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jam

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Insgesamt 472 Bewertungen
Bewertung vom 22.01.2019
Konecny, Jaromir

Dönerröschen (Humor, Liebe) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Meiner Mutter konnte ich nicht mit meinem kleinen Bruder kommen. Sie war extrem schlau und wusste, dass ich keinen Bruder habe.“

Jonas hat es nicht leicht. Eine Mutter, die ständig in Ohnmacht fällt, ein exzentrischer Vater und ein kuchenfressender Hund. Und dann ziehen seine Eltern mit ihm nach Neuperlach, ins Ghetto! So wie es aussieht, muss er erst Kurzdeutsch lernen, um dort klar zu kommen… Als dann noch die süße Türkin Sibel auftaucht, ist das Chaos komplett!

Schon lange nicht mehr habe ich mich so gut unterhalten! Das Buch beginnt im witzigen Jugendjargon, in den ich mich schnell eingelesen hatte.

„Hasdus nicht Glotze gehört?“

Jonas, ein typischer 16jähriger, ist von Hormonen gebeutelt und er und seine Familie haben ein goldenes Händchen dafür, sich in unmögliche Situationen zu bringen. Dabei darf manchmal ein bisschen Brachialhumor nicht fehlen!
Jaromir Konecny lockt uns mit frecher, zeitgemäßer Sprache in eine vermeintlich seichte Geschichte. Nur, um dann unerwartet mit Tiefe zu punkten. Er serviert uns Klischees und Vorurteile auf dem Silbertablett und haut sie uns dann mit Schmackes um die Ohren. Seine Lektionen kommen nicht mit erhobenem Zeigefinger, sie ergeben sich aus Begegnungen und Gesprächen, aus Gefühlen, die er im Leser erweckt.

„Na ja, du hast dir etwas über die Türken zusammengereimt. Aber langsam merkst du, dass ich ein ganz normaler Mensch bin – genau wie du.“

Dabei stehen trotzdem die witzige Handlung und tollen Menschen aber absolut im Vordergrund!

Fazit: Eine locker-frech erzählte Geschichte mit einer wichtigen Botschaft. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.01.2019
Hogan, Ruth

Vielleicht tanzen wir morgen


sehr gut

„Wenn die Musik für jemanden, den man liebt, zu Ende ist, hört man nicht auf zu tanzen. Man tanzt für denjenigen mit.“
Seite 191

Mascha hat ihren geliebten Sohn verloren – und seither überlebt sie nur noch. Sie erfüllt ihre Pflichten, geht regelmäßig ins Schwimmbad, um ertrinken zu üben, arbeitet, trifft sich mit Freunden. Als ihr die verschrobene Sally begegnet, merkt sie immer mehr, dass das Leben auch wieder schön sein darf und kann…

Ruth Hogan beschreibt uns Charaktere, die durch die Bank skurrile Individualisten sind, mit großen, tragischen Geschichten. Es ist interessant, von Opernsängern und Zauberkünstlern zu lesen. Aber manchmal hätte ich mir dazwischen einen Menschen wie du und ich gewünscht.

Das Buch wird getragen von der großen Trauer Maschas. Ihr Verlust hat sie überwältigt und gelähmt. Sie merkt immer mehr, dass sie auch andere damit hemmt und versucht, wieder ins Leben zurückzukehren.
So schön die Elemente waren, in denen sie wieder Mut fasst, Freunde und Freude findet, so hat das Buch doch einen sehr melancholischen Grundton, der mir manchmal fast zuviel war.

Ein Buch, das aufmuntern soll und mich doch sehr traurig zurücklässt.

Bewertung vom 02.01.2019
Furisto, Alva

Bad Boy by Banana / 3Bee by Banana Bd.1


schlecht

Tja, wo fange ich an?

Ich lese selten Klappentexte ganz durch, da sie mir meist zu viel verraten. Hier habe ich ihn und auch eine Leseprobe des Buches gelesen. Da habe ich schon laut losgelacht, als Tom bei der Taxizentrale anruft, damit ihm ein Fahrer Kippen und Kaffee bringt.

