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Fornika
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 402 Bewertungen
Bewertung vom 24.07.2015
Cruz, Augusto

Um Mitternacht


weniger gut

Scott McKenzie war der letzte Privatsekretär des legendären J. Edgar Hoover. Lange Jahre nach seinem Karrierehoch wird er von einem privaten Sammler mit Nachforschungen betraut. Es gilt den sagenumwobenen Stummfilm „Um Mitternacht“ aufzuspüren. Ein Film, der seit Jahrzehnten als verschollen gilt. Scott macht sich auf die Suche.

Cruz spinnt hier eine Geschichte, die die Fakten um den tatsächlich als verschollen geltenden Film „Um Mitternacht“ mit einer fiktiven Handlung verknüpft. Leider stellen die Fakten die Fiktion oft in den Schatten, das Buch wirkte häufig auf mich wie ein verkapptes Sachbuch. Cruz weiß den Leser durchaus für das Mysterium dieses Films zu interessieren, doch trägt er diese Informationen oft im unpassendsten Moment und meist recht dröge vor. Da muss man schon großer Cineast sein um diese Informationen zu würdigen zu wissen. Überhaupt scheint dröge oft das Leitmotiv dieses Romans zu sein. Die auf den Klappentext ach so spannend angepriesene „Jagd“ nach dem Film ist – sorry – gähnend langweilig. McKenzie gelangt durchaus in prekäre Situationen, fürchtet um Leib und Leben… und der Leser muss sich zurückhalten, dass ihm dabei kein Gähnen entschlüpft. McKenzie ist an sich kein unsympathischer Zeitgenosse, aber er konnte das Buch für mich nicht retten. Seine Verbindung zu Hoover ist durchaus gut ausgedacht, leider schien der Autor von seiner Idee selbst so begeistert zu sein, dass das Hooverthema wiederum den Film zu verdrängen scheint. Ich war mir oft nicht sicher, ob der Autor hier einfach mehrere Buchideen zu einer verwurstelt hat. Ungeachtet der Tatsache, dass viele Köche (=Themen) eben gerne mal den Brei, respektive das Buch verderben. Nervtötend ist ebenfalls die Marotte des Autors bei der wörtlichen Rede auf jegliche Interpunktion zu verzichten, was zuweilen doch für Verwirrung sorgt. So bleibt aber zumindest der dröge Erzählstil ohne Unterbrechung. Unterm Strich kommen für mich 2,5 Sterne rum und das Vorhaben vom Autor kein weiteres Buch mehr zu lesen.

Fazit: gute Ansätze, im Endergebnis aber leider enttäuschend.

Bewertung vom 23.04.2015
Shafak, Elif

Der Architekt des Sultans


sehr gut

Ein Märchen aus 1001 Nacht

Chota, ein junger weißer Elefant wird dem Sultan des osmanischen Reichs zum Geschenk gemacht. Der Junge Jahan wird sein Mahut und muss sich selbst erst mal mit dem Leben am Hof von Istanbul zurechtfinden. Eine weitere Veränderung steht ihm bevor, als der große königliche Architekt Sinan auf ihn aufmerksam wird und ihn zu einem seiner wenigen handverlesenen Schüler macht.

Elif Shafak baut eine sehr schöne fiktive Geschichte um die Realperson Sinans. Seine Arbeit, seine großartigen Bauwerke und Methoden spielen eine große, aber nicht die Hauptrolle im Buch. Der Fokus bleibt immer auf Jahan. Der mausert sich vom kleinen schüchternen Jungen zum belesenen und intelligenten Architekten. Immer dabei: Chota. Die Beziehung zwischen den beiden wird sehr einfühlsam beschrieben, auch wenn es sich „nur“ um einen Elefanten handelt merkt man Jahan an, dass er ihn wie einen echten Freund betrachtet. Die Autorin schafft ein opulentes Bild der Zeit, sehr detailreich und oft etwas blumig erzählt sie ihre Geschichte. Doch auch die Schrecken der Pest, des Krieges oder der Sklaverei finden ihren Platz, sodass man ein interessantes Rundumbild jener Epoche erhält. Leider werden manchmal kleine Episoden etwas zusammenhangslos aneinandergereiht, da gab es dann doch den einen oder anderen kleinen Bruch. Auch mit dem Ende des Buches war ich nicht ganz so glücklich, insgesamt hat mir dieses Märchen aus 1001 Nacht jedoch sehr gut gefallen.

