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Lunamonique
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Bremen

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Insgesamt 418 Bewertungen
Bewertung vom 09.05.2016
Nimrod, Edgar E.

Der geheimnisvolle Bannfluch / Die Eichenwaldsaga Bd.1


gut

Mit Band 1 „Der geheimnisvolle Bannfluch“ startet die Eichenwaldsaga von Edgar E. Nimrod. Die Eichnoks Arun und Gnork erleben ihr erstes großes Abenteuer.

„Die Jungs waren ihr ans Herz gewachsen, doch mittlerweile machten sie ihr das Leben ziemlich schwer. Die ganze Zeit steckten sie die Köpfe zusammen und heckten irgendeinen haarsträubenden Unfug aus, der langsam aber sicher das ganze Dorf gegen sie aufbrachte.“ Großmutter Serit macht sich Sorgen um Arun und Gnork. Tatsächlich geraten die beiden jungen Eichnoks in Schwierigkeiten. Ihre Strafe fällt anders aus als gedacht.

„Was jedoch kaum jemand ahnt: Der Hardtwald birgt ein uraltes Geheimnis! Nein, nein, so leicht kommt ihr ihm nicht auf die Spur. Ihr müsst schon mit offenen Augen und wachem Verstand unterwegs sein, um es zu ergründen. Vielleicht habt ihr Glück und entdeckt ihn dann, den verborgenen Zugang.“ Eine Welt, die unweit der realen existiert? Autor Edgar E. Nimrod schürt in seinen Lesern die Phantasie. Augen auf, alles ist möglich. Die persönliche Ansprache des Prologs ist ein kluger Schachzug. So wird von Anfang an ein Band geknüpft, das nicht mehr zerreißt. Arun und Gnork haben Großbürger Rogat mal wieder einen Streich gespielt. Mit dem Freilassen der Blattlausherde sind sie dieses Mal zu weit gegangen. Als Strafe sollen sie drei Wochen der Kräuterweisen Grima helfen. Dabei haben sie den Kontakt zur Kräuterhexe immer gemieden. Für die beiden Eichnoks ist die Arbeit eine große Herausforderung. Sie können nicht ahnen, dass ihnen noch viel Anstrengenderes und Gefährlicheres bevorsteht. Es fällt leicht, in die Welt der Eichnoks einzutauchen. Der 13jährige Gnork z. B. ist nur 13 ½ Zentimeter groß. Eichhörnchen und Wiesel sind die Feinde der Eichnoks. Autor E. Nimrod hat eine komplett neue Welt erdacht, die neben der realen Welt ohne Weiteres existieren könnte. Leider ist das Tempo sehr langsam. Es wird viel Wert auf die Figurenvorstellung gelegt. Arun und Gnork sind liebenswerte Lausbuben. Durch eine Unachtsamkeit von Gnork fliegt ein Streich auf. Ein auffälliger Charakter ist die Kräuterweise Oma Grima mit ihrer Sturheit und ihrem Eigensinn. Jede, der Figuren könnte, abgesehen von Aussehen und Größe, so auch in der Menschenwelt vorkommen. Sie entsprechen ein bisschen zu sehr Klischees. Cover und Titel haben hohe Erwartungen geschürt. Tatsächlich kommt das Abenteuerliche viel zu kurz. Zwar erleben Arun und Gnork die ein oder andere brenzlige Situation, aber echte Spannung will nicht aufkommen. Es lässt sich jedes Mal erahnen, dass alles gut ausgeht. Einiges ist vorhersehbar. Etwas actionreicher geht es erst zum Ende hin zu. Es fehlt an wirklich fesselnden Szenen. Originell ist die Idee mit den Traumknüpferinnen. Sie sorgen für phantasiereiche Elemente. Mehr solcher speziellen Einfälle hätten den Unterhaltungswert gesteigert. Der erste Band beantwortet zu wenige Fragen und bietet keine abgeschlossene Geschichte. Am Ende entsteht das Gefühl, sich erst in der Mitte des Abenteuers zu befinden. Das ist sehr schade und ruft Enttäuschung hervor. Im Fall der Eichenwaldsaga wäre es wohl besser, alle Bände auf einmal parat zu haben und gleich weiter lesen zu können.

Das Cover stimmt auf eine spannende, abenteuerliche Geschichte ein. Die abgebildete Szene wirkt magisch und erinnert ein bisschen an den Film „Avatar – Aufbruch nach Pandora“. Auch der Titel verspricht eine fesselnde Geschichte. Der Inhalt erfüllt die Erwartungen leider nur zum Teil.

