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Raumzeitreisender
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 785 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2017
Ditfurth, Hoimar von

Der Geist fiel nicht vom Himmel


ausgezeichnet

„Auch wir sind in Wahrheit nur die Neandertaler unserer biologischen Nachfahren.“ (308)

„Unsere Wirklichkeit ist nicht identisch mit der realen Welt, und wir sind nicht identisch mit dem Homo sapiens, von dem die Philosophen der Aufklärung träumten.“ (314) Wissenschaftsautor Hoimar von Ditfurth (HvD) begründet in seinem Buch ausführlich auf Basis der biologischen Entwicklung im Zuge der Evolution, dass die rationale Natur unseres Welterlebens ein Vorurteil ist. Wesentliches Kriterium der Evolution ist das Überleben und nicht das Erkennen der realen Welt.

HvD spannt den Bogen von der Urzelle bis zur Entwicklung des Großhirns. Deutlich wird, dass in der Frühphase der Entwicklung Vorentscheidungen getroffen wurden (z.B. „So wenig Außenwelt wie möglich und nur so viel Außenwelt, wie unbedingt notwendig.“ (37)), die das Leben der höheren Arten einschließlich des Menschen noch heute bestimmen. Das gilt auch für die elementaren Kriterien „unterscheiden“, „erkennen“ und „auswählen“. Auch ist es kein Zufall, dass wir „süß“ als angenehmen Geschmack empfinden.

Das Gehirn lässt sich, vereinfacht gesehen, in Hirnstamm, Zwischenhirn und Großhirn gliedern, wobei das Großhirn den Endpunkt der bisherigen Entwicklungsgeschichte bildet. Dabei macht HvD deutlich, dass diese Einteilung nicht die einzig denkbare ist, aber auf Basis dieses Modells die Zusammenhänge anschaulich erläutert werden können. (276/277) HvD beschreibt die Funktionen von Stammhirn, Zwischenhirn und Großhirn und macht auf dieser Grundlage deutlich, warum der Mensch zu irrationalen Handlungen neigt.

Das Stammhirn ist für vegetative Funktionen und das Zwischenhirn für auf die Außenwelt gerichtete Verhaltensprogramme zuständig. Beide Gehirnteile sind nicht lernfähig; diese Leistung taucht erst beim Übergang zum Großhirn auf. Da alle Verbindungen zwischen dem Großhirn und der Außenwelt durch die älteren Hirnteile verlaufen, ist ein Verständnis menschlichen Verhaltens nur möglich, wenn auch die Abhängigkeiten zu diesen archaischen Gehirnteilen entsprechend berücksichtigt werden.

Was Bewusstsein letztlich ist, kann auch HvD nicht erklären. Er macht bereits im Vorwort deutlich, wo das Problem liegt. „Es fehlt uns, wie der Evolutionstheoretiker sagen würde, eine nächsthöhere, eine „Meta-Ebene“, von der aus allein wir umfassend überblicken könnten, was Psychisches ist.“ (15) Dennoch beschreibt er plausibel die Rahmenbedingungen, die für Bewusstsein auf Grundlage der Evolution gelten. Die objektive Welt ist für uns unerreichbar und dank HvD wissen wir auch warum.

Bewertung vom 02.09.2017
Grunwald, Martin

Homo hapticus


ausgezeichnet

"Es gibt viel zu tun, tasten wir uns voran!" (20)

"Ohne Tastsinn könnten wir nicht leben." (9) Martin Grunwald, Leiter des Haptik-Forschungslabors in Leipzig, macht deutlich, dass wir ohne Tastsinn nicht einmal wüssten, dass wir existieren. Damit kommt dem Tastsinn eine Bedeutung zu, die weit über das hinausgeht, was man zum auditiven und visuellen Sinn sagen kann. Der Autor erklärt, warum das so ist.

Der Tastsinn ist das erste Wahrnehmungssystem, welches sich entwickelt; bereits das Embryo reagiert auf Berührungsreize. Grunwald beschreibt die drei Grundbausteine des Tastsinnessystems, die für die biologische Reifung eines körperlichen Selbst und eines Ichbewusstseins verantwortlich sind. Dazu zählen die Fähigkeit, den Zustand des Körpers wahrzunehmen, die Außenwahrnehmung sowie die Wahrnehmung von Bewegungen des Körpers im Raum.

