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Furbaby_Mom

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Insgesamt 506 Bewertungen
Bewertung vom 24.04.2020
Parks, Amy Noelle

Can you help me find you?


sehr gut

Erfrischend anders!
Mit ihrem im März 2020 beim Rowohlt Verlag erschienenen Debütroman "Can you help me find you?" hat Amy Noelle Parks einen unterhaltsamen Jugendroman erschaffen, der nicht nur aufgrund seiner auf Bildung ausgelegten Handlung von der Norm abweicht, sondern mit überraschend tiefgründigen Charakteren punktet. Die Covergestaltung und der Buchtitel sind eine niedliche Anspielung auf das "Can you help me find…?"-Bibliothek-Spiel der beiden Hauptfiguren.

Die Teenager Evie und Caleb sind beide höchst talentiert in Naturwissenschaften, wobei Evie der "Rockstar" unter ihnen ist; allerdings ist es nicht nur ihre Genialität, die Caleb seit nunmehr vielen Jahren an seiner besten Freundin fasziniert – ein Leben ohne Evie ist für ihn schier unvorstellbar und ebenso geht es ihr. Mit dem kleinen Unterschied, dass Caleb in ihren Augen seinen festen Platz in der Friendzone hat – während er sogar eine heimliche Liste führt über all die verpassten Gelegenheiten, in denen er Evie am liebsten geküsst hätte. An Evie Beckham beißen sich sämtliche Jungs des Elite-Internats die Zähne aus, ihr Herz schlägt für Zahlen und Formeln, nicht für Flirts. Das ändert sich schlagartig, als Leo neu an die Newton Academy kommt – entsetzt muss Caleb feststellen, dass sein heimlicher Schwarm sich vor seinen Augen in jemand anderen verliebt. Hätte er offensiver vorgehen sollen? Bex, Evies beste Freundin, ist überzeugt, dass Caleb sich nur mal richtig ins Zeug legen und sich vorerst in Geduld üben müsse. Doch leider gibt es keine perfekte Formel für die Liebe und noch dazu steht der wichtigste Schülerwettbewerb des Jahres an. Wird Caleb trotz Gefühlschaos seine Chance auf ein Collegestipendium nutzen können – und endlich Evie erobern?

Die Geschichte ist abwechselnd aus Calebs und Evies Perspektive geschrieben; mit gleicher Intensität werden uns die Emotionen und Gedanken beider Protagonisten geschildert, sodass man zu beiden Figuren einen angenehmen Bezug entwickelt und sich in ihre jeweilige Situation hineinversetzen kann. Speziell Evies Phobien und Spleens werden mit entsprechendem Ernst beschrieben. Tatsächlich hat sie es nicht leicht gehabt, ist in der Vergangenheit oft gemobbt, ausgegrenzt und mit Vorurteilen konfrontiert worden (- ihre Mutter ist eine ganz eigene Baustelle! -) – immer war Caleb ihr Fels in der Brandung gewesen. Sie ahnt nicht, dass er sich längst rettungslos in sie verliebt hat. Ihre Entwicklung ist mit Abstand die stärkste. Trotzdem war Caleb mein Favorit in dieser Story – ein herzensguter, aufrichtiger Junge. Auch Bex, deren übertrieben religiöse Eltern sie nur aufgrund eines Kompromisses nach Newton gelassen haben, ist eine schillernde, herrlich amüsante Persönlichkeit, von der ich sehr gerne mehr lesen würde!

Ein zentrales Handlungselement sind Naturwissenschaften, speziell Mathematik und Physik, ebenso Informatik. Es werden zahlreiche Fragestellungen, Experimente und Erkenntnisse ungewöhnlich detailliert erwähnt – sicherlich in vereinfachter Form, aber dennoch ziemlich anspruchsvoll. Ich habe mich nie sonderlich für Mathematik erwärmen können, weshalb ich besonders gespannt auf die Story war. Der Autorin gelingt es auf jeden Fall, ihre eigene Faszination bezüglich Zahlen miteinfließen zu lassen, auch wenn es (- für meinen Geschmack -) gerne ein, zwei Fälle weniger hätten sein können. Von Adinkras hatte ich übrigens noch nie gehört, wieder was gelernt!

Fazit: Mathe-Nerds werden begeistert sein von diesem Roman – ebenso Fans von süßen, recht unschuldigen Teenager-Love-Stories. Der Schreibstil ist locker und jugendlich, die Dialoge durch und durch authentisch. Solide 4 Sterne!

Bewertung vom 02.04.2020
Benedikt, Caren

Die nach den Sternen greifen / Das Grand Hotel Bd.1


gut

Weniger wäre mehr gewesen.
Dieses knapp über 500 Seiten umfassende Werk stellt den Auftakt zu einer Familiensaga dar, deren Haupthandlungsorte Berlin sowie Binz sind; dort befinden sich die Immobilien der wohlhabenden Familie von Plesow und sie könnten unterschiedlicher kaum sein. Beide Häuser, das Grand Hotel und das Astor, streben nach Eleganz, Opulenz und sind um den schönen Schein bemüht. Welch tragische Dramen, Machtkämpfe und Intrigen sich teilweise hinter den Fassaden abspielen, bleibt den meisten Gästen verborgen.

