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Lunamonique
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Bremen

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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2016
Rathgeb, Eberhard

Cooper


weniger gut

Von Autor Eberhard Rathgeb stammen unter anderem die Romane „Das Paradiesghetto“ und „Kein Paar wie wir“. In „Cooper“ bringt er das gewohnt sichere Leben seiner Protagonisten durcheinander.

Lisa und Jakob haben für ihre Kinder Carlotta und Nora einen Wochenendausflug mit einer Überraschung geplant. Weil ihnen der Sprit ausgeht, müssen sie an einer Tankstelle halten. Nur das Schild „Bin gleich wieder da“ weist darauf hin, dass Tankstelle und Werkstatt nicht ganz verlassen sind. Jakob findet niemanden bei dem er bezahlen kann, bis ein seltsamer Junge auftaucht.

Die Geschichte beginnt mit dem Aufbruch zur Reise. Überraschend distanziert ist die Sprache. Lange Sätze sorgen für nachlassende Aufmerksamkeit. Es kommt kein Gefühl für die Geschichte auf. „Was hat einer, der unauffällig glücklich ist, schon erlebt?“ Autor Eberhard Rathgeb provoziert und stellt alles in Frage. Das Tempo des Romans ist sehr langsam. Es passiert nichts Weltbewegendes. Die Kinder fragen sich, was das für eine Überraschung ist, die ihre Eltern für sie vorbereitet haben. Der Leser weiß längst Bescheid. Andeutungen schüren die Erwartungshaltung. Spannung kommt erst mit dem Stopp bei der seltsamen Tankstelle auf. Die Geschichte bekommt einen mystischen Touch. Welche Rolle spielt der Junge? Handelt es sich um einen Menschen, eine Legende oder einen Geist? Hat er ein teuflisches Wesen oder ist er gut? Zeitweise kommt so ein bisschen Hitchcock-Flair auf. Begegnungen werden aber nie ganz ausgespielt. Autor Eberhard Rathgeb will ein Kopfkino in Gang setzen. Das schafft er auch Streckenweise. Warum geht er den Weg aber nie weiter? Spuren und Fährten führen zu nichts, Gefahren werden angekündigt. „Das Schicksal machte einen Schritt um die Ecke, lächelnd, siegesgewiss, strahlend weiße Zähne.“ Wieder schnellen die Erwartungen hoch. Geschehnisse lassen sich schwer nachvollziehen. Nimmt alles ein gutes Ende oder breitet sich unausweichlich ein Fluch aus? Nicht nur die Familie wird an der Nase herumgeführt. Spekulationen nehmen zu. Es könnte alles passieren. Durch die scheinbar lauernden Bedrohungen wird die Atmosphäre intensiviert. Bis auf einen Vorfall knüpft sich eine Enttäuschung an die andere. Das Thema „Die Macht der Gedanken und Phantasie“ ist interessant und bildet die Grundlage für diesen Roman. Vernachlässigt werden die ausführenden Elemente. „Cooper“ beschreibt einen Alptraum, geht aber keinen Schritt in Richtung Krimi oder Thriller. Jedes Wort, jeder Satz scheint durchdacht. Der Zeitsprung zum zweiten Teil des Romans überrascht. War das schon alles oder spielt der Autor bald sein As im Ärmel aus? „Sie schauten sich an und dachten mit dem Trotz von Kindern, die ihren Willen gegen jede Ermahnung durchsetzen wollen, alles wird gut.“ Der Schrecken wird verdrängt, die heile Welt langsam wieder zusammen gepuzzelt. Es lässt sich erahnen, dass noch etwas passieren wird. Eine überraschende Wende folgt. Zum Schluss verliert sich der Roman in einem verbitterten, vorwurfsvollen Ton.

Das Cover mit der in Nebel getauchten Tankstelle wirkt mystisch. Der Titel erregt mehr Aufmerksamkeit als die farblose Gestaltung. „Cooper“ enttäuscht mit einem insgesamt eher geringen Unterhaltungswert. Aus der Grundidee hätte der Autor viel mehr machen können. Stattdessen kommt der erhobene Zeigefinger zum Zug. Spannende Szenen kommen viel zu selten vor. Sehr schade, zumal manche Sätze wirklich sehr gelungen sind. Das letzte Buchdrittel ist das schwächste.

Bewertung vom 28.07.2016
Vogel, Marion

Vogelfrei um die Welt


ausgezeichnet

„Vogelfrei um die Welt – Vom Suchen und Finden“ von Autorin und Fotografin Marion Vogel erzählt von großen Abenteuern, besonderen Begegnungen, Tücken und Widrigkeiten, Glück und unvergesslichen Erlebnissen.

