Benutzer
Benutzername: 
Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 911 Bewertungen
Bewertung vom 13.06.2023
Kestrel, James

Fünf Winter


ausgezeichnet

Ein Epos als Krimi
"Fünf Winter" von James Kestrel ist für mich ein Krimi der Extraklasse, weil er so viel mehr beinhaltet.
Wir begleiten hier Joe McGrady, der Detective beim Honolulu Police Department ist, bei der Lösung eines Falles über einen großen Teil seines Lebens und auch über Teile der Welt.
Es geht um einen Doppelmord zu dessen Aufklärung er hinzu gerufen wird und der ihm anders erscheint, als es sollte. Letztendlich wird dieser Fall auch aufgeklärt werden, aber bis dahin ist das fast nebensächlich geworden.
Denn es geht hier um so viel mehr, dass der eigentliche Fall fast in den Schatten verschwindet. Joe McGrandy wird in den Krieg verwickelt und gerät in Gefangenschaft, er gerät mehr als einmal in unmittelbare Lebensgefahr, er gewinnt und verliert seine große Liebe, er lernt wahrhafte Treue und Freundschaft kennen und auch bitteren Verrat.
Durch die Geschichte von Kriegen und Schlachten gerät der Mordfall fast in den Hintergrund, aber trotz allem bleibt Joe McGrandy dem Fall auf der Spur.
Der Autor hat hier einen weiten Bogen gespannt und erzählt hier mit vielen Handlungssprüngen und Umschwüngen. Geschichtliches wird hier sehr gut mit eingebunden, was alles glaubwürdiger darstellt und die Grausamkeiten, die es durchaus gibt, noch realer erscheinen lässt.
Ich konnte dieses Buch nach dem einlesen fast nicht mehr aus der Hand legen, die Geschichte hat mich bis zum Ende gefesselt und hallt immer noch nach.

Bewertung vom 05.06.2023
Tomik, Stefan

Balkonkraftwerk


ausgezeichnet

Stecker-Solargeräte für Anfänger
"Balkonkraftwerk" von Stefan Tomik ist ein Sachbuch, dass ich mit sehr großem Interesse gelesen habe.
Jeder, der sich dafür interessiert, sich in Sachen Stromerzeugung etwas unabhängig zu machen und der sich da einen ersten Überblick verschaffen will, ist mit diesem Buch sehr gut beraten. Jedenfalls in den kleineren Dimensionen, also Balkonkraftwerk und kein ganzes Solardach.
Ich bin in der Hinsicht absolut Laie und auch nicht sonderlich vorinformiert, möchte mich aber gerne etwas unabhängig machen. Einmal, um erneuerbare Energien zu nutzen, dann für den Fall eines Stromausfalles und dann natürlich um die gestiegenen Strompreise etwas abzufangen.
Beginnen wollte ich gerne mit einem Steckersolargerät, nicht für den Balkon, sondern entweder Terrasse oder Garagendach, die Technik bleibt ja die gleiche. Und genau für solche Anwender ist dieses Buch geschrieben.
Von den gesetzlichen Vorschriften über die bürokratischen Hürden bis zu dem Moment, an dem ich einfach den Schukostecker in die Dose stecke, wird alles erklärt. Einfach und für Laien und auch nicht ganz ohne Humor.
Zur Auflockerung gibt es auch noch viele anschauliche Bilder und Fotos. Sehr zu empfehlen, verständlich und praxisnah geschrieben.

Bewertung vom 05.06.2023
Usami, Rin

Idol in Flammen


gut

Bleibt an der Oberfläche
"Idol in Flammen" von Rin Usami begleitet Akari, eine Schülerin in Tokio, in ihrem Alltag. Und der besteht hauptsächlich aus ihrem Leben als Fan. Ihr Idol ist Masaki, Teil einer Pop-Gruppe, mit zahlreichen Anhängern und Auftritten in verschiedenen Medien.
In ihrem Leben als Fan verliert sie nach und nach alles andere aus dem Blick. Sie geht nach der Schule arbeiten, nur um die gleiche CD ganz oft zu kaufen und sich Konzertkarten und Fan-Artikel leisten zu können.
Sie pflegt einen Blog über ihr Idol und auch mit ihrer Freundin ist nur das ein Thema.
Ihre Mutter und ihre Schwester versuchen sie zu begreifen, was ihnen nicht gelingt.
Dann geht durch die Medien, dass Masaki einen Fehler gemacht und einen weiblichen Fan angegriffen hat. Sein Image wirkt zerstört, aber Akari hält zu ihm und verteidigt ihn umso verbissener.
Man kann im Buch sehr gut mitvollziehen, wie Akari nach und nach ihr echtes Leben verliert und in einer Scheinwelt lebt, wie ihr alles andere egal wird. Ihre Schulbildung, Arbeit, Wohnung, Familie, sogar ihr eigener Körper, alles entgleitet ihr.
Mir persönlich ist der Schreibstil etwas zu distanziert, ich mag die Protagonistin nicht und kann ihre Handlungen und Gedanken schlecht nachvollziehen. Aber auch das handeln ihres Umfelds, Familie und Lehrer bleiben mir fern und fremd. Das Thema an sich finde ich wichtig, man sieht hier wie Abhängigkeiten und sogar Depressionen entstehen können. Vielleicht hätte einiges hier vertieft dargestellt werden sollen.

