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Aischa

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Insgesamt 572 Bewertungen
Bewertung vom 09.12.2019
Nauheimer, Sandra

Das Freulein backt! zur Weihnacht


ausgezeichnet

Im Advent 2018 riefen im Rahmen einer Kampagne hessische Tageszeitungen und soziale Medien ihre Leser dazu auf, ihre weihnachtlichen Lieblingsbackrezepte einzusenden. Bloggerin Sandra Nauheimer hat für den vorliegenden Band eine Auswahl der Einsendungen nachgebacken.

Unterteilt in Keksiges, Fruchtiges, Cremiges, Kuchiges, Nussiges, Salziges und Schokoladiges werden knapp 60 Lieblingsrezepte der Hessen vorgestellt. Die Auswahl zeigt eine große Bandbreite. Klassiker wie Vanillekipferl oder Bratäpfel sind ebenso vertreten wie (zumindest für mich) für die Weihnachtszeit Unterwartetes: Vollkornbrot oder Rote-Beete-Chips.

Jedes der Rezepte ist mit einem großen Foto bebildert, die Zutaten sind übersichtlich aufgelistet und die Zubereitung ist verständlich Schritt für Schritt beschrieben. Jedes Rezept führt Namen und Herkunft des Einsenders auf.

Ich habe bislang drei Rezepte nachgebacken, das Schoko-Mandel-Gebäck, die Zimttaler und die Zitronensterne, alles war einfach, ist gut gelungen und überzeugt geschmacklich. Einzig ein alphabetisches Register zum schnelleren Auffinden einzelner Rezepte fehlt mir. Davon abgesehen ist das Backbuch sehr gelungen und es gibt von mir eine klare Empfehlung - nicht nur für Hessen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2019
Korten, Astrid

Poppy


ausgezeichnet

Um es gleich vorneweg zu sagen: Poppy ist kein typischer Psychothriller. Es gibt kein Team von Ermittlern, das nach einer Mordserie im Dunkeln tappt, keinen Profiler, der dem Täter schließlich das Handwerk legt.

Aber was Autorin Astrid Korten hier auf gut 200 Seiten zu Papier gebracht hat, kann es an Spannung und kalten Schauern, die einem über den Rücken jagen, mit jedem Werk von Stephen King oder Sebastian Fitzek aufnehmen.

Zumal sie sich den Plot nicht ausgedacht hat: Der Roman basiert auf der wahren Geschichte eines missbrauchten Mädchens; die inzwischen erwachsene Frau hat Korten ihre Vergangenheit erzählt, es ist brutale Realität.

Die sechsjährige Poppy wird von ihrem Stiefvater jahrelang sexuell missbraucht. Die Erwachsenen im näheren Umfeld schauen weg, sie verhalten sich wie die berühmten drei Affen: "nichts sehen, nichts hören, nichts sagen ...".

Die Autorin setzt das Thema mit bewundernswertem Fingerspitzengefühl um. Sie verzichtet weitestgehend auf explizite Darstellung sexueller Handlung, und doch weiß man als Leser jederzeit, was dem armen Mädchen angetan wird. Besonders gelungen ist die Erzählperspektive aus der Sicht Poppys. Mit dem Heranwachsen der Protagonistin reift auch die Sprache, in der erzählt wird.

Gestört haben mich ein vorgreifender Anachronismus sowie einige Rechtschreib- und Grammatikfehler. Diese sind aber laut Auskunft der Autorin in aktuellen Auflagen behoben.

Ich habe den Roman vor allem als Appell verstanden: Als Appell an alle, denen Unrecht widerfährt, sich anderen anzuvertrauen und Hilfe zu suchen. Und als Appell an uns alle, als Gesellschaft, als jeder einzelne, nicht wegzusehen, wenn auch nur der leiseste Verdacht besteht, dass einem Kind etwas angetan werden könnte. Sondern im Gegenteil, wir müssen genau hinsehen, nachfragen, uns nicht mit billigen Ausreden abspeisen lassen. Und ist der Verdacht begründet, dann müssen wir handeln. Anzeige erstatten, Beratungsstellen aufsuchen.

