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katl2

Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2021
Fernandez, Thomas

Das Lied der Alemannen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Alemannen lebten friedlich und im Einklang mit der Natur in den Wäldern des Schwarzwaldes. Doch dann kamen die Franken, und die Welt begann sich zu ändern. Missionare versuchten den Glauben des Alemannen und die damit verbundenen Bräuche und Rituale auszulöschen. Sie wollten sie zu wahren Gott führen. Dabei brandschatzten sie heilige Orte und verhängten hohe Strafen gegenüber denen, die sich gegen die neuen Gesetze auflehnten. In dieser turbulenten und brutalen Zeit wuchs der junge Folkwart heran. Ganz nach den Traditionen der Alemannen. Doch Verrat ist den Alemannen nicht fremd und schon bald muss Folkwart beweisen, dass er der Tücke und Verschlagenheit der Missionare gewachsen war.
Ein Volk des Waldes
Die Geschichte spielt zu einem Zeitpunkt des Aufbruchs. Der Glaube der Alemannen war fest in der Natur verankert. Geister, Gestaltwandler und die Kräfte der Bäume. Runen und Zauber bringen erfolgreiche Ernte und helfen bei Verletzungen oder Schmerzen. Thomas Fernandez wirft mit seinem Buch einen Blick auf die Lebensweise des Volkes. Rechtsprechung, Begräbnisse, Hochzeiten. Auf die Sitten und Bräuche der Alemannen. Diesen Traditionen steht ein neuer Glaube gegenüber. Ohne Rücksicht werden die Menschen missioniert. Wer nicht gehorcht, wird bestraft. Nur wenige wagen es, aufzustehen. Mut, Treue, Ehre und Tapferkeit stehen Feigheit, Gier, Faulheit und dem menschlichen Streben nach Macht gegenüber. Ein unglaublich faszinierendes Buch, das von einem Volk erzählt, das ich bisher nicht gekannt habe.
Und im Hintergrund erklingt die Laute
Der Autor benutzt eine beinahe poetische Sprache, mit der er den Klang dieses Werkes perfekt zur Geltung bringt. Leicht verständliche erzählt er seine Geschichte in moderne Sprache. Und dennoch erkennt man das Lied der Alemannen im Hintergrund. Wie die alten Heldengesänge erzählt dieses hier seine Geschichte. Die Geschichte eines Mannes, dessen Volk dem Untergang geweiht ist. Schwingt in den Kapiteln der Christen die Härte und Unnachgiebigkeit der Kirchenvertreter wider, erlebt man bei den Teilen der alemannischen Kultur den warmen Hauch der Melancholie.
Fazit
Ich habe dieses Buch verschlungen. Die Art und Weise wie der Autor sein Wissen über die Alemannen verpackt hat, ist einzigartig. Man lernt ein altes Volk kennen, so als wäre man mitten im Geschehen. Die detailreiche und beinahe epische Schreibweise passt zu der Geschichte wie die Faust aufs Auge. Absolut empfehlenswert für alle, die es lieben, Geschichte hautnah zu erleben.

Bewertung vom 03.09.2021
Jacobsen, Steffen

Schach mit dem Tod


ausgezeichnet

Ein Blick hinter die Kulissen

Das Jahr 1945. Während in Europa der 2. Weltkrieg tobt, arbeiten Wissenschaftler aus aller Welt an einem mehr oder weniger geheimen Projekt: der Erschaffung der ersten Atombombe, die den Krieg gegen das Nazi-Deutschland und vor allem gegen die Japaner entscheiden soll. Der Elektrotechniker David Adler wird zu diesem Forscherkreis, der unter dem Decknamen Manhatten-Projekt arbeitet, hinzugezogen. Als Fachkraft und Verwandter von Nils Bohr erlebt er diesen weltverändernden Prozess hautnah mit. Doch im Krieg ist, wie in der Liebe, alles erlaubt und die Grenzen zwischen den verschiedenen Fronten sind nicht so eindeutig, wie es den Anschein hat. Intrigen, Spionage und eigene Interessen beeinflussen den Lauf der Dinge, während der Augenblick der Bombenzündung immer näher rückt.

