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jam

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Insgesamt 472 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2018
Rößner, Susanne

Schlittenfahrt ins Glück


sehr gut

Laura ist eine sehr sympathische Protagonistin, man lebt und fiebert mit ihr mit, bangt mit ihren Freunden. Susanne Rößner schreibt sehr flüssig und schafft herrliche Szenarien, Umgebungen, die direkt in den eigenen Kopf wandern.
Ich mag es auch, wie umsichtig sie erzählt, seien es kleine Blicke, mit denen sich jemand Lauras Zustimmung holt, um etwas mit Toni zu machen oder jemand der umdreht, um noch eine offene Luke zu schließen. Kleinigkeiten, die sonst oft übergangen werden und mir dann fehlen.

Dennoch ist „Schlittenfahrt ins Glück“ ganz anders, als ich erwartet habe. Das Cover und der Titel verspricht doch eher eine leichte, seichte Liebesgeschichte im winterlichen Schneegestöber. Beim Klappentext ahnt man gesundheitliche Komplikationen, aber ich habe nicht damit gerechnet, wie viel Raum sie einnehmen.
Das Buch handelt über weite Teile von Lauras schwerer Erkrankung, der Zeit im Krankenhaus, den Herausforderungen, ein Kind weder anzulügen und noch es mit der Wahrheit in Angst zu versetzten. Diesen Part übernehmen ihre Freunde vorbildlich, sie sind einfach tolle und liebevolle Menschen, schön gezeichnet und nett erzählt.
Die tatsächliche Liebesgeschichte bahnt sich sehr spät an und ein wunderbarer Vierbeiner, den ich sehr ins Herz geschlossen habe, spielt dabei eine erhebliche Rolle!
Leider fügen sich für mich die beiden Teile nicht so nahtlos aneinander wie es sein sollte.

Fazit: Eine schön erzählte Geschichte über die Herausforderungen des Lebens, tolle Freunde, die einem helfen, sie zu meistern und Menschen, die mehr werden können als nur Freunde…

Bewertung vom 21.10.2018
Geary, Valerie

Alles, was wir verloren haben


ausgezeichnet

„Mensch zu sein ist schmerzvoll. So sehr, dass man sich manchmal in dem Schmerz verliert. Genau das ist mir passiert. Niemand hat mir beigebracht, wie man mit Schicksalsschlägen umgeht.“
Seite 322

Vor 10 Jahren ist Lucys Bruder Nolan verschwunden – und doch sieht sie ihn immer wieder, im Lachen eines Fremden auf der Straße, in einem Schatten hinter einem Busch… Sie selbst ist an diesem Tag mit verschwunden, existiert nur noch am Rande der Gesellschaft und versucht, ihren Weg zu finden…
Als sie in ihren Heimatort zurückkehrt, treten nicht nur alte Bekannte in Erscheinung, sondern auch längst vergessene Erinnerungen…

Lucy ist eine gewöhnungsbedürftige Protagonistin. Nachdem Nolan weg war, hat sie sich bei ihrem Vater verkrochen, ihr Stipendium sausen lassen und kleine Jobs erledigt. Wirklich ins Leben hat sie nicht mehr gefunden.
Doch die Umstände zwingen sie, sich mit ihrer Vergangenheit zu beschäftigen – und mit der schweren Zeit, die Nolans Verschwinden voranging. Die harmlosen Kinderspiele, das Beobachten der Sterne, die sich dazu entwickelten, dass er überzeugt davon war, dass Außerirdische unter uns weilen.


Die Geschichte ist abwechselnd aus Lucys und Nolans Perspektive geschrieben, dabei reisen wir auch in der Zeit. Wir dürfen an Lucys Gefühlswelt als Teenager, der gefallen will ebenso erleben wie die durch den Verlust des Bruders gezeichnete junge Frau. Auch sind immer wieder Einträge gestreut, die Nolan in sein Buch geschrieben hat. Seine Sichtungen von ungewöhnlichen Ereignissen, die er Außerirdischen zuschreibt.
Beim Lesen fragte ich mich öfter, ist er psychisch krank oder sieht er wirklich mehr als andere?