Sexueller Missbrauch von Kindern passiert täglich, die Täter sind mehrheitlich aus dem engen sozialen Umfeld. Wir müssen das Tabu brechen und darüber reden, nur so kann dieses unsägliche Leid beendet werden. Daher: meine unbedingte Lese- und Diskussionsempfehlung!

Bewertung vom 27.11.2019
Stokowski, Margarete;Strickson, Rebecca

We are Feminists!


sehr gut

Die "kurze Geschichte der Frauenrechte" kommt sehr auffällig daher, bunt, schrill, wie dem Beatles-Film Yellow Submarine entsprungen. Der deutsche Untertitel hat gegenüber dem englischen Original etwas verloren: "An Infographic History of the Women´s Rights". Aber wenn man das schmale Bändchen durchblättert, wird die große Besonderheit der Darstellung ohnehin sofort klar: Hier wird der grafischen Darstellung ebenso viel Gewicht eingeräumt, wie dem Inhalt der Texte.

Und dies ist definitiv die Stärke des Buches. Die Geschichte des Feminismus wird kurz und prägnant dargestellt. Die drei Wellen - meines Erachtens nicht der passendste Begriff, ich hätte Phasen bevorzugt - des Feminismus werden auf je einer Doppelseite in den historischen Kontext gesetzt. Wichtige Wegbereiterinnen, Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen werden angeführt, oft mit plakativen Zitaten. Zahlreiche Infografiken veranschaulichen politische Errungenschaften der Frauenbewegung, etwa die Einführung des Frauenwahlrechts, der Elternzeit oder das Recht auf Scheidung.

Das alles ist optisch sehr ansprechend und kurzweilig präsentiert. Schade finde ich jedoch, dass sowohl Titel aus auch die Statements zu Beginn der Kapitel im englischen Original belassen wurden. Nicht jeder wird dies richtig verstehen oder korrekt übersetzen. Auch hätte ich Quellenangaben und Literaturhinweise schön gefunden, für alle, die sich weiter in ein Thema vertiefen wollen. Hierzu findet sich im Anhang lediglich eine Auflistung von Einrichtungen, die sich mit Feminismus beschäftigen (v.a. Archive und Bibliotheken). Mein letzter Kritikpunkt betrifft die jüngsten Strömungen des Feminismus. Diese sind leider sehr kurz, auf nur einer Seite abgehandelt. Hier fehlt mir die Erwähnung von Slut Walks, Pussy Riot und #metoo-Bewegung.

Dennoch: Eine Leseempfehlung für alle, die sich dafür interessieren, wie (wir) Frauen dahin gekommen sind, wo wir heute stehen.

Bewertung vom 12.11.2019
Kokoska, Tanja

Juli verteilt das Glück und findet die Liebe


sehr gut

Protagonistin Juli ist echt schräg: Sie sammelt Staubflusen und Ängste (ihre eigenen wie die von anderen), kein Wunder, dass sie kaum Bekannte und keine Freunde hat. Nach dem Tod der Mutter springt sie über ihren schüchternen Schatten und mischt sich als Blumenbotin ungefragt ins Leben anderer ein.

Dies ist überraschend gelungen, auch wenn sich mir anfangs beim Lesen ob des seltsamen Plots oft die Haare gesträubt haben, so schafft es Tanja Kokoska mit der Zeit, dass ich den Figuren ihre Handlungen und Reaktionen abnehme. Bis auf den Schluss - aber ich möchte nicht spoilern.

Sehr gefallen haben mir die großen Themen, die behandelt werden: Trauer, verpasste Chancen, Vergebung. Und dies meist in ganz leisen Tönen, ohne riesige Orchestrierung.

Sprachlich ist der Roman dennoch nicht ganz mein Fall, da kommt er manchmal etwas zu gewollt naiv bzw. süßlich daher, aber das ist sicher Geschmackssache.

Insgesamt (gerade noch) vier Sterne, wer sich vor etwas Kitsch in Handlung und Sprache nicht scheut, dem wird der Roman gut gefallen.

Bewertung vom 12.11.2019
Laurin, Ruben

Das weiße Gold der Hanse


ausgezeichnet

Ja, das war ein Historienroman ganz nach meinem Geschmack: Ruben Laurin hat die Lebensgeschichte des historisch verbrieften Bertram Morneweg, eines Lübecker Kaufmanns Mitte bis Ende des 13. Jahrhunderts, geschickt mit fiktiven Elementen ausgeschmückt. Die Geschichte ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend, ich konnte das Buch kaum zur Seite legen.

