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holdesschaf

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Insgesamt 594 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2022
Baumeister, Jens

Der Sturm auf die Rietburg / Andor Junior Bd.2


ausgezeichnet

Angriff auf die Burg
Die vier Freunde Thorn, Kram, Eara und Chada sind nach ihrer letzten Rettungsaktion etwas zur Ruhe gekommen und üben sich auf der Rietburg im Kämpfen, Lesen und Rechnen. Spannend wird es, als eine Abgesandte aus dem fremden Land Tulgor mit ihrer Tochter Ách anreist. Beim Empfang für die beiden verkündet der König, dass der Burg erneut Gefahr droht. Mit der Mehrheit der Streitmacht rückt er aus, um die Brücken ins Land zu sichern, bevor ein Heer von bösen Skralen eindringt. Prinz Thorald übernimmt solange das Kommando in der Burg und lässt die vier Freunde für sich schuften. Beim Keller aufräumen machen sie jedoch eine Entdeckung, die den Überfall in einem anderen Licht dastehen lässt. Und auch Ách scheint ein Geheimnis zu haben.

Wir waren sofort wieder zurück in der Welt von Andor und bei unseren vier kleinen Helden auf der Rietburg. Für alle, die den ersten Band nicht gelesen haben, werden sie am Anfang kurz vorgestellt und es gibt kurze Rückblicke auf das letzte Abenteuer. Schon der Anfang dieser Geschichte war sehr spannend und lustig. Die vier Freunde verstehen es immer noch mit flotten Sprüchen und ihren Fähigkeiten zu begeistern. Natürlich spielt auch wieder der machthungrige und überhebliche Königssohn Thorald eine unrühmliche Rolle. Er hat seit dem letzten Mal wirklich nichts dazugelernt.

Einige neue Charaktere, bei denen man nicht weiß, ob man ihnen trauen kann, bringen Bewegung in die Geschichte. Es geht um den Umgang mit fremden "Kulturen", um Vertrauen, Freundschaft und darum, dass Kämpfen, um mehr Macht zu haben, niemals richtig sein kann. Wir finden, dass vor allem dieser Aspekt gerade sehr aktuell war. Ob nun Skrale oder der böse Zauberer Varkur, es gibt immer jemanden, der den Frieden stört und die beste Möglichkeit, dagegen etwas zu tun, ist das Zusammenhalten.

Zwar war die Geschichte nicht ganz so geheimnisvoll und ausgefeilt, wie der erste Band, doch uns haben die hervorragenden Illustrationen, Krams Namensspielereien, die vielen fantastischen Wesen und Elemente, u.a. natürlich die drei Wolfwelpen, wieder sehr begeistert, so dass wir fast ein bisschen traurig darüber waren, dass das Abenteuer so schnell vorbei war. Daher gibt es 4,5 Sterne.

Bewertung vom 18.08.2022
Ericson, Pernilla

Im Feuer / Lilly Hed Bd.1


ausgezeichnet

Brandheiße Ermittlungen
Lilly Hed lässt sich von Stockholm in die Provinz Schwedens versetzen, um einem privaten Konflikt zu entfliehen. Hier gibt es höchstens kleinere Verbrechen, um die sie sich mit ihrer Kollegin kümmern muss. Ein Problem stellt aber die große Hitzewelle dar. Es ist so trocken, dass eine einzelne Zigarette zu einem großen Brand führen kann. Tatsächlich geht kurz nach ihrer Ankunft ein Wohnhaus in Flammen auf. Ein Familienvater kommt im Feuer um. Die Techniker gehen von einem Unfall aus, doch Feuerwehrchef Jesper macht eine seltsame Entdeckung und Lilly macht sich sofort an die Ermittlungen. Doch dann brennt es erneut. Kann Lilly den Täter fassen, bevor die Hitze alles verschlingt?

