ins Kraut. Plötzlich konnte es jeder und jede gewesen sein.

Die Auflösung war in Bezug auf den Täter keine Überraschung mehr, was die Identität von M anbetrifft dagegen schon. Der Auslöser für die Ereignisse war fast so abstoßend wie die daraus resultierenden Taten. Mitleid, Verständnis für die Täter, das kann ich mit einem klaren nein beantworten. Der Thriller ist nichts für zartbesaitete Gemüter , denn der Autor spart nicht mit blutigen Details, so dass auch ich gelegentlich schlucken musste. Das Verwirrspiel um die Person des Täters war in meinen Augen sehr gelungen. Nach ein paar Seiten Startschwierigkeiten hatte der Thriller meine volle Aufmerksamkeit und ich einige Stunden voller Spannung und guter Unterhaltung.

Bewertung vom 23.02.2025
Mord und Flut   Der Nordseekrimi mit einer taffen Ermittlerin
Drüppel, Katharina

Mord und Flut Der Nordseekrimi mit einer taffen Ermittlerin


sehr gut

Ein Mörder mit Sinn für Kunst
Kriminaloberkommissarin Levke Tönnens ist aus privaten Gründen von Hamburg zurück an die Nordsee gezogen. Nach dem Tod ihrer Mutter kümmert sie sich um ihren kranken Vater, der ihr das Leben schwer macht. Statt aufzubegehren , frisst Levke im wahrsten Sinne des Wortes alles in sich hinein. Da reißt sie ein Mordfall aus ihrer Lethargie. Ein junger Mann wird nach seiner Ermordung wie ein Kunstwerk zur Schaugestellt. Kurz darauf gibt es wieder einen Mord, der ähnlich gestaltet ist. Zum Glück kann Veit, Levkes Freund aus Jugendtagen, weiter helfen, denn er ist Kunstlehrer. Zwischen den Mordfällen scheint es keine Verbindung zu geben, dennoch liegen Ermittlungen an der Kunsthochschule und deren Umfeld nahe. Und tatsächlich stoßen Levke und ihr Kollege auf dunkle Flecken. Alle Hinweise deuten auf einen Professor, der die Taten vehement bestreitet. Levke gerät gewaltig unter Druck , da weitere Morde befürchtet werden. Erneut geht sie die Fakten durch und findet tatsächlich ein Puzzleteil , das sie an ihrer Menschenkenntnis zweifeln lässt.

Die Idee , den Mörder Kunstwerke mit seinen Opfern nachzustellen zu lassen, fand ich gruselig. Zudem es auch viel Raum lässt, über die Botschaft dahinter zu spekulieren. Die Ermittlungen im Kunstbetrieb fand ich spannend , aber in meinen Augen werfen sie kein gutes Licht darauf. Ich habe zusammen mit Levke im Nebel gestochert. Jede Spur verlief sich im Sande. Das Finale wird dann zum Wettlauf gegen die Zeit, da der Mörder möglicherweise bereits auf dem Weg zu seinem nächsten Opfer ist. Ich fand die Klärung des Falles gelungen und sogar noch bei der Ankunft am Tatort kamen mir neue Zweifel. Mein persönliches Highlight war das Gespräch am Ende zwischen Levke und dem Mörder. Sollte ich bis dahin Mitgefühl gehabt haben, schmilzt es dahin wie Eis im Hochsommer. Die Selbstgerechtigkeit war nicht zum Aushalten. Was mich etwas gestört hat, war, dass Levkes Gewicht ständiges Thema war. Levke selbst war mir sympathisch und ich habe sie als kompetente Ermittlerin erlebt. Insgesamt hat mich der Krimi gut und spannend unterhalten.

