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SusanK
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Osnabrück

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Insgesamt 234 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2024
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3


sehr gut

Während der Sitzung des Bauauschusses wird der allseits beliebte Bürgermeister des Örtchens Marlow, Geoffrey Lushington , ermordet - durch einen vergifteten Kaffee. Judith Potts und ihre Freundinnen Suzie und Becks werden von der Polizei zu Beraterinnen ernannt und fühlen den Beteiligten auf den Zahn, ohne sich um Regeln zu kümmern. Und natürlich stoßen sie dabei auf viele streng gehütete Geheimnisse und nicht wenige Tatverdächtige, von denen doch einer der Mörder sein muss ....

Der britische Roman- und Drehbuchautor Robert Thorogood, der mit den nicht mehr jungen Damen Judith Potts, Becks Starling und Suzie Harris einen liebenswerten "Mordclub" erschaffen hat, der im dritten Band der Reihe "Mord ist Potts' Hobby" nun den Tod des Bürgermeisters aufklären muss. Dabei agieren sie diesmal nicht allein auf eigene Faust, sondern werden von der örtlichen Polizei sogar offiziell zu Beraterinnen ernannt.

Schauplatz ist wieder einmal die beschauliche Kleinstadt Marlow in Buckinghamshire, an der Themse gelegen, in der Judith wie immer ihr (fast) tägliches Bad nimmt. Und nicht nur der Ort des Geschehens und die geschilderten Figuren sind typisch britisch, auch der feine, oftmals schwarze Humor passt ins Bild und Eisenmacht Spaß.

Die locker leichte Schreibweise, in der die frechen unkonventionellen Ermittlungen geschildert werden, erinnert an die große Agatha Christie. Ein jeder Beteiligter hat seine sprichwörtlichen Leichen im Keller und ist sofort tatverdächtig. Es macht Spaß mitzurätseln und trotz aller Informationen ist das Ende überraschend und gut konstruiert.

Während es viel Freude macht, den Marlow Murder Club bei seinen neuesten Ermittlungen zu begleiten und ich mich schon sehr auf das Wiedersehen mit den sympathischen, schrulligen Damen gefreut hatte, sind die weiteren Figuren oft klischeehaft dargestellt, was bei diesem Wohlfühlkrimi aber in keinster Weise stört. Und so spielen Eisenhut, die “Königin der Gifte” , der "fette Nerd", die alleinstehende Buchhalterin, der erfolgreiche, gestresste Unternehmer und weitere alle ihre Rollen.

"Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister" hat mir wieder viel Lese-Vergnügen bereitet und ich freue mich schon auf den nächsten Band!, der hoffentlich im kommenden Jahr auch auf Deutsch erscheinen wird.

Bewertung vom 29.09.2024
Klenk, Florian

Über Leben und Tod


ausgezeichnet

Der Bestsellerautor Florian Klenk hat mit dem Gerichtsmediziner Christian Reiter zahlreiche Gespräche geführt über dessen Kindheit und Werdegang, lehrreiche, informative und skurrile Anekdoten aus seiner Arbeit und einzelne Exponate seiner umfangreichen Sammlung, und daraus ein unterhaltsames Sachbuch verfasst. Mit einem fiktiven Roman oder gar Krimi hat dies nichts zu tun, doch trotzdem ist es spannend zu lesen, welche Schlüsse ein Gerichtsmediziner aus bestimmten Details ziehen kann.

Der Schreibstil orientiert sich durchaus am Genre des Sachbuchs, und da Reiter Österreicher ist, fällt auch der ein oder andere Begriff, der uns Deutschen nicht gerade geläufig ist. Für mich waren die vielen Details und zu ziehende Schlüsse aus dem Bereich der Gerichtsmedizin absolut mitreißend und ich hatte das schmale Büchlein (leider nur 192 Seiten) im Nu ausgelesen. Doch vieles wirkt noch lange nach - und nicht zuletzt stellt sich die Frage, was den Tod ausmacht und was bleibt.

Christian Reiter ist ein absolutes Genie seines Fachs und ich hätte noch gerne weiter gelesen.

Für Interessierte eine klare Leseempfehlung - selten hat mich ein SAchbuch dermaßen gefesselt!
Wer jedoch "True Crime" und Mord und Totschlag erwartet, wird hier enttäuscht.