Zunächst war ich ein wenig erschlagen von der Vielzahl der Figuren – es sind wirklich zahlreiche Charaktere, in dessen Gedanken man Einblick erhält. Die vergleichsweise hohe Anzahl an unterschiedlichen Perspektiven (diverse einzelne Familienmitglieder, ihre Angestellten, …) vermittelt einen ungewöhnlich umfangreichen Überblick über die damalige Gesellschaft(sordnung) und hat zur allgemeinen Spannung beigetragen, allerdings konnte ich zu den wenigsten Protagonisten wirklich Nähe aufbauen, viele waren mir schlichtweg unsympathisch. Von Bernadette, der in meinen Augen die bedeutendste Rolle zukam, war ich positiv überrascht; sie durchlebt im Laufe der Handlung einen Wandel, der sie am Ende des Werkes zu meiner Lieblingsfigur werden ließ. Das massive Konstrukt an Nebenhandlungen war mir persönlich zu viel; eine Geschichte mit ein paar weniger Handlungssträngen hätte mir deutlich besser gefallen. Mir ist bewusst, dass der erste Band einer Reihe dazu dienen soll, die Weichen für den Fortlauf der Story zu stellen; doch gerade aus diesem Grunde hätte ich mir lieber weniger 'Drumherum' und stattdessen einen größeren Fokus auf die verbleibenden Perspektiven gewünscht.

Ich hätte nicht mit so viel Brutalität und Action gerechnet – prinzipiell kann ich solche Szenen schon lesen, ich hatte sie lediglich nicht im vorliegenden Werk erwartet, welches mir über große Strecken wie ein Krimi erschien. Das hat dem Ganzen etwas von der ursprünglichen Leichtigkeit genommen und letztlich den Leseeindruck mit einem leicht negativen Touch getrübt.

Den Schreibstil der Autorin habe ich als sehr angenehm empfunden; er strotzt vor bildreichen Beschreibungen und viele Ausdrücke, entsprechen der Alltagssprache der damaligen Zeit, was ich bei historischen Romanen immer besonders mag. Insbesondere die zu Anfang jedes Kapitels gewählten Zitate fand ich sehr inspirierend und treffend gewählt. Auch das wunderschöne Cover möchte ich lobend hervorheben; die Abbildung passt perfekt zum vornehmen Grand Hotel.

Fazit: Es ist definitiv kein 'typischer' historischer Roman, was ja nicht schlecht sein muss. Verdiente 3.5/5 Sterne. Wer neben einer turbulenten Familiengeschichte auch für Action zu begeistern ist, wird dieses Werk lieben.

Bewertung vom 30.03.2020
Knoll, Rebekka

Blaue Nächte


gut

Bittersüße Geschichte.
Als Kinder lernen Lotte & Emil sich kennen & lieben, doch dann werden sie durch einen Umzug entzweit. Es ist eine andere Zeit – man kann nicht mal eben per Facebook nach jemandem suchen. Emil gibt die Hoffnung nicht auf, seine Lotte wiederzufinden; er sucht & sucht & hofft & verzweifelt. Es werden Jahre vergehen, bis sie sich tatsächlich wiederbegegnen. Inzwischen sind sie junge Erwachsene, erleben die wilden 60er Jahre, tanzen in ihrem Lieblingslokal zu Beatles-Songs & die Welt scheint ihnen zu gehören. Und doch ist alles anders inzwischen, denn das Schicksal scheint ihnen bewusst immer wieder Steine in den Weg zu legen. Hier kommt die berühmte 'Was-wäre-wenn-Frage' ins Spiel, die sich jeder Mensch irgendwann stellt – was wäre gewesen, wenn ich mich in einer bestimmten Situation anders entschieden hätte? Und lohnen sich solche Grübeleien überhaupt? Sollte man sich nicht vielmehr mit dem aktuellen Schicksal arrangieren, so wie es ist? Oder darf man die Hoffnung nie aufgeben? 50 Jahre später vertritt die junge Milena ihre Mutter im Tanzlokal 'Blue Nights'; alles dort nervt sie: zu viele Leute, zu viel Lärm...zu viel Lebendigkeit. Als ein verzweifelter älterer Herr Einlass in das Lokal begehrt und behauptet, er hätte dort eine Verabredung, schickt sie den Mann irritiert weg. Doch der Zwischenfall lässt ihr keine Ruhe... Hat sie unbewusst einen furchtbaren Fehler begangen?
Die Geschichte wird im Wechsel zwischen Gegenwart- & Vergangenheit erzählt, wobei die letztere Ebene mir etwas besser gefallen hat. Insbesondere der Einstieg in die Handlung ist wunderbar einladend gestaltet worden. Die Autorin schafft mit ihrem künstlerischen, oftmals leicht melancholischen Schreibstil eine ganz besondere Stimmung, die zwischen Nostalgie & Schwermut schwankt. Herausragend für mich sind die Erinnerungen Milenas an einen gemeinsamen Moment mit ihrem mittlerweile verstorbenen Großvater; dieser Augenblick im Garten ist mit so viel Feingefühl beschrieben worden…wirklich ganz großes schriftstellerisches Kino!
Der Mittelteil beinhaltet ein paar Passagen, die mir ein wenig langatmig erschienen; für meinen Geschmack hätten manche Ausführungen etwas kompakter sein können. Die konstante Intensität las sich rein textlich zwar schön, bremste aber die Handlung zu sehr aus. Irgendwann wurde selbst mir Romantikerin das ewige Hin & Her zwischen den Protagonisten zu viel; es erinnerte mich an die 2 Königskinder, die nie zueinander finden. Abgesehen davon kann ich kein Mitleid für jemanden aufbringen, der ach-so-unglücklich in einer Beziehung ist, aber nicht den Hintern hochbekommt, dieses Trauerspiel zu beenden & mit diesem egoistischen Verhalten seinen Partner um wahres Liebesglück bringt. Jeder Mensch hat es verdient, zu 100% geliebt zu werden, ohne d. dem Partner jahrelang eine andere Person im Kopf herumspukt; das finde ich einfach nur unfair und kann für solch einen Charakter keine Sympathie empfinden.
Alle Figuren wirkten auf mich letztlich etwas entrückt & unnahbar, sind mir fremd geblieben. Einzig Milenas beste Freundin lockerte das Ganze etwas auf. Dieser Kontrast zwischen den Frauen ist absolut glaubwürdig ausgearbeitet worden. Auch die Beziehung zu ihrer Mutter ist sehr interessant. Milena selbst hat zu Beginn des Romans den Kopf in den Wolken, lebt nicht, sondern existiert nur verloren und relativ weltfremd/naiv vor sich hin. Ich hätte sie gerne ein wenig geschüttelt & ihr zugerufen, d. sie sich selbst doch genug sein sollte – wieso macht sie ihr Glück von einem Mann abhängig? Vom Ausgang der Geschichte war ich leider aus mehreren Gründen nicht begeistert; an Milenas Stelle hätte ich definitiv viele Dinge anders entschieden. Es bleibt auf jeden Fall spannend bis zum Schluss; überhaupt gab es allerlei überraschende Wendungen. Insgesamt hätte ich mir noch mehr Sixties-Feeling und weniger Tragik/Drama erhofft.
Fazit: Eine Empfehlung für alle Fans von "Die fabelhafte Welt der Amélie" aufgrund des ähnlich poetisch anmutenden,

