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Azyria Sun

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Insgesamt 662 Bewertungen
Bewertung vom 17.12.2022
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine spannende Zeitreise

Worum geht’s?
Joe Tournier erwacht ohne Erinnerung in Londres am Bahnhof. Wer ist er? Wo kommt er her? Und ist wirklich eine Epilepsie der Grund, dass er an seine Vergangenheit keine Erinnerung hat? Als er eine Postkarte findet, unterzeichnet nur mit M. wird er von Visionen verfolgt und plötzlich ändert sich alles für ihn.

Meine Meinung:
Mit „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ (Klett-Kotta Verlag, 09/2022) von Natasha Pulley habe ich mal wieder ein Genre gelesen, das ich seit meiner Jugendzeit nicht mehr in der Hand hatte. Es ist eine Mischung aus Fantasy und ein bisschen historisch und hat mir wirklich gut gefallen. Früher habe ich z.B. die Bücher von Wolfgang und Heike Hohlbein verschlungen und die Reise, auf die uns die Autorin mitnimmt, hat mich sehr daran erinnert. Auch der Schreibstil war eindrucksvoll und lebendig und ich konnte komplett in diese ungewöhnliche Welt eintauchen.

Alles beginnt mit Joe, der im 19. Jahrhundert an einem Bahnhof in Londres plötzlich zu sich kommt, komplett ohne Erinnerung. In begleiten wir auf der Suche nach sich selbst, seiner Vergangenheit und versuchen gemeinsam mit ihm, die Bilder in seinem Kopf greifbar zu machen und zu ergründen. Auf der anderen Seite haben wir Kapitän Missouri Kite, der immer an seiner Seite ist und durch den Joe erfährt, was es mit dem Leuchtturm in Eilean Mor auf sich hat.

Und auf dieser Reise mit Joe erleben wir die Schlacht um Trafalgar, reisen mit Schlachtschiffen zur See. Erleben den Kampf zwischen Engländern und Franzosen. Und die Autorin stellt deutlich den Unterschied zwischen alten Schiffen und neuer Technik dar. Das Ganze gepaart mit einem Tor, das durch die Zeiten führt, einem Leuchtturm, der nicht ist, wie er zu sein scheint und der Erfahrung, wie schnell die Vergangenheit die Zukunft ändern kann gibt dem Buch seinen ganz eigenen Charme. Schön finde ich auch, dass wir am Ende wieder am Anfang sind und der Kreis der Zeit so geschlossen wird. Lediglich in den Kapiteln selbst waren mir die Zeitsprünge manchmal zu verwirrend und erst wenn ich wusste, mit wem Kite gerade unterwegs ist, war ich wieder drin. Daher ein kleiner Stern Abzug. Aber das Buch hat mir definitiv Lust gemacht, wieder mehr Bücher aus diesem Genre zu lesen und in eine ganz andere Welt einzutauchen.

Fazit:
Natasha Pulley entführt uns in „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ in die unterschiedlichen Jahrhunderte. Wir begleiten Kite und Joe, erleben Schlachten zu See und an Land, sehen die technischen Unterschiede in den verschiedenen Zeiten. Es geht um die Schlacht bei Trafalgar, den Kampf Engländer gegen Franzosen und darum, wie die Vergangenheit die Zukunft beeinflusst. Trotz der manchmal verwirrenden Zeitsprünge konnte ich ganz in diese fantastische Welt eintauchen und habe mich von diesem für mich eher ungewohnten Genre ganz fesseln lassen.

4 Sterne von mir für dieses für mich andere aber sehr spannende Buch!

Bewertung vom 10.12.2022
Nesbø, Jo

Blutmond / Harry Hole Bd.13


ausgezeichnet

Spannend, rasant und unerwartet

Worum geht’s?
Eigentlich wollte Harry Hole in Los Angeles ein neues Leben starten, als ihn ein unerwarteter Umstand zurück nach Oslo führt. Zurück zu seinen Erinnerungen, seinem sterbenden Freund und einem Mörder, der die Bevölkerung in Atem hält.

Meine Meinung:
Endlich ist er da, der 13. Teil der Thrillerserie um Harry Hole! Mit „blutmond – Harry Hole ermittelt“ (Ullstein Buchverlage, November 2022) setzt Jo Nesbo seine Sensationsreihe um einen meiner Lieblingsermittler fort. In gewohntem Stil ermitteln wir gemeinsam mit Harry, mit der Polizei und lesen auch aus der Sicht des Mörders. Das Tempo ist rasant, die Geschichte verwirrend und am Ende alles anders, als man denkt.