„Ich glaube nicht an Zufälle. An das Schicksal glaube ich in eingeschränktem Maße. Ich denke, dass die meisten Erfahrungen, die wir machen, schicksalhaft vorherbestimmt sind.“ Ein Tauchurlaub in Safaga, Agypten 1998 wird für Marion Vogel zum Auslöser, ihr Leben komplett umzukrempeln. Sie kündigte ihren Job als Versicherungskauffrau, trennte sich von ihrem Freund und zog im März 1999 nach Sharm el Sheikh.

Im Vorwort erzählt die Autorin wie es zu diesem Buch gekommen ist. „Vogelfrei um die Welt – Vom Suchen und Finden“ umfasst einen Zeitraum von mehreren Jahren. Ägypten ist nur eine Zwischenstation auf einer langen Reise, bei der die Fernwehgeplagte auch mal kurze oder längere Zeit in München verweilt, bis sie eine endgültige Entscheidung trifft. Es geht darum, sich Träume zu erfüllen und seinem Herzen zu folgen. Kein Ziel ohne Tücken. Der Weg zum Divemaster erfordert, wie vieles Andere, Mut und Durchsetzungsvermögen. Marion Vogel wächst an ihren Herausforderungen. Es bleibt nicht bei einem Traum. Sie erfüllt sich auf ihren Reisen noch viele Wünsche und lässt sich von Hindernissen nicht abschrecken. Nach Ägypten folgt Südostasien. Es sind Bauchgefühl-Entscheidungen, die den Zeitpunkt zum Weiterreisen bestimmen. Bei der Suche nach ihrem wirklichen Traumberuf bereist sie auch Australien und lernt, ihre eigenen Regeln aufzustellen. Was ist ein Wobbegong? Wo ist es auf der Insel Ko Chang am schönsten? Was hilft gegen geldgierige Ordnungshüter? Von Marion Vogels Reiseerfahrungen profitiert der Leser. Es gibt keine Infokästchen, dafür Lebens- und Reisegeschichte pur. Atmosphärisch starke Fotos untermalen die Berichte aus scheinbar einer anderen Welt. Beeindruckend, welche Orte und Länder die Autorin bereist hat. Der Erzählstil ist mit dem einer guten Freundin zu vergleichen. Glück im Unglück hilft ihr oft aus brenzligen oder kniffeligen Situationen heraus. Das Buch ist Dani gewidmet, mit der Marion Vogel ein einige Monate zusammen gereist ist. Es handelt nicht nur vom Reisen, sondern auch von Freundschaft und Zusammenhalt. Bald wird das Buch immer persönlicher. Es geht um Glaube, Liebe, Hoffnungen, Tiefpunkte und Glücksmomente. Ehrlich erzählt Marion Vogel wie es ihr ergangen ist und was sie daraus gelernt hat. Der Titel „Vogelfrei um die Welt – Vom Suchen und Finden“ ist Programm. Die Autorin gibt viel preis und den Anstoß, sich mehr zu zutrauen und seinen eigenen Weg zu gehen.

Das Cover mit den vielen gepackten Koffern verströmt Humor und macht Lust aufs Reisen. Informativ sind die Karten vor jedem Land, das bereist wird. Manchmal geht, aufgrund einschneidender Erlebnisse, die Leichtigkeit und Unbeschwertheit etwas flöten. Interessant bleibt es bis zum Schluss. Das Buch ist etwas für Fernwehgeplagte und Menschen, die sich endlich ihren Träumen stellen wollen.

Bewertung vom 25.07.2016
Kruse, Tatjana

Glitzer, Glamour, Wasserleiche


ausgezeichnet

Nach „Bei Zugabe Mord!“ ist „Glitzer, Glamour, Wasserleiche“ der zweite Band der Pauline-Miller-Krimireihe von Tajana Kruse. Operndiva Pauline wird von einem Charmeur an der Nase herumgeführt und muss gleich mehrere kniffelige Kriminalfälle lösen.

Pauline ist bei den Bregenzer Festspielen die Hauptattraktion. Leider läuft von Anfang an nicht alles am Schnürchen. Dann wird auch noch ihr geliebter Boston Terrier Radames entführt und eine Wasserleiche taucht auf. Pauline muss Prioritäten setzen.