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Bewertung vom 30.03.2020
Lester, Natasha

Die Kleider der Frauen


ausgezeichnet

Ein bedeutender Roman!
N. Lester hat mit ihrem tiefgründigen Roman "Die Kleider der Frauen" (erschienen im Februar 2020 bei Aufbau Taschenbuch) ein ganz zauberhaftes, inspirierendes Werk erschaffen, das nicht nur Mode-Fans in Verzückung versetzen wird, sondern auch ob seiner Mannigfaltigkeit an reizvollen Themen und spannenden Handlungssträngen einen mitreißenden Pageturner voller Hoffnung und Schönheit darstellt.
Paris 1940: Seit geraumer Zeit hat Estella, die als Haute-Couture-Schneiderin in der französischen Hauptstadt lebt, bereits den Verdacht, dass ihre Mutter Jeanne im Widerstand tätig sein könnte, nur hatte diese stets ausweichend auf ihre Fragen reagiert. Indes rücken die Deutschen immer näher und die Hoffnung, dass Paris vor ihnen verschont bleiben würde, schwindet mit jedem Tag mehr. Wer kann, flüchtet. Als Estella sich eines Abends für wenige Stunden gemeinsam mit ihren Freunden von der tristen Situation ablenken möchte, steht sie plötzlich dem charismatischen wie auch geheimnisvollen Alex gegenüber. Er kennt ihre Mutter, mehr noch – er benötigt dringend Estellas Hilfe. Wider Erwarten findet sich die junge Frau in einer Undercover-Spionage-Aktion der Résistance wieder. Sie ahnt nicht, d. dieser schicksalhafte Abend, ebenso wie die Begegnung mit Alex, ihr Leben grundlegend verändern wird. Wenige Tage später muss sie Frankreich überstürzt verlassen und nach Amerika flüchten. In New York will sie endlich eigene Kleider entwerfen und sich einen Namen in der männerdominierten Modewelt machen. Vor allem möchte Estella dieses Geschenk, ein Leben fernab vom Krieg, Jeanne zuliebe nutzen. "Zwar konnte sie nicht in den Krieg ziehen, konnte Paris nicht retten, aber sie konnte Kleider nähen, Kleider, in denen Frauen sich stärker, wagemutiger und tapferer fühlten." Gerade als Estella glaubt, sich langsam in New York City zurechtzufinden, wird sie mit einem Familiengeheimnis konfrontiert. Basiert ihr ganzes Leben auf einer Lüge? Im Erzählstrang der Gegenwart hadert Estellas Enkelin Fabienne mit der Frage, ob sie sich die Nachfolge in Estellas Unternehmen zutraut und stolpert dabei über einige Ungereimtheiten in ihrer Familiengeschichte.
In eindringlichen, stimmungsvollen Bildern und mit unglaublicher Authentizität zeichnet die Autorin das unverwechselbare Flair von den Metropolen Paris und New York City. Im Gegensatz zu vielen anderen Werken mit gleichem Setting werden hier nicht nur Sehenswürdigkeiten aneinandergereiht und der Leserschaft in leeren Phrasen aufgelistet – nein, im vorliegenden Roman spürt man in jeder Zeile, in jeder detaillierten Beschreibung den Puls der jeweiligen Stadt, streift mit Estella durch die verlassenen Straßen des Marais, erlebt den Charme und die unerschütterliche Eleganz von Paris, taucht in den lebendigen Buzz des Big Apple ein. Für mich war es das 1. Buch der Autorin und ihr erfrischender, beinahe schon poetischer Schreibstil hat mich restlos begeistert!
Die Geschichte lebt von ihren starken Charakteren, insbesondere Estella ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die man einfach nur bewundern kann und ins Herz schließen muss; gebannt habe ich ihren Lebensweg mitverfolgt. Die Beziehung zu ihrer Mutter, ebenso die Bindung zwischen Estella und Fabienne sind mit außergewöhnlich viel Feingefühl porträtiert worden. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, wobei der Fokus auf den beiden weiblichen Hauptfiguren liegt.
Es ist ein Buch über Hoffnung & Mut, über Freundschaft & Liebe, über Familie & Geheimnisse. Der rote bzw. goldene Faden, der sich als zentrales Thema durch die Handlung zieht, ist Mode: die Kleider, die für Estella so viel mehr sind als nur ein hübsches Stück Stoff. Nach der Lektüre dieses Romans wird man seine Kleidung mit anderen Augen sehen. "Erstaunlich, dass ein Kleidungsstück so viel Bedeutung haben konnte und eine Macht besaß, die weit über Stoff, Faden und Schnittmuster hinausging."
Fazit: Unbedingte Leseempfehlung für alle Liebhaber von historischen Romanen!

