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Lunamonique
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Bremen

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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 30.04.2016
Marsh, Katie

Die Liebe ist ein schlechter Verlierer


sehr gut

„Die Liebe ist ein schlechter Verlierer“ ist der Debüt-Roman von Katie Marsh. Die Autorin hat um das Thema „Schlaganfall“ eine mitreißende Geschichte gesponnen.

Hannah plant, ihren Ehemann Tom zu verlassen. Hannahs Traum, der Job in Tansania, ist zum Greifen nahe. Das Schicksal will es anders. Tom erleidet mit 32 Jahren einen Schlaganfall. Hannah entscheidet, ihn nicht im Stich zu lassen und ihm zu helfen. Erhält ihre Liebe noch eine zweite Chance?

Toms verletzende Kommentare über Hannahs Fehler und Schwächen und sein Full time Job als Anwalt haben die Liebe zerstört. Hannah sehnt sich nach Freiheit und einem Neuanfang in einem anderen Land. Sie steht kurz davor, Tom ihre Entscheidung mitzuteilen. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Geschichte. Eine dramatische Wendung schockiert. Hannah deutet Geräusche und Anzeichen erst falsch. Die Einsicht, das Erkennen trifft sie eiskalt. Autorin Katie Marsh erzählt Hannahs und Toms Geschichte sehr gefühlvoll und lebensecht. Von einer zur anderen Minute kann sich alles ändern. Toms Schlaganfall zerstört Hannahs Zukunftspläne und wirft ihn, als sportlichen, erfolgreichen Anwalt aus der Bahn. Beide haben mit den großen Herausforderungen zu kämpfen. In Rückblicken erfährt der Leser mehr über Toms und Hannahs Liebesgeschichte. Studentin Hannah hatte bei ihrer ersten Begegnung in einem Diner als Kellnerin gearbeitet. Sie war damals schlagfertiger und temperamentvoller als Tom und hat unbändige Lebenslust versprüht. Es ist interessant, die damalige Hannah und den früheren Tom kennenzulernen. So wird die Veränderung der beiden noch deutlicher. Wie ist ihre Liebe langsam gestorben? Warum haben sie ihr Glück aus den Augen verloren? Beide Hauptfiguren haben etwas Mitreißendes. Tom liebt Hannah noch immer. Seine Verzweiflung wegen des Schlaganfalls und seine Reue, Hannah schlecht behandelt zu haben, lassen sich gut nachvollziehen. Ein weiterer, zentraler Charakter ist Toms Schwester Julie. Auch das ehemals innige Verhältnis zwischen den Geschwistern hat sich verändert. Mit einem Rückblick und Julies rätselhaftes Verschwinden als Fünfzehnjährige kommt Spannung auf. Leider wird keine Fortsetzung der Ereignisse erzählt und das Potential wird nicht ausgeschöpft. Wurde der Anschluss von der Autorin vergessen oder fand sie eine Andeutung als Erklärung ausreichend? Sehr gut gelungen ist die Unterscheidung von Heute und Damals durch die unterschiedlichen Kapitel-Kennzeichnungen. Beim Heute wurde das Kapitel einfach nur durchnummeriert. Während es beim Damals eine kreative Kapitelüberschrift gibt, die einen Gegenstand mit einbezieht. So fällt die Orientierung leicht und die Kapitelüberschrift bezogen auf eine besondere Erinnerung ist jedes Mal ein kleines Highlight. Im letzten Buchdrittel kommt noch einmal Spannung auf. Wie geht es mit Tom und Hannah weiter? Steht ein langgehegter Traum allem im Weg? Das kleine Verwirrspiel ist gut inszeniert. So wirkt die Geschichte nicht glatt, sondern hat ihre Überraschungen.

Die Details auf dem Cover lassen sich im Nachhinein gut zuordnen und eine doppelte Deutung herauslesen. Sonne, Wassertropfen und der gelungene Titel ziehen die Aufmerksamkeit aufs Buch. Wer Liebesgeschichten nicht widerstehen kann, liegt mit „Die Liebe ist ein schlechter Verlierer“ goldrichtig. Hannah und Tom treiben einem ein paar Tränen in die Augen. Der Roman geht ans Herz und erinnert daran, wie wertvoll die Liebe ist.

Bewertung vom 17.04.2016
Lindström, Sylvia B.

Inselfeuer / Stellan Qvist & Alasca Rosengren Bd.1


schlecht

„Inselfeuer“ bildet den Auftakt zur Öland-Krimireihe von Sylvia B. Lindström. Opferanwältin Alasca Rosengren und Strafverteidiger Stellan Qvist sind normalerweise Gegner, greifen sich privat aber auch mal hilfreich unter die Arme. Bahnt sich da etwas an?

Vor 10 Jahren wurde Jorma Brolin des Mordes an Harald Nelsson verdächtig. Aus Mangel an Beweisen hatte ihn das Gericht freigesprochen. Stehen die neuen Brände mit dem alten Fall in Verbindung? Eine Scheune, ein Lagerschuppen und ein neu gebauter Schweinestall gehen in Flammen auf. Die Sauen sind nicht mehr zu retten. Wer setzt kaltblütig Tier- und Menschenleben aufs Spiel? Die Brandserie setzt sich fort und die Polizei tappt im Dunkeln.