Bewertung vom 22.02.2025
Portrait meiner Mutter mit Geistern
Edel, Rabea

Portrait meiner Mutter mit Geistern


sehr gut

Schweigen verletzt, wo man reden sollte
Der Roman erzählt eine Familiengeschichte, die sich ausschließlich der weiblichen Linie folgt. Es ist eine Geschichte, die berührt, traurig, wütend, neugierig macht und dabei in hohem Maße fesselt. Die Autorin machte es einem aber nicht leicht, die Ereignisse zu erfassen und in einen Zusammenhang zu bringen. Es gibt Zeitsprünge. Die Erzählebene wechselt und vieles bleibt ungesagt. Die Personen schweigen, verdrängen und geben den Vorkommnissen , die sie vergessen wollten, noch mehr Raum und Gewicht.
Am Anfang der Kette stehen Meta und ihr Sohn Jakob. Mit ihnen beginnt das Schweigen. Meta ist Jüdin. Ihr Mann verlässt sie und aufgrund der Bedrohung durch das Naziregime muss sie ihren Sohn Jakob wegschicken. Jakob hatte davor ein gutes Leben und gute Freunde, Oskar und Selma, die die Linie weiterführen wird. Jakob rettet zwar sein Leben, aber er verliert seine Identität . Seine Figur fand ich besonders berührend und ihm verdanke ich die Szenen, die mich am meisten verwirrt und berührt haben.
Selma bekommt eine Tochter, Martha, die sie nicht lieben kann und flüchtet sich in die Ehe mit dem Tyrannen Heinrich. Selma will einfach nur vergessen, was vor ihrer Ehe war und schweigt es tot.
Martha, die von Heinrich misshandelt wird, ist unglücklich und will so schnell wie möglich weg von Zuhause. Ihre Geschichte fand ich tragisch. Jedes Mal , wenn sie jemanden liebt, verliert sie ihn. Ihr ganzes Glück ist ihre Tochter Raisa, die sie alleine groß zieht.. Auch Martha schweigt über ihre Vergangenheit und entfremdet sich dadurch von Raisa. Raisa versteht nicht, warum ihre Mutter nicht über ihre Eltern spricht oder Raisas Vater. Sie will wissen, um verstehen zu können. Zu meiner Erleichterung gibt es gegen Ende des Romans einen Funken Hoffnung, der dieses bleierne Schweigen durchbricht.
Der Roman lässt Raum für eigene Mutmaßungen, da auch hier vieles ungesagt bleibt. Das macht das Lesen in meinen Augen gelegentlich anstrengend, gleichzeitig beflügelt es die eigene Phantasie. Die Sprache selbst ist an vielen Stellen sehr poetisch und lässt so wunderschöne Bilder im Kopf entstehen. Meiner Meinung nach sollte man das Buch nicht einfach zwischendurch lesen. Dadurch , dass in Fragmenten erzählt wir, war es zu Beginn nicht einfach , den roten Faden zu behalten. Aber wie bei einem Puzzle wurde das Bild gegen Ende immer deutlicher. Die Handlung entwickelt dadurch einen Sog und man will einfach nur weiter lesen.

Bewertung vom 18.02.2025
Crime im Heim (eBook, ePUB)
Tannert, Ida

Crime im Heim (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das erste Mordopfer war der Mops !
Ich war gespannt, ob dieser Cosy crime mich gut unterhalten würde oder ich genervt wäre wegen all zu platter Stereotypen über Senioren. Vorneweg, ich habe mich königlich amüsiert, konnte rätseln, wer wohl der infame Täter sein könnte und wurde dabei bestens unterhalten. Auch die Spannung war vorhanden.

Ich fand die Atmosphäre im Altenheim wurde gut und wirklichkeitsnah eingefangen, wo Senioren gerne wie unmündige Kinder behandelt werden. Basteln und etwas angestaubtes Liedgut sollen zur Unterhaltung beitragen. Im Buch dürfen die Bewohner für Halloween kreativ werden und ich hatte Bilder vor Augen, die mich zum lachen brachten. Alt bedeutet nicht, dass man weniger unternehmungslustig ist und keine eigene Vorstellungen von seiner Freizeitbeschäftigung hat.

Friedhelm Kemp liebt das Theater und hier besonders Shakespeare und plant deshalb eine Aufführung des Hamlets. Er will damit Abwechslung ins Heimleben bringen. Und das gelingt in einem unerwarteten Maße. Schon die Vorbesprechung mit den Darstellern steht unter keinem guten Stern. Irma hat ihren Mops tot im Garten gefunden und fordert Aufklärung. Die ehemalige Yogalehrerin Katia ist alarmiert, denn sie vermisst ihren feinfühligen Freund Hans bei der Probe. Zumal der neue Mitbewohner Uwe, ein Anarchist, behauptet, Hans habe Kontakte zur RAF gehabt. Hat Hans den Mops gemeuchelt ? Ganz im Sinne Hamlets beschließt die Theatergruppe, den Mord am Mops namens Ophelia aufzuklären und stolpert prompt im Garten über eine männliche Leiche. Nun nimmt das Schicksal seinen Lauf und löst heftige Geschäftigkeit aus, die bei mir heftige Heiterkeitsausbrüche auslöst. Während Friedhelm weiterhin bemüht ist, seinen Hamlet auf die Bühne zu bringen, will Katia das Rätsel um den Toten lösen. Sie befürchtet, der wieder aufgetauchte Hans könnte etwas damit zu tun haben. Und wer ist der Erpresser, der neuerdings versucht, die Senioren um ihr Geld zu bringen. Man einigt sich darauf, eine kleine Szene aus dem Hamlet zu geben, um den Täter aus der Reserve zu locken.

ich war aber bereits vor dem gelungenen Einfall ein Fan der Gruppe. Ich war fasziniert, wie Friedhelm stets ein passendes Shakespeare-Zitat zur Hand hatte und wirklich nichts unversucht ließ, das Stück aufzuführen. Meine Heldin war Katia , die detektivische Talente besitzt und den Überblick nicht verliert. Nicht zu vergessen die Gräfin, die immer Haltung und Etikette bewahrt und nachgewiesen vortrefflich schießen kann. Aber auch alle anderen waren mit ihren Marotten und Wehwehchen liebenswert.