Bewertung vom 29.09.2024
D'Andrea, Luca

In Zeiten des Todes


gut

Als an einem eiskalten Winterabend die Leiche einer jungen, offenbar drogenabhängigen Prostituierten gefunden wird, erlischt das öffentliche Interesse und das der Polizei sehr schnell. Doch der junge Commissario Luther Krupp übernimmt mit seiner Kollegin Arianna Lici den Fall, oftmals ausgebremst von fragwürdigen Kollegen und Strukturen. Bald schon erkennt Luther, dass er offenbar einem Serienmörder auf der Spur ist, der schon in weiteren Fällen ähnliche Opfer gefunden hat.... Und parallel recherchiert der junge KriminalJournalist Milla, herausgefordert von seinem Chef, in Sachen Serienmörder und Polizeistrukturen.

Der italienische Schriftsteller Luca d'Andrea hat anhand eines wahren Kriminalfalles recherchiert und mit "In Zeiten des Todes" einen düsteren Krimi erschaffen, der seine Leser*Innen mit nach Bozen nimmt.

Das wunderschöne Titelbild, der vielversprechende Plot und der Zusammenhang mit einem wahren Fall erweckten große Erwartungen in mir und ich stürzte mich begeistert auf dieses neue Werk des Autors; und der genau beschriebene Mord an der jungen Prostituierten versprach spannende Ermittlungen.

Luca d'Andreas besonderes Markenzeichen sind hier nun aber die detailliertesten Beschreibungen der Figuren und Orte und zusammen mit einigen Wiederholungen und den zahlreichen italienischen Namen bremste das für mich den Lesefluss aus; ein paar Straffungen hätte dieser über 700 Seiten lange Krimi gut vertragen können. Wirkliche Spannung kam erst spät auf und wurde dann leider nochmals im Mittelteil stark zurückgefahren, bevor es endlich richtig zur Sache ging und dann - für die vorherigen Längen viel zu schnell - zu einer abschließenden Lösung kam, die jedoch alle Fragen klärte.

Die Sprache ist drastisch, die brutalen Morde und das wenig wertschätzende Miteinander sowohl bei der Polizei als auch der Zeitung werden detailliert beschrieben.

Die Atmosphäre ist insgesamt sehr düster, was durchaus zum Thema passt; doch auch die Figuren blieben für mich fremd und ich dsnstanzierte mich immer mehr von ihnen. Ihre Entwicklungen blieben teilweise im Dunklen. Insbesondere Ariannas Verhalten war für mich wenig nachvollziehbar. Das Zusammenspiel - oder besser gesagt: das Gegeneinander von Luther und Milla und den Perspektivwechsel empfand ich nicht wirklich gelungen.

Vielleicht ist mir der künstlerische Wert dieses Krimis entgangen; ich hatte nach den ersten Leseproben einfach mehr erwartet und fühlte mich beim Lesen nicht wirklich wohl.

Bewertung vom 29.09.2024
Duncan, Tessa

Wer mit den Wölfen heult / Die Canterbury-Fälle Bd.2


ausgezeichnet

Die Psycholtherapeutin Lily Brown wird damit beauftragt, ein internes Gutachten über den Police Sergeant Martin Gordon anzufertigen, der bei einem Einsatz auf seinen Kollegen Clark Jarrett geschossen hat. Nach und nach entdeckt Lily abgrundtiefe Geheimnisse und gerät selbst in Gefahr, während ihre Beziehung zu Dan, der in die Ermittlungen zu einem Serienvergewaltiger und -mörder einbezogen ist, in eine Krise gerät. Und ganz nebenbei fordert auch ihre Patientin Jerry, deren Säugling an plötzlichem Kindstot gestorben ist, LIly auch emotional heraus.....

Die erfolgreiche Autorin Tessa Duncan - unter ihrem anderen Pseudonym Marie Lacrosse bereits Bestsellerautorin historischer Romane - legt mit "Wer mit den Wölfen heult" den zweiten Band der "Canterbury-Fälle" um die ermittelnde Therapeutin LIly Brown vor, der sich problemlos ohne Vorkenntnis des ersten Bandes "Wer das Vergessen stört" lesen und genießen lässt.