Das gepaart mit dem eigenwilligen Cover hat mich vermuten lassen, ein Buch á la Jaud oder Sachau in Händen zu halten.

Was kam, war völlig anders. Kein Problem, passiert schon mal, Gedanken neu sortieren und weiterlesen, normalerweise kein Thema.

Aber hier erwartete mich ein wilder Genre-Mix, der wirklich die volle Bandbreite ausnutzt und mich völlig konfus zurücklässt.

Ich habe mich durch die Seiten gequält, ich kann es nicht anders sagen. Die Zeit in der Hütte, das Aufeinandertreffen mit Nancy fühlte sich an wie eine Achterbahnfahrt. Tom schwankt zwischen väterlichen Gefühlen und Leidenschaft, Nancy wechselt von „Ich liebe dich“ zu „Fuck, Alter“ in einem Tempo, dass mir der Kopf schwirrte. Wann sich die beiden jetzt unsterblich ineinander verliebten bei all dem, konnte ich beim besten Willen nicht sagen.

Zurück in der Zivilisation lernen wir wirklich tolle Menschen kennen, Sophia ist mir unglaublich ans Herz gewachsen.

Aber insgesamt war es mir dann zu viel des Guten. Denn hier prallen wir auf sexuelle Belästigung, dubiose Geschäftsmänner mit fast Mafia-Paten-Gehabe, einen gefährlichen Fluch, Dämmerungsdrachen, Zwerge und sehr ernste Themen wie pflegebedürftige Angehörige. Auch hier wieder ein Wechsel, der einem den Atem raubt. Kaum hatte ich das Gefühl, das Geschehen einordnen zu können, driftete der Roman wieder in eine völlig andere Richtung, aber auf eine unangenehme Art. Manche Plots wurden auf wenige Worte reduziert aufgelöst und ließen mich unzufrieden zurück, andere Dinge bleiben bis zu Letzt offen.

Einzig das wirklich überraschende Ende war ein kleiner Lichtblick, konnte mich aber über die Irrfahrt davor einfach nicht hinwegtrösten.



Fazit: Ein wilder Genre-Mix, der wirklich die volle Bandbreite ausnutzt und mich völlig konfus zurücklässt.

Bewertung vom 17.12.2018
Benway, Robin

Wir drei verzweigt


sehr gut

„Grace“, sagte ihr Vater so behutsam, als fürchtete er, mit seiner Stimme eine Bombe hochgehen zu lassen und sie alle in die Luft zu sprengen, „du hast Geschwister.“
Seite 16

Als die 16jährige Grace schwanger wird, entscheidet sie, das Kind zur Adoption freizugeben. Von ihren Emotionen überwältigt, will sie sich nun auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter machen – und findet erst Mal zwei Geschwister. Die lesbische Maya und den etwas verschlossenen Joaquin, die nichts von ihrer Mutter wissen wollen. Langsam kommen sie sich näher und lernen, sich zu öffnen und ihre Definition von Familie zu erweitern.

„Wir drei verzweigt“ ist wechselnd aus den drei Perspektiven der Geschwister geschrieben, was einen besonders ins Geschehen zieht. Man erfährt direkt, was sie bewegt, was ihnen wiederfahren ist. Stück für Stück fassen sie zueinander Vertrauen und erzählen sich ihre Geheimnisse.
Die Geschichte hat mich von Anfang an sehr gerührt und ist mir teilweise fast zu nahe gegangen. Man merkt die amerikanische Adoptionskultur (2009 gab es in den USA mehr Adoptionen als in allen anderen Ländern zusammen) und das ist mir sehr fremd. Die besten Eltern für sein Kind aussuchen – eine schräge Vorstellung.
Was mir gut gefallen hat, war, dass auch die Gefühle und Ängste der Menschen rund um die drei beleuchtet wurden. Was macht es mit den Adoptiveltern, wenn die leibliche Mutter auftaucht, was mit den Geschwistern, wenn neue kennengelernt werden?