Harry ist, wie wir ihn kennen und mögen. Kämpft immer noch mit seinem Alkoholproblem, aber ist für seine Freunde da, wenn sie ihn brauchen. Und in diesem Teil treffen wir alle wieder – Katrine, Aune, Oystein und auch den in den Vorgängern Verstorbenen wird noch einmal gedacht. Katrines Sohn Gert lernt offiziell Harry kennen, seinen leiblichen Vater, auch wenn ihm dies nicht gesagt wird, und auch die Nebenrollen sind perfekt besetzt. Prim, hinter dem beinahe jeder der Beteiligten stecken könnte, ist hierbei ein besonders gelungener Charakter.

Auch die Story selbst ist spannend. Wir haben es diesmal mit biologischen Waffen zu tun. Mit korrupten Polizisten, Falschinformationen an Journalisten und noch mehr als in den Teilen zuvor hat Jo Nesbo es geschafft, mich von einer falschen Fährte auf die andere zu schicken. Jedes Mal, wenn ich dachte, ah, jetzt! – war es doch wieder anders. Und gerade das hat diesem Band seinen ganz besonderen Charme gegeben. Das Buch ging mir auch sehr zu Herzen, als Aune seinen großen Auftritt hatte. Doch wie so oft lässt uns der Autor keine Verschnaufpause, sondern bring mit den letzten Absätzen einen Cliffhanger, bzw. eine Preview und heizt damit die Fantasie seiner LeserInnen so an, dass ich es jetzt schon kaum erwarten kann, dass endlich der nächste Teil erscheint. Ich hoffe, wir müssen nicht zu lange warten!

Fazit:
Mit „blutmond – Harry Hole ermittelt“ toppt Jo Nesbo die Vorgängerbände seiner Thrillerserie um den außergewöhnlichen Ermittler nochmals um Längen. Es ist unerwarteter, unvorhersehbarer und noch spannender als in den Bänden davor. Seltene Tiere, biologische Waffen, Heldentaten und am Ende jede Menge Twists, die den fulminanten Abschluss nochmals so richtig anheizen – ich habe das Buch verschlungen und kann jetzt schon kaum erwarten, wie es weitergeht!

5 Sterne von mir und bitte mehr von Harry, den man trotz aller Schwächen einfach mögen muss!

Bewertung vom 04.12.2022
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Old Bones - Die Toten von Roswell / Nora Kelly und Corrie Swanson Bd.3


ausgezeichnet

Außerirdisch gute Spannung

Worum geht’s?
Der exzentrische Milliardär Lucas Tappan will dem Geheimnis von Roswell auf die Spur kommen. Ist dort damals wirklich ein UFO abgestürzt oder was möchte die Regierung verheimlichen? Er heuert die besten Wissenschaftler weltweit an und Nora Kelly soll die Ausgrabungen leiten. Ausgrabungen, die schreckliche Dinge ans Licht bringen.

Meine Meinung:
„Old Bones – Die Toten von Roswell“ ist der dritte Teil der Thrillerserie von Douglas Preston und Lincoln Child um die Archäologin Nora Kelly und die FBI-Agentin Corrie Swanson. Und bereits das Cover ist wieder ein Hingucker – insbesondere mit der genialen Haptik. Das Buch selbst ist noch einen Tick besser, als seine beiden Vorgänger, auch wenn es etwas extraterrestrisch wird. Aber was bei anderen Autoren oft in eine komische Richtung abdriftet, wirkt bei Preston & Child irgendwie natürlich und realistisch und zu keinem Zeitpunkt hat mich der außerirdische Teil irgendwie gestört.

Wir begleiten zum einen Nora Kelly und ihren Bruder bei den Ausgrabungen in Roswell, New Mexico, zum anderen Corrie Swanson bei ihren Ermittlungen. Beides tolle Charaktere, die wir bereits aus den Pendergast-Büchern kennen und ich mag es immer noch sehr, dass die beiden eine eigene Reihe bekommen haben. Obwohl die Frauen nicht befreundet sind oder viel zusammenarbeiten, sind die Schicksale der beiden doch miteinander verknüpft. Dann haben wir noch Noras Bruder Skip, den exzentrischen Lucas Tappan (ob es hier Parallelen zu Elon Musk gibt?) und ein Forscherteam mit ganz eigenen Charakteren, u.a. den etwas anderen Dr. Noam Bitan. Auf Corries Seite ist ihr neuer Ausbilder Agent Lime, der anders ist, als er schein und auch Sherriff Watts ist wieder mit dabei.

