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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1087 Bewertungen
Bewertung vom 17.12.2022
Lenz, Svea

Bis zum Horizont / Die Stewardessen Bd.2


ausgezeichnet

Über den Wolken

Margot liebt ihre Arbeit als Stewardess, die das ist, was sie sich schon immer vom Leben erträumt hat - die Welt sehen und unabhängig und frei sein. Da ziehen dunkle Wolken am Horizont auf. Ihre große Liebe Klaus macht ein überraschendes Geständnis und Margot beendet daraufhin die Beziehung. Gleichzeitig trifft sie eine Bekannte aus ihrer Schulzeit, die sich für die Ausbildung zur Stewardess bewirbt. Nun fürchtet Margot, dass ihr Betrug mit den gefälschten Zeugnissen auffliegt. Und wäre das nicht genug, läuft es zuhause nicht gut.

Da scheint ein Umzug nach Amerika und eine Stelle bei der Pan Am als folgerichtiger Schritt. Und dann ist da noch der Amerikaner Hamilton , der ihr Herz nicht unberührt lässt. Schnell muss Margot feststellen, dass auch in Amerika nicht alles Gold ist, was glänzt.

Ich war vom ersten Band absolut begeistert und habe der Fortsetzung entgegen gefiebert, wohlwissend , dass Fortsetzungen auch enttäuschen können. Hier war die Sorge völlig unbegründet. Schon nach wenigen Seiten war ich wieder ein Teil des Freundinnenkreises und habe mich mit ihnen gefreut, gelacht und gelitten.

Dieses Mal habe ich aber ein wenig mit Margots Entscheidungen gehadert. Das Margot mit Klaus gebrochen hat, fand ich im ersten Moment richtig. Dass sie aber keinen Versöhnungsversuch unternommen hat, habe ich ihr ein wenig verübelt.

Ich habe mich mit Margot auf die Zeit im gelobten Land Amerika aufrichtig gefreut. Leider mussten wir beide erkennen, dass hier vieles anders ist und dabei nicht unbedingt besser. Aber Margot kann hier frei und ohne die Zwänge der kleinbürgerlichen Welt ihrer Eltern leben und die Ausbildungszeit bei der Pan Am in Miami war ein Traum.

Margots Begeisterung für Hamilton konnte ich dagegen nicht teilen,. Er ist der perfekte Gentleman, weiß sich zu benehmen, hat Geld und Beziehungen. Ich fand ihn einfach zu perfekt und so was macht mich misstrauisch. Dass vieles Fassade ist, muss auch Margot schmerzhaft erkennen und ich hätte ihn dafür erdolchen können.

Neben der abwechslungsreichen und spannenden Handlung hat mich der Roman erneut mit seinen vielen geschichtlichen Details und Anekdoten überzeugt. So treffe ich Frank Sinatra, Kennedy und erlebe einen Beinahe-Flugzeugabsturz hautnah mit.

Alles zusammen lässt die 50ziger Jahre lebendig und erlebbar werden. Für mich war das Buch einfach perfekt.

Bewertung vom 11.12.2022
Eckstein, Yvette

Wen die Specht holt


sehr gut

Eine Sagengestalt als Mörder

In der nördlichen Oberpfalz geht am Heiligabend die Specht um. Sie bestraft böse Kinder, indem sie ihnen die Bäuche aufschlitzt und mit Stroh füllt. Was als Sagengestalt ihr Unwesen treibt, wird in Holzwiesenreuth an Weihnachten zur grausigen Wirklichkeit .

Der Bürgermeister wird auf diese Weise ermordet. Kommissar Kranzfelder ist wenig begeistert, kommt er so doch um seine geruhsamen Feiertage und das gute Essen seiner Frau. Es hilft nichts, der Mörder muss gefunden werden. Es beginnt die zermürbende Ermittlungsarbeit und Kranzfelder muss feststellen, dass er seine Dorfbewohner nicht so gut kennt, wie er dachte.

Der Krimi bietet alles, was ich mir von einem unterhaltsamen Regionalkrimi erwarte.