Das Cover fand ich nicht so ansprechend, aber die Story hat mich interessiert, vor allem, weil die das brandaktuelle Thema Hitze und Klimawandel in einem Krimi umsetzt. Lilly Hed ist eine neue Ermittlerin und schon ihr erster Fall hat es in sich. Die Protagonistin ist sehr engagiert, aber etwas zurückgezogen. Man erahnt, dass es in Stockholm irgendwelche Probleme gegeben haben muss, vor denen sie aufs Land flüchtet, denn die Provinz hat nicht wirklich viel zu bieten. Mir gefällt aber die Art, wie Lilly die Fälle anpackt. Sie hat großes Geschick bei Befragungen und glaubt nicht an Zufälle. Zudem versteht sie sich gut mit ihrer Kollegin. Die beiden sind ein sehr gutes Team. Und auch Feuerwehrchef Jesper ist ein toller Typ, der für seine Arbeit alles tut und sich um die Bevölkerung sorgt.

Was mir besonders gefallen hat, sind die harmlos beginnenden Schilderungen der Taten. Eben noch gehen die Opfer ihrem geregelten Leben nach, nicht ahnend, dass es ein perfider Mörder auf sie abgesehen hat. Es gibt kaum Hinweise darauf, wer das sein könnte. Hinweise erhält man nur durch einen parallelen Erzählstrang, in dem es um einen Mann geht, dessen Aussehen komisch ist und der deswegen Ziel von Spott und Anschlägen ist. Hier gibt es einige Puzzlestücke zum Zusammensetzen.

Über der ganzen Geschichte liegt eine Hitzeglocke, die so gut geschildert wird, dass man sie förmlich spüren kann, die sich sehr bedrohlich anfühlt und ständig hat man Angst, dass es wieder irgendwo brennt. Dabei ist gerade jetzt diese Hitze und Trockenheit von unserer Realität gar nicht weit entfernt, was das Ganze noch umso eindringlicher macht und auch zum Nachdenken anregt, wie wir mit solchen Situationen umgehen sollen.

Die Sprecherin bringt die gefährliche und aufgeladene Atmosphäre sehr gut rüber. Sie betont die richtigen Stellen und findet für jede Person eine eigene Stimme. Sie schafft es Gefahr und Bedrohung in ihre Stimme zu legen. Mir hat das gut gefallen, weil dadurch durchgehend ein gewisses Spannungslevel erreicht wurde. Am besten gefiel mir der Ausdruck von Verzweiflung in ihrer Stimme, wenn die Opfer merken, was um sie herum passiert.

Insgesamt konnte mich sowohl der Plot als auch die Umsetzung als Hörbuch überzeugen, obwohl die Entwicklung des Falles jetzt nichts wirklich Neues hatte. Dafür war die Atmosphäre brandgefährlich.

4,5 Sterne

Bewertung vom 18.08.2022
Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Sehr eindringlich erzählte Familiengeschichte
Nachrichtensprecher Tom Monderath wurde durch die Demenz seiner Mutter aus der Bahn geworfen. Mit seiner Freundin Jenny und deren kleinem Sohn versucht er wieder auf die Beine zu kommen. Doch dann trifft er auf Henk, seinen Halbbruder väterlicherseits, der über eine DNA-Datenbank mit ihm Kontakt aufgenommen hatte. Und er ist nicht der einzige. Wer war Toms Vater Konrad überhaupt? Tom, der ein schlechtes Verhältnis zu seinem Erzeuger hatte, will es gar nicht wissen, doch Jenny und Henk machen sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Ich hatte "Stay away from Gretchen" leider nicht gelesen, doch wollte trotzdem die Geschichte von Tom und vor allem die seines Vaters Konrad hören. Das ist auch problemlos ohne den ersten Band der Reihe möglich, da hier vor allem die Geschichte der Familie von Vaters Seite aufgerollt wird. Der Protagonist Tom war mir nicht sofort sympathisch, etwas abgehoben und ziemlich durch den Wind. Doch dann startete der zweite Erzählstrang, der, der das Leben Konrads erzählt, beginnend im Jahr 1933, in dem Hitler die Macht über Deutschland übernahm.

Ab diesem Zeitpunkt hatte mich die Geschichte gefesselt und ließ mich bis zum Ende nicht mehr los. Abel versteht es geschickt zu erzählen, wie Konrads Familie immer mehr in das giftige System des Nationalsozialismus hineingezogen wird, welche Folgen es hat, welche Verluste Konrad in frühen Jahren hinnehmen muss, wie er der geworden ist, den Tom als seinen Vater kennt. Gleichzeitig ist die Suche ein Streifzug durch die deutsche Geschichte und zerrt so manches dunkle Kapitel ans Licht. Nicht nur einmal musste ich mir eingestehen, dass ich das so nicht wusste. Vor allem jungen Menschen möchte ich die Geschichte unbedingt ans Herz legen. Sie ist berührend, schockierend, aber auch erfrischend ehrlich im Umgang mit unserer Biografie.