Manhatten-Projekt, 1945

Steffen Jacobsen entführt in eine Welt der Spionage und der Wissenschaft in eine Zeit, an der die Welt gespalten war. Tod und Gewalt regierten. Die eine Seite des Atlantiks versank im Blut, während auf der anderen die Köpfe rauchten, auf der Suche nach einer Lösung, eine Bombe zu erschaffen, die mehr Zerstörung anrichtet, als sich je irgendjemand vorstellen konnte. Gemeinsam mit David taucht man ein in die Ränge der Wissenschaftler. Ein berühmter Name wechselt den vorherigen ab. Niels Bohr, Robert Oppenheimer, George Kistiakowsky. Sie alle sind beteiligt bei diesem haarsträubenden Experiment, das die Welt für immer verändert hat.

Sprache und Spannungsbogen

Kurz und knackig, ohne unnötige Schnörkellein berichtet Steffen Jacobsen die historischen Ereignisse. Hautnah erlebt man die Männer hinter den großen Namen. Erkennt ihre Macken und Fehler, ihre Visionen und Taten. Fiktion und Fakten vermischen sich zu einem atemberaubenden Leseerlebnis, das sich nur schwer aus der Hand legen lässt. Fachliche Analysen werden auf eine Sprache heruntergebrochen, die es auch einem Laien möglich machen, den Aufbau und die Wirkungsweise einer Atombombe nachvollziehen zu können. Die ständige Angst vor Spionage, die die Wissenschaftler bei ihrer Arbeit verspüren, erhöht den aufgebauten Druck innerhalb der Geschichte zusätzlich. Beinahe hört man die Uhr im Hintergrund ticken, die das Ende unweigerlich näherbringt.

David Adler

Ein Mann mit einem klaren Ziel: seine Familie zu beschützen. Als Jude zur Zeit des Nationalsozialismus ist das keine leichte Aufgabe. Intelligent und sympathisch, sucht er einen Weg, das Unmögliche zu erreichen. Er trennt sich von seiner Familie, versucht Geld zu verdienen, um sie nachholen zu können. Obwohl er kein Wissenschaftler ist, kommt er mit den Fachjargons und Eigenheiten der Gruppe gut zurecht. Er findet seinen Platz in einer Gesellschaft, die nicht unbedingt die seine ist. Je weiter das Buch voranschreitet desto mehr lernt man Davids Vergangenheit kennen und schnell wird klar, dass auch seine Weste nicht so rein ist, wie es zunächst den
Anschein hat.

Fazit

Ein packender Thriller, gewürzt mit Fakten und wissenschaftlichen Erklärungen. Ein intelligenter Held, gefangen in einer grausamen und brutalen Zeit, der mir durch seine Fehler und moralische Einstellung sehr ans Herz gewachsen ist. Das Buch bietet einen Blick hinter die Kulissen der Weltgeschichte, einen Blick auf die Männer hinter den großen Namen der Wissenschaft und den Weg von der Idee bis zur zerstörerischen Energie der Atombombe.