Ich wusste bis zum Ende nicht, wer der Täter war, war aber dann hellauf begeistert. Die Person war mir zwar von Beginn an unsympathisch, aber ich hatte nicht mit so viel krimineller Energie gerechnet. Mir hat die Lektüre des Buches sehr viel Spaß gemacht und ich fand , der Ton war nie respektlos .

Bewertung vom 17.02.2025
Inseldate auf Spiekeroog. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Menzel, Marlene

Inseldate auf Spiekeroog. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Rendezvous mit dem Tod
Der Auftakt des Falles hat mich ein wenig verwirrt. Zuerst treffe ich die rothaarige Lina in Neuharlingersiel, die sich auf ein Date freut. Dann liegt eine tote Frau, auf die Linas Beschreibung passt , auf Spiekeroog im Watt und Reik, Anke und ich stecken wieder in einer Mordermittlung. Der Fall ist dieses Mal besonders erschreckend und nicht nur, weil die Mordwaffe ungewöhnlich ist. Die Tote ist zu meiner Überraschung nicht Lina, hatte aber auch ein Date mit einem Mann, den sie erst kurz kannte. Verdächtige gibt es zuhauf, von denen jeder behauptet, er sei durch ein anonymes Schreiben auf die Insel gelockt worden. Wer lügt ? Sollte ein möglicher Serienmörder sein Unwesen auf der beschaulichen Insel treiben ? Kaum vorstellbar. Ausgerechnet jetzt ist Anke nicht sie selbst und Reik macht sich ernsthaft Sorgen um die Kollegin und liebe Freundin.

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und ich fand es gut, dass der Fall etwas härter war wie sonst. Für mich war der Spagat zwischen Wohlfühlkrimi und "Thriller " gelungen, zumal es weiterhin ein Cosy Crime bleibt. Um Anke habe ich mir wirklich Sorgen gemacht, da sie ihre traumatische Erfahrung aus dem letzten Fall noch nicht verarbeitet hat. Ich hoffe, sie findet beim nächsten Fall zur alten Stärke zurück. Die Person des Täters und seine Motivation war erschreckend . Ich finde es beängstigend, dass psychisch kranke Menschen so lange agieren können, ohne in den Focus zu geraten. Gut, dass Reik und Anke dafür gesorgt haben, dass Spiekeroog wieder sicher ist.

Bewertung vom 15.02.2025
Der Seher
Haller, Elias

Der Seher


ausgezeichnet

Ein Cold Case wird zum Albtraum

Vor 17 Jahren wurde Doris Köpke ermordet. Ihr kleiner Sohn Jan ist seitdem verschwunden. Als bei Bauarbeiten im Zwinger ein Arbeiter schwer verletzt wird, sieht es zuerst nach einem aus dem Ruder gelaufenen Streit aus, bis einer der Beteiligten eine Zeitkapsel mit eingeprägten Chiffren übergibt. Darin befinden sich die sterblichen Überreste von Jan Köpke. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Ein Baby wird entführt. Weitere Todesfälle hängen möglicherweise mit den Entführungsfällen zusammen. Auch der alte Fall muss neu aufgerollt werden, da damals erheblichen Schlampereien passiert sind. Und wäre das nicht genug, bekommt der leitende Beamte und Kryptologe Stiller , eine Praktikantin zur Seite gestellt, um die er sich kümmern soll. Und der Seher von der Elbe meldet sich auch noch zu Wort und bietet seine unerwünschte Hilfe an. Stiller verfolgt mehrere Spuren, die nicht wirklich weiter helfen. Das dringendste Rätsel, das es zu lösen gilt, bleiben die Chiffren auf der Zeitkapsel und einer weitere verschlüsselte Botschaft des Täters. Die Zeit arbeitet gegen die Ermittler, denn das Leben des Kindes steht auf dem Spiel.

