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Uli
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86637 Wertingen

Bewertungen

Insgesamt 527 Bewertungen
Bewertung vom 07.08.2023
Wernicke, Simona

Kornblumenzeit


ausgezeichnet

Ein Buch, das einfach wunderschön zu lesen war und man in Gedanken in Masuren weilt. Es handelt sich um einen authentischen Roman, da die Protagonisten Käthe und Carl die Großeltern der Autorin waren. Es beginnt im Jahr 1928. Käthe und Carl sind ein wunderbares Paar und Besitzer einer Bäckerei und eine Kolonialwarengeschäftes. Es werden ihnen sechs Kinder geboren und die Familie gehört zu den bessergestellten im Ort. Es muß zwar viel gearbeitet werden, aber die Familie ist glücklich, hält zusammen und es geht ihnen gut, wenn auch hin und wieder Tiefschläge kommen. Es werden die alten Sitten und Gebräuche zelebriert und die Feiertage werden eingehalten mit gutem Essen und Musik. Lange spürt man vom Krieg nichts in Masuren, das Leben geht wie immer weiter. Doch dann 1945 müssen die Deutschen aus den Ostgebieten flüchten, Käthe ist inzwischen auch gesundheitlich angeschlagen. In Teil zwei des Buches erleben wir die Flucht, den Hunger, Tote liegen auf den Wegen, die Russen vergewaltigen die Frauen und Mädchen, Typhus, Ruhr und Läuse sind Alltag. Die Familie wird getrennt. Doch am Ende des Buches bauen sich die Kühnapfels in der neuen Heimat wieder eine Existenz auf. Das Buch ist mit einer wunderbaren blumigen Sprache geschrieben und dann wird uns im zweiten Teil das Elend und der Schmerz nähergebracht. Man leidet regelrecht mit den Menschen, die aus lauter Hunger sich von Gräser und Moosen ernähren. Wirklich gut wird uns das Leben in Masuren beschrieben, der masurische Dialekt und die Ausdrucksweise lassen das ganze Buch lebendiger wirken. Die 500 Seiten lesen sich flott, zumal man immer als Zaungast bei der Familie und deren Leben und Schicksal dabeisein will. Das Cover zeigt eine masurische Landschaft mit einem Mohnblumenfeld im Vordergrund. Und ich kann verstehen, dass die Heimatvertriebenen ein Leben lang von ihrer alten Heimat träumte und Heimweh danach hatten, was sie stets in ihren sehnsuchtsvollen Liedern zum Ausdruck brachten. Im Epilog ist das weitere Leben bis in die Neuzeit der Kühnapfels erklärt, was dem Ganzen einen runden Abschluß bietet.

Bewertung vom 06.08.2023
Rehn, Heidi

Wir träumten vom Sommer


ausgezeichnet

Ein Buch, dass die Jahre 1968/1972 wie ein Zeitzeugenbericht diese Jahre wiedergibt. Amrei kommt als Dorfpflanze 1968 aus der Oberpfalz zum Studieren nach München. Bald lernt sie den charismatischen Kunststudenten und linken Revoluzzer David kennen und lieben. Aber als sie bei einer Demo tätlich angegriffen wird, wird sie von dem jungen Polizisten Wastl gerettet, auch in ihn verliebt sie. Irgendwie wird ihr das alles zu viel und sie verläßt fluchtartig München und geht für fast vier Jahre ins Ausland. 1972 kommt sie zurück und wird als Hostess bei den Olympischen Spielen eingesetzt. Sie findet ihr alte WG wieder, wohnt auch wieder bei ihrer sehr aufgeschlossenen Großtante und steht sofort wieder zwischen den beiden Männern. Das Buch ist sehr realistisch und mit sehr großer Akribie geschrieben. Wir erleben die Studentenaufstände, die Stürmung des Axel Springer Hauses, Tod zweier Menschen bei den Demonstrationen und dann später auch das Olympiaattentat. Die Musik von Uriah Heep, Amon Düül, den Faces, alles originalgetreu beschrieben. Blow Up in München, die Biergärten, Bader-Meinhoff, man meint mitten drin zu sein. Auch ich habe die 72 voll erlebt und für mich sind manche Passagen in dem Buch ein richtiges Remake. Für die anderen eine in Romanform zu lesender Geschichtsbericht. Ein Buch, das ich sehr schnell ausgelesen habe, zumal die Sprache klar und deutlich ist.