Bewertung vom 12.08.2021
Druart, Ruth

Ein neuer Morgen für Samuel


ausgezeichnet

Der Franzose Jean-Luc lebt schon seit Jahren mit seiner Frau und ihrem Sohn Samuel in den USA. Eines Tages wird er von schwarz gekleideten Männern von Zuhause abgeholt und Jean-Luc wird unfreiwillig erneut mit seiner Vergangenheit konfrontiert. 1944 verrichtete er Frankreich seinen Dienst als Gleisarbeiter. Züge sieht er nie. Antworten bekommt er keine. Doch dann kommt es zu einem technischen Effekt und mit einem Schlag ändert sich sein ganzes Leben.
Aufbau und Spannungsbogen
Die Geschichte, die uns Ruth Druart hier präsentiert, gliedert sich in zwei Abschnitte: zum einen spielt sie in der Vergangenheit – in Frankreich des Jahres 1944 und zum anderen in der Gegenwart, die von dieser Zeit stark beeinflusst wird. Obwohl man das Schicksal der verschiedenen Charaktere durch die Kapitel in der Gegenwart und den Klappentext bereits kennt, ist es eine interessante und durchaus spannende Reise. Das Buch ist an keiner Stelle langatmig oder fad. Wie ein junger Bach plätschert sie unaufhörlich dahin – manchmal schneller, gelegentlich etwas langsamer. Aber stets in Bewegung. Eine Geschichte, die fesselt bis zum Schluss.
Schreibstil
Die Autorin besitzt ein unglaubliches Fingerspitzengefühl, dass bei einer solchen Handlung auch von Nöten ist. Trotz der düsteren Thematik besitzt sie einen leichten Schreibstil, so als würde sie auf Zehenspitzen durch das Leben tanzen. Auf den ersten Blick scheint dieser Stil nicht zu dieser Art von Geschichte passen, aber dem ist nicht so. Mit viel Emotion und moralischen Konflikten zieht Ruth Druat in ihren Bann. Was würdest du in einer solchen Situation tun? Was ist richtig, was ist falsch? Sie stellt diese Fragen, ohne zu richten, ohne zu urteilen. Sie stehen im Raum und gehen nicht mehr aus dem Kopf.
Charaktere
Die Geschichte wird von fünf Charakteren erzählt: von Jean-Luc, seiner Frau Charlotte, Samuels Eltern David und Sarah und von dem Jungen selbst. Die unterschiedlichen Erzählperspektiven beleuchten die Geschichte von allen Seiten. Denkweisen und Handlungen werden klarer, verständlicher. Sie alle haben ihre Fehler, ihre Macken und Eigenheiten. Sie sind nicht perfekt. Keiner von ihnen. Und deshalb wachsen sie einem ans Herz. Weil sie ihre Fehler machen, diese einsehen und versuchen daraus zu lernen.
Fazit
Ein wunderbares Buch, das hoffentlich noch viele Menschen lesen werden. Es erzählt von einer Zeit, die man nicht vergessen sollte, in der Menschen Unaussprechliches erleben mussten, die Zahlreiche nicht überlebt haben. Bücher darüber gibt es viele. Aber dieses ist anders. Es erzählt nicht nur vom Schmerz und vom Tod, sondern richtet seinen Fokus auf ein kleines Stückchen Hoffnung: auf den kleinen Samuel, der überlebte.

