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Lunamonique
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Bremen

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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 19.06.2016
Snyder, Carrie

Die Frau, die allen davonrannte


ausgezeichnet

„Die Frau, die allen davonrannte“ ist, nach zwei Büchern mit Kurzgeschichten, der erste Roman von Carrie Snyder. Wenige Wochen nach Erscheinen hat er es auf die Shortlist des Rogers Writers’ Trust Fiction Preises geschafft.

Die 104jährige Aganetha Smart erhält überraschend Besuch im Altersheim. Kaley und Max geben an, die alte Dame zu kennen und nehmen sie auf einen Ausflug mit. Aganetha freut sich auf das Abenteuer, das sie insgeheim einen Coup nennt. Was haben die Fremden vor und werden sie Aggie tatsächlich wieder zurückbringen?

Das Vorwort „Liebesgesang“ gibt auf humorvolle Weise Einblick in Aganethas Lebensabschnitt Altenheim. Sie ist nicht so schwerhörig wie alle denken. „Ich bin in einem Zustand, der schlicht wirkt. Aufs Nötigste zusammengestutzt. Reduziert. Eingedampft.“ Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Aganetha erzählt. Die Übergänge von heute zu damals sind oft fließend. Auch wird nicht gradlinig zurückgeblendet. Es gibt immer wieder Zeitsprünge. Trotzdem sorgt die Erzählweise nicht für Verwirrung. Dank der jungen und alten Aganetha fällt es leicht sich zurechtzufinden. Aggie ist eine berühmte Läuferin, die 1928 bei der Olympiade in Amsterdam die Goldmedaille geholt hat. Der Weg dorthin war harte Arbeit. Konkurrentin und Freundin Glad galt bei Wettbewerben immer als Favoritin. „Die Frau, die allen davonrannte“ erzählt nicht nur Aganethas Weg zu einer erfolgreichen Läuferin, sondern hauptsächlich die Geschichte der Familie Smart. Aggie fällt mit ihrem Bewegungsdrang und ihrer wilden Unbeschwertheit aus der Reihe. Immer wieder werden die Smarts mit schweren Schicksalsschlägen konfrontiert. Das Unglück scheint besonders die Kinder von Roberts erster Frau Tilda zu betreffen. Aganetha kennt keine Angstgefühle und geht bei ihren verrückten Turnvorführungen hohe Risiken ein. Ihre Leidenschaft gilt dem Laufen. Emotionen kann sie beim Rennen am besten verarbeiten. Aggies Lebensweg nimmt eine plötzliche Wendung. Ist das Glück zum Greifen nah?

Der, von der alten Dame willkommene Ausflug, wirkt wie in Zeitlupe erzählt. Besonders anfangs sind diese Abschnitte sehr unterhaltsam. Im letzten Drittel driftet der Roman ins leicht Düstere ab. Sprache und Erzählstil reißen von Anfang bis Ende mit. Schade, dass das Traurige zum Schluss hin mehr Raum einnimmt. Selbst in der 104jährigen Aganetha ist das Tollkühne noch nicht ganz verschwunden. Das und ihr ehrlicher Blick auf ihr Umfeld machen die alte Dame so sympathisch. Autorin Carrie Snyder weiß den Leser zu berühren. Die Überraschung zum Ende ist sehr wirkungsvoll platziert. Das Nachwort der Autorin bildet einen würdigen Abschluss für diese beeindruckende Geschichte.

Das Cover mit dem übermütigen Mädchen und der Farm als kleines Detail passt sehr gut zum Roman. Durch das künstlerische Farbenspiel wirkt das Buch kreativ und ungewöhnlich. „D

Bewertung vom 06.06.2016
Çelik, Aygen-Sibel

Sinan, Felix und die wilden Wörter


ausgezeichnet

„Sinan, Felix und die wilden Wörter“ ist nach „Sinan und Felix“ Band 2 der Kinderbuchreihe von Aygen-Sibel Çelik. Von der Autorin stammen u.a. auch „Fußball, Gott und echte Freunde“, „Geheimnisvolle Nachrichten“, „Alle gegen Esra“ und „Star Sisters“.