Es ist auch eine Geschichte des Scheiterns, des Versagens dabei, einem, der offensichtlich Hilfe braucht, die Hand zu reichen.

„Alles, was wir verloren haben“ spielt mit den Grenzen des Vorstellbaren, mit unseren Glaubenssätzen. Warum ist es ok, an einen dreifaltigen unsichtbaren Gott zu glauben, aber irre, wenn man die Existenz von außerirdischem Leben in Betracht zieht? Es lädt zum Miträtseln und Mitfühlen ein, lässt einen seine eigene Perspektive überdenken und spielt mit dem Geheimnisvollen.

Ich fand das Buch sehr spannend und unterhaltsam, es hat mich an die Gänsehautmomente erinnert, die ich bei jeder Akte-X Folge vor dem Fernseher erlebte. Es geht aber auch um Integrität, ums Dazugehören wollen um jeden Preis und ums Frieden schließen mit sich selbst.

Fazit: Akte X zum Lesen, ergänzt wertvolle Facetten des Erwachsenwerdens, Zivilcourage und Verzeihen…

Bewertung vom 18.10.2018
Robbins, Mel

Die 5 Sekunden Regel


sehr gut

„In dem Augenblick, in dem der Instinkt dir sagt, du sollst auf ein Ziel hin handeln, zählst du
5 – 4 – 3 – 2 – 1
und bewegst dich körperlich, sonst hält dein Gehirn dich auf.“

Das ist die 5-Sekunden-Regel von Mel Robbins, die laut der Autorin dein ganzes Leben verändern kann.

Das Cover sieht so toll aus mit dem Golddruck, leider nutzt er sich super schnell ab. Ich behandle meine Bücher sehr schonend, wenn ich sie in die Handtasche stecke, kommt eine Buchtasche drumrum. Dennoch ist die große „5“ schon arg in Mitleidenschaft gezogen, schade.

Wie ging es mir beim Lesen?
Erst mal fällt die extrem kleine Schrift auf, vor allem abends war das etwas anstrengend. Das Buch liest sich wie eine Dauerwerbesendung, in einem reißerischen Tonfall mit unglaublich vielen Wiederholungen. Es ist durchzogen von Posts, Facebookeinträge, Blogbeiträge, die Mel Robbins erhielt, wobei die Autorin immer davor oder danach eins zu eins daraus zitiert. Ungewöhnlich und sehr gewöhnungsbedürftig.

Man merkt in weiten Teilen, dass es eine amerikanische Autorin ist, schon allein, weil die Idee, sich wie beim Countdown zum Raketenstart mit „Five, four, three, two, one – go!“ zu motivieren in Englisch eindeutig spannender klingt als im Deutschen. Auch manche Gewohnheiten oder Ziele konnte ich gar nicht nachvollziehen.

Manche zitierten Beiträge stimmten mich sehr nachdenklich. Ob es gesund ist, ohne Vorlaufzeit aus dem Bett zu starten, sich beruflich immer wieder über seine Grenzen hinaus zu pushen und ein „Super-Ich“ zu werden? Ein Kapitel darüber, sich auch zum Loslassen und Regenerieren Zeit zu geben, hätte in der heutigen Zeit nicht geschadet.

Die Idee, sich mit der 5-Sekunden-Regel selbst aus der Komfortzone zu schubsen, sich damit ein Anfangsritual zu schaffen, um über seinen Schatten zu springen, unliebsame Gewohnheiten loszuwerden oder gesunde anzutrainieren, gefiel mir aber im weiteren Leseverlauf immer besser!

