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Rebecca1120
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Oranienburg
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bin eine absolute Leseratte; besonders gerne lese ich Krimis, Thriller und historische Romane

Bewertungen

Insgesamt 967 Bewertungen
Bewertung vom 05.02.2023
Rotenhan, Hans von

Allsberg 1871 - Der Glanz der alten Zeit


sehr gut

Adel verpflichtet, so lautet ein altes Sprichwort. In diesem ersten Band hat der Autor ganz wunderbar herausgearbeitet, worin die „Geißel“ der Adelsgeschlechter besteht. Nur alteingesessene Adelsgeschlechter, die über Schloss, Grundbesitz mit darauf ausgelegten Betrieben verfügen, sind in der Welt der Aristokraten angesehen. Nicht die, die zwar einen Titel tragen und in die Politik gehen. Frauen haben hier nur zu repräsentieren und den Namen der Familie durch Söhne weiterzugeben. Aber hier im Roman lernen wir zwei Frauen kennen, die genau darin nicht ihre Rolle sehen. Die ledige Dorothea (Thea) von Tröger zum Beispiel lebt mit ihrem Jäger Hubert in wilder Ehe zusammen. Das ist eine deutliche Missachtung bewehrter Konventionen und damit das Ende der alten Ordnung. So sehen es die Adligen im Umland und verachten Theas Verhalten, meiden sie in der Gesellschaft, grenzen sie aus. Unerwartete Unterstützung findet Thea in ihrer Schwägerin Victoria (Vicky). Sie hat sie selbst für ihren Bruder als Ehefrau ausgesucht. Vicky ist in ihrer angebahnten Ehe mit ihrem durch Abwesenheit glänzenden Ehemann Cord nicht glücklich und sucht sich andere Betätigungsfelder. Dabei gerät sie immer wieder in den Fokus der Gerichtsbarkeit und regt den Tratsch über sie an. Ich fand diese engagierte, nach einem Sinn in ihrem Leben suchende Frau so interessant wie liebenswert. Ihr Verhalten hat nicht nur Adel und Dorfbevölkerung oft geschockt, sondern auch mich. So fand ich es sehr erfrischend, wie sie im Dorf die Bewohner von der Benutzung von Kondomen überzeugen will, um den Kinderreichtum und der damit verbundenen Armut zu entgegnen. Der Autor zeigt dem Leser die Unterschiede großer Familien auf dem Land und in den Industrieregionen auf. Worüber ich noch nie nachgedacht habe. Überhaupt hat er, das merkt man beim Lesen, sich sehr viel Hintergrundwissen angeeignet und dies ins Buch einfließen lassen. Dieser erste Band mit den beiden streitbaren Frauen wider die bestehenden Konventionen hat mich sehr gut unterhalten. Darum gebe ich auch 4 Lese-Sterne und eine 100%ige Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.02.2023
Celeste, B.

