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Giselas Lesehimmel
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Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 783 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2020
Roseland, Kate

Mr. Hicks feiert Weihnachten


ausgezeichnet

Meine Meinung

Mit Mortimer Hicks erleben wir eine sehr besinnliche Londoner Vorweihnachtszeit. Mortimer ist auch nach 7 Jahren noch nicht über den Tod seiner Frau hinweggekommen. Jeden Morgen stellt er ihre eine Tasse Tee auf ihren Platz und spricht mit ihr. Er steht jeden Tag um die gleiche Zeit auf. Sein Tag ist gut strukturiert. Er ist sparsam und ernährt sich ziemlich einseitig. Als er einmal verschläft, scheint nichts mehr so zu laufen, wie er es gewohnt ist. Er geht aus dem Haus und wird sofort wieder von seiner neugierigen Nachbarin abgefangen. Ein schmutziger abgemagerter Kater verschafft sich zudem noch Eintritt in sein Haus. Weil das noch nicht genug ist, werden seine Hemden in der Reinigung vertauscht. Was bitte schön soll er mit Blusen anfangen? Als er denkt es kann nicht mehr schlimmer kommen, bittet ihn seine junge Nachbarin auf ihren Jungen aufzupassen. Katze und Kind in seinem Haus? Das geht doch eigentlich gar nicht. Na, und dann noch die Museumswärterin Gwendolyn, die bestimmt seine Hemden nicht mehr rausrücken will!

Ich habe mich in dieser Geschichte pudelwohl gefühlt. Das eine oder andere Tränchen verdrückt. Weihnachten rückt mit diesem warmherzigen Buch in greifbare Nähe. Mr. Hicks ist mit seinen Ritualen festgefahren, um so seiner Einsamkeit zu entgehen. Doch manchmal braucht es nur eine eine einsame, halb verhungerte Katze und eine gestresste Nachbarin mit Kind, um dem Leben eines betagten Mannes wieder neuen Glanz zu verleihen. Ich mochte Mortimer von Anfang an. Sein liebenswertes Wesen hat er hinter einer Fassade versteckt. Seinen strukturierten Alltag finde ich wirklich gut. So fällt er in kein tiefes Loch. Der Kater bekommt den Namen Bob. Der Nachbarjunge Charlie schleicht sich mit seinem guten Benehmen und seiner quirligen Art zusätzlich in Mortimers Herz. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass an diesem einen Tag nichts mehr so war wie vorher? Ja, und manchmal kann vertauschte Wäsche aus der Reinigung wahre Wunder wirken ………….

Fazit

Es gibt viele Weihnachtsromane. Mit „Mr. Hicks feiert Weihnachten“ habe ich die Vorweihnachtszeit aber wirklich erlebt. Dieses Büchlein ist mir sehr zu Herzen gegangen. Das Setting reflektiert London um die Weihnachtszeit. Die Protagonisten könnten liebenswürdiger nicht sein. Auf 173 Seiten habe ich alles bekommen, was ich mir von einer Weihnachtsgeschichte wünsche. Mr. Hicks, ich mag dich. Besonders deine Visionen fand ich spannend.

Ich verschreibe dieses herzerwärmende Büchlein jedem Weihnachtsmuffel. Nebenwirkungen:

Lust auf Weihnachten
Appetit auf außergewöhnliche Sandwiches
Veränderung der Gewohnheiten
Herz
Liebe
Menschlichkeit
Lust auf weitere Geschichten von Mr. Hicks

Danke Kate Roseland. Ich habe jedes Wort genossen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2020
Benkau, Jennifer

Von Sternen gekrönt / One True Queen Bd.1


ausgezeichnet

Ausgerechnet dieses Buch hab ich gelesen.

Meine Meinung


1. Satz: Wie viel Mut es kosten kann, ein Buch aufzuschlagen.


Die Geschichte konnte mich von Anfang an verzaubern. Sie beginnt wie so viele Jugendbücher. Eine alleinerziehende Mutter, ein Mädchen das in jungen Jahren schon viel Verantwortung übernimmt. In diesem Fall fühlt sich Mailin für ihre Schwester Vicky verantwortlich. Vicky liegt schon seit Jahren im Wachkoma. Mailin gibt ihr verbotenerweise heiße Schokolade und liest ihr abenteuerliche Geschichten vor. Beides versucht sie vor ihrer Mutter geheim zu halten. Vicky soll sich nicht aufregen. Ihr Zimmer ist immer noch eingerichtet, wie das der kleinen Vicky. Mailin verteidigt ihre Schwester auch vor der Pflegerin, die abfällig in deren Gegenwart über das Mädchen spricht. Als diese daraufhin kündigt, hat sie einen großen Streit mit ihrer Mutter. Daraufhin geht Mailin zum Kampfsport um sich abzureagieren. Hinterher hat sie das Gefühl, dass ihr Körper sich in sämtliche Einzelteile zerlegt. Sie befindet sich auf einmal in einer anderen Welt. Eine Welt, die viele Gefahren birgt.