Das Buch geht direkt spannend los. Und ich muss sagen, wo die ersten beiden Teile am Anfang doch etwas langwieriger waren, war hier keine Sekunde Langeweile zu spüren. Es ging wirklich Schlag auf Schlag, Spannungspeak auf Spannungspeak. Und auf den letzten Seiten, wo es dann etwas Extraterrestrischer wurde war so viel Spannung mit dabei, es hat an jeder Ecke gebrannt und das Tempo wurde immer rasanter – man hatte gar keine Zeit, sich über UFOs/UAPs zu wundern. Preston & Child haben eine Verschwörungstheorie genommen und sie auf einzigartige und außergewöhnliche Weise in einen Thriller eingebunden mit Geheimorganisationen, Spionen, versteckten Militärstationen und so wieder einen absolut genialen Thriller geschaffen. Einzig Pendergast hatte diesmal am Ende gefehlt, der in den beiden ersten Bänden im letzten Kapitel jeweils einen Gastauftritt hatte, was für mich trotz erst zweiter Bände doch schon eine Tradition der Old-Bones-Reihe dargestellt hat. Dieser Band hat mir aber auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht. Mehr von Old Bones, mehr von Nora und mehr von Corrie! Die Autoren haben wieder einmal bewiesen, dass sie zurecht die Liste meiner persönlichen Top-Autoren anführen!

Fazit:
Mit „Old Bones – Die Toten von Roswell“ setzen Preston & Child nunmehr im dritten Band die Thrillerserie um Nora Kelly und Corrie Swanson fort und beweisen wieder einmal, dass sie es schaffen, selbst Verschwörungstheorien in spannende und glaubhafte Settings umzuwandeln, bei denen auch extraterrestrische Dinge nicht ungewöhnlich wirken. Ob man an UFOs/UAPs glaubt oder nicht – die Autoren haben es drauf, selbst die kuriosesten Dinge spannend in Szene zu setzen. Und gemischt mit den operierenden Geheimorganisationen haben die beiden wieder einen Page Turner zu Papier gebracht, der ein rasantes Tempo vorlegt und selbst im fulminanten Finale nochmals so viel an Spannung draufpackt, dass dieses Buch einfach Lust macht auf mehr. Auf mehr von Nora, von Corrie und auf mehr von Preston & Child!

5 Sterne von mir für dieses außergewöhnliche aber mega spannende Buch!

Bewertung vom 27.11.2022
Etzold, Veit

Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1


ausgezeichnet

Rasanter Politthriller

Worum geht’s?
Bankmitarbeiterin Laura Jacobs verhindert geistesgegenwärtig einen blutigen Banküberfall und hält kurz darauf die Kündigung ihres über ihren Arbeitgeber angemieteten Hauses in Händen. Als sie nachhakt, entdeckt sie schnell den Finanzskandal dahinter, der tödliche Spuren nach sich zieht.

Meine Meinung:
Mit „Die Filiale“ startet Veit Etzold seine neue Thrillerserie um Laura Jacobs. Wir haben es mit einem brisanten, hochaktuellen Fall zu tun, der knallhart und realistisch ist. Wie wir es von dem Autor kennen, ist der Schreibstil mitreißend und das Thema gut recherchiert und macht direkt Lust auf mehr von seiner neuen Hauptprotagonistin.

Laura Jacobs ist eigentlich eine gewöhnliche Frau, die aber in brisanten Situationen in ihren ganz eigenen Modus umschalten und einen kühlen Kopf bewahren kann. Wo andere schockgefrieren, handelt sie automatisiert, rational und genau richtig. Was ihr hier von Vorteil aber auch von Nachteil ist. Denn das ist es, was sie in einen riesigen Finanzskandal verwickelt. Was ich von ihrem Mann Timo halten soll, weiß ich noch nicht genau, er kommt mir eher vor wie ein großes Kind. Ihre Freundin, die Gerichtsmedizinerin Sophie und deren Mann Hauptkommissar Deckhard dagegen sind zwei Charaktere, die spannend sind und von denen wir hoffentlich in den weiteren Teilen noch mehr hören werden. Dann haben wir noch Marc, ein Bekannter von Laura und absoluter Börsencrack; auch von ihm hören wir sicherlich noch mehr.