Vor uns die Dämmerung


ausgezeichnet

Emery weiß nur eines, sie tut ihrer Mutter nicht gut. Durch die Ähnlichkeit mit ihrer vor fast 10 Jahren verstorbenen Zwillingsschwester Logan, wird ihre Mutter nur immer wieder an Logan und ihr viel zu frühes Ende erinnert. Emery bittet ihren Vater sie aufzunehmen. Dabei hat der die Familie damals als es Logan so schlecht ging mit ihren Ängsten und der Trauer allein gelassen. Er hat sogar neu geheiratet und einen Stiefsohn im Alter der Zwillinge dazubekommen.
Ich finde es wunderbar, wie die Autorin uns am Leben und damit auch an der Krankheit von Em teilnehmen lässt. Auch im neuen Heim, mit den ihr im Grunde fremden Menschen, die jetzt ihre neue Familie sind, treten Probleme auf. Ihr Stiefbruder Kaiden, der Sportstar an der Schule, macht es ihr nicht leicht neue Freundschaften zu schließen. Sein Verhalten gegenüber Em ist wie ein Wechselbad. Mal ist er nett, öffnet sich ansatzweise. Dann wieder ist er abstoßend, schroff und sogar aggressiv. Ich habe Emery beim Lesen anfangs als die stärkere Persönlichkeit empfunden. Sie, die sich in der neuen Umgebung zurechtfinden muss, die zu einem Vater gezogen ist, dem sie seine Flucht aus der alten Familie nicht verzeihen kann und die ständig gegen ihre Krankheit kämpfen muss. Sie nimmt die Krankheit an, resigniert nicht. Sie gibt sich stark und dabei ignoriert sie mitunter wichtige Signale ihres Körpers. Die verletzten Seelen, ja Mehrzahl, denn auch Kaiden trauert, zeichnet die Autorin in diesem Roman sehr eindringlich, so dass ich tief berührt war und mitunter auch Tränen kamen. Sie zeigt uns auch auf, wie wichtig es ist über seine Gefühle und Gedanken zu reden. Gerade Kaiden lernt in dieser Hinsicht sehr viel von Emery. Kein Wunder, dass sich die beiden näherkommen. Wie er versucht, nachdem Em ihm recht spät von ihrer Krankheit erzählt, sie zu schützen, ihre Wünsche an die erste Stelle setzt, dafür hätte ich ihn drücken können. Dieses Buch hat 5 Lese-Sterne absolut verdient.

Bewertung vom 02.02.2023
Härtl, Cornelia

Tod auf Föhr Ein aufregender Nordseekrimi über dunkle Geheimnisse auf der Insel (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser Nordseekrimi beinhaltet zwei Spannungsfelder. Einmal ist da die Sache mit Karis Lürsens Suspendierung beim BKA Berlin. Immer wieder Andeutungen, dass sie beim Einsatz als verdeckte Ermittlerin versagt hätte. Da fing mein Kopf an selbst Hypothesen dazu aufzustellen, was da vorgefallen sein könnte. Und dann der Selbstmord von Karis Jugendfreundin Wiebke. Deren Persönlichkeit hatte sich in den letzten Monaten vor ihrem Freitod stark verändert. Was steckt dahinter? In meinen Augen gelingt es Cornelia Härtl in diesem Krimi sehr gut die Spannung aufzubauen und auch zu halten. Dabei werden dem Leser immer neue Ansatzpunkte, wie es wirklich gewesen sein könnte, aufgezeigt. Ansätze, die Kari im Laufe ihrer beharrlichen Suche nach der Wahrheit entdeckt, die aber nicht immer zielführend sind. Auf mich hat diese Polizistin sehr lebendig gewirkt und ich habe oftmals gestaunt, wie sie bei ihrer Recherche immer wieder neue Ansätze gesucht und gefunden hat. Da merkte man die engagierte Polizistin. Dass die Auflösung schlussendlich aber ganz anders aussieht als anfangs angenommen und so nicht vorhersehbar war, hat mir sehr gut gefallen. Ich fand das Buch super spannend und gebe daher 5 Lese-Sterne.