Und darum geht es auch im weitesten Sinne: Wo kommen wir her? Wer sind unsere Eltern und warum entwickeln sich Familienbande so, wie sie es tun. Für Tom scheint es jedenfalls sehr wichtig, die Hintergründe zu kennen, um selbst glücklich zu werden. Sie regt auch zum Nachdenken über die eigene Vergangenheit und die der Eltern und Großeltern an.

Absolutes Lob gebührt der Sprecherin Vera Teltz, die dieses Beispiel einer deutschen Familiengeschichte mehr als fesselnd liest. Ihre Stimme ist angenehm tief, so dass sie auch bei männlichen Stimmen nicht sehr verstellt klingt, sondern natürlich und authentisch. Auch ihre Fähigkeit, verschiedene Dialekte und Akzente abzubilden ist hervorragend und macht die Dialoge zu einem Hörgenuss. Sie liest meiner Meinung nach relativ neutral und sachlich, was mich an mancher Stelle - vor allem wenn es um die Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit ging - zu Tränen rührte, weil es im krassen Gegensatz zum Vorgelesenen stand. Für mich ein Highlight, das jeder gehört oder selbst gelesen haben sollte. 5 Sterne

Bewertung vom 16.08.2022
Wieja, Corinna

Das märchenhafte Internat / Fairy Tale Camp Bd.1


ausgezeichnet

Märchenhaftes Highlight!
Nachdem sie die Vertretungslehrerin im Unterricht als Drachen malt und dann wie durch Zauberhand ein Tortenstück in deren Gesicht landet, muss Marie, der in letzter Zeit immer so komische Sachen passieren, zu einem Gespräch mit der Lehrerin kommen. Diese eröffnet ihr nicht nur, dass sie Maries verschwundene Mutter kannte und diese eine Nachfahrin von Frau Holle ist, sondern lädt sie obendrein noch in ein Feriencamp ein, weil sie sie für besonders talentiert hält. Im Zeichnen denkt Marie, doch als sie im Fairy Tale Camp ankommt, traut sie ihren Augen nicht. Das ist ja wirklich wie im Märchen! Aber was hat es mit den verschwundenen Schlüsseln zu verwunschenen Märchengemälden und der dunkle Gestalt, die immer wieder im Dorf auftaucht auf sich?

Schon das Cover ist einfach märchenhaft! Im Fokus stehen die Nachfahren der Figuren aus bekannten Märchen der Gebrüder Grimm. Aber auch die kleinen Zeichnungen märchenhafter Gegenstände spielen natürlich eine Rolle im Buch. Ganz vorne findet man ein Personenverzeichnis, in dem die Charaktere um Marie genauer vorgestellt werden. Wir haben diese aber nur überflogen, um vor dem Lesen nicht zu viel zu erfahren, aber das Verzeichnis ist sehr praktisch, wenn man mal den Überblick verliert oder mehr Infos braucht. Jede Person ist auch bildlich dargestellt.

Die Geschichte beginnt geheimnisvoll und auch lustig, denn Marie ist vollkommen ahnungslos, was die Märchenwelt betrifft und hält zunächst alles für einen Witz. So kommt es natürlich zu der ein oder anderen peinlichen Situation. Meine 8 Jahre alte Mitleserin war sofort begeistert und konnte gar nicht genug über die Märchenwelt und alle Personen darin erfahren. Ob das nun die Prinzessin ist, die gar keine sein will oder der Junge, der beim Anblick eines Balls seltsam verwandelt wirkt. Die Autorin sorgt mit geschickt eingebrachten Hinweisen für Neugier und ein stetes Maß an Spannung. Es passieren wirklich einige sehr rätselhafte Dinge, denen man unbedingt auf den Grund gehen will.

