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Insgesamt 1234 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2024
Seydack, Niclas

Geile Zeit


sehr gut

"Je länger etwas her ist, desto schöner scheint es. "Dieser Satz aus dem Buch trifft diese nostalgische Reise in die Kindheit und Jugend der Millenials ziemlich auf den Punkt. Anekdoten aus längst vergangenen Jugend, geliebte Erinnerungen und wehmütige Rückblicke- all das strahlt diese Geschichte für mich aus und nahm mich mit in meine eigenen Teeniejahre.

Manchmal schwang bei dieser selbsternannten „geilen Zeit“ aber auch ein fast schon vorwurfsvoll gekränkter Unterton mit, ob der Möglichkeiten, die man vllt nicht hatte, bei dem ich mich dann plötzlich nicht mehr wiedererkannt habe. Was mich bei dieser Reise durch die letzten Jahrzehnte außerdem ein bisschen gestört hat, waren die inhaltlichen Wiederholungen. Einige für den Autor scheinbar einschneidenen Schlüsselereignisse wurden immer wieder referenziert, mir war das oft einmal zu viel.

Vor allem die Popkulturreferenzen haben mich dann aber doch absolut abgeholt. ich hab die erwähnten Songs quasi in meinem Kopf gehört, habe viele der dargestellten Szenen selbst ähnlich erlebt und mich in vielen Punkten wiedererkannt.

Die Kapitel sind angenehm aufteilt, kurzweilig zu lesen und bieten eine nostalgische Unterhaltung mit Kult-Charakter. Schönes Porträt einer Zeit, die auch mir viel gegeben und ich mich mit geprägt hat.

Bewertung vom 28.07.2024
Lucas, Lilly

This could be love / Hawaii Love Bd.1


sehr gut

Ich lese Bücher von Lilly Lucas einfach wahnsinnig gerne, weil sie es nicht nur schafft, mich an wundervolle Orte zu entführen, an denen ich am liebsten für immer verweilen würde, sondern auch Figuren erschafft, die sich wie Freunde anfühlen, sodass mich der Abschied von ihren Geschichten jedes Mal wehmütig zurücklässt. Auch bei diesem Buch habe ich beim Lesen einfach immer wieder gedacht „wie schön“- für mich einfach die Grundstimmung in ihren Geschichten, die einen wie eine Umarmung umschließen.

Zum Inhalt: nach einer Verletzung hat Lou noch nicht wieder zurück in ihre Tennisroutine gefunden und auch ihr Selbstbewusstsein ist nach wie vor angeknackst. Da die US Open vor der Tür stehen, beschließt sie im Tennis Camp ihrer Tante auf Hawaii zu trainieren, denn sie will es immer noch bis ganz an die Spitze schaffen. Angekommen auf Hawaii trifft Lou auf Vince, der dort ein Hostel aufbaut. Und obwohl sich beide stark zueinander hingezogen fühlen, merken sie schnell, dass ihre Welten nicht zueinander passen.

Ich habe das Setting der Geschichte so, so geliebt. Die Autorin schafft es mit ihren Beschreibungen von Orten immer wieder, dass ich mich selbst dorthin versetzt fühle und Hawaii ist ein echtes Traum-Setting, was den Roman auch zur perfekten Sommerlektüre macht. Das Tennis-Thema wird tatsächlich immer Gegensatz dazu eher stiefmütterlich behandelt. Man erfährt zwar, dass Louisa regelmäßig trainiert, bis zum Ende der Geschichte wird das Thema aber sonst nicht groß aufgegriffen. War für mich ok, habe mich da aber vom Klappentext etwas in die irre führen lassen.