Bewertung vom 28.03.2020
Lüpkes, Sandra

Die Schule am Meer


gut

Ein ungewöhnliches Internat!
Das Ehepaar Reiner hatte eine Vision: auf der Nordseeinsel Juist wollten sie eine Schule gründen, in der jedes Kind willkommen sein sollte; eine Lehranstalt, die sich mit innovativen Lehrmethoden auszeichnen, in der jedem Kind die nötige Aufmerksamkeit & individuelle Förderung zukommen sollte. Musik nimmt einen hohen Stellenwert ein, ebenso die Verbundenheit zur Natur. In diesem reformpädagogischen Inselinternat, das es einst tatsächlich so auf Juist gegeben hat, steht die Gemeinschaft im Vordergrund. Dieser Zusammenhalt ist auch bitter nötig, denn vielen Bewohnern der Insel ist die Tatsache ein Dorn im Auge, d. die Schule als Hort für Juden & Kommunisten gilt.
Zu Beginn habe ich ein klein wenig mit der Vielzahl der Figuren gehadert. Für spätere Ausgaben des Werkes wäre ein Personenregister eine sinnvolle Ergänzung. Erzählt wird abwechselnd aus mehreren Perspektiven: Schulpersonal, Schüler/innen, Insulaner/innen…auch in die Gedanken des Antagonisten taucht man regelmäßig ein. Hierdurch lernt man viele Charaktere gleichermaßen intensiv kennen, sympathisiert mit dem einen o. anderen, während man gewissen Protagonisten am liebsten gehörig die Meinung geigen würde. Insgesamt blieben mir dennoch die meisten von ihnen eher fremd; ihr Schicksal berührte mich zwar, doch wirklich mitgelitten, mitgefiebert habe ich nicht. Den größten Teil der Handlung nimmt das Internatsleben selbst ein: die alltäglichen Erlebnisse des Lehrpersonals (wobei der Unterricht selbst eher oberflächlich skizziert worden ist), vor allem aber Freizeiterlebnisse der Schüler/innen stehen im Vordergrund: Mutproben, Freundschaft, 1. Liebe…
Geschichtliche Ereignisse fließen eher am Rande in die Rahmenhandlung ein. Es ist kein rasanter Roman mit unheimlich nervenaufreibenden Passagen; vielmehr erschien es mir, als würde man hier an einem Stück Vergangenheit teilhaben dürfen. Es erinnert mich entfernt an eine Art Familien-Saga. In aller Ruhe beschreibt die Autorin die Inselschönheit, die lokalen Begebenheiten der Schule & des Ortes, lässt uns am Entwicklungsprozess der Charaktere teilhaben. Man muss sich Zeit nehmen für dieses Werk, damit sich dessen volle Wirkung entfalten kann & das ist auch gut so. Der Schreibstil ist gut verständlich, ebenso angenehm wie anspruchsvoll und voller detaillierter Beschreibungen. Es wird deutlich, welch intensive Recherche Autorin Sandra Lüpke betrieben hat; mühelos verknüpft sie wahre historische Hintergründe, Personen, Begebenheiten mit Fiktion. Alles in diesem Roman, von den Dialogen bis hin zur Szenerie, der Inselatmosphäre und den Charakteren wirkt ungemein glaubwürdig und authentisch. Manche Passage des beinahe 600 Seiten umfassenden, in ungewöhnlich lange Kapitel eingeteilten Romans hätten etwas kompakter ausfallen können – oder wären idealerweise zu einer ausführlicheren Schilderung des eigentlichen Schulkonzepts genutzt worden; auch mehr Details zu geschichtlichen Begebenheiten wären möglich und durchaus interessant gewesen, so hätte ich z.B. gerne mehr über den Eiswinter gelesen. Hinsichtlich Waldi ahnte ich von Anfang an, welche Entwicklung folgen würde und fand diese absolut unnötig – musste das wirklich noch sein? Alles in allem überwiegt ein eher schwermütiger Ton, der hier und da durch die wundervolle Sprachkunst der Autorin abgemildert und durch humorvolle Anekdoten etwas aufgelockert wird. Nun ja, immerhin war die Realität damals tatsächlich kein Zuckerschlecken, es waren harte Jahre.
Fazit: Ein auf wahren Tatsachen basierender Internatsroman, der vor einem interessanten geschichtlichen Hintergrund angesiedelt ist. Der Fokus liegt ganz klar auf der persönlichen Entwicklung der Figuren sowie auf dem allgemeinen Internatsalltag - weniger auf dem historischen Aspekt. Ein Aufbau mit ein, zwei Perspektiven weniger hätte wahrscheinlich mehr Nähe zu den verbleibenden Figuren bewirkt. Tolle Grundidee, hervorragende sprachliche Umsetzung, Handlungsinhalt nicht mitreißend, aber unterhaltsam.