Schauplatz des Spannungsromans ist die frühere Pilger- und heutige Domstadt Canterbury im Südosten Englands, in deren historische Vergangenheit immerhin in kleiner Ausflug im Buch zu finden ist.

Tessa Duncan schreibt flüssig und klar; die Spannung wird langsam aufgebaut und entlädt sich schließlich in einem logischen Ende, in dem alle Fragen aufgeklärt werden. Dabei hatte ich lange Zeit überhaupt keine Idee, wie die Ereignisse tatsächlich zusammenhängen könnten und was die Figuren zu ihren Handlungen trieb - obgleich Täter und Opfer eigentlich schnell identifiziert waren. Die Spannungskurve macht das Buch zu einem wahren Page-Turner, den ich in kürzester Zeit beendet hatte. Und nicht nur einer kleiner Cliffhanger bezüglich LIlys Privatleben lässt die Leser*Innen den dritten Band schnellstens herbeisehnen.
Als personale Erzählerin schreibt Duncan aus Sicht Lily Browns; unterbrochen jedoch von Abschnitten aus Martin Gordons und später Clark Kents Sicht als Ich-Erzähler, so dass ihre Persönlichkeiten und Hintergründe deutlich zum Ausdruck kommen.

Die Figuren sind authentisch und mehrdimensional dargestellt; ihre Motive und EInstellungen sowie Gefühle sind gut dargestellt. Dabei schreckt die Autorin auch vor Negativem nicht zurück und schafft ein stimmiges Bild, das die Leser absolut in die Handlung einbezieht - bis hin zum liebenswerten Kater Mick, der ebenfalls für Aufregung sorgt. Tessa Duncan ist selbst promovierte Psychologin und ausgebildete Psychotherapeutin und weiß, von was sie schreibt. So sind nicht nur die Hauptfigur Lily als Psychotherapeutin, sondern auch alle weiteren Figuren und ihre Handlungen glaubhaft und lebendig beschrieben und selbst in ihren Extremen nachvollziehbar. Viele Themen regen zum Nachdenken und Diskutieren an.

Im Nachwort nimmt die Autorin bezug darauf, dass die Handlung auf echten Fällen beruht, deren Protagonisten und ihre Entscheidungen und Taten sie versucht, nachzustellen. Dies macht die Geschehnisse im Roman meiner Meinung nach nochmals eindringlicher und erschreckender.

"Wer mit den Wölfen heult" lässt sich nicht einfach in das Genre "Krimi" einordnen, da neben den reinen Ermittlungen Lilys zu Martin Gordon weitere Themen im Vordergrund stehen, deren Psychologie mindestens genauso wichtig wie das reine Verbrechen ist.

Für mich ist auch dieser Canterbury-Fall absolut herausragend und ich empfehle ihn gerne weiter.
Allerdings möchte ich auch eine Warnung aussprechen, da einige Leser*Innen möglicherweise durch das Thema "Kindstod", aber auch (und vor allem) Misogynie, Gruppendynamik, Gruppendruck, Korpsgeist und Mobbing getriggert werden könnten. Die Grschnehnisse haben mich tief berührt und hallen noch lange nach. Ein beeindruckender Roman, der in jeder HInsicht außergewöhnlich ist und fünf Sterne verdient!

Bewertung vom 17.09.2024
Prammer, Theresa

Falsche Masken


sehr gut

Der Privatdetektiv Edgar Brehm und die Schauspielschülerin Toni Lorenz werden von dem Psychologen der HIgh-Society, Alfred Strömer, beauftragt, einen EInbruchdiebstahl in seiner Praxis aufzuklären, bei dem wichtige Patientenunterlagen entwendet wurden. Patienten bei ihm waren auch das Ehepaar Didier, und Julia Didier hat in einem Fernsehinterview vor laufender Kamera gestanden, ihren Mann umgebracht zu haben. Doch dann passierte ein Unfall, seitdem sie im Koma liegt und nicht weiter befragt werden kann. Edgar und Toni beginnen die Suche nach der Wahrheit.