Das Buch ist aufgepeppt mit Botschaften, die man sich ausschneiden kann, um sie an Stellen zu positionieren, wo man oft hinsieht. Das sind so kleine Dinge, die ich sehr mag.

Auch werden andere Tricks vorgestellt, mit denen sich das Leben leichter meistern lässt. Besonders gefallen hat mir das Kapitel über Angst, die Unterscheidung zwischen Panik und Panikattacken und wie man diese durch „Angstumbewertung“ in den Griff kriegen kann.
Ob ich jetzt wirklich um 5 Uhr morgens ins Fitnesscenter springe, glaube ich nicht, schon alleine deshalb, weil ich keines wüsste, das um diese Zeit offen hat ;)

Aber ich ertappe mich momentan dabei, wie ich mir zwei Tagesziele notiere und mich mit „3 – 2 – 1 und hopp“ (man darf den Countdown für sich modifizieren) motiviere bei Tätigkeiten, wo ich sonst herumjeiere, obwohl ich genau weiß, dass ich sie erledigen muss. Somit waren durchaus brauchbare Impulse für mich dabei!

Fazit: Ein eigenwilliger Ratgeber, dem man seine amerikanische Herkunft anmerkt, der aber durchaus mit guten Ratschlägen und Impulsen aufwarten kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.10.2018
Meimberg, Claudia

Restsüße


ausgezeichnet

„ ‚Danke, dass du in den letzten Monaten für mich da wart, Josh. Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte‘, hatte sie gesagt, und er hätte sie so gerne umarmt, aber er traute sich nicht, sie noch einmal zu berühren.“
Seite 280


Inhalt:
Gleich nach dem Abi packen Miriam und Sarah ihre Koffer – auf nach Neuseeland! Es verschlägt sie auf ein Weingut, dort lernt Sarah Josh kennen und lieben. Doch ihre Reise geht schon dem Ende zu, bald soll sie in den Flieger zurück nach Deutschland steigen.


Wie es mir dabei ging:
Was für ein wunderschöner Liebesroman! Claudia Meimberg entführt uns in ein fremdes Land, lässt uns im Weingarten mitarbeiten, im Zelt bei strömendem Regen schlafen und von Possums beißen. Und wahre Liebe erleben. Eine reale Liebe, die ihre Höhen und Tiefen hat, an räumlicher Trennung scheitern, Missverständnisse erleben und reifen muss!
Zwischen den Handlungssträngen vergehen oft Jahre, die die Autorin geschickt überbrückt hat. Ich hatte nie das Gefühl, mir würde etwas zwischen diesen Abschnitten fehlen.


Ich habe mit Sarah und Josh mitgelitten, ihre Handlungen und Fehler verstanden und ihre Entwicklung angefeuert. Immer wieder streut die Autorin die Gedanken der Protagonisten in Szenen ein, was mich auf ganz besondere Weise tiefer in die Geschichte gezogen hat.


„Restsüße“ ist auf so wunderbare Art geschrieben, dass es ohne explizite Sexszenen auskommt und trotz Unausgesprochenem und Missverständnissen keine große Dramen braucht, um gut zu unterhalten!


Fazit: Eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt, so schön erzählt, wie man es selten sieht!

Bewertung vom 14.10.2018
Malpas, Jodi Ellen

Bis wir eins sind


ausgezeichnet

„Im Grunde meines Herzens weiß ich, dass er mein Seelenverwandter ist. (...) So einfach ist das. Man nenne es falsch. Man nenne es sündig. Ich kann mich nicht von dem Mann abwenden, den ich liebe. Das kann ich ihm nicht antun und mir selbst auch nicht. So sieht meine Realität aus. Und ich akzeptiere sie.“
Seite 225

Annie Ryan arbeitet hart an ihrer Karriere als Architektin, Männer interessieren sie nicht – bis sie Jack kennenlernt und eine heiße Nacht mit ihm verbringt.
Doch er ist verboten für sie…


Wir lernen Annie kennen, als sie gerade in ihre neue Wohnung einzieht, ein spannendes Großprojekt an Land zieht und Jack kennenlernt. Die Geschichte ist durchgehend aus ihrer Perspektive geschrieben, dadurch sind wir hautnah an ihr dran, erleben ihre Emotionen direkt mit. Das Auf und Ab ihrer Beziehung zu Jack, die Schuldgefühle,… Sie versucht, das Richtige zu tun, doch was ist das Richtige in der falschen Situation?


