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rewa
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Insgesamt 386 Bewertungen
Bewertung vom 03.02.2019
Kurz, Christian

Allein unter seinesgleichen


ausgezeichnet

Die Welt hat sich verändert, nachdem die Nazis erfolgreich den Krieg gewonnen haben und sie gemeinsam mit den Verbündeten Italien und Japan über viele Länder herrschen. Wichtig ist dabei, dass deutsch als Weltsprache akzeptiert wird, dass Menschen, die nicht den Vorstellungen der Partei entsprechen ausgerottet werden. Besonders hart trifft es hierbei die sogenannten Untermenschen, die Parasiten, also Männer, die sich mit ihresgleichen vergnügen. So fällt es dem Jugendlichen Wolfgang anfangs schwer, mit sich und seinen verbotenen Gedanken zurecht zu kommen. Er spürt, dass ihn sein Schulkollege Nils mehr interessiert als ein Mädchen, aber er weiß, dass es verboten sein muss, weil es die Partei sagt. Erst als er im Buchladen des alten Herrn Rommler zu arbeiten beginnt und dort Magazine findet, die Männer in eindeutigen Posen zeigen und er das erste Mal das Wort - schwul- kennen lernt, beginnt er zu begreifen, dass es sehr wohl Männer mit den gleichen Gefühlen gibt, wie er sie hat. Währenddessen muss Karl, der heimlich Geschichten für diese Magazine schreibt und von seiner Kollegin Ursula sexuell bedrängt wird erkennen, dass er hier nie seine Neigungen in Frieden ausleben kann. Ebenso ergeht es dem Ausbildungsoffizier Ludwig Bruckner, der zwar auf der einen Seite Schwule verachtet, aber auf der anderen Seite sich selbst im Geheimen Befriedigung bei Männern holt. Was nie passieren hätte dürfen, ist aber passiert. Die Staatspolizei ist ihm auf die Schliche gekommen und aus dem ehemals vorbildlichen und ehrenwerten Offizier ist plötzlich ein Abschaum geworden. Aber er kann seine Haut retten, wenn er die schändlichen Autoren aufspüren und ausliefern kann. Doch da erkennt Ludwig, dass er in seinem Leben niemals wirklich frei war und es wahrscheinlich auch nie sein wird und er fasst einen folgenschweren Entschluss.

,,Allein unter seinesgleichen´´ ist ein spannender und aufwühlender ,,Was- Wäre -Wenn´´ Roman des Autors Christian Kurz aus dem Himmelstürmer Verlag. Ein grausames Szenario wird hier auf brutale Weise beschrieben. Eine Weltmacht, die auf der Grundlage basiert, dass das Volk einheitlich denkt, spricht und auch fühlt. Jedes Land, das okkupiert wurde, ist seiner Sprache, seiner Kultur und seiner Gedanken gestohlen worden. Da lässst der Autor den anfangs unsicheren und unerfahrenen Wolfgang das erste Mal selber nachdenken, was ja eigentlich auch nicht erwünscht ist, ob es richtig ist, den Menschen all das zu nehmen, was ein Land ausmacht. Es ist manchmal erschreckend zu lesen, wie sich einzelne Szenen oder Handlungen in der fiktiven Geschichte mit denen ähneln, die uns von der jetzigen Politik vorgegeben werden und wie leicht man Menschen mit immer wieder kehrenden negativen Äußerungen , manipulieren kann.
Zu Beginn des Romanes musste ich ein paar Mal schlucken, weil die Sprache und die sexuellen Handlungen nicht immer leicht zu verdauen waren. Es ist eine harte und unmenschliche Welt in der die Geschichte spielt und der Autor lässt seine Protagonisten nicht immer zimperlich handeln. Mit der Zeit habe ich mich aber eingelesen und akzeptiert, dass es einfach dazu gehört. Was mich schon gestört hat, war, dass es immer wieder zu Wortwiederholungen gekommen ist, oft auch in einem Satz.
Seite 101: Aber es ist nur das Beste, wenn man sich im System befindet. Jeder, der außerhalb ist, muss leiden, und er muss leiden, damit diejenigen im System sehen, dass nur das System an sich vor Schaden bewahrt.´´
Christian Kurz lässt seine Protagonisten leiden, hoffen und sich auch weiterentwickeln, was eigentlich gar nicht erwünscht ist, da ja das Denken und Handeln, von der Partei vorgegeben wird. Es ist ein berührender Roman, der zwar manchmal grausam ist, aber auch viele schöne Gedanken bietet, die zum Nachdenken anregen. Obwohl mich die Wortwiederholungen schon immer wieder im Lesefluss etwas gestört haben, vergebe ich trotzdem noch 5 Sterne, weil das Thema ungewöhnlich, spannend und auch sehr emotional war.

Bewertung vom 04.01.2019
Paulson, Gerrit C.