Bewertung vom 26.03.2020
Iosivoni, Bianca

Feeling Close to You / Was auch immer geschieht Bd.2


sehr gut

Schon viel Positives hatte ich über das schriftstellerische Talent von B. Iosivoni gehört und freute mich unbändig über die Gelegenheit, mir endlich selbst eine Meinung diesbezüglich bilden zu können. "Feeling Close To You" ist der 2. Band der "Was auch immer geschieht"-Reihe. Aufgrund der vielversprechenden Leseprobe ahnte ich bereits im Vorfeld, d. dieses Buch mir in Sachen Schreibstil, Handlungsaufbau & Ausarbeitung der Figuren außerordentlich gut gefallen würde. Tatsächlich habe ich mir nach wenigen Kapiteln zusätzlich Band 1 der Dilogie bestellt; beide Werke haben jeweils eine in sich geschlossene Handlung & können unabhängig voneinander gelesen werden.
Teagan steht kurz vor ihrem Highschool-Abschluss. Sie ist die klassische Außenseiterin, weil sie anders ist als der Durchschnitt. Selbstbewusst trägt sie ihre Tattoos & ihre neonlila gefärbten Haare zur Schau. Auch charakterlich sticht Teagan aus der Masse hervor, indem sie Oberflächlichkeit jeglicher Art keine Bedeutung beimisst & sich nicht von aufgesetzter Freundlichkeit einlullen lässt. Sie möchte Game Design studieren, denn in der Onlinewelt fühlt sie sich wohl, hier kann sie sich mit Gleichgesinnten austauschen, hier ist sie kein Freak, kein Sonderling. Nachts streamt sie live Videospiele & bessert mit den Einnahmen ihre Collegekasse auf, denn ihr Dad würde ein Studium finanziell zwar unterstützen, allerdings nur, wenn Teagans Studienfach etwas 'Vernünftiges', etwas 'Seriöses' wäre. - Nur über Teagans Leiche! In einer ihrer nächtlichen Sessions besiegt sie ausgerechnet den erfolgreichen Gamer Parker. Der mit einem eigenen YouTube-Kanal & Millionen von Followern gefeierte Star der Gaming Szene ist wenig begeistert, dermaßen vorgeführt zu werden von einer unbekannten Spielerin und will unbedingt mehr über sie herausfinden. Schon bald entwickelt sich ein Dialog zwischen ihm & Teagan; beide genießen den lockeren, ungezwungenen Chat und kommen sich trotz der räumlichen Distanz immer näher… Man merkt, d. die Autorin selbst eine Vorliebe für Videospiele hat; ihre Begeisterung dafür ist in allen betreffenden Szenen deutlich spürbar - man möchte am liebsten direkt selbst zum Controller greifen und mitspielen! Die detaillierten, enorm ansprechenden Beschreibungen der Onlinespiele haben mich – zu meiner eigenen Überraschung - absolut mitgerissen, beeindruckt und mein Interesse für dieses Hobby geweckt. Nie hätte ich gedacht, d. ich die Schilderung von einzelnen Spielzügen o. Spielfiguren dermaßen spannend finden könnte! Wer sich selbst nicht mit Onlinespielen identifizieren kann & befürchtet, gewissen Szenen des Romans nicht folgen zu können, dem kann ich diese Sorge getrost nehmen: auch für Nicht-Zocker (& unerfahrene Neulinge wie mich) ist alles zu diesem Thema mehr als verständlich erläutert worden. Ich finde es großartig, dass die Autorin mit sämtlichen Vorurteilen aufräumt – Gamer sind nämlich nicht automatisch männlich, Nerds & von Gewaltphantasien besessen.
Leider wirkte der Abschluss nicht ganz so 'rund', wie ich es mir gewünscht hätte. Das nennt man wohl Jammern auf hohem Niveau, denn abgesehen davon kann ich dieses Werk nur in den höchsten Tönen loben und jedem empfehlen, dessen Herz für New Adult-Romane schlägt!