Fazit: ein interessanter und märchenhafter Ausflug nach Istanbul.

Bewertung vom 23.02.2015
Faye, Lyndsay

Der Teufel von New York / Timothy Wilde Bd.1


ausgezeichnet

Timothy Wilde lebt im New York des Jahres 1845. Er ist Mitglied der frisch gegründeten Polizei, ein "Träger des Kupfersterns" wie er es gerne bezeichnet. Bei einem nächtlichen Kontrollgang findet er ein kleines Mädchen, das nur im Nachthemd bekleidet und mit Blut besudelt durch die Straßen irrt. Auf der Flucht vor - ja vor wem eigentlich? Timothy ermittelt und stößt auf ein fürchterliches Verbrechen, bei dessen Aufklärung er nicht nur gegen die üblichen Widrigkeiten zu kämpfen hat, sondern sich auch mit dem allgegenwärtigen Hass gegen irische Einwanderer und das Papsttum beschäftigen muss.

Lyndsay Faye hat hier einen tollen Serienauftakt abgeliefert, ihre Geschichte ist sehr anschaulich und flüssig geschrieben und ließ sich nur schwer aus den Händen legen. Die New Yorker Szenerie ist sehr bildhaft beschrieben, man sieht Timothy vor dem geistigen Auge durch den städtischen Sumpf waten. Wilde ist ein vielschichtiger Charakter, den man auch durch die Verwendung der erzählerischen Ich-Perspektive sehr gut kennen und schätzen lernt. Zunächst etwas naiv und planlos nimmt er seine Rolle als Polizist immer mehr an und der Leser kann diese Entwicklung gut nachvollziehen.

Neben der Spannung kommt aber auch der historische Aspekt nicht zu kurz. Jedem Kapitel sind kurze Ausschnitte aus Zeitungen, Briefen o.ä. vorangestellt, die die aufgeheizte Stimmung zur damaligen Zeit mehr als deutlich machen. Authentisch ist auch die verwendete Gaunersprache „Flash“, die von zwielichtigen Gestalten gesprochen wurde und deren Übersetzung man im Anhang des Buches finden kann. Die Entstehung des ersten Flash-Wörterbuches wird gekonnt in die Story eingearbeitet.

Mir hat „Der Teufel von New York“ wirklich sehr gut gefallen und ich warte jetzt sehnsüchtig auf den zweiten Teil dieser vielversprechenden Reihe um die ersten Kupfersternträger des Big Apple.

Bewertung vom 23.02.2015
Giambanco, V. M.