Bewertung vom 08.05.2016
Milan, Timm

Kaninchenschmuggel oder wie ich Mehlchen rettete / Granola Bd.1


ausgezeichnet

Nach „Geheimnis Nr.32“ ist „Kaninchenschmuggel oder Wie ich Mehlchen vor dem Verschimmeln rettete“ das neueste Werk von Autor Timm Milan. Granola gerät in eine Zwickmühle und weiß nur noch einen Ausweg.

Granolas Klassenlehrerin Frau Mehl hat sich bei einem Unfall ein Bein gebrochen. Die Vertretung Frau Korn bringt nicht ganz so viel Verständnis für ihre Schüler auf. Der Ausflug in den Streichelzoo ist eine willkommene Abwechslung. Granola liebt Kaninchen und kann gar nicht mit ansehen, wie eines der Tiere platschnass vom Regen ist. Eigentlich will sie es nur trocken reiben, aber dann kommt eines zum anderen und plötzlich ist das Kaninchen in Granolas Rucksack.

Die Hauptfigur nach einem Schokokeks zu benennen, ist eine originelle Idee. Granolas kleine Schwester Alina hat eine Laktose-Intoleranz. Granola meint, unter einer Grammatik-Intoleranz zu leiden. Ihre verdrehten Wortkreationen und Rechtschreibfehler sind sehr unterhaltsam. Bei den Wortkreationen fällt die Zuordnung nicht immer leicht. Hilfreich und ein lustiger Zusatz ist „Granolisch – Deutsch“ am Ende des Buches. Durch ihre ganz eigene Sprache wirkt Granola sofort liebenswert. Aus Klassengemeinschaft wird Klassengeschweinschaft, auch Streichelzoo Streichelpo, auch das Smat-Foun liest sich in Granolisch viel unterhaltsamer. Eigentlich ist Granola mit Jule befreundet, aber die denkt sich zusammen mit Erik einen ganz üblen Streich aus. Kann Granola ihr verzeihen? Das Thema „Mobbing“ nimmt in dieser Geschichte nur geringe Ausmaße an. Es fällt leicht, mit Granola mitzufühlen. Fiesen Streichen steht Granola etwas hilflos gegenüber. Ihr Selbstbewusstsein ist noch nicht so ausgeprägt, dass sie Kontra geben würde. Mit ihrem Granolisch und ihrer eigenen Sicht der Dinge lebt Granola ein bisschen in ihrer eigenen Welt. Rührend ist die innige Beziehung zu ihrer kleinen Schwester. Viele Szenen lassen Bilder im Kopf entstehen. Autor Timm Milan beweist für seine Figuren viel Feingefühl. Die Geschichte wirkt real. Dass Granola eine eigene und sehr besondere Sprache erhält, macht sie einzigartig. Sie ist eine tolle Hauptfigur für eine Kinderbuchreihe. Interessant wäre, wie sie sich mit jedem Jahr weiter entwickelt. Kann ein Kaninchen schimmeln? Granola ist fest davon überzeugt. Es fällt leicht, Granola abzunehmen, in eine nicht vorhersehbare Situation zu geraten. Wem ist nicht schon einmal eine Dummheit passiert? In „Kaninchenschmuggel oder Wie ich Mehlchen vor dem verschimmeln rettete“ geht es auch um das große Thema Freundschaft. Granola steht am Anfang der Geschichte eher allein da und wird zum Spielball ihrer Mitschüler. Wie alle Kinder sehnt auch sie sich nach echten Freunden. Wird sich das Blatt wenden? Granola wirkt wie ein Mädchen von nebenan, könnte in jedem Klassenzimmer sitzen und schleicht sich gerade deswegen in die Herzen der Leser.

Mit der Szene im Streichelzoo kommt Granolas Abenteuer in Fahrt. Die Illustration stimmt auf eine unterhaltsame Geschichte ein. Der kreative Titel zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Eine sehr gelungene Gestaltung! „Kaninchenschmuggel oder Wie ich Mehlchen vor dem Verschimmeln rettete“ ist für Kinder ab 8 Jahren gedacht und spricht besonders Mädchen an.

Bewertung vom 30.04.2016
Marsh, Katie

Die Liebe ist ein schlechter Verlierer


sehr gut

„Die Liebe ist ein schlechter Verlierer“ ist der Debüt-Roman von Katie Marsh. Die Autorin hat um das Thema „Schlaganfall“ eine mitreißende Geschichte gesponnen.

Hannah plant, ihren Ehemann Tom zu verlassen. Hannahs Traum, der Job in Tansania, ist zum Greifen nahe. Das Schicksal will es anders. Tom erleidet mit 32 Jahren einen Schlaganfall. Hannah entscheidet, ihn nicht im Stich zu lassen und ihm zu helfen. Erhält ihre Liebe noch eine zweite Chance?