Bewertung vom 24.03.2020
Bailey, Tessa

Verboten sinnlich / Duty & Desire Bd.2


ausgezeichnet

Ein Cop zum Verlieben!
Das wunderschöne, in blauen Farbtönen funkelnde Cover ist ein absoluter Eyecatcher & bildet den Mittelteil einer Panorama-Abbildung der Manhattan Skyline, welche sich über alle Bände der Trilogie erstreckt. Diese wundervoll amüsante, wahnsinnig sexy Buchreihe gehört schon jetzt zu meinen Jahreshighlights!
Zwar ist "Duty & Desire – Verboten sinnlich" eigentlich der 2. Band, jedoch war mir Teil 1 bis dato unbekannt gewesen & da jedes Werk eine in sich geschlossene Handlung hat, stellen im Grunde alle Romane eine ideale Einstiegsmöglichkeit dar.
Der Klappentext war enorm vielversprechend, die Leseprobe witzig und hey, die Geschichte spielt in New York City, einer meiner Lieblingsstädte – natürlich MUSSTE ich dieses Buch lesen! Noch ehe ich die letzte Seite umgeblättert hatte, war bereits der Vorgängerband bestellt, so begeistert hatten mich Setting, Figuren & Schreibstil der Autorin. Zeitgleich fragte ich mich: wie konnte es sein, dass ich noch nie zuvor von Tessa Bailey gehört hatte?!
In Buchforen & Onlineshops habe ich einige gemischte Reaktionen zu diesem Buch gelesen; natürlich ist es in puncto Gesamtentwicklung der Charaktere nicht mit einem schicksalsträchtigen Drama oder einem historischen Roman zu vergleichen, aber das hatte ich auch gar nicht erwartet. Im Gegenteil, ich hatte auf einen unterhaltsamen Feel-Good-Roman mit hohem Herzklopf-Faktor, allerlei prickelnden Szenen und dem obligatorischen Happy End gehofft – und all das habe ich bekommen. Obendrein gab es liebenswerte Figuren, authentische Dialoge und eine interessante Hintergrundstory, die ich so noch nie zuvor in einem Werk gelesen habe. Hätte Jacks Background weiter ausgebaut werden können? - Sicher, doch ich denke, das hätte dem Ganzen einen deutlich schwermütigeren Stempel verpasst. Die aktuelle Auflösung hingegen fand ich ideal – definitiv ausreichend genug, um Spannung zu erzeugen und detailliert genug, um glaubwürdig zu sein. Alles andere wäre mir – im Rahmen eines Wohlfühlromans – too much gewesen.
Katie ist mehr als nur eine klassische irische Schönheit. Sie hatte ihre Jugend dem Profisport gewidmet und dabei sogar olympisches Gold geholt - für Freizeitvergnügungen und Männer war wenig Zeit geblieben...bzw. nie. Während ihres zweiwöchigen Aufenthalts in der 'Stadt, die niemals schläft' möchte sie unbedingt all das Versäumte nachholen - inklusive einer heißen Nacht, denn Katie ist noch Jungfrau. Als sie Jack begegnet, scheint er der perfekte Kandidat für dieses Vorhaben zu sein. Sie ahnt nicht, dass sie einander bald auf gänzlich unerwartetem Terrain wiedersehen werden… Jack hat das Herz am rechten Fleck. Er ist unheimlich loyal, stets ehrlich, charmant und irrsinnig attraktiv. Allerdings betrinkt er sich regelmäßig, um gewisse Erinnerungen zu verdrängen, anstatt sich den Dämonen seiner Vergangenheit zu stellen. Der Mann braucht Struktur in seinem Leben – das findet auch seine beste Freundin Danika, die ihn zu einer Ausbildung beim NYPD überredet hatte und nicht begeistert ist von der Tatsache, dass Jack sich lieber in bedeutungslose One-Night-Stands flüchtet als sich auf sein Polizeitraining zu konzentrieren.
Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptprotagnisten. Ich war positiv überrascht darüber, wie gut ich Jacks Sichtweise nachvollziehen konnte; es war faszinierend und berührend zugleich, seinen Wandel mitzuverfolgen. Katie ermutigt Jack, an sich selbst zu glauben. Ihr erfrischend herzliches, aufrichtiges Wesen und ihre beinahe schon kindliche Begeisterungsfähigkeit haben mich direkt für sie eingenommen. Auch die Nebenfiguren, speziell Danika, gefielen mir sehr! Den Schreibstil würde ich als eine Mischung aus sündig-heiß (- es sind zahlreiche Erotikszenen & entsprechende Formulierungen enthalten -) und humorvoll-locker beschreiben – die Seiten flogen nur so dahin!
Fazit: Das heißeste Lesevergnügen seit Langem!

Bewertung vom 09.03.2020
Mommsen, Janne

Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung / Inselbuchhandlung Bd.3


ausgezeichnet

Home is where the heart is.
Erneut hat Erfolgsautor Janne Mommsen einen Roman erschaffen, der Lust auf einen Urlaub an der Nordsee macht. Was für ein gutes, ehrliches Buch! Es mag viele Wohlfühlromane geben, deren Handlung auf einer Insel angesiedelt ist, aber oftmals gehen die Beschreibungen nur in seltenen Fällen über kreischende Möwen und rauen Wind hinaus. Hier allerdings sieht man die idyllische Nordseeinsel Föhr durch die Augen des Autors und spürt seine Liebe für das kleine Eiland auf jeder Seite. Zudem ist dieses Werk viel mehr als nur ein gemütlicher Schmöker mit sommerlichem Cover – wie auch im Vorgängerband ("Die Bücherinsel") wird eine wichtige und interessante Thematik aufgegriffen.
Wie ist das eigentlich, wenn Freunde sich auseinanderleben? Wenn Menschen, die einem einst näherstanden als der Rest der Welt, plötzlich so tun, als hätte man sich nie gekannt. Am Ende einer gescheiterten Beziehung wird (zumindest in den meisten Fällen) offiziell ein Schlussstrich gezogen; bei gescheiterten Freundschaften hingegen gibt es kein derartiges Trennungsritual. Stattdessen lässt man die Bekanntschaft (meist in stillschweigender Übereinkunft) im Sande verlaufen. Warum ist das so? Und gibt es ein Zurück, wenn man merkt, dass man einen wichtigen Menschen zu früh aufgegeben hat?
Vor ähnlichen Fragen steht die männliche Hauptfigur Hauke. Einst auf Föhr aufgewachsen, lebt er inzwischen als erfolgreicher Krimiautor in Berlin. Kürzlich hat einen Roman veröffentlicht, der auf seiner Heimatinsel spielt und nun wird er prompt zu einer Lesung in Gretas kleine Inselbuchhandlung eingeladen. Über zwanzig Jahre lang hatte Hauke keinen Fuß mehr auf die Insel gesetzt. In Aufregung und Vorfreude mischt sich auch ein Fünkchen Unbehagen. – Mit seinen 3 besten Freunden von damals hat er keinen Kontakt mehr. Als Kinder waren Hauke, Wiebke, Nicole und Kai unzertrennlich gewesen; als Teenager hatten sie eine eigene Band gegründet. Für Nicole hatte Hauke sogar geschwärmt. Aber dann war es zu einem Bruch gekommen und mit einem Mal hatte die eingeschworene Clique nicht mehr existiert. Nie hätte Hauke damit gerechnet, ausgerechnet seine ehemaligen besten Freunde im Publikum zu entdecken. Sie alle ignorieren einander, dennoch sind sie gekommen. Insbesondere Wiebke bringt Hauke völlig aus dem Konzept – aus dem stillen Mädchen, das immer wie eine Schwester für ihn gewesen war, ist eine wunderschöne, starke Frau geworden.
Der Band ist zwar Teil einer Buchreihe, hat jedoch eine in sich geschlossene Handlung. Erzählt wird aus Haukes und Wiebkes Perspektive; in beide Figuren habe ich mich wunderbar hineinversetzen können. Wiebkes ist eine Frohnatur, eine aufrichtige junge Frau und liebevolle Mutter zweier Kinder. Sie schreckt nicht vor harter Arbeit zurück und bemüht sich nach Kräften, die Zukunft ihres Hofes abzusichern. Auch die Nebencharaktere sind überaus facettenreich gestaltet worden – speziell Kai hat mich positiv überrascht und daran erinnert, dass der erste Eindruck nicht zwingend der richtige sein muss; dass die scheinbar stärksten, unnahbaren Menschen manchmal jene sind, die am dringendsten Hilfe benötigen.
Der Schreibstil des Autors ist luftig leicht und zugleich so eindringlich wie das Glücksgefühl, das man bei einem Spaziergang am Strand verspürt. Die detaillierten, atmosphärischen Beschreibungen der Insel bilden den perfekten Rahmen zur ruhigen, tiefgründigen Geschichte, die von reifen Charakteren getragen wird und beinahe gänzlich ohne Drama auskommt. Liebe, Freundschaft, Heimat und das Erwachsenwerden sind die zentralen Elemente der Handlung. Alle Gedanken und Dialoge der Protagonisten erschienen mir so real, so glaubwürdig. Nichts wirkt überzeichnet. Die gelegentlichen Dialekt-Begriffe haben diesen Eindruck nur verstärkt.
Dieses Buch brachte mich zurück an einen Ort, an dem ich im realen Leben noch nie war und dennoch fühlte es sich wie ein Nachhausekommen an.
Fazit: Herrlicher Inselroman zum Träumen!