Ein sympathischer, etwas in die Jahre gekommener Ermittler im Zusammenspiel mit seiner jungen Kollegin. Die Kollegin kommt von außerhalb und benötigt einige Erklärungen zu den örtlichen Besonderheiten. Das fand ich eine sehr gelungene Lösung, dem Leser Informationen zu geben.

Es gibt viele Verdächtige und zahlreiche Motive, so dass ich voller Elan mit rätseln konnte, wer der Mörder sein könnte.

Für das nötige Lokalkolorit sorgen eingestreute Dialektreden und nicht zuletzt Kranzfelders Familie, allen voran seine fürsorgliche Ehefrau Maria.

Außer dem etwas grausigen Auftakt des Krimis gibt es genug Anlass zum Schmunzeln. Die Autorin spielt gekonnt mit Vorurteilen.

Die Lösung des Falles zeigt, dass die ländliche Idylle trügen kann. Ich fand es fast schon etwas zu viel , was sich an Abgründen auftat. Umso mehr habe ich Kranzfelder seinen anschließenden Urlaub gegönnt.

Bewertung vom 04.12.2022
Plagemann, Ines

Schattenschwinge


ausgezeichnet

Keine Macht dem Tyrannen !
Ria ist durch einen Pistolenschuss von Korvus gestorben und wiedergeboren worden. Doch nun wissen alle, dass Ria eine Phönixalta ist. Kaum ist sie wieder zurück in der Villa Federklaue , meint jeder, er könne sie für seine Zwecke instrumentalisieren. Gegen ihren Willen findet sich Ria mitten in einem politischen Machtkampf um die Gleichberechtigung aller Alati und den Anhängern der FK, die die kleinen Singvögel unterdrücken wollen, wieder .

Ich war entsetzt, als Ria am Ende des 1. Bandes stirbt. Umso mehr habe ich mich über den poetischen Beginn des 2. Bandes gefreut. Die Autorin schildert sehr emotional, wie die neugeborene Ria von den Vögeln des Waldes beschützt und aufgezogen wird. Das hat mich sehr berührt.

Dies ist aber nur die Ruhe vor dem Sturm, denn als Ria zurück bei der Klauenschar ist, überschlagen sich die Ereignisse. Die Regierung der Alati drängt Ria dazu, das Projekt, das bereits ihrem Vater und ihrem Opa den Tod gebracht hat, fortzuführen. Ich habe Ria für ihren Willen zu helfen sehr bewundert und gleichzeitig mit ihr gelitten, denn die Aufgabe laugt sie völlig aus. Trotzdem wird sie von einem Teil der Alati-Gemeinschaft mit Hass verfolgt. Als Ria und die Klauenschar dank Finns Hilfe das ganze Ausmaß der Intrige erfassen, ist es fast zu spät, die beängstigende Entwicklung aufzuhalten. Es kommt zu einem finalen Kampf, den die Autorin in lebhaften Bildern sehr realistisch beschreibt.

Gut gefallen hat mir auch, dass der Roman sehr aktuelle Themen wie das Gleichheitsprinzip oder die zunehmende Radikalisierung einzelner Bevölkerungsgruppen anspricht. Das geschieht in unaufdringlicher und sehr unterhaltsamer Weise.

Ich bin von beiden Bänden absolut begeistert, da mich die fesselnde Handlung und die liebenswerten Charaktere der Klauenschar gefangen genommen und gut unterhalten haben.

Bewertung vom 28.11.2022
Häußler, Marcel

Kant und der Schachspieler / Kommissar Kant Bd.2


ausgezeichnet

Schachmatt dem Mörder
Bei der Sanierung eines stillgelegten Fabrikgeländes wird eine Leiche gefunden. Dass der Mord schon länger zurückliegt, macht die Ermittlungsarbeit von Hauptkommissar Kant und seinem Team nicht leichter. Einziger Hinweis ist eine Schachfigur in der Hand des Toten.

Nun beginnt die mühselige Ermittlungsarbeit. Zeugen werden befragt. Theorien aufgestellt und wieder verworfen. Ein zwielichtiges Immobiliengeschäft scheint eine wichtige Rolle zu spielen.