Was für mich ein Manko an der Geschichte war: ich hatte das Gefühl, dass die beiden Protas sich eigentlich überhaupt nicht kennengelernt haben. Gespräche zwischen den beiden kann man im Text fast schon suchen. Und ja, natürlich sprühen die Funken, es wird auch etwas spicy, aber mir hat da irgendwie der Tiefgang gefehlt. Auch Vinces Geheimnis, das so groß in der Buchbeschreibung angeteasert wird, wurde mir zu schnell und nebensächlich abgearbeitet. Das wirkte auf mich weniger authentisch und natürlich, als das bei Büchern der Autorin normalerweise der Fall ist.

Die Stimmung gerettet haben für mich wieder die großartigen Nebencharaktere, bei denen es auch in den Folgebänden sicherlich noch einiges zu entdecken gibt, zumindest wurde hier im Text schon viel angedeutet, was sicherlich nochmal aufgegriffen wird. Ansonsten kann ich nur sagen, dass das Buch sich wieder fantastisch liest und ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Für mich eine schöne Geschichte, die innerhalb der Lovestory für mich kleine Schwächen hatte.

Bewertung vom 28.07.2024
Lind, Jessica

Kleine Monster


ausgezeichnet

Mich hat tatsächlich das eher eigenwillige Cover neugierig gemacht. Kann nicht genau sagen wieso, aber ich kann einfach nicht wegsehen und wollte unbedingt wissen, was es damit auf sich hat. Der Klappentext hat diese Neugier noch weiter angestachelt und ich muss sagen, dass mir echt was entgangen wäre, hätte ich dieses Buch nicht gelesen. Hatte für mich schon den Flair von psychologischem Horror, der sich auf beunruhigende Weise im Hirn einnistet und einen nicht loslässt,

Zum Inhalt: ein Anruf von der Schule und ein Gespräch mit der Klassenlehrerin im Unterrichtsraub der 2B. Es gab einen Verfall zwischen dem siebenjährigen Luca und einer Mitschülerin. Seine Eltern sollen nun Rechenschaft anlegen und Konsequenzen ziehen. Aber worüber? Hatte ihr Sohn überhaupt wirklich etwas getan? Und wenn ja, wäre das dann seine Schuld oder ihre als Eltern?

Der Roman beschäftigt sich mit den emotionalen Abgründen die entstehen, wenn das Vertrauen in das eigene Kind erschüttert wird. Bei wem ist die Schuld zu suchen, hatte es Anzeichen gegeben und wie soll man sich zukünftig verhalten. Wie auf rohen Eiern schleicht Protagonistin Pia um ihre eigene Familie herum und reflektiert dabei ihre eigene Kindheit und Familiengeschichte.

Pias Konflikt zwischen mütterlichem Verständnis, Sorge und Selbstzweifeln wird sehr eindrücklich geschildert. Vor allem auch diese Angst davor, was die anderen denken, vor dem Abgestempelt werden, ist wahnsinnig nahbar. Diesen gesellschaftlichen Druck fand ich gut rübergebracht und die damit verbunden Sorgen authentisch geschildert. Es steht so ein bisschen die Frage im Raum, ob man sein Kind bedingungslos lieben kann und muss. Finde es wahnsinnig spannend, was hier für moralische Dilemma aufgeworfen werden.

Ich weiß gar nicht, welchen Teil der Geschichte ich packender fand, den Struggle von Pia, die sich nun selbst in der Erwachsenenposition wiederfindet, oder die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit und des Traumas ihrer eigenen Kindheit. Denn auch da gibt es einiges zu verarbeiten und aufzuarbeiten.

Die Geschichte ist aufwühlend, stimmt aber gleichzeitig auch nachdenklich wie man selbst mit solch einer Situation umgehen würde, die so wenig greifbar ist. Absolut packend zu lesen, nistet sich diese Geschichte im eigenen Kopf ein und klingt dort auch nach beenden des Buches nach.

Bewertung vom 28.07.2024
Phillips, Julia

Cascadia


sehr gut

Zum Inhalt: eine Insel im Nordwesten der USA. Sam lebt mit Ihrer großen Schwester Elena und der schwerkranken Mutter in bescheidenen Verhältnissen. Nur der Traum eines Tages die Insel zu verlassen hält sie bei ihrem lausigen Job auf einer Touristenfähre aufrecht. Als ein Bär auf der Insel gesichtet wird beginnen Tage des Unglaubens und der Angst, die wie die Ankündigung etwas größeren anmuten.