Die Idee, diese Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und teilweise auch Vorurteile (der Wolf ist immer böse) in eine Märchenwelt zu platzieren, die neben der normalen Welt existiert, ist wirklich hervorragend gelungen. Auch wird mit einigen üblichen Klischees in Märchen gespielt. Die Charaktere sind so vielfältig, dass jedes Kind hier seine Lieblingsfigur findet, mit der es sich identifizieren kann. Meiner Tochter gefielen vor allem Marie mit ihrer Wettergabe und der Gestaltwandlerwolf Will. Schön ist auch, dass schon die jungen Leser man Details aus Grimms Märchen wiedererkennen und zum Beispiel bei einer Märchenrallye mitraten können.

Zu den vielen lustigen, spannenden und aufregenden Szenen, Figuren und magischen Gegenständen hat die Illustratorin Frau Annika wirklich wunderbar lebendige Bilder gezaubert, so dass der Text sehr schön aufgelockert wird und man sich jedesmal schon darauf freut, mehr zu sehen. Besonders die Szenen, die Maries noch nicht so kontrollierbare Gabe zeigen, sind unsere Lieblinge.

Obwohl die Kinder hier zusammenfinden und schon einige Geheimnisse aufdecken können, gibt es am Ende - wie das nun mal bei einer Reihe ist - jede Menge offene Fragen, auf die wir unbedingt eine Antwort brauchen, so dass der zweite Band ein absolutes Muss für meine Tochter, aber ehrlich gesagt auch für mich selbst ist. Für uns beide war Fairy Tale Camp bisher das Kinderbuch-Highlight des Jahres. 5 Kronen

Bewertung vom 16.08.2022
Helnwein, Mercedes

(Not So) Amazing Grace


sehr gut

Keine gewöhnliche Lovestory
Die 15-jährige Gracie ist die Tochter einer Frau, die die meiste Zeit in einer Fantasiewelt lebt und eines Mannes, der bei seiner richtigen Familie in Beverly Hills lebt. Daher besucht Gracie ein mittelmäßig angesehenes Internat irgendwo in den Sümpfen Floridas. Zum Schutz vor Verletzungen durch andere Menschen, hat sie eine Mauer um sich errichtet und feuert Unfreundlichkeiten, auf alle, die ihr zu nahe kommen. Ihr "eingebildeter" Seelenverwandter, ein Lehrer, hat gerade mit ihr "Schluss gemacht" und Gracie ist am Boden zerstört. Dummerweise rettet sie den Neuen Mitschüler Wade mit ihrer Steinschleuder vor Prügel und obwohl sie auch ihn alles andere als freundlich behandelt, ist es gerade diese Art, die sie wie füreinander geschaffen macht. Doch man wäre nicht Teenager, wenn immer alles glatt laufen würde.

Mich interessierte an dem Buch vor allem, was mich wohl unter der Bezeichnung "Slingshot Romance" erwarten könnte. Außerdem war die Kurzzusammenfassung schon so ungewöhnlich, dass ich mir das Buch nicht entgehen lassen wollte. Und tatsächlich ist diese Lovestory alles andere als gewöhnlich und genauso verwirrend, wie man sich Teenager-Gedanken vorstellt. Ihre Protagonistin Gracie ist so anders, leicht abgefuckt und zynisch, dass manch einer vielleicht erstmal tief Luft holen muss, um das zu verdauen. Bei mir hat sie jedoch in weiten Teilen, vor allem am Anfang genau in die richtige Kerbe geschlagen. Mir gefällt sowohl ihre freizügige Ausdrucksweise als auch ihre blockende Art, sie möchte einfach nicht in irgendwelche Teeniedramen hineingezogen oder verletzt werden. Klar kann das manchmal auch nerven, kommt aber sehr authentisch rüber.

Durch Gracies impulsive Art ist die Handlung kaum vorhersehbar. Manchmal kam es mir so vor, als hätte die Autorin einfach die Klischees aus anderen Lovestory genommen und dann das Gegenteil davon aufgeschrieben. Rechnet man mit dem Gegenteil, dann lief es doch ausnahmsweise nach den üblichen Klischees. Das fand ich sehr erfrischend. Wo andere Bücher eine geradlinige Liebesgeschichte mit kleinen Problemchen servieren, läuft hier nichts wirklich rund und man hat jede Menge Gelegenheit mitzufiebern oder sich an den Kopf zu schlagen, wenn Gracie es mal wieder vermasselt. Man kann nicht sagen, worauf die Geschichte hinausläuft, doch ich würde sagen Gracie macht auf jeden Fall eine Art Entwicklung durch.