Bewertung vom 26.02.2020
Davis, Siobhan

Hate is all I feel


schlecht

Düster & verstörend.
Dieses Werk ist erst für Leser ab 18 Jahren empfohlen; es enthält zu Beginn eine Trigger-Warnung, die unbedingt beachtet werden sollte – meines Erachtens ist sie noch sehr milde formuliert. Wer eher zartbesaitet ist & einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat, sollte die Finger von diesem Roman lassen.
Noch Tage nachdem ich dieses Buch beendet hatte, war ich erschüttert & nur fassungslos den Kopf darüber schütteln, mit welcher Intensität hier rohe Gewalt zwischen 2 Buchdeckel gepresst worden ist. Für mich war es das 1. Werk aus dem Genre 'Dark Romance'. Was ich erwartet hatte? Eine New Adult-Lovestory inkl. ein paar düsterer Szenen, in denen es etwas 'rauer' zugehen würde; also definitiv keinen Wohlfühl-Roman zum Zurücklehnen & Träumen. Tatsächlich fühlte mich vorbereitet auf ein gewisses Level an Gewalt. So ungewohnt die derbe, vulgäre Ausdrucksweise anfangs auch für mich gewesen war – die Leseprobe hatte ich dennoch insgesamt als vielversprechend empfunden: eine verhängnisvolle Nacht, in der eine verzweifelte Frau ihrem Leben ein Ende setzen möchte & dann von einem mysteriösen, attraktiven Fremden zunächst gerettet & anschließend entjungfert wird. Mein einziger Kritikpunkt war zu diesem Zeitpunkt gewesen, d. die Begierde zwischen den Figuren nicht so ganz glaubwürdig & authentisch erschien, mir fehlte das Prickeln. Kurzum: ich hoffte auf etwas mehr Intensität. Ich ahnte ja nicht, d. ich wenig später entsetzt auf die Seiten starren & mich fragen würde, warum in aller Welt ich mir mehr Intensität gewünscht hatte.
Abby wächst in einem goldenen Käfig auf. Ihre Familie ist steinreich & mächtig. Sie & ihr Bruder sind bereits als Kinder ihren zukünftigen Ehepartnern versprochen worden, im Rahmen eines väterlichen Business-Deals. An der Rydeville Highschool macht ihr Reichtum sie unantastbar. Abbys Zwangs-Verlobter ist Trent: sexy, cholerisch, grausam & masochistisch - ein Widerling par excellence. Kein Wunder, d. sie nicht begeistert von ihm ist & verzweifelt nach einem Ausweg aus ihrer Situation sucht. Dann tauchen 3 heiße Jungs an der Schule auf & für Abby beginnt ein Albtraum. Sie hatte gedacht, nach dem Tod ihrer geliebten Mutter könnte es nicht mehr schlimmer kommen. Doch ihre Hölle auf Erden hat gerade erst begonnen.
Der Schreibstil der Autorin ist direkt, unverblümt & absolut schonungslos; sehr passend im Hinblick auf die Handlung. Leider hat der Roman mich emotional überhaupt erreichen können, abgesehen davon, d. ich zwischenzeitlich so angewidert war, d. ich am liebsten die Lektüre abgebrochen hätte. Schwerer seelischer & körperlicher Missbrauch (an Jugendlichen!), Vergewaltigung, Mobbing - Erniedrigung/Demütigung & menschliches Leid auf beinahe jeder Seite. Zwischenzeitlich werden humorvolle Kommentare eingestreut, die jedoch den Grundton der Story nicht mehr auflockern können & eher plump eingestreut wirken, nach dem Motto: 'jetzt mal kurz was zum Lachen, mit Überblende zur nächsten Vergewaltigung'. Die Figuren sind klischeeüberladen – ausnahmslos alle Frauen sind devote, hilflose Kreaturen, die jederzeit gefügig sein müssen & von der 'Gnade' der Männer abhängig sind. Mit der Hauptfigur hatte ich anfangs noch Mitleid, was sich allerdings zügig in Verständnislosigkeit ob ihrer widersprüchlichen Verhaltensweise verkehrte. - Ihren sexy Verlobten hasst sie, weil er ihr körperliche Gewalt antut. Auf einen ihrer sexy Peiniger hingegen fliegt sie…weil er ihr körperliche Gewalt antut?! Mit 'Romance' hat das für mich nichts zu tun. In vielerlei Hinsicht war die Handlung dermaßen überspitzt & unrealistisch (Stichwort: 'Weltherrschaft'), d. sie einfach nur grotesk auf mich wirkte & ich sie absolut nicht ernstnehmen konnte. Einzig die Missbrauchsszenen wirkten authentisch & waren geradezu verstörend realistisch geschildert. Ein Cliffhanger am Ende soll zum Weiterlesen animieren, allerdings denke ich nicht, d. ich den Folgeband o. ein weiteres Werk der Autorin lesen werde.
Meine Wertung (1 Stern) basiert