Dreizehn Tage / Kommissarin Alice Madison Bd.1


weniger gut

Alice Madison hat erst vor einigen Wochen ihren Job als Ermittlerin bei der Mordkommission in Seattle angetreten, da wird sie mit einem brutalen Fall betraut: der Anwalt James Sinclair, seine Frau und die beiden Söhne wurden im trauten Heim brutal ermordet. Die Leichen sind grotesk arrangiert und im Türrahmen findet sich eine mysteriöse Nachricht vom Mörder: „Dreizehn Tage“. Kurz darauf erhält ein weiterer Anwalt aus Sinclairs Kanzlei einen Brief. Darin nur zwei Worte: „Dreizehn Tage“. Für Madison und ihr Team beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit…
Dreizehn Tage ist der Auftakt zu einer Serie um Madison und ihr Team. Ich persönlich bin mit diesem ersten Buch auch völlig bedient. Das Buch umfasst knapp 600 Seiten, davon habe ich maximal 100 mit allenfalls geringem Interesse gelesen, der Rest war schlicht und ergreifend langweilig. Eine Straffung um etwa 300 Seiten hätte vielleicht etwas für Spannung gesorgt, aber so schleppt sich die Handlung in einem ewigen blabla dahin und ich musste mich wirklich zum Weiterlesen zwingen.
Die Protagonisten sind allesamt flach und ohne jegliche Tiefe; Madison soll dem Leser wohl durch die Einstreuung von Szenen aus Kindheit und Jugend näher gebracht werden, das ist in meinen Augen völlig misslungen. Die Ermittlungen folgen blind abstrusen Hinweisen, die der durchschnittliche Krimileser besser gedeutet hätte. Das gipfelt dann irgendwann in einem seltsam-lächerlichen Showdown, den ich so allenfalls in einem schlechten Actionstreifen erwartet hätte.
Anhand von Titel und Klappentext erwartet man eine actionreiche und superspannende Jagd nach dem Mörder, die tickende Uhr immer im Hinterkopf. Die dreizehn Tage verstreichen aber irgendwie spurlos, über große Strecken des Buches verliert man dieses nicht allzu ernst gemeinte Ultimatum völlig aus den Augen.
Der Schreibstil ist gerade in der ersten Hälfte recht zäh. Die Geschichte ist größtenteils im Präteritum geschrieben, wechselt zwischendrin aber immer mal wieder ins Präsens. Ich muss ehrlich zugeben, ich konnte nicht enträtseln ob das einen bestimmten Grund hat, mir kam es ziemlich willkürlich vor. Zudem wurde dadurch der gerade in der ersten Hälfte spärlich gesäte Lesefluss unterbrochen. In der zweiten Hälfte lässt sich die Story dann erfreulicherweise flüssiger lesen.
Zwei Dinge kann ich also positiv hervorheben: die Grundidee der Story hat mir ganz gut gefallen, (auch wenn die Ausführung dann mangelhaft war) und gerade die zweite Hälfte des Buches ist halbwegs flüssig geschrieben.
Alles in allem ist für mich Dreizehn Tage echte Zeitverschwendung gewesen und einen eventuellen Nachfolgeband würde ich niemals lesen. Weiterempfehlen kann ich das Buch auch nicht.

Bewertung vom 23.02.2015
Bazell, Josh

Schneller als der Tod / Pietro-Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Dr. Peter Brown lebt den ganz normalen Wahnsinn, den man als Assistenzarzt in einem großen Krankenhaus so mitmacht. Jetzt ist sein Job also Leben zu retten; früher hat er Menschen entgeltlich ins Jenseits befördert, als Auftragskiller „Pietro“ nämlich. Doch das Versteckspiel hat bald ein Ende…

Zugegeben, das Buch ist vielleicht nichts für die ganz zart Besaiteten, die sich gerne der Illusion hingeben, dass die Halbgötter in Weiß immer ohne Fehl und Tadel sind. Teilweise recht derb und immer sehr ausführlich schildert der Autor, der übrigens Medizin studiert hat und somit weiß wovon er spricht, den Alltag in der stressigen Assistenzzeit und verknüpft diesen mit einer abstrusen Story aus dem Mafiamilieu. Diese Mischung wird in einem herrlich schwarzen Humor gewürzt mit einer Prise Sarkasmus erzählt, unterbrochen und ergänzt von ironischen, neckischen Fußnoten. Obwohl Peter ja nun wirklich kein unbeschriebenes Blatt ist, lernt man ihn lieben und begleitet ihn durch diesen Wahnsinn, immer haarscharf an der Katastrophe vorbei. Dieses Buch ist wirklich ein echter Pageturner, nicht unbedingt was für Leser mit schwachem Magen, aber auf jeden Fall ein Garant für viele Lacher und manch ungläubigen Blick.

Fazit: Mir hat diese Mischung aus Mafia- und gestresster Arztstory sehr, sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung „Einmal durch die Hölle und zurück“.

Bewertung vom 23.02.2015
Nesbø, Jo

Schneemann / Harry Hole Bd.7


sehr gut

„Bald fällt der erste Schnee. Und dann wird er wieder auftauchen. Der Schneemann. Und wenn der Schnee verschwindet, wird er wieder jemanden mitgenommen haben.“ (S. 80)

Eigentlich eine nette Angelegenheit, so ein Schneemann. Nicht so in diesem Buch, denn ein Mörder scheint Gefallen daran zu finden, die Polizei mit diesem unschuldigen Symbol aus der Kindheit zu verhöhnen. Am Tatort hinterlässt er einen bösartig grinsenden Schneemann. Zusammen mit seinem kleinen Team und einer neuen Kollegin macht sich Harry Hole an die Arbeit.