Es gibt keinen spektakulären Einstieg, nur einen Blick in die Zukunft, der wenig verrät. Sind Puzzlestücke wirklich Puzzlestücke oder einfaches Beiwerk? Der Krimi kommt nicht in Fahrt, sondern konzentriert sich stattdessen auf die Einwohner Ölands. Mit dem Herbst zieht die Tristesse ins Land. Es scheint, dass jeder gegen das Alleinsein ankämpft und dafür eine Schuld oder weitere Bürde auf sich lädt. Opferanwältin Alasca Rosengren und Strafverteidiger Stellan Qvist, die die Krimireihe eigentlich tragen sollen, spielen lange Zeit eine eher nebensächliche Rolle. Stattdessen gerät Jorma Brolin immer mehr in den Focus der Geschichte. Er verhält sich nicht wie der übliche sympathische, unschuldig in Verdacht geratene. Die ständig steigenden Forderungen seiner Ehefrau bringen ihn in die Klemme. Die Lage scheint aussichtlos. Wird ein Loch gestopft, tut sich das nächste auf. Ist Geld das Motiv für mindestens eine der Brandstiftungen? Das Tempo des Krimis ist viel zu langsam. Es fehlt an packenden Szenen und interessanten Wendungen. Auch Öland als Kulisse wird nicht ausgespielt und ist austauschbar. Die eigentlichen Hauptfiguren bleiben blass und reißen kein bisschen mit. Es fehlt ein Charakter, mit dem der Leser mitfiebern kann. Interessant ist Alascas Sohn Kristian. Schnell wird klar, was hinter seiner Veränderung steckt. Oder gibt es doch noch eine Überraschung? Die Geschichte wirkt lange Zeit zusammengewürfelt und ohne Plan. Eine Tarnung wird zu schnell aufgedeckt. Die Parallelen zwischen den Menschen, wie die Angst vor dem Alleinsein, lassen alles zu einheitlich erscheinen. Auch das Thema „Missbrauch“ wird zu oft eingesetzt. Der Krimi plätschert vor sich hin und konzentriert sich auf Menschenbilder. Die Befindlichkeiten der Nebenfiguren stehen mehr als alles Andere im Vordergrund. Warum plötzlich ein Pferd in die Geschichte hineingewoben wird, lässt sich kaum erschließen. Erst ganz zum Schluss kommt etwas Spannung auf. Bis dahin ging das Interesse am Krimi längst verloren. Einen echten Paukenschlag, der noch ein bisschen retten könnte, gibt es nicht.

Das düstere Öland im Herbst soll eine beklemmende Atmosphäre hervorrufen. Der Plan nur geht auf dem Cover auf. Gut gewählt ist der Focus auf den Titel. Die ungewöhnliche Schrift in Weiß zieht die Aufmerksamkeit aufs Buch. Der Krimi hält nicht, was er verspricht und ist weit von einer fesselnden Lektüre entfernt.

Bewertung vom 15.04.2016
Gastmann, Dennis

Atlas der unentdeckten Länder


sehr gut

Nach „Mit 80.000 Fragen um die Welt“, „Gang nach Canossa - ein Mann, ein Ziel, ein Abenteuer“, „Geschlossene Gesellschaft – ein Reichtumsbericht“ hat sich Dennis Gastmann auch für „Der Atlas der unentdeckten Länder“ wieder in ungewöhnliche Reiseabenteuer gestürzt. Der Adelstitel „Letzter Kaiser von Ladonien“ wird nur einer der besonderen Andenken sein.

„Jeder, ob Russe, Inder, Dichter oder Seemann, Hundefrau oder Vogelfreund, wünschte sich nichts mehr, als frei zu sein. Von Herzen frei wie der erste Maat, der davon träumte, eines Tages mit seiner Liebe auf einer Segelyacht zu leben. Frei wie mein Kabinennachbar, der sich scheiden ließ, seinen Job kündigte, sein Haus verkaufte, um auf dem Rücken eines Wals zu reiten. Frei wie das Meer auf einer kreisenden blauen Kugel, die der liebe Gott zwischen all die Lampions dort oben im Nachthimmel gehängt hatte.“ 22 Frauen und Männer reisen mit dem kleinen Frachter Claymore in der Südsee, dabei ist der kleine Frachter nur für 12 Passagiere ausgelegt. Dennis Gastmanns Ziel im Südpazifik ist die Hauptinsel der Pitcairninseln Pitcairn, ca. 5000 Kilometer von Neuseeland und 5700 Kilometer von Südamerika entfernt. Hier leben die Nachfahren der Meuterei auf der Bounty. Nicht das einzige Land mit ungewöhnlicher Geschichte. Von Karalkalpakstan, über Ra’s al-Chaima bis nach Athos, die Weltkarte hat mehr zu bieten, als die Reisekataloge hergeben.

