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Blondschopf
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Tübingen

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Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2023
Volk, Katharina E.

Winter und Weihnachten im kleinen Baumhotel / Wilma Walnuss Bd.3


ausgezeichnet

Wunderschöne, kurze Geschichten. Absolut liebevoll erzählt. Die Kids können gar nicht genug davon bekommen. Protagonisten sind verschiedene Waldtiere, die sich in einem Waldhotel zusammenfinden und dort immer wieder neuen Figuren begegnen. Beeindruckend ist, wie sie wertschätzend und liebevoll miteinander umgehen, auch wenn jedem Tier seine Eigenheiten zugestanden wird.
Die Geschichten sind wunderschön illustriert.
Sprachlich ist das schöne Werk etwas herausfordernd: Die Sätze sind recht lang und es kommen pro Geschichte immer recht viele Figuren vor. Diese werden mal mit ihrer Tierart, mal mit ihrem Vornamen, mal mit ihrem Nachnamen oder ihrer Eigenschaft bezeichnet. Das macht es ein bisschen schwierig, nachzuvollziehen, wer wer ist - wenn man nicht ständig auf die Erklärung am Anfang zurückgreifen möchte. Das Papier, auf dem das Buch gedruckt wurde ist ziemlich glänzend und daher eher nicht für Kinderhände geeignet. Aber all das macht Kindern selbst ja bekanntlich gar nichts aus.

Bewertung vom 30.08.2023
Santana, Lea

Das Versprechen der Oktoberfrauen


weniger gut

Frauendramen
Der Roman erzählt von einer Handvoll Frauen unterschiedlichen Alters, die in einem Dorf an der Ostseeküste leben und sich dort in unterschiedlicher Intensität begegnen. Im Vordergrund stehen Hanna, die unter einer psychischen und Gehörerkrankung leidet, die sie immer wieder an den Rand des Lebenswillens führt. Und Frieda, die zunächst als unerkannte Musikerin vorgestellt wird. Auch die anderen Frauen scheinen weder mit sich noch mit den anderen Damen wirklich im Reinen zu sein, so dass der Roman im Wesentlichen darin besteht, zu erzählen, wie die Frauen aneinander geraten, dann doch feststellen, dass sie in dem kleinen Dorf aufeinander angewiesen sind, sich wieder gegenseitig enttäuschen und zanken. Die Dramatik, mit der die einzelne Szenen beschrieben werden, ist nicht immer ganz nachvollziehbar. Die Figuren und ihre Emotionen bleiben einigermaßen abstrakt. Am Schluss wir versucht, doch noch den Wert der Freundschaft und des Vergebens zu betonen, aber auch dies kann von der Leserin nicht ganz nachvollzogen werden.

Bewertung vom 14.08.2023
Aring, Daniela

Sterne über Berlin


ausgezeichnet

Unglaublich sensibel
Ja, es sind viele Zufälle, die die beiden Künstler Indie und Rene zusammenführen und immer wieder einander näher bringen, aber die realistische Beschreibung ihrer Biographien hält die Geschichte weit von jeglichem Kitsch fern. Trotzdem ist sie unglaublich schön erzählt. Durch die Lichtkunst Indies entstehen immer wieder ganz zauberhaft beschriebene Momente, sei es ein großes Hochzeitsfest oder der kurze Moment beim Zubettbringen eines Kindes. Diese zart modulierten Momente ziehen sich durch das ganze Buch hindurch. Mit großer Detailkunst wird uns die liebenswerte Hausgemeinschaft vorgestellt, die ganz wesentlich zu Indies und Renes Glück hinzugehört. In aller ehrlichen Dramatik wird uns das Zerstörerische Element des Krieges vor Augen geführt. Da es der Autorin aber gelang, immer wieder Hoffnungslichter einzubauen, bleibt es nicht bei diesem Schrecken stehen. Daneben stehen immer wieder sehr zärtliche Momente des Aufeinander Acht Gebens und der Rücksicht. Ganz sachte Vorsicht bestimmt die Begegnung der beiden und ihre Bewegung aufeinander zu. Ein wunderschönes Buch, das nichts beschönigt und doch den Blick auf das Licht lenkt.