Bewertung vom 08.08.2021
Neuwirth, Günter

Dampfer ab Triest


ausgezeichnet

Gefahr auf hoher See
Brunos Leben verläuft friedlich und in geregelten Bahnen. Sein Leben gefällt ihm und um ehrlich zu sein hat er keine Lust, an Bord der Thalia über das Mittelmeer zu schippern und heimlicher Bodyguard des Grafen Urbanau zu sein. Doch sein Vorgesetzter lässt ihm keine Wahl. Unauffällig mischt er sich unter die anderen Fahrgäste, fest davon überzeugt, dass seine Anwesenheit völlig überflüssig ist. Doch er sollte sich irren.
Triest, 1907
Die Geschichte beginnt einige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg in der Hafenstadt Triest, die damals noch Teil der Österreich-Ungarischen Habsburgermonarchie war. Mit schriftstellerischem Geschick und Fingerspitzengefühl gelingt es dem Autor nicht nur frühere Sprachgewohnheiten und Redensarten wieder zum Leben zu erwecken, sondern bietet auch einen interessanten Blick auf die Denk- und Lebensweisen der Menschen von damals. Moderne Technik steht der Nostalgie gegenüber, der Kampf der Frauen nach Freiheit und Rechten den strengen Normen der Gesellschaft, der Wunsch nach Unabhängigkeit einzelner Volksstämme gegen herrschende Monarchien. Eine turbulente Zeit, die unterschiedlichste Strömungen und Denkweisen aufgewiesen hat und die Günter Neuwirth eine fabelhafte Kulisse für seine Geschichte geboten hat.
Sprache und Stil
Der Autor versucht das Leben von damals, durch den Gebrauch von fremdartigen Ausdrücken und Sprechweisen näher zu bringen. Während mir sein Stil sehr gefallen hat und ich gut damit zurecht gekommen bin, gibt es bestimmt Leserinnen und Leser, die die moderne Sprache vorziehen und das Lesen dadurch etwas beschwerlicher finden. Die Sprache passt zu der Zeit, in der die Handlung stattfindet, aber sie ist nicht für jeden was.
Der Handlungsverlauf und Charaktere
Die Geschichte beginnt ganz im Zeichen ihres Protagonisten – gemütlich und ohne Stress. Langsam, aber stetig werden die verschiedenen Figuren in die Handlung miteingeflochten. Der Autor nimmt sich dafür genügend Zeit, so dass später keine Probleme mit der Identifizierung der Charaktere mehr auftritt und auch ähnliche Namen wie Friedrich und Ferdinand für keine Verwirrung mehr sorgen. Dann zieht die Handlung stramm an und das Buch bleibt bis zum Schluss spannend und unberechenbar.
Fazit
Leserinnen und Leser, die gerne mit zahlreichen und unterschiedlichen Charakteren zu tun haben, ist das Buch ideal. Ein zügiges Tempo, aber nicht zu rasch. Eine ideale Sommerlektüre, die man auch mal ein paar Tage aus der Hand legen könnte (falls die aufgebaute Spannung es zulässt). Ein tolles Buch, dass ich nur weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 23.07.2021
Thompson, Tade

Wild Card


ausgezeichnet

In der Hitze von Afrika

Weston Kogi wollte eigentlich nur das Begräbnis seiner Tante besuchen. Immerhin hat sie ihn großgezogen und dafür gesorgt, dass er nach London ziehen konnte. Kurz die letzte Ehre erweisen und dann zurück nach Europa. Ganz einfach. Doch dann begegnet Weston seinem Bully aus der Schulzeit wieder. Ein paar Beleidigungen hier, ein paar Übertreibungen da – nichts Ernstes. Vor allem, da Weston Afrika ohnehin so bald wie möglich wieder verlassen würde. Doch dann wacht er auf und mit einem Schlag ist alles anders.

Ede City, Alcacia, Westafrika

Tade Thompson entführt in eine Welt, die zumindest mir bisher gänzlich unbekannt war: nach Afrika. Ein Kontinent voller Leben, voller Gewalt, voller Korruption und Emotion. Dieses Buch hat mir das Leben und die Denkweisen der Menschen in Afrika nähergebracht. Kommunikation durch Gefühle, Korruption als alltägliches Mittel zum Zweck, die Bedeutung von Ehe und Religion. Der Eid auf das Stierhorn als Unbrechbarer Schwur. Die Sprache der Gewalt (die nicht nur in Afrika zu finden ist). Die ständige Gegenwart von Geistern, Zauberern und anderen Übernatürlichen Dingen. Es war eine spannende Reise durch eine völlig neue Welt.

Sprache

Trocken, derb, sarkastisch. Das sind die drei Worte, mit denen ich die Erzählweise von Tade Thompson (Übersetzer: Karl-Heinz Ebnet) beschreiben würde. Sie passt zu seinem Helden. Alles andere als perfekt, aber dennoch sympathisch und mit einem eigenen Sinn für Humor, der besonders dann zum Vorschein kommt, wenn seine Lage alles andere als rosig zu bezeichnen ist.