Bewertung vom 02.06.2023
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


gut

Sehr einseitig erzählt
"Die einzige Frau im Raum" von Marie Benedict beschäftigt sich mit einem Teil aus dem Leben von Hedwig Maria Kiesler.
Sie lebt mit ihren Eltern in Wien, in einem jüdischen Viertel und macht als Schauspielerin mit der Aufführung von "Sissi" von sich reden. Dabei lernt sie auch ihren zukünftigen Ehemann kennen, den österreichischen Waffenhändler Friedrich Mandl.
Ein großer Teil des Buches widmet sich jetzt dieser Zeit, der Ehe mit diesem Mann, die Atmosphäre im Hause Mandl, als die Bedrohung aus dem deutschen Reich näher rückt. Irgendwann flieht Hedy dann auch, aber mehr vor ihrem gewalttätigen Mann, als vor den Nazis.
In Amerika baut sie sich als die Schauspielikone Hedy Lamarr ein neues Leben auf. Hedy ist eine intelligente und auch schlagfertige Frau, die stark unter der Tatsache leidet, dass sie als Frau nie ernst genommen wurde.
Ich fand die Ausschnitte aus ihrem Leben sehr interessant, hätte mir den Fokus aber mehr auf die wissenschaftliche Seite gewünscht, die mir mehr so aufgesetzt erschien.
Man hat die Entwicklung dieser Frau hier trotzdem gut nachvollziehen können und versteht, warum sie manche Dinge tat und andere nicht.
Der Schreibstil gefällt mir gut, das Buch liest sich sehr leicht weg und man bekommt auf jeden Fall Lust, selber noch mehr über das Leben dieser spannenden Frau zu erfahren.

Bewertung vom 02.06.2023
Kuang, R. F.

Babel


ausgezeichnet

Magie aus Worten
"Babel" von Rebecca F. Kuang ist ein Buch, dass ich sehr gerne gelesen habe und dass mich, trotz des Umfanges, nie gelangweilt hat.
Robin Swift überlebt den Choleraausbruch in Kanton, China nur knapp und verliert jeden, den er mal hatte. Professor Lovell holt den Jungen nach London, erzieht ihn streng und in seinem Sinn, unterrichtet ihn in drei Sprachen und bereitet ihn auf ein Studium in der Universität Oxford vor.
Robin ist ein einsamer Junge, er hat keine Freunde, keine Freizeit, kennt nur einen straffen Plan, eine strenge Hand und harte Arbeit.
Als Robin dann eines Tages wirklich in Oxford eintrifft und in Babel, dem Königlichen Institut für Übersetzung sein Studium aufnimmt, beginnt für ihn ein ganz neues Leben.
Er lernt seinen besten Freund kennen und nach und nach sind sie sogar eine ganze Gruppe von Freunden. Das Studium geht voran, er ist finanziell gut gestellt und lernt das Arbeiten am Silberwerk, dem magischen Element in diesem Buch.
Die Magie ist hier der Magie der Sprache eindeutig untergeordnet und es ist ein sehr politisches Buch. Es geht um Krieg und Unterdrückung anderer Völker, es geht um Kolonialismus und sogar Sklaverei, es geht um Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung. Der, der die Macht hat und hier auch das Silber und die Magie, fühlt sich im Recht andere Länder auszubeuten, auch Krieg gegen sie zu führen. Mit Hilfe der Magie, also mit Hilfe von Babel. Was für Robin bedeuten würde, als Untertan und Schüler von Babel, Krieg gegen sein eigenes Land, China, zu führen. Und das ist nicht die einzige schwere Entscheidung, vor der er hier steht.
Das Buch hat einen historischen Rahmen, der sehr real rüberkommt, die Magie ist da, aber unterschwellig. Wichtig sind die Charaktere, Robin und auch seine Freunde, ihre Entwicklung, ihre Gedanken, ihre Worte.
Das Buch erzählt langsam, nimmt sich Zeit für die Sprache, für jedes einzelne Wort, es baut sich ganz langsam und auch sichtbar etwas Großes beim Lesen vor einem auf. Und man beginnt zu ahnen, was der Titel uns hier sagen will. Für mich ist dieses Buch eine ganz großartige Lektüre, man sollte bloß nicht erwarten, hier nach Hogwarts zu reisen.