Der Einstieg mit der persönlichen Ansprache und skurrilen Szenen ist sehr gelungen. Die Geschichte nimmt den Leser sofort mit rabenschwarzem Humor und einem mitreißenden Erzählstil gefangen. Der Roman ist passenderweise zum Operndrama in Akten aufgeteilt. Der Unterhaltungswert bleibt hoch. Nicht nur die schockverliebte Pauline regt zum Schmunzeln an. Auch Radames Marotten und Schwächen treiben die Mundwinkel nach oben. Paulines Hippie-Vater ist eine urige Type, der so manchen Trick auf Lager hat. „Tod oder Tiefschlaf?“ Seine Frage zu Hund Radames trifft es auf den Punkt. Die schrägen Szenen sind nicht vorhersehbar und überraschen immer wieder. Alle Charaktere haben Persönlichkeit, wirken realistisch und greifbar. Automatisch entstehen Bilder im Kopf. Die Geschichte hat ein gutes Tempo. Es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen, weil immer wieder etwas passiert. Ziemlich schräg und leicht makaber sind die Episoden um den Zustand der Leiche bzw. ihre unabsichtlichen Regungen. Autorin Tajana Kruse beweist einen eigenwilligen Stil und weiß den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu packen. Pauline und ihr Vater treten in Fettnäpfchen. Paulines Agentin Bröcki hat alle Hände damit zu tun, für die Öffentlichkeit alles wieder gerade zu rücken. Nicht nur die Geschichte ist schräg, auch die Kulissen haben eine ganz eigene Atmosphäre und entwickeln sich zum I-Tüpfelchen. Missverständnisse und Verwechslungen sorgen ebenfalls für beste Unterhaltung. Im letzten Drittel nimmt das Tempo zu. Mit den Kriminalfällen steigt die Spannung. Falsche Fährten führen den Leser an der Nase herum. Wo ist Radames, und wer hat ihn entführt? Wer ist das Opfer im See, und wer ist der Mörder? Zwei rote Fäden, die bis zum Schluss fesseln. Auch das Ende ist gelungen. Der Showdown erfüllt die Erwartungen.

Das Cover mit dem humorvollen Titel und der witzigen Szene passt perfekt zum Inhalt. Der leicht bewölkte Himmel lässt erahnen, dass sich etwas zusammenbraut. Die Farben für Titel und Bild sind klug gewählt. Das Cover zieht alle Blicke auf sich. Wer noch kein Werk von Autorin Tatjana Kruse kennt, sollte spätestens mit „Glitzer, Glamour, Wasserleiche“ loslegen. Gute Laune garantiert. Pauline und Radames wachsen einem ans Herz und bleiben im Gedächtnis. Der nächste Band wird mit viel Neugierde und Spannung erwartet.

Bewertung vom 15.07.2016
Cline, Emma

The Girls


gut

„The Girls“ ist der Debütroman von Emma Cline. Gleich mehrere renommierte Verlage hatten sich einen Bieterstreit um das Werk der amerikanischen Autorin geliefert. Die englische Originalausgabe ist bei Random House in New York erschienen.

Kalifornien, 1969, die vierzehnjährige Evie Boyd ist fasziniert von der fünf Jahre älteren Suzanne. Suzanne lebt in einer Kommune. Boss Russell wird von seinen Anhängern verehrt. Evie buhlt um Aufmerksamkeit. Das freie, abenteuerliche und coole Leben der Gruppe wirkt unwiderstehlich auf sie. Ihr Abstieg ist vorprogrammiert.

Die Ich-Figur in der Einleitung könnte auch eine männliche Person sein. Tatsächlich handelt es sich um Evie. Der Anfang der Geschichte verwirrt. Ein unvorhergesehenes Ereignis sorgt für Spannung. Erst langsam kristallisiert sich heraus worum es überhaupt geht. Evie führt ein unstetes Leben, schlägt sich mit Betreuungsjobs durch. Was ihr nachhängt, und sie nicht vergessen kann, ist ein schreckliches Ereignis in der Vergangenheit. Heute und der Rückblick ins Jahr 1969 wechseln sich ab. Die Grundstimmung ist von einer leichten Traurigkeit behaftet. 1969, Evie ist einsam, fühlt sich unsichtbar. Die Jungs ignorieren sie. Selbst ihren Schwarm Peter kann sie nur kurz auf sich aufmerksam machen. Das Leben scheint an ihr vorbei zu rauschen. Evie sehnt sich nach einem Abenteuer. Die Emotionen der Vierzehnjährigen lassen sich nachvollziehen. Sie steckt mitten in der Pubertät. Zufallsbekanntschaft Suzanne wird zum Vorbild. Suzanne überschreitet Grenzen, ist cool, schlagfertig und mutig. Schwer nachvollziehbar ist Evies Naivität, ihre fehlende Vorsicht und das kaum vorhandene Misstrauen. Evie verwandelt sich in ein willenloses Opfer, das sich ohne Probleme manipulieren lässt. Sie gerät in einen Strudel aus Sex, Drugs und Rock n‘ Roll. Der Abstieg geht rasant schnell. Evie sieht nichts Negatives, für sie ist alles aufregend und besonders. Sie lässt sich mitreißen und kommt sogar selbst auf heikle Ideen. Suzannes und Russells Reiz wird nicht greifbar. Ihre Skrupellosigkeit, ihre fehlendes Verantwortungsbewusstsein schockiert. Das „Warum?“ beschäftigt. Wie hat sich alles in einen Alptraum verwandelt? In weit war Evie in das Verbrechen involviert? Die Geschichte erinnert stark an die Manson-Family und die unfassbare Ermordung von Sharon Tate und vier weiteren Menschen im Jahr 1969. Tatsächlich gibt es Parallelen. Das gleiche Jahr, die gleiche Unschuld der Opfer, die Kommune, drei Frauen und ein Mann als Täter, Musiker Manson… Ist das wirklich die Grundlage für diesen Roman? Der Vergleich ist schlüssig und hinterlässt einen unangenehmen Beigeschmack. Erzählton und Erzählstil unterstreichen das Verstörende. Das Ende ist von Anfang an klar. Evie bleibt bis zum Schluss ein Rätsel.