Besonders schätze ich die - zumal für ein Paperback - hervorragende Ausstattung: Liste der handelnden Personen sowie eine historische Karte erleichtern den Überblick, ein Glossar mit Fachbegriffen erspart dem Leser aufwändige Eigenrecherche.

Der Autor zeichnet seine Protatgonisten vielschichtig, es gibt wenig Schwarz-Weiß-Malerei, sondern vielmehr gute Charakterstudien. Auch sprachlich kann sich der Roman durchaus mit den großen dieses Genres messen, ja, ich habe z.B. von Ken Follet schon schlechtere Werke gelesen. Beim Plot mache ich kleinere Abstriche, hier war es mir gegen Ende teils doch etwas sehr konstruiert.

Was den Titel angeht, ist er in meinen Augen ein wenig irreführend. Ja, es geht um die Hanse, jedoch kommt das "weiße Gold", das Salz nur als Randnotiz vor.

Dennoch reicht es für aufgerundetet 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle, die gute Historienromane schätzen.

Bewertung vom 12.11.2019
Burton-Hill, Clemency

Ein Jahr voller Wunder


ausgezeichnet

Zugegeben - einen Ratgeber für klassische Musik zu schreiben ist nicht gerade die Neuerfindung des Rades. Aber was Clemency Burton-Hill hier zwischen zwei Buchdeckel gebracht hat, zeigt erfrischend neue Ansätze.

Die preisgekrönte Cellistin, Redakteurin und Moderatorin zahlreicher Klassikformate hat einen immerwährenden Kalender mit klassischer Musik verfasst. Die 366 ausgewählten Stücke (nicht 365 wie der Klappentext fälschlich anführt, es ist nämlich auch der 29. Februar berücksichtigt!) zeigen eine große Bandbreite: von der mittelalterlichen Nonne Hildegard von Bingen bis zum zeitgenössischen You-tube-Star Eric Whitacre erstreckt sich die zeitliche Spanne. Überhaupt ist viel Abwechslung geboten: Unter den Komponisten finden sich viele Frauen, es sind alle Hautfarben vertreten, viele Kulturen, schwule und transgender Tonschöpfer.

Auf je einer Seite erklärt Burton-Hill, wieso sie gerade dieses Werk für den jeweiligen Tag ausgewählt hat. Mal ist es der Geburts- oder Todestag des Komponisten, mal die passende Jahreszeit oder die Uraufführung des Stückes. Die Texte sind kurz und prägnant und doch voller Überraschungen. So erfährt man etwa, dass Pianisten vor Francois Coupertin nur mit acht Fingern - ohne Daumen - spielten. Oder dass Philip Glas auch als Taxifahrer und Klemptner arbeitete. Die Autorin hat Klassiker wie Bach ausgewählt, aber auch relativ Unbekanntes. Oder wussten Sie, dass Rockmusiker Frank Zappa auch Klassik komponierte?

Das Büchlein ist handlich und hochwertig gestaltet. Das Cover wirkt mit der Goldprägung sehr edel, das blaue Lesebändchen ist eine praktische Ergänzung. Lediglich das Papier hätte ich mir etwas stärker gewünscht.

Die Autorin verfolgt mit ihrem Kalender ein Ziel: Sie möchte klassische Musik aus dem Elfenbeinturm holen, in dem sie teils ihr Dasein fristet, sie will, dass jeder diese Musik für sich entdeckt, unabhängig von sozialem Status, Bildung oder Kulturkreis. Burton-Hills Plädoyer lautet: Klassik ist für jeden da, nicht nur für eine elitäre Minderheit.

Ich kann nur sagen, in meinem Fall hat ihr Aufruf Gehör gefunden: In einem Elternhaus aufgewachsen, das von Rock- und Popmusik geprägt war, tat ich Klassik bislang meist als "nerviges Gedudel" ab. Burton-Hill hat mir gezeigt, wie vielfältig die Welt der Klassik ist, meine Entdeckungsreise hat begonnen, herzlichen Dank!