Obwohl das Leben der beiden Schwestern im Fokus steht wird die Handlung allein aus Sams Sicht erzählt. Man merkt ihr an, dass sie die jüngere Schwester ist, die immer noch einige Privilegien genießt und deren ganze Welt auf ihre Schwester Elena ausgelegt ist. Man bekommt tiefe Einblicke in ihre Gefühle und Gedanken, ihre Unsicherheiten und ihren Trotz.

Die Sichtung des Bären steht symbolisch für die Perspektiven und Hoffnungen im Leben der beiden Schwestern. Machte er Sam zu Anfang vor allem Angst, empfindet Elena ihn als Wunder. Für sie ist er ein Hoffnungsschimmer in der Trostlosigkeit des Alltags, der aus Arbeit, unbezahlten Rechnungen und der Pflege der kranken Mutter besteht.

Der rote Faden der Geschichte ist eigentlich der Traum der beiden Schwestern aus ihrem Leben auszubrechen und die Insel ihrer Kindheit zu verlassen. Beide sehnen sich nach einem besseren, unbeschwerteren Leben, müssen aber feststellen, dass der einst kindliche Traum sich für beide in unterschiedliche Richtungen entwickelt hat. Es ist eine Geschichte über Verlust, das Platzen von Träumen und die Bitterkeit der Realität.

Kann es noch Coming of Age sein, wenn die Protagonistinnen Ende Zwanzig/ Mitte Dreißig sind? Denn genauso fühlte sich das Buch stellenweise an: das Enthüllen von Illusionen, das Aufdecken bisher verborgener Unstimmigkeiten und falscher Hoffnungen. Irgendwo zwischen der Reflexion der Vergangenheit und Zukunftsaussichten müssen sich die Schwestern dem Hier und Jetzt stellen.

Ich mochte die Verknüpfung von rauer, offener Landschaft und beengten Familienverhältnissen. Der Konflikt in dem sich Sam befindet ist nicht unbedingt leicht zu lesen, hat mich aber gut abgeholt und die eher prekären Lebensverhältnisse wurden anschaulich und nachvollziehbar geschildert. Es ist ein eher ruhiger, nachdenklicher Roman, der einen fast schon dramatischen Verlauf nimmt. Interessante Kombination, die aber gut funktioniert.

Bewertung vom 28.07.2024
Towles, Amor

Eve


ausgezeichnet

Ich habe kürzlich erst „ein Gentleman in Moskau“ gelesen, wodurch mir der Autor noch recht frisch im Gedächtnis war. Dachte anhand des Covers erst es geht mal wieder um Marilyn, aber weit gefehlt: Hollywood Flair trifft taffe Frau, die weiß was sie will. Spektakulär erzählt und wahnsinnig und sehr unterhaltsam.

Zum Inhalt: Eve bricht ihr Leben in New York hinter sich ab und reist kurzentschlossen nach L.A., was sie dort tun wird, steht in den Sternen. Dann trifft sie auf die berühmte Schauspielerin Olivia de Havilland und ihre einnehmende Art öffnet ihr auch sonst Türen, sodass die faszinierende Eve bald schon die Paparazzi und Gauner von Hollywood aufmischt.

Heute würde man Eves Job als Public Relations Managerin beschreiben, stumpf gesagt ist sie die Frau fürs grobe, die dafür sorgt, dass das blütenweiße Image ihrer Wahlklientin und Freundin Olivia, einer unschuldigen Hollywood-Beauty, erhalten bleibt. Koste es was es wolle.