Auch wenn es einem der Geschwister nicht immer gut ergangen ist, kam mir die Handlung doch vielfach weit weg von der Realität vor. Die Suche nach der Mutter und das Ende waren mir dann gänzlich zu viel… Nicht kitschig, aber unglaubwürdig.
So schön und rührend das Buch geschrieben ist, es bleibt bei mir der Nebengeschmack einer geschönten Wirklichkeit…

Fazit: Eine gefühlvoll geschriebene, verklärte Adoptionsgeschichte á la „Juno“.

Bewertung vom 10.12.2018
Niedlich, Sebastian

Der Tod ist schwer zu überleben


ausgezeichnet

„Ich seufzte. ‚Musst du eigentlich jeden schönen Gedanken kaputt machen?‘

‚Vielleicht bin ich auch der Tod der schönen Vorstellungen.‘

‚Und der inspirierenden Thesen.‘“



Seit er klein war, kann Martin den Tod sehen – kein Wunder, er ist ja sein Nachfolger! Und manche von Tods Fähigkeiten sind im Laufe der Jahre auf ihn übergangen, von einem Ort zum anderen zu springen oder alle Sprachen zu verstehen zum Beispiel.

Doch Martin hat die Nachfolge des Todes Thanatos abgelehnt und das Leben ihn schwer verletzt wieder zurückgeholt. Jetzt ergibt sich ein neues Problem, welches in der Fortsetzung von „Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens“ erzählt wird:

Irgendwer muss ja des Todes Erbe antreten und so stehen bald mehrere potentielle Anwärter auf der Matte. Aber ob die so gut geeignet sind wie Martin es gewesen wäre?



Ich kannte den Vorgänger nicht, konnte der Geschichte aber gut folgen!

„Der Tod ist schwer zu überleben“ ist ein schwer zu beschreibendes Buch. Mit viel Witz zwischen den Zeilen und kleinen Anspielungen auf Filme und Musik unterhält mich der Autor auf ganz eigene Weise. Zugegeben, es schadet beim Lesen nicht, wenn man eine gehörige Portion schwarzen Humor mitbringt! Aber dann amüsiert man sich köstlich!

Denn da wird mit dem Tod an eine Palme gelehnt Rum getrunken und nebenbei hochphilosophische Gespräche geführt, ob Martin es sich nicht doch anders überlegt habe und sterben will. Oder ob es hilfreich wäre, Menschen, die man als böse betrachtet, etwas früher zu holen.

Rückblickend erklärt Martins Weigerung, tot und Tod zu sein einige Katastrophen der vergangenen Jahre und auch der Butterfly-Effekt gewinnt eine völlig neue Bedeutung.

Und letzten Endes stellt sich die Frage: Was ist man zu geben bereit, um der Menschheit und seiner Lieben willen?

Für mich ist die Geschichte weniger Satire als viel mehr schräge Philosophie gepaart mit Seitenhieben und Situationskomik. Gerade Gespräche wie das eingangs zitierte haben mich gut unterhalten.

Und das Buch ließ mich darüber nachdenken, dass der Tod jeden von uns durchs Leben begleitet und viel mehr zu uns gehört, als wir in unserem Kulturkreis wahrhaben wollen.

Fazit: Eine satirisch-philosophische Geschichte, die vor allem durch humorvolle Seitenhiebe und Situationskomik besticht!