Das Cover hat Ausdruck und Schönheit und passt im Nachhinein wenig zur eskalierenden Geschichte. „The Girls“ hat spannende Passagen und ist gut geschrieben. Den Hype um dieses Werk lässt sich nach dem Zuklappen trotzdem schwer verstehen. Es ist kein Roman, der im Gedächtnis bleibt, sondern aufgrund der negativen Schwingungen schnell aus dem Kopf verschwinden sollte.

Bewertung vom 09.07.2016
Lewentz, Manuela

Suche Mann zum Renovieren


schlecht

Von Autorin Manuela Lewentz stammt die Krimi-Reihe um die Kommissarin Jil Augustin. In ihrem neuesten Werk „Suche Mann zum Renovieren“ spielt die Suche nach der großen Liebe eine wichtige Rolle.

Lottes neue Kolumne für eine Frauenzeitschrift beschäftigt sich mit dem Thema „Kontaktanzeige“. Klar, dass es Lotte selbst ausprobieren muss. Kein geregeltes Einkommen, kein Mann, Schulden, Freundin Ina bringt die Probleme auf den Punkt. Es muss sich dringend in Lottes Leben etwas ändern. Da kommt eine unerwartete Erbschaft wie gerufen. Lotte rätselt, warum die mondäne Lydia Lowere ihr etwas vermacht hat. Ihre Mutter will sich partout nicht dazu äußern.

Lottes Treffen mit ihrer Freundin Ina läuft anders als erwartet. Inas Vorwürfe zerstören die angenehme Atmosphäre. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Lotte erzählt. Leider wurden in den Roman zahlreiche Perspektivwechsel eingebaut. Unter anderem kommen auch die Freundinnen Ina und Karin in der Ich-Perspektive zu Wort. Der Aufbau des Romans erweist sich als Fehler. Die Geschichte gewinnt durch die Perspektivwechsel nicht, im Gegenteil. Nicht das einzige Manko. Sprache und Dialoge wirken unnatürlich, oft holprig und gestelzt. Das Wort „Sogleich“ kommt häufig vor und wirkt wie „hegen“ altmodisch. Die Charaktere haben keine Tiefe und entsprechen fast alle den Klischees. Interessant ist das Rätsel um Lydia Lowere und Dr. Breggele. Leider wird es nicht ausgespielt. Der Plot hat viele Schwächen. Es fehlt an Raffinesse, Pepp, Humor und mitreißenden Ereignissen. Selbst ein mit Spannung erwartetes Date von Lotte verpufft in Altbekanntem. Fast alles ist vorhersehbar. Es gibt nur sehr wenige Überraschungen. Auch ist so manche Handlung von Lotte ist nicht nachvollziehbar. Die ausgeprägte Naivität passt nicht zu ihr. Als eine 42jährige gestandene Frau lässt sich Lotte nicht nur von ihren Freundinnen und Bekannten viel zu viel gefallen. Durch die Kontaktanzeigen bekommt die Geschichte einen realen und aktuellen Touch, plätschert aber trotzdem weiter unaufregend und leidenschaftslos dahin. Ein kleines Highlight ist Lottes Postbote, der immer wieder auftaucht. Wäre er mit mehr Persönlichkeit ausgestattet wurden und hätte ungewöhnliche Aktionen gestartet, hätte das der Geschichte etwas Pfiff geben können. Das sehr gelungene, kreative Cover schürt viel zu große Erwartungen für den Inhalt. Eine lockere Sprache mit viel mehr Witz hätte der Geschichte gut getan. So bleibt sie vom Unterhaltungswert her auf unterstem Niveau. Und das obwohl Lotte sympathisch ist. Das Thema Chaosqueen hätte ruhig noch mehr ausgebaut werden können. Im letzten Drittel fügt sich alles plötzlich zu einem anderen Bild zusammen. Die Liebe geht äußerst seltsame Wege.