Der Start in die Reihe selbst ist wirklich gelungen. Es geht um Insiderhandel, wir gehen ins Dark Web, wo mit Kryptowährung gehandelt wird und dubiose Aktiengeschäfte durchgeführt werden und haben es auch mit Auftragskillern zu tun. Eine Mischung, die viel Potenzial hat, das der Autor auch perfekt ausschöpft. Obwohl es kein blutiger Thriller ist, schlägt Veit Etzold dennoch von Beginn an ein rasantes Tempo an und schafft es, die komplexen Dinge so darzustellen, dass man den Durchblick behält und den Eindruck bekommt, einer der Insider zu sein. Und als dann noch Ivan und Igor auftauchen, geht die Spannungskurve richtig hoch und reißt auch nicht mehr ab. Im Gegenteil: Der Epilog mit Marc am Ende bringt nochmal einen weiteren Spannungspeak, bei dem man hofft, dass der nächste Band nicht lange auf sich warten lässt!

Fazit:
Veit Etzold gelingt mit seinem Thriller „Die Filiale“ der perfekte Einstieg in die Serie um seine neue Hauptprotagonistin Laura Jacobs. Es ist ein brandaktueller Politthriller, der es ich sich hat. Insiderhandel, Geldgeschäfte, Auftragskiller – hier haben wir einfach alles und mitten drin Laura, die selbst in den heißesten Situationen einen kühlen Kopf behält. Dieser Thriller legt von Anfang ein rasantes Tempo vor und mit dem Cliffhanger am Schluss macht er definitiv Lust auf mehr.

5 Sterne von mir und ich fiebere schon dem zweiten Teil entgegen!

Bewertung vom 22.11.2022
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


sehr gut

Unvorhersehbar und erschreckend

Worum geht’s?
Ein Video taucht auf, das Patrick zeigt, wie er eine Frau brutal zusammenschlägt. Doch er beteuert seine Unschuld. Wie aber kommt er auf das Video? Was ist Fakt und was ist Fake? Und wie kann er seine Unschuld beweisen?

Meine Meinung:
Mit „Fake“ schreibt Arno Strobel einen Thriller, der auf eine ganz eigene Art den Thrill rüberbringt. Auch der Erzählstil ist interessant. Einerseits lesen wir Kapitel, die Patrick als eine Art Buch aus der U-Haft schreibt. Dazwischen sind kursive Kapitel, in denen er sich aus der Gegenwart heraus erklärt und am Ende führen dann beide Sichtweisen zusammen und wir erleben den Schluss des Falles live mit.

Wir begleiten Patrick, der ein scheinbar harmonisches und perfektes Leben führt. Guter Job, tolles Haus, perfekte Ehe. Alles, was man sich so wünscht und erhofft. Wenn da nicht dieses Video auftauchen würde.

Und ab da geht es dann auch direkt los und wir erleben, wie Patrick verzweifelt versucht, seine Unschuld zu beweisen. Obwohl die Geschichte nicht blutig ist, wie ich es sonst bei Thrillern liebe, verbirgt sich hier eine ganz andere Angst: Die Angst, zu Unrecht ins Gefängnis zu kommen und alles zu verlieren, was man im Leben erreicht hat. Zu erleben, wie Freunde, Kollegen und Bekannte und sogar der eigene Partner sich von einem lossagen. Diese Verzweiflung stellt der Autor wirklich erschreckend real dar. Die Suche, die Ermittlungen, es ist spannend und die Seiten flogen nur so dahin. Und obwohl das Buch für mich am Anfang doch ein paar Längen hatte, bevor es dann so richtig losging, hatte es mich schnell gepackt und ich musste unbedingt wissen, wie es weitergeht. Am Ende ging es dafür dann fast ein bisschen zu schnell. Ein besonders gelungener Coup des Autors jedoch: Der Schluss, der kein wirklicher Schluss war und der nachfolgende Epilog – nie im Leben hätte ich das vorhergesehen! Ein wirklich gelungener Twist, der dem Cover mit dem Aufdruck „Fakt/Fake“ mehr als gerecht wird.

Fazit:
Mit „Fake“ schreibt Arno Strobel einen Psychothriller der anderen Art. Wenig Blut, dafür eine ganz eigene Art von Thrill. Unschuldig angeklagt – ein Alptraum, den der Autor gnadenlos real zu Papier bringt. Trotz einiger Längen am Anfang habe ich schnell mit Patrick mitgefiebert, versucht, dahinterzukommen, wer ihm das Verbrechen in die Schuhe schieben will und habe wie gebannt Seite um Seite verschlungen. Besonders das Ende wurde dem Titel des Buches dann mehr als gerecht – aber findet selbst heraus: Was ist Fakt und was ist Fake!?!