Toms verletzende Kommentare über Hannahs Fehler und Schwächen und sein Full time Job als Anwalt haben die Liebe zerstört. Hannah sehnt sich nach Freiheit und einem Neuanfang in einem anderen Land. Sie steht kurz davor, Tom ihre Entscheidung mitzuteilen. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Geschichte. Eine dramatische Wendung schockiert. Hannah deutet Geräusche und Anzeichen erst falsch. Die Einsicht, das Erkennen trifft sie eiskalt. Autorin Katie Marsh erzählt Hannahs und Toms Geschichte sehr gefühlvoll und lebensecht. Von einer zur anderen Minute kann sich alles ändern. Toms Schlaganfall zerstört Hannahs Zukunftspläne und wirft ihn, als sportlichen, erfolgreichen Anwalt aus der Bahn. Beide haben mit den großen Herausforderungen zu kämpfen. In Rückblicken erfährt der Leser mehr über Toms und Hannahs Liebesgeschichte. Studentin Hannah hatte bei ihrer ersten Begegnung in einem Diner als Kellnerin gearbeitet. Sie war damals schlagfertiger und temperamentvoller als Tom und hat unbändige Lebenslust versprüht. Es ist interessant, die damalige Hannah und den früheren Tom kennenzulernen. So wird die Veränderung der beiden noch deutlicher. Wie ist ihre Liebe langsam gestorben? Warum haben sie ihr Glück aus den Augen verloren? Beide Hauptfiguren haben etwas Mitreißendes. Tom liebt Hannah noch immer. Seine Verzweiflung wegen des Schlaganfalls und seine Reue, Hannah schlecht behandelt zu haben, lassen sich gut nachvollziehen. Ein weiterer, zentraler Charakter ist Toms Schwester Julie. Auch das ehemals innige Verhältnis zwischen den Geschwistern hat sich verändert. Mit einem Rückblick und Julies rätselhaftes Verschwinden als Fünfzehnjährige kommt Spannung auf. Leider wird keine Fortsetzung der Ereignisse erzählt und das Potential wird nicht ausgeschöpft. Wurde der Anschluss von der Autorin vergessen oder fand sie eine Andeutung als Erklärung ausreichend? Sehr gut gelungen ist die Unterscheidung von Heute und Damals durch die unterschiedlichen Kapitel-Kennzeichnungen. Beim Heute wurde das Kapitel einfach nur durchnummeriert. Während es beim Damals eine kreative Kapitelüberschrift gibt, die einen Gegenstand mit einbezieht. So fällt die Orientierung leicht und die Kapitelüberschrift bezogen auf eine besondere Erinnerung ist jedes Mal ein kleines Highlight. Im letzten Buchdrittel kommt noch einmal Spannung auf. Wie geht es mit Tom und Hannah weiter? Steht ein langgehegter Traum allem im Weg? Das kleine Verwirrspiel ist gut inszeniert. So wirkt die Geschichte nicht glatt, sondern hat ihre Überraschungen.

Die Details auf dem Cover lassen sich im Nachhinein gut zuordnen und eine doppelte Deutung herauslesen. Sonne, Wassertropfen und der gelungene Titel ziehen die Aufmerksamkeit aufs Buch. Wer Liebesgeschichten nicht widerstehen kann, liegt mit „Die Liebe ist ein schlechter Verlierer“ goldrichtig. Hannah und Tom treiben einem ein paar Tränen in die Augen. Der Roman geht ans Herz und erinnert daran, wie wertvoll die Liebe ist.

Bewertung vom 17.04.2016
Lindström, Sylvia B.

Inselfeuer / Stellan Qvist & Alasca Rosengren Bd.1


schlecht

„Inselfeuer“ bildet den Auftakt zur Öland-Krimireihe von Sylvia B. Lindström. Opferanwältin Alasca Rosengren und Strafverteidiger Stellan Qvist sind normalerweise Gegner, greifen sich privat aber auch mal hilfreich unter die Arme. Bahnt sich da etwas an?

Vor 10 Jahren wurde Jorma Brolin des Mordes an Harald Nelsson verdächtig. Aus Mangel an Beweisen hatte ihn das Gericht freigesprochen. Stehen die neuen Brände mit dem alten Fall in Verbindung? Eine Scheune, ein Lagerschuppen und ein neu gebauter Schweinestall gehen in Flammen auf. Die Sauen sind nicht mehr zu retten. Wer setzt kaltblütig Tier- und Menschenleben aufs Spiel? Die Brandserie setzt sich fort und die Polizei tappt im Dunkeln.