Es hat großen Spaß gemacht, den alleinerziehenden Hauptkommissar Kant bei seiner Ermittlungsarbeit zu begleiten. Die Handlung lebt von der gut dargestellten Polizeiarbeit. Wer also möglichst blutige Leichen liebt und große Actionszenen, liegt hier eher falsch. Wer aber gerne seine eigenen Überlegungen zu den Vorgängen anstellt, interessante Zeugenbefragungen mag und sich gerne auch mal in die Irre führen lässt, wird diesen Krimi lieben.

Was mir auch gut gefallen hat, das Privatleben der Ermittler findet Eingang in die Handlung. So muss Kant sich mit seiner Tochter, die sich für den Umweltschutz engagiert, auseinandersetzen. Der Kollege Rademacher hat gesundheitliche Probleme. Das macht die Personen menschlich und realistischer, stört aber die eigentliche Krimihandlung nicht.

Die fesselnden Ermittlungen führen letzten Endes zu einem unerwartet dramatischen Schluss, der die Leser in Atem hält.

Für mich war der Krimi absolut lesenswert und hat mir einige spannende und unterhaltsame Lesestunden beschert. Ich hoffe, Kant bald wiederzutreffen

Bewertung vom 27.11.2022
Donato, Marta

Gardasee-Gold


ausgezeichnet

Im Wein liegt nicht immer Wahrheit

Kommissar Georg hat sich entschlossen, im Urlaub seine Ex-Freundin Stefania in Verona zu besuchen. Er hat die Trennung nie ganz überwunden. Stefania ist Winzerin und hat einen Stand auf der aktuell stattfindenden Weinmesse Vinitaly. Eine gute Gelegenheit unverfänglich Kontakt aufzunehmen. Breitwieser findet Stefania - tot , erschlagen mit einer Flasche ihres eigenen Spumante ! Nun hat Breitwieser nur noch einen Wunsch, den Mord an seiner Freundin aufzuklären. Gut, dass sein alter Freund und italienischer Kollege Fontanaro mit den Ermittlungen betraut ist. Was sich auf den ersten Blick als Idylle beschaulicher Weinberge und Winzerromantik darstellt, entpuppt sich als Sumpf von Rivalität, Umweltsünden und zwielichtiger chinesischer Geschäftsleute.

Ich habe Breitwieser und seinen Freund Fontanaro in diesem Krimi zum ersten Mal getroffen und fand sie beide sympathisch und bodenständig. Beide lieben ihre Arbeit, aber auch ein Glas guten Weins und gutes Essen. Zumindest was den Wein anbetrifft, kann einem im Lauf der Ermittlungen die Lust darauf vergehen.

Der windige Vertreter einer amerikanischen Argrarfirma spielt eine zwielichtige Rolle. Ich musste sofort an die Firma Monsanto und den Glyphosatskandal denken. Auch die Konkurrenz unter den ansässigen Winzern wird mit harten Bandagen betrieben. Die Anbaufläche ist begrenzt und nicht alle können wirklich vom Weinbau leben. Wenn dann noch skrupellose chinesische Geschäftsleute ins Spiel kommen, ergibt sich eine explosive Gemengelage.

Stefania wollte ihr Testament ändern. Hat eines der Familienmitglieder um sein Erbe gefürchtet und wollte ihr zuvor kommen ?

Die Ermittlungen gestalten sich deshalb sehr schwierig und für mich als Leser sehr unterhaltsam und fesselnd. Wie die Polizei hatte ich wechselnde Verdächtige, um am Ende festzustellen, dass ich komplett daneben lag. Kompliment an die Autorin, der es gelungen ist, mich bis zum Schluss im Dunkeln tappen zu lassen. Die Auflösung ist dennoch logisch und wird nicht aus dem Hut gezaubert.