Notizen eines Gewinners


sehr gut

Paulo McComen lebt als Dachdecker in Dublin ein eher bescheidenes und einfaches Leben. Doch dann passiert das unglaubliche, das sein Leben von Grund auf verändern sollte. Ein Lotto Gewinn in Millionen Höhe lässt ihn plötzlich all die Dinge besitzen, von denen er bisher nur träumen konnte. Eine riesige Villa mit unzähligen Räumen, die er nicht einmal alle benutzen kann, teure Autos in der Garage, Feste und Partys bis zum totalen Black Out. Langsam aber sicher merkt Paulo, dass der unerwartete Reichtum auch seine Schattenseite hat. Hat er früher als Dachdecker mit seinen eigenen Händen etwas erschaffen und einen Erfolg gesehen, so fühlt er sich nun gelangweilt, unsicher ob seine neuen Freunde wirklich an ihm als Mensch interessiert sind, oder ob es die kostenlosen Getränke sind, die er immer spendiert. Als auch noch seine geliebte Mutter stirbt, verliert er immer mehr den Boden unter den Füßen. Seine täglichen Alkoholexzesse, seine körperlichen Zusammenbrüche und seine seltsamen Träume von einem Mönch, lassen ihn immer mehr an seinem Verstand zweifeln. Schon bald ist er so tief gesunken, dass er selbst die letzten
Menschen, die ihm noch zur Seite gestanden sind vertrieben hat und er unaufhaltsam, dem Abgrund zusteuert.
Der Autor Gerrit C. Paulson hat mit seinem Debütroman ,,Notizen eines Gewinners´´ einen philosophisch angehauchten Roman um trügerischen Reichtum, wahres Glück und Werte, die für einen Menschen wichtig sind, geschrieben. Er lässt seinen Protagonisten schnell aufsteigen mit seinem Geld, mit seinem Größenwahn und langsam, aber sicher lässt er ihn aber danach auf tragische Art und Weise immer tiefer sinken, bis es zum totalen Zusammenbruch kommt. Schön sind dabei immer wieder die ,,Notizen´´ die sich Paulo dabei in sein Notizbuch macht, wo man als Leser immer wieder, ob der klugen, berührenden und auch zum Nachdenken anregenden Sätze, in die Geschichte unweigerlich hinein gezogen wird.
Seite 80 ,,Ein bestimmter Moment des Glücklichseins ist unwiederbringlich, denn wenn er mir
bewusst wird, ist er schon wieder vorbei.´´
Seite 130 ,, Nur der, dem die Erwartungen anderer egal ist, ist wirklich frei´´.

Der Autor hat einen angenehmen Schreibstil und lässt den Leser an vielen interessanten Gedanken Paulos teilhaben.
Was bedeutet Glück wirklich, woran erkennt man, dass man glücklich und zufrieden ist?
Sehr gut werden auch die Menschen und deren Reaktionen auf den Reichtum beschrieben. Woran bemerkt man wer ein wirklicher Freund ist? Haben sich die anderen plötzlich verändert oder
ist es nur meine eigene Wahrnehmung?
Eine emotionale und berührende Geschichte wo man sieht, dass der Reichtum des Lebens nicht vom finanziellen abhängig ist.

Bewertung vom 25.12.2018
Barth, Stefan

Porta Immortalis


sehr gut

Im 22. Jahrhundert in Los Angeles tobt ein Kampf um Leben und Tod. Die Ressourcen auf der Erde sind heiß begehrt. So erhält die Hackerin Jade den gefährlichen Auftrag den jungen Wissenschaftler Collin zu entführen. Normalerweise arbeitet Jade alleine, doch hier ist sie auf Hilfe angewiesen und soll sogar die Führung der Mission übernehmen. Gemeinsam mit der unerschrockenen Profikillerin Zaira wagt sie das gefährliche Unternehmen und es gelingt den beiden Collin zu entführen. Doch noch jemand anderer hat sich auf die Suche nach dem jungen Mann gemacht. Devon, der gefallene Engel sinnt nach Rache und sie geht mit Brutalität gegen jeden vor, der sich ihr in den Weg stellt. Auch die beiden Polizisten Harry und Damien finden sich plötzlich mitten in einem brutalen Kampf wieder, wo es in einer Gruft zum finalen Kampf zwischen Gut und Böse kommt.
Der Autor Stefan Barth beschert dem Leser in seinem Erstlingswerk ,,Porta Immortalis - Das Tor der Unsterblichen´´ einen bunten Mix aus Science Fiction, Cyberpunk und Dark Fantasy. Und ich kann sagen, dass ihm der Roman toll gelungen ist. Er lässt hier seine Protagonistinnen als starke Frauen auftreten und jede besticht durch ihre Einzigartigkeit. Der Autor verfügt dabei über tolle Ideen, die aus Zukunftsvisionen bestehen, wo man sich bildhaft vorstellen kann, dass diese technischen Spielereien, die er im Roman beschreibt auch einmal wahr werden könnten. Er stattet die Frauen mit besonderen Fähigkeiten aus und überrascht dabei immer wieder mit seiner Originalität von neuen Dingen, die den Personen eingesetzt wurden oder die ihnen bei ihrem Kampf helfen. Es macht Spaß den Roman zu lesen weil er spannend, unheimlich und voll mit Überraschungen ist. Die Kapitel lassen sich gut lesen und der Autor hat einen angenehmen und bildhaften Schreibstil. Es ist ein flotter Roman, wo es Schlag auf Schlag geht und wer gerne eintaucht in Geisterwelten, Dämonen kennen lernen möchte, die ihr Unwesen treiben und technischen Raffinessen, der kommt hier voll auf seine Kosten. Für mich sind noch ein paar wenige Fragen offen geblieben und der spannende Schluss hätte für mich noch ein paar Sätze als runden Abschluss haben können, deshalb vergebe ich ,,nur´´ 4 Sterne, die aber aus vollem Herzen kommen.