Autor Dennis Gastmann setzt das Highlight an den Anfang des Buches. Die Nachfahren der Meuterei auf der Bounty haben Anziehungskraft. Das abgeschiedene, schwer erreichbare Fleckchen Erde unterstreicht den Mythos. Die Südsee ist für viele ein Traum. Um jedoch „unentdeckte“ Länder wie Pitcairn Island aufzuspüren, braucht es Recherche. Nicht weniger beeindruckend sind die Gambierinseln. Noch nie etwas davon gehört? Es wird Zeit. Welche Tücken ein Abenteuer haben kann, zeigt der Flug mit Air Maybe. Die Ich-Perspektive lässt den Leser hautnah an den Geschehnissen teilhaben. Es ist die ganz eigene Dennis Gastmann-Sprache, die für Unterhaltung sorgt. Der Vertreter des Gonzo-Journalismus berichtet über seine Reisen wie ihm der Schnabel gewachsen ist, subjektiv, Sarkasmus und Humor gehören dazu. „Ich möchte wissen, warum du Touristen hasst“, sagte ich, denn anscheinend war das hier ein konfrontatives Interview, und wie formulierte es mein journalistischer Spiritus Rector immer so schön? Gleich die erste Frage muss deinem Gegenüber in den Fuß schießen.“ Das Interview mit dem Besitzer der Pension Mario‘ auf Mangarevai ganz nach eingefleischten journalistischen Regeln hat einen hohen Schmunzelfaktor. Zwei Sturköpfe treffen aufeinander. Es sind die Begegnungen auf den ungewöhnlichen Reisen, die den Stoff für dieses Buch liefern. Geschichtliches und ein paar Mythen und Legenden sind die Würze. Der Übergang von der Südsee zu Usbekistan fabriziert einen kleinen Kulturschock. Hier die traumhafte Kulisse Strand, Meer, Buckelwal und Riesenschildkröte, Sehnsucht nach Freiheit und plötzlich Papierkrieg, Regeln und das Gefühl, unter ständiger Beobachtung zu stehen. Ein harter Kontrast. In jedem Land lässt sich Schönheit entdecken. Manchmal, wie beim ausgetrockneten Aralsee, ist der Wettlauf mit der Zeit verloren. Im „Atlas der unentdeckten Länder“ reiht sich so manch ungeschliffene Perle aneinander. Tücken und Pannen machen jede Station liebenswert. Im Gedächtnis bleiben der eigenwillige Taxifahrer Wasim und reiche Omar aus dem Kapitel „Ra‘s al-Chaima". Omars Dschinn-Geschichte lässt sich nicht so einfach ins Reich der Fabeln abtun. Als zweites Highlight des Buches erweist sich Akhziviland. Eli Avivi hat sich sein eigenes Königreich an einem Strand an der Küste Galiläas geschaffen. Wie wichtig es ist, frühzeitig interessante Lebensgeschichten aufzuspüren, zeigt sich an diesem Beispiel.
Erfahrungen und Erlebnisse sind von unschätzbarem Wert. Dennis Gastmann teilt sie mit seinen Leser auf ganz eigene Weise, und das macht den Charme seiner Bücher aus.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.04.2016
Storesang, Joner

Seelenschwarz


ausgezeichnet

„Seelenschwarz“ ist der Debütroman von Joner Storesang. Mit seiner Buchidee hat er die Rowohlt Krimischule gewonnen. Die Suche nach einem Serienmörder hält an. Es gibt keine heiße Spur. Motiv und eine scheinbare Botschaft liegen im Dunkeln.

Der Ex-Polizist und ehemalige Fallanalytiker Thomas Bulpanek ist nach Saarbrücken gereist, um an einer Schule einen Anti-Gewalt-Kurs zu geben. Zufällig wird er bei einem Spaziergang auf einen abgeriegelten Fundort aufmerksam und begegnet seinem früheren Mentor Martens und Polizist Lang. Martens bittet ihn um Hilfe. Ein Serientäter treibt sein Unwesen. Drei Frauen sind ihm schon zum Opfer gefallen.

Die Einleitung am Anfang des Krimis ist ungewöhnlich. Der erhoffte Spannungseffekt bleibt eher aus. Zu seltsam, zu kurz. Die brenzlige Situation wird trotzdem greifbar. Was ist geschehen? Handlungswechsel, Thomas Bulpanek findet sich in seiner alten Heimat wieder. Dass er ausgerechnet auf eine Polizeiaktion stößt und in den Fall verwickelt wird, ist etwas viel Zufall. Interessant sind die Charaktere, angefangen bei Ziehvater Martens, der immer noch viel von Thomas hält, über den etwas spleenigen Lang bis zu Kriminalpolizeidirektor Bayard, der mit Bulpanek auf Kriegsfuß steht. Es gibt immer mehr Andeutungen auf Thomas‘ Vergangenheit. Was genau ist vorgefallen? Wie hängen die aktuellen Serienmorde mit einem Diebstahl und Stalker zusammen? Die Verwicklungen und der Einblick in das Seelenleben des Täters sorgen für Spannung. Welche Verbindung gibt es zwischen den Opfern? Das Puzzle setzt sich nur langsam zusammen und wirft immer neue Fragen auf. Angst, Verfolgung, die Gefahren scheinen überall und auf jeden zu lauern. Das Undurchsichtige lässt den Leser an den Seiten kleben. Nicht jeder ist, was er scheint. Teenager Sassa berührt mit ihrer Vergangenheit genauso wie Mirjam und Vanda. Wer hat den Mut sich zu wehren, wer wird den Ausstieg aus dem Teufelskreis finden? Der Plot ist raffiniert gestrickt. Mitfiebern mit Thomas und Co fällt leicht. Kaum etwas ist vorhersehbar. Es entsteht das Gefühl, an einer rasanten Achterbahnfahrt teilzunehmen. Verrat, Täuschung, Verschwörung, bis zum Schluss kommen neue Überraschungen dazu. Die Figuren auf dem Schachbrett erhalten eine andere Position. Was ist Wahrheit, was Lüge? Ein angeschlagener Held kommt an seine Grenzen. Die Ereignisse überschlagen sich. Das Verwirrspiel hält an. Wer zieht die Fäden? „Seelenschwarz“ bildet den Auftakt zu einer Krimireihe. Den Gegnern ist jedes Mittel recht. Ein Paukenschlag zum Ausklang macht neugierig auf den zweiten Band. Es ist noch nicht vorbei.