Ein in meinen Augen packender und lesenswerter Krimi, der die Möglichkeit zum Mit-Rätseln gibt und zudem einige aktuellen Themen auf unterhaltsame Weise in die Handlung einfließen lässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.11.2022
Sahler, Martina

Die Hoffnung auf ein neues Morgen


ausgezeichnet

Willkommen im Tal der Könige
England 1921. Die junge Viktoria und ihr 13jähriger Bruder Jamie machen sich auf den Weg zu ihrem Onkel in Ägypten . Das war der Wunsch ihres verstorbenen Vaters. Caleb, Viktorias Verlobter, ist strikt dagegen. Dennoch machen sich die Geschwister auf den Weg nach Luxor, wo sie auf die große Gemeinde der Archäologen treffen. Fasziniert vom Land, Leute und der Geschichte beginnt Viktoria sich zu emanzipieren, unterstützt von neuen Freundinnen, die jede für sich ihren eigenen Weg geht. Dann taucht Caleb überraschend in Luxor auf. um Viktoria nach Hause zu holen.

Was mir bei diesem lesenswerten Roman neben der spannenden Handlung besonders gefallen hat, sind die wunderbaren Beschreibungen der Landschaften und Orte.. Egal, ob Viktoria zum ersten Mal ägyptischen Boden betritt oder einen Blich auf das Tal der Könige wirft , ich stand neben ihr und habe gesehen, gefühlt , gerochen was sie empfunden hat.

Viktoria hat mir imponiert. Ich bin mir fast sicher, ich hätte nicht den Mut gefunden, zu jener Zeit quer durch Europa nach Ägypten zu reisen, ohne zu wissen, was mich erwartet. Einmal angekommen muss sie sich stets auf neue auf unvorhergesehene Situationen einstellen, was sie durch ihre vorurteilsfreie und pragmatische Art gut meistert. Wenn ich ihr etwas vorwerfen wollte, dann dass sie sich ausgerechnet in Caleb verliebt, den Jamie und ich von Herzen verabscheuen.

Jamie ist mit seiner Begeisterung für das alte Ägypten und seiner altklugen Art sehr liebenswert , obwohl er mich als Bruder wahrscheinlich ab und zu nerven würde.

Nach vielen turbulenten Ereignissen und Missverständnissen endet die Geschichte mit viel Harmonie und Glück, was sich die Beteiligten in meinen Augen auch redlich verdient haben.

Auch erwähnenswert nach meinem Empfinden ist, dass die Autorin einen guten Einblick in den Alltag der Ausgrabungen gibt und erfolgreiche Archäologinnen sichtbar macht, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind.

Bewertung vom 20.11.2022
Dicken, Dania

Bis zum blutigen Ende (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine Geschichte von ambivalenter Gerechtigkeit
Libby hadert mit dem Schicksal, dass sie trotz Kinderwunsch nicht schwanger wird. Owen und sie haben deshalb beschlossen, professionelle Hilfe zu suchen.

Da kommt eine E-Mail, die Julie von einem Unbekannten erhält, gerade recht, um von den eigenen Problemen abzulenken. Der Absender , der sich Dave nennt, behauptet sein Freund sei ein Serienmörder, der junge Männer bestialisch tötet. Skeptisch, ob dies der Wahrheit entspricht, machen sich die beiden Profilerinnen auf Spurensuche und werden fündig. Während Julie in Mailkontakt mit Dave ist , um weitere Informationen zu erhalten, damit ein weiterer Mord verhindert werden kann, kümmert sich Libby um Sophia, eine junge Frau, die vergewaltigt wurde. Der Kontakt kam über eine Hilfsorganisation zustande, für die sich Libby engagiert. Was als unterstützendes Gespräch beginnt, endet als Alptraum.

Da scheint Julie mehr Erfolg beschieden. Dave erklärt sich bereit, dabei zu helfen, seinen Freund zu stoppen.

Einer der Pluspunkte der Thriller der Autorin ist, dass es ihr gelingt persönliche Probleme der Hauptpersonen so in die Handlung einzubauen, dass ein zweiter Spannungsbogen entsteht, ohne die Krimihandlung zu stören. Dieses Mal wird ungewollte Kinderlosigkeit thematisiert - ein Thema , das mit vielen Emotionen belastet ist, hier aber in nüchterner Weise beleuchtet wird.