Cover und Titel verströmen Witz und Humor. Die Farbwahl passt gut zu einem Frühlings- oder Sommerbuch. Sehr schade, dass der Inhalt mit dem Cover überhaupt nicht mithalten kann. „Suche Mann zum Renovieren“ ist eines der wenigen Bücher, bei denen es schwer fällt, bis zum Ende durchzuhalten. Einen Schmunzler gibt es zum Schluss. Der tröstet auch nicht mehr.

Bewertung vom 08.07.2016
Mouret, Tatiana

Sei dein eigener Ernährungscoach!


sehr gut

„Sei dein eigener Ernährungscoach! – Wie du lernst, auf dein Bauchgefühl zu vertrauen & gesund zu genießen“ von Autorin Tatiana Mouret gibt einen Einblick, was sich mit der eigenen, individuell angepassten, bewussten Ernährung alles ändern und verbessern lässt.

Tatiana Mouret litt jahrelang an Lebensmittelunverträglichkeiten. Kein Arzt konnte ihr helfen. Erst eigene intensive Nachforschungen halfen ihr, der Ursache für ihre Beschwerden auf den Grund zu kommen. Der Weg vom Normalesser zum Veganer war lang. Tatiana Mouret plaudert aus dem Nähkästchen und erzählt von ihrer Odyssee.

Der Einstieg mit dem Kapitel „Genug ist Genug“ ist gelungen. Es lässt sich nachvollziehen, dass Tatiana Mouret ihre Beschwerden nicht mehr akzeptieren wollte und hartnäckig angefangen hat, nach einer Lösung zu suchen. „So verwirrend der Weg durch den Dschungel der gesunden Ernährung und alles, was dazu gehört, auch sein mag – das Schöne ist, dass es tatsächlich für jeden Einzelnen von uns die individuell richtige Ernährung und Lebensweise gibt. Diese kann sich auch im Laufe des Lebens wandeln. Wichtig ist nur, dass wir verstehen, was unser Körper wirklich braucht und will, wie wir ihn bestmöglich in seiner Gesundheit und Leistungsfähigkeit unterstützen und damit die Selbstheilungsprozesse optimal anregen können.“ Der Ratgeber animiert dazu, sich mit der eigenen Ernährung auseinander zu setzen und etwas zum Positiven zu verändern. Was steckt in Fertigessen drin? Welche Nahrung sorgt für Power, welche macht müde? Es gilt, selbst herauszufinden, was das Beste für einen ist. Bei der Autorin war das ein langwieriger Prozess. Die Ich-Perspektive ermöglicht es, ganz nah an ihren Erfahrungen teilzuhaben. Das Thema „Ernährung“ kann in der Familie und im Freundeskreis zu Diskussionen führen. Nicht immer reagiert das Umfeld auf die eigene Ernährungsumstellung verständnisvoll. Wer auf Kuhmilch, Weizen und Co verzichtet, macht den Eindruck kompliziert zu sein. Es braucht Selbstbewusstsein, um an seinem Weg festzuhalten. Tatiana Mouret will nicht missionieren, sie will Tipps und Anregungen geben und steht mit diesem Buch hilfreich zur Seite. Die Kapitel zum Thema Ernährung sind sehr informativ und haben Einiges an Neuem parat. Die Kästchen mit Zusatzinfos runden das Bild ab. Ein Abstecher zu den Bananen-Plantagen im ersten Kapitel schockiert. Manchmal ist es wichtig, die Wahrheit direkt vor Augen zu haben. Diese kleine Nebengeschichte ist wertvoll und regt zum Nachdenken an. Das Buch liest sich flüssig. Kurze Kapitel, eine verständliche Sprache. Es wird nicht mit Fachbegriffen um sich geworfen. Reizvoll sind die Exkursionen nach Bali und Sri Lanka auch aufgrund der Themen wie einem Besuch beim Heiler, Ayurveda und Yoga. Zwar gibt es hier nicht viel Neues nachzulesen, aber alle drei Varianten rücken in den Focus und bieten Auswege aus der Krankheits- oder Stressspirale. Gerade die Themenvielfalt macht dieses Buch aus. Die Kapitel zu Ganzheitlichkeit, Wohlbefinden und Eigenverantwortung runden das Bild, fassen aber eher bekanntes Wissen zusammen. Passend an den Schluss gesetzt sind die Tipps für den Alltag. Insgesamt hätte es ruhig noch mehr Inhalt, Erfahrungen, Geschichten, Anekdoten sein können. Sehr hilfreich sind am Ende die schnellen Rezepte nach Bauchgefühl. Das sind tolle Anregungen für eine abwechslungsreiche, gesunde Küche. Auch der Ausklang „Zurück zur Natur“ ist gelungen.