Die Covergestaltung setzt zu Recht den Focus auf den kreativen und sehr treffenden Titel. Die Düsternis wird vom grau-schwarzen Hintergrund unterstrichen. Nur ein Seriencharakter ist noch nicht erkennbar. Das Krimidebüt überzeugt mit einem packenden Erzählstil und raffiniert konstruierten Puzzle. „Seelenschwarz“ lässt keine Atempause.

Bewertung vom 03.04.2016
Blake, Stephanie

Pipikack


sehr gut

Autorin Stephanie Blake wurde mit den Bilderbüchern um den Hasenjungen Simon bekannt. In „Pipikack“ erlebt Simon ein ungewöhnliches und leicht gruseliges Abenteuer.

Hasenjunge Simon antwortet auf alle Fragen mit „Pipikack“. Als er es mit einem erstaunlich ehrlichen und höflichen Gegner zu tun bekommt, fällt Simon auf dessen Frage auch nur „Pipikack“ ein. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf.

„Pipikack“ erinnert an das Märchen Rotkäppchen. Simon ist noch einen kleinen Tick naiver als das Mädchen, kann sich aber am Ende auf lustig gewohnte Weise wehren. Der Wolf ist nicht so hinterhältig und ausgebufft wie in „Rotkäppchen“. Am Ende hat er ein ähnliches Problem. Der Humor der Geschichte wird von den einfachen, aber unterhaltsamen Illustrationen unterstrichen. Besonders witzig sind die Doppelseiten am Anfang und Ende des Buches. Simons Grimassentrainung ist eine gelungene Ein- und Ausleitung. Der neon-blaue Hintergrund lässt die weißen, komischen Häschen gut hervortreten. Immer anders sieht Simon aus. Mal grimmig, mal cool, lustig oder ein klein bisschen verrückt. Es macht Spaß, die Häschen anzuschauen. Jede Doppelseite hat eine andere leuchtende Farbe. Im Mittelpunkt steht fast immer Simon, entweder als Hase oder als sein markantes Wort. Die Schrift in fetten, schwarzen Buchstaben fällt ins Auge. Sie ist leicht zu lesen. Der Wolf hat mit seiner Tat zu kämpfen. Das geschieht ihm recht. Gut und Böse sind klar verteilt. Alles wird etwas überdimensional dargestellt. Es gibt keine überflüssigen Details. Die Hasen sind in dieser Geschichte keine kleinen, unscheinbaren Tiere. Ihnen wird Größe und Intelligenz verliehen. Es fällt leicht, sich auf ihre Seite zu schlagen. Das Farbenfrohe mach Spaß. Auf der linken Seite der Text, auf der rechten Seite die Illustration. Kinder haben etwas zu bestaunen. Ihnen wird die Geschichte in Bildern erzählt. Das Mienenspiel der Akteure ist gut gelungen. Naivität, Reue, Freude, Stolz, das Wechselbad der Emotionen wird greifbar. Bei allen Erlebnissen bleibt Simon fröhlich. Ihn kann anscheinend nichts von seiner positiven Weltanschauung abbringen. Hat der Hase durch sein Abenteuer seinen Wortschatz erweitert? Zum Schluss gibt es eine witzige Wende.

Simon hat den Schalk im Nacken. Nicht nur auf dem Cover steht er im Focus der Aufmerksamkeit. Was meint er mit Pipikack, und wo hat er den Ausdruck her? Es bleibt Raum für Spekulationen. Das Bilderbuch ist für Kinder ab 2 Jahren gedacht. Die Geschichte ist daher kurz und sehr einfach gehalten. Sie eignet sich toll für einen gemeinsamen Lese- bzw. Bilderspaß. Die Kleinsten sind für lustige, spontane Wortkreationen bekannt und bringen damit ihr Umfeld zum Schmunzeln. Hasenjunge Simon weckt mit seinem begrenzten Wortschatz bestimmt die eine oder andere Erinnerung.

Bewertung vom 03.04.2016
Mischke, Susanne

Die Eisheilige


ausgezeichnet

Für ihren Roman „Wer nicht hören, muss fühlen“ wurde Autorin Susanne Mischke 2001 mit dem Frauen-Krimipreis der Stadt Wiesbaden „Agathe“ ausgezeichnet. In ihrem Krimi „Die Eisheilige“ fängt Hauptfigur Sophie an, sich gegen Demütigung und Unterdrückung zu wehren.