Sinan und Felix besuchen Sinans türkische Großeltern. So ganz klappt es mit den deutschen Sätzen bei Babaanne noch nicht. Sie streut immer wieder völlig unpassende Wörter ein. Selbst Sinan versteht seine Oma nicht. „Das heißt nix so!“ ist Opas Kommentar. Deutsch lernen ist für die beiden eine echte Herausforderung. Opa meint besser Deutsch zu können als Oma. Streitigkeiten sind vorprogrammiert.

Die Geschichte startet mit Sinans und Felix‘ Besuch bei Sinans türkischen Großeltern. Babaanne und Dede lernen Deutsch. Babaanne streut immer wieder unpassende Worte in ihre Sätze ein und sorgt damit nicht nur bei Sinan und Felix für Unterhaltung. Auffällig sind die großflächigen Illustrationen von Barbara Korthues. Sie machen Sinans und Felix‘ Geschichte zusätzlich zu einem Erlebnis und unterstreichen das Liebenswerte und Unbeschwerte. Zwei Kulturen treffen aufeinander. Felix hat dank Sinan und seiner Familie die Möglichkeit, ein bisschen Türkisch zu lernen. Sehr gut im Buch platziert sind die kleinen Übersetzungen und Aussprachehilfen. Sie geben den kleinen und großen Lesern ein erstes Gefühl für die türkische Sprache. Überall gibt es etwas zu entdecken. In den Illustrationen sind humorvolle Details eingearbeitet. Katze und Hund tauchen auf lustige Weise in den Zeichnungen auf. Was ist ein Kernspalter, Wissenszähler oder Schmerzabschneider? Babaanne ist in ihrem Einfallsreichtum nicht zu übertreffen. Das Thema „Familie und Freundschaft“ wird hier in eine liebevolle, alltägliche Geschichte verpackt. Es gibt keine Barrieren, kein zögerliches Abtasten, sondern nur Brücken und eine Lebensfreude verströmende Normalität. „Wenn sie kochen, dann reden sie Türkisch miteinander. Und wenn sie Türkisch sprechen, haben sie auch keinen Grund zum Zanken.“ Babaanne und Dede haben Temperament und ihre eigene Art, Klippen zu meistern. Alle Charaktere haben eine sympathische Ausstrahlung. Bald tut es auch Dede seiner Frau gleich und benutzt seltsame Worte. Aufgrund der unterhaltsamen Sprache und Szenen fällt es gar nicht auf, dass die eigentliche Geschichte recht schlicht gehalten ist. Eine schöne Botschaft hat das Buch nach etwas mehr als die Hälfte parat. Wer nicht jedes Wort von Babaanne und Dede übersetzen konnte bekommt im letzten Buchdrittel Hilfe. Abgerundet wird die Geschichte von Rätselreimen. Sehr gelungen! Gerne hätte das Kinderbuch noch ein paar mehr Seiten haben können.

Alle Hauptfiguren stehen auf dem Cover im Mittelpunkt. Die Details lassen sich in der Geschichte wieder finden. Dank Titel, Illustration und den nicht zu grellen Farben wirkt das Cover anziehend. „Sinan, Felix und die wilden Wörter“ ist für Kinder ab 7 Jahren gedacht. Das Alter ist für ein Bilderbuch vielleicht etwas hoch angesetzt. Andererseits sind die Hauptfiguren Sinan und Felix ja auch schon in der Schule.

Bewertung vom 05.06.2016
Rössle, Karin

Deschperate Housewives


gut

Karin Rössle ist das Pseudonym von Autorin Astrid Fritz. Weg vom Historischen Roman geht es dieses Mal in die Frauenroman-Schiene. In „Deschperate Housewives“ steht Annette Küstermann im Mittelpunkt. Ihr 50zigster Geburtstag steht kurz bevor.

Zwei Jahre ist die Scheidung von Frank her. Zeit für die Suche nach dem Traummann. Annette sieht sich den Verkupplungsversuchen ihrer Freundinnen Patti, Silke, Angelika und Britta hilflos ausgeliefert. Da taucht plötzlich eine alte Bekanntschaft von Weiberfastnacht wieder auf. Ist Mike der Richtige oder sollte Annette ihrem Alter entsprechend doch lieber auf Immobilienmakler Walter setzen?