Das kreative Cover mit der ungewöhnlichen Aufmachung, schwarz als Hintergrundfarbe und das leicht futuristisch dargestellte Gemüse und Obst, erregt Aufmerksamkeit. Titel und Untertitel haben Anziehungskraft und nehmen passend viel Raum auf dem Cover ein. Der Ratgeber ist eine interessante Lektüre für alle, die sich mit gesunder Ernährung befassen und für Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten.

Bewertung vom 03.07.2016
Zimmermann, Irene

Geradeaus ist keine Himmelsrichtung


sehr gut

Autorin Irene Zimmermann schreibt Kinder- und Jugendbücher, hat einen historischen Roman veröffentlicht und nach „Seele zum Anbeißen“ ihren zweiten Frauenroman „Geradeaus ist keine Himmelsrichtung“. Eine Kleinanzeige im Wochenblatt hat für Karola schicksalhafte Folgen.

„Patente Sie erledigt alles zu Ihrer prompten Zufriedenheit. Rufen Sie mich an. Jederzeit.“ Der Telefonanruf am frühen Sonntagmorgen kommt für Karola dann doch überraschend. Sie soll ein Auto in der Schweiz abholen und pünktlich am selben Tag abends beim Auftraggeber abliefern. Der Lohn von 1000,- Euro klingt verlockend. Spontan erklärt sich Karolas Freundin Regine bereit mitzufahren. Die zufällige Begegnung mit Giulia am Bahnhof macht das Trio komplett. Keiner von den Dreien ahnt annähernd, welche Überraschungen diese Reise parat hält.

Der direkte Einstieg mit dem 1000,-Euro-Angebot ist sehr gelungen. Es lässt sich erahnen, dass nicht alles so glatt läuft wie geplant. Das erste Hindernis baut sich überraschend schon gleich nach den ersten Vorbereitungen auf. Sprache und Humor reißen mit. Der lockere Erzählstil führt den Leser nah ans Abenteuer heran. Es macht Spaß mitzufiebern. Karola, Giulia und Regine sind drei ungleiche Frauen. Besonders Giulia fällt mit ihren Macken und Schwächen aus dem Rahmen und sorgt für Herausforderungen. Vieles ist nicht vorhersehbar. Sehr gelungen sind die vielen eingestreuten, teils skurrilen Ereignisse und Details. Der Unterhaltungswert ist von Anfang an hoch. Pleiten, Pech und Pannen, eine schicksalhafte Wende und dubiose Verfolger lassen wenige Verschnaufpausen aufkommen. Krimielemente fesseln. Es bleibt rätselhaft und leicht undurchsichtig. Witzig ist, wie die drei Freundinnen kniffelige Situationen meistern und sich so manche lauernde „Bedrohung“ ans Tageslicht kommt bzw. von selbst erledigt. Auch die Spekulationen der drei über Vierzigjährigen steigern den Unterhaltungswert. In was genau sind sie hinein geraten? Das bleibt bis zum Schluss offen. Jeden Moment kann sich das Blatt noch drehen. Die Erwartungen werden auf einem hohen Niveau gehalten. Frauenroman oder doch ein Krimi? Autorin Irene Zimmermann ist eine eigenwillige Mischung gelungen. Nichts ist sicher. Jeden Moment kann das Kartenhaus zusammenfallen. Das Ticken der Zeitbombe ist fast zu hören. Etwas mehr Persönlichkeit und Tiefe hätte den Charakteren gut getan. Sie bleiben austauschbar. Die Themen Liebe, Freundschaft und Familie werden oft amüsant verpackt. Es kommen am Rande aber auch die negativen Seiten des Lebens zu Tage. Im letzten Drittel wandelt sich die Geschichte und fährt in größtenteils ruhigere Gewässer. Das überrascht. Es geht nicht spektakulär zu, aber es bleibt alles stimmig. Am Ende kippt die Waagschale in Richtung Frauenroman. Ein Manko ist das nicht. Karola erweist sich nicht nur bei Ausreden als einfallsreich. Mit Charme lässt sich Einiges wieder ausbügeln. Auch hier kommt wieder ein paar Mal Situationskomik zum Zuge. Das Ende hat Herz und tröstet über das zum Schluss geringe Maß an Spannung hinweg.