Bewertung vom 14.02.2020
Barry, Jessica

Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod


sehr gut

Spannender Debütroman!
Mit ihrem im Dez. 2019 bei dtv erschienenen Werk "Freefall" hat Jessica Barry definitiv keine 'Bruchlandung' hingelegt, sondern einen äußerst gelungenen Debütroman erschaffen. Direkt zu Beginn wird man unmittelbar in die Handlung hineinkatapultiert & verfolgt gebannt, wie die Hauptprotagonistin Allison sich durch die raue Wildnis der Rocky Mountains kämpft, nachdem sie als einzige Überlebende eines Flugzeugabsturzes gerade erst dem Tod entronnen ist. Als wäre ihre Situation nicht dramatisch genug, wird schnell klar, d. Ally auf der Flucht ist – jemand trachtet ihr nach dem Leben. Zeitgleich erhält Allys Mutter Maggie die Nachricht, dass ihr einziges Kind an Bord jenes Kleinflugzeugs gewesen war, das in den Bergen Colorados abgestürzt ist. Erst vor wenigen Jahren hatte Maggie ihren geliebten Mann verloren & nun soll auch Ally tot sein? Seit geraumer Zeit hatten Mutter & Tochter keinen Kontakt mehr; eine Tatsache, die Maggie stets schwer belastet hatte. Dennoch war sie immer davon ausgegangen, d. sie eines Tages Gelegenheit zu einer Versöhnung haben würden. Diese Chance scheint für immer verloren. Fassungslos beginnt Maggie, Nachforschungen über Allison anzustellen, ihre letzten Schritte zu rekonstruieren. Bald stößt sie auf Ungereimtheiten & erkennt, dass sie beinahe nichts darüber weiß, wer ihre Tochter in den letzten Jahren gewesen ist, in welchen Kreisen sie verkehrt hatte. Ohne es zu ahnen, stößt Maggie mit ihren Nachforschungen in ein Wespennest & setzt eine verhängnisvolle Kette von Ereignissen in Gang…
Erzählt wird abwechselnd aus Allys & Maggies Perspektive. Während Allys Parts von einem hektischen, rasanten Ton bestimmt sind, wird in Maggies Abschnitten die Verzweiflung spürbar. Dieser Kontrast ist der Autorin wunderbar gelungen; man fiebert mit Ally mit, während man mit Maggie leidet & sie am liebsten trösten würde. Immer wieder gibt es kurze Rückblicke in Form von Erinnerungen, durch welche wir die Figuren zusätzlich besser kennenlernen. Auch die Ursache für das Zerwürfnis der beiden Frauen wird näher erläutert. Geschickt erlaubt uns die Autorin diesbezüglich in die Gedankengänge von Ally & Maggie eintauchen & überlässt es den Lesern, sich eine Meinung zu bilden bzw. Stellung zu beziehen. Ab & zu erhalten wir zudem einen Einblick in die Gedanken von Allys Verfolger. Über Allisons routiniertes Verhalten direkt nach dem Absturz habe ich nur staunen können. Als wäre sie seit Jahren auf einen Survival-Einsatz vorbereitet worden! Ich weiß nicht, ob ich in ihrer Situation so zielstrebig & logisch hätte handeln können, zumal sie körperlich schwer verletzt war. In Maggie konnte ich mich hingegen voll & ganz hineinversetzen. Sie tat mir unheimlich leid! Aufgrund ihres liebenswerten, warmherzigen Wesens war Maggie mir auf Anhieb sympathisch und blieb auch im Laufe der Handlung meine Lieblingsfigur.
Der Roman ist ein wahrer Pageturner, weil man einfach wissen möchte, wie die Einzelinformationen, die man aus den verschiedenen Perspektiven entnehmen kann, zusammengehören. Ich brannte darauf zu erfahren, wer Allys Verfolger ist und ob Mutter & Tochter sich jemals wiedersehen würden. Was zunächst offensichtlich & logisch erscheint, stellt sich als entsetzlicher Irrtum heraus; man weiß nie, wem man trauen kann. Ich lag in einem Punkt komplett daneben & war richtig baff, als die Wahrheit enthüllt wurde. Zahlreiche Wendungen hatten mich immer wieder auf eine falsche Fährte gelockt, weshalb ich bis zum großen Showdown am Ende im Dunkeln getappt hatte. Die Spannung wird bis zum Schluss aufrechterhalten.
Das einzige Manko für mich waren ein paar kleine Ungereimtheiten, welche gewisse Szenen & Verhaltensweisen von Figuren etwas unrealistisch erscheinen ließen. So bildete beispielweise Allys Verhalten während der Flucht einen krassen Gegensatz zu ihrem Verhalten während der letzten Jahre. Manche ihrer Erinnerungen ließen Allison zudem charakterlich in keinem guten Licht erscheinen, weshalb ich zu dieser Figur ke