4 Sterne und ich freue mich schon auf den nächsten Thriller von Arno Strobel.

Bewertung vom 20.11.2022
Casoy, Ilana;Montes, Raphael

Tot ist sie dein


ausgezeichnet

Spannend anders und absolut brutal

Worum geht’s?
Veronica Torres arbeitet als Assistentin des Polizeichefs in Sao Paolo. Als sich an ihrem Arbeitsplatz eine Frau aus dem Fenster stürzt, will ihr Chef die Sache unter den Tisch kehren. Doch Veronica lassen die letzten Worte der Frau nicht los: „Jetzt wird er mich endlich lieben können“. Sie beginnt zu ermitteln und gerät in einen alptraumhaften Strudel aus Betrug, Angst und Gewalt.

Meine Meinung:
Ilana Casoy und Raphael Montes haben mit „Tot ist sie dein“ (Fischer Scherz, August 2022) einen wirklich außergewöhnlichen Thriller geschrieben, der direkt unter die Haut geht. Der Schreibstil ist im Vergleich zu anderen Büchern auf der einen Seite sehr einfach gehalten, auf der anderen Seite aber zugleich unglaublich intensiv. Erzählt wird zum einen in Ich-Form aus der Perspektive von Veronica, zum anderen lesen wir aus der Sicht von Janete, was das Ganze spannend macht, da die Autoren auf diese Weise die LeserInnen Dinge vorhersehen lassen, welche Veronica nicht sieht und dadurch zusätzlich das Lesetempo anheizen.

Das Buch geht direkt spannend mit Martas Selbstmord los und wir stürzen uns mit Veronica in die Ermittlungen. Veronica ist eigentlich Sekretärin bei der Polizei in Sao Paolo, aber tief in ihr ist eine Polizistenseele versteckt, die ungeklärte Fälle nicht auf sich beruhen lassen kann. Genauso unkonventionell und illegal sind manchmal ihre Ermittlungsmethoden. Aber irgendwie mag ich sie. Und hier ermittelt sie nicht nur in einem, sondern gleich in zwei Fällen. Helfend zur Seite steht ihr dabei Nelson, ihr internetaffiner Kollege sowie einer der Gerichtsmediziner.

Die Story selbst hat es wirklich in sich. Wir erleben Betrug im Internet auf den Seiten von Kontaktbörsen im ersten Fall und einen grausamen Serienkiller und absolute Hörigkeit einer Ehefrau im zweiten Fall. Anfangs dachte ich, ob die Fälle vielleicht irgendwann eine Verbindung finden, aber nein, es sind zwei Fälle und ich weiß nicht, welchen davon ich schlimmer finde. Und auch hier gefällt mir Veronicas Methode und ihr Sinn für Gerechtigkeit sehr gut – ihr werdet sehen, was ich meine, wenn ihr sie bei der Lösung des einen Falles erlebt. Mir hat auch das Tempo, das die Autoren vorlegen, gut gefallen. Die Seiten flogen nur so dahin, die Spannung riss nie ab und ganz am Ende wurde es immer krasser. Es war grausam, es ging unter die Haut und ich habe mit Janete mitgefiebert, konnte ihre Verzweiflung aber auch ihre Hoffnungen mitfühlen, wenn auch nicht verstehen. Dann Veronicas persönliches Schicksal, was sie herausfinden muss und womit sie nebenbei noch zu kämpfen hat – zu gerne hätte ich hierüber noch mehr erfahren. Und das Ende – das Ende hätte ich so wirklich nicht erwartet. Dürfen wir uns hier auf einen weiteren Fall freuen? Ist es eine in sich abgeschlossene Geschichte? Wie geht es mit Veronica weiter? Was wird sie jetzt tun? Diese offenen Fragen sind fast noch spannender als die Geschichte selbst, lassen der Fantasie einen riesigen Spielraum und die Autoren haben es definitiv auf meine Must-Read-Liste geschafft!

Fazit:
Obwohl „Tot ist sie dein“ von Ilana Casoy und Raphael Montes einen sehr einfachen Schreibstil hat, geht der Thriller um die Ermittlerin Veronica direkt unter die Haut. Zwei Fälle – beide auf ihre Art grausam. Ein Erzähltempo, das einen nicht loslässt. Charaktere, wie man sie sich alptraumhafter nicht vorstellen kann. Und mit Veronica eine Ermittlerin, die eigenwillige Methoden hat. Eine perfekte Mischung für einen spannenden Pageturner, bei dem am Ende alles in Flammen aufgeht.