Der Titel und die Szene mit den drei Hauptfiguren können auf die Geschichte nicht vorbereiten. Das Cover lässt aber den Humor erahnen. „Geradeaus ist keine Himmelrichtung“ ist ein Gute-Laune-Buch, das sich nicht nur für den Sommer und Urlaub eignet. Karola und Co hätten sogar Potential für einen zweiten Band. Die Mädels wachsen an ihren Herausforderungen.

Bewertung vom 30.06.2016
Wegerle, Carola

Die Irak-Mission


ausgezeichnet

Von Autorin Carola Wegerle stammen die Werke. „Besser Konzentrieren“, „Körpersprache“, „Luisas Chance“ und „Siris Farben“. „Die Irak-Mission“ befasst sich mit dem Thema Ärztearbeit in Gefahrengebieten. Zudem macht Carola Wegerle auf das Schicksal kurdischer Waisenkinder im Bergland Kurdistans im Norden des Iraks aufmerksam.

Während ihres Einsatzes im Golfkrieg wurde das Camp von islamistischen Terroristen überfallen und ausgelöscht. Chirurgin Claire quälen seitdem Alpträume. Nie wieder will sie in einem Kriegsgebiet arbeiten. Trotz ihres Traumas erklärt sie sich, nach einem Hilferuf von Ibrahim, bereit, ein Behelfskrankenhaus im Irak aufzubauen. Ein Flugzeugabsturz hat eine humanitäre Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes ausgelöst. Die Opfer sind kurdische Waisenkinder.

Claire rettet Verletzten das Leben. Kurz Zeit später bricht das Grauen aus. Die Kontraste Hilfsbereitschaft und auf der anderen Seite Hass und Auslöschung lassen die Emotionen hochkochen. Wie können Menschen zu Mord und Vernichtung fähig sein? „Die Irak-Mission“ verlangt dem Leser Einiges ab. Immer wieder und völlig unerwartet schlägt das Grauen zu. Claire begibt sich mit ihrem neuen Einsatz im Irak auf eine lebensgefährliche Mission. Der Hass auf Ausländer hat sich ausgebreitet. Geiselnahmen sind an der Tagesordnung. Niemand ist sicher. Nach und nach wird deutlich aus welchen Beweggründen die anderen Teammitglieder bei der Reise dabei sind. Auf das was kommt, konnte sich niemand von ihnen vorbereiten. Der Schrecken lässt nicht lange auf sich warten. Verschiedene Akteure wie Geheimagenten sorgen für Spannung. „Der Irak mit seinem Reichtum an Öl ist zu einem Spielball politischer, wirtschaftlicher und militärischer Interessen geworden. Geheimdienste sind für und gegen jeden aktiv. Jeder, ob Ausländer, Agent, Iraker verfolgt ausschließlich eigene Ziele.“ Welches Geheimnis verbirgt Robert? Claire fühlt sich zu dem Fremden, der ihr immer wieder begegnet, hingezogen. Und das trotz einer eindringlichen Warnung des Humanitas-Mitarbeiters, der Organisation, die sie auf diese Mission geschickt hat. „Vorsicht vor Hilfsangeboten, selbst wenn die Leute deutsch sprechen! Im Irak wimmelt es vor Geheimagenten aller Nationen.“ Manipulation, Tricks, nichts ist wie es scheint. „Die Irak-Mission“ nimmt den Leser gefangen. Die Geschichte wirkt unglaublich real. Das Mitfiebern funktioniert ganz von alleine. Nicht nur Ärzte und Krankenschwestern sind bewundernswert sondern auch die Journalisten und geheimen Berichterstatter, die für Wahrheit, Aufklärung und Information ihr Leben riskieren. Von Anfang bis Ende bleibt die Spannung auf einem hohen Niveau. Der Showdown ist perfekt inszeniert und erinnert an einen Filmausschnitt. Bei der Anzahl der Akteure an einem einzigen Ort ist ein bisschen viel „Zufall“ im Spiel. Das Ende ist sehr gelungen, das Gedicht als Ausklang ein krönender Abschluss. In „Mein Dank“ erfährt der Leser mehr zur Entstehung des Romans. Hilfreich sind die Infos zum politischen Hintergrund auf den letzten Seiten.