Diese Welt ist Abenteuer pur. Ein Wald mit Bäumen, deren Ästen aus Knochen bestehen. Niedliche Hasen mit Affenköpfchen, die streicheln anders deuten, als die Tiere in unserer Welt. Mailin kämpft um ihr Leben. Sucht Schutz auf einem Baum. Als dieser sie zu verschlingen droht, kommt unerwartet Hilfe. Ein junger Mann rettet sie. Erzählt ihr, dass sie sich im Königreich Lyaskye befindet. Wundert sich darüber, warum Mailin ausgerechnet zuerst im Wald gelandet ist. Will nichts weiter mit ihr zu tun haben. Dennoch bringt er sie in in das Königreich.

Diese abenteuerliche Reise zum Königreich hat mich sehr gut unterhalten. Der Weg dorthin ist mit vielen Gefahren gepflastert. Mysteriöse Menschen und Tiere versuchen versuchen Mailin zu entführen. Der junge Retter will ihr nicht seinen Namen nennen. Sie nennt ihn einfach Peter. Mailin hat mit ihrem Humor und ihrer Tapferkeit bei mir gepunktet. Natürlich hat sie oftmals wahnsinnige Angst. Das hindert sie jedoch niemals daran, ihr Herz auf der Zunge zu tragen. Keiner Gefahr geht sie aus dem Weg. Dennoch habe ich ihre Verzweiflung gespürt. Schließlich wurde von einer Sekunde zur anderen ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Sie macht sich sehr große Sorgen um ihre Mutter. Die hat ja nun beide Töchter verloren, wenn Mailin keinen Weg zurück findet. Peter liegt viel daran, Mailin zu beschützen. Sein Beschützerinstinkt zeigt sich jedoch manchmal auf Recht ungewöhnliche Weise. Zwischen den Zeilen spürt man, wie es zwischen den Beiden knistert.

Das Königreich birgt eine große Überraschung, die ich in etwa so erwartet habe. Bald wird klar, Mailin soll Königin werden. Königinnen leben jedoch Lyaskye nicht lange. Alles ist wunderbar dort. Das Essen ist unheimlich lecker. Alle Farben von einer sehr starken Intensität. Die Menschen gehorchen. Sie werden geführt von einer Königin, die bald von Mailin abgelöst werden soll. Lyaskye beschützt die Menschen. Lyaskye ist Horror pur. Mailin will wieder zurück in ihre Heimat in Irland. Aber nicht alleine ……

Fazit

Die Autorin hat hier ein absolut gelungenes Worldbuilding geschaffen. Liebe, Humor, geheimnisvolle Kunstwerke und sehr viele Abenteuer, haben mir wunderbare Lesestunden beschert. Der Schreibstil liest sich wie Butter. Die Protagonisten kommen authentisch rüber. Von mir eine absolute Empfehlung. Ich freue mich nun auf den zweiten Teil.


So viele Bücher. Und du nimmst ausgerechnet dieses.


Wer weiß warum ……

Danke Jennifer Benkau

Bewertung vom 27.10.2020
Fitzek, Sebastian

Der Heimweg


ausgezeichnet

Meine Meinung

Da mich die Thematik sehr interessiert, musste das Buch schnellst möglichst bei mir einziehen. Einen Telefonservice für Frauen, die zu später Stunde allein unterwegs sind, gibt es ja wirklich. Jules Tannberg möchte diesen Job eigentlich gar nicht mehr ausführen. Zu sehr haben ihn die Telefonate mit ängstlichen Frauen aufgewühlt. Für seinen besten Freund macht er jedoch eine Ausnahme. Er bekommt einen Anruf von der total verängstigten Klara. Sie fühlt sich verfolgt. Von einem Menschen, mit dem sie sehr böse Erfahrungen gemacht hat.Ein Thriller muss spannend sein. Er soll beim Leser Ängste erzeugen. Er soll ihn daran hindern, das Buch zur Seite zu legen. Dieses mal hätte ich das Buch jedoch beinahe abgebrochen. Die Brutalität war mir stellenweise wirklich zu viel. Das mag dem geschuldet sein, dass ich selber eine Frau bin. Mir wurde bei einigen Szenen richtig übel. Meine Vorstellungskraft ist sehr groß. Dieser Thriller sehr bildlich geschrieben Der Leser bekommt einen guten Einblick in die Gedankenwelt von Klara und Jules. Ich habe Klaras Ängste gespürt. Jules Verzweiflung springt einen förmlich an. Er will unbedingt helfen. Versucht mit taktischen Gesprächen Klara am Telefon zu halten. Alle Protagonisten konnten mein Kopfkino auf Hochtouren bringen. Ich war beim Lesen total gestresst. Hab Angst davor gehabt, was als Nächstes kommt. Ja, ich habe das Buch zu Ende gelesen. Bei diesem Thriller ging es mir wie bei einer Katastrophe in den Nachrichten. Ich will nicht hinschauen. Und dennoch kann ich meinen Blick nicht abwenden.Ich erwarte in einem Thriller keine 100% Logik und Realität. Manche Geschehnisse fand ich aber zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Normalerweise begründe ich meine Kritik. Das geht jedoch bei einem Thriller sehr schlecht, da ich damit spoilern würde. Das ist nicht mein erstes Buch von Fitzek. Weichspüler benutzt der Autor nie! Dieser Thriller ist dennoch anders, als seine Vorgänger. Das wird einem aber erst ziemlich am Ende klar. Wer der Täter ist ahnte ich ziemlich schnell. Die Motive jedoch waren eine Überraschung für mich. Es ist wirklich das erste mal, dass ich einen Mörder ein Stück weit verstehen konnte.Der Thriller enthält eine wichtige Aussage, die gerade in Zeiten von Corona aktuell sein dürfte. Gewalt in der Familie.Fazit„Der Heimweg“ ist bestimmt nicht brutaler als Fitzeks Vorgänger. Für mich war er es dennoch, weil ich selbst oft heimgehe, wenn es dunkel ist. Einen Telefonservice würde ich trotzdem nicht Anspruch nehmen. Nach diesem Pageturner schon dreimal nicht. Das Nachwort war dieses mal Balsam für meine Seele. Ich habe ein bisschen Humor gebraucht.Dieser Thriller ist nichts für Frauen mit schwachen Nerven. Auch Müttern kann ich ihn nicht uneingeschränkt empfehlen. Mich hat er atemlos zurück gelassen.Danke Sebastian Fitzek.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2020
Nikolai, Maria