Wer sein Kind in geistiger und körperlicher Hinsicht fördern möchte, benötigt dafür keine technischen Hilfsmittel wie z.B. Tablets. Ganz im Gegenteil wirken sich elektronische Geräte – zu früh eingesetzt - eher negativ auf die Entwicklung des Kindes aus. Das steht in Einklang mit dem, was Markowetz [1] und Spitzer [2] zum Thema veröffentlicht haben. Letztlich müssen die Umweltangebote stimmen. Kinder trainieren ihre Feinmotorik durch tastende Aktivitäten an verschiedensten Objekten.

Es gibt unterschiedliche Rezeptoren und die findet man überall, außer im Gehirn. Der Autor macht deutlich, dass der aufrechte Gang nicht nur die richtige Koordination von Muskeln und Knochen erfordert, sondern aus dem Blickwinkel des Tastsinns eine sensorische Meisterleistung darstellt. Berührungen führen zu bioelektrischen und biochemischen Veränderungen und wirken sich auf das Wohlbefinden aus. Massagestudios und Pflegeheime nutzen diesen Effekt.

Erkrankungen und Störungen des Tastsinnessystems können sehr schwerwiegend sein, wie der Autor an Beispielen deutlich macht. So bezeichnet der Autor Störungen des Körperschemas als Super-GAU, da diese dazu führen, dass Teile des Körpers als Fremdkörper empfunden werden. Grunwald entwickelt in seinem Labor Therapieansätze, wie mit solchen Störungen umgegangen werden kann. Es geht in seinen Ausführungen aber nicht nur um Erkrankungen, sondern auch um Gesundheitsvorsorge.

Die Gesundheit wird gefördert, wenn der Mensch in den Mittelpunkt gerückt wird und nicht die Produkte, die er nutzt. Die Produkte haben sich dem Menschen anzupassen. Das ist die Geburtsstunde des Haptik-Designs, bei dem der Fokus nicht auf der Optik liegt, sondern auf dem Tastsinn. Das Thema ist mittlerweile im Produkt-Design, in der Werbung und im Marketing angekommen. Produkte, die sich schlecht anfühlen, verkaufen sich auch schlecht.

Der Autor stellt in seinem Buch einige Projekte des Haptik-Forschungslabors vor. Es geht dabei um Grundlagenforschung und um konkrete Anwendungen. Letztere unterstreichen den Nutzen für den Menschen. Mit diesem Aufklärungsbuch richtet Grunwald den Fokus auf den Tastsinn. Das Thema ist nicht nur für Autobauer aufschlussreich, wenn es um Design-Fragen geht, sondern spricht in seiner Vielfalt jeden an. Die Ausführungen sind verständlich und die Beispiele prägnant.

[1] Alexander Markowetz: Digitaler Burnout
[2] Manfred Spitzer: Cyberkrank!

Bewertung vom 02.09.2017
Herrndorf, Wolfgang

Tschick


ausgezeichnet

Mit dem Lada in die Walachei

In unserer digitalen Welt, geprägt durch Internet, Computerspiele, Smartphones, Soziale Medien, Blogs und virtuelle Welten, sticht ein Buch, in dem es um reale Abenteuer, Probleme Heranwachsender, gestörte Beziehungen, Sehnsucht, innere Zerissenheit und Anerkennung geht, besonders heraus. Wolfgang Herrndorf ist es gelungen, einen Roman zu schreiben, der nicht dem Zeitgeist entspricht, sondern als Antwort auf die heutige Zeit verstanden werden kann. Die Geschichte ist unterhaltsam, vielschichtig und lehrreich. Mehr kann man von einem guten Buch nicht verlangen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.08.2017
Schulte, Thorsten

Kontrollverlust


ausgezeichnet

Ein Plädoyer für die (finanzielle) Freiheit

Es geht in diesem Buch um unsere Freiheit und wie unsere Politik diese Stück für Stück einschränkt und verspielt. Autor Thorsten Schulte war viele Jahre im Investmentbanking tätig und ist heute Vorsitzender des Vereins „Pro Bargeld – Pro Freiheit e.V.“. Er setzt sich aktiv für die Beibehaltung des Bargelds ein. In seinen Ausführungen belegt er überzeugend den Zusammenhang zwischen Bargeld und Freiheit und die erkennbaren Bestrebungen der Politik, beides einzuschränken.