Ob die Lovestory in einem Happy End mündet, soll natürlich nicht verraten werden. Man wünscht es vor allem Wade, der lange Zeit geheimnisvoll bleibt, von dem aber klar ist, dass es in der Familie ebenfalls Dinge gibt, die zunächst nicht ans Licht kommen, aber ein Grund für seine außergewöhnliche Persönlichkeit sind. Am Ende kann sich jeder so seine eigenen Gedanken machen. Raum dafür ist auf jeden Fall genug da.

Fazit: Das Buch und seine Story sind schwer zu beschreiben und zu beurteilen, man sollte es am besten selbst lesen. Oder wie Gracie auf dem Umschlag zitiert wird: "Lies es einfach, verdammt noch mal!

Bewertung vom 16.08.2022
Strotmann, Peter;Neubauer, Annette

Die Kommissarin und die blutigen Spiegel / Antje Servatius Bd.2


sehr gut

Kurz, aber spannend
Antje Servatius und ihr Team vom KK11 werden von einer Geburtstagsparty weg an einen grausigen Tatort gerufen. Eine nicht identifizierte Frau liegt übel zugerichtet in einer alten Werkstatt, die verkauft werden sollte. Sofort laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Nicht nur ein Kaufinteressent ist verdächtig. Sobald die Identität klar ist, ermitteln Antje und ihr Team zwei (Ex-)Lebenspartner der Frau, die sich sehr seltsam darstellen. Und dann ist da noch eine Ritzung, die zunächst niemand erklären kann. Ein weiterer Leichenfund in einer ganz anderen Situation macht dem Team Druck. Gleichzeitig sorgt sich Antje um ihre Tochter, deren Erzeuger sich plötzlich für sie interessiert.

Nach dem ersten Band ist der neue Fall des Ermittlerteams um Antje Servatius wie Heimkommen. Man ist sofort wieder drin in der Gegend in und um Köln und man erkennt den Stil des Autorenteams sofort. Dessen Schreibweise ist sehr kurzweilig, wenn auch die Teile, in denen es um den Fall geht, interessanter sind, als die privaten Probleme bei Antje. Da alle Personen ausreichend vorgestellt werden, kann man den zweiten Band übrigens auch gut ohne Kenntnis des ersten lesen.

Die Mordfälle werden nicht zu blutig dargestellt, aber es gibt kleine Zwischensequenzen, die erzählen, wie die zweite Person zum Opfer wurde. Das sorgt für Spannung, genauso wie die Frage nach der zweiten Mordmethode und dem geritzten Zeichen, das Antje beim ersten Opfer auffällt. Die Hinweise im Klappentext auf einen alten Fall werden auch wieder aufgegriffen. Als Fan von Cold Cases hat mir dieses Element gut gefallen. Krimi-Kenner haben eventuell sehr früh einen Verdacht, obwohl es natürlich mehrere Kandidaten gibt. Das Motiv erschließt sich allerdings erst spät und auch der Showdown ist nochmal eine recht brenzlige Angelegenheit.

Durchbrochen wird die Spannung diesmal etwas durch die etwas in die Länge gezogenen privaten Probleme von Antje, die sich wie auch im letzten Band um ihre behinderte Tochter drehen. Das letzte Trauma ist noch nicht überwunden, Antje noch völlig ahnungslos, da tritt eine Person in ihr Leben, mit der sie nicht gerechnet hat. Am Ende erschien mir das jedoch nur wie eine Streckung der Haupthandlung, so dass man auf eine druckbare Buchlänge kommt. Bei nur 300 Seiten hätte ich mir gewünscht, dass lieber der Fall ausführlicher zum Tragen kommt. Trotzdem gefiel mir das Buch als Krimi für Zwischendurch. 4 Sterne

Bewertung vom 16.08.2022
Kühn, Friederike

schleich® Horse Club(TM) - Zirkusfieber auf Lakeside


ausgezeichnet

Spannender Einsatz im Zirkus
Der Zirkus kommt in die Stadt und die Mädchen sind Feuer und Flamme. Sie möchten unbedingt in die Vorstellung gehen. Besonders begeistert sind sie, dass es auch eine Pferdenummer gibt. Doch dann beobachten sie den Umgang des unfreundlichen Dresseurs mit den Pferden. Besonders sorgen sie sich um einen verletzten Araber, der trotz Schmerzen an der Vorstellung teilnehmen muss. Gemeinsam schmieden die Club-Mädchen einen Plan gegen diese Tierquälerei und ermitteln heimlich.