Es gibt keinen spektakulären Einstieg, nur einen Blick in die Zukunft, der wenig verrät. Sind Puzzlestücke wirklich Puzzlestücke oder einfaches Beiwerk? Der Krimi kommt nicht in Fahrt, sondern konzentriert sich stattdessen auf die Einwohner Ölands. Mit dem Herbst zieht die Tristesse ins Land. Es scheint, dass jeder gegen das Alleinsein ankämpft und dafür eine Schuld oder weitere Bürde auf sich lädt. Opferanwältin Alasca Rosengren und Strafverteidiger Stellan Qvist, die die Krimireihe eigentlich tragen sollen, spielen lange Zeit eine eher nebensächliche Rolle. Stattdessen gerät Jorma Brolin immer mehr in den Focus der Geschichte. Er verhält sich nicht wie der übliche sympathische, unschuldig in Verdacht geratene. Die ständig steigenden Forderungen seiner Ehefrau bringen ihn in die Klemme. Die Lage scheint aussichtlos. Wird ein Loch gestopft, tut sich das nächste auf. Ist Geld das Motiv für mindestens eine der Brandstiftungen? Das Tempo des Krimis ist viel zu langsam. Es fehlt an packenden Szenen und interessanten Wendungen. Auch Öland als Kulisse wird nicht ausgespielt und ist austauschbar. Die eigentlichen Hauptfiguren bleiben blass und reißen kein bisschen mit. Es fehlt ein Charakter, mit dem der Leser mitfiebern kann. Interessant ist Alascas Sohn Kristian. Schnell wird klar, was hinter seiner Veränderung steckt. Oder gibt es doch noch eine Überraschung? Die Geschichte wirkt lange Zeit zusammengewürfelt und ohne Plan. Eine Tarnung wird zu schnell aufgedeckt. Die Parallelen zwischen den Menschen, wie die Angst vor dem Alleinsein, lassen alles zu einheitlich erscheinen. Auch das Thema „Missbrauch“ wird zu oft eingesetzt. Der Krimi plätschert vor sich hin und konzentriert sich auf Menschenbilder. Die Befindlichkeiten der Nebenfiguren stehen mehr als alles Andere im Vordergrund. Warum plötzlich ein Pferd in die Geschichte hineingewoben wird, lässt sich kaum erschließen. Erst ganz zum Schluss kommt etwas Spannung auf. Bis dahin ging das Interesse am Krimi längst verloren. Einen echten Paukenschlag, der noch ein bisschen retten könnte, gibt es nicht.

Das düstere Öland im Herbst soll eine beklemmende Atmosphäre hervorrufen. Der Plan nur geht auf dem Cover auf. Gut gewählt ist der Focus auf den Titel. Die ungewöhnliche Schrift in Weiß zieht die Aufmerksamkeit aufs Buch. Der Krimi hält nicht, was er verspricht und ist weit von einer fesselnden Lektüre entfernt.

Bewertung vom 15.04.2016
Gastmann, Dennis

Atlas der unentdeckten Länder


sehr gut

Nach „Mit 80.000 Fragen um die Welt“, „Gang nach Canossa - ein Mann, ein Ziel, ein Abenteuer“, „Geschlossene Gesellschaft – ein Reichtumsbericht“ hat sich Dennis Gastmann auch für „Der Atlas der unentdeckten Länder“ wieder in ungewöhnliche Reiseabenteuer gestürzt. Der Adelstitel „Letzter Kaiser von Ladonien“ wird nur einer der besonderen Andenken sein.

„Jeder, ob Russe, Inder, Dichter oder Seemann, Hundefrau oder Vogelfreund, wünschte sich nichts mehr, als frei zu sein. Von Herzen frei wie der erste Maat, der davon träumte, eines Tages mit seiner Liebe auf einer Segelyacht zu leben. Frei wie mein Kabinennachbar, der sich scheiden ließ, seinen Job kündigte, sein Haus verkaufte, um auf dem Rücken eines Wals zu reiten. Frei wie das Meer auf einer kreisenden blauen Kugel, die der liebe Gott zwischen all die Lampions dort oben im Nachthimmel gehängt hatte.“ 22 Frauen und Männer reisen mit dem kleinen Frachter Claymore in der Südsee, dabei ist der kleine Frachter nur für 12 Passagiere ausgelegt. Dennis Gastmanns Ziel im Südpazifik ist die Hauptinsel der Pitcairninseln Pitcairn, ca. 5000 Kilometer von Neuseeland und 5700 Kilometer von Südamerika entfernt. Hier leben die Nachfahren der Meuterei auf der Bounty. Nicht das einzige Land mit ungewöhnlicher Geschichte. Von Karalkalpakstan, über Ra’s al-Chaima bis nach Athos, die Weltkarte hat mehr zu bieten, als die Reisekataloge hergeben.

