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Igelmanu
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Insgesamt 1033 Bewertungen
Bewertung vom 29.04.2020
Angela, Alberto

Pompeji


ausgezeichnet

Im Jahr 79 n. Chr. zerstörte ein gewaltiger Ausbruch des Vesuvs die Städte Pompeji, Herculaneum, Oplontis, Boscoreale, Terzigno und Stabiae und tötete ca. 5.000 Menschen. Praktisch jeden, der es nicht geschafft hatte, frühzeitig zu fliehen.

Alberto Angela studierte Naturwissenschaften und nahm als Paläontologe an zahlreichen Ausgrabungsprojekten teil. In diesem Buch erzählt er auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse von den letzten Tagen von Pompeji und den anderen Städten. Die Fakten werden dabei in eine lebendige Schilderung, wie eine Geschichte, eingebettet. Es gab einige wenige Überlebende, von denen man heute sicher weiß und auch zu einigen Opfern gibt es mittlerweile Erkenntnisse. Diese historisch belegten Personen begleitet man als Leser durch die Tage und Stunden vor und während des Ausbruchs.
Was ist damals genau geschehen? Wie haben die Bewohner der Stadt die letzten Tage und die Katastrophe erlebt? Wie lebten und arbeiteten sie überhaupt? Wie sahen ihre Häuser aus, wie waren sie eingerichtet? Wie verlief ein ganz normaler Tag? Wie arbeiteten Handwerker? Welche Vorzeichen kündigten den Ausbruch an und wie verlief er? Alberto Angela bezeichnet dies als „faktenorientierte Rekonstruktion“.

Die Schilderung beginnt wie ein Countdown 53 Stunden vor dem Ausbruch und endet einige Tage danach. Die einzelnen Stunden des Ausbruchs werden detailliert beschrieben.
Gerade dieser Countdown macht alles sehr spannend und dramatisch. Als Leser weiß man natürlich, was passieren wird und erkennt die Vorzeichen für das nahende Unglück. Und nun begleitet man auch noch bestimmte Personen durch diese Stunden! Ständig fragte ich mich, ob diese spezielle Frau, dieser Mann oder diese Familie überleben werden. Warum überhaupt sind nur so wenige geflohen?

Zahlreiche Erdstöße, ein kochender See, der nach Schwefel und faulen Eiern stinkt, verstummte Vögel, eine ganze Weide voller verendeter Schafe… Wir zählen da heute ganz schnell eins und eins zusammen. Die Menschen damals jedoch lebten ihren Alltag weiter. Sie waren vielleicht beunruhigt, befürchteten aber „höchstens“ Erdbeben, von denen es ja viele gab und an die sie in gewisser Weise gewöhnt waren. Hinzu kommt, dass der Vesuv, wie wir ihn heute kennen, nicht viel mit dem Berg gemein hatte, den die Bewohner damals sahen und kannten. Die meisten hielten ihn für einen ganz normalen Berg mit einer fruchtbaren Umgebung. Der Autor fordert nicht zu Unrecht den Leser auf, mal darüber nachzudenken, was man selber tun würde. Flucht bedeutet schließlich, viel oder gar alles zurückzulassen: Besitztümer, das Haus/Geschäft, das man sich erarbeitet hat, seine Tiere, nicht so mobile Angehörige… Und alles wegen einer nicht einschätzbaren Bedrohung? Vielleicht würde ja gar nichts wirklich Schlimmes passieren?

Dem Autor gelingt hier der perfekte Mix. Er vermittelt zahlreiche hochinteressante Fakten und Infos, erklärt auch Fachliches sehr gut verständlich und schafft es gleichzeitig, dass man sich mitten im Geschehen fühlt. Dadurch entsteht zwangsläufig Betroffenheit und Mitgefühl mit den Menschen, einige Schilderungen gingen mir sehr nah. Angelo kritisiert das Verhalten vieler Besucher der heutigen Ausgrabungsstätten und fordert dazu auf, den Opfern dort Respekt entgegenzubringen. Sollte ich irgendwann einmal dorthin kommen, werde ich vermutlich ständig einen Kloß im Hals haben, weil ich an das denken werde, was ich hier gelesen habe.

Neben zwei großen Karten der Ausgrabungsstätte von Pompeji und der ganzen Region finden sich im Buch weitere Karten und erläuternde Skizzen. Außerdem gibt es zwei beeindruckende Bildteile mit farbigen und großformatigen Abbildungen und Fotos. Im Anhang setzt sich Angela noch detailliert mit der „Sommer- bzw. Herbstthese“ auseinander, präzise mit der Frage, ob der Ausbruch im August oder im Oktober stattfand.