Fazit

Eine enorm fesselnde Geschichte, die sich schneller dreht als der Wind. Die Seiten verschwinden unter den Fingern. Ein Krimi verpackt in einem politischen Konflikt, bei dem beide Seiten nicht vor Gewalt zurückschrecken. Kein Buch für schwache Nerven, aber absolut empfehlenswert.

Bewertung vom 06.07.2021
Möller, Dirk

Im Westen ist Amerika


sehr gut

Ein Junge auf der Suche nach Glück

Der junge Johannes ist auf der Flucht. Um seine Familie vor dem Hungertod zu bewahren, nutzte er seine Schießkunst zum Wildern. Er wird erwischt, doch kann entkommen. Bei seiner Flucht tötet er den Sohn des Oberforstmeisters, der daraufhin eine große Hetzjagd nach dem Mörder seines Jungen organisiert. In seiner Angst wählt Johannes den einzigen Weg, der ihm Sicherheit bieten könnte: ein Schiff nach Amerika. In das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Johannes

Der siebzehnjährige Junge war schon immer anders. Seine Eltern sind nicht religiös, was sie zu dieser Zeit zu Ausgestoßenen der Gesellschaft macht. Ohne Freude wächst er heran. Aber dafür hat er etwas, das andere Menschen oft in ihrem Leben missen: er ist unglaublich anpassungsfähig und hat das Glück gepachtet. Immer wieder gelingt es ihm, sich aus scheinbar ausweglosen Situationen zu befreien. Unbeirrt und mutig geht er seinen Weg, der ihn immer weiter in den Westen bringt.

Sprache und Stil

Der Autor liebt Namen. Jegliche Figur, die in seinem Roman auftritt, wird namentlich erwähnt, oft noch mit einem Stück Hintergrundgeschichte. Das kann anfangs für Verwirrung sorgen, entpuppt sich jedoch als interessante Methode, der Geschichte ein Gefühl von Tiefe zu geben. Der Erzählstil ist rasch. Ein Ereignis jagt das nächste. Kaum ist ein Abenteuer bestanden, klopft das nächste bereits an die Tür. Die kurzen Sätze und die wechselnden Erzählperspektiven erhöhen den Effekt zusätzlich. Zwischen historischen Fakten und detaillierten Beschreibungen von Situationen und Orten bewegt sich auch der Mann mit dem grauen Mantel, der in den raschen Erzählstrom auch noch das Gefühl des drohenden Unheils einflechtet.

Historischer Hintergrund

Ende des 18. Jahrhunderts war eine Zeit des Aufbruchs und der Veränderung. Der größte Teil der Bevölkerung ist arm. Hygiene ist ein Fremdwort. Aber die Menschen wollen weiter. Träumen von anderen, besseren Zeiten. Von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Doch die, die viel haben, wollen das nicht hergeben. Nutzen jedes bisschen Macht, die sie besitzen, schamlos aus. Amerika ist nicht das Paradis, das angepriesen wird. Seuchen, Gewalt und Sklaverei prägen das Land. Hier herrscht das Gesetz des Stärkeren. Man muss nicht reich sein, obwohl das ebenfalls kein Nachteil ist. Aber je schneller du bist mit dem Colt, je besser du dich behaupten kannst, desto weiter oben bist du in der Gesellschaft des neuen Kontinents.

Fazit

Ein Buch über das Leben der einfachen Menschen zu einer Zeit des Umbruches. Man kennt die großen Namen, die Erfolge und die Niederlagen. Die brutale Wahrheit wird häufig verschwiegen und ignoriert. Nüchtern und ohne Ausschmückungen erzählt Dirk Möller die Geschichte eines Jungen, der versucht, das Beste aus seinem Leben zu machen. Ein spannendes Buch, schnell erzählt und gut erklärt. Für jemanden, der sich mit der damaligen Zeit auseinandersetzen möchte, kann ich es nur empfehlen.