Frei Weinzierl ist von Sophies Arbeit begeistert. Das neue Kleid lässt sie jünger und schlanker aussehen. Nicht die einzige Nachbarin, die Sophies Nähkünste für ihre Zwecke nutzt. Sophie zeigt nicht nur beim Nähen eine besondere Gabe. Ist die schüchterne Frau für die plötzlichen Todesfälle verantwortlich oder handelt es sich nur um Gerüchte? Den Todesursachen nach zu urteilen geht alles mit normalen Dingen zu.

Die Geschichte baut sich langsam auf. Das Verwirrspiel am Anfang, worum es überhaupt geht, hat einen besonderen Reiz. Auffällig sind Ironie, Sarkasmus und Humor. Jeder Protagonist hat seinen festen Platz in der Geschichte und könnte auch so in der Realität vorkommen. Sehr unterhaltsam sind die jeweiligen Marotten und Eigenarten. Fast jeder ist auf seinen Vorteil bedacht und nutzt Chancen und Möglichkeiten aus. Drei Klatschtanten stehen im Zentrum des Geschehens. Bald ist ihnen das, was sie herauf beschworen haben, nicht mehr ganz so geheuer. Nach und nach werden die Verwicklungen deutlich. Was hat Anwältin Karin Mohr mit Hausfrau Sophie zu tun? Worauf hat sich Axel mit seinem neuen Anwaltsjob eingelassen? Sophie hat jeden Tag unter ihrem herrischen Mann, einem Oberstudienrat für Geographie und Deutsch, zu leiden. Für Schwierigkeiten in der Beziehung gibt sie sich selbst schuld. Bis sich das Blatt wendet. Sophies schleichende Veränderung wird mit jeder Seite greifbarer. Ihr Mann hat sie unterschätzt und wird plötzlich mit der echten Sophie konfrontiert. Die Hauptfigur macht ab Kapitel 2 Mut, sich nicht alles gefallen zu lassen. Sophie ist intelligent, hat besondere Talente und keinen Grund sich als graue Maus zu verstecken. Ihr Selbstwertgefühl wächst. Jede Szene in dieser Geschichte ist perfekt inszeniert. Sophie und ihr Mann haben sich an einem außergewöhnlichen Ort und in einer besonderen Situation kennengelernt. Der kleine Rückblick strotzt vor Sarkasmus. Auch das Kennenlernen von Sophie und Mark ist ein Highlight. Ihren Krimi erzählt Susanne Mischke in einer ganz eigenen Sprache mit vielen Seitenhieben auf neugierige Nachbarn und fiese Mannsbilder. Das Hesseln von Frau Konradi macht genauso viel Spaß wie die ein oder andere gelungene Metapher. In „Die Eisheilige“ gibt es viel mehr zu entdecken, als Klappentest und Cover erwarten lassen. Als Leser kommt es einem vor, in einer rabenschwarzen Krimikomödie zu hocken. Autorin Susanne Mischke spielt Katz und Maus mit jedem, der das Buch aufschlägt. Fährten führen in die falsche Richtung. Nichts ist sicher. Einziges Manko, der Schluss hätte länger und noch etwas raffinierter sein können. Dafür gibt es auf den letzten Seiten noch einen Paukenschlag.

Das Cover mit dem Hirschschädel lässt erahnen, dass es in der Geschichte auch etwas makaber zu geht. Sehr gelungen ist der Titel, der perfekt zu einem Krimi passt und einen kleinen Hinweis auf den Inhalt gibt. „Die Eisheilige“ überrascht mit viel Humor und einem ungewöhnlichen Plot, der kaum Zeit für eine Verschnaufpause lässt. Von der ersten bis zur letzten Seite ein köstlicher Lesespaß. Sehr empfehlenswert!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2016
Jenkins, Emily;Mlynowski, Sarah;Myracle, Lauren

Das verflixte Klassen-Schlamassel / Murks-Magie Bd.1 (2 Audio-CDs)


sehr gut

Nory steht kurz vor ihrem großen Test, der Aufnahmeprüfung für die Genie-Akademie. Verläuft der Test erfolgreich, wird sie im Herbst in die 5. Klasse kommen. Norys Vater ist Schuldirektor und wird bei der Prüfung anwesend sein. Nory versucht sich auf ihren Verwandlungsversuch zu konzentrieren. Das Anfängertier, die schwarze Katze, ist ihr noch nie einwandfrei gelungen. Immer macht Nory ihre Murks-Magie einen Strich durch die Rechnung.