Bewertung vom 02.06.2023
Ohlmeier, Silke

Langeweile ist politisch. Was ein verkanntes Gefühl über unsere Gesellschaft verrät


ausgezeichnet

Andere Aspekte der Langeweile
"Langeweile ist politisch" von Silke Ohlmeier ist ein Buch, dass sich sehr vielseitig und interessant präsentiert. Wenn es eins nicht ist, dann ist das langweilig.
Ich dachte, ich weiß ein Menge über Langeweile, aus Kindertagen, da kannte ich dieses Gefühl noch, aber ich habe mich gründlich geirrt. Man kann dieses Thema auf so viele Arten angehen, wobei es hier soziologisch, gesellschaftlich und politisch durchleuchtet wird.
Der Schreibstil ist total angenehm, verständlich und leicht zu lesen. Man kann den Gedanken gut folgen und es wird alles sehr sachlich begründet und argumentiert. Und das alles auf eine Art, als würde man einer Plauderei lauschen.
Ich habe hier viel Neues erfahren, Wissen vertieft und sehr viel Anregungen zum Nachdenken und selber weiter nachforschen erhalten.
Ein Buch, dass ganz sicher in meinem Regal stehen bleibt und ich auch mal wieder zu Rate ziehen werde.

Bewertung vom 01.06.2023
Behr, Markus

Straßenmusik


gut

Musik in Amsterdam
"Straßenmusik" von Markus Behr ist ein Buch, dass viel mit Musik zu tun hat, aber letztlich doch tiefer geht.
Jonas wird irgendwie aus seiner Band rausgeworfen und hat sich getrennt von seiner Freundin. Das alles muss er erstmal verarbeiten. Er fährt nach Amsterdam und dort findet er eine Gitarre.
Chiara ist auch in Amsterdam gestrandet, sie hat aber auch ihre Probleme im Gepäck und dann verliert sie auch noch ihre Gitarre.
Die beiden lernen sich kennen, wobei das kein glatter Start ist, eher holprig, mit vielen Missverständnissen. Es ist aber klar, dass es keine Liebesgeschichte wird und das gefällt mir sehr.
Die Geschichten der beiden sind gut erzählt, es werden einige Probleme angesprochen und aufgegriffen.
Mit beiden Charakteren konnte ich mich nicht so anfreunden, sie nicht verstehen und nachvollziehen.
Was mich wirklich massiv gestört hat, waren englische Dialoge und Szenen, die dann auch nirgends für den Leser übersetzt wurden. Ja klar, ich habe einen Laptop, aber um was zu übersetzen, das reißt mich aus dem Lesefluss.
Ich denke, wer mehr mit den Problemen der beiden jungen Leute anfangen kann, für den ist diese Geschichte besser geeignet.

Bewertung vom 31.05.2023
Herzog, Sven

Die Sache mit dem Wald


sehr gut

Ist dem Wald zu helfen
"Die Sache mit dem Wald" von Sven Herzog ist nicht nur einfach ein neues Sachbuch mit dem Thema Wald, die Sache wird hier ganzheitlich angegangen.
Das Buch ist schön übersichtlich in einzelne Kapitel unterteilt und mit sehr vielen Farbfotografien aufgelockert. Auch Grafiken und Infokästen sind mit eingearbeitet. Der Schreibstil ist informativ und glücklicherweise allgemein verständlich gehalten. Auch wissenschaftliche Erkenntnisse werden so dargestellt, dass ich alles auf Anhieb verstehe und nachvollziehen kann.
Viele interessante historische Fakten und Hintergründe sind enthalten und werden vorgestellt, da war mir vieles unbekannt.
Sehr viel wusste ich schon zu dem Thema, da ich den Wald, von Kindheit an, als zu meinem Leben gehörend betrachte. Sehr viel neues habe ich hier aber noch erfahren, vor allem wurden hier einige Dinge für mich in den richtigen Zusammenhang gerückt.
Aufgeräumt wird hier auch mit weit verbreiteten Unwahrheiten und Falschinformationen.
Gut auch, den Wald in Zusammenhang zu sehen, mit den Tieren, Luft und Boden, aber auch der forstwirtschaftlichen Nutzung.
Das Klima und die Auswirkungen seiner Veränderung kommen auch nicht zu kurz und es gibt viele Denkansätze, um Probleme zu lösen und bei der Gesundung und Aufforstung zu helfen.
Für mich werde ich das Buch noch so einige Male zum nachschlagen und nachlesen nutzen.