DIe österrische Autorin Theresa Prammerlegt mit "Falsche Masken" den dritten Band um das ungleiche Duo, den Privatdetektiv Edagr Brehm und die bei ihm nebenberuflich angestellte Schauspielschülerin Toni Lorenz vor. DIe Autorin, die ihren Lebensunterhalt früher selbst als Schauspielerin verdiente, weiß, von was sie schreibt, wenn ihre Hauptfiguren im mehr oder weniger schillernden Leben von FIlm-, Fernseh- und Theaterschuaspielern ermitteln. Mein fehlendes Wissen aus den beiden Vorgängerbänden stellte kein Problem dar; wichtiges wurde erwähnt.

Das Setting liegt im wunderschönen WIen und Prammer nimmt ihre Leser*Innen mit quer durch die Stadt.

Theresa Prammer schreibt überaus flüssig und hochspannend, zahlreiche Wendungen geben immer neue Rätsel auf und das Spannungsniveau ist durchgehend hoch, bis es zu einem überraschenden Ende kommt, in dem alle losen Stränge sich verbinden. Völlig in den Bann gezogen, vermochte ich den Krimi nicht aus der Hand zu legen und arbeitete mich durch kleine Lügen und große Dramen.

"Falsche Masken" ist jedoch nur zum Teil ein Krimi, denn das Privatleben und - lieben der beiden Hauptfiguren nimmt einen sehr großen Raum ein und insbesondere die Wirren um Edgars Liebe Ralph waren mir dann irgendwann zu viel. Hier blieb letztlich noch etwas offen, das möglicherweise in einem nächsten Fall geklärt werden könnte.

Besonders hervorzuheben sind die lebensnahen Figuren, die glaubhaft geschildert wurden und die ich tatsächlich zu kennen glaubte. Edagr und Toni sind mir sehr ans Herz gewachsen, doch bis in die kleinste Nebenrolle waren die Figuren authentisch.

Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.09.2024
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1


sehr gut

Vor einer Pizzeria in Malmö wird ein dreizehnjähriger Junge erschossen, weitere Jugendliche überleben dank eines blitzschnell handelnden Rentners. John Nordh, frisch verwitwet und völlig überfordert mit seiner privaten Situation, und die junge Svea Karhuu aus Nodrschweden, deren vorheriger Undercover-Einsatz ein schreckliches Ende nahm, sollen die Tat aufklären und stoßen auf überraschende Erkenntnisse ....

"Tode, die wir sterben" ist der Auftaktband einer neuen Krimi-Reihe aus Schweden eines schon höchst erfolgreichen Autorenehepaares bestehend aus dem Norddeutschen Roman Voosen und der Südschwedin Kerstin Danielsson.

Tatort der Reihe ist Malmö, Schwedens drittgrößte Stadt und südliches „Eingangstor“ des Landes mit Altstadt und schicken Vierteln, aber auch 50erjahre Mietskasernen, Alternativkultur und Multi-Kulti-Flair, was gut beschrieben wird.

Die Bestseller Autoren schreiben flüssig aus wechselnden Perspektiven und einigen Rückblicken und schnell wird klar, dass der Fall aus weiteren Elementen als einem brutalen Bandenkrieg besteht, zwischen deren Fronten die Ermittelnden geraten. Meiner Meinung nach ist ein gut konstruierter Fall entstanden, der mit einigen Überraschungen aufwartet und hochspannend sowie politisch bis zu einem grandiosen Ende ist.

Voosen und Danielsson schrecken nicht zurück vor zahlreichen aktuellen brisanten Themen wie Rassismus, Migration, Armut, Drogen, Russland, Mobbing, Trauer, Erziehung und Betreuung und vielen mehr und der Leser ist hier besonders gefordert abseits der Krimihandlung. Manche Schilderungen waren durchaus schwer auszuhalten.

Wenn ich es auch normalerweise nicht allzu sehr schätze, wenn mehr oder weniger "kaputte Typen" im Zentrum der Krimihandlung stehen, deren Privatleben wichtiger als der Krimi selbst ist, besticht dieses Buch durch die Figuren Svea und John. Obwohl insbesondere John nicht gerade sympathisch erscheint und das Miteinander der beiden Ermittelnden alles andere als reibungslos funktioniert, haben beide eine interessante Vita, die ihr Handeln prägt. Sie sind mehrdimensional angelegt, immer authentisch und nachvollziehbar und weisen bereits in diesem Band eine Entwicklung auf, der ich gerne gefolgt bin.