Autor Dennis Gastmann setzt das Highlight an den Anfang des Buches. Die Nachfahren der Meuterei auf der Bounty haben Anziehungskraft. Das abgeschiedene, schwer erreichbare Fleckchen Erde unterstreicht den Mythos. Die Südsee ist für viele ein Traum. Um jedoch „unentdeckte“ Länder wie Pitcairn Island aufzuspüren, braucht es Recherche. Nicht weniger beeindruckend sind die Gambierinseln. Noch nie etwas davon gehört? Es wird Zeit. Welche Tücken ein Abenteuer haben kann, zeigt der Flug mit Air Maybe. Die Ich-Perspektive lässt den Leser hautnah an den Geschehnissen teilhaben. Es ist die ganz eigene Dennis Gastmann-Sprache, die für Unterhaltung sorgt. Der Vertreter des Gonzo-Journalismus berichtet über seine Reisen wie ihm der Schnabel gewachsen ist, subjektiv, Sarkasmus und Humor gehören dazu. „Ich möchte wissen, warum du Touristen hasst“, sagte ich, denn anscheinend war das hier ein konfrontatives Interview, und wie formulierte es mein journalistischer Spiritus Rector immer so schön? Gleich die erste Frage muss deinem Gegenüber in den Fuß schießen.“ Das Interview mit dem Besitzer der Pension Mario‘ auf Mangarevai ganz nach eingefleischten journalistischen Regeln hat einen hohen Schmunzelfaktor. Zwei Sturköpfe treffen aufeinander. Es sind die Begegnungen auf den ungewöhnlichen Reisen, die den Stoff für dieses Buch liefern. Geschichtliches und ein paar Mythen und Legenden sind die Würze. Der Übergang von der Südsee zu Usbekistan fabriziert einen kleinen Kulturschock. Hier die traumhafte Kulisse Strand, Meer, Buckelwal und Riesenschildkröte, Sehnsucht nach Freiheit und plötzlich Papierkrieg, Regeln und das Gefühl, unter ständiger Beobachtung zu stehen. Ein harter Kontrast. In jedem Land lässt sich Schönheit entdecken. Manchmal, wie beim ausgetrockneten Aralsee, ist der Wettlauf mit der Zeit verloren. Im „Atlas der unentdeckten Länder“ reiht sich so manch ungeschliffene Perle aneinander. Tücken und Pannen machen jede Station liebenswert. Im Gedächtnis bleiben der eigenwillige Taxifahrer Wasim und reiche Omar aus dem Kapitel „Ra‘s al-Chaima". Omars Dschinn-Geschichte lässt sich nicht so einfach ins Reich der Fabeln abtun. Als zweites Highlight des Buches erweist sich Akhziviland. Eli Avivi hat sich sein eigenes Königreich an einem Strand an der Küste Galiläas geschaffen. Wie wichtig es ist, frühzeitig interessante Lebensgeschichten aufzuspüren, zeigt sich an diesem Beispiel.
Erfahrungen und Erlebnisse sind von unschätzbarem Wert. Dennis Gastmann teilt sie mit seinen Leser auf ganz eigene Weise, und das macht den Charme seiner Bücher aus.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.04.2016
Storesang, Joner

Seelenschwarz


ausgezeichnet

„Seelenschwarz“ ist der Debütroman von Joner Storesang. Mit seiner Buchidee hat er die Rowohlt Krimischule gewonnen. Die Suche nach einem Serienmörder hält an. Es gibt keine heiße Spur. Motiv und eine scheinbare Botschaft liegen im Dunkeln.

Der Ex-Polizist und ehemalige Fallanalytiker Thomas Bulpanek ist nach Saarbrücken gereist, um an einer Schule einen Anti-Gewalt-Kurs zu geben. Zufällig wird er bei einem Spaziergang auf einen abgeriegelten Fundort aufmerksam und begegnet seinem früheren Mentor Martens und Polizist Lang. Martens bittet ihn um Hilfe. Ein Serientäter treibt sein Unwesen. Drei Frauen sind ihm schon zum Opfer gefallen.