Wenngleich der Fokus auf Finanzfragen liegt einschließlich Überblick über Anlageformen, analysiert und kritisiert Schulte auch die aktuelle Politik. Institutionen auf Europaebene haben sich verselbstständigt und nicht nur der Einfluss von staatlicher Seite, sondern erst recht der Einfluss der Bürger und Bürgerinnen, schwindet. Letztere könnten ein Gegengewicht aufbauen durch Stärkung von Volksbegehren, was zumindest in Deutschland von den großen Parteien nicht gewünscht ist. In „Kontrollverlust“ behandelt Schulte brisante Themen; es soll ein Weckruf sein, aktiv Bürgerrechte zu verteidigen.

22 von 24 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.08.2017
Kirst, Hans H

Die Nächte der langen Messer


gut

Aufbau und Machenschaften eines Killerkommandos

Hans Hellmut Kirst beschreibt in diesem Roman den Aufbau und die Machenschaften einer SS-Spezialeinheit, die im Verborgenen tätig und Hitler direkt unterstellt war. Sie wurde 1933 mit dem Ziel gegründet, Gegner des Nationalsozialismus zu eliminieren und Hitlers Macht zu festigen. Befehle wurden nicht hinterfragt, sondern ausgeführt.

Der Autor schildert ausführlich die Auswahl der Kandidaten und die Ausbildung der Gruppe. Dabei liegt der Fokus primär auf der Handlungsebene (Ausbildung an Waffen, Erlernen der verbindlichen Regeln der Gruppe, Training der Disziplin), aber auch die Auseinandersetzung mit anders Denkenden wird geschult.

Die Sprache ist derb, letztlich dem Milieu angepasst, und die Charaktere wirken kantig, wie in Holz geschnitzt. Hier wäre eine stärkere Differenzierung ein Gewinn gewesen. Auch vermisse ich die Vorgeschichten der Protagonisten und Antworten auf die Frage, wie man sein Gewissen ausschalten kann. Mit Führertreue kann nicht alles erklärt werden.

Kirst beschreibt zahlreiche Konflikte zwischen den Protagonisten, wenn es um Frauen geht oder darum, wer der Beste ist. Es mangelt jedoch an der Beschreibung innerer Konflikte. Dass diese vorhanden sind, wird daran deutlich, dass für die Zeit nach dem Dritten Reich Vorkehrungen getroffen werden.

Die Versuche, in Protagonist Norden mehr zu sehen, als in den anderen, wirken verharmlosend und werfen ein falsches Licht auf die Zeit. Er war ein gnadenloser Mörder wie die übrigen Mitglieder der Gruppe. Dass geheime Gruppen dieser Art, die es in jedem totalitären Regime geben dürfte, später abtauchen, dürfte der Realität entsprechen.

Der Roman besteht aus historischen Elementen (Röhm-Putsch) und Fiktionen. Kirst kann erzählen; der Roman ist spannend. Jedoch wirken die Protagonisten kraftstrotzend und ungewollt heldenhaft. Eine Reflexion erfolgt durch die Gespräche mit Professor Breslauer und durch die integrierten Aufzeichnungen und Vernehmungen. Auf diese Weise werden Perspektiven erweitert und Situationen hinterfragt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2017
Machfus, Nagib

Die Kinder unseres Viertels


ausgezeichnet

Parabel auf die Menschheitsgeschichte

Die Geschichte beginnt damit, dass Gabalawi, übermenschlicher Stammvater des Viertels und Stiftungsgründer, zunächst seinen Sohn Idris, der sich ungerecht behandelt fühlt und später auch seinen auserwählten Sohn Adham, nachdem dieser verführt wurde, aus seinem großen Haus mit dem paradiesischen Garten vertreibt. Sie müssen sich künftig in der Wüste, jenseits des großen Hauses, eine neue Existenz aufbauen. Damit beginnt die Menschheitsgeschichte, über die - in Zeitsprüngen - über mehrere Generationen hinweg berichtet wird.

Mit diesem 1959 erschienen Buch hat Nagib Machfus Literaturgeschichte geschrieben. Es enthält zahlreiche religiöse bzw. archaische Bezüge. Biblische Figuren wie Adam, Kain und Abel, Moses, Jesus und Mohammed sind erkennbar. Die weltliche Darstellung des Propheten Mohammed dürfte der Grund dafür sein, dass das Buch erst 2006 in Ägypten erschienen ist. In anderen Ländern war es ein großer Erfolg.