Bewertung vom 06.07.2021
Hennig, Tessa

Erben wollen sie alle


ausgezeichnet

Kurz zum Inhalt
Bianca hat Glück: mit ihren 75 Jahren findet sie noch einmal den Weg zur Liebe. Wolfi ist zwar etwas jünger, aber hat dafür alles, was man sich nur wünschen kann. Er ist ein Gentleman, macht gerne Späße, ist alles andere als schüchtern und hat tolle Ideen. Wie die, eine Weltreise zu machen. Biancas Kinder haben kaum noch Kontakt zu ihr. Allein ihre Enkelin Luise trifft sich noch regelmäßig mit ihrer Omi. Und sie ist die Letze, die Bianca von diesem Abenteuer abhalten würde. Entschlossen beginnen sie zu planen. Doch dann steht plötzlich Biancas gesamte Familie vor der Tür. Sie haben von der Sache Wind bekommen und können auf keinen Fall zulassen, dass Bianca ihr Erbe verschleudert. Doch so schnell gibt Bianca nicht auf.

Eine selbstbewusste Frau
Bianca ist alles andere als auf den Kopf gefallen. Sie weiß was sie will und lässt sich nur schwer von ihrem Kurs abbringen. Ihre Enkelin liebt sie über alles, ebenso wie ihre Kinder und sie leidet unter der Distanz, die sie zueinander aufgebaut haben. In Wolfi findet Bianca jemanden, der sie wieder zum Lachen bringt, der sie schätzt und respektiert. Modern für ihr Alter schreibt sie ihr Tagebuch am Notebook. Eine alte Frau, die mit der Zeit ging und die man einfach ins Herz schließen muss.

Cover und Gestaltung
Ein Buch, das man bereits am Cover als Tessa Hennig identifizieren kann. Lange Nasen mit Brillen und eher unproportionierte Figuren mit einem karikaturistischen Touch. Diese Buchgestaltungen passen ideal zu ihrer Art zu schreiben.

Sprache und Stil
Mit Witz und Scharm, gepaart mit sarkastischen Bemerkungen, erzählt Tessa Hennig dieses Familiendrama auf Mallorca. Kurze Sätze, wechselnde Erzählperspektiven und das pure Gefühl von Sommer geben dem Roman eine Leichtigkeit, so dass das Lesen zum Genuss wird.

Fazit
Ein amüsanter Roman, der zu dieser Zeit des Jahres passt. Drama, Ironie und bildhafte Landschaftsbeschreibungen wechseln einander ab. Eine unterhaltsame Sommerlektüre, die seine Figuren und das Leben selbst nicht ganz so ernst nimmt, wie sie es gerne haben würden. Ein gutes Buch für zwischendurch, das für ein Lächeln auf den Lippen sorgt.

Bewertung vom 25.06.2021
Grabuschnig, Ralf

Gründungsmythen des Nationalismus (MP3-Download)


ausgezeichnet

Diese Rezension gilt für das e-Book dieses Werkes

Zum Buch
Humorvoll erzählt Ralf Grabuschnig Geschichten, die europäische Nationen zu dem machen, was sie heute sind. Sechs ausgewählte Länder (Deutschland, Rumänien, Frankreich, Serbien, England und Ungarn) werden auf ihre Gründungsmythen durchleuchtet und deren Bedeutung bis heute erläutert.
Schreibstil
Der Autor präsentiert Geschichte einmal anders: mit Sarkasmus und einem Augenzwinkern erweckt er lang vergangene Schlachten und Heldentaten zum Leben. Bekannte Mythen erscheinen in einem anderen Licht und neue Legenden betreten die Bühne.
Aufbau
Abwechselnd erzählt er die Mythen aus West (Mittel)- und Osteuropa. Volkshelden und Opfermythen. Bunt zusammengewürfelt bieten sie ein unterhaltsames Lesevergnügen.
Fazit
Ein amüsantes Buch, das Europa einmal in ein ganz anders Licht stellt. Ganz unterschiedliche Erzählungen, und doch so ähnlich. Ein anderer Tripp in die Vergangenheit unseres Landes, den ich nur empfehlen kann. Wer auf ein fachliches Sachbuch hofft, ist hier an der falschen Adresse. Fachlich, ja. Sachbuch – meilenweit entfernt.