Bewertung vom 07.11.2019
Ridker, Andrew

Die Altruisten


gut

Der vorliegende Roman wurde vom Feuilleton förmlich mit Lorbeeren überhäuft, in der von mir sonst so geschätzten Wochenzeitung "Die Zeit" heißt es gar, es sei "der klügste und humorvollste Debütroman des Herbstes". Entsprechend groß waren meine Erwartungen.

Diese wurden leider nur zum Teil erfüllt. Bis auf die Mutter (die gleich zu Beginn verstirbt) waren mir die Protagonisten recht unsympathisch. Vater Arthur und die erwachsenen Kinder Maggie und Ethan sind sehr eigen, besser gesagt: Jeder ist auf seine eigene Art extrem gestört. Nun muss ich nicht alle Romanfiguren mögen, aber der Autor sollte mir erklären können, wieso sich die Personen so verhalten wie beschrieben. Dies ist erst in den letzten Seiten und auch da nur ansatzweise gelungen.

Überhaupt bleiben viele Fragen offen, zuoberst: Was will mir diese Geschichte sagen? Es geht um das gehobene amerikanische Bildungsbürgertum, um einige wirkliche und viele eingebildete Probleme, und oft habe ich mir gedacht: "Habt ihr sonst keine Sorgen?" Das Ende ist allerdings gelungen, ich will nicht zu viel verraten, aber es geht um die Frage, was man verzeihen soll und kann.

Sprachlich ist der Roman durchaus interessant, und es finden sich einige nachdenkenswerte Stellen. ("Er wusste, dass er in einer Beziehung war, weil er begonnen hatte, sie über seinen Verbleib zu belügen.") Allerdings haben mich einige U.S.amerikanische Spezifika gestört, die man als deutscher Leser ohne Anmerkung nicht ohne weiteres versteht, wie etwa den hierzulande kaum gebräuchlichen Solo-Becher. Hier hätte Übersetzer Thomas Gunkel gerne die ein oder andere erläuternde Fußnote einfügen können.

Insgesamt reicht es für mich leider nur für eine mittlere Bewertung, man versäumt nicht viel, wenn man den Roman nicht liest.

Bewertung vom 10.10.2019
Turton, Stuart

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle


sehr gut

Es klang nach einer gleichermaßen originellen wie verrückten Idee: Klappentext und Leseprobe versprachen eine Melange aus klassischem "Whodunit" à la Agatha Christie und einer Zeitschleife wie im Film "Und täglich grüßt das Murmeltier".

Meine Erwartungen waren folglich hoch und wurden auch über die Hälfte des Romans hinweg erfüllt. Die Geschichte ist erfrischend anders, eine extrem hohe Dichte an Twists fordert den Leser zwar enorm, lässt aber auch keine Langeweile aufkommen. Kaum meint man, einem möglichen Täter auf die Schliche gekommen zu sein, schon stellt sich wieder alles völlig anders dar, man ist verwirrt, fasziniert, möchte unbedingt weiterlesen und die Auflösung erfahren.

Um sich inmitten der Vielzahl an handelnden Personen und auch in dem und um das herrschaftliche/n Anwesen zurechtzufinden, das den Ort des Verbrechens darstellt, gibt es zum einen eine Liste der wichtigsten Akteure, nett verpackt in Form einer Einladung zum Ball der Herrschaften. Zum anderen findet sich auf Vor- und Nachsatz ein Grundriss des Hauses samt Umgebungsplan, leider mit einigen Fehlern.

Die große Stärke dieses Krimis liegt für mich eindeutig im innovativen Ansatz, er ist in vielerlei Hinsicht völlig anders, als alles, was ich bislang in diesem Genre gelesen habe. Leider schießt der Autor jedoch etwas über das Ziel hinaus, und so gelingt die Auflösung letztlich nur durch einen Genrewechsel, der mich etwas enttäuscht hat. Ich will nicht zu viel verraten, aber ein reiner Krimi liegt hier in meinen Augen nicht vor.

Auch die überaus zahlreichen Wendungen und Perspektivwechsel sind in meinen Augen etwas zu viel des Guten - irgendwann verliert man völlig den Überblick und dies schmälert den Lesegenuss dann doch.