Die Schokoladenvilla - Zeit des Schicksals / Schokoladen-Saga Bd.3


ausgezeichnet

Meine Meinung


1. Satz: Verheißungsvoll floss die Schokolade über den hellen, mit Vanillecreme gefüllten Biskuit und umhüllte ihn mit einer glänzenden Schicht.


Lange habe ich auf die Fortsetzung der Schokoladenvilla gewartet. Zur großen Freude hat sich aber erst mal ein bisschen Traurigkeit bei mir eingestellt. Judiths große Liebe Viktor ist an einer Lungenentzündung gestorben. Ich konnte es wirklich nicht fassen, dass dieser empathische Mann kein Teil mehr der Schokoladenvilla sein darf. Zumindest in Fleisch und Blut. Seine Präsenz ist dennoch spürbar.

Gleich am Anfang entführt uns die Autorin nach Frankreich. Viktoria ist nun eine junge Frau, die im französischen Voiron eine Lehre in der Chocolaterie Bonnat macht. Nach dem Tod ihres Vaters beendet sie diese vorzeitig, um ihre Mutter bei der Leitung der Rothmann Schokoladenfabrik zu unterstützen. 1936 ist eine schwere Zeit für die Menschen in Deutschland. Hitler hält Einzug. Die Judenverfolgung ist voll im Gange. Davon bleibt auch die Schokoladenfabrik in Stuttgart nicht verschont. Frauen ist unter Hitlers Regime nicht erlaubt, eine Firma zu leiten. Sie sollen gute Ehefrauen sein und viele Kinder gebären. Die olympischen Spiele 1936 sollen die Menschen ablenken. So verschwinden erst mal alle Zeichen der Unterdrückung und Judenverfolgung. Hitler nutzt die Olympiade, um den NS-Staat im Ausland positiv darzustellen. Bei der Eröffnung in Berlin, weiß Hitler die volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Die Schokoladenfabrik gerät in große Schwierigkeiten. Doch nicht nur in Deutschland geht es mit unrechten Dingen zu. Der Süßwarenunternehmer Andrew Miller ist nicht in der Lage den Kredit zu tilgen, den die Rheinbergers ihm vor Jahren gewährt haben. Andrew ist ein aufrichtiger Mensch, der seine Firma gut führt. Dennoch scheint jemand in seinem Umfeld mit falschen Karten zu spielen. Viktoria verliebt sich auf Anhieb in den gutaussehenden Amerikaner und vertraut ihm voll und ganz. Geht mit ihm nach New York. Bringt neuen Glanz in das Süßwarenunternehmen SweetCandy.

Ich durfte vielen bekannten Menschen wieder begegnen. Habe einige neue Menschen kennen gelernt. Zwischen weißer Schokolade mit Lavendel und viel Liebe, gab es aber auch einige Intrigen. Mehr wie einmal habe ich das Buch traurig zur Seite gelegt. Konnte nicht fassen, wie sich das Leben in der Schokoladenvilla verändert hat. Viktoria gleicht ihrer Mutter sehr. Auch sie ist eine Kämpferin, die keine noch so große Herausforderung scheut. Sie brennt für die Menschen, die ihr am Herzen liegen. Sie hilft sogar dann, wenn jemand ihre Hilfe nicht verdient hat. Judith konnte mich auch dieses mal wieder für sich einnehmen. Neben der Trauer um ihren Mann, hat sie auch noch mit vielen anderen Verlusten zu kämpfen. Ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit lässt sich nicht länger verschweigen. Wie Judith alle Krisen angenommen und das Beste daraus gemacht hat, fand ich sehr bewundernswert. Ihre Familie ist nun in alle Winde verstreut. So durfte ich einen Abstecher in die Schweiz, Frankreich und New York machen. Besonders in New York habe ich mich richtig wohl gefühlt.

Ich habe diese Geschichte nicht gelesen. Nein, ich habe sie gelebt. Der wunderbare Schreibstil hat mich ein Teil der Schokoladenvilla werden lassen. Ich war oftmals traurig und fassungslos. Wollte bestimmte Dinge nicht loslassen. Konnte Entscheidungen nicht akzeptieren. Dennoch! Es ist gut wie es ist.