Wir haben schon einige Bände aus der Reihe gelesen und dieser ist besonders spannend. Er erinnert an einen Krimi, denn die sympathischen Freundinnen des Horse Clubs ermitteln wie Detektive im Zirkus und müssen immer aufpassen, nicht erwischt zu werden. Der Dresseur wirkt sehr gefährlich und wir konnten super nachvollziehen, warum die Mädchen gegen seine Art mit Tieren umzugehen vorgehen wollen. Natürlich fragen sie auch Erwachsene um Hilfe, doch die sind beschäftigt oder können nicht so viel tun, wie sie möchten.

Die Atmosphäre rund um den Pferdehof Lakeside wird wieder sehr schön beschrieben und man bekommt ein tolles Gefühl von Freiheit auf dem Rücken der Pferde und die natürliche Umgebung ist toll. Die Geschichte hat einen guten Spannungsbogen und die Tierquälerei bleibt nicht das einzige Verbrechen. Mit dem Showdown war meine Tochter mehr als zufrieden. Die Konsequenzen für den Zirkus bleiben relativ offen, was die Möglichkeit gibt, sich eigene Gedanken dazu zu machen.

Der Text ist einfach und altersgerecht geschrieben und überfordert auch schlechtere Leser nicht, da er zusätzlich durch sw-Illustrationen gestützt wird (auf einer stimmt ein Detail leider nicht). Die Einteilung der Kapitel ist gut gelungen, so dass zur rechten Zeit Lesepausen eingelegt werden können.

Für uns das bisher spannendste Abenteuer der Reihe. 5 Sterne

Bewertung vom 16.08.2022
Till, Jochen

Memento Monstrum (Bd. 2)


gut

Mit eigenen Ideen nacherzählte und gemixte Geschichten bekannter Gruselmonster
Opa Dracula muss auf seine drei Enkelkinder aufpassen. Diese hatten die Idee, seine Freunde von früher einzuladen und so sitzen diese nun mit den Kids beim Spätstück und erzählen sich gegenseitig Geschichten aus ihrem Leben. Warum heißt der Riesenaffe King Kong und was hat er in New York mit Dracula erlebt? War Frankensteins Monster wirklich böse? Und warum wurde der Ex-Erzfeind von Opi, Van Helsing, zum Zombie? Gespannt lauschen die Jungvampire den erstaunlichen Ausführungen der Erwachsenen.

Dies ist der zweite Band von Memento Monstrum. Schon im ersten, den wir vorher nicht kannten, saßen die Monsterfreunde von Dracula zusammen, um sich gegenseitig alte Geschichten zu erzählen. Dieser Band setzt nahtlos dort an, wo der erste Band endete, am Abend nach der Party. Mit dabei sind Opa und die Enkelkinder Dracula, ein Werwolf, eine Riesenspinne, ein Monsterfischwesen, Van Helsing, der unsichtbare Mann und Yeti. All diese Gruselmonster sind uns Erwachsenen natürlich aus diversen Büchern und/oder Filmen bekannt. Auch meine Tochter kannte natürlich einige davon bereits. Die Teile in denen auf die eigentlichen Geschichten hingearbeitet wird, sind durch die drei Vampirkinder Rhesus, Vira und Globinchen recht witzig. Vor allem letztere stellt als jüngste interessante Fragen und versteht nicht immer alles richtig, was ein bisschen Situationkomik mit sich bringt.