5 Sterne von mir, eine absolute Leseempfehlung und ich würde zu gerne wissen, ob und wie es mit Veronica weitergeht!

Bewertung vom 15.11.2022
Willingham, Stacy

Das siebte Mädchen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tiefe Einblicke und Hochspannung

Worum geht’s?
Als Chloe 12 war, muss sie miterleben, wie ihr Vater wegen dem Mord an 6 Mädchen verurteilt wird. 20 Jahre später arbeitet sie als Psychologin und hat gedacht, ihr Leben und ihre Vergangenheit im Griff zu haben – bis in ihrem Ort ein weiteres Mädchen verschwindet.

Meine Meinung:
„Das siebte Mädchen“ ist das Thrillerdebüt von Stacy Willingham. Ein wirklich gelungenes und atemberaubendes Debüt und ein Buch, das anders ist. In einem eindrucksvollen und bildhaften Schreibstil nimmt uns die Autorin mit in Chloes Leben in der Gegenwart und lässt uns immer wieder flashbackartig Rückblenden in deren Kindheit erleben.

Chloe ist eine Frau, die durch die Verurteilung ihres Vaters ein Kindheitstrauma erlebt hat. Um dies vermeintlich zu überwinden, hat sie Psychologie studiert. Sie lebt in Baton Rouge, hat mit Daniel ihren perfekten Verlobten gefunden, in Cooper einen liebevollen, sich kümmernden Bruder und erst, als in ihrem Ort ein Verbrechen geschieht, das dem ihres Vaters ähnelt, gerät ihr Leben außer Kontrolle.

Hierbei führt uns die Autorin langsam in die Geschichte ein. Aber bereits auf den ersten Seiten hat mich beeindruckt, wie tiefe Einblicke wir in die Seele von Chloe erhalten haben. In die Gefühle und Gedanken, in die Psyche einer jungen Frau, die als 12jährige hat miterleben müssen, wie ihr Vater wegen Mord an 6 Mädchen verurteilt wurde. Eine außergewöhnliche und mal andere Sicht, ein Buch zu beginnen. Daher war es von der ersten Seite an spannend und für mich ein absoluter Pageturner. Aber damit nicht genug, plötzlich scheint sich alles wie ein Deja Vu zu wiederholen. Die Ereignisse überschlagen sich und am Ende heizt die Autorin ihren LeserInnen mit einem Twist nach dem anderen ein. Nichts ist wie es scheint und alles anders als man denkt und die Story ist einfach atemberaubend und mitreißend. Ein Debüt, wie man es nur selten findet! Tiefgründig, hochspannend und absolut atemberaubend – eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

Fazit:
Mit ihrem Debütthriller „Das siebte Mädchen“ hat mich Stacy Willingham absolut überzeugt! Es fängt ruhig aber spannend an mit dem Blick in die Seele Chloes – einer Frau, die als Kind schreckliches miterlebt hat. Allein dies ist ein außergewöhnliches Setup, wie ich es bislang noch nicht gelesen habe und das mich absolut mitgerissen hat. Und als Chloe dann ein Deja Vu erlebt, geht es Schlag auf Schlag und am Ende lässt die Autorin die Bombe platzen mit unerwarteten Wendungen, bringt atemberauende Spannung zu Papier und hält uns LeserInnen bis zur letzten Seite bei Atem.

5 Sterne von mir für diesen mitreißenden Thriller, der mich absolut überzeugt hat!

Bewertung vom 06.11.2022
Sträter, Torsten

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen


ausgezeichnet

Frei von der Leber weg

Worum geht’s?
Dieses Buch ist ein grandioses Sammelsurium an Geschichten, Reden und Empfehlungen von Torsten Sträter, ein wahres Workout für die Lachmuskeln!

Meine Meinung:
Mehrmals hatte ich mir schon vorgenommen, Torsten Sträter nicht zur anzusehen/-hören, sondern auch eins seiner Bücher zu lesen. Und mit „Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen“ habe ich das dann auch in die Tat umgesetzt. Wobei ich allen LeserInnen empfehlen würde, zuvor auf jeden Fall in ein Hörbuch oder einen der Auftritte von Torsten Sträter reinzustreamen, da gerade seine Lesestimme, die Art, wie er Sätze intoniert, schon besonders ist.