Fazit

Diese gut recherchierte Geschichte hat mich über 600 Seiten lang bestens unterhalten. Der Schreibstil liest sich wie Butter. Gekonnt hat die Autorin historische Fakten und Fiktion zu einer spannenden Familiengeschichte verwoben. Im Anhang gibt es einige Erklärungen dazu.

Nun verabschiede ich mich von der Schokoladenvilla und der Familie Rothmann/Rheinberger. Vielen Dank, dass ich beim Lesen stets das Gefühl hatte, ein Teil dieser wunderbaren Familie zu sein. Das harmonische Ende lässt mein Kopfkino weiterhin auf Hochtouren laufen.

Danke

Bewertung vom 19.10.2020
Parry, Ambrose

Die Tinktur des Todes / Die Morde von Edinburgh Bd.1


ausgezeichnet

Will Raven entdeckt die tote Evie Lawson. Er hatte zu der Dirne ein sehr gutes Verhältnis. Er kennt sich aus mit dem Tod. Sieht dass die Junge Frau kein leichten Übergang zum nächsten Leben hatte. Sie liegt total verrenkt auf ihrem Bett. Er vermutet, dass es sich um Mord handelt. Schweren Herzens verlässt er Evies Zimmer um nicht entdeckt zu werden.

Das Autorenduo entführt uns hier in das Edinburgh des 19. Jahrhunderts. Eine düstere und nebelige Atmosphäre zieht sich durch die gesamte Geschichte. Zwielichtige Typen treiben ihr Unwesen in verwinkelten dunklen Gassen. Der blutjunge Raven lebt in einem verrufenen Viertel in Old Town. Er hat Evie aus einem finanziellen Engpass geholfen und sich bei einem Drogendealer Geld geliehen. Dessen Schergen wollten das Geld bei ihm eintreiben und haben ihm zur Warnung eine Gesichtshälfte zerschnitten. Sein bester Freund Henry näht die Wunde. In schlechten Klamotten, einer furchteinflößenden Narbe im Gesicht und bettelarm, hofft er nun trotzdem als Medizinstudent bei Dr. Simpson fungieren zu dürfen. Ravens Zweifel erweisen sich als unbegründet. Dr. Simpson ist ein sehr unkonventioneller Mann. Obwohl er genügend reiche Patienten hat, lässt er in seiner Praxis alles stehen und liegen , wenn ein armer Mensch seine Hilfe braucht. In dem Wissen, dass er oftmals dafür nicht entlohnt wird. Simpson hilft überwiegend Frauen, die Probleme haben ein Kind auf die Welt zu bringen. Nebenbei machen er und sein Lehrling Raven sich große Gedanken, was es mir den vielen toten jungen Frauen auf sich hat. Alle haben eine Gemeinsamkeit. Sie werden stets total verrenkt gefunden. Es handelt sich um Prostituierte oder Hausmädchen. Diese sind es der Polizei nicht wert, gründlich zu ermitteln.

Äther ist das Narkotikum der Stunde. Doch Dr. Simpson sucht nach einem besser verträglichen Mittel. Die Selbstversuche in seinem Haus haben bei mir regelrechte Lachsalven ausgelöst. Raven lernt im Hause Simpson das ehrgeizige Hausmädchen Sarah kennen. Sarah interessiert sich für Medizin. Eine Frau ist aber eigentlich nur dazu da um eine gute Ehefrau, Mutter und Hausfrau zu sein. Simpson gefällt Sarahs Ehrgeiz. Er lässt sie in seiner Praxis als Sprechstundenhilfe arbeiten. Raven begegnet sie misstrauisch. Sie spürt, dass er dunkle Geheimnisse hat. Dennoch fühlt sich Raven im Hause Simpson in der Queen Street sehr wohl. Er assistiert Simpson bei Entbindungen. Leider muss Raven dafür immer in das verhasste Old Town.

Die Sprache ist der damaligen Zeit angepasst, was mir sehr gut gefallen hat. Manche Geburten waren dermaßen schlimm, dass es mir schier den Atem geraubt hat. Es ist unglaublich, welche Schmerzen Frauen früher erdulden mussten. Bei manchen Geburten verboten die Ehemänner eine Narkose. Es war ihrem Glauben nicht zuträglich. Lieber haben sie ihre Frauen leiden lassen, als sich den Worten eines Geistlichen zu widersetzen. Auch Amputationen haben mich gelehrt, unsere medizinischen Fortschritte zu ehren. Die Qualen müssen unglaublich gewesen sein.

Bei Raven war ich mir von Anfang an sicher, dass er ein gutes Herz hat. Vieles spricht zwar nicht für ihn, doch mit jeder Seite mehr konnte ich ihn besser verstehen. Der Humor kommt auch nicht zu kurz. Vor allem Ravens Vergleich mit der Homöopathie zu einer Suppe ist einfach nur köstlich Raven hat Angst, beim narkotisieren etwas falsch zu machen.


Der einzige Unterschied zwischen Arznei und Gift ist die Dosis.


Fazit

Das Setting reflektiert die Gewalt in den dunklen Gassen von Edinburgh. Die Medizin steckt 1847 noch in den Kinderschuhen. Wir erleben die Entdeckung von Chloroform mit. Mysteriöse Frauenmorde halten Edinburgh auf Trab. Medizin und Krimi halten sich in dieser Geschichte die Waage. Die Auflösung der Morde konnte ich nur zum Teil erahnen. Englischer Humor sorgt für einen Ausgleich zu den qualvollen Behandlungsmethoden. Alle Protagonisten wirken authentisch. Der Schreibstil liest sich wie Butter. Für mich ein absolutes Highlight.