Fazit: Hier wird Geschichte lebendig. Hochdramatisch, mitreißend und informativ zugleich.

Bewertung vom 19.04.2020
Nygaard, Hannes

Todeshaus am Deich


gut

»Nur schwach war das Röcheln zu vernehmen, das aus der Kehle drang. Der magere Oberkörper bäumte sich mit der Kraft auf, die dem alten Menschen verblieben war, und die dürren Arme griffen panisch zum Hals.«

In der Hauke-Haien-Seniorenresidenz geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Natürlich muss man dort immer mit dem Ableben eines Bewohners rechnen, aber eine Häufung und unklare Begleitumstände machen dann doch stutzig. Grund genug für das Team der Kripo Husum, sich das Heim mal genauer vorzunehmen.

Bei einem solchen Szenario denkt man natürlich sofort an einen Todesengel, der sein Unwesen treibt. Für Hauptkommissar Christoph Johannes und seine Kollegen gibt es aber bald noch weitere mögliche Ansatzpunkte. Warum benimmt sich der Heimleiter so eigenartig? Wieso ist eine nahe Angehörige eine Woche lang verschwunden? Und auch bei ein paar Heimbewohnern machen die Ermittler ungewöhnliche Beobachtungen. Ein verzwickter Fall!

Dieses Buch hat mich zum Ende hin geärgert. Ich mag die Reihe, habe mit diesem Band hier nun die ersten fünf gelesen. Was immer stimmt, ist die gut dargestellte Küstenatmosphäre und die unterhaltsamen Frotzeleien der doch sehr unterschiedlichen Ermittler. Vor allem Oberkommissar Große Jäger ist ein starker und ziemlich spezieller Charakter, ich freue mich immer über seine Auftritte. Außerdem finde ich es gut und deutlich beschrieben, dass hier keine spezialisierte Mordkommission am Werk ist, sondern dass man bei der Kripo Husum auch noch andere Aufgaben hat. Das wirkt sehr realistisch. Diesmal wird zum Beispiel ein junger Mann aufgrund eines Hilfeersuchens aus Münster gesucht. Eine interessante Nebenhandlung, die vom Team ebenfalls engagiert angegangen wird.

Über weite Strecken war daher für mich alles gut. Doch dann kamen die Auflösungen. Speziell der Hauptfall endet überstürzt und platt, das konnte mich so nicht überzeugen. Es ist einer dieser Fälle, wo sich mir das Gefühl aufdrängt, dass der Autor vier Seiten vor Schluss realisiert, dass er jetzt irgendwie zum Schluss kommen muss. Ein ähnliches Empfinden hatte ich bei der eigentlich guten Nebenhandlung, sie endete einfach zu abrupt.

Fazit: Interessanter Fall und sympathische Ermittler, aber diesmal schwächelt die Auflösung.

Bewertung vom 17.04.2020
Pohl, Helga

Unerklärliche Beschwerden?


ausgezeichnet

Ihnen fehlt nichts. Freuen Sie sich, Sie sind gesund. Verspannungen hat jeder. Lassen Sie doch mal locker! So ganz jung sind Sie ja nicht mehr. Das ist vielleicht unangenehm, aber harmlos.
Wem von diesen Aussagen etwas bekannt vorkommt, für den wurde dieses Buch geschrieben. Ich hatte mich schon fast daran gewöhnt, dass am Ende eines Arztbesuchs für mich die Diagnose „psychosomatisch“ steht. Liebe Mediziner, bitte nicht falsch verstehen! Ich möchte nicht hören, dass ich krank bin. Aber ich möchte irgendeine Perspektive haben, meine Beschwerden loszuwerden.

Über eine Bekannte kam ich an dieses Buch. Ihr hatte die Therapie geholfen und auch der Bekannten, von der sie den Tipp erhielt. Was soll ich sagen? Ich begann zu lesen und fühlte mich sofort angesprochen.