Bewertung vom 09.12.2018
Donnermeyer, Anja

Herzhaft backen ohne Mehl


ausgezeichnet

„Ich finde es manchmal richtig toll, Zöliakie zu haben. Da darf ich all die leckeren Sachen essen und mein Essen ist nicht so langweilig wie bei den anderen. Die essen ja immer nur Pizza mit Mehl.“
Seite 4

Mir Kochbüchern ist das ja immer so eine Sache… Meist sind es ein paar Rezepte, die man sich raussucht, von denen verwirft man gleich wieder welche, weil man Zutaten dafür einfach nicht bekommt und irgendwo bestellen müsste, eins probiert man aus und dann stehts irgendwo rum…
Hier ist das absolut nicht der Fall! Die Rezepte bestechen durch einfache Zutaten, die in wirklich jedem Supermarkt zu finden sind, dennoch sind sie nicht langweilig. Ich habe jetzt schon einige Gerichte nachgekocht, sie gingen mir alle so leicht von der Hand, als hätte ich sie schon zig Mal zubereitet und haben der ganzen Familie geschmeckt!

Kurz zum Aufbau:
Das Buch beginnt mit ein paar einleitenden Worten, einer kurzen Erklärung zu Lebensmitteln, die von Natur aus glutenfrei sind und was man bei der Verarbeitung beachten muss. Vor allem für Neueinsteiger Thema toll und auf dem Punkt.
Im Umschlag sind die Grundrezepte für die Böden, was ja bei Pizza und Co das Wichtigste ist. Dann folgen einfache, kurze Rezepte für Quiches, Pizzen, herzhafte Kuchen und kleine Snacks, die trotz der einfachen Zutaten und Zubereitung Pepp haben.

Wir werden sicher noch einige Rezepte nachkochen und das Buch für glutenfreie Kuchen der Autorin ist schon bestellt!

Bewertung vom 30.11.2018
McFarlane, Mhairi

Sowas kann auch nur mir passieren


weniger gut

„Das hat mich das Leben gelehrt: Mach dir keine Sorgen über die Dinge, die dir Sorgen bereiten. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sie von etwas aus dem Weg geräumt werden, das du nicht vorhergesehen hast und das millionenfach schlimmer ist.“
Seite 170

Schlimmer kann’s nicht werden… Georgina verliert ihren Job als Bedienung und erwischt auch noch ihren Freund in flagranti mit seiner Assistentin…
Oder doch? Denn als ihr ihre Familie dann eine Anstellung vermittelt, natürlich mit den Worten, bitte nicht wie immer in ein Schlamassel zu geraten, steht sie auf einmal ihrer großen Jugendliebe gegenüber…

Was als „Witzig, bissiger“ Roman verkauft wird, entpuppte sich für mich als dramatische und traurige Geschichte.
Georgina ist am Leben gescheitert, seit einer falschen Entscheidung und dem Tod ihres Vaters lässt sie sich treiben, wehrt sich nicht und gerät deshalb oft in unangenehme Situationen. Sie hängt – laut ihrer Familie – in einem absolut unwertigen Job fest.

Auch als ich mich damit arrangiert habe, anstelle eines locker, flockigen Frauenromans eher ein Familiendrama serviert bekommen zu haben, hat mich die Geschichte trotzdem nicht überzeugen können. Die üblichen Themen (untreuer Partner, unerwarteter Todesfall, …) werden nicht unterhaltsamer, wenn man sie in der gleichen Geschichte mehrfach verwendet. Die Personen sind so klischeehaft, vom fast schon tuckigen Psychiater-Freund, der Hipster-Boutiquebesitzerin, die unzufriedene Mitbewohnerin bis hin zum bösen Stiefvater... Irgendwie hat es keiner davon geschafft, mich zu berühren.

Die unterschwellige Botschaft, das man versagt hat, wenn man sein Studium abgebrochen und mit wechselnden Jobs durchs Leben geht, hinterlässt bei mir einen bitteren Nachgeschmack.

Gegen Ende stellt sich die Protagonistin doch endlich auf die Beine, das rettet doch noch ein, zwei Sternchen.

Fazit: Ein als Chik-Lit verkauftes Familiendrama, das mich nicht packen konnte.

Bewertung vom 23.11.2018
Berghen, Max T.