Bewertung vom 15.10.2020
Inusa, Manuela

Mandelglück / Kalifornische Träume Bd.3


ausgezeichnet

Mit der manstollen Sophie hatte ich ein bisschen Schwierigkeiten am Anfang. Sie kommt oftmals ziemlich egoistisch und oberflächlich rüber. Verlässt ihre Heimat Kalifornien, um in Boston als Restaurantleiterin im Three Seasons Karriere zu machen. Das fand ich eigentlich ganz in Ordnung. Jedoch hat sie den Kontakt zu ihrer besten Freundin Lydia einschlafen lassen. Ihrer großen Liebe Jack hat sie noch nicht mal erzählt, dass sie ein College in einer anderen Stadt besuchen wird. Ihre heißgeliebte Oma Hattie hat sie Jahre schon nicht mehr gesehen. Vergisst ständig sie anzurufen. Dann bekommt sie einen Anruf. Hattie ist tot. Nach vielen Jahren fliegt sie zurück in ihre Heimat. Ihre Eltern Monty und Luanne sind sehr glücklich über ihre Rückkehr. Sophie muss erkennen, dass sie noch nicht mal daran erinnern kann, dass ihr Vater bereits in Rente ist. Ihr wird klar, wie wenig Anteil sie an ihrer Familie genommen hat.

Lydia hat als ganz junge Frau ein Kind bekommen. Sie liebt ihre Tochter Gracie abgöttisch, ist jedoch heillos überfordert. Ihr Freund Brandon verlässt sie, um Kariere in San Francisco zu machen. Ihre beste Freundin Sophie ist ihr absolut keine Stütze. Bei deren seltenen Besuchen in Davis merkt sie, dass Sophie kein Interesse mehr an ihrer Freundschaft hat.

Hattie ist die gute Seele in der Geschichte. Auf ihrer Mandelfarm in Davis ist sie glücklich. Ihre Enkelin Sophie fehlt ihr sehr. Hattie verfügt über hellseherische Fähigkeiten. Hat vielen Menschen in Not Trost gespendet. Auch Lydia hat in der alten Dame eine gute Freundin gefunden. Hattie hatte ein großes Problem. Irgendwas stimmt mit dem Vorarbeiter Emilio auf ihrer Mandelfarm nicht. Eine Mandelpflückerin aus Mexiko hat sich ihr anvertraut. Sie verspricht der jungen Frau Hilfe. Dann erliegt sie einem Herzinfarkt.

Alba ist eine junge mexikanische Frau. Sie stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Ihr größter Traum ist eine besseres Leben in Amerika zu führen. Ihr Vater verkauft sie für 2000 Dollar und Zigaretten an den älteren Kriegsveteranen Hershel aus Amerika. Alba wird von ihrem Mann zwar nicht geschlagen, lebt aber auch in Kalifornien in ärmlichen Verhältnissen. Schuftet auf der Mandelfarm von Hattie und führt eine tristes Dasein bei ihrem Mann. Er verbietet ihr den Kontakt mit ihrer Familie. Arbeitet nicht. Auf der Farm macht ihr der Vorarbeiter das Leben schwer …

Besonders Alba konnte mich mit ihrer Geschichte berühren. Das junge Mädchen ist tapfer und fleißig. Muss viel ertragen. Nachdem ihr Hattie Hilfe versprochen hat, wird diese in ihrem Haus tot aufgefunden. Ich konnte zwischen den Zeilen ihr Heimweh spüren. Ihre Verzweiflung ist mir sehr nahe gegangen.




Lydia hat einen tollen Mann gefunden, mit dem sie die zwei Söhne Max und Randy hat. Ihr Mann Rex führt eine Mandelfabrik, in der sämtliche Leckereien hergestellt werden. Für ihn ist Gracie wie die eigene Tochter. Das pubertiernde Mädchen verspürt jedoch den Wunsch, bei ihrem Vater zu leben.

Diese Geschichte ist dieses mal so ganz anders. Herzlichkeit und Zusammenhalt sind auch dieses mal wieder präsent. Dennoch beinhaltet sie sehr schwierige Themen. Mexikanische Arbeiter ohne Aufenthaltsgenehmigung. Ein Vorarbeiter, der seine Schutzbefohlenen ausnützt. Das sehr oft auf eine Weise die strafbar ist. Eine Familie, die Probleme mit einer Tochter hat, die auf einmal den Mann, der sie großgezogen und stets wie sein eigenes Kind behandelt hat, nicht mehr als Vater anerkennen will

Ja, Sophie konnte mich dann noch für sich einnehmen. Sie ist endlich erwachsen geworden. Nachdem Hattie ihr die Mandelfarm vermacht hat, nimmt sie die Herausforderung an, 3 Monate die Mandelfarm führen. Nähert sich ihrer Freundin Lydia wieder. Hattie hat ihr überall Briefchen hinterlegt, die Sophie positiv gestimmt haben. Nur an einem Brief erkennt sie, dass sie unbedingt auf der Mandelfarm bleiben muss. Sie muss eine Aufgabe weiter führen, die ihre Oma nicht mehr beenden konnte

Bewertung vom 12.10.2020
Korten, Astrid

Seelen unter dem Eis


ausgezeichnet

Meine Meinung


Ich habe in dieses Buch nur mal kurz hineinlesen wollen, da ich gerade in ein anderes Buch vertieft war. Da hab ich aber nicht mit dem Sog gerechnet, den diese Geschichte auf mich ausübt. Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Dazu nun mehr.