Bewertung vom 01.02.2023
Oetker, Alexander;Nguyen, Thi Linh

Die Schuld, die uns verfolgt / Schmidt & Schmidt Bd.1


gut

Adam Schmidt und Linh-Thi sind ein sehr unterschiedliches Paar. Beide arbeiten bei der Polizei. Linh ist Leiterin des Polizeireviers in Rheinsberg, während Adam Kriminalhauptkommissar in Berlin ist, der Stadt in der sie auch wohnen. Beiden steht ein ereignisreicher Tag im Dienste der Sicherheit bevor, in der jeder der beiden mitunter recht eigenwillige Entscheidungen trifft…
Am Anfang war ich etwas orientierungslos. Gleich trifft man auf 5 Ermittler, die unterschiedlichen Polizeirevieren angehören und somit auch zu unterschiedlichen Einsätzen gerufen werden. Linh wird zusammen mit ihrem Kollegen zu einem Sparkassenüberfall in der kleinen Filiale in Flecken-Zechlin gerufen, während Adam zu einer Kita gerufen werden, weil ein zweijähriges Mädchen entführt wurde. Ich fand das Team um Adam Schmidt recht seltsam. Eine italienischstämmige Kriminalkommissarin, die Adam anhimmelt und tief traurig ist, da sie unter Heimweh nach Italien leidet. Dann der sportliche Polizeiodermeister, Thilo Kupferschmidt, den man durchaus als Heißsporn bezeichnen kann und der unbedingt in der Karriereleiter aufsteigen will. Adam selbst hat mit alten Dämonen zu kämpfen. Die erfährt der Leser Schritt für Schritt über die Rückblenden, was mir durchaus gefallen hat. So richtig spannend fand ich nur die Stellen im Buch, wenn Adam zum nächsten Einsatz fährt und nicht einzuschätzen ist, wie kontrolliert er dabei vorgehen wird. Eines wird beim Lesen deutlich: der Mann ist eine tickende Zeitbombe. Das Ende des Buchs ist voll unerwarteter Wendungen. Hat man gerade eine verdaut, so legt der Autor noch einmal nach. Sehr gut gemacht. Das konnte aber meinen Gesamteindruck nicht wesentlich verbessern. Insgesamt vergebe ich 3 Lese-Sterne.

Bewertung vom 30.01.2023
Maly, Beate

Die Kinder von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.2


sehr gut

Greta lernt ganz zufällig Melanie im Schlosspark Schönbrunn kennen. Melanie ist Künstlerin, eine sehr lebhafte und kontaktfreudige junge Frau. Spontan lädt sie auch Greta ein, sich um einen Ausbildungsplatz als Erzieherin zu bewerben. Wenn man ehrlich ist, hat Melanie Greta regelrecht überrumpelt mit ihrer Einladung. Doch aus dieser Bekanntschaft wird eine innige Freundschaft. Melanie tut Greta, die noch immer wegen ihrem vermissten Ehemann trauert, gut. Holt Greta aus ihrem Trauertief heraus. Beide bestehen den Einstellungstest und können mit dem Studium beginnen. Ein erster Rundgang durch das Kinderheim lässt Greta ihre Entscheidung zur Ausbildung aber schnell infrage stellen…
Dieser zweite Band liest sich auch wieder sehr flüssig und ich fand ihn unterhaltsam. Doch vielfach war die Entwicklung der Geschichte vorhersehbar. Gut herausgearbeitet fand ich sind die Abweichungen zwischen Theorie und Praxis bei der Kindererziehung. Das stellt Greta auch sehr schnell fest und versucht für sich und ihre Arbeit mit den Heimkindern einen goldenen Mittelweg zu finden. Da sie selbst Mutter ist, fällt es ihr sehr schwer die zweckgerechte Unterbringung, von liebevoller Einrichtung der Schlafsäle im Heim kann keine Rede sein, der Kinder zu akzeptieren. Es sind nur kleine Veränderungen, die den Kindern jedoch auffallen und ein Lächeln auf ihre Lippen zaubert. Gretas Einarbeitung bei der Aufsicht der Kinder klappt mir zu reibungslos. Da hätte ich mir mehr Dramatik gewünscht. Insgesamt ist das aber ein lesenswertes Buch, dem ich 3,5 Lese-Sterne gebe.