Bewertung vom 05.08.2023
Lange, Kathrin;Thiele, Susanne

Toxin


sehr gut

Ein wissenschaftlicher Thriller, der unter die Haut geht und uns Sachen wissen läßt, von dem ein Laie bisher überhaupt keine Ahnung hatte. In Berlin sterben kurz hintereinander zwei Wohnungslose am Milzbrand. Niemand weiß, wo sie sich infiziert haben, ein leiser Verdacht fällt auf ein Start up Unternehmen, das mit Milzbrandbakterien Forschungen betreibt, denn der Inhaber dieser Firma, Gereon Kirchner, ist auf dem Weg mit den Antrax Bakterien ein Mittel gegen den Krebs zu erforschen. Kirchner befindet sich zur Zeit in Alaska, denn in einem Tunnel dort befinden sich Karibu Kadaver, infiziert mit Milzbrand und aufgrund des Permafrosts kann er dort die Bakterien entnehmen. Doch als er sich im Tunnel befindet, wird auf ihn geschossen. Er muß schwer verletzt fliehen. Da die Wirtschaftsjournalistin Nina ihren Freund Gereon nicht mehr erreichen kann, bittet sie einen Bekannten, der sich gerade in Kanada befindet, nach Gereon zu suchen, da auch in dem Tunnel, in dem Gereon angeschossen wurde, sich eine Leiche befindet. Und nun beginnt eine Odysee voller Gefahren. In dem Buch erfahren wird einiges über Antrax, die Autorinnen befassen sich auch intensiv mit der Klimaerwärmung, Spionage und Diskriminierung. Ich hätte nie geglaubt, welche Auswirkungen der Milzbrand auf den Menschen hat, wenn er nicht gleich behandelt wird. Jedenfalls gibt es am Ende des Buches ein richtiges Show Down und die Ereignisse überschlagen sich. Die Autorinnen haben hier gekonnt wissenschaftlich recht schwierige Themen mit einem Thriller vermischt und für den Leser wirklich klar und deutlich über Permafrost, Antrax und dergleichen erklärt. Im Nachwort ist alles genau nachzulesen. Ein Thriller, der uns an unsere Zukunft und die unserer Nachkommen nachdenken läßt. Trotz der schwierigen Thematik ließ sich das Buch sehr gut lesen. Das schwarz/giftgelbe Cover hat für mich nun nach der Lektüre eine andere Bedeutung bekommen: Es verheißt: Giftig! Gefahr!