Satz: Mein Name ist Tom Döbbe, aber innerhalb der Mauern vom Paradies nennen sie mich Mozart, seit ich in der ersten Woche in der gefühlsarmen Leere des Innenhofs meine Runden gedreht und dabei ständig das Allegro aus Eine kleine Nachtmusik gepfiffen habe.


Aus der Sicht von Tom erleben wir den Alltag im Todestrakt. (Paradies) Nüchtern erzählt er uns, wie es so weit mit ihm kommen konnte. Wie ein Mann, der im Leben alles hat, innerhalb kürzester Zeit in einer kleinen Zelle landet und auf seinen Tod wartet.

Tom verdient viel Geld als Werbemacher. Zum Ausgleich unterrichtet er Studenten. Die blutjunge Amal besitzt kein Talent. Hübsch ist sie auch nicht. Bei einer Auseinandersetzung mit Tom weint sie. Er wischt ihr eine von schwarzer Tusche verschmierte Träne vom Gesicht und leckt sie ab. Beginnt mit ihr eine Affäre. Wird von ihr regelrecht abhängig. Baut ein Lügennetz auf, um sich mit ihr zu treffen.

Seine Frau Helene verhält sich so kalt wie ein Eisschrank. Kommt mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch nicht klar. Lässt Tom seine Bedürfnisse an ihr befriedigen, ohne sich emotional daran zu beteiligen. Warum auch? Wenn sie eh nicht schwanger wird.

Tom verkraftet den Tod seiner Mutter nicht. Sein Vater ist ihm keine große Hilfe, um mit seiner Trauer klar zu kommen. Sein Vater findet schon sehr bald wieder eine neue Frau. Verstreut ständig Zitate.


Zufriedenheit ist der Anfang von Unzufriedenheit. (Seite 47)


Der Titel dieses Thrillers ist sehr passend. Ich habe beim Lesen eisige Kälte verspürt. Die Protagonisten haben fast alle eine sehr sonderbares Wesen. In dieser Geschichte läuft kaum einer rund. Das Leben im Todestrakt ist sehr bildlich beschrieben. Tom träumt oft von Menschen aus seinem früheren Leben. Er nennt sie *Zeitwanderer!* Tom ist ein sehr egoistischer Mann. Hat stets die Menschen geblendet und für seine Zwecke benutzt. Besonders sein Verhalten Amal gegenüber ist einfach nur krank. Immer wieder betont er, wie hässlich sie ist. Immer wieder beschreibt er, wie er ihr verfallen ist. Das eine oder andere mal habe ich Amal bedauert. Dann wieder an ihrem Verstand gezweifelt.

Der Schreibstil ist sehr schön und flüssig zu lesen. Er wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Schon als kleiner Junge zeigte Tom einen Hang zur Brutalität. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Als Mann bevorzugt er jedoch lieber psychische Gewalt. Lässt Amal spüren, was er von ihrem Äußeren hält.


Nichts passte an ihr zusammen, als hätte sie irgendein Dämon aus den Teilen verschiedener Frauen zusammengeflickt. (Seite 196)


Stellenweise ist Toms Oberflächlichkeit durch nichts zu überbieten. Dennoch konnte ich das Verhalten von sämtlichen Besuchern im Todestrakt nicht verstehen. Keiner brachte Tom Mitgefühl entgegen. Obwohl ich keine Sympathie für Tom entwickeln konnte, tat er mir unheimlich leid. Meinem ärgsten Feind würde ich keine Todesstrafe wünschen. Sie gehört ganz einfach nur abgeschafft!

Fazit

Gute 270 Seiten lang lief mein Kopfkino auf Hochtouren. Dennoch sprengt der Gedanke, in einer kleinen Zelle auf den Tod zu warten, meine Vorstellungskraft. Der bildgewaltige Schreibstil unterstreicht die Authentizität der Protagonisten. Der Leser wird mit einem Ende konfrontiert, welches unmöglich vorher zu erahnen ist. Der Weg dort hin ist absolut spannend. Dieser gut durchdachte Thriller kommt ohne großes Blutvergießen aus. Das Drama beginnt mit einer schwarzen Träne …..

Danke Astrid Korten. Ich habe jedes einzelne Wort genossen.

Bewertung vom 05.10.2020
Tsokos, Michael

Zerrissen / Fred Abel Bd.4


ausgezeichnet

Meine Meinung

Ein vielschichtiger Thriller, mit vielen ungeahnten Wendungen

Das ist das erste Buch, welches ich aus der Fred Abel-Reihe gelesen habe. Der Autor erspart dem Leser wirklich nichts. Der Gerichtsmediziner Fred Abel gerät in einen Gewissenskonflikt. Er muss ein Gutachten erstellen, welches die Fakten zu Kindesmissbrauch enthält. Das zweijährige Mädchen wurde schwer verletzt und liegt im Koma. Bei dem Kind handelt es sich um die Nichte seiner langjährigen Kollegin Sabine Yao. Sabine weiß, dass Fred seine Arbeit machen muss. Dennoch nimmt sie ihm übel, dass er mit ihr nicht gesprochen hat.