Titel und Cover schüren die Erwartungen. Die Anlehnung an eine bekannte und beliebte Serie ist ein kluger Schachzug. Intrigen und sich überschlagende Ereignisse folgen nicht. „Deschperate Housewives“ entführt in das harmlose Neubaugebiet Schlehengrund. Als Alteingesessene fühlt sich Annette von den Veränderungen überrollt. Die Geschichte wird aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt. Einmal in der Ich-Perspektive aus Sicht von Annette und einmal aus Sicht ihres Katers Schnäpsle. Leider wurden Humor und Sprache dem Kater nicht angepasst. Es fehlt ein lockerer Stil, der mehr Abstand zu einem menschlichen Charakter nimmt. Nicht nur hier wurde Potential verschenkt. Auch die Hauptgeschichte will nicht so richtig in Fahrt kommen und plätschert vor sich. Der Einblick in das Leben der Frauen ist nicht annähernd so unterhaltsam wie erwartet. Zwar reiben sich die unterschiedlichen Charaktere ein bisschen aneinander, aber es fehlt an Witz und mitreißenden Ereignissen. Die Themen „Freundschaft und Liebe“ sprechen jeden an. Am Plot hätte raffinierter gestrickt werden können. Wer möchte schon über den Gartenzaun die Nachbarn beobachten? So ungefähr damit vergleichbar ist das Lesevergnügen. Annettes Suche nach dem Traummann bildet den roten Faden der Geschichte. Hat Kater Schnäpsle da mitzureden? Irrwege sind vorprogrammiert. Das ein oder andere lässt sich voraussahnen. Nicht jeder ist eine ehrliche Haut. Wann kommen Wahrheiten ans Licht? Originell ist so mancher Tiername wie Schnäpsle und Janis Joplin. Bald sind die 19jährigen Zwillinge aus dem Haus und dann? Annette steht vor einschneidenden Veränderungen. Gut gewählt ist ihr Beruf. Als Buchillustratorin wirkt Annette noch einen Tick interessanter. Alltägliches und viel Banales, eigentlich könnte alles auch so im wahren Leben passieren. Gerne hätte es noch etwas überdrehter sein können. Auch sind die Persönlichkeiten der Charaktere nicht ausgefeilt. Mehr Ecken, Kanten und Unterschiede hätten die Frauen noch unterhaltsamer gemacht. Ein Highlight ist Patti mit ihrem Akzent. Leider ist es bei ihr mit Fröhlichkeit zeitweise vorbei. Welches Geheimnis hat Silke? Für wen wird sich Annette entscheiden? Die Geschichte ist vorhersehbar. Die Auflösungen zum Ende bieten keine großen Überraschungen. Schade, aber für ein paar Abende Fernseh-Abstinenz reicht dieser Roman aus.

Der Titel stimmt auf eine sehr unterhaltsame Geschichte ein. Humor verströmt auch das Cover. Jedes Detail ist klug gewählt. Die Frauen stehen im Focus. Knallige Farben ziehen die Aufmerksamkeit aufs Buch. Hier wurde alles richtig gemacht. Eine gelungene Marketingstrategie. Nur hätte der Inhalt mithalten müssen. Wer mit weniger Erwartungen an dieses Buch heran geht, wird am Ende nicht so enttäuscht sein.

Bewertung vom 22.05.2016
Schlichtmann, Silke

Pernilla oder Warum wir nicht in den sauren Apfel beißen mussten / Pernilla Bd.2


ausgezeichnet

„Pernilla oder Warum wir nicht in den sauren Apfel beissen mussten“ ist nach „Pernilla oder Wie die Beatles meine viel zu große Familie retteten“ Band 2 der Kinderbuchreihe von Silke Schlichtmann. Die achtjährige Pernilla und ihre Brüder Lars und Ole haben gleich zwei Rätsel zu lösen.