Bewertung vom 01.08.2023
Tscheplanowa, Valery

Das Pferd im Brunnen


ausgezeichnet

Ein hartes Buch, ein schweres Buch. Es führt uns mitten hinein in ein Russland im 20. und 21. Jahrhundert. Hier geht es um vier Frauen, die ihr Schicksal in die Hand nahmen und ihr Leben so lebten, wie es sein muß. Da gibt es die Urgroßmutter Tanja die in einer kleinen Hütte am Rande des Moors lebte und das Wasser noch ihn Eimern aus dem Brunnen holen mußte. Bei ihr lebte Walja die ersten Lebensjahre. Und Tanja sammelt ihre ausgehenden Haare in einem Kissen, das einmal ihr Todeskissen werden sollte. Sie ließ ihre Urenkelin heimlich taufen. Und dann die Großmutter Nina, sie lebte in eine 70 qm Wohnung ihr Leben, arbeitete zunächst in der Psychiatrie und dann im Kindergarten, klein, bissig und voller Elan zog sie ihre beiden Kinder groß. Lena, die Mutter, studierte, heiratet in Deutschland einen angeblichen Musiker, wohnte in einem kleinen Haus an der B 17. Und dann kehrt Walja nach Russland zu ihrer Großmutter Nina zurück um nach ihren Wurzeln zu suchen. Das Buch beschreibt das harte, karge Leben der Frauen, die alle von ihren Männern verlassen wurden auf verschiedene Weise. Die Autorin beschreibt das Leben und das Wesen der vier Frauen derart plastisch und wirklichkeitsnah, dass man meint, selbst neben diesen Frauen zu stehen. Da vieles in Russland Mangelware war, behalf man sich und machte alles selbst, nichts warf man weg. Die Autorin hat eine klare Sprache, ihre Sätze sind kurz, jedoch wechseln die Kapitel derart schnell, dass man im ersten Augenblick ziemlich verwirrt ist. Ich habe das Buch wirklich manchmal schaudernd gelesen, wenn man dabei nachdenkt, wie beschwerlich das Leben war und wie stark die Frauen dieser Familie. Das Cover ist wie ein Gemälde. Auf den ersten Blick sieht man nur bunte Farbkleckse, doch beim genaueren Hinschauen sieht man, dass sich darauf eine junge Frau befindet.

Bewertung vom 31.07.2023
March, Peggy;Faecke, Nina

PEGGY MARCH - I WILL FOLLOW ME


ausgezeichnet

Wirklich eine Biografie, die lebensnah und ganz natürlich geschrieben ist. Die Übersetzung haben sich damit große Mühe gegeben und das Bcuh liest sie wie ein spannender Roman. Meine Schwester ist der gleiche Jahrgang wie Peggy March, ich bin einige Jahre jünger. Aber wir haben I will follow him und mit 17 hat man noch Träume rauf und runtergehört. Und mir gefiel Peggy ganz besonders mit ihren brünetten Haaren und ihrer Natürlichkeit. Peggy wuchs mit ihrer Schwester in einem liebevollen Elternhaus auf und sie begann schon früh zu singen. Bedauerlich ist, dass ihr erster Manager ihre ganze Einnahmen verprasst hat, mit 18 Jahren stand sie vor dem nichts. Doch dann traf sie Arnie Harris, der etwas grummelig war. Erst wurde er ihr Manager und dann ihr Ehemann. Ein sehr gut eingespieltes Team, Peggy landete in Deutschland einen Hit nach dem anderen, zog dann nach Deutschland, wo auch ihre Tochter Sande geboren wurde. In den USA fand sie dann zunächst keinen Anschluß, gab nie auf und aber bald ging es wieder bergauf. Nach fast 45 Ehejahren verstarb ihr um 22 Jahre älterer Ehemann. Dessen Tod zog ihr den Boden unter den Füßen weg, aber mit Hilfe ihrer Tochter und vielen guten Freunden machte nahm sie wieder neue Songs auf, von denen sie einige selbst geschrieben hat. Ihre jetzigen Lieder sind ernster, tieftragender und haben einen Chansoncharakter. Inzwischen ist sie auch Großmutter eines Teenagers. Peggy ist ehrlich, sie scheut sich auch nicht davor zurück zuzugeben, dass sie medizinische Hilfe in Anspruch nimmt, um noch so gut auszusehen. Das Buch zeigt uns das Showbizz in den 60ier, 70iger und 80iger Jahren. Peggy ist damals - heute würden wir sagen ein IT-Girl. Ihre Miniröcke mit ihren langen Beinen waren legendär, zumal Arnie mit ihre eine Typveränderung anstrebte und sie platinblond wurde. In der Biografie gibt es einiges zum Lachen, sie wohnten z. B. jahrelang in einem Penthouse und bekamen gar nicht mit, dass sich darin ein Bordell befindet. Ich war von diesem Buch total fasziniert und habe es in einem Stück gelesen. Ganz besonders sind die viele wunderbaren Fotos der Sängerin, von Kindheit bis heute. Einige Liedtexte sind in voller Länge im Buch veröffentlicht und am Ende des Buches sind all ihre Lieder aufgelistet, die sie gesungen hat. Ein MUSS für jeden Fan und eine Bereicherung für diejenigen, die die Sängerin nicht kennen. Das Cover zeigt die Sängeringheue in einer schwarz-weiß Aufnahme und auf der Rückseite ist sie als junge Frau in einem besonderen Mini-Pelz-Ensemble.