Und ich hatte diese Stimme auch während des Lesens dann die ganze Zeit im Kopf. Einige Sachen kannte ich schon von seinen Auftritten in verschiedenen Sendungen oder aus seiner eigenen Sendung STRÄTER, die meisten der – ich nenne sie mal – Kurzgeschichten waren für mich aber neu. Und ich fand es einfach nur genial. Es war lustig, teilweise auch mit einer großen Prise Ernst dabei. Das Spiel mit der deutschen Sprache oder seine Gedanken zu Floskeln oder bestimmten Worten wie „quasi“ sind einfach mega genial. Ebenso sein Wort ans Volk und die Kammanommakucken-Filmempfehlungen. Ob direkt von ihm vorgetragen oder im Buch gelesen – es ist einfach nur super unterhaltsam, kurzweilig und ein Stimmungsaufheller!

Mir hat das Buch super gefallen und es war leider viel zu schnell ausgelesen, aber es hat mich definitiv dazu motiviert, weitere Bücher von ihm zu lesen und ich kann das Buch allen empfehlen, die dem Ernst der Welt mal kurz entfliehen möchten oder auch mal eine andere, ironischere Sicht auf die Dinge haben wollen.

Fazit:
Als ich Torsten Sträters „Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen“ gelesen habe, hatte ich die ganze Zeit seine Vorlesestimme im Hinterkopf, die etwas ganz Einzigartiges ist. Das Buch war, wie man Torsten Sträter von seinen Auftritten kennt, unterhaltsam, kurzweilig, er hat sich und die Gesellschaft/Sprache/Politik auf die Schippe genommen und Dinge in einem ganz anderen, außergewöhnlichen Augenwinkel dargestellt. Aber er hat auch gezeigt, dass er ernste Themen hat und eine kleine Hommage an Uwe gesetzt.

5 Sterne für dieses geniale Buch, das vom Inhalt her Torsten Sträter pur ist!

Bewertung vom 30.10.2022
Roth, Charlotte

Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1


sehr gut

Gelungener Auftakt, jedoch mit vorhersehbarem Ende

Worum geht’s?
Berlin 1920: Nina reist aus der ruhigen Uckermark ins vor Leben sprühende Berlin, um sich ihren Traum zu erfüllen. Ihren Traum vom Theater – doch sie will nicht auf die Bretter, die die Welt bedeuten, sondern die Spielerin sein, welche die Strippen zieht. Ob sie sich in dieser Männerdomäne einen Platz erkämpfen kann?

Meine Meinung:
Mit „Die Wintergarten-Frauen – Der Traum beginnt“ beginnt die Autorin Charlotte Roth zugleich ihre Wintergarten-Trilogie. Passend zum schillernden Berlin der 1920er Jahre ist auch die Sprache der Autorin bunt und lebendig und einfach nur mitreißend. Und obwohl die Autorin aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so steht doch immer Nina von Veltheim im Mittelpunkt.

Nina, eine junge Frau mit großen Zielen und noch größerem Herzen, die nur so sprüht, wenn sie von ihrer Leidenschaft, dem Varieté, erzählt. Eine emotionale aber auch starke Frau, die sich immer wieder aufrafft und ihren Traum weiterverfolgt. An ihrer Seite ist die Schlangenfrau Jenny mir ihrem kleinen Sohn Viktor und Darius, der griechische Gott und zugleich auch das Kindermädchen. Dann Anton Wendland, der berühmte Schauspieler, der sich einfach nicht von Ninas Art lösen kann und natürlich ihre Familie, allen voran ihr Zwillingsbruder Carlo und die urige Tante Sperling. Aber auch ihre Vermieterin Frau Rottenheimer spielt eine nicht unwichtige Rolle in dem Buch.

Die Geschichte selbst spielt im Nachkriegsdeutschland. Man hat noch die Trauer und die Verluste des vergangenen Krieges zu verarbeiten, dennoch möchten die Menschen wieder Leben und frei sein und haben doch zugleich mit der Inflation zu kämpfen. Auch diesen Teil, den man aus dem Geschichtsunterricht kennt, stellt die Autorin absolut real und ergreifend dar. Und mit all diesen Dingen haben auch Nina und ihr Team, die Wunderfrauen, zu kämpfen. Und nicht nur damit, auch der Stand der Frau und die Bestimmung durch die Männer spielen in dieser wundervollen Geschichte eine große Rolle. Und um all dies spinnt die Autorin ihre Geschichte um Nina. Eine Geschichte von Hoffnungen und Enttäuschungen. Von Freude und Trauer. Von Erfolgen und Misserfolgen und das Buch ist wirklich das Leben pur! Ich bin total abgetaucht in diese schillernde aber auch unsichere Zeit. Lediglich für das vorhersehbare und für meinen Geschmack etwas kitschige Ende muss ich einen Stern abziehen, aber ich halte die Augen offen und freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung um Nina und ihre Wunderfrauen!