Die Suche nach dem Serienmörder war erneut fesselnd. Durch Rückblenden in die Kindheit des Täters gibt die Autorin Hinweise , wie es zu der Deformierung der Täterpersönlichkeit kommen konnte. Bei mir hat es dazu geführt, dass ich auf der einen Seite voller Abscheu für den Täter und seine Verbrechen war. Auf der anderen ich mir die Frage stelle, wie man mancher Täterpersönlichkeit gerecht werden kann.

Sophias Geschichte und Entwicklung war einfach nur furchtbar traurig und zeigt gleichzeitig , dass man die seelischen Qualen eines Vergewaltigungsopfers nicht hoch genug bewerten kann.

Insgesamt wurden aufwühlende und wichtigen Themen in einem packenden Thriller aufgearbeitet.

Bewertung vom 20.11.2022
Hausdorf, Haike

Die Geister der Weihnacht gehen in Rente (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine bezaubernde und humorvolle Weihnachtsgeschichte
Wer kennt nicht Charles Dickens Weihnachtsgeschichte, in der die drei Geister der Weihnacht den geizigen, griesgrämigen Scrooge zu einem besseren Leben bekehren. Die Autorin spinnt die Geschichte weiter und lässt die drei Geister an ihren wohl verdienten Ruhestand denken.

Da die Welt nicht besser geworden ist, suchen sie deshalb nach würdigen Nachfolgern. Die Suche stellt sie vor vergleichbare Probleme wie jeden Arbeitgeber. Aus einer Vielzahl an Bewerbern gilt es die besten auszuwählen. Eine schwierige Aufgabe ! Zumal jeder Bewerber seine Besonderheiten hat. Da ist zum Beispiel Pretty, die zwar hübsch, aber nicht die hellste ist. Oder Pleasant, die die perfekte Bewerberin wäre, wenn sie nicht die Gestalt einer Ziege hätte. Oder Tardy, der grundsätzlich zu spät kommt. Also müssen Team bildende Maßnahmen ergriffen und ein Probearbeiten ermöglicht werden. Zeitweise fühlte ich mich an eine bunt zusammengewürfelte Schulklasse von Pubertierenden erinnert, die gebändigt werden muss Hut ab vor der Geduld und Geisterkenntnissen der drei zukünftigen Rentner, die sich durch manchen Rückschlag nicht entmutigen lassen und tatsächlich am Ende geeignete Nachfolger finden..

Bis es so weit ist, gibt es viel Anlass zum Lachen, da nicht alles so läuft wie gedacht. Die Situationen sind witzig, ohne bösartig zu sein und zeitlos, so dass man immer wieder auf neue und in jedem Alter darüber lachen kann.

Es war eine Freude zu lesen, wie die Gruppen zusammen wachsen und sich gegenseitig unterstützen. Ich finde diese Weihnachtsgeschichte kann man immer wieder lesen und sie verliert dennoch nichts von ihrem Charme.