Bewertung vom 25.06.2021
Baum, Beate

Mycrofts Comeback (eBook, ePUB)


sehr gut

Zum Buch
Ein neuer Fall für Sherlock Holmes. Während Corona das Land noch in Atem hält, geht es bei Scotland Yard wieder rund. Eine Frau wird ermordet aufgefunden. Während Lestrade noch seine Spuren sammelt, sind Sherlock und Watson bereits unterwegs. Zwischen FFP2 Masken und seltenen Whiskeyflaschen führt sie ihr Weg in einen Fall, der verzwickter ist als es zunächst den Anschein hat. Und wo ist eigentlich Mycroft?
Schreibstil und Handlung
Rasches Erzähltempo, abwechselnd kurze Dialoge und lange, jedoch unkomplizierte, Satzstrukturen. Es ist gut zu lesen. Die langen Sätze verleiten etwas dazu, darüber zufliegen und die, wie zufällig platzierten Hinweise, zu übersehen. Was natürlich auch pure Absicht sein kann und das Gefühl der Original-Holmes-Krimis in einem aufsteigen lässt.
Die Spannung baut sich gegen Ende hin immer mehr auf, eine gelöste Frage bringt zwei ungelöste mit sich. An sich kann man ganz gut mitraten, doch manche Enthüllungen kommen dann doch überraschend, da oft das letzte Teilchen fehlt, um das Bild selbst zusammenzustellen.
Fazit
Ich habe es genossen, wieder einmal eine andere Art von Sherlock Holmes kennen zu lernen. Viele Aspekte erinnern an die Serie Sherlock und dennoch ist es wieder völlig anders. Die Geschichte ist gut geschrieben, alle losen Enden werden verknüpft. Etwas schade fand ich, dass man nicht die Möglichkeit hat, den Fall selbstständig lösen zu können, da einem, wie bereits gesagt, das letzte Puzzleteil fehlt.
Alles in allem ein unterhaltsamer und spannender Fall, der die Probleme von Corona einmal anders darstellt.

Bewertung vom 09.06.2021
Birnhelm, Betty van

Komm mit zu den Portalen der Zeitenwelt (eBook, ePUB)


sehr gut

Anfangs ist ein Austausch zwischen den Welten noch möglich. Doch dann schließen sich die Portale und die Gute Menschin, die von der Kugel (auch Erde genannt) in die Zeitenwelt gekommen ist, steckt fest. Auf ihrer Suche nach einem Heimweg trifft sie auf Franz den Fröscher und die Säuselnde Susanne, die ihr auf ihrem Weg durch die Zeitenwelt Gesellschaft leisten.

Unvorbereitet trifft einen die sarkastische und von Wortspielen gespickte Sprache der Autorin. Doch hat man sich einmal an diese Art der Geschichtenerzählung gewöhnt, kann man sich entspannt zurücklehnen und mit grinsendem Gesicht die skurrile und schräge Reise durch die Zeitenwelt mitverfolgen. Die kurzen Kapitel sorgen für eine angenehme Lesegeschwindigkeit, bei der sich viele Möglichkeiten bieten, innezuhalten, zu reflektieren oder gewisse Stellen noch einmal zu lesen.

Klingende Namen, wie Franz der Fröscher, Kurt der Kussfahrer oder die säuselnde Susanne, säumen den Pfad des Buch. Einfach gestrickte Charaktere und ein simpler Plot in einer sehr komplexen Welt.

Das Buch hat mir gut gefallen. Die vielen Anspielungen und Wortspiele werden vermutlich erst bei mehrmaligem Lesen ihre wahre Genialität entfalten. Doch auch beim ersten Mal konnte ich genügend zwischen den Zeilen finden, dass mich zum Schmunzeln und Grübeln brachte.