Die eigentlichen Geschichten, drei an der Zahl, werden von jeweils einem Erwachsenen erzählt und auch des Öfteren durch Zwischensequenzen bei Draculas durchbrochen. Sie erzählen sowohl die Geschichte King Kongs neu, als auch die von Frankensteins Monster. Die letzte Geschichte verbindet mehrere bekannte Geschichten miteinander. Der Autor lässt hier sehr viele eigene Ideen, Andeutungen und versteckte Schmunzler für Kinder und ihre Vorleser einfließen. Dadurch, dass es aber Erzählungen in einer Erzählung sind, haben wir uns jedoch nicht besonders nah am Geschehen gefühlt, sondern eher so ein bisschen am Rand als Zuschauer, so dass die Geschichten zwar manchmal ganz lustig waren, so richtig mitgenommen haben sie uns jedoch nicht und es fehlte nahezu jede brenzlige oder gruselige Situation. Gerade den Grusel hätten wir nach der Warnung auf dem Umschlag und der Altersangabe ab 9 aber erwartet. Schließlich wird auch angedeutet, dass Frankenstein Leichenteile klaut und zusammennäht. Dass es sich eigentlich um veränderte Nacherzählungen handelt, war uns nicht bewusst. Ein bisschen sehr auffällig war in jeder Geschichte die Lehre für die jungen Zuhörer.

Begeistert haben uns auf jeden Fall die äußere Aufmachung des Buches auf der einen sowie die ausdrucksstarken Illustrationen im Innenteil auf der anderen Seite. Ganz vorn lagen dabei die filigranen Zeichnungen der beteiligten Monster. Manche Doppelseite sorgte mit Gewitterblitzen und meterhoch aufgetürmten Wellen für die Stimmung, die durch die Erzählung selbst nicht richtig ankam. Insgesamt fanden wir das Vorlesevergnügen in Ordnung, aber nicht annähernd so herausragend, wie wir es durch das einzigartige Buchcover oder die begeisterten Leserstimmen erwartet hätten.

Bewertung vom 16.08.2022
Henry, Katie

Im Dschungel um acht, bis einer lacht


ausgezeichnet

Schweigen ist Silber, Reden ist Gold
Die 16-jährige Isabel hat immer einen Spruch parat und drückt aus, was sie fühlt. Leider findet diese Schlagfertigkeit nur in ihrem Kopf statt. Denn egal, ob ihr Freund Alex sie nur für sich haben will, ihre Geschwister am Tisch alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen oder ihre Mum dauernd nur an ihre Arbeit denkt, Isabel schweigt, weil sie sowieso niemand hört. Um bei ihrem Freund nicht aufzufliegen, stolpert sie eines Tages einfach in die nächste Tür an der Straße und landet in einem Club, wo sie spontan eine Comedy-Nummer hinlegen muss. Aufgebaut durch die Lacher und ihre neue Bekanntschaft Mo, zieht sie von einem Open Mic Event zum nächsten. Doch zum einen darf ihr Freund das niemals erfahren, zum anderen hat sie Mo und ihren Freunden erzählt, dass sie schon auf dem College ist. Und so versucht sie, sich im Netz ihrer Lügen nicht zu verheddern und die zu werden, die sie sein will.

Ich fand den Titel schon so außergewöhnlich und das Cover mit dem Dschungel und dem Ticket ebenso. Im Nachhinein passt es für mich sehr gut, da es zeigt, worum es in etwa geht, aber nichts Wichtiges verrät. Mit dem Thema Stand-up Comedy hatte ich mich so noch nicht weiter beschäftigt. Bücher zum Thema kenne ich bisher nicht. Daher war ich sehr gespannt, wie das nun in Buchform daherkommt.

Tatsächlich erleben wir in der Geschichte einige Sets - also Bühnenauftritte - der Protagonistin, die sich in den Clubs Izzy V nennt. Es ist fast, als wäre Isabel zwei Personen. Die eine, die immer schweigt, obwohl sie so viel zu sagen hätte und die andere, die versucht, die perfekte Comedy-Nummer zu liefern und Lacher zu ernten. Die Stand-up Comedy nimmt einen gewissen Raum ein, jedoch geht es vorwiegend um Isabels Probleme mit ihrem kontrollsüchtigen Freund Alex (Stichwort heute: toxische Beziehung), es geht darum, dass sich sich in der eigenen Familie als Außenstehende fühlt. Auch ihr Lügengeflecht Mo gegenüber ist ein Thema, denn Isabel würde am liebsten älter sein und dem Highschool-Leben entfliehen, welches sie unerträglich findet.