Niemand mag Murks-Magie. Nicht Norys Vater, auch nicht ihre Geschwister und die Lehrer an der Genie-Akademie schon gar nicht. Nory steckt ziemlich in der Zwickmühle, denn sie hat ihre außergewöhnlichen Kräfte einfach nicht unter Kontrolle. Üben, üben, üben, scheint die einzige Möglichkeit, das Problem zu lösen. Dass Norys Familie nicht hinter ihr steht, bringt nicht nur die Neunjährige zur Verzweiflung. Tante Margo wird zum Rettungsanker. In Band 1 „Murks-Magie – Das verflixte Klassenschlamassel“ geht es um die Frage „Was ist normal?“ Nory möchte gerne dazu gehören, ist aber eine Außenseiterin. Und das nur wegen ihrer außergewöhnlichen Kräfte. Die Botschaft wird bald deutlich: „Jeder ist etwas Besonders“. Nur müssen das Nory und ihr Umfeld erst noch lernen. Es geht um Familie, Freundschaft und Zusammenhalt. Nory stellt im Laufe der Geschichte fest, dass sie nicht die Einzige mit der Fähigkeit der Zickzack-Magie ist. Trotzdem benötigt es noch einige Ereignisse bis sie und ihre Freund Eliot zu sich selber stehen. Der Titel lässt eine humorvolle, unbeschwerte Story erwarten. Die ernsten Themen „Außenseiterin, Vorurteile, Mobbing“ überraschen. Autorin Emily Jenkins verbindet, trotz magischer, origineller Elemente, Norys Abenteuer mit der Realität. Nory hat ähnliche Probleme wie ihre Altersgenossen in der Menschenwelt. Neu an einer Schule zu sein, Freunde zu finden, mit Veränderungen klarzukommen sind Herausforderungen. Ohne Vater und Geschwister fehlt dem Mädchen der nötige Rückhalt. Tante Margo entpuppt sich als liebenswerte und resolute Unterstützerin. Sprecherin Anna Thalbach schafft es, Norys Emotionen greifbar zu machen. Ihre wandelbare Stimme passt perfekt zu Nory und den anderen Kindern. Unverständlich bleibt das Verhalten von Norys Vater. So hartherzig kann niemand sein, auch wenn ihm der Verlust seiner Frau zu schaffen macht. Auch Eliots Reaktionen sind nicht immer nachzuvollziehen. Bei einem Streit ist er einfach zu stur. Sehr unterhaltsam sind Norys Mischmasch-Tiere und andere magische Unfälle, die Zickzack-Magie-Schulklasse und die unterschiedlichen Kategorien der Zauberer wie Flirrer, Fackler und Co. Gerne hätte es mehr Humor und weniger Ernsthaftes sein können. Norys Wunsch nach Verständnis und Anerkennung berührt. Buch- und Hörbuchreihe sind für Kinder ab 8 Jahren gedacht und bieten zauberhaft-magische Unterhaltung. Auf Norys Zickzack-Magie könnte man glatt neidisch werden.

Die kunterbunte, witzig-abenteuerliche Illustration von Eva Schöffmann-Davidov macht das Cover zu einem Hingucker. Nory kommt auf dem Cover und in der Geschichte sympathisch rüber. Der kreative Titel hat eine besondere Anziehungskraft. Eine tolle Gestaltung mit Pfiff. „Murks-Magie – Das verflixte Klassenschlamassel“ wird wegen der weiblichen Hauptfigur hauptsächlich Mädchen ansprechen. Band 1 ist ein Hörspaß für die ganze Familie.

Bewertung vom 19.03.2016
Buchholz, Simone

Blaue Nacht / Chas Riley Bd.6


sehr gut

„Blaue Nacht“ ist Band 6 der Krimireihe um Staatsanwältin Chastity Riley. Chastitys neuer Job ist nicht so langweilig wie gedacht. Die Dinge setzen sich fast von alleine in Gang.

Chastity hat ihren eigenen Chef der Korruption überführt und unerlaubt eine Schusswaffe benutzt. Die Quittung dafür, sie wird offiziell kaltgestellt und in den Opferschutz versetzt. Ihr neuester Fall ist ein geheimnisvoller Österreicher, der nach einer Prügelattacke schwerverletzt im Krankenhaus liegt. Der Mann will weder seinen Namen noch den seiner Angreifer nennen. Chastity gibt nicht auf, hinter das Rätsel zu kommen. In der Zwischenzeit bringt sich Georg Faller mit einem Alleingang in eine gefährliche Situation.

Die Geschichte beginnt mit einer humorvollen Beschreibung einer derben Prügelszene. Das Opfer ist der Überzahl seiner Angreifer hilflos ausgeliefert. Szenenwechsel, Chastity fährt mit einem Schrottauto aufs Land und braucht bei einem Problem dringend Hilfe. Die Hauptfigur der Krimireihe lässt sich nicht in die gewöhnliche Schublade einer Staatsanwältin einordnen. Chastity ist eigensinnig, rebellisch und stur. Schimanski lässt grüßen. Ihre alles andere als vornehme Art scheint nicht so recht zu ihrem früheren Job zu passen. Erfrischend anders, so lässt sich Chastity am besten beschreiben. Der Einstieg in die anderen Charaktere wie Klatsche, Calabretta, Rocco, Faller und Klara fällt leichter, wenn man die anderen fünf Bände der Reihe kennt. So verwirren Erzählstil und Protagonisten eine Weile bis der Überblick erlesen ist. Altersangaben und Bezeichnungen wie Kollege etc. und ein Hinweis auf den Beruf und hätten am Anfang weitergeholfen. Warum werden immer wieder Rückblicke eingeschoben? Auch das erschließt sich erst später. In welchem Jahr spielt die Geschichte? Die fehlende Jahreszahl beim ersten Kapitel erschwert die Orientierung ebenfalls. Störend wirkt das Siezen in den Dialogen. Handelt es sich nicht um Freunde? Schließlich stehen die meisten Protagonisten in enger Verbindung bzw. hängen oft miteinander ab. Durch das Siezen fließt unnötig Unpersönliches ein und wird eine Barriere aufgebaut. Sehr unterhaltsam ist die Sprache. Unterschwellige Ironie, ein eigener Humor und die schnoddrige, direkte Art von Chastity und Co sorgen für Lesespaß. Irgendwie kocht jeder sein eigenes Süppchen, aber alle sind doch aufeinander angewiesen. Wie stark der Zusammenhalt wirklich ist wird bald deutlich. Mit häppchenweisen Informationen des Opfers und Fallers Alleingang nimmt die Spannung zu. Ab Mitte des Buches ist der verwirrende Anfang längst vergessen. Leider wird zu sehr an Story gespart. Auch der Schluss gerät viel zu kurz. Es wird auf einen Showdown hingearbeitet, der nicht den verdienten und erhofften Raum erhält. Am Ende will sich schon Enttäuschung breit machen. Dann kommt es zu einer Überraschung, die zufriedenstellt. Fazit: Das Gute überwiegt. Meckern geschieht eher auf höherem Niveau. Unterhaltungswert haben besonders die Beschreibungen. Es wird deutlich, hier berichtet ein Hamburger Pflänzchen und lässt mit wenigen Worten auf gekonnte Art typische und doch sehr eigene Bilder entstehen.