Bewertung vom 31.05.2023
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


ausgezeichnet

Menschen am Fluss
"So weit der Fluss uns trägt" von Shelley Read ist eine Geschichte, die mich stark bewegt hat. Es ist nicht nur die Geschichte einer Liebe, einer Familie, sondern eines Landes, einer Nation, eine Geschichte über Vorurteile und Rassismus.
Victoria ist 17 und war noch nie woanders als in dem kleinen Städtchen Iola, am Gunnison River, zu Füßen der Berge Colorados.
Ihre Mutter ist früh verunfallt und so kümmert sich das junge Mädchen um die Männer in der Familie. Das sind ihr wortkarger Vater, ein aufbrausender Bruder und ein kriegsversehrter Onkel. Alle schenken ihr keinerlei Beachtung oder sogar spürbare Liebe.
An einem Tag ändert sich ihr Leben dann plötzlich, sie schaut einem jungen Mann in die Augen und verliebt sich. Dieser junge Mann, Wil, schätzt und liebt sie so, wie sie ist. Von allen anderen in der Familie und im Ort wird der Mann verachtet und muss sich verstecken. Viel Zeit ist den beiden Liebenden nicht vergönnt, ehe Wil verschwindet und sie dann auch feststellt, ein Kind zu erwarten.
Victoria muss jetzt Angst um ihr eigenes Leben und das ihres Kindes haben und flieht in die Berge. Sie muss kämpfen, um zu überleben, man kann stark mit ihr mitfühlen, so gut ist alles beschrieben.
Auch als Victoria zurückkehrt, ist sie ein anderer Mensch. Sie hat viel gewagt, sie hat viel verloren, sie musste Entscheidungen treffen und sie muss ihr Leben leben.
Nicht nur die Natur wird hier wunderbar beschrieben und mit viel Wertschätzung, sondern auch die Menschen. Bei vielen kann man sich wirklich vorstellen, sie zu kennen. Die Atmosphäre der Zeit und ihrer Vorurteile, Victorias Zweifel und Gedanken, das alles ist gut beschrieben und nachzuvollziehen.
Ein Buch, dass nachdenklich macht, wütend und traurig zugleich, ein Buch über eine sehr starke und mutige junge Frau.

Bewertung vom 29.05.2023
Berge, Joar

Kühe kuscheln


ausgezeichnet

Es geht nicht nur um Kühe
"Kühe kuscheln" von Joar Berge ist ein Sachbuch, unter dem ich mir ein wenig etwas anderes vorgestellt habe.
Der Autor und sein Lebenshof waren mir vorher nicht bekannt, schon deshalb war ich begeistert über den Fototeil im Buch, da sich für mich durch die Bilder vieles vorstellbarer gestaltete.
Das Buch ist schön unterteilt, Kapitel, die sich von der Länge her gut lesen lassen. Auch der Schreibstil ist locker und es wird sehr angenehm erzählt, mehr wie ein Roman zu lesen, als ein Sachbuch.
Mir gefällt das Projekt, mit dem der Autor seinem Leben eine neue Richtung gab, sehr und es betrifft hier ja auch nicht nur ihn, sondern noch andere Menschen und auch die Tiere. Gut sind wirklich alle Passagen geraten, in denen er von den Tieren erzählt, sehr emotional und doch real.
Mir gefällt der Mut, den der Autor aufbringt, um etwas zu bewegen, zu verändern. Er fängt klein an und macht etwas größeres daraus. Hier hätte ich gerne noch mehr von der Organisation, den Schwierigkeiten und auch den Kosten erfahren.
Was mir gefällt, dieses Buch rüttelt auf, reißt mit, regt zum nachdenken an. Nicht jeder wird so etwas auf die Beine stellen, aber jeder kann etwas bewegen, was ihm am Herzen liegt.