"Tode, die wir sterben" hat mich sehr gut unterhalten und mich gezwungen, mich auch mit Themen abseits meiner Komfortzone auseinanderzusetzen. Ich freue mich, dieses Autorenduo endlich kennengelernt zu haben und auf den Folgeband "Schwüre, die wir brechen", der für August 2025 angekündigt ist.

Bewertung vom 11.08.2024
Pollard, Clare

Der Salon der kühnen Frauen


gut

Wir befinden uns in Paris in der Zeit Ludwigs des XIV. , der für Pomp und Verschwendung bekannt ist.Doch gerade am Hofe herrschen Neid und Missgunst. Die geheimnisvolle Marie d'Aulnoy lädt ein überwiegend weibliches Publikum zu ihrem Salon, wo Märchen erzählt werden und heiß diskutiert wird. Doch die Frauen leben gefährlich, denn ihnen drohen Haft und Tod ....

Die britische Autorin Clare Pollard nimmt ihre Leser*Innen mit in die Zeit des 17. Jahrhunderts und vermittelt viel Geschichtswissen quasi im Vorübergehen. So erfahren wir von Ludwigs Analfistel, den berühmten Giftmorden, der Hexe La Voisin, des Königs zahlreichen Mätressen und LIebschaften und deren Intrigen - und Clare Pollard scheut sich nicht, auch in den Bettgeschichten sehr deutlich zu werden (was sicher nicht jedermanns Sache sein dürfte).

Überrascht hat mich, dass Pollard keinen gewöhnlichen historischen Roman geschrieben hat, sondern ihre Geschichte anhand von Märchen erzählt; Märchen, die die Damen des Salons der d'Aulnoy einander erzählen und mit denen sie Misstände anprangern. Dass sie sich damit auf sehr dünnem Eis bewegen, zeigt sich darin, dass Gabriel Nicolas de la Reynie, Generalleutnant der französischen Polizei, sich für die Geschehnisse interessiert und einige der Damen verhaftet, inhaftiert und verurteilt werden. Doch wer trägt die Geheimnisse nach außen? So erschafft die Autorin auch eine Kriminalhandlung in den Erzählungen.
Doch zurück zu den Märchen: Anwesend im Salon ist auch die historische Person Charles Perrault - nicht nur ein hoher Hofbeamter, sondern tatsächlich später bekannt durch seine Märchensammlung, von der auch die Brüder Grimm Märchen übernommen haben. So ist das Buch unterteilt nicht in gewöhnliche Kapitel, sondern in Märchen, die von den klugen Frauen erzählt werden - und die auch immer mit den Geschehnissen in Paris korerspondieren. Doch Obacht, diese ersten schriftlich fixierten Märchen unterscheiden sich von den Formen, die uns heute bekannt sind und so ergibt sich die ein oder andere Überraschung, nicht nur in den Namen (Persinette ist Rapunzel, Ricdin-Ricdon ist Rumpelstilzchen usw.) und es war spannend, die eigenen Erinnerungen mit dem Erzählten abzugleichen.

Mit den vielen französischen Namen, teilweise nur als Vor- oder Nachname erwähnt, tat ich mich schwer; zum Glück gibt es gleich zu Beginn des Buches ein Verzeichnis der "Auftretenden Personen". Da die meisten durchaus eine Rolle in der französischen Geschichte gespielt haben, konnte ich eine Menge zusätzlicher Informationen ergoogeln, so dass ich noch mehr Interessantes erfuhr.
Gerne hätte ich noch mehr über die "klugen Frauen" gelesen; doch Pollard zeigt deutlich auf, dass ihre Stärke doch sehr begrenzt war durch ihre drastisch untergeordnete Stellung seinerzeit und es noch lange nicht das Gleiche war, wenn ein Mann und eine Frau das Gleiche taten und vieles hinter den Märchen versteckt blieb oder zu interpretieren war. Ob die Salonnières tatsächlich starke Frauen waren, bleibt für mich einigermaßen im Dunkeln und die meisten erschienen mir unsympathisch bis fremd.