Bewertung vom 30.07.2023
Carter, Helen

Die Hure von Paris Historischer Roman


ausgezeichnet

Ich muß sagen, dass dies wirklich ein gut gelungenes Buch ist. Hier werden gekonnte historische Geschichten mit Erotik vermischt. Schon allein das Cover ist ein Eycatcher. Man sieht darauf eine Frau mit einem wunderschönen lila Kleid. Paris während der Revolution. Die Leute sind arm und leiden Hunger. Die beiden schönen Freundinnen Celstine und Helois beschließen, sich den Männern hinzugeben und ihre sexuellen Gelüste zu stillen, während die andere die meist reichen Herren ausraubt. Es gelingt ihnen und dann nehmen sie ihre horizontale Arbeit im Palaise Royale auf. Hier verkehren die höher gestellten Soldaten und eines Tages besucht auch Napoleon das Etablissement und eine der Frauen verliebt sich unsterblich. Hier wird das Liebesspiel besonders reizvoll beschrieben und der Leser ist dabei Zuschauer, welche verschiedenen Wünsche die Männer haben und die beiden Frauen ihnen wirklich jeden Wunsch erfüllt. Ein besonderes Buch, das beim Leser wirklich keine Wünsche offen läßt und das Kopfkino kann zu laufen beginnen.

Bewertung vom 29.07.2023
Marshall, Heather

Frag nach Jane


ausgezeichnet

Ich muß sagen, selten habe ich so ein emotionsgeladenes Buch gelesen, es hat mich traurig gemacht, regelrecht hinuntergezogen, so habe ich mir die Ereignisse in diesem Buch zu Herzen genommen. Hier wird über drei Frauen geschrieben,. Angela, Nancy und Evelyn und wir sind in verschiedenen Zeitzonen in Kanada unterwegs im Jahr von 1960 bishin zu 2017. Wir schreiben das Jahr 1960. Evelyn ist eine junge Frau. Sie ist von ihrem Verlobten schwanger, der jedoch plötzlich verstirb. Ihre Eltern wollen keine Schande und so geben sie das junge Mädchen in das St-Agnes-Heim, wo diese ihre Zeit bis zur Geburt verbringen. In dem Heim herrschen unvorstellbare Bedingungen und die Mädchen werden wie Sklaven gehalten und müssen Arbeiten in Haus und Hof verrichten. Unvorbereitet gehen sie in die Geburt und danach werden ihnen die Kinder weggenommen und zur Adoption gegeben. Nancy ist ein junges Mädchen Ende der 70iger Jahre. Auch sie wird ungewollt schwanger, jedoch hat sie eine Adresse, bei der sie nur nach Jane fragen muß und dann in eine Abreibungspraxis kommt. Just dies wird von Evelyn heimlich betrieben. Nancy ist davon sehr begeistert und schließt sich dieser Frauenbewegung an, die sie immer mit einem Fuß ins Gefängnis bringt. Und dann entdeckt Nancy ein Geheimnis ihrer Eltern. Angela ist eine moderne junge Frau 2017. Sie ist mit Tina verheiratet und beide versuchen schon lange durch künstliche Befruchtung in der Wunschklinik Eltern zu werden. Und durch puren Zufall verweben sich die Schicksale der Frauen. Angela findet in dem Antiquitätengeschäft in einer Schublade verborgen einen fast 10 Jahre alten Brief. Dort berichtet eine inzwischen verstorbene Frau ihrer Tochter, dass sie adoptiert wurde und sie nach ihrer Mutter suchen soll. Und Angela beginnt, nach der neuen Adresse der Adressatin zu forschen. Das Buch ist derart gut geschrieben, es werden die Charakter dieser Frauen beschrieben, ihr Leid, der einen, weil ihr ihr Kind weggenommen wurde, die andere wegen der Abtreibung und die dritte wegen ihres Kinderwunsches. Gerade Evelyn möchte den jungen schwangeren Frauen helfen mit ihrer illegalen Abtreibung, da viele zu Engelmacher gehen und an Wundinfektion sterben. Teils bewundere ich die Kraft und den Mut dieser Frau, teils bin ich total gegen eine Abtreibung. Wir erfahren hier so einiges über das Netzwerk JANE und staunen, wie lange dies gut gegangen ist, obwohl auch schon Polizeirazzien dort waren. Jede der Frauen hat tiefe Betrübnis und ein schweres Los zu tragen. Das Buch ist in vier Teilen und man llest, ohne aufhören zu können. Und dann frage ich mich, wieviel Leid kann eigentlich ein Mensch ertragen. Das Ende dieses Buches läßt uns sehr erstaunt zurück.