Avinius glaubt ans Meer


ausgezeichnet

„Und dann gibt es diese anderen Geschichten, auf einmal sind sie da. Die Geschichten, die man als Kind nur ein Mal erzählt bekommt und nie wieder vergisst.“
(Seite 9)

„Avinius glaubt ans Meer“ ist so eine Geschichte. Denn Avinius, der kleine Bergvogel, glaubt mehr. Er glaubt dem seltsamen Raben, der erzählt, es gäbe ein Meer, weit entfernt und wunderschön.
Er glaubt, dass die 10.000 Kilometer dorthin nicht zählen, sondern nur, ob die Sonne scheint, wie weit er blicken kann und ob er für sich sein kann oder gemeinsam mit anderen Vögeln fliegt.
Und so macht er sich auf die Reise, auf den weiten Weg in den Süden, um einmal das Meer sehen zu können. Auf seinem Flug lernt er sich selbst kennen, die Stille, eine neue Art, sich treiben zu lassen – und er lernt die Zweifler kennen, die Ungläubigen und die, die ihn von seinem Weg abbringen wollen.

„Das schaffen nicht mal….“ der Vogel zögerte (…) mit der Antwort „… große Vögel.“
Avinius überraschte die Antwort des Vogels nicht.
Er wusste ja, dass die meisten Vögel ihre eigene Auffassung von Etwas für die Wahrheit hielten.
(Frei zitiert, Seite 109)

Obwohl er so klein ist, stellt er eine große Gefahr dar, für die, die die Wahrheit geheim halten wollen, die verhindern wollen, dass die Bergvögel über die Federspitze hinausblicken.
Und so ist Avinius Geschichte eine Geschichte übers an sich selbst glauben, gegen den Strom wischen, voller Metaphern und Denkanstöße.

Eine kurze Geschichte von einem kleinen Vogel, der Großes erreicht hat! Und uns Mut macht, sich auch mal etwas weiter aus dem Fenster zu lehnen und seine Vorstellungen zu überdenken!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2018
Cohen, Jon

Die wundersame Mission des Harry Crane


ausgezeichnet

„Die Zeiten haben sich geändert, Ronnie.“
„Jeder braucht eine gute Geschichte, Miss Perkins. Das wird sich nie ändern.“
Seite 510

Inhalt:
Als Harrys Frau stirbt, fällt er in ein tiefes Loch, vergräbt sich vor den Menschen und funktioniert nur noch. Bis ihm alles zu viel wird, er flüchtet an den einzigen Ort, der ihn immer schon berührt hat – in seine Bäume, zu seinem Wald. Dort trifft er auf die kleine Oriana, die ihn in ihre Welt der Fantasiewesen mitnimmt und ihm die Geschichte des alten Grum zeigt. Und ihm lernt, dass Wunder geschehen und Wunden heilen können…

Wie es mir dabei ging:
Harry ist ein Bürokrat, der seine wahre Liebe, die Bäume und den Wald vergessen, und die große Liebe seines Lebens, seine Frau Beth, verloren hat. Als die Welt ihn zu überwältigen droht, flüchtet er in den Wald und landet an einem magischen Ort. Die Bilder, die Jon Cohen zeichnet, sind oft so gewaltig, ich habe die Lichter im Baum vor Augen, ich sehe die Endless Mountains, ich höre die Knospen der Buche aufspringen und neues Leben erwachen…

Mit Oriana hat er ein kleines zauberhaftes Feenwesen erschaffen, die Harry in ihre Welt und doch gänzlich zurück in die Realität zieht. Gegenseitig helfen sie sich über ihre Trauer hinweg, sind verbündet durch ihren Verlust.
Ihre Mutter Amanda ist eine bodenständige Frau, die tatkräftig zupackt und körperliches Leid rasch lindern kann, den Schmerz in ihrer Seele aber nicht.

Rundherum haben wir wundersame Nebenfiguren, die die Geschichte herrlich ergänzen: Eine schrullige Bibliothekarin, einen geldgierigen Immobilienmakler, einen Bauern, der mehr Kuh als Mensch ist, und einen bösen Wolf.