Die Autorin wurde selber aus eigener Erfahrung heraus aktiv. Dr. Helga Pohl ist Psychologische Psychotherapeutin. Nach einer langen persönlichen Leidenszeit als Schmerzpatientin (sie galt als hoffnungsloser Fall) beschäftigte sie sich ab 1990 mit körpertherapeutischen Verfahren und entwickelte letztlich die „Sensomotorische Körpertherapie“. Die Methode zeigte sich als sehr erfolgreich und so orientierte sie sich beruflich um. Sie gründete das Körpertherapie-Zentrum in Starnberg bei München, gibt Seminare und bildet Therapeuten aus. Es gibt mittlerweile zahlreiche Therapeuten, die man über eine Therapeutenliste im Internet findet. Seit 2019 läuft ein Forschungsvorhaben über die Wirksamkeit der Therapie an der Universität Jena.

Das Buch stellt ausführlich die Therapie vor. Es ist umfangreich, liest sich aber sehr leicht. Im ersten Teil geht es zunächst darum, den eigenen Organismus und seine Beschwerden besser zu verstehen. Die medizinischen Grundlagen werden dabei gut verständlich erklärt. Hier dreht sich dann auch viel um den Bereich der psychosomatischen Beschwerden und um die Entstehung von Verspannungskrankheiten. Man lernt den eigenen Körper kennen und erfährt, was man selber tun kann.
Danach folgen einzelne Kapitel für „Beschwerden von Kopf bis Fuß“. Hier gibt es viele Beispiele, die ausführlich beschrieben werden, jeweils mit Abbildungen und Fotos. Es geht darum, Fehlhaltungen zu erkennen und zu verstehen, wie Probleme zusammenhängen. Was macht man falsch und wie lässt es sich verbessern? Gut erklärte Bewegungs- und Spürübungen am Ende der Kapitel helfen dabei.

Grundsätzlich besteht die Therapie aus fünf Verfahren:
1. Pandiculations nach Thomas Hanna
2. Triggerpunktbehandlung mit Bewegung
3. Manuelle Bindegewebsbehandlung der Haut und Unterhaut
4. Sensomotorische Übungen
5. Körperbewusstseinstraining (ganz wichtig für eine dauerhafte Heilung)

Ich habe ein paar wichtige Dinge realisiert. Zunächst einmal: Es gibt unwillkürliche Verspannungen. Die kann man willkürlich nicht mehr lösen, da gibt es kein bewusstes Lockerlassen mehr. Das erklärt so manches.
Dann: Der Mensch ist eine zusammenhängende Einheit. Jede Körperfehlhaltung führt automatisch zu einer Kopffehlhaltung. Jemand mit einer Körperfehlhaltung hat immer auch Nackenverspannungen. Verspannungen führen wieder zu Fehlhaltungen. Und die wieder zu Bewegungsstörungen. Übler Kreislauf. Mir wird klar, weshalb im Lauf der Zeit immer neue Problemstellen dazukommen.
Ich habe sehr viel über Muskulatur und Bindegewebe erfahren, über Überempfindlichkeiten und das Schmerzgedächtnis. Über sensomotorische Amnesie in verspannten Partien. Und nachdem mich die Lektüre überzeugt hatte, habe ich mir einen Therapeuten gesucht. Nach jetzt fünf Behandlungen habe ich das Gefühl, dass sich etwas ändert, bessert, in die richtige Richtung bewegt. Ich habe ein gutes Gefühl.

Fazit: Hilfe für Menschen mit funktionellen, „psychosomatischen“ Erkrankungen. Sehr informatives, gut strukturiertes und übersichtliches Buch.

Bewertung vom 11.04.2020
Berg, Hendrik

Eisiger Nebel / Theo Krumme Bd.6


ausgezeichnet

»Irgendetwas hatte sich geändert. Das spürte sie beim Blick auf den Nebel, der in einer leichten Brise pulsierte wie ein lebendiges Tier. Ein Schauer kroch über ihren Rücken, als die unbestimmte Ahnung in ihrem Bewusstsein Konturen annahm.«

Etwas bedroht die Menschen an Nordfrieslands Küste. Wenn sie nur wüssten, was es ist! Der bösartige Wolf, von dem berichtet wird? Der Mörder, der für die schrecklich zugerichtete Leiche verantwortlich ist, die aus dem Hafenbecken gezogen wurde? Die heftige Kältewelle setzt selbst abgehärteten Friesen zu – und dann dieser Eisnebel, in dem sich irgendetwas Bedrohliches zu verbergen scheint…
Kommissar Krumme und seine Kollegin Pat verfolgen die Spur des Täters in ein winziges Dorf auf der Halbinsel Eiderstedt. Die Dorfgemeinschaft dort hält fest zusammen, hat aber keine Vorstellung davon, was auf sie zukommen wird.