Bewertung vom 26.01.2023
Jordan, Jack

Die Herzchirurgin


ausgezeichnet

Einen hochrangigen Parlamentsabgeordneten soll Dr. Anna Jones bei seiner Herz-OP umbringen. Warum sie sich darauf einlassen sollte? Ganz einfach, die Erpresser haben ihren achtjährigen Sohn Zack entführt und drohen ihn umzubringen, wenn sie es nicht macht. Wie ihre Entscheidung ausfällt, sollte jeder selbst nachlesen. Dieser Thriller lässt den Leser hautnah bei der Entscheidungsfindung dabei sein, was wirklich spannend zu lesen ist. Anna tat mir leid und ich habe sie gleichzeitig bewundert. Durch die Entführung ihres Sohnes ist sie mit den Nerven am Ende, findet kaum Schlaf und doch verfolgt sie unbeirrt ihrem Plan. Bei dem enormen auf ihr lastenden Druck durch die Fragen und Nachforschungen der Polizei, ihres Exmannes, des Krankenhauses und ihrer Kollegen findet sie meist plausible Antworten. Da gehört schon einiges an Willensstärke dazu. Sie ist sich auch dessen bewusst, dass wer lügt auch ein sehr gutes Gedächtnis haben muss. Was aber das Schlimmste für sie ist, sie darf sich niemandem anvertrauen. Ob sie das bis zum Ende durchhält, sollte jeder selbst nachlesen. Kribbelnde Spannung gibt es mit dazu.
Mir hat es gefallen, wie der Autor den Kapiteln immer die darin enthaltene Hauptfigur vorangestellt hat. Es gibt in diesem Buch auch noch Margot, Dr. Jones OP-Schwester. Sie hat es aus eigener Kraft aus dem Milieu ihrer Kindheit herausgeschafft, der asozialen Familie den Rücken gekehrt und sich ein neues Leben aufgebaut. Leider steht das auf wackligen Beinen. Sie ist schwanger, hat keinen Partner mehr, dafür aber beachtliche Schulden. Ihr Leben gleicht einem Drama. Doch so richtig Mitleid konnte ich nicht für sie empfinden. Schließlich ist sie wegen der Schulden sehenden Auges in das Schema ihrer Familie zurückgefallen. Insgesamt betrachtet vergebe ich für diesen Thriller 5 Lese-Sterne, eine 100%ige Lese-Empfehlung eingeschlossen.

Bewertung vom 25.01.2023
Grangé, Jean-Christophe

Die marmornen Träume


ausgezeichnet

Der Autor führt uns in das Berlin von 1939. Die Stadt ist im Nazifieber besser gesagt unter der Kontrolle der Nazis. Bespitzelungen, Machtmissbrauch und Angst durch ein unbedachtes Wort in den Fokus der Gestapo zu geraten stehen auf der Tagesordnung. Genau zu dieser Zeit werden 3 wohlhabende Frauen mit durchschnittener Kehle ausgeweidet in der Nähe der Spree gefunden. Alle drei waren in psychischer Behandlung bei Simon Kraus, einem brillanten wie auch hinterlistigen Psychiater und Traumforscher. Und mit dieser Figur, muss ich ehrlich zugeben, konnte ich am Anfang gar nichts anfangen. Dieser unter seiner geringen Größe leidende Gigolo, der seine Patientinnen nicht nur therapeutisch behandelt, sondern auch sexuell, um sie anschließend zu erpressen, war mir einfach zuwider. Damit blieb er aber nicht der Einzige. Auch der bullige SS-Hauptsturmführer Frank Beewen, dem die Aufklärung der Morde übertragen wurde, ist nicht unbedingt liebenswert. Erst mit Lesefortschritt merkt man, dass dieser nach außen hin so gefährlich wirkende Mann im inneren auch von Ängsten geprägt ist. Ängsten, dass er bei Versagen in den Ermittlungen selbst mit den KZ rechnen muss oder seine Leiche einfach verschwindet. Noch größer ist aber sein Hass auf die Franzosen, die, so sein Denken, am Elend seines Vaters schuld sind. Und da kommt die dritte interessante Figur ins Spiel. Sein Vater liegt seit Kriegsende in der Anstalt Brangbo, deren Leiterin Minna von Hassel ist. Eine interessante Frau. Auf der einen Seite will sie ihre Patienten vor dem sicheren Tod durch die Gestapo bewahren, ist aber auf der anderen bereit sie mit ihren „Heilungsexperimenten“ unglaublich zu quälen oder im Dienst der Wissenschaft zu töten. Da habe ich mich gefragt, ob sie ihre anfängliche Empathie und ihr Hirn durch Drogen- und Alkoholmissbrauch vernichtet hat. Gleichwohl beweist sie aber, als die drei im Geheimen zusammen ermitteln, wie brillant ihr Gehirn noch arbeiten kann. Sie ist es, die die Ermittlungen voranbringt.
Der Autor hat in meinen Augen einen sehr eigenwilligen Schreibstil, der mir aber sehr zugesagt hat. Es gelang ihm durch seine zum Teil krassen Vergleiche mich zum Schmunzeln zu bringen. Ich denke da z.B. an den Vergleich des Bürstenhaarschnitts von SS Hauptsturmführer Beewen mit einem Bullenfell. Überhaupt finde ich die Beschreibungen der Verbindungen zwischen Machtorganen, dem Machtmissbrauch, der Manipulationen, wie er sie in die Handlung einfließen lässt, authentisch beschrieben. Ich empfand es wie ein Blick hinter die Kulissen des Regimes. Der Autor ist ein Meister der bildhaften Vergleiche. Da macht Lesen Spaß. Ich finde ich diesen Krimi einmalig und absolut gelungen. Ich gebe darum 4,5 Lese-Sterne wie auch eine 100%ige Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.01.2023
Schneider, Anna

Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3


sehr gut

Den Einstieg in diesen Krimi empfand ich etwas holprig. Das lag aber sicher daran, dass es bereits der 3. Teil dieser Reihe ist, ich die vorherigen nicht gelesen habe und vielfach darauf zurückgegriffen wurde. Wenn man sich aber erst einmal mit den Ermittlern „angefreundet“ hat, dann kommt so richtig Spannung auf und steigert sich.
Es sind im Prinzip zwei Fälle, die von zwei Teams bearbeitet werden. Nein so ganz stimmt das nicht. Alexa Jahn ist von ihrem Chef in Zwangsurlaub geschickt worden. Als ihr Ex-Kollege, Jan Rassner, ihr dann aber von neuen Hinweisen zu ihrem alten Fall erzählt, beginnen beide diesen Hinweisen nachzugehen. Bei beiden kommen Zweifel auf, ob sie bei ihrem letzten gemeinsamen Fall wirklich den richtigen Verdächtigen festgenommen haben. Während die Suche der beiden von viel Emotionalität geprägt ist, stellt sich der zweite Fall der von Bernhard Krammer Chefinspektor beim LKA-Innsbruck sehr skurril dar. Auf einer Baustelle am Ortsrand von Gnadenwald in Tirol werden zwei präparierte Dachse, in deren Inneren Babykleidung versteckt wurde gefunden. Wenig später dann auch noch eine mumifizierte Kinderleiche. Krammers Fall fand ich spannender. Hier gibt es so viele Ungereimtheiten, so dass ich es sehr spannend fand.
In kursiver Schrift mit dem Titel ER oder SIE liest man dann auch immer wieder sehr kryptische Beschreibungen und Denkanstöße. Es lässt sich daraus aber kaum Ableiten, wem die Worte zugeordnet werden können. Das hat aber meinen Ehrgeiz geweckt. Ich fühlte mich davon direkt angesprochen und habe es als zusätzlichen Spannungsheber erlebt. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