Für mich ist „Bis wir eins sind“ ein spannendes Buch, das dazu einlädt, die Dinge auch mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und das daran erinnert, dass jede Medaille zwei Seiten hat…
Besonders auffallend war Annies Veränderung, wie durch das Erlebte aus einer taffen, ehrgeizigen jungen Frau eine von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen zerrissene wird. Wie eine Entscheidung sich auf ihr ganzes Leben, ihren Freundeskreis und ihre Art zu leben auswirkt. Für mich war das sehr nachvollziehbar und stimmig.


Die Geschichte selbst ist keine neue, aber dadurch, dass sie aus einer ungewöhnlichen Perspektive erzählt wird, fand ich sie sehr interessant und aufschlussreich. Ich habe mit Annie mitgelitten und mitgefiebert, ihre Zerrissenheit gespürt und auch ihre tiefe Verbundenheit, die Wichtigkeit ihres Freundeskreises und deren Reaktion.


„Bis wir eins sind“ lebt von den alten Klischees, erfüllt sie teilweise und erzählt sie dennoch neu. Gepaart mit Jodi Ellen Malpas absolut einfühlsamen, mitreißendem Schreibstil ein echtes Lesevergnügen!


Fazit: Eine altbekannte Geschichte aus einer neuen Perspektive und mit viel Gefühl erzählt, gewürzt mit einigen Erotikszenen und einem rasanten Showdown!

Bewertung vom 10.10.2018
Raab, Thomas

Walter muss weg / Frau Huber ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

„Einfach hingehen!, spielt die alte Huber mit dem Gedanken, sich zu dieser fremden schwarzen Witwe an den Tisch setzen und die Dame fragen: >Muss ja ein inniges Verhältnis zu meinem Mann gewesen sein, wenn Sie hier so losplärren!< „
Seite 57

Endlich ist er da, der von Hannelore Huber langersehnte Tag: Sie kann ihren Gatten zu Grabe tragen! Doch leider ist nichts, wie es auf den ersten Blick aussieht, da sind ein paar Leichen zu viel, auch eine trauernde Witwe ist überzählig, genauso wie die Herren in Schwarz, nur ihr Walter fehlt.
Ein Leben lang zum Teufel gewünscht, muss sie ihn jetzt, wo er nicht mehr lebt, suchen gehen – und ein paar andere Wahrheiten entdecken!

Was für ein scheinbar ruhiges Örtchen Glaubenthal. Und was für eine Geschichte! Hanni, eine Protagonistin, die ihresgleichen sucht. Störrisch, ihren eigenen Kopf durchsetzend, ihr Herz schon vor langer Zeit verschlossen und den Schlüssel verloren. So struppig und widerborstig und manchmal auch furchteinflößend wie ihr vierbeiniger Begleiter, der scheinbar aus dem Nichts auftauchte.

Sie spart auch nicht mit Weisheiten, da wird über unsere Gesellschaft gelästert (Ins Einkaufszentrum am Stadtrand fahren, um BioBio zu kaufen, statt beim Bauern ums Eck.) genauso wie über ihre Mitmenschen oder sich an früher erinnert, als dem Kaffee noch keine motorischen Fähigkeiten durch Anglizismen angedichtet wurden.