EIn Nachwort der Autorin und ein umfangreiches Quellenverzeichnis machen deutlich, dass Clare Pollard viele tatsächliche Wahrheiten ihrem fiktiven Roman zugrunde gelegt hat.

Insgesamt habe ich noch mehr unterhaltsam erzählte Fakten erwartet und weniger erzählte Märchen und vor allem weniger provokanten Sex und vergebe gute drei Sterne. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Lesegenuss in einem Buddy-Read oder einer Leserunde noch größer ist, da noch mehr Interpretation und Diskussion möglich ist.

Bewertung vom 09.08.2024
Hacker, Ann E.

Café Hannah - Teil 7 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mit "Mann Mann Mann! " legt die Münchner Autorin Ann E. Hacker bereits den siebten Band aus der "Café Hannah" Reihe vor. Wie immer ist der rote Faden das beliebte Café in der Münchner Blumengasse von der patenten Hauptfigur Hannah, die immer ein offenes Ohr und einen guten Rat für ihre Mitmenschen hat.

Das Besondere an diesem Roman ist, dass sich alle zehn Episoden um die männlichen Protagonisten und ihre Erlebnisse, Sorgen, Träume und Wünsche drehen - doch natürlich gibt es auch ein WIedersehen mit all den anderen - aus den vorherigen Bänden - vertraut gewordenen Figuren. So haben sich Kenner der Reihe bereits auf diesen neuen Band gefreut, doch auch Neueinsteiger kommen auf ihre Kosten.

Wie immer hat Ann E. Hacker ihre MItmenschen genau beobachtet und beschreibt mit leichter Hand und wunderbar flüssig kleine und große Katastropen sowie Glücksfälle und allzu Menschliches. Dabei schreckt sie jedoch auch nicht vor Drama zurück - vielleicht wäre eine Triggerwarnung angebracht, da der Tod eines Kindes (wie im ersten Kapitel beschrieben) nur schwer zu ertragen ist. Trotzdem ist immer viel Mut, Hoffnung und der Anstoß zum Nachdenken vorhanden und die Autorin schafft insgesamt eine Wohlfühlatmosphäre. So habe ich bei der Lektüre sämtliche Gefühle durchlebt und das Buch schließlich mit einem absolut positiven Gesamteindruck beendet, der noch lange nachhallte.

Besonders erwähnenswert sind für mich die so bedingungslos authentisch ausgearbeiteten Figuren mit durchaus vorhandenen Ecken und Kanten. Man glaubt, alle persönlich zu kennen und fühlt mit.

Ich habe mich wieder einmal bestens unterhalten gefühlt und empfehle auch diesen Band namens "Mann Mann Mann!" der tollen "Café Hannah" Reihe gerne weiter.

Bewertung vom 04.08.2024
Jensen, Joost

Leichenstarr an der Bar


weniger gut

In der Nähe des friesischen Dorfes Sünnum soll eine klimaneutrale Ferienanlage entstehen und die Repräsentantin der "Friesenklima" Unternehmung wirbt bei den Dorfbewohnern für Investitionen in das Projekt. Doch dann stirbt der Umweltaktivist Enno in den Armen der Friesenbrauerin und sie macht sich darin, seinen Tod und vor allem seine rätselhaften letzten Worte zu entschlüsseln, die im Zusammenhang mit der Friesenklima zu stehen scheinen...

"Leichenstarr an der Bar" ist bereits der dritte Band aus der Reihe um die Friesenbrauerin Gesine Felber von dem norddeutschen Autor Joost Jensen, der sich problemlos ohne Vorkenntnisse der vorhergehenden Bände lesen lässt.

An erster Stelle steht hierbei das Setting - Jensen will - nicht nur mit ostfriesischem Schnack und derbem Humor - Fans der Küstenkrimis ansprechen, was fraglos gelingt. Leichte Schreibweise und unkomplizierte Unterhaltung gehen Hand in Hand. Den im Klappentext versprochenen "nordisch-derben Humor" habe ich nicht entdeckt, dann schon eher "haarsträubender Klamauk".