Pernillas Papa ist Bestattungsunternehmer. Leider läuft das Geschäft seit ein paar Monaten gar nicht gut. Dabei hat die Konkurrenz Bestattungsansorge einen regen Zulauf. Familie Petersen droht, Haus und Schreinerei zu verlieren. Pernillas Mutter, eine Regionalkrimiautorin, hat wegen ihres gerade veröffentlichten Apfelbaumbuchs eine Verleumdungsklage am Hals. Pernilla und ihre Brüder Lars und Ole wollen einen Umzug unbedingt verhindern und stellen in beiden Fällen eigene Nachforschungen an.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Pernilla erzählt. Mit der chaotisch-normalen Frühstücksszene fällt der Einstieg leicht. Es ist die Situationskomik, die dieses Kinderbuch ausmacht. Eine Schmunzelszene reiht sich an die andere. Viele Details, wie die Wüstenrennmäuse unterm Tisch, steigern den Unterhaltungswert. Originell ist auch die Idee mit dem Suchbabenstalat. Pernilla sticht als Hauptfigur mit ihren Eigenarten und dem ganz eigenen Blick auf die Welt heraus. Missverständnisse gehören dazu. Sehr gelungen sind die Vergleiche. Mamas Blicke sprechen Bände. Dem 10jährigen Ole passieren immer wieder Missgeschicke, und er hat die verrücktesten Ideen. Der 15jährige Lars ist der kluge Kopf des Teams. Manchmal lenken ihn aber auch die Gedanken an seine Band ab. Selbst der 1jährige Sten sorgt mit seiner Begeisterungsfähigkeit, seinen ersten Sprachversuchen und der Leidenschaft für skurrile Dinge für Unterhaltung. Warum bleibt die Kundschaft dem Bestattungsinstitut Petersen fern? Ist die Verleumdungsklage gegen Pernillas Mama berechtigt? Die zwei Rätsel bilden den roten Faden der Geschichte. Falsche Spuren werden gelegt, Spekulationen geschürt. Der Unterhaltungswert bleibt dank des Humors und der kniffligen Fälle auf einem hohen Niveau. Autorin Silke Schlichtmann hat für Pernilla einen herrlich erfrischenden, witzigen Erzählton gefunden. Allein dieser Stil hebt Pernilla-Bücher aus der Masse heraus. Viel Herzblut wurde auch auf die Gestaltung verwendet. Jedes Kapitel ist mit einer Apfelkiste gekennzeichnet. Selbst bei den Kapitelüberschriften blitzt das Feuerwerk an Humor und Kreativität durch. Die Illustrationen von Susanne Göhlich unterstreichen das Liebenswerte der Geschichte. Bei Familie Petersen ist immer etwas los. Das Verhalten der vier Geschwister und die Familienszenen sind wie aus dem Leben gegriffen. Können die Kinder das Blatt zum Guten wenden? Ein bisschen zu realitätsnah sind Lars‘ Pickelproblemchen beschrieben. Die Geschichte hätte auch prima ohne die Szenen funktioniert. Winzige Mankos in einem tollen Lesespaß für die ganze Familie. Pernilla bleibt mit ihrer grenzenlosen Phantasie als Hauptfigur im Gedächtnis.

Die sympathische Familie Petersen zieht auch auf dem Cover alle Blicke auf sich. Herrlich normal und durch sehr unterhaltsam. Die fröhlichen Farben und treffenden Details stimmen auf eine humorvolle Geschichte ein. Der Titel ist toll gewählt und hat Anziehungskraft. Ein rund herum gelungenes Werk. „Pernilla oder Warum wir nicht in den sauren Apfel beissen mussten“ ist für Kinder ab 9 Jahren gedacht und spricht Jungen wie Mädchen an. Wer mit einem Pernilla-Buch anfängt, wird auch alle anderen Bände der Reihe lesen wollen. Sehr empfehlenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2016
Pala, Ivo; Kerner, Maiko; Fröhlich, Franziska

IVO PALAs Elbenthal-Chroniken


sehr gut

Ivo Pala hat sich auch als Drehbuchautor für Filme und TV-Serien einen Namen gemacht. Seine Elbenthal-Saga veröffentlicht er seit 2012. In den Elbenthal-Chroniken werden weitere Geschichten aus dem Elbenthal-Universum erzählt. Band 1 umfasst vier Abenteuer.