„Wie konnte sie an diesem vermeintlichen Freudentag auch nur vergessen, mit welchen Schwachköpfen diese herrliche Gegend besiedelt ist.“ (Seite 60)

Hannelore beginnt ihre Ermittlungen auf eigene Art, in ihrer dem Alter geschuldeten Langsamkeit und oft gesellschaftlichen Unsichtbarkeit wird sie unterschätzt und ermittelt schneller und präziser als das ungleiche Polizeiduo Swoboda und Unterberger-Sattler.
Und gegen Ende findet sie ihre Ruhe, ihren Walter und auch der Schlüssel zu ihrem Herzen taucht wieder auf…

Es hat ein wenig gedauert, bis ich mit Hanni (und dem Schreibstil) warm wurde, dafür habe ich sie auf den letzten Seiten umso mehr ins Herz geschlossen und ein paar Tränen zerdrückt!

Thomas Raab schreibt mit einem schier unglaublichen Wortwitz. Und es heißt aufmerksam lesen, denn das Tempo, in dem er Anspielungen einfließen lässt ist beachtlich!

Ein ungewöhnlicher Kriminalroman, der seinesgleichen sucht!

Bewertung vom 10.10.2018
Mallery, Susan

Die Liebe trägt Giraffenpulli / Happily Inc Bd.2


sehr gut

„Wenn sie aufstand und die Kommodenschublade öffnete, würde sie das Geschenk in die Hand nehmen müssen. Sein Abschiedsgeschenk. Da war es doch viel vernünftiger, hier liegen zu bleiben und das verflixte Ding einfach zu ignorieren. Denn dann würde er vielleicht nicht gehen. Kein Abschiedsgeschenk, kein Abschied.

Das war doch logisch, oder?“

Seite 357



Wildhüterin Carol hat zwei große Träume: Endlich ihren Nachbar Mathias Mittchel küssen und eine Herde für Millie. Jeden Morgen geht sie mit der einsamen Giraffendame durch die Savanne – sehnsüchtig beobachtet von Mathias!

Als er ihr hilft, Spenden für Millies Herde zu sammeln, kommen sich die beiden näher… Doch die Verletzungen ihrer Vergangenheit lassen sie nicht zur Ruhe kommen.



Willkommen zurück in Happily Inc!

Ich habe mich sehr auf ein Wiedersehen mit meinen guten Bekannten aus dem ersten Band gefreut, den ich verschlungen habe! Das Buch lässt sich aber auch für Quereinsteiger gut lesen.

Diesmal dreht sich die Geschichte um Carol und ihre Giraffe Millie sowie ihre Schwester Violet, die Knöpfesammlerin. Aufgelockert wird das Ganze von der quirligen Hundedame Sophie, die Mathias für seine Mutter hütet. Auch die Geschichte der Familie Mitchel, die Entfremdung der Brüder wird vorangetrieben.

Susan Mallery hat wieder einen typisch amerikanischen Unterhaltungsroman geschaffen, mit vielen Gänsehautmomenten, romantischen Liebesszenen und großen Dramen.

Mir war es diesmal einen Tick Drama zu viel, manche Sachen sind für mich als Europäerin etwas schwer zu verstehen. Dennoch schafft sie es, mich zu bewegen und mir Gänsehaut und Tränen in die Augen zu schreiben! Und ich bin schon neugierig, wann und wie Ronan endlich zur Ruhe kommt!

Fazit: Reich und Schön zum lesen – und sehr unterhaltsam!