Die Menschen leben außerhalb des Paradieses unter Regime der Gewalt (symbolisiert durch die jeweiligen Verwalter der Stiftung), die ihre Macht mittels der Wächter ausüben und das Volk unterdrücken. Von Zeit zu Zeit tauchen Heilsbringer auf, die eine Revolution zum Guten auslösen. Diese Phasen sind immer kurz. Die Heilsbringer verteilen das Stiftungsvermögen gerecht, haben aber nur Wirkung auf Zeit. Die ursprünglichen Botschaften werden im Laufe der Zeit verfälscht. Stets folgt die erneute Unterdrückung des Volkes. Die Gesellschaft verfällt in alte Muster.

Aufschlussreich ist der Aufbruch in die Neuzeit, für die der Magier Arafa steht. Hier geht es symbolisch um den Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion. Kann die Wissenschaft die Menschheitsprobleme lösen? Es entsteht ein teuflischer Pakt. Auch wenn die Leser Einblick in die Denkstrukturen der Macht erhalten, bleibt diese Frage letztlich offen.

Das Paradies erfordert die strenge Einhaltung von Regeln. Gabalawi steht für die Überwachung dieser Regeln. Verfehlungen haben harte Konsequenzen. Der Mensch ist verführbar und für das Paradies nicht geeignet. Seine Selbstverwaltung versagt. Auch wenn sich in den verschiedenen Epochen die Geschichte wiederholt, ist das Buch keineswegs langweilig. Es ist ja gerade dieses Muster im Verhalten der Menschheit, welches Autor Machfus in diesem Roman thematisiert.

Der Mensch steckt voller Hoffnungen und Ideale, aber auch voller Widersprüche. Das große Haus erinnert an das Gaballand in seinem Werk „Die Reise des Ibn Fattuma“. Es entspringt der menschlichen Fähigkeit zu reflektieren und der daraus resultierenden Sehnsucht nach Vollkommenheit. „Die Kinder unseres Viertels“ gehört zu den einflussreichen Werken von Nagib Machfus.

Bewertung vom 03.08.2017
Ditfurth, Hoimar von; Zilligen, Dieter

Das Gespräch


ausgezeichnet

Das Vermächtnis eines selbstbestimmten Wissenschaftsautors

Hoimar von Ditfurth war einer der beeindruckendsten Wissenschaftspublizisten der Nachkriegszeit. Er hatte sich die kindliche Neugier bewahrt, die Geheimnisse der Natur und der menschlichen Existenz zu ergründen. Dabei gelang es ihm, isolierte Erkenntnisse der Spezialisten in einem interdisziplinären Zusammenhang darzustellen. Auf diese Weise hatte er stets die Bedeutung neuer Forschungsergebnisse für eine breite Leserschaft herausgearbeitet.

Das Buch besteht aus zwei Teilen und zwar aus der Vorgeschichte zum Interview aus dem Blickwinkel von Dieter Zilligen und aus dem Interview selbst. Das Interview mit Hoimar von Ditfurth entstand wenige Wochen vor dessen Tod. Biografische Elemente fließen in das Interview ein. Auffallend ist die Intensität des Gesprächs.

Von Ditfurth hat sich intensiv mit dem Thema Evolution beschäftigt und dabei bekräftigt, dass der Tod der Preis für die Entwicklung höheren Lebens ist. In diesem Sinne sieht er den Menschen als notwendigen Teil eines Entwicklungsprozesses, dessen Sinn der Mensch nicht verstehen kann. Aber als Teil der Geschichte habe der Mensch Anteil am Sinn dieser Geschichte.

Die Frage nach der Verantwortung des Menschen und die Frage nach dem Sinn des Lebens haben von Ditfurth nie losgelassen, wie auch in dem Interview deutlich wird. Teile des Interviews drehen sich um die Zeit des Nationalsozialismus. Dabei scheut von Ditfurth keine Verantwortung.