Mit der Krimihandlung selbst konnte ich nicht wirklich warm werden. Gesines Herumschnüffeln ohne Struktur und sehr zum Leidwesen der Polizei , die - in Gestalt ihrer Tochter - doch im Hintergrund steht, war ohne große Spannung und sorgte nicht nur bei den betroffenen Figuren für Ärger; mir fehlte hier doch einiges an Logik und Tiefgang. Das Ende konnte mich nicht überraschen.

DIe Figuren waren recht klischeehaft und sehr eindimensional gezeichnet. Möglicherweise sind sie den Leser*Innen der ersten beiden Bände bekannter, ich hätte mir das ein oder andere Mal doch mehr Informationen gewünscht. So ist mir leider keine ans Herz gewachsen.

Mich hat "Leichenstarr an der Bar" leider enttäuscht, aber ich bin sicher, dass die Friesenbrauerin ihre Fans findet, die in ihr die perfekte Urlaubslektüre sehen.

Bewertung vom 30.07.2024
Johnson, Glenys

Little Book of Vivienne Westwood


sehr gut

Vivienne Westwood - Königin der britischen Mode – Designerin, Geburtshelferin des Punk, Rebellin, Feministin, Umweltschützerin, Aktivistin. Die 1941 geborene Vivienne Isabel Swire, weltweit bekannt unter dem Nachnamen ihres ersten Ehemannes Derek Westwood (mit dem sie nur drei Jahre verheiratet war), später als "Dame of the British Empire" geadelt, prägte durch ihre Persönlichkeit und ihr Schaffen nicht nur die Modewelt. Ihr Name ist untrennbar verbunden mit der Mode des Punk, aber auch mit exentrischen Entwürfen mit Harris-Tweed und Schottenkaro.

Der Edel-Verlag hat im Rahmen seiner Reihe "Die kleine Modebibliothek" als elften Band ein Büchlein über die Mode-Revolutionärin VIvienne Westwood herausgebracht, das im kleinen Format auf nur 160 Seiten insgesamt einen guten Überblick über das Leben und Schaffen der exzentrischen Britin gibt. Einen wichtigen Teil nimmt dasbei natürlich ihr Laden in der Londoner King's Road ein, den sie zusammen - genau wie ihre ersten Kollektionen - mit Malcolm McLaren entwickelte. Beeindruckend, wie viele Musiker und andere Künstler von ihr beeinflusst wurden!Gut gefällt mir, wie die Beschreibungen ihrer Kollektionen und wichtigen Menschen mit treffenden Fotos unterlegt sind. Viel Neues konnte ich erfahren über ihren beruflichen Werdegang von den ersten Anfängen über internationale Anerkennung bis zu einer Berühmtheit.
Über die Mode hinaus nimmt ein Teil des Buches dann aber auch Westwoods Kampf für eine bessere Welt ein: Westwood engagierte sich für Peta, grüne Energie, gegen Fracking und unterstützte Julian Assange - und so konnte ich auch den Menschen "Vivienne Westwood" besser kennenlernen und ihre Überzeugungen, für die sie lebte.

Ein Kritikpunkt sind für mich allerdings die Texte, und ich hatte immer wieder das Gefühl aufgrund von WIederholungen, Vor- und Rücksprüngen, dass einfach Textschnipsel möglicherweise abgeschrieben und willkürlich zusammengefügt wurden und ich hatte den Eindruck eines Schulaufsatzes. Natürlich kann ein solches Büchlein nur begrenzt Informationen geben, allerdings wünsche ich mir, dass Dinge, die angesprochen, dann auch erläutert werden (ein Beispiel: Auf Seite 21 schreibt die Autorin "Obwohl ihre Beziehung später ein ungutes Ende nahm, schrieb Vivienne Malcolm eine Schlüsselrolle in ihrer Entwicklung zu - da hätte ich dann auch gerne über Grund und Ende ihrer Beziehung gelesen!).

Ein Index rundet dieses kleine Nachschlagewerk über diese Ikone ab.

Insgesamt ist das Büchlein absolut geeignet, einen außergewöhnlichen Menschen und beeindrucke Persönlichkeit (besser) kennenzulernen und die Foto-Auswahl ist gelungen.

"Meine Devise lautet: weniger kaufen, sorgfältig auswählen - und Dinge so behandeln, dass sie lange halten. ... Wir sollten in Kultur investieren, nicht in Konsum." Vivienne Westwood.