Bewertung vom 06.10.2018
Simon, Emma

Selfie mit Zuckerguss (New Adult, Chick Lit, Liebe)


weniger gut

„Schönheitsideale ändern sich eben nicht so schnell, nur weil sich in den Sechzigern ein paar Mutige die Kleider vom Körper gerissen und allen ihre schönen und weniger schönen Seiten gezeigt haben. Sie ändern sich auch nicht, nur, weil ein paar beleibte Frauen mit Kurven Werbung für Körpermilch machen. Oder weil eine übergewichtige Popsängerin die Muse für einen Modedesigner wird.“
(Pos 237 von 735)


Und durch Bücher wie dieses wohl leider auch nicht…

Louisa ist nicht perfekt. Sie hat Speckröllchen, liebt flauschige Hausschuhe und ihre gemütliche Couch. Ganz anders als die Instagram-Models, denen sie folgt. Als sie dann Johannes, den Traumtypen mit den blauen Augen, kennenlernt, fasst sie einen Plan: Weg mit der alten Louisa und her mit dem trainierten Beach-Body! Sie will endlich das perfekte Leben, von dem sie schon immer geträumt hat: Perfekter Body, perfekter Freund und perfektes Instagram-Feed! Louisa ist bereit, alles dafür zu geben, um endlich die beste Version ihrer selbst zu sein. Doch sie erkennt, dass die schöne Selfie-Welt nicht das ist, wofür sie sie gehalten hat ... Kann Louisa sich selbst lieben wie sie ist? Und was ist an einem unperfekten Ich eigentlich so verkehrt?

So verspricht es uns die Inhaltsangabe, freche, lustige Chick-Lit mit einer wichtigen Botschaft.

Leider kann das die Geschichte nicht halten… Beginnt das Buch noch rotzig frech mit der Bier trinkenden, feiernden Luisa, verschreibt sich diese bald darauf dem Fitnesswahn – und lässt uns über zwei Drittel des Buches teilhaben an Low-Carb, Low-Fat , dubiosen Drinks und exzessivem Muskelaufbau bei maximalem Ergebnis – und maximalem Verlust sämtlicher sozialer Kontakte. Mir persönlich war es zu wenig überzeichnet, um das Gefühl zu erwecken, satirisch gemeint zu sein.

Das Erweckungserlebnis für diesen Lifestyle ist so banal wie real, die Selbsterkenntnis „Kann Louisa sich selbst lieben wie sie ist?“ kam so schmal daher wie die Protagonistin am Ende des Buches. Auch das Thema Instagram wird nur am Rande gestreift.

Was bei mir hängen bleibt ist das ungute Gefühl, ein Werbeprospekt eines Fitnesscenters gelesen zu haben und nebenbei gleich eine gehöre Ess-Störung mitverkauft zu bekommen. Von einer netten Botschaft in Richtung Body-Positivity leider weit entfernt.

Einige Ausflüge in die Vergangenheit lassen Louisas Leidensdruck erahnen und sorgen für ein wenig Gefühl, leider ein trauriges.
Mich lässt das Buch verstört zurück, ich glaube zu wissen, was uns die Autorin sagen wollte, der Schuss ging aber gehörig nach hinten los. Die Hauptbotschaft scheint zu sein: Ohne Fitness geht gar nichts, je extremer umso besser. Belohnt wirst du mit dem Körper deines Lebens und einem Ruhepuls der nur knapp über dem Jan Ulrichs zu Spitzenzeiten liegt.

Positiv bleibt zu vermerken, dass sich das Buch locker dahinliest und für ein E-Book kaum Fehler enthält.

Bewertung vom 03.10.2018
Vogd, Anne

Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir


gut

„Ich liebe ja eher die einfachen Dinge im Leben – meinen Mann zum Beispiel!“

In kurzen Kapiteln gewährt uns Anne Vogd einen Einblick in ihr ganz normales Leben und lustige Sichtweisen auf bekannte Alltagsphänomene. Sollte man die Autobahn, auf der man täglich im Stau steht, gleich als Hauptwohnsitz anmelden? Warum wird man als Mutter geadelt und darf ab sofort einen Titel tragen: „Mutter von … „. Und ob die bei Zalando wohl den gleichen Begeisterungsschrei ausstoßen, wenn all die von ihrer Teenie-Tochter bestellten Pakete dort einlangen, weil sie sie postwendend retourniert?