Schon der sechste Band für Theo Krumme – und ich habe ihn wieder von der ersten bis zur letzten Seite genossen. Es stimmte wirklich alles. Die Ermittler haben einen verzwickten Fall zu lösen, was am Ende auch logisch stimmig geschieht. Dazwischen wechseln spannende Momente mit unterhaltsamen ab. Unterhaltsam wird es für mich immer, wenn Krumme sich selbst im Weg steht oder meine Lieblingscharaktere Harke und Watson auftauchen. Ich denke, Hendrik Berg weiß ganz gut, dass er auf die beiden in keinem der hoffentlich noch zahlreichen Folgebände verzichten darf ;-)

Was dem Autor immer (und auch hier) hervorragend gelingt, ist die Schaffung dieser ganz besonderen Atmosphäre. Ich lese gern Küstenkrimis, aber hier sehe ich mich in Gedanken besonders oft durch die einmalige Landschaft laufen. Ich rieche das Meer, höre seine Geräusche, den Wind, die Schafe, bekomme Appetit auf Tee… kurz: ich würde am liebsten sofort meinen Koffer packen. Außerdem ist da diese leicht unheimliche Stimmung, dieses unbestimmt gruselige Gefühl, das man zum Beispiel von Nachtwanderungen im Wald kennt. Der Verstand weiß eigentlich, dass nichts Bedrohliches im Dunkel lauert, trotzdem macht sich ein mulmiges Gefühl im Magen breit.
Ist da was mit diesem Nebel? In diesem Nebel? Einfach toll geschrieben!

Über einige von Krummes Eigenarten kann man besonders schmunzeln, wenn man seine Entwicklung verfolgt hat. Für das grundsätzliche Verständnis ist die Kenntnis der Vorgängerbände aber nicht erforderlich.

Fazit: Die Atmosphäre und einige besondere Charaktere machen den besonderen Reiz dieser Reihe aus. Wer spannende Küstenkrimis sucht, liegt hier richtig.

Bewertung vom 08.04.2020
Hümmelgen, Melanie;Riepenhof, Helge;Sturm, Christian

Die Bewegungs-Docs - Bewegung als Medizin


ausgezeichnet

»Sport gilt heute als ideales Allheilmittel, das kostengünstig und frei von unerwünschten Nebenwirkungen ist und umfassend wirkt. Denn Bewegung ist nicht nur Therapie, sondern auch Prophylaxe und Jungbrunnen zugleich. … Wer regelmäßig und auf gesunde, richtig dosierte Weise aktiv wird, reduziert das Risiko für eine Vielzahl von Leiden, Beschwerden und handfesten Krankheiten in einem Abwasch.«

Eins gleich zu Beginn: Die TV-Serie kenne ich nicht, habe noch nicht einmal davon gehört. Das Buch fiel mir durch den Titel auf, dem ich von Herzen zustimme. Bewegung als Medizin – ein guter Ansatz. Und ich weiß aus Erfahrung: Wenn ich wochenlang sportlich auf Eis gelegt werde, dann tut mir das nicht gut. Was also tun, wenn wie in der aktuellen Situation kein Gang ins Fitnessstudio, in die Sporthalle oder ins Schwimmbad möglich ist? Wenn nicht mal ein Lauf durch den Park gemacht werden kann, weil die Grünanlagen im Umkreis gesperrt sind?
Ich erhoffte mir von dem Buch ein paar Tipps, um Bewegung in meinen Home-Office-Alltag zu integrieren – und ich wurde nicht enttäuscht.

Das Buch richtet sich an Interessierte jeden Fitnessgrads. Zu Beginn führt einem ein kurzer Test vor Augen, wo man steht und in welchem Bereich man vielleicht besonders „nachbessern“ sollte. Außerdem gibt es reichlich Grundlagen. Dabei geht es zunächst darum, noch mal ganz deutlich zu machen, wie wichtig Bewegung ist, dass wirklich jeder von einem bewegteren Leben profitieren kann und dass es für einen Start nie zu spät ist.

Es folgen anatomische Grundlagen. Die sind sehr interessant und leicht erkennt man, wo man in der Vergangenheit beim Training womöglich Fehler gemacht hat. Ich fand zum Beispiel alles zu den Themen Muskulatur, Triggerpunkte und Aktivitäten bei chronischen Schmerzen interessant. Mythen rund