Bewertung vom 10.07.2023
Steinlechner, Tanja

Das Leben, das uns bleibt


gut

Tanja Steinlechner präsentiert und wiedermal einen intensiven Nachkriegsroman. Der Hauptteil der Erzählung spielt in Freiburg, wo Ruth mit ihrer Familie nach abenteuerlicher Flucht anlandet, aber nie wirklich heimisch wird. Intensiv bearbeitet Steinlechner das Thema Antisemitismus und dessen Folgen auch im Privatleben der Betroffenen. Dies ist tatsächlich eine neue und wichtige Perspektive. Insgesamt schwingt sich der Roman aber auch die übliche Erzählweise ein: Ruth ergreift die Chance des Wirtschaftsaufschwungs, macht eine Lehre, lern einen charmanten Jungen kennen, der sie, als sie kurz darauf schwanger ist, heiratet. Dieser entpuppt sich als Untertan eines patriarchalen Vaters, der Ruth nie akzeptiert und ihr entsprechend das Leben schwer macht. Ihr Weiterentwicklung zur Goldschmieden wird nur noch rudimentär erzählt, auch das Schicksal ihrer Geschwister und ihres ersten Freundes aus der alten Heimat bleibt nur angerissen. Die Beweggründe der Personen werden uns Leserinnen nicht recht deutlich gemacht, so dass die Erzählung wenig einnimmt und ihr Verlauf nicht unbedingt überzeugt, weil oft nicht klar ist, warum einzelne Personen so handeln, wie es erzählt wird. Was am Ende bleibt ist die Dankbarkeit, in besseren Zeiten und unter Möglichkeiten der Gleichberechtigung aufzuwachsen.

Bewertung vom 16.05.2023
Giordano, Giovanna

So viele Paradiese


weniger gut

Antonio macht sie auf den Weg aus seiner spießigen italienischen Heimat ins abenteuerliche Amerika.
Das Buch erzählt von einer fremden Zeit, einer fremden Familie, und einer fremden Welt. Letztlich bleibt uns leider auch Antonio fremd. Es gelingt dem Buch nicht, uns zu packen, weder sprachlich noch logisch. Immer wieder wundert man sich über die Entscheidungen, Irrungen und Wirrungen. Man muss schon sehr leseengagiert sein, um dieses Buch zuende zu lesen.

Bewertung vom 30.03.2023
Rusch, Veronika

Die Bahnhofsmission


gut

Mit Veronika Rausch reisen wir mitten Hinein in das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts im Berliner Osten. Alice und ihre Schwester Constanze sind gutbehütete Töchter eines Charite-Arztes und sollen nach dem Willen ihrer Eltern genau dieses gut behütete Leben auch als Ehefrauen fortführen. Am Bahnhof treffen sie zufällig auf eine ganz andere Welt und erstmal scheint insbesondere Alice ein Licht auf zu gehen. Die Erlebnisse mit Menscenhändlern, Kriminalität, Bedürftigen aller Art, um die sich die Bahnhofsmission kümmert, lassen sie nicht mehr los. Heimlich beginnt sie ein Ehrenamt dort und erweist sich als äußerst geschickt. Die Bahnhofsmission wird geleitet von Nathalie, einer ähnlich jungen Frau mit einer völlig anderen Biografie. Sie musste sich im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Dreck herausarbeiten. Nach und nach lernen wir verschiedene Biografien kennen und staunen, wie unterschiedlich Lebenswege in dieser Zeit verlaufen können. Wir erhalten ein bisschen Einblick in die Arbeit der Bahnhofsmission, viel mehr aber noch in das gehobene Bürgerleben und auch in die illegalen Unterwelten von Prostitution, Drogenhandel und Kriminalität.
Letztlich handelt der feinsinnig geschriebene Roman nur am Rande von der Bahnhofmission. Im Mittelpunkt steht vielmehr eine Kriminalgeschichte. Beeindruckend ist, wie es Veronika Rausch gelingt, die einzelnen Figuren bis in die kleinesten Details ihrer Biografie hinein zu zeichnen. Schubladendenken und Klischees werden beiseite gewischt und wir ahnen, dass hinter Fassaden immer mehr und deutlich tiefgründigeres steckt.