Die Geschichte wird aus der wechselnden Sicht der Personen erzählt, die auf Eve treffen und von ihrer schillernden Persönlichkeit eingenommen werden. Die Geschichte baut sich um den Mythos ihrer Person auf- ihre Vergangenheit ungewiss, ihre Motive undurchsichtig, sie selbst einnehmend und strahlend.

Und plötzlich wird aus dieser Geschichte, die zuerst wie eine Art Sozialstudie anmutete, ein spannender Fall, der zwischenzeitlich Krimicharakter hatte. Für mich hatte die Geschichte den Flair eines Film Noir, sehr atmosphärisch, düster angehaucht mit einem Hauch Verruchtheit.

Habe das Buch sehr genossen und bin selbst großer Fan von Eve und ihrer Art völlig verfallen. Ich wollte nicht, dass diese Geschichte jemals endet.

Bewertung vom 28.07.2024
Peters, Sabine

Die dritte Hälfte


gut

Ich bin mir gar nicht ob dieses Buch so eine richtige Kernhandlung hat. Es geht einfach um das Alltagsleben von Doc und die Menschen in seinem Umfeld, ihre Begegnungen miteinander, die Dinge, die sie bewegen und die Gespräche, die sie führen. Man bekommt als Leser also einfach Einblick in die Alltäglichkeit der Figuren. Für mich hat dabei jetzt keine der Figuren oder Begegnungen besonders herausgestochen. Einzig Doc steht einigermaßen im Fokus, da er die Verbindung zu den anderen Charakteren darstellt. Er gibt dabei wenig von sich preis, nur ab und zu blitzt etwas von seinen Verlusten und seinen Erinnerungen auf und davon, wie sehr zu kämpfen hat.

Ich mochte die ruhige und unaufgeregte Erzähltart der Geschichte. Eine gewisse Grunderschöpfung und Resignation schwingt da im Unterton schon mit, es ist eben eine Geschichte vom Altern und dem Alter und den körperlichen und mentalen Belangen, die damit einhergehen. Gleichzeitig wird dem aber auch die nächste Generation, die unterschiedlichen Sicht- und Lebensweisen und die Konflikte, die damit einhergehen gegenübergestellt.

Zwischen die Handlung gestreut werden dann kleine teils poetische, teils grüblerische und teils völlig schräge Einwürfe unter der Überschrift „das blaue Heft“, Docs Notizbuch. Diese standen für mich anfangs etwas verloren im Raum, denn sie haben meist keinen erkennbaren Bezug zur Handlung. Sie sind an sich aber einfach amüsant und nett zu lesen. Vermutlich hätte es die für mich nicht gebraucht, gleichzeitig geben sie einen interessanten Einblick ins Docs Seele. Manchmal war aber für mich nicht ganz greifbar, was damit ausgedrückt werden soll.

Die Figuren gehen durchs Leben und nehmen den Leser mit. Es ist unspektakulär, aber genau darin liegt auch der Charme der Geschichte, wie eine kleine Versicherung, dass das Leben auch im Alter weitergeht.Für mich hat sich das Buch angenehm lesen lassen, mir hat aber bei der ganzen Nahbarkeit ein bisschen das Besondere gefehlt, dass mich bezaubert oder mitgerissen hätte.

Bewertung vom 28.07.2024
Wells, Benedict

Die Geschichten in uns


ausgezeichnet

Das Buch bietet nicht nur tiefe Einblicke in Wells eigenes Leben, es zieht auch Querverbindungen zu anderen Autoren und den Büchern, die Wells beeinflusst haben. Ich mochte den ehrlichen Erzählton, wie offen er auch über das Scheitern, die Kritik und Ablehnung schreibt, über die Selbstzweifel und den Druck etwas wirklich Gutes abzuliefern.

Bei all dem kommt Benedict Wells wahnsinnig sympathisch rüber, man merkt dass er selbst sehr kritisch mit seinen eigenen Werken umgeht, auch im Nachhinein nicht mehr 100% von seiner eigenen Arbeit ist und einiges anders machen würde. Das zuzugeben verlangt eine gewisse Reife und Größe und ich finde es beeindruckend wie viel er tatsächlich von sich selbst preisgibt.