Bewertung vom 20.11.2022
Borrmann, Mechtild

Feldpost


ausgezeichnet

Eine Geschichte, die berührt und wütend macht

Kurz vor Weihnachten trifft die Rechtsanwältin Russo in einem Café eine ihr unbekannte alte Frau. Diese lässt an Russos Tisch einen Aktenkoffer zurück. Die darin befindlichen Unterlagen und einige Feldpostbriefe machen Russo neugierig und sie begibt sich auf Spurensuche.
Die Briefe erzählen von einer großen Liebe, die Russo berührt. Nach und nach deckt sie die Hintergründe auf. Sie stößt auf eine Geschichte von Verrat und Niedertracht .
Diese Ereignisse wären ohne die Machtergreifung der Nazis so nicht passiert, die 1935 in Kassel ihren Anfang nehmen. Der Spediteur Marten äußert sich abfällig über Hitler. Um sein Vermögen und die Zukunft seiner Familie zu retten, verkauft er seine Villa an seinen besten Freund im Vertrauen auf dessen Redlichkeit.
Die Kinder der beiden Familien wachsen gemeinsam auf. Adele Marten verliebt sich in Richard, dessen Herz gehört aber ihrem Bruder Albert.
Die Autorin erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebnen. Da ist die Rechtsanwältin Russo, die in der Gegenwart versucht die Empfängerin der Briefe oder deren Schreiber ausfindig zu machen, um die Feldpostbriefe zurückzugeben.
Parallel dazu wird Adeles Schicksal und das ihrer Familie berichtet. Was als tragische Liebesgeschichte beginnt, entwickelt sich zu einem großen niederträchtigen Betrug.
Besonders berührt hat mich die schnörkellose Sprache der Autorin. Dadurch erhalten die Ereignisse noch mehr Nachdruck. Ich war zeitweise so fassungslos und wütend ob der Niedertracht sowohl einzelner Personen als auch des Regimes, dass ich hätte schreien können. Dabei haben alle Beteiligte durch ihr Verhalten zu dem tragischen Geschehen beigetragen - egal ob Opfer oder Täter.
Einzig Adele zeigt Mut und Solidarität, indem sie den Bruder unterstützt und mehrfach die Herausgabe des elterlichen Hauses anmahnt. Letzten Endes scheitert auch sie.
Wie viele Geschichten aus dieser Zeit, endet auch dieser absolut lesenswerte Roman nicht glücklich. Zurück blieben bei mir ein starkes Gefühl von Bedauern und Wut.

Bewertung vom 13.11.2022
Schiewe, Ulf

Der eiserne Herzog


ausgezeichnet

Geschichte wird lebendig
Der Autor erzählt die Lebensgeschichte von Guilhem, dem Herzog der Normandie von seinem Werben um die Liebe seines Lebens Matilda bis zu seinem Sieg über den englischen König Harold. Guilhem wird mancher fragen, wer war das ? In die Geschichtsbücher eingegangen ist er als Wilhelm, der Eroberer, der 1066 durch die Schlacht bei Hastings den englischen Thron erlangt hat.

Wer war dieser vermeintliche Usurpator und wie kam es zu dieser Schlacht ? Fragen, auf die der Autor in unterhaltsamer und fesselnder Weise Antworten gibt.

Nach dem frühen Tod seines Vaters, konnte Guilhem nur mit der Hilfe treuer Freunde mehreren Mordanschläge entkommen, die von Konkurrenten um die Herrschaft über die Normandie angezettelt wurden. Dadurch lernt er früh, dass man seine Feinde vernichtend schlagen muss, wenn man Frieden will.

Gegen das Verdikt des Papstes und den Widerstand der Mutter der Braut heiratet er Matilda von Flandern. Die beiden haben sich aufrichtig geliebt und eine Ehe geführt, die auch aus heutiger Sicht modern anmutet.

Warum nun war Guilhem nicht mit seinem Leben als Herzog der Normandie zufrieden ? Die Antwort ist einfach und lässt die Eroberung Englands in einem anderen Licht erscheinen. König Eadweard von England war Guilhems Onkel und hatte keine eigenen Nachkommen. Er bestimmte deshalb Guilhem zu seinem legitimen Nachfolger . Das sah ein Teil des englischen Adels und Klerus nach Eadweards Tod anders und machte Harold Godwinson zum König. So kam es zu der berühmten Schlacht, die der Autor in sehr anschaulichen Bildern schildert. Es muss ein blutiges Gemetzel gewesen sein und hat vielen den Tod gebracht.

Das Buch hat meine Sicht auf Guilhem und sein Handeln verändert und einiges zurecht gerückt. Für mich ist er nicht mehr der blutrünstige Eroberer, sondern ein rechtmäßiger Erbe des englischen Throns der seinen Anspruch durchsetzt und das mit dem damals einzigen Mittel - Krieg. Viele Aspekte seiner Persönlichkeit fand ich sympathisch wie sein Verhältnis zu seiner Frau Matilda .

Der Roman erzählt Guilhems Geschichte packend und weckt in meinen Augen Verständnis für die historischen Ereignisse.