Bewertung vom 27.07.2023
Kuchling, Mirella

13 x Mord


ausgezeichnet

13 kleine und feinde Krimigeschichten. Wer schwarzen Humor und versteckte Ironie mag, dem dürften diese Geschichten alle gefallen. Für mich gab es einig Favoriten, andere dagegen trafen nicht so meinen Geschmack. Aber so ist es eben bei mehreren Geschichten. Besonders die Engelmacher waren mein Highligth, aber auch es grünt so grün und die Augen einer Mutter waren sehr interessant. Die Kriminalgeschichten sind kurz und haben eine gute Ausdrucksweise. So kann man immer wieder einzelne Krimis lesen ohne den Anschluß zu verlieren, denn die nächste Geschichte fängt ja wieder von vorne an. Sehr gelungen finde ich das Cover mit der großen Ratte, deren Schwanz sich bis zur letzten Seite ringelt. Eine gute Unterhaltung, wenn man sich etwas gruseln will.

Bewertung vom 27.07.2023
Korten, Astrid

Overkill - Tod der Schwalben


ausgezeichnet

Dies ist der 3.Teil der Overkill-Serie und dieses Buch übertrifft die beiden ersten nochmals im einiges. Mo Celta ist als Austauschpolizistin in der Ukraine. Zugleich möchte sie auch hier nach ihren vor vielen Jahren verschollenen Schwester suchen. Zusammen mit dem Polizeihauptmann Felix Bojka ist sie auf der Suche nach einem Mörder. Der Sohn des früheren Ministers und Oligarchen Kanyukov wurde brutal ermordet und auf einem hohen Gebäude aufgehängt, neben im lag eine ausgestopfte Schwalbe. Da Kanyukov der Polizei in der Ukraine nicht traut, beauftragt er den russischen Polizisten Alexej Markow den Mörder seines Sohnes zu finden. Mit er Bezahlung wird er dann nicht kleinlich sein. Die Spur der Ermittler führt weit zurück in die Vergangenheit, just an dem Tag des Reaktorunglücks in Tschernobil. Damals wurden zwei Frauen ermordet. Sowohl Bojka und Celta wie auch Markow begeben sich in das verseuchte Gebiet rund um Tschernobil und Pipyat. Hier in den verlassenen Ruinen in dem gesperrten, stark verstrahlten Gebiet halten sie sich manche dunklen Gestalten auf. Es geschehen weitere Morde, immer ist ein ausgestopfter Vogel in der Nähe. Die Ermittler begeben sich in tödliche Gefahr, in dem sie die verstrahlten Gebiete betreten, sie werden angegriffen und bedroht. In dem Thriller geht es ungeheuer brutal zu, blutige, horrorartige Szenen werden in den Blickpunkt gesetzt. Wir erleben die Ausmaße des Reaktorunglücks in dem Buch, Menschen sind verstrahlt, sterben elendlich an Krebs, was uns eigentlich bisher gar nicht in dieser Größe bewußt war. Menschen verloren ihre Heimat und ihr Hab und gut undJahrzehnte nach dem Unglück ist das Leiden noch nicht beendet. Wir erfahren auch über den Krieg, der den Menschen das Leben noch zusätzlich erschwert. Neben diesen wirklich schlimmen Lebensbedingungen erfahren wir auch etwas über das Privatleben der Polizisten, das auch nicht immer einfach ist und viele Probleme mit sich bringt. Das ganze Buch über war ich nicht sicher und hatte verschiedene Täter im Visier, um dann wieder etwas gefunden zu haben, was einen anderen Menschen belastet. Das Spannungspotenzial ging hier ins Unermessliche. Selten habe ich von so viel Leid. so viel Hass, Korruption und Lügengespinsten gehört, wie in diesem Thriller. Man merkt sehr genau, dass die Autorin derart akribisch recherchiert hat, denn sie ging auf die einzelnen Gegebenheiten sehr genau und realistisch ein. Hut ab vor so viel Wissen. Ich konnte das Buch überhaupt nicht mehr aus der Hand legen, denn man war in dem Thriller gefangen.