Bewertung vom 06.03.2023
Poppe, Sandra

Liebe ist schön, von einfach war nie die Rede


gut

Evi wird vor dem Erhalt eines großen Erbes von ihrer verstorbenen Tante für 3 Wochen mit ihrer Teeny-Tochter zum Campen geschickt. Es geht nach Rügen. Mit im Gepäck die anstehende Scheidung, das lange Singelleben, und eben die Tochter mit all ihren Macken.
Wie immer auf dem Campingplatz kommt sie sofort mit anderen Menschen in Kontakt: ein Nachbar, der sich zunächst als attraktiver Singel-Papa vorstellt, schwule und nicht so schwule Männer, ein alter kautziger Dauercamper, eine Esoterikgruppe und die ruppig-herzliche Besitzerin. Alles humorvoll und herzlich dargestellte Personen.
Nebenbei erkunden wir mit Evi die Insel, kommen an den Hotspots und Geheimtipps vorbei, erleben die üblichen Wetterkapriolen der Ostsee und die bekannten Beschwerlichkeiten des Zeltens.
Eigentlich ringt die ganze Geschichte jedoch mit Evis unbeabichtig-beabsichtigter Männer suche. Ein Kandidat nach dem anderen fällt aus, bis erst in den allerletzten Kapitel einer ihr Herz erobert. Doch kaum gewonnen lässt sie ihn auch schon wieder fallen.
Im 1. Drittel erhält sich das Buch eine gewisse Spannung, weil die verschiedenen Männer aufkreuzen. Dann ist eigentlich klar, auf wen es hinausläuft, aber es kommt immer was dazwischen.
Fazit: eine heitere Sommerlektüre, leicht geschrieben, in schöner Camping-Ambiente, ohne großen Tiefgang mit Happy End.

Bewertung vom 13.02.2023
Dempf, Peter

Die Herrin der Farben


weniger gut

Es wäre deutlich mehr möglich gewesen
Die historisch verbürgte Anna heiratet im des 18. Jahrhundert in die Augsburger Textildruckerfamilie Gignoux ein. Gemeinsam mit ihrem Mann entwickelt sie eine neue Druckereiart und gründet einen eigenen Betrieb. Immer wieder muss ie sich dabei gegen althergebrachte Traditionen durchsetzen, die ihr als Frau wie ihrer Familie als Wirtschaftsbetrieb Können und Erfolg nicht gönnen wollen. Stattdessen wird an er alten Zunfherrenschaft festgehalten. Außerdem entwickelt sich die Tuchdruckerei in dieser Zeit rasant weiter, so dass auch ihre Art zu drucken, bald nicht mehr wirtschaftlich ist. Ohne ihren früh verstorbenen Mann werden die Nöte Annas noch beträchtlicher. Hinzu kommt ein gewalttätiger und geschäftsuntüchtiger zweiter Ehemann.
So weit, so gut. Die Biografie der historischen Anna hat enorm viel zu bieten und sie war zweifelsfrei eine für ihre Zeit revolutionäre Frau. Peter Demps Roman bringt diese Frauenpower jedoch in keinerlei Weise rüber. Er zeichnet eine herrische, egoistische Frau, die um ihres eigenen Erfolges Willen jegliche Rücksichtnahme auf ihre Angestellten vergisst. Eine tüchtige Geschäftsfrau, die sich in einer brutalen Männerwelt letztlich nicht durchsetzen kann. Hinzu kommt, dass die Erzählweise enorme Schwächen hat: Da über die Figur Anna so viel bekannt ist und ihr gesamtes Leben erzählt werden soll, muss dies in einem wilden Galopp durch die Jahrzehnte erfolgen. Von vielen einschneidenden und wichtigen Etappen ihres Lebens (z.B. Geburt der Kinder, Tod des Mannes) erfährt man durch unzählige und große Zeitsprünge nur hinterher. Literarisch werden die Zeitsprünge aber an keiner Stelle adäquat aufgefangen. Gelegentlich werden Namen und Figuren vertauscht. Was Anna antreibt und beschäftigt, wie es ihr wirklich geht, was sie fühlt und denkt – all das wird im Roman nicht vermittelt. Wenn man Klischees verwenden will: Man meint zu spüren, dass ein Mann hier sich enorm schwer tut, Leben und Werk einer Frau zu beschreiben. Die Figuren bleiben alle entweder blass oder extrem unsympathisch. Leider kein Lesegenuss, obwohl das Material viel mehr hergegeben hätte.