Durch das ganze Buch zieht sich „Die Geschichte des alten Grum“. Ein kleines Märchen mit einer großen Botschaft. Anders als oft üblich, wird diese Geschichte nicht nur erwähnt, sie wird inklusive ihrer tollen Zeichnung als Buch im Buch abgedruckt und hat mich sehr berührt und zum Nachdenken gebracht.

„Wir lesen jede Geschichte vor dem Hintergrund unserer eigenen Erfahrung.“ (Seite 515)

Und so kann ich für mich nur sagen:
Jon Cohen erzählt uns eine außergewöhnliche Geschichte, ein modernes Märchen über Verlust und Neuanfänge, Risiken und Absicherungen . Spannend und bezaubernd hat er mich zu Tränen gerührt!

Bewertung vom 06.11.2018
Henry, Kim

Eine Tüte buntes Glück


weniger gut

Nach dem tragischen Tod ihres Mannes kehrt Rikke nach 18 Jahren wieder zurück nach Dänemark, um das Haus ihres Großvaters auf Trab zu bringen und ihr Leben neu zu sortieren. Als sie dort auf ihre alte Jugendliebe Rasmus trifft, flammen alte Gefühle wieder auf.
Doch es sieht so aus, als wäre es ausgerechnet er, der ihre aufkeimende Hoffnung auf ein neues Leben zerstören wird…

Eins vorneweg; Ich mag locker-leichte Geschichten, lasse mich, wenn sie nett erzählt sind, auch gerne über Klischees und Ungereimtheiten hinwegtrösten. Aber hier hat es für mich einfach nicht funktioniert. Über weite Teile hat es sich einfach nur gezogen…

Rikke ist stark vom Leben gezeichnet. In ihrer Kindheit von ihrer Mutter in ein Leben gezwungen, das nicht ihres war, war der kleine Ort in Dänemark jeden Sommer ihr Zufluchtsort. Als sie dann den einheimischen Soren geheiratet hat, hat sie ihm versprochen, nie wieder dorthin zurückzukehren – und sich daran gehalten. Lange Jahre hat sie das Leben gelebt, das andere ihre verordnet haben.
Jetzt steht sie zum ersten Mal auf wackeligen Beinen und alle Freunde von früher sind sofort wieder da, um ihr zu helfen.

Und schon da wurde es mir zu viel des Guten. Rikke hat ihnen 18 Jahre lange den Rücken zugekehrt und zu niemandem Kontakt gehalten. Dennoch scheinen sie alle nur auf ihre Rückkehr gewartet zu haben um ihr in kitschigen Szenen bei unlogischen Arbeiten zu helfen. Da wird gefliest, bevor der Installateur kommt, Wände mit Farbe versehen, bevor die Zwischendecken drin sind – von einer Planung oder behördlichen Gängen mal ganz abgesehen. Da tut sich meine Handwerkerseele beim Lesen schwer!

Die Liebesgeschichte an sich zieht sich lange dahin, die alten Fehler von damals werden gleich mal gesteigert wiederholt… Es wird möglichst wenig geredet, um auch ja kein Missverständnis auszulassen.

Das Buch enthält immer wieder Einträge aus Rikkes Rezeptbuch für dänische Bonbons. Diese sind durchzogen von Quernotizen Rikkes, die uns ein wenig teilhaben lassen an den Geschehnissen von damals. Ein interessanter Gedanke, der mich aber nicht ganz gekriegt hat.
Die Bonbons selber klingen sehr lecker. Ich habe mich bis jetzt nicht damit beschäftigt, wie sie erzeugt werden. Mitten im Buch habe ich mir dann ein Video dazu angesehen, weil ich neugierig geworden bin und ein Bild zum Gelesenen brauchte.
Das und die nette Abschlussszene hat mich ein wenig über das lahme Lesevergnügen hinweggetröstet und ein Sternchen gerettet.