Bewertung vom 13.01.2023
Johannsen, Anna

Enna Andersen und die verlorene Zeit


ausgezeichnet

Seit kurzem lebt Enna mit Aaron Bernard zusammen, einem Strafverteidiger, der aktuell genau den Mandanten vertritt, der nach mehr als zwei Jahrzehnten aus der Haft entlassen wurde und bis heute seine Unschuld beteuert. Verurteilt wurde er wegen des Mordes an Ennas Eltern vor 24 Jahren. Enna stört es nicht, dass ihr Lebenspartner gerade diesen Menschen anwaltlich vertritt. Im Gegenteil. Wenn dieser Mann so beharrlich seine Unschuld beteuert, dann ist da vielleicht doch etwas dran. Da der von Aaron engagierte Privatdetektiv bei seinen Ermittlungen nicht weiterkommt, beginnt Enna mir eigenen Recherchen. Nicht offiziell als LKA-Mitarbeiterin, sie nimmt sich Urlaub und versucht selbst herauszufinden, wer hinter dem Mord an ihren Eltern steckt. Dabei geht es ihr nicht um eine Wiederaufnahme des alten Verfahrens. Sie will den/die wahren Täter finden, wenn dieser bisher ungestraft davongekommen ist.
Ich fand es spannend. Dieser für Enna sehr persönliche Fall, ist schon sehr verzwickt. Kommt der Täter aus dem Bereich der Mandanten, die ihr Vater damals vertreten hat und der mit seiner Arbeit unzufrieden ist? Oder hängt der Mord mit der Kanzlei Hansen, in der ihr Vater als Seniorpartner gearbeitet hat, zusammen? Auch in diesem Band um Anne Andersen zeigt sich wieder einmal, wie eingeschworen ihr kleines LKA-Team, das sich mit Cold Cases befasst, ist. Obwohl Enna privat ermittelt, stehen alle drei (Jan, Jens und Pia) hinter ihr und helfen ihr bei den Ermittlungen. Dabei fand ich die Beschreibungen, wie sie dabei vorgehen, so lebensecht und lebendig, dass ich mich gut unterhalten gefühlt habe. Für mich ein Krimi. Den ich gerne weiterempfehle und dem ich uneingeschränkte 5 Lese-Sterne gebe.

Bewertung vom 13.01.2023
Vanek, Tereza

Die Magdalenenschwestern. Das gestohlene Leben


gut

Über zwei Zeitebenen lernt man das Leben der beiden ungleichen Freundinnen Rosie und Cathy kennen. Cathy ist die einzige Tochter eines reichen Unternehmers. Sie ist ein Freigeist, dabei sehr intelligent und diskussionsfreudig, was bei ihren Mitmenschen nicht immer gut ankommt. Absolut unüblich für eine Frau in Irland der 60er Jahre und so eckt die des Öfteren sowohl in der Schule und auch zu Hause an. Cathy will studieren. Ganz anders dagegen ist Rose, auch Rosie genannt, die in armen Verhältnissen aufwächst. Für sie ist die althergebrachte Rolle der Frau, heiraten, Haushalt führen und Kinder versorgen, ihr Lebensplan. Auch wenn die beiden jungen Frauen so unterschiedlich sind, verbindet sie eine tiefe und ehrliche Freundschaft, die nur dadurch abrupt getrennt wird, weil Rose in ein Magdalenen Kloster gesteckt wird, um dort unter sklavenartigen Bedingungen ohne Entgelt zu arbeiten. Sie geht an Klosteralltag, der von harten Strafen, unzureichendem Essen, ständigem Schweigen und Knochenarbeit in der klostereigenen Wäscherei gekennzeichnet ist, regelrecht vor die Hunde. Wird Cathy sie da rausholen können????
Eines hat die Autorin mit diesem Buch geschafft: mir die Macht der Kirche im damaligen Irland der 60/70er zu verdeutlichen. Das wusste ich bisher nicht und bin ehrlich gesagt entsetzt darüber. Hier im Buch dann zu lesen, wie selbstgerecht und willkürlich die Vertreter Gottes hier mit den jungen Frauen umgegangen sind, da sie angeblich ein sündiges Leben geführt haben, hat mich schon wütend gemacht. Doch nun kommt das ABER. Leider hat die Autorin dies in meinen Augen zu oft herausgestellt. Das hat nicht unbedingt zu Spannung und Lesefreude bei mir beigetragen. Im Gegenteil, irgendwann fand ich es nur noch ermüdend. Darum gibt es von mir auch nur 3 Lese-Sterne.