Die Frage nach dem Sinn ließ ihn in Konflikt geraten mit der Naturwissenschaft („Geist ohne Gehirn“). Letztlich hat von Ditfurth eine Karriere in der Wirtschaft aufgegeben, um das zu machen, was ihn besonders beschäftigt hat. „Weil ich einfach das Bedürfnis hatte, mich mit bestimmten Dingen geistig auseinanderzusetzen, ...“ (75) Diesem Entschluss verdanken wir zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher.

Hoimar von Ditfurth ist gestorben, ohne Antworten auf existenzielle Fragen zu erhalten. Diesen Umstand beschreibt er als Zumutung. Das Buch ist das Vermächtnis eines verantwortungsbewussten, selbstbestimmten Wissenschaftlers, der mehr und mehr zum Mahner und Warner wurde.

Bewertung vom 02.08.2017

Brüder im All. Die Möglichkeiten des Lebens auf fremden Welten (K101)


sehr gut

Haben wir Nachbarn im All?

Wer Leben in den Weiten des Universums für wahrscheinlich hält, muss noch längst nicht an fliegende Untertassen bzw. den Besuch Außerirdischer auf der Erde glauben. Professor Heinz Haber, bekannt aus zahlreichen Büchern und Fernsehsendungen der 1960er und 1970er Jahre, untersucht beide Fragen und kommt zu plausiblen Ergebnissen.

Nachdem Haber in seinen früheren Büchern den Aufbau der Erde [1] sowie den Mikro- [2] und den Makrokosmos [3] vorgestellt hat, widmet er sich jetzt der Frage nach kosmischem Leben außerhalb der Erde. Wie man es von ihm gewohnt ist, macht er das auf Basis der etablierten Naturwissenschaften.

Ist das Buch veraltet? Kalendarisch gesehen ja, auf der anderen Seite sind wir hinsichtlich der Frage kosmischen Lebens heute nicht schlauer als vor über 40 Jahren. Und dass es Wasser auf dem Mars gibt, wusste schon Heinz Haber zu berichten. (128) Letztlich sind bei dem zu behandelnden Thema nur Wahrscheinlichkeitsaussagen möglich.

Haber versteht es, Sachverhalte verständlich zu erklären. Er stellt die Entwicklung des Lebens auf der Erde in groben Zügen vor. Dabei überfordert er die Leser nicht. Auf der einen Seite wäre es Verschwendung, wenn nur die Erde bewohnt wäre, auf der anderen Seite sind wir verloren in Raum und Zeit und Kontakte eher unwahrscheinlich.

[1] Heinz Haber: „Unser blauer Planet“ (1965)
[2] Heinz Haber: „Der Stoff der Schöpfung“ (1966)
[3] Heinz Haber: „Der offene Himmel“ (1968)

Bewertung vom 31.07.2017
Haber, Heinz

Der Stoff der Schöpfung


sehr gut

Faszinierender Mikrokosmos

Um den Makrokosmos (Weltall) zu verstehen, ist ein Überblick über den Mikrokosmos (Atomaufbau) erforderlich. Professor Heinz Haber, bekannt aus zahlreichen Büchern und Wissenschaftssendungen insbesondere der 1960er und 1970er Jahre, liefert die notwendigen Grundlagen der Chemie und Physik auf verständliche Art und Weise.

Im Fokus stehen die Anfänge der Chemie bis hin zum Aufbau des Periodensystems der Elemente. Der systematische Aufbau der Bausteine der Natur wird erkennbar. Die Werke großer Forscher wie Robert Boyle und John Dalton werden beschrieben. Haber liefert einen historischen Abriss.

Die Übergänge zwischen Chemie und Physik sind fließend und so fehlen auch nicht Ausflüge in die Arbeiten von Max Planck, James Clark Maxwell und Werner Heisenberg. Die Natur macht Sprünge und die Physik muss mit dem Welle-Teilchen-Dualismus leben. Deutlich wird der Unterschied zwischen einem Lichtmikroskop und einem Elektronenmikroskop und auch der radioaktive Zerfall wird beschrieben.

Heinz Haber traf Otto Hahn und Fritz Strassmann im Deutschen Museum in München, wo sie die Apparatur zur Kernspaltung vorgestellt haben. Kaum zu glauben, dass mit so wenigen Geräten Forschung an vorderster Front betrieben wurde. Das Buch liefert einen kleinen aber verständlichen Einblick in die Geheimnisse der Materie und Energie. Wer es genauer wissen will, greift auf Fachliteratur zurück.