Die Einleitung am Anfang des Krimis ist ungewöhnlich. Der erhoffte Spannungseffekt bleibt eher aus. Zu seltsam, zu kurz. Die brenzlige Situation wird trotzdem greifbar. Was ist geschehen? Handlungswechsel, Thomas Bulpanek findet sich in seiner alten Heimat wieder. Dass er ausgerechnet auf eine Polizeiaktion stößt und in den Fall verwickelt wird, ist etwas viel Zufall. Interessant sind die Charaktere, angefangen bei Ziehvater Martens, der immer noch viel von Thomas hält, über den etwas spleenigen Lang bis zu Kriminalpolizeidirektor Bayard, der mit Bulpanek auf Kriegsfuß steht. Es gibt immer mehr Andeutungen auf Thomas‘ Vergangenheit. Was genau ist vorgefallen? Wie hängen die aktuellen Serienmorde mit einem Diebstahl und Stalker zusammen? Die Verwicklungen und der Einblick in das Seelenleben des Täters sorgen für Spannung. Welche Verbindung gibt es zwischen den Opfern? Das Puzzle setzt sich nur langsam zusammen und wirft immer neue Fragen auf. Angst, Verfolgung, die Gefahren scheinen überall und auf jeden zu lauern. Das Undurchsichtige lässt den Leser an den Seiten kleben. Nicht jeder ist, was er scheint. Teenager Sassa berührt mit ihrer Vergangenheit genauso wie Mirjam und Vanda. Wer hat den Mut sich zu wehren, wer wird den Ausstieg aus dem Teufelskreis finden? Der Plot ist raffiniert gestrickt. Mitfiebern mit Thomas und Co fällt leicht. Kaum etwas ist vorhersehbar. Es entsteht das Gefühl, an einer rasanten Achterbahnfahrt teilzunehmen. Verrat, Täuschung, Verschwörung, bis zum Schluss kommen neue Überraschungen dazu. Die Figuren auf dem Schachbrett erhalten eine andere Position. Was ist Wahrheit, was Lüge? Ein angeschlagener Held kommt an seine Grenzen. Die Ereignisse überschlagen sich. Das Verwirrspiel hält an. Wer zieht die Fäden? „Seelenschwarz“ bildet den Auftakt zu einer Krimireihe. Den Gegnern ist jedes Mittel recht. Ein Paukenschlag zum Ausklang macht neugierig auf den zweiten Band. Es ist noch nicht vorbei.

Die Covergestaltung setzt zu Recht den Focus auf den kreativen und sehr treffenden Titel. Die Düsternis wird vom grau-schwarzen Hintergrund unterstrichen. Nur ein Seriencharakter ist noch nicht erkennbar. Das Krimidebüt überzeugt mit einem packenden Erzählstil und raffiniert konstruierten Puzzle. „Seelenschwarz“ lässt keine Atempause.

Bewertung vom 03.04.2016
Blake, Stephanie

Pipikack


sehr gut

Autorin Stephanie Blake wurde mit den Bilderbüchern um den Hasenjungen Simon bekannt. In „Pipikack“ erlebt Simon ein ungewöhnliches und leicht gruseliges Abenteuer.

Hasenjunge Simon antwortet auf alle Fragen mit „Pipikack“. Als er es mit einem erstaunlich ehrlichen und höflichen Gegner zu tun bekommt, fällt Simon auf dessen Frage auch nur „Pipikack“ ein. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf.

„Pipikack“ erinnert an das Märchen Rotkäppchen. Simon ist noch einen kleinen Tick naiver als das Mädchen, kann sich aber am Ende auf lustig gewohnte Weise wehren. Der Wolf ist nicht so hinterhältig und ausgebufft wie in „Rotkäppchen“. Am Ende hat er ein ähnliches Problem. Der Humor der Geschichte wird von den einfachen, aber unterhaltsamen Illustrationen unterstrichen. Besonders witzig sind die Doppelseiten am Anfang und Ende des Buches. Simons Grimassentrainung ist eine gelungene Ein- und Ausleitung. Der neon-blaue Hintergrund lässt die weißen, komischen Häschen gut hervortreten. Immer anders sieht Simon aus. Mal grimmig, mal cool, lustig oder ein klein bisschen verrückt. Es macht Spaß, die Häschen anzuschauen. Jede Doppelseite hat eine andere leuchtende Farbe. Im Mittelpunkt steht fast immer Simon, entweder als Hase oder als sein markantes Wort. Die Schrift in fetten, schwarzen Buchstaben fällt ins Auge. Sie ist leicht zu lesen. Der Wolf hat mit seiner Tat zu kämpfen. Das geschieht ihm recht. Gut und Böse sind klar verteilt. Alles wird etwas überdimensional dargestellt. Es gibt keine überflüssigen Details. Die Hasen sind in dieser Geschichte keine kleinen, unscheinbaren Tiere. Ihnen wird Größe und Intelligenz verliehen. Es fällt leicht, sich auf ihre Seite zu schlagen. Das Farbenfrohe mach Spaß. Auf der linken Seite der Text, auf der rechten Seite die Illustration. Kinder haben etwas zu bestaunen. Ihnen wird die Geschichte in Bildern erzählt. Das Mienenspiel der Akteure ist gut gelungen. Naivität, Reue, Freude, Stolz, das Wechselbad der Emotionen wird greifbar. Bei allen Erlebnissen bleibt Simon fröhlich. Ihn kann anscheinend nichts von seiner positiven Weltanschauung abbringen. Hat der Hase durch sein Abenteuer seinen Wortschatz erweitert? Zum Schluss gibt es eine witzige Wende.