Der Privatermittler Lars Moewig findet im Kickboxclub eine übel zugerichtete Leiche in einem Boxsack. Sein guter Freund Fred sieht Zusammenhänge zu sämtlichen anderen Morden.

Bei diesem Thriller merkt der Leser sofort das Fachwissen des Rechtmediziners Michael Tsokos. Von der erste Silbe an wird man in das Geschehen hineingezogen. Ich bin beim Lesen mehrmals an meine Grenzen gestoßen. So viel Spannung habe ich schon lange nicht mehr bei einem Thriller erlebt. Besonders die Passagen um die libanesischen Drogen-Clans fand ich schockierend. Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass es diese wirklich gibt. Wie so ziemlich alles in diesem True Crime-Thriller gab es diese Vorfälle auch im realen Leben. Diese Infos habe ich dem sehr interessanten Nachwort entnommen. Die Komplexität der Rechtsmedizin kommt in diesem Pagetuner groß zu tragen. Die Authentizität der Protagonisten und der flotte Schreibstil machen es unmöglich, das Buch auf die Seite zu legen.

Fazit

Ein Pagetuner, der seinesgleichen sucht, hat mir eine schlaflose Nacht beschert. Meiner Meinung nach ist dieser True Crime-Thriller nichts für schwache Nerven. Die Geschichte und Protagonisten sind gut ausgearbeitet. Die verschiedenen Mordfälle scheinen nichts miteinander zu tun haben. Hab ich gedacht. Wie mir das Ende gefallen hat? Ich hätte es so nicht erwartet. Mit meinen Vermutungen lag ich falsch.

Eine absolute Empfehlung von mir, für diesen gutdurchdachten Thriller. Danke Michael Tsokos.

Bewertung vom 29.09.2020
Barz, Helmut

Brumm!


ausgezeichnet

Ein Fursuit kann Leben verändern! Entdecke das Krafttier in dir!

Meine Meinung

1. Satz: Brumm


Nach diesem tiefsinnigen ersten Satz folgen noch einige Brummer. Ehrlich, Anfangs dachte ich mir, was hab ich mir denn da angetan. Das Buch wieder zur Seite gelegt. Brumm! Brumm! Nach den ersten Brummern nimmt die Geschichte an Fahrt auf und hat bei mir richtige Lachsalven ausgelöst. Intelligenter Witz, gepaart mit schwarzem Humor, hat mich bestens unterhalten.

Dr. Urs A. Podini stürzt vor dem Laden Transitions. Seine Aufmerksamkeit galt einem Pandakostüm. Tender Evelyn stützt ihn, bringt ihn in ihren Laden und verarztet ihn. Urs kommt mit der freundlichen Evelyn ins Gespräch. Urs zeigt Interesse an dem Pandakostüm. Probiert es an, tanzt durch den Laden und ist glücklich wie schon lange nicht mehr. Er kauft es nicht gleich. Bei einem leckeren chinesischen Mittagessen bekommt er Infos über Pandabären. Urs zurück zu Transitions. Kauft das Kostüm. Die beste Entscheidung seines Lebens!

Nicht nur in seinem Berufsleben muss er sich durchsetzen. Auch sein Privatleben verträgt einige Veränderungen. Was Urs sich alles gefallen lässt, tut manchmal richtig weh. Seine beste Arbeitskollegin Alexa rät ihm eindringlich, seine Freundin (Trittbrettfahrerin) endlich aus der Wohnung zu schmeißen. Mit der kettenrauchenden Alexa führt er oft sehr tiefsinnige Gespräche in ihrem Büro. (Lespenaquarium!) Als Kreativdirektor in einer Werbeagentur hat Urs es schließlich nicht nötig, sich so schlecht behandeln (misshandeln) zu lassen. Urs hat sein inneres Krafttier entdeckt. Als Panda bewältigt er sämtliche Probleme und setzt sich beruflich und privat durch. Lässt sich auch von einem Rotzlöffel, dessen Vater geschätzter Kunde der Werbeagentur ist, nichts gefallen. Schmeißt den *Lendenfehlschuss* nebst empörten Vater aus der Agentur! Brumm! Ob in Politik, Sport und Spiel, im Pandakostüm erlebt Urs noch sehr viel. Frohen Mutes spaziert der Panda nun durchs Leben. Das zu verfolgen hat sehr großen Spaß gemacht. Was ist nun mit der Liebe? Ja, das erzähle ich Euch gleich. Das war so ……..

Fazit

Ich konnte bei dieser schrägen Geschichte herzhaft lachen. Ernste Themen sind hier mit köstlichem schwarzen Humor gepickt. Der Wortwitz ist unschlagbar. Der Schreibstil liest sich wie Butter. Ein Problem habe ich aber jetzt. Ich habe übergroßen Appetit auf Bambussticks bekommen. Die kann man in einem Gerichtssaal genauso genießen, wie in einem gemütlichen Lesesessel. Brumm!