1) „Laurin – Weltenkrieger, Tochter der Drachen“ von Ivo Pala: Der Dunkelelben-König reist nach Bergutan‘ Rot. Einziger Gefährte sein weißer Adler Aari. Laurins Ziel ist die Brutstätte der Drachen. Als kurz vor der schwebenden Stadt eine Frau in Not ist, greift er ein.

2) „Yrr – Wächterin Midgards, Monster in den Schatten“ von Maiko Kerner: Elbenfürstin Yrr macht Urlaub bei ihrer Freundin Juna in Madrid. In einem Restaurant wird Juna die Handtasche von einem sehr flinken, zwergenartigen Dieb gestohlen. Yrr nimmt die Verfolgung auf. Ihr kommen Zweifel, dass es sich bei dem Täter um einen Menschen handelt.

3) „Raik – Wanderer zwischen den Welten, Der Sturmbleiche“ von Franziska Fröhlich: Raik findet sich in einer fremden Welt wieder. Wie ist er dorthin gekommen? Ein Gedächtnisverlust macht ihm zu schaffen. Als ihn Wölfe angreifen, fühlt er sich hilflos. Da kommt von unerwarteter Seite ein guter Rat.

4) „Lau’Ley – Göttin des Chaos, Nacht in Atlantis“ von Ivo Pala: Lau’Ley überfällt seit kurzem immer wieder ein irrsinniger Hunger. Sie kann sich die Ursache nicht erklären. Skelette pflastern ihren Weg. Verfällt sie völlig dem Wahnsinn?

Laurins Abenteuer ist ein gelungener Einstieg in Band 1. Trotz geballter Information am Anfang fällt das Eintauchen in seine Welt leicht. Actionreiche Szenen sorgen für Spannung, auch wenn sich erahnen lässt, dass Laurin aus den Kämpfen und Verfolgungsjagden als Sieger hervorgeht. Mit einer Rettungsaktion beweist Laurin Charakter. Die Idee des Adlergefährten, der aus Magie entstanden ist und besondere Fähigkeiten hat, imponiert. Eine überraschende Wende bringt nicht nur Laurin zum Staunen. Einen harten Kontrast zum ersten Abenteuer bildet die zweite Geschichte. Sie spielt in Dresden in der Menschenwelt und kann nicht die intensive Atmosphäre aufbauen. Die Kulissen Restaurant und Fashionshow für eine Lichtelben-Story sind gewöhnungsbedürftig. Zwar gibt es auch actionreiche Szenen, aber der Plot ist nicht halb so raffiniert gestrickt. An den Unterhaltungswert von Laurins Abenteuer kommt Yrrs Abenteuer nicht heran. Die dritte Geschichte basiert auf einer Prophezeiung. Raik ist der Wanderer, der das Geheimnis von Gott Odin lüften und seinen Plan zerstören könnte. Raik ahnt nicht, wo er gelandet ist und wer ihm magische Wölfe auf den Hals hetzt. Seine Aufgaben löst er mit viel Bauchgefühl. Im dritten Abenteuer überzeugen die phantasiereichen Elemente und ein scheinbar auswegloser Kampf. Die vierte Geschichte stammt wieder aus der Feder von Ivo Pala. Yrr bekommt es mit einer unberechenbaren Göttin des Chaos zu tun. Sie überzeugt als Heldin mit Starsinn, Mut und Tapferkeit. Ein ungleicher Kampf fesselt. Atlantis, die untergegangenen Stadt, als Kulisse, verstärkt die Spannung. Zwar nimmt das Monsterhafte etwas Überhand, aber insgesamt ein gelungenes Abenteuer. Fans der Elbenthal-Saga und Licht- und Dunkelelben liegen mit den Elbenthal-Chroniken richtig.

Auffällig ist das Symbol mit dem Drachen und dem Schwert. Das ungewöhnliche Detail zieht die Blicke auf das ansonsten eher schlichte Cover. Die Kombination von Blau und Silber passt zur Buchreihe. Das Abenteuerliche wird von Kapitel einleitenden Illustrationen unterstrichen. In der Gestaltung liegt viel Herzblut.