Simon hat den Schalk im Nacken. Nicht nur auf dem Cover steht er im Focus der Aufmerksamkeit. Was meint er mit Pipikack, und wo hat er den Ausdruck her? Es bleibt Raum für Spekulationen. Das Bilderbuch ist für Kinder ab 2 Jahren gedacht. Die Geschichte ist daher kurz und sehr einfach gehalten. Sie eignet sich toll für einen gemeinsamen Lese- bzw. Bilderspaß. Die Kleinsten sind für lustige, spontane Wortkreationen bekannt und bringen damit ihr Umfeld zum Schmunzeln. Hasenjunge Simon weckt mit seinem begrenzten Wortschatz bestimmt die eine oder andere Erinnerung.

Bewertung vom 03.04.2016
Mischke, Susanne

Die Eisheilige


ausgezeichnet

Für ihren Roman „Wer nicht hören, muss fühlen“ wurde Autorin Susanne Mischke 2001 mit dem Frauen-Krimipreis der Stadt Wiesbaden „Agathe“ ausgezeichnet. In ihrem Krimi „Die Eisheilige“ fängt Hauptfigur Sophie an, sich gegen Demütigung und Unterdrückung zu wehren.

Frei Weinzierl ist von Sophies Arbeit begeistert. Das neue Kleid lässt sie jünger und schlanker aussehen. Nicht die einzige Nachbarin, die Sophies Nähkünste für ihre Zwecke nutzt. Sophie zeigt nicht nur beim Nähen eine besondere Gabe. Ist die schüchterne Frau für die plötzlichen Todesfälle verantwortlich oder handelt es sich nur um Gerüchte? Den Todesursachen nach zu urteilen geht alles mit normalen Dingen zu.

Die Geschichte baut sich langsam auf. Das Verwirrspiel am Anfang, worum es überhaupt geht, hat einen besonderen Reiz. Auffällig sind Ironie, Sarkasmus und Humor. Jeder Protagonist hat seinen festen Platz in der Geschichte und könnte auch so in der Realität vorkommen. Sehr unterhaltsam sind die jeweiligen Marotten und Eigenarten. Fast jeder ist auf seinen Vorteil bedacht und nutzt Chancen und Möglichkeiten aus. Drei Klatschtanten stehen im Zentrum des Geschehens. Bald ist ihnen das, was sie herauf beschworen haben, nicht mehr ganz so geheuer. Nach und nach werden die Verwicklungen deutlich. Was hat Anwältin Karin Mohr mit Hausfrau Sophie zu tun? Worauf hat sich Axel mit seinem neuen Anwaltsjob eingelassen? Sophie hat jeden Tag unter ihrem herrischen Mann, einem Oberstudienrat für Geographie und Deutsch, zu leiden. Für Schwierigkeiten in der Beziehung gibt sie sich selbst schuld. Bis sich das Blatt wendet. Sophies schleichende Veränderung wird mit jeder Seite greifbarer. Ihr Mann hat sie unterschätzt und wird plötzlich mit der echten Sophie konfrontiert. Die Hauptfigur macht ab Kapitel 2 Mut, sich nicht alles gefallen zu lassen. Sophie ist intelligent, hat besondere Talente und keinen Grund sich als graue Maus zu verstecken. Ihr Selbstwertgefühl wächst. Jede Szene in dieser Geschichte ist perfekt inszeniert. Sophie und ihr Mann haben sich an einem außergewöhnlichen Ort und in einer besonderen Situation kennengelernt. Der kleine Rückblick strotzt vor Sarkasmus. Auch das Kennenlernen von Sophie und Mark ist ein Highlight. Ihren Krimi erzählt Susanne Mischke in einer ganz eigenen Sprache mit vielen Seitenhieben auf neugierige Nachbarn und fiese Mannsbilder. Das Hesseln von Frau Konradi macht genauso viel Spaß wie die ein oder andere gelungene Metapher. In „Die Eisheilige“ gibt es viel mehr zu entdecken, als Klappentest und Cover erwarten lassen. Als Leser kommt es einem vor, in einer rabenschwarzen Krimikomödie zu hocken. Autorin Susanne Mischke spielt Katz und Maus mit jedem, der das Buch aufschlägt. Fährten führen in die falsche Richtung. Nichts ist sicher. Einziges Manko, der Schluss hätte länger und noch etwas raffinierter sein können. Dafür gibt es auf den letzten Seiten noch einen Paukenschlag.