In „Schneemann“ löst Hole bereits seinen siebten Fall, doch auch ohne alle vorherigen Bände gelesen zu haben, bin ich gut in die Geschichte hineingekommen. Ein unkonventioneller Ermittler, der die Polizeivorschriften gerne mal bis zum Äußersten strapaziert, zudem ständig gegen seine Alkoholsucht kämpfen muss und mit der Trennung von seiner Lebensgefährtin hadert, scheint auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Sympathieträger zu sein. Trotzdem wächst Harry dem Leser ans Herz und man verfolgt gespannt wie er im winterlichen Oslo den Spuren hinterherjagt. Nesbo fängt die düstere und dunkle Atmosphäre mit seinem klaren Stil sehr gut ein, sodass man die Kälte und den Schnee fast fühlen kann.

Fazit: Mir hat auch dieses Buch mit Harry Hole wieder gut gefallen, düstere Spannung bis zum Schluss.

Bewertung vom 23.02.2015
Salvalaggio, Karin

Eisiges Geheimnis / Macy Greeley Bd.1


sehr gut

Grace Adams wächst nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Mutter bei Tante und Onkel auf und muss nicht nur den Verlust der Mutter verkraften, sondern lebt jahrelang mit einer schweren Krankheit. Gerade als sie endlich das ersehnte Herz transplantiert bekommen hat, ereignet sich in ihrem winterlichen Garten eine grausame Tat. Grace beobachtet den Mord an einer Frau. Doch der richtige Schock kommt erst noch: die Frau war Grace Mum. Detective Macy Greenley ermittelt trotz ihrer weit fortgeschrittenen Schwangerschaft, da eine Verbindung zu einem ihrer alten Fälle nicht ausgeschlossen werden kann.

Dieses Debut von Karin Salvalaggio hat mir sehr gut gefallen, die Story hat Tiefe und entwickelt sich in eine Richtung, die ich so nicht vorhergesehen habe. Ihre Figuren bleiben z.T. etwas blass, sind aber insgesamt gut ausgearbeitet und glaubwürdig, besonders die Figur Grace ist sehr facettenreich. Die Atmosphäre des kleinen Kaffs an der kanadischen Grenze wird eindringlich dargestellt, die Eigenheiten und Verschlossenheit der Bewohner ebenso. Erfreulicherweise werden weder die Schwangerschaft von Macy noch diverse Liebesbeziehungen zu sehr breitgelatscht, sodass der Fokus immer auf dem Verbrechen und Grace verbleibt. Die Story ist durchweg spannend, der leicht zu lesende Stil tut sein Übriges, sodass man „Eisiges Geheimnis“ kaum aus den Händen legen kann und will.

Fazit: ein durchweg packender Thriller mit kleinen, aber verzeihlichen Schwächen.

Bewertung vom 23.02.2015
Felenda, Angelika

Der eiserne Sommer / Kommissär Reitmeyer Bd.1


sehr gut

28.6.1914 In Sarajevo wird der Thronfolger von Österreich-Ungarn erschossen, noch ist nicht klar, welche Folgen das für Europa haben wird, aber die Kriegstreiber ziehen im Hintergrund schon fleißig an den Strippen. In München schlägt sich derweil Kommissär Sebastian Reitmeyer zusammen mit seinem übereifrigen Polizeischüler und einem grummeligen Grantlerkollegen mit einem verzwickten Mordfall herum. Ein junger Mann wurde tot aufgefunden, erste Spuren weisen fatalerweise zum Militär. Gegen das darf aber nicht ermittelt werden. Reitmeyer gräbt trotzdem immer tiefer und kämpft dabei gegen den von oben angeordneten Maulkorb.