Bewertung vom 16.05.2016
Milan, Timm

Geheimnis Nr. 32


sehr gut

Timm Milans Arbeit in einer Grundschule beschert ihm einen sich stets erweiternden Schatz an Ideen für seine Kinderbücher. In „Geheimnis Nr.32“ sind Daniel und David zur falschen Zeit am falschen Ort.

Daniel und David sind für die Feier zum 25jährigen Schuljubiläum spät dran. Ein Klirren macht sie auf eine Dummheit aufmerksam. Davids große Schwester Lina und ihre Freundin Marie haben mit einem Ball das Fenster vom Lehrerzimmer kaputt geschossen. Als die Lehrerin Frau Wolle auftaucht, ergreifen die Mädchen die Flucht. Daniel und David haben geschworen, sie nicht zu verraten und geraten in eine blöde Situation. Bevor das Fenster repariert werden kann, werden die Schüler-Umschläge mit dem Geld für den Ausflug zur Eissporthalle geklaut. Wer ist der Täter?

In „Geheimnis Nr.32“ geht es um mehr als ein Geheimnis. David setzt alles daran, dass Lina aus dem Vorfall mit dem Lehrerfenster herausgehalten wird. Mit dem Diebstahl hat der Druck auf die beiden Jungs zugenommen. Es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als den Dieb zu finden. Für Schmunzler sorgen die vielen Gerüchte und Verdächtigungen. Wer neue Klamotten hat gerät genauso ins Visier wie jemand, der mit einem ähnlichen Briefumschlag wie die gestohlenen rumhantiert. Missverständnisse inbegriffen. Es geht um Vorurteile, Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe. „Geheimnis Nr.32“ orientiert sich an der Realität. Die Probleme von Schülern kommen auf den Tisch. Der eine muss um gute Zensuren kämpfen, der andere ist heimlich verliebt. Witzig sind Daniels Versprecher. Vor Aufregung kommen die seltsamsten Sätze raus. David dagegen behält auch in brenzligen Situationen den Überblick und hat auf alles eine Antwort. Daniel wächst an den Herausforderungen. Originell ist die Idee mit der Pringles-Dose und dem Hüter der Geheimnisse. Auch die Namen der Lehrerinnen wie Frau Asche-Feinstrick sind unterhaltsam. Im Zuge von Daniels und Davids Nachforschungen nimmt die Geschichte eine unerwartete Wende. Das Ernsthafte überrascht und will sich erst nicht so recht in die Geschichte einfügen. Daniels Französisch-Abwesenheits-Problem lenkt „Geheimnis Nr.32“ wieder in die humorvolle Richtung. Diebstahl, Sabotage oder Mundraub, auch die kriminalistischen Weisheiten haben Unterhaltungswert. Gerne hätte es noch abenteuerlicher und spannender zu gehen können. Vielleicht wäre eine andere Auflösung besser gewesen. Die Geschichte kriegt aber noch rechtzeitig die Kurve. Ein gezielter Seitenhieb gegen einen miesen Akteur ist gelungen. Nichts geht glatt wie im echten Leben. Daniel beweist mit einer Einsicht Charakter. „Geheimnis Nr.32“ ist für Kinder ab 10 Jahren gedacht und spricht Jungs und Mädchen gleichermaßen an.

Daniel und David auf geheimer Mission. Dank der Illustration von Alexander von Knorre werden die Erwartungen auf ein spannendes Abenteuer geschürt. Titel und Details sind sehr gut in Szene gesetzt. Mit 167 Seiten hat „Geheimnis Nr.32“ genau die richtige Länge für einen altersgerechten und kurzweiligen Lesespaß. In jedem Kapitel wird mindestens ein Geheimnis offenbart. Das Buch regt dazu an, über eigene Schulgeheimnisse nachzudenken und könnte auch für die ein oder andere interessante Diskussion sorgen.

Bewertung vom 09.05.2016
Nimrod, Edgar E.

Der geheimnisvolle Bannfluch / Die Eichenwaldsaga Bd.1


gut

Mit Band 1 „Der geheimnisvolle Bannfluch“ startet die Eichenwaldsaga von Edgar E. Nimrod. Die Eichnoks Arun und Gnork erleben ihr erstes großes Abenteuer.