Das Hörbuch wird von der Kabarettistin selbst gesprochen. Manchmal wirkte mir ihre sehr betonte Stimme mit dem bemüht humorigen Unterton etwas zu aufgesetzt.


Vor allem am Beginn reiht sie so viele bekannte Sprüche aneinander, in einem Tempo und Tonfall, dass ich auf ein „Kölle-alaaf“ gewartet habe. Denn es klang für mich eher nach diesen um Lacher ringenden Karnevalsabende.


„Er genießt sein Leben in vollen Zügen – ich übrigens nicht, ich fahre lieber Auto!“


Im Verlauf der zweiten CD habe ich mich an ihre Sprechweise gewöhnt und auch die Sprüche nahmen ab, der Humor und mein Unterhaltungsgrad exponentiell zu. Schonungslos geht sie mit ihrer Familie und sich selbst ins Gericht, ehrlich berichtet sie von ihren Ausflügen in die Schönheitschirurgie, was mir sehr sympathisch war.


Anne Vogd ist sehr schnell und pointiert mit ihren Aussagen, eine kleine Pause zum Sacken lassen und Lachen hätte mir gut getan. Gegen Ende dann das ein oder andere Highlight für mich:
„Lebst du schon – oder erfüllst du noch immer die Erwartungen anderer?“

Manchmal hätte ich mir weniger Klischees und dafür etwas mehr Originelles gewünscht, im Großen und Ganzen habe ich mich aber gut unterhalten!

Fazit: Mit betont humorvoller Stimme startet Anne Vogd ein Gag-Feuerwerk, das leider nicht immer zündet.

Bewertung vom 01.10.2018
Schönherr, Sybille

Lesbe auf Butterfahrt


ausgezeichnet

„Aber in gewisser Weise weiß ich die Antworten auf alle Fragen, sie wohnen in mir. Um sie an die Oberfläche zu bringen, kommen Personen in dein Leben, um dir widerzuspiegeln, was du bei dir ändern musst, und diejenigen, die dir besonders wehtun und dein Herz brechen, sind auch diejenigen, denen wir am meisten verdanken.“

Nach einer Affäre mit einer verheirateten Frau steht Jessi vor den Trümmern ihres Lebens: Job weg, Freunde weg, … da hält sie nichts mehr in Deutschland. Sie gönnt sich eine Auszeit als Backpackerin und macht sich auf nach Thailand…

Öfter mal was Neues – das hab ich mir gedacht, als ich zu diesem Buch gegriffen habe, und mich an ein für mich neues Genre gewagt. Und ich wurde mit einem etwas anderen Lesevergnügen belohnt!
Ich muss zugeben, dass mir der Einstieg sehr schwer viel, ich habe das Buch eine Weile weggelegt und dann wieder losgestartet. Der erste Teil ihrer Reise führt Jessi nach Thailand, und dort sind die Begegnungen mit anderen oft von kurzer Dauer und bleiben an der Oberfläche. Auch Reiseeindrücke bleibt sie uns schuldig, das war mir zu Beginn zu wenig.

Sybille Schönherr hat eine sehr humorvolle Art zu schreiben, kleine Seitenhiebe, die nicht platt daherkommen und auflockern.
Und im weiteren Verlauf der Reise offenbart Jessi immer mehr Gefühle – sich selbst und dem Leser gegenüber. In Down Under trifft sie auf alte Bekannte, lernt sehr interessante neue Freunde kennen und macht sich auf den einen oder anderen „Trip“. Am Ende ihrer Reise durch Thailand, Australien und Neuseeland hat Jessi endlich den Flecken auf der Erde entdeckt, auf den es ankommt und den sie gesucht hat: Einen Ruhepol in ihr selbst!

Fazit: Ein Reisebericht der anderen Art, der nicht mit großen Beschreibungen der Landschaft punktet sondern mit vielen kleinen Einblicken ins Leben und einer tollen Art von Humor!