Dennoch: Frischer Wind in der Krimilandschaft, lesenswert!

Bewertung vom 10.10.2019
Metzenthin, Melanie

Als wir zu träumen wagten / Die Hafenschwester Bd.1


sehr gut

Historienromane gehören zu meinen Lieblingsgenres, und auch der - für mich erste - vorliegende Roman von Melanie Metzenthin hat mich sehr gut unterhalten.

"Die Hafenschwester - Als wir zu träumen wagten" ist der Auftakt zu einer Trilogie rund um das Hamburger Leben zur Kaiserzeit. Protagonistin Martha stammt aus einer verarmten Arbeiterfamilie und muss bereits früh erleben, dass das Leben für Ihresgleichen nur sehr beschränkte Möglichkeiten bietet. Durch den frühen Cholera-Tod der Mutter ist sie bereits als Teenager gezwungen, für Vater und Bruder zu sorgen und ergreift die Chance, sich zur Krankenschwester ausbilden zu lassen. Sie erlebt die Ausbeutung der Hafenarbeiter, zweierlei moralische Maßstäbe für Männer und Frauen und engagiert sich schließlich politisch.

Die Autorin hat fundiert recherchiert, leistet sich jedoch die ein oder andere "künstlerische Freiheit" abseits der harten Fakten zugunsten eines stimmigen Plots, was durchaus verzeihlich ist, zumal sie dies im Nachwort erläutert.

Die Geschichte ist durchweg spannend und unterhaltsam. Metzenthin, die als Fachärztin für Psychiatrie arbeitet, gibt anschauliche medizinhistorische Einblicke, fachlich fundiert und dennoch für medizinische Laien gut verständlich.

Lediglich einige Fachausdrücke den Hafen und die dortigen Arbeiten betreffend musste ich nachschlagen, hier wäre ein Glossar schön gewesen. Die Charaktere sind überwiegend gut ausgearbeitet und glaubhaft, manche Szenen sind für meinen Geschmack etwas zu nah am Kitsch. Etwa wenn der unglücklich verliebte Kindsvater seine Angebetete an eine Zweckehe verliert, ihr aber reinen Herzens "Ich hoffe, sie findet, was sie sich wünscht" auf den Weg gibt.

Dennoch ein lesenswerter Roman, der Lust auf die Fortsetzung macht.

Bewertung vom 07.10.2019
Owens, Delia

Der Gesang der Flusskrebse


ausgezeichnet

Mit 69 Jahren veröffentlichte Zoologin Delia Owens ihren Debütroman, und ich kann nur sagen: Chapeau!

Die Geschichte stellt eine ungewöhnliche Mischung aus Coming of Age, Krimi, Liebesgeschichte und Nature Writing dar. Und genauso ungewöhnlich ist die Sprache. Owens erzählt auf ganz eigene Weise, dies ist kein Roman, den man Mal so schnell nebenbei liest. Nein, dieses Buch erfordert ganze Konzentration. Der Leser, der sich darauf einlässt, wird reichlich belohnt. Die Autorin schreibt wunderbar atmosphärisch - ein Begriff der oft leichtfertig benutzt wird, hier hat er seine Berechtigung!

Protagonistin Kya wächst allein im Marschland von North Carolina auf, und den detaillierten Beschreibungen von Flora und Fauna merkt man das biologische Fachwissen der Autorin an. Dabei bleibt die Sprache ungewöhnlich zart, behutsam und dennoch eindringlich.

Aber Owens kann mehr als Landschaftsbeschreibungen: Auch die Charaktere sind hervorragend gelungen, vielschichtig, ungewöhnlich und dennoch glaubwürdig. Auch der Kriminalfall, der in die Geschichte eingebettet ist, braucht keinen Vergleich mit renommierten Autoren zu scheuen: ein guter Spannungsbogen, eine Gerichtsverhandlung, bei der ich förmlich den Atem angehalten habe, und ein überraschender Twist am Ende haben mich aufs Beste unterhalten.

Ein schönes Detail stellt eine Karte mit der Küstenregion dar, in der die Handlung spielt.

Zu guter Letzt möchte ich die hervorragende Übersetzung durch Ulrike Wasel und Klaus Timmermann erwähnen, vielen Dank!

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.