„Die Jungs waren ihr ans Herz gewachsen, doch mittlerweile machten sie ihr das Leben ziemlich schwer. Die ganze Zeit steckten sie die Köpfe zusammen und heckten irgendeinen haarsträubenden Unfug aus, der langsam aber sicher das ganze Dorf gegen sie aufbrachte.“ Großmutter Serit macht sich Sorgen um Arun und Gnork. Tatsächlich geraten die beiden jungen Eichnoks in Schwierigkeiten. Ihre Strafe fällt anders aus als gedacht.

„Was jedoch kaum jemand ahnt: Der Hardtwald birgt ein uraltes Geheimnis! Nein, nein, so leicht kommt ihr ihm nicht auf die Spur. Ihr müsst schon mit offenen Augen und wachem Verstand unterwegs sein, um es zu ergründen. Vielleicht habt ihr Glück und entdeckt ihn dann, den verborgenen Zugang.“ Eine Welt, die unweit der realen existiert? Autor Edgar E. Nimrod schürt in seinen Lesern die Phantasie. Augen auf, alles ist möglich. Die persönliche Ansprache des Prologs ist ein kluger Schachzug. So wird von Anfang an ein Band geknüpft, das nicht mehr zerreißt. Arun und Gnork haben Großbürger Rogat mal wieder einen Streich gespielt. Mit dem Freilassen der Blattlausherde sind sie dieses Mal zu weit gegangen. Als Strafe sollen sie drei Wochen der Kräuterweisen Grima helfen. Dabei haben sie den Kontakt zur Kräuterhexe immer gemieden. Für die beiden Eichnoks ist die Arbeit eine große Herausforderung. Sie können nicht ahnen, dass ihnen noch viel Anstrengenderes und Gefährlicheres bevorsteht. Es fällt leicht, in die Welt der Eichnoks einzutauchen. Der 13jährige Gnork z. B. ist nur 13 ½ Zentimeter groß. Eichhörnchen und Wiesel sind die Feinde der Eichnoks. Autor E. Nimrod hat eine komplett neue Welt erdacht, die neben der realen Welt ohne Weiteres existieren könnte. Leider ist das Tempo sehr langsam. Es wird viel Wert auf die Figurenvorstellung gelegt. Arun und Gnork sind liebenswerte Lausbuben. Durch eine Unachtsamkeit von Gnork fliegt ein Streich auf. Ein auffälliger Charakter ist die Kräuterweise Oma Grima mit ihrer Sturheit und ihrem Eigensinn. Jede, der Figuren könnte, abgesehen von Aussehen und Größe, so auch in der Menschenwelt vorkommen. Sie entsprechen ein bisschen zu sehr Klischees. Cover und Titel haben hohe Erwartungen geschürt. Tatsächlich kommt das Abenteuerliche viel zu kurz. Zwar erleben Arun und Gnork die ein oder andere brenzlige Situation, aber echte Spannung will nicht aufkommen. Es lässt sich jedes Mal erahnen, dass alles gut ausgeht. Einiges ist vorhersehbar. Etwas actionreicher geht es erst zum Ende hin zu. Es fehlt an wirklich fesselnden Szenen. Originell ist die Idee mit den Traumknüpferinnen. Sie sorgen für phantasiereiche Elemente. Mehr solcher speziellen Einfälle hätten den Unterhaltungswert gesteigert. Der erste Band beantwortet zu wenige Fragen und bietet keine abgeschlossene Geschichte. Am Ende entsteht das Gefühl, sich erst in der Mitte des Abenteuers zu befinden. Das ist sehr schade und ruft Enttäuschung hervor. Im Fall der Eichenwaldsaga wäre es wohl besser, alle Bände auf einmal parat zu haben und gleich weiter lesen zu können.

Das Cover stimmt auf eine spannende, abenteuerliche Geschichte ein. Die abgebildete Szene wirkt magisch und erinnert ein bisschen an den Film „Avatar – Aufbruch nach Pandora“. Auch der Titel verspricht eine fesselnde Geschichte. Der Inhalt erfüllt die Erwartungen leider nur zum Teil.