Vom Schreibratgeber habe ich mir ehrlich gesagt nicht viel erhofft, da ich selbst nicht schreibe. Muss aber sagen, dass ich die gelieferten Einblicke sehr interessant fand. Wells beschriebt quasi die Etappen, wie ein Buch entsteht. Auch hier bezieht er sich viel auf persönliche Erfahrungen und Gefühle und schildert viel am Beispiel seiner eigenen Werke. Dass „Hard Land „und „Vom Ende der Einsamkeit“ so ein bisschen im Fokus standen, was meine Lieblingsbücher von Wells sind, hat sicher auch dazu beigetragen, dass ich diese Seiten gerne und interessiert gelesen habe.

Neben Wells eigenen Gedanken mochte ich die Verweise auf und Zitate von anderen bekannten Autoren. Mich hat dieses Buch zwar nicht zum Schreiben angeregt, aber Lust gemacht, einige der erwähnten Bücher (nochmal) zulesen und auch die Bücher von Wells betrachte ich jetzt nochmal mit anderen Augen.

Hat mir richtig gut gefallen, Benedict Wells hat einfach einen sehr angenehmen Schreibstil, den ich gerne lese.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2024
Hession, Rónán

Leonard und Paul


ausgezeichnet

Ich hatte das Buch schonmal zu seinem Erscheinungstermin auf dem Schirm, habe es aber erst im Zuge der Nominierung zum Lieblingsbuch der Unabhängigen gelesen und muss sagen: diese Nominierung ist mehr als gerechtfertigt. Ein wunderschönes, bewegendes und auf feinsinnige Art humorvolles Buch. Habe es sehr geliebt.

Zum Inhalt: Leonard und Paul sind jeder für sich Einzelgänger, aber füreinander beste Freunde. Beide führen ein eher beschauliches Leben, bei dem sie sich jeweils im Hintergrund halten. Doch plötzlich tut sich im Leben der beiden was, sodass die Ruhe durchbrochen wird und beide sich neuen, ungeahnten Herausforderungen stellen.

Leonard und Paul haben jeder für sich allein, aber auch zusammen eine ganz besondere Dynamik, die auch mit der Abwesenheit jeglicher Dynamik beschrieben werden könnte. Jeder für sich fällt wohl in die Kategorie „Außenseiter“ und „schräger Vogel“, weshalb sie füreinander auch so wichtige Bezugspersonen sind. Sie machen einfach jeder ihr Ding, fallen nicht auf, bis sie es dann eben doch tun.

Ich finde ihre jeweiligen Interessen und Lebenswege überzeugend und authentisch dargestellt. Besonders Paul ist mir im Verlauf der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Beide Männer machen eine starke charakterliche Entwicklung durch, begeben sich aus ihren jeweiligen Komfortzonen heraus und stehen für sich ein. Das hat mir richtig gut gefallen und war sehr unterhaltsam zu lesen. Vor allem wie sie sich manchmal etwas unbeholfen, aber sehr offen und ehrlich dem Leben und ihren Problemen stellen.

Die Erzählung selbst verläuft eher in ruhigen Bahnen, was perfekt zu den Figuren passt. Der unaufgeregte Erzählton ist angenehm zu lesen und man kann sich innerhalb der Geschichte gut treiben lassen, die vor allem von der bildlichen Beschreibungen dieser zwei hinreißenden Charaktere lebt. Einfach wundervoll

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2024
Slaughter, Karin

Tote Augen / Georgia Bd.3


ausgezeichnet

Karin Slaughter schreibt Geschichten, aus denen Albträume gemacht sind. Und sie ist so gut darin, dass sie mich mit ihren Beschreibungen regelrecht in diese Horrorszenarien versetzt. Definitiv nichts für schwache Nerven.