Der Titel regt zu Spekulationen an. Das Cover gibt einen Hinweis. Schön ist die eingebaute Zweideutigkeit. Wer die ersten sieben Bände nicht kennt, wird spätestens nach Band 6 zu den Vorgängern greifen. Autorin Simone Buchholz überzeugt mit einem ganz eigenen Stil. Etwas Luft nach oben bleibt noch für das Nachfolgewerk.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2016
Janotta, Anja

Linkslesemut oder Die Sache mit dem Versiebtlein


sehr gut

Nach Band 1 „Linkslesestärke oder die Sache mit den Borten und Wuchstaben“ folgt nun eine neue Geschichte mit Mira und ihren Freunden „Linkslesemut oder Die Sache mit dem Versiebtlein“. Autorin Anja Janotta nimmt sich in ihrer Kinderbuchreihe dem Thema „Rechtschreibschwäche“ auf humorvolle Weise an.

Liebesgeschichten nerven Mira. Ausgerechnet ihre beste Freundin Svenja ist in einen Typen verknallt, den Mira eigentlich nicht ausstehen kann. Svenjas Flamme Maurice nennt Mira nur den Maulaufreißer. Auch Felix benimmt sich plötzlich merkwürdig. Sind denn alle verrückt geworden? Und dann ist da ja auch noch Miras Rechtschreibschwäche oder besser gesagt Linkslesestärke. Ihre Mutter schleppt sie zu einem Psychologen.

Die Kapitelüberschriften machen den Humor des Kinderbuchs deutlich. Kapitel 1 „Dies ist kein Liebes-Rom-Mann“. Kann Mira wirklich dem Verliebtsein aus dem Weg gehen? Es lässt sich erahnen, dass sich das Blatt noch wendet. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive erzählt. Miras Schwächen und Stärken machen sie zu einer ungewöhnlichen Persönlichkeit. Ihre Wortkreationen wie Kater-Stroh-Fee, Happy Bürst-ey-Konzert, Mtasch-oh-Macker und Paar-zieh-Enten sind sehr unterhaltsam. Kann der Glaube an sich selbst Berge versetzen? Oder bringen tägliche Lernübungen Mira weiter? Klar, dass Mira einen anderen Weg findet, um ihrer Rechtschreibschwäche den Kampf anzusagen. Aber so einfach wird das nicht. Wäre ja auch schade, wenn es plötzlich keinen phantasiereichen Wortgebilde mehr gibt. Die Rechtschreibschwäche ist nicht Miras einziges Problem. Sie gerät ständig mit der strengen Schulrektorin aneinander und die Herzen ihrer Freunde spielen verrückt. Rechtschreibschwäche, Schulprobleme und die Liebe, das sind gleich drei stets aktuelle Themen mit viel Potential. Es macht Spaß zu zusehen, wie sich Mira einfallsreich durchs Leben schlägt. Manchmal gehen Miras Ideen auch nach hinten los. Ärger ist vorprogrammiert. In „Linkslesemut oder die Sache mit dem Versiebtlein“ geht es auch um Familie und Freundschaft. Nach der schlimmen Mobbingphase hat Mira jetzt gleich mehrere Freunde, die ihr zur Seite stehen. Die Nebenfiguren wie Felix, Svenja und Shirin bleiben ein bisschen blass. Hervorstechen ein Psycho-Locke, der Herausforderungen meistert und Miras resolute und stets gut gelaunte Oma. Stefanie Jeschkes Illustrationen untermalen den Humor, Miras leicht überdrehte Einfälle und das Liebenswerte der Geschichte. Es stört nicht, dass im Innenteil nicht auf Farbe sondern auf Schwarz-Weiß-Zeichnungen gesetzt wurde. Im Gegenteil, zusammen mit den witzigen Wortkombinations-Bildern unter den Kapitelüberschriften beeindruckt die Gestaltung. Miras kreative Wortgebilde fallen durch eine andere Schrift ins Auge. Sehr gelungen. „Linkslesemut oder die Sache mit dem Versiebtlein“ spricht aufgrund der weiblichen Hauptfigur und ihrer eigenwilligen Art eher Mädchen an, kann aber auch Jungs mit Rechtschreibschwäche Mut machen. Das Lesealter wird mit ab 9 Jahren angegeben. Achtjährige könnten auch schon Spaß an der Kinderbuchreihe haben.