Die Gedankengänge und Handlungen sind dabei meist nachvollziehbar dargestellt, drehen sich aber weitestgehend um sie selbst. Für mich hat es etwas lange gedauert, bis Isabel zu der Erkenntnis kommt, dass mit ihrer Liebesbeziehung etwas nicht stimmt. So richtig verliebt wirkt sie auf mich nicht, aber ihr Freund hat ihr so einige komische Dinge eingeredet. Anders als später im Buch behauptet, finde ich aber nicht, dass sie nichts an ihre Freunde zurückgegeben hat. Die Stimmung kurz vor Schluss fand ich also manchmal nicht gerechtfertigt. Was dann doch ein bisschen kurz kommt ist der Witz. Die Sets aller auf den Bühnen sind zwar ganz ok, aber sehr zum Lachen waren sie nun nicht. Ich könnte mir denken, dass es sehr schwer ist, den Witz mit zu übersetzen bzw. gibt es natürlich auch Witze, die nur regional lustig sind und wir hier vielleicht gar nicht so nachvollziehen können. Izzys "Auftritt" in der Mensa war aber richtig toll und sowas von nötig! Da hätte ich ihr am liebsten für ihre Worte gratuliert.

Insgesamt fand ich den Jugendroman aber recht kurzweilig und er hat mich auch berührt. Besonders für Jugendliche, die zurückhaltender sind oder nicht aus sich herauskommen und Menschen, die solche Jugendliche nicht verstehen, ist er eine lohnende Lektüre. 4,5 Sterne

Bewertung vom 16.08.2022
Krämer, Fee

Rille: Wann ist bald?


ausgezeichnet

Hinreißendes Mitmachbuch
Beim Mangosammeln findet Gorilla Rille ein zurückgelassenes Ei. Da er niemanden weit und breite entdecken kann, der sich darum kümmert, nimmt er es mit zum Herzbaum und überlässt ihm einen schönen weichen Platz. Und dann geht die Warterei los? Wann wird wohl ein Tier aus dem Ei schlüpfen? Bald, meint Tante Tatu, das Gürteltier. Doch wann ist eigentlich bald? Hoffentlich bald, denn alle Tiere sind plötzlich neugierig, was aus dem Ei schlüpft und üben sich in Geduld.

Für uns war es das erste Rille-Buch, aber mit Sicherheit nicht das letzte. Geduld ist eine Tugend, aber die wenigsten Kinder besitzen sie. Warten ist auch wirklich schwer. Wir vertreiben uns nun die Zeit mit diesem hinreißenden Bilderbuch von Fee Krämer, die in für Kinder gut verständlichen Worten diese lehrreiche Geschichte erzählt. Wer genau zuhört erfährt, dass es Dinge gibt, die die Wartezeit kürzer erscheinen lassen.

Besonders toll sind die Mitmachelemente, denn so müssen die Kinder nicht nur still sitzen und zuhören, sie werden aktiv eingebunden. Dabei müssen sie pusten, mitraten, klopfen, schütteln, singen und noch vieles mehr. Ein großer Spaß, der durch die liebevollen Illustrationen des Dschungels und seiner possierlichen Tiere zu einem echten Highlight wird. Hier hat sich Nikolai Renger wirklich selbst übertroffen. Wir können uns gar nicht satt sehen und mit jedem Mal lesen, finden wir neue niedliche Details in den doppelseitigen Bildern. Auch wird mal eine Szene hochkant im Buch dargestellt und am Ende gibt es eine besonders große Ausklappseite mit einer tollen Überraschung.

Eine ganz besondere Zugabe ist der QR-Code hinten im Buch, der uns eine Seite liefert, die uns mit viel tollem Beschäftigungsmaterial zur Geschichte versorgt: Ein Memory zum Ausmalen, ein Fehlersuchbild, ein Rezept für Dschungeltee (Abwarten und Teetrinken ;o)), ein Geduldstest, ein Reim-Blatt und ganze 10 wunderschöne Ausmalvorlagen der Illustrationen. Das ist einfach superklasse und plötzlich macht es richtig viel Spaß zu Warten.

Hochverdiente 5 Sterne!