Bewertung vom 23.07.2023
Bolle, Viktoria

Blumental - Leeres Land


ausgezeichnet

Mich hat dieses Buch tief beeindruckt und ich habe es in einem Zug gelesen, kenne ich doch persönlich eine Rußland/Deutsche Familie, die vor Jahren nach Deutschland gekommen sind. Das Buch beschreibt eine wahre Geschichte, die Schwiegervorfahren der Autorin wurden hier zum Vorbild genommen. Es ist Sommer 2004 und Olga feiert zusammen mit ihrer großen Familie ihren 90. Geburtstag. Sie leidet an Demenz und erkennt ihre Familie kaum mehr. Sie nimmt ihre alte Bibel zur Hand und träumt sich in ihre Kindheit in Blumental zurück. Sie wächst mit fünf Geschwistern auf, ein weitere Geschwisterkind ist verstorben. Ihre Familie gehört zu den besser gestellten, doch müssen dafür alle hart arbeiten, auch die Kinder. Gerne würde sie eine Schule besuchen, aber das erlaubt ihr der Vater nicht. Das Leben ist gut, es werden die Feste gefeiert, man geht in die Kirche und ist sehr gläubig und die Deutschstämmigen haben ihre eigenen Dialekt. Dann doch dann kommen die Rotarmisten langsam an die Macht, Stalins Regime greift über. Die Bauern müssen immer höhere Abgaben leisten, ihnen bleibt so gut wie nichts mehr und sie müssen mehr und mehr an Hunger leiden. Ihnen werden Vieh und Grundstücke genommen, man möchte es den reichen Kulaken zeigen, alles gehört allen. Olgas Vater wehrt sich und wird angeschossen, ihr Bruder wird verhaftet und der älteste der Söhne muß zum zweitenmal zum Militär. Dann kommt Olga zum Arbeitsdienst auf eine Kolchose und lernt dort ihren späteren Ehemann kennen. Das Buch führt uns in eine ganz andere Welt. Entgegen der herrschenden Meinung, dass es in Sibirien nur Eis und Schnee gibt, werden uns hier die blühendem Mohnfelder beschrieben, Felder voller goldenen Weizens, die Bäume voller Obst und die Kinder badeten im Fluß. Die Bevölkerung versteht es, große Hochzeiten zu feiern, Weihnachten und Neujahr sind ganz besondere Feste, es wird gebacken und geschmort. Und dann erfahren wir einiges über die russische Revolution und wie die Deutschstämmigen darunter zu leiden hatten, ihnen wurde sogar die eigene Sprache verboten. Die Geschichte beginnt und endet mit dem 90. Geburtstag der Ahnin und man merkt auch heute noch den guten Zusammenhalt der Familie. Der sprachliche Stil geht gut und schnell zu lesen, die Autorin schreibt so bunt, lebhaft und wirklichkeitsnah, dass man meint, mit am Tisch der Familie Suppes zu sitzen. In einem weiteren Band erfahren wir, wie es mit Olga weitergeht. Das Cover zeigt die Rückenansicht einer jungen Frau und im Hintergrund ist zeichnerisch ein Haus mit Bäumen dargestellt.