Eine absolute Empfehlung von mir. Danke Helmut Barz. Ich habe die Geschichte sehr genossen. Wenn es keine Fortsetzung gibt, werde ich aber brummig! Dann sperre ich sie in einen Zoo!

Bewertung vom 29.09.2020
Riebe, Brigitte

Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1


ausgezeichnet

Der Prolog beginnt in Berlin 1932. Das Mädchen Ulrike Thalheim lässt den Leser an ihrer Begeisterung für dem Umbau des Kaufhauses Thalheim & Weisgerber teilhaben. Ein Glasdach, welches ein wunderbares Licht auf die teure Bekleidung zaubert, zieht das Mädchen in ihren Bann. Ihre kleinen Zwillingsgeschwister Oskar und Silvie tollen unbeschwert durch das Kaufhaus. Friederich Thalheim ist sehr stolz auf den gelungenen Umbau. Alma Thalheim steht dem ganzen Prunk skeptisch gegenüber. Der Teilhaber Markus Weisgerber ist Jude. Ulrike verehrt ihre wunderschöne Mutter, die ein paar Jahre später Opfer eines Unfalls wird …

Beginn: 1945

Diese spannende Geschichte beschreibt die Umstände, in denen Menschen unmittelbar nach dem Krieg leben mussten. Ulrike (Rike), Silvie, Florie und Claire Thalheim haben alles verloren. Das prunkvolle Kaufhaus Thalheim & Weisgerber liegt in Schutt und Asche. Ihr Haus mussten sie verlassen. Sie ziehen in das Haus ihrer Oma Frida in der Bleibtreustraße und leben dort in beengten Verhältnissen. Friederich Thalheim ist noch nicht vom Krieg zurück gekehrt. Auch von seinem Sohn Oskar gibt es kein Lebenszeichen. Rike übernimmt für alle Frauen die Verantwortung. Sie verdienen sich ihre Lebensmittelmarken als Trümmerfrauen. Als ihr geliebter Vater endlich zurück kommt, hat sie ein großes Ziel. Sie will das Kaufhaus wieder aufbauen. Von ihrem Bruder Oskar gibt es auch weiterhin kein Lebenszeichen.

Hunger! Dieses Wort zieht durch die ganze Geschichte. Es gibt kaum Lebensmittel. Der Schwarzmarkt blüht. Kälte! Mit kaum Gas, Heizöl und Brennholz müssen die Menschen bitterkalte Winter überstehen. Nicht alle überleben. Dennoch lassen sich die Thalheim Frauen nicht unterkriegen. Zwischen all der Armut spielt Bekleidung eine große Rolle. Hoffnung! Die optimistischen Frauen organisieren eine Modeschau mit einfachsten Mitteln, zwischen den Trümmern von Berlin. Sie findet großen Anklang. Liebe! Trotz der katastrophalen Umstände kommt auch die Liebe nicht zu kurz.

Der bildliche Schreibstil hat mein Kopfkino aktiviert. Ich konnte mir alle Protagonisten gut vorstellen. Wir erleben das Geschehen aus der Sicht von Rike. Rike kommt durch ihre Ernsthaftigkeit manchmal etwas spröde rüber. Sie sorgt sich um alles und jeden. Hält das Getriebe am laufen. Durch eine Erbschaft wird sie zu einer vermögenden Frau. Aber auch ein Familiengeheimnis gehört zu ihrem Erbe. Ein Geheimnis, das sie erschüttert. Silvie nimmt das Leben von der lockeren Seite, was ihr manchmal Ärger mit ihrer Schwester Rike einbringt. Die bildhübsche junge Frau verliebt sich schnell und oft. Doch auch sie ist in den schweren Zeiten oftmals eine große Hilfe. Claire ist die zweite Frau von Friederich Thalheim. Die sensible Frau wächst über sich selbst hinaus. Florentine ist Friederichs und Claires gemeinsame Tochter. Sie hat schon als kleines Kind viel Schlimmes erlebt. Konnte ihren geliebten Hund retten. Wird in der Geschichte noch alle überraschen. Es gibt noch viele weitere Protagonisten, die die Geschichte wunderbar komplementieren.

Bei Friederich Thalheim wusste ich lange nicht, wie ich ihn einordnen soll. Wie viele Geheimnisse er haben könnte, die der Familie großen Schaden zufügen würden. Sein jüdischer Partner Markus Weisgerber musste Berlin verlassen. Von 1945 – 1951 erleben wir den Wiederaufbau Berlins. Auch 1951 liegt noch vieles im Argen. Deutschland ist gespalten. Den Menschen ist gutes Essen wichtiger, als teure Kleidung. 1951 findet erstmals die Berlinale statt.

Fazit

Dieser gut recherchierte Roman hat mich bestens unterhalten. Er hat mir wieder einmal vor Augen geführt, wie gut wir es eigentlich haben. Nach dem Krieg war noch lange nicht Schluss. Häuser wurden von den Alliierten besetzt. Viele Soldaten lebten unter katastrophalen Bedingungen in Gefangenschaft. Fast alle litten unter großen Hunger. 1946 herrschte einer der kältesten Winter in Deutschland, den viele Menschen nicht überlebten. Viele kämpften um ihr Eigentum, welches ihnen en