Zum Inhalt: Dr. Sara Linton arbeitet in einem Krankenhaus in Atlanta, als eine junge Frau eingeliefert wird, die Teil eines schrecklichen Autounfalls war. Aber nicht nur das: ihr Körper zeigt Spuren von Unterernährung, Missbrauch und Folter. Das GBI übernimmt den Fall, denn die Frau war nicht das einzige Opfer.

Der Fall selbst ist abgründig, brutal und erschreckend, um nicht zu sagen abstoßend. Die Beschreibungen der Orte und Gewaltszenarien sind keine leichte Kost, Slaughter erzeugt hier eine gewaltdurchtränkte, grausige Atmosphäre. Gleichzeitig bekommt das Verbrechen im Verlauf der Handlung einen psychologische Komponente.

Das Team um Will und Faith wird in diesem Fall durch Sara Linton verstärkt, die mit ihrem scharfen Verstand und ihrer sehr menschlichen Art eine große Bereicherung ist. Gleichzeitig offenbart Will hier will von sich selbst, seiner Vergangenheit und den Wunden seiner Seele. Das schafft einen spannenden und angenehmen Kontrast zu den Gewaltbeschreibungen. Bezüglich Figurenentwicklung für mich ein sehr starker Band.

Eine Geschichte, die mich das gruseln lehrt und bei der es mir kalt den Rücken herunterläuft. Absolut abgründig und perfide geplottet und wahnsinnig packend von der ersten bis zur letzten Seite.

Bewertung vom 28.07.2024
Naumann, Laura

Haus aus Wind


sehr gut

Zum Inhalt:Johanna entflieht ihrem Leben und flüchtet sich in ein Surfcamp an der Algarve. Doch statt am Ende ihres Urlaubs heimzukehren, beschließt sie zu bleiben, nimmt einen Aushilfsjob an und verliebt in zwei Frauen. Doch ihre Vergangenheit holt sie ein und die leichte Blase langer Sommernächte beginnt langsam zu platzen.

Ich hab mich ganz merkwürdig in die Geschichte geworfen gefühlt. Normalerweise macht mir das nichts aus und gefällt mir sogar, aber hier habe ich mich sehr schwergetan ein Gefühl für Johanna und ihre Situation zu bekommen.
Die Protagonistin wirkte auch mich vor allem anfangs fast schon kindlich naiv, aber je mehr Seiten ich gelesen habe, desto verständlicher wurde sie mir.

Was mich immer so ein bisschen aus dem Lesefluss gerissen hat, waren die englischen Dialoge. Die habe ich verstanden, waren ja auch denkbar einfach gehalten, aber dieser Switch von Deutsch zu Englisch und wieder zurück war irgendwie nicht so meins. Hatte jetzt auch nicht unbedingt das Gefühl, dass es als Stilmittel besonders zur Stimmung oder so beigetragen hätte.

Viele ihre Gedanken und Gefühle empfand ich als überraschend nahbar, wie es plötzlich aus ihr herausbricht, als wäre da kein Raum mehr in ihr um den aufgestauten Frust, die Ängste und Verzweiflung zu verstecken. Der Schreibstil und die Sprache tragen sehr gut dazu bei zu vermitteln, was da in Johanna brodelt, wie es in ihr arbeitet und was das mit ihr selbst und ihrem Selbstbild macht. Dazu Rückblicke in Johannas Kindheit und Jugend. Zu Momenten, die sie geprägt haben. Sie ist wahnsinnig selbstreflektiert, reflektiert aber ihr gesamtes Umfeld direkt mit, was sie zunehmend strauchelnd lässt und in regelrechtes selbst-bashing ausartet

Das Buch hat eine wunderschöne, teils richtig poetische Erzählstimme. Die Geschichte wird auf eine feinsinnige Art erzählt, die sich ganz wunderbar lesen lässt. Es ist kein klassischer Sommerroman, überzeugt aber mit den tiefsinnigen Untertönen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.