Bewertung vom 08.12.2018
Caesing, J. J.

Der Kuss des Menschenfressers (eBook, ePUB)


sehr gut

Schmerzhafte Erinnerungen kommen in Militärstaatsanwalt Major Jean Oberlin hoch, als er die Ermittlungen an der kleinen, grausam ermordeten Liselotte aufnehmen soll. Vor über 30 Jahren wurde bereits seine Klassenkameradin Beatrice ähnlich ermordet aufgefunden und der Täter konnte nie gefasst werden. Nun gibt es aber eine Spur, denn das ermordete Mädchen hatte einen Uniformknopf in der Hand. Seine Ermittlungen verlaufen nicht immer einfach. Es herrscht Krieg und seine Reisen führen ihn immer wieder in umkämpfte Kriegsgebiete. Auch muss er erfahren, dass es nicht leicht ist an Informationen heran zu kommen, wenn sich Polizei und Militär ihre Kompetenzen streitig machen. Immer wieder entdeckt er Spuren und Hinweise, die von der Vergangenheit bis jetzt hinein reichen und er kommt drauf, dass der Mörder seine blutigen Taten noch öfters wiederholt hat. Immer näher kommt Jean Oberlin dem Verbrecher und er deckt dabei ein furchtbares und trauriges Menschenschicksal auf.
Schon das Cover zeigt einen furchteinflößenden Wasserspeier am Straßburger Münster und der Titel ,, Der Kuss des Menschenfressers´´ passt perfekt zu dem Roman von J.J. Caesing. Hier ermittelt bereits zum dritten Mal Staatsanwalt Oberlin und man kann sehr gut ohne die Vorgängerbände zu kennen das Buch lesen. Die Geschichte spielt im Ersten Weltkrieg, wo speziell am Harmannsweiler Kopf furchtbare Kämpfe statt gefunden haben. Diese Ereignisse lässt der Autor sehr intensiv und düster vor den Augen des Lesers auferstehen. Seine Protagonisten leiden unter der Armut, hoffen darauf, dass ihre Liebsten gesund wieder kommen und er zeigt auch wie schwer es damals war mit einfachen Mitteln Spuren zu sichern und wie anstrengend und auch gefährlich es sein kann, wenn große Strecken durch Kriegsgebiete zurück gelegt werden mussten. Hierbei muss ich sagen, dass es mir immer wieder vorgekommen ist, eine Art Reisetagebuch zu lesen, da es auf annähernd jeder Seite einen Ort oder eine Landschaft gegeben hat, durch die jemand durchgefahren ist. Auch sind sehr viele Personen vorgekommen, wo man nie wusste, ob man sich den Namen für den weiteren Verlauf des Romanes merken soll oder nicht.
Der Autor lässt Oberlin die Geschichte selbst erzählen und man dringt dadurch immer wieder tief in die Gedanken und Gefühlen des Staatsanwaltes ein. Gut gefallen hat mir, dass sich auch die allemannischen Ausdrücke und die Umgangsformen der damaligen Zeit sich angepasst haben an die Erzählung. Interessant waren auch die Vernehmungsprotokolle, die immer wieder dazwischen in kursiver Schrift eigefügt worden sind und Freunde, Bekannte.... des Täters zu Wort kommen ließen. Man kann zwar sehr schnell erahnen um wen es sich handelt, aber man wird dazwischen auf eine falsche Spur umgeleitet und es ist spannend und vor allem traurig zu lesen, warum es zu diesen furchtbaren Verbrechen gekommen ist. Dabei erfährt man auch, welch einen unrühmlichen Beitrag die Kirche dabei geleistet hat. Der Autor hat sehr gut und sehr viel recherchiert und hat dadurch einen berührenden , spannenden und auch geschichtlich interessanten Kriminalroman rund um Staatsanwalt Jean Oberlin geschrieben.