Ein toller Serienauftakt! Angelika Felenda versetzt den Leser gekonnt in den Münchner Sommer von 1914 und konstruiert gleichzeitig einen interessanten und spannenden Mordfall. Dieser führt den ermittelnden Reitmeyer in verschwiegene Milieus und Gefilde, in denen er mal so überhaupt nichts verloren hat und deswegen oft vor einer frustrierenden Mauer des Schweigens steht. Trotzdem bleibt die Spannung gut erhalten und man fiebert mit. Die Figuren sind sehr unterschiedlich gestaltet, besonders der grummelige Kollege Brunner hat es mir angetan und mich auch mal unfreiwillig zum Lachen gebracht. Die Hauptfigur Reitmeyer bleibt mir leider etwas zu blass, sein Privat- bzw. Innenleben wird mir zu wenig beleuchtet. Bis beispielsweise sein Alter genannt wird (er ist 32), konnte ich das überhaupt nicht einschätzen und auch sonst hätte ich mir etwas mehr Informationen gewünscht. Die Geschichte an sich lässt sich flüssig lesen, der Münchner Dialekt, der mehr oder weniger ausgeprägt von den Figuren gesprochen wird, macht das Buch noch authentischer. Authentisch scheint mir auch die Stimmung in der Bevölkerung zu sein; bei militärischen Kundgebungen auf den Plätzen Münchens, hat wohl jeder sofort die entsprechenden Bilder der begeisterten Massen im Kopf, die nach Krieg schreien.

Fazit: ein sehr guter, kluger Krimi, der den Zeitgeist gut einfängt und trotzdem die Spannung nicht vernachlässigt. Ich warte neugierig auf Reitmeyers nächsten Einsatz.

Bewertung vom 23.02.2015
Kiani, Violet

Miss Violet goes London


ausgezeichnet

Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt man könne in England nicht gut essen? Warum sollte man bei der Reiseplanung für den Londontrip auch schon Restaurants im Voraus buchen? Oder zumindest flexible Dinnerzeiten in Kauf nehmen? Und was zur Hölle ist ein spotted dick und warum ist der so verdammt lecker?

Diese und weitere Fragen beantwortet Miss Violet auf sehr charmante Art und Weise in diesem Kochführer… ähm Reisebuch… naja, mit dieser sehr gelungenen Mischung, einem kulinarischen Reiseführer eben.

Köche angesagter Restaurants haben Violet Kiani einen Blick in ihre Töpfe werfen lassen, aber auch Zufallsbekanntschaften oder alte Freunde lassen sich nicht lumpen und verraten ihre Lieblingsrezepte. Ob ganz traditionell Cottage Pie, Eton Mess und Scones oder ultramoderne und hippe Pizza mit Rote-Bete-Teig, Austernpilz-Ceviche und Nobus Black Cod, in London kann großartig, vielfältig und sehr lecker gegessen werden. Dank Miss Violet weiß man auch wo, denn sie hat sich durch die verschiedenen Stadtteile gefuttert und kann nicht nur mit allerlei interessanten Adressen aufwarten, sondern auch mit wertvollen Tipps wo man besser reservieren sollte, wo an welchem Wochentag der größte Andrang herrscht u.ä. Gefehlt hat mir in diesem Buch manchmal eine Karte zur besseren Orientierung, wo genau sich die genannten Lokalitäten befinden.

Jede Seite dieses Buches ist unglaublich bunt und liebevoll gestaltet, ergänzt wird das Ganze durch wunderschöne Fotos der englischen Metropole; es ist also schon rein optisch ein Genuss. Insgesamt findet man knapp 30 Rezepte in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Die Rezepte sind natürlich ebenfalls hervorragend präsentiert, zu jedem gibt es ein Foto und eine ausführliche Anleitung, sodass dem Kochvergnügen nichts im Wege steht. Naja, fast nichts, denn leider sind einige der Anleitungen mit allerlei Linien hinterlegt, die die Schrift z.T. etwas unleserlich machen. Befremdlich fand ich auch die Werbung im hinteren Buchteil, zumindest weiß der derart interessierte Leser jetzt wo er verwendete Koffer, Papiere und Scrapbookartikel erstehen kann.

Miss Violet goes London ist mit Sicherheit nicht als Grundlagenkochbuch der englischen Küche zu verstehen, sondern eher ein kulinarischer Reiseführer, mit dessen Hilfe man aber auch das Fernweh bis zur nächsten Londonreise dadurch überbrücken kann, indem man sich einfach mal am heimischen Herd versucht.