Das Cover wartet mit einem ungewöhnlichen Ausschnitt auf. Hauptfigur Claire als Detail wäre passend gewesen. Die Stimmung des Romans kann das Cover nicht wiedergeben. Treffend ist der Titel. „Die Irak-Mission“ setzt auf Konfrontation mit dem Schrecken, der tatsächlich so vorkommen kann. Der reale Bezug schürt die Intensität der Geschichte. Es fällt schwer, dieses Buch aus dem Sinn zu kriegen.

Bewertung vom 20.06.2016
Rademacher, Cay

Brennender Midi / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.3


ausgezeichnet

„Brennender Midi“ ist nach „Mörderischer Mistral“ und „Tödliche Camargue“ Band 3 der Provence-Krimireihe um Capitaine Roger Blanc. Selbstmord, Unfall oder Mord? Ein rätselhafter Flugzeugabsturz bringt Capitaine Roger Blanc und sein Team an ihre Grenzen.

Eine kleine Propellermaschine der Armee stürzt im Olivenhain ab. Der 23jährige Aspirant Arnaud Matelly stirbt einen Tag vor seiner Abschlussprüfung. Die Zeugen machen unterschiedliche Aussagen. Was ist wirklich passiert? Capitaine Roger Blanc, sein Freund Lieutnant Marius Tonnon und Kollegin Fabienne Souillard stoßen auf Ungereimtheiten. Olivenhain-und Burgbesitzer Hervé Bondard ist der Anti-Fluglärm-Initiative beigetreten. Die Base Aérinne 701 liegt nicht weit von seinem Grundstück entfernt. Ist er in den Tod des Piloten verwickelt?

Die Geschichte beginnt mit dem Toten im Olivenhain. Die Ermittlungen an der Unfallstelle nehmen in diesem Krimi mehr Raum ein als gewöhnlich. Gibt die lachende Todesfratze des Piloten einen ersten Hinweis? Capitaine Roger Blanc bekommt es mit gleich drei skurrilen Zeugen zu tun. Schon die ersten Seiten, sind trotz des tragischen Todesfalls, sehr unterhaltsam. Das liegt an einem unvorhersehbaren Ereignis und den eigenwilligen Nebenfiguren. Wer ist vertrauenswürdig? Wer schmückt seine Zeugenaussage unnötig aus? Nicht nur Capitaine Roger Blanc hat mit seinen Vorurteilen zu kämpfen. Das Undurchsichtige nimmt mit jedem weiteren auftauchenden Charakter zu. „Wir haben also drei Zeugen, deren Aussagen nichts taugen. Wir haben einen Experten der BEA, der sich einen Scheißdreck um die Gendarmerie schert. Wir haben einen Luftwaffen-Offizier, der dir versichert, dass eigentlich alles in Ordnung ist. Wir haben einen cholerischen Politiker, der diesen Unfall als Munition für seine Kampagne nutzen wird. Wir haben die Arschkarte gezogen“, resümierte Marius. Der Krimi ist realistisch aufgezogen. Die Dialoge wirken echt. Der Charme der Provence und seiner urigen bis eigensinnigen Bewohner erhalten Einzug in die Geschichte. Autor Cay Rademacher beweist sein Feingefühl für die Sprache, bildhaften Details und Persönlichkeiten der unterschiedlichen Protagonisten. Der Krimi ist filmreif inszeniert. Das Verwirrspiel hält an. Capitaine Roger Blanc glaubt nicht an einen Selbstmord oder Unfall. Wer könnte ein Motiv haben? Warum hatte sich Arnaud Matelly von einem lebenslustigen, aufgeschlossenen Teenager in einen stillen, abweisenden jungen Mann verändert? Immer mehr Fragen türmen sich auf. Das Rätsel hat größere Ausmaße als gedacht. Die Spannung bleibt auf mittlerem Niveau. Jedes Puzzlestück könnte Licht ins Dunkle bringen. Zum Schluss nimmt der Krimi noch einmal Fahrt auf. Der Plot erweist sich als raffiniert gestrickt und hat eine überraschende Wende parat. Capitaine Roger Blanc funktioniert als mitreißende Hauptfigur tadellos. Sein Eigensinn, Gerechtigkeitsempfinden und seine Sturheit haben einen großen Anteil am Unterhaltungswert.

Der urige Reiz der Provence wird auf dem Cover passend in Szene gesetzt. Details aus dem Krimi als Mittel der Gestaltung wären toll gewesen. Der Olivenhain, das abgestürzte Flugzeug, Möglichkeiten hätte es genug gegeben. Auf den Inhalt kommt es an, und der überzeugt. Durch „Brennender Midi“ erweitert Cay Rademacher seine Fangemeinde. Die Neugierde auf den nächsten Band und frühere Bücher der Krimireihe ist geweckt. Capitaine Roger Blanc und sein Team bleiben im Gedächtnis.