Das Cover mit dem Hirschschädel lässt erahnen, dass es in der Geschichte auch etwas makaber zu geht. Sehr gelungen ist der Titel, der perfekt zu einem Krimi passt und einen kleinen Hinweis auf den Inhalt gibt. „Die Eisheilige“ überrascht mit viel Humor und einem ungewöhnlichen Plot, der kaum Zeit für eine Verschnaufpause lässt. Von der ersten bis zur letzten Seite ein köstlicher Lesespaß. Sehr empfehlenswert!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2016
Buchholz, Simone

Blaue Nacht / Chas Riley Bd.6


sehr gut

„Blaue Nacht“ ist Band 6 der Krimireihe um Staatsanwältin Chastity Riley. Chastitys neuer Job ist nicht so langweilig wie gedacht. Die Dinge setzen sich fast von alleine in Gang.

Chastity hat ihren eigenen Chef der Korruption überführt und unerlaubt eine Schusswaffe benutzt. Die Quittung dafür, sie wird offiziell kaltgestellt und in den Opferschutz versetzt. Ihr neuester Fall ist ein geheimnisvoller Österreicher, der nach einer Prügelattacke schwerverletzt im Krankenhaus liegt. Der Mann will weder seinen Namen noch den seiner Angreifer nennen. Chastity gibt nicht auf, hinter das Rätsel zu kommen. In der Zwischenzeit bringt sich Georg Faller mit einem Alleingang in eine gefährliche Situation.

Die Geschichte beginnt mit einer humorvollen Beschreibung einer derben Prügelszene. Das Opfer ist der Überzahl seiner Angreifer hilflos ausgeliefert. Szenenwechsel, Chastity fährt mit einem Schrottauto aufs Land und braucht bei einem Problem dringend Hilfe. Die Hauptfigur der Krimireihe lässt sich nicht in die gewöhnliche Schublade einer Staatsanwältin einordnen. Chastity ist eigensinnig, rebellisch und stur. Schimanski lässt grüßen. Ihre alles andere als vornehme Art scheint nicht so recht zu ihrem früheren Job zu passen. Erfrischend anders, so lässt sich Chastity am besten beschreiben. Der Einstieg in die anderen Charaktere wie Klatsche, Calabretta, Rocco, Faller und Klara fällt leichter, wenn man die anderen fünf Bände der Reihe kennt. So verwirren Erzählstil und Protagonisten eine Weile bis der Überblick erlesen ist. Altersangaben und Bezeichnungen wie Kollege etc. und ein Hinweis auf den Beruf und hätten am Anfang weitergeholfen. Warum werden immer wieder Rückblicke eingeschoben? Auch das erschließt sich erst später. In welchem Jahr spielt die Geschichte? Die fehlende Jahreszahl beim ersten Kapitel erschwert die Orientierung ebenfalls. Störend wirkt das Siezen in den Dialogen. Handelt es sich nicht um Freunde? Schließlich stehen die meisten Protagonisten in enger Verbindung bzw. hängen oft miteinander ab. Durch das Siezen fließt unnötig Unpersönliches ein und wird eine Barriere aufgebaut. Sehr unterhaltsam ist die Sprache. Unterschwellige Ironie, ein eigener Humor und die schnoddrige, direkte Art von Chastity und Co sorgen für Lesespaß. Irgendwie kocht jeder sein eigenes Süppchen, aber alle sind doch aufeinander angewiesen. Wie stark der Zusammenhalt wirklich ist wird bald deutlich. Mit häppchenweisen Informationen des Opfers und Fallers Alleingang nimmt die Spannung zu. Ab Mitte des Buches ist der verwirrende Anfang längst vergessen. Leider wird zu sehr an Story gespart. Auch der Schluss gerät viel zu kurz. Es wird auf einen Showdown hingearbeitet, der nicht den verdienten und erhofften Raum erhält. Am Ende will sich schon Enttäuschung breit machen. Dann kommt es zu einer Überraschung, die zufriedenstellt. Fazit: Das Gute überwiegt. Meckern geschieht eher auf höherem Niveau. Unterhaltungswert haben besonders die Beschreibungen. Es wird deutlich, hier berichtet ein Hamburger Pflänzchen und lässt mit wenigen Worten auf gekonnte Art typische und doch sehr eigene Bilder entstehen.

Der Titel regt zu Spekulationen an. Das Cover gibt einen Hinweis. Schön ist die eingebaute Zweideutigkeit. Wer die ersten sieben Bände nicht kennt, wird spätestens nach Band 6 zu den Vorgängern greifen. Autorin Simone Buchholz überzeugt mit einem ganz eigenen Stil. Etwas Luft nach oben bleibt noch für das Nachfolgewerk.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.