Bewertung vom 04.01.2023
Ryan, Rebecca

Weil morgen ein neuer Tag beginnt


weniger gut

Trauerbewältigung
Em ist Ende 20 und hat den 2 Jahrzehne zurückliegenden Krebstod ihrer Schwester offensichtlich immer noch nicht überwunden. Ihr Haden mit ihrem Leben äußerst sich in zahlreichen Pannen, Peinlichkeiten und Übertreibungen. Sie arbeitet als Lehrerin (man fragt sich, wie sie das hinbekommt), wohnt mit ihrer besten Freundin zusammen und scheint ihre Freizeit mit FastFood, TV und Herumlümmeln zuzubringen. Auch der Tag, an dem sie beschließt, sich für jeden Monat ein Motto zu setzen, um weniger normal zu sein (wobei man sich fragt, ob ihr bisheriges Leben wirklich „normal“ war), ändert an diesem Zustand zunächst wenig: Sie gerät von einer Übertreibung in die nächste, von einem Fettnäpfchen ins nächste. Trotzdem lernt sie in diesen Monaten neue Menschen kennen, die ihnen auf ihre eigene Art und Weise Impulse geben, das Leben anzupacken und sich nicht in der Trauer bzw. Reue um die Schwester zu vergraben. Erst im letzten Drittel haben ihre Bemühungen langsam Erfolg und es scheint sich tatsächlich in ihrem Leben ein großer Knoten gelöst zu haben.
Wir lernen in diesem Buch etwas darüber, wie stark unbewältigte Trauer einen Menschen gefangen halten kann und wie sehr es sich trotz aller Mühe lohnt, gegen die Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen.
Besonders realistisch ist die Szenerie nicht, zu vieles ist extrem übertrieben und exzentrisch dargestellt. Aber manchmal hilft das Dramatische ja, den Kern besser herauszustellen.

Bewertung vom 31.10.2022
Rey, Christina

Aufbruch / Ein kleines Stück von Afrika Bd.1


gut

Problematisch
Ivy, Tochter eines wohlhabenden Engländers kommt mit ihrem Vater zu einer Jagdsafari zum ersten Mal nach Afrika, verliebt sich sofort in das Land und sehr schnell auch in einen der Wildjäger dort. Doch die Hoffnungen auf ein friedliches Leben in Harmonie mit der Wildnis zerplatzt sehr bald. Erst als ihr Mann aus dem Krieg nicht mehr zurückkommt, gelingt es ihr mühsam, eine eigene Vision einer Tötungsfreien Sarari-Veranstaltung zu verwirklichen.
Das Buch beschreibt die Flora und Fauna Afrikas sehr eindrücklich, auch die koloniale Haltung der Zeit wird sehr deutlich. Ivy wird in dieser Szenerie als Gegenbeispiel gezeichnet, das die Tiere und Natur nicht zum Vergnügen ausnutzen und auf Augenhöhe mit den Einwohnern umgehen will. Auf der einen Seite wird an den Gegenparts von Ivy die Widerlichkeit des Kolonialismus sehr deutlich, gleichzeitig kann sie und damit das Buch sich trotzdem nicht bestimmten imperialistischen Eindrücken erwehren.
Trotz der Figur Ivys bleibt das Buch aus einer weißen herrischen Perspektive geschrieben. Die Einwohner Afrikas kommen nur als Nebenschauspieler und Gewährsmänner ins Bild, haben keine eigene Meinung und keine eigene Handlung. Ich denke, dass wir heute im Postkolonialen Zeitalter mehr Bücher benötigen, die die Geschichte und Welt Afrikas aus der Eigenperspektive der EinwohnerInnen beschreiben und nicht noch mehr herrische Eindrücke der weißen Zugereisten benötigen.