Fazit:
Mit „Die Wintergarten-Frauen - Der Traum beginnt“ gelingt Charlotte Roth der perfekte Einstieg in ihre Wintergarten-Trilogie. Der Roman sprüht nur so vom Leben der 1920er Jahre in Berlin, zeigt aber auch die wirtschaftlichen und politischen Missstände auf. Und im Mittelpunkt stehen Nina und ihre Wunderfrauen, die ums Überleben kämpfen und gleichzeitig versuchen, in einer Männerdomäne Platz zu finden. Überhaupt sind die Charaktere, die die Autorin geschaffen hat, einmalig und herzig und ich muss unbedingt wissen, wie es mit Nina und ihren Weibern weitergeht! Einzig das Ende fand ich etwas kitschig und vorhersehbar, aber ansonsten hat mich das Buch mitgenommen in eine Welt aus Träumen und Hoffnungen, Ängsten und Enttäuschungen und in die Welt einer Frau, die nicht so schnell klein beigibt.

4 Sterne für diesen sehr gelungenen Einstieg in die Wintergarten-Trilogie!

Bewertung vom 09.10.2022
McDonnell, C. K.

This Charming Man / The Stranger Times Bd.2


ausgezeichnet

Der herrliche Wahnsinn geht weiter

Worum geht’s?
Es gibt viele unnatürliche und magische Wesen, nur eines gibt es nicht: Vampire. Und doch tauchen plötzlich welche in Manchester auf. Was hat das zu bedeuten? Die Stranger Times geht dem auf den Grund.

Meine Meinung:
Endlich ist er da, der lang ersehnte zweite Teil der Stranger Times-Serie „This charming Man“ von C.K. McDonnell. Obwohl ich sonst solche – ich nenne sie mal – mystisch angehauchten Bücher gar nicht lese, hat mich C.K. McDonnell bereits mit dem ersten Teil gepackt gehabt. Die Mischung aus Fantasy, Spannung und britischem Humor ist einfach zu genial. Und erinnert mich immer wieder ein bisschen an Christopher Moore, ein anderer Autor, den ich – obwohl nicht mein übliches Genre – total gerne lese.

Obwohl ein Jahr vergangen ist, war ich dennoch schnell wieder drin im Team der Stranger Times. Ich mag sie einfach alle, Hannah, die normal und doch nicht normal ist, Grace, die als einzige Banecroft im Griff hat, Banecroft, dieser unsympathisch-sympathische Brummbär, Ox, Reggie, Stella und all die anderen. Und auch Crogs und sein Hund Zeke sind einfach einmalig – die Streitgespräche der beiden, überhaupt die ganzen Gespräche der Protagonisten, die ganzen Diskussionen, herrlich! Und zwischendrin immer wieder Artikel aus der Stranger Times – wie kommt man nur auf solche Ideen?

Dieses Mal sind wir im Nachtleben von Manchester unterwegs auf der Jagd nach Vampiren, die es eigentlich nicht gibt. Es ist unglaublich, wie der Autor auf diese Dinge kommt! Und nebenbei auch noch die ganzen modernen Dinge mit einbringt, Social Media und Hetze in den sozialen Medien. Es gibt wieder spannende Stellen, lustige Abschnitte und auch einfach nur Abschnitte, die man verschlingt, weil sie so irrsinnig sind, dass man mehr davon möchte und nicht aufhören kann. Wie schon im ersten Teil hat C.K. McDonnell auch hier voll meinen Geschmack getroffen mit seiner Mischung aus Fantasy, schwarzem Humor und seiner herrlich britischen Schreibweise. Eine ganz klare Leseempfehlung von mir und ich freue mich schon sehr auf den dritten Teil!

Fazit:
Mit „This charming Man“ knüpft C.K. Donnell direkt an seinen genialen Vorgänger rund um das Team der Stranger Times an. Es ist wieder spannend, mystisch, atemberaubend und herrlich schwarzhumorig britisch. Dieses Buch hat mich genauso begeistert, wie sein Vorgänger und ich kann es nur allen empfehlen, die z.B. Fans von Christoper Moore sind und sich gerne in andere Welten zu anderen Wesen entführen lassen.

5 Sterne von mir und ich freue mich schon auf den 3 Teil!