Das ist meine erste Mordermittlung mit Arne Stiller und ich habe einige Seiten gebraucht, um mich für ihn zu erwärmen. Als Kettenraucher scheint er etwas aus der Zeit gefallen und sein Verhalten gegenüber der Praktikantin Sandy hat mich geärgert. Nur gut, dass sich die beiden zusammenraufen und dann ein gutes Team bilden. Stillers Widerspruchsgeist, akribische Arbeitsweise und Empathie haben mich letzten Endes für ihn eingenommen. Ich habe bei den Ermittlungen mit gefiebert und war enttäuscht, wenn sie ins Leere liefen. Einig war ich mit Stiller in der Einschätzung des Sehers : nervig, selbstverliebt und irgendwie verdächtig.

Gelungen fand ich die Kapitel, in denen der Täter zu Wort kam. Man erfuhr einiges über seine Beweggründe und Vergangenheit ohne konkrete Hinweise auf Person oder Geschlecht. Das hat meine Phantasie zusätzlich befeuert. Die Lösung war für mich stimmig und der Täter nur bedingt eine Überraschung. Obwohl ich sein Schicksal tragisch fand, konnte ich kein Mitleid empfinden. Mein Entsetzen über die Taten überwogen. Ich fand den Krimi fesselnd mit einem eher ungewöhnlichen Ansatz sowohl was den Seher anbetraf als auch die Hintergründe der Tat. Manches war für mich zu konstruiert, tat aber in meinen Augen der Spannung und dem Unterhaltungswert keinen Abbruch.

Bewertung vom 13.02.2025
Goldene Zeiten / Die Münchner Ärztinnen Bd.2
Bach, Ina

Goldene Zeiten / Die Münchner Ärztinnen Bd.2


ausgezeichnet

Der Traum, Ärztin zu werden und der lange Weg dahin
Dies ist der 2. Teil einer Trilogie , die die Geschichte dreier Frauen erzählt, die unbedingt Medizin studieren wollen. In München um 1900 ist das nur ein schöner Traum. ich kenne den 1. Band nicht, konnte der Handlung jedoch problemlos folgen.

Was mir sehr gut gefallen hat, die drei Frauen kommen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und so erfahre ich einiges über die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gegebenheiten. Elsa arbeitet im Münchner Kinderspital als Wärterin. Sie kommt ursprünglich aus einem Arzthaushalt. Ihr Vater wollte genau wie sie, dass sie Medizin studiert aller Widrigkeiten zum Trotz. Nach dessen Tod verwehrt ihr die Mutter die finanziellen Mittel, um ein Studium aufnehmen zu können. Elsa geht nach München und verdingt sich als Dienstmädchen. Was ihr dort widerfahren ist, zeigt in meinen Augen anschaulich und wirklichkeitsnah , die damalige beschämende Situation des Hauspersonals. Elsa hat diese Erfahrung nicht verarbeitet und leidet weiter darunter. Sie lag mir besonders am Herzen.

Fanny würde ebenfalls gerne Medizin studieren. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen und die Eltern investieren nur in die Bildung ihres Zwillingsbruders Anton, der aber lieber Fußball spielt. Fanny nimmt seine Identität an und fängt mit dem Studium seiner statt an. Das Geld ist knapp, denn Anton lebt auf großem Fuß und Fanny hat als Frau kaum Möglichkeiten , legal Geld zu verdienen. So lernt sie Änny kennen, die als Prostituierte arbeitet. Obwohl vor dem Gesetz alle gleich sind, ist Änny im Grunde rechtlos und wird von den so genannten anständigen Leuten verachtet. Trotzdem habe ich sie als liebevolle und starke Persönlichkeit wahrgenommen.

Lulu ist die Tochter des Direktors des Kinderspitals. Ihr Vater traut ihr nichts zu, weder Abitur ,geschweige denn ein Studium und hält das Frauenstudium per se für Narretei. Lulu soll standesgemäß heiraten. Die fünfte im Bunde ist Ida, die gerne heiraten möchte - oder doch lieber studieren ? Zusammen überstehen sie einige Krisen, Rückschläge, aber auch kleine Erfolge und wenn es darauf ankommt, halten sie zusammen.

Der Roman ist sehr unterhaltsam und dabei spannend und an manchen Stellen sehr berührend. Die Autorin schildert die Geschehnisse so lebendig, dass ich meine Umwelt nach wenigen Seiten vergessen habe. Ich war immer wieder abwechselnd wütend oder traurig darüber, welche Beschränkungen und Fesseln Frauen durch die männliche Gesellschaft auferlegt wurden. Ich verlasse die Freundinnen an dem Tag, an dem sie endlich mit vollem Recht und erhobenen Hauptes den Hörsaal der medizinischen Fakultät betreten. Nun freue ich mich auf ein baldiges Wiedersehen, denn es sind noch einige Fragen offen und das Studium wird sicher nicht einfach.