Das Cover mit der kunterbunten Titelschrift und dem ungewöhnlichen Wort „Linkslesemut“ zieht alle Blicke auf sich. Das liegt auch an der Hauptperson Mira in ihrem ganz eigenen Look. Illustration und Aufteilung, samt Farben und Details, fügen sich zu einem stimmigen Bild zusammen. Viel verrät das Cover nicht, nur das es unterhaltsam zugehen wird. Band 2 macht Lust auf mehr Mira-Abenteuer. Der etwas zu kurz geratene Schluss darf dann gerne ausgebügelt werden.

Bewertung vom 04.03.2016
Ayoub, Susanne

Der Edelsteingarten


sehr gut

Die österreichisch-irakische Schriftstellerin, Journalistin und Filmemacherin Susanne Ayoub hat ihre Erlebnisse im Irak in der Filmdokumentation „Baghdad Fragments“ verarbeitet. Österreich und der Irak sind die Kulissen ihres Romans „Der Edelsteingarten“.

Laura hat es mit ihrer verbitterten, nörgelnden Mutter Ewa und lieblosen Vater Stephan nicht leicht. Selbst an Weihnachten kommt keine behagliche Stimmung auf. Das ändert sich erst als drei Männer aus dem Orient zu Besuch kommen. Laura ist von dem gutaussehenden Iraker Younis fasziniert und er von ihr. Die beiden verloben sich in Wien und Laura folgt Younis nach Bagdad. Das Glück ist von Warnungen getrübt. Younis‘ Bruder Saad versucht Laura von der Reise abzuhalten. Ist Younis etwa noch verheiratet?

Der Prolog hat dramatische Szenen parat. Wie hängt alles zusammen? Lauras Entscheidung für Younis ist mutig, und auch von dem schlechten Verhältnis zu ihren Eltern geprägt. Die Liebe auf den ersten Blick nimmt man den beiden ab. Die Geschichte beginnt 1955. Es gab noch nicht die Möglichkeiten wie heute, sich auf ein Leben in einem fremden Land vorzubereiten. Laura sieht sich mit Sitten und Gebräuchen konfrontiert, die ihr Unbehagen bereiten. Wird sie von ihrem Ehemann wie in Wien als moderne Frau akzeptiert werden? Die Schwierigkeiten in der Ehe nehmen zu. In Younis scheinen zwei unterschiedliche Männer zu toben. Er hat seine Geheimnisse, bleibt undurchsichtig. Das sorgt für eine gewisse Spannung. Die Situation für Laura eskaliert nicht so wie befürchtet. Im Irak nehmen die Schreckensnachrichten zu. Geraten Laura und Younis zwischen die Fronten? Mit kleinen Vorfällen und historischen Ereignissen weiß die Autorin Spekulationen zu schüren. Nichts ist sicher. Nicht die Führung des Landes und auch nicht die Liebe zwischen Younis und Laura. Hat sich Younis in Schwierigkeiten gebracht? Warum steht er Ängste aus? Viele Fragen bleiben lange unbeantwortet. Lauras Liebe zu ihrer neuen Heimat geht auf den Leser über. Wie schmecken frische Datteln? Welcher Geruch betört Laura? Sehenswürdigkeiten, Mythen und Legenden, der Einblick ist facettenreich und macht neugierig auf die Kultur, Menschen und das Kulinarische. Bei den Nebenfiguren bleibt besonders Nofa im Gedächtnis. Sie wächst Laura ans Herz. Ihre Anwesenheit beruhigt. Wo führt die Geschichte hin? Das lässt sich bald nicht mehr einordnen. Younis‘ Verhalten ist schwer einzuschätzen. Bald sind die Ereignisse nicht mehr ganz so stimmig. Zeit wird in eine geringe Anzahl Seiten gepresst. Der Gedanke, dass etwas fehlt oder übersprungen wird, stellt sich ein. Ohne Antworten verliert die Geschichte an Reiz. Susanne Ayoubs Roman basiert auf der Lebens- und Liebesgeschichte ihrer Eltern. Der rote Faden, das Agieren der Hauptfiguren, ist also vorgegeben. Zum Schluss geht es noch einmal sehr bewegend zu. Auch hier hätten mehr Seiten und Informationen der Geschichte gut getan. Das Ende ist nicht zufriedenstellend, weil Fragen bleiben und ein ausführliches Nachwort fehlt.

Das Cover fasziniert mit intensiven Farben, einer ungewöhnlichen Perspektive und einem besonderen Titel. Die Liebesgeschichte von Younis und Laura reißt mit. Ein Kind trägt zum Unterhaltungswert bei. „Der Edelsteingarten“ bringt dem Leser den Irak näher. Der Wunsch wird verstärkt, dass dort endlich Frieden herrscht.