Bewertung vom 08.05.2016
Milan, Timm

Kaninchenschmuggel oder wie ich Mehlchen rettete / Granola Bd.1


ausgezeichnet

Nach „Geheimnis Nr.32“ ist „Kaninchenschmuggel oder Wie ich Mehlchen vor dem Verschimmeln rettete“ das neueste Werk von Autor Timm Milan. Granola gerät in eine Zwickmühle und weiß nur noch einen Ausweg.

Granolas Klassenlehrerin Frau Mehl hat sich bei einem Unfall ein Bein gebrochen. Die Vertretung Frau Korn bringt nicht ganz so viel Verständnis für ihre Schüler auf. Der Ausflug in den Streichelzoo ist eine willkommene Abwechslung. Granola liebt Kaninchen und kann gar nicht mit ansehen, wie eines der Tiere platschnass vom Regen ist. Eigentlich will sie es nur trocken reiben, aber dann kommt eines zum anderen und plötzlich ist das Kaninchen in Granolas Rucksack.

Die Hauptfigur nach einem Schokokeks zu benennen, ist eine originelle Idee. Granolas kleine Schwester Alina hat eine Laktose-Intoleranz. Granola meint, unter einer Grammatik-Intoleranz zu leiden. Ihre verdrehten Wortkreationen und Rechtschreibfehler sind sehr unterhaltsam. Bei den Wortkreationen fällt die Zuordnung nicht immer leicht. Hilfreich und ein lustiger Zusatz ist „Granolisch – Deutsch“ am Ende des Buches. Durch ihre ganz eigene Sprache wirkt Granola sofort liebenswert. Aus Klassengemeinschaft wird Klassengeschweinschaft, auch Streichelzoo Streichelpo, auch das Smat-Foun liest sich in Granolisch viel unterhaltsamer. Eigentlich ist Granola mit Jule befreundet, aber die denkt sich zusammen mit Erik einen ganz üblen Streich aus. Kann Granola ihr verzeihen? Das Thema „Mobbing“ nimmt in dieser Geschichte nur geringe Ausmaße an. Es fällt leicht, mit Granola mitzufühlen. Fiesen Streichen steht Granola etwas hilflos gegenüber. Ihr Selbstbewusstsein ist noch nicht so ausgeprägt, dass sie Kontra geben würde. Mit ihrem Granolisch und ihrer eigenen Sicht der Dinge lebt Granola ein bisschen in ihrer eigenen Welt. Rührend ist die innige Beziehung zu ihrer kleinen Schwester. Viele Szenen lassen Bilder im Kopf entstehen. Autor Timm Milan beweist für seine Figuren viel Feingefühl. Die Geschichte wirkt real. Dass Granola eine eigene und sehr besondere Sprache erhält, macht sie einzigartig. Sie ist eine tolle Hauptfigur für eine Kinderbuchreihe. Interessant wäre, wie sie sich mit jedem Jahr weiter entwickelt. Kann ein Kaninchen schimmeln? Granola ist fest davon überzeugt. Es fällt leicht, Granola abzunehmen, in eine nicht vorhersehbare Situation zu geraten. Wem ist nicht schon einmal eine Dummheit passiert? In „Kaninchenschmuggel oder Wie ich Mehlchen vor dem verschimmeln rettete“ geht es auch um das große Thema Freundschaft. Granola steht am Anfang der Geschichte eher allein da und wird zum Spielball ihrer Mitschüler. Wie alle Kinder sehnt auch sie sich nach echten Freunden. Wird sich das Blatt wenden? Granola wirkt wie ein Mädchen von nebenan, könnte in jedem Klassenzimmer sitzen und schleicht sich gerade deswegen in die Herzen der Leser.

Mit der Szene im Streichelzoo kommt Granolas Abenteuer in Fahrt. Die Illustration stimmt auf eine unterhaltsame Geschichte ein. Der kreative Titel zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Eine sehr gelungene Gestaltung! „Kaninchenschmuggel oder Wie ich Mehlchen vor dem Verschimmeln rettete“ ist für Kinder ab 8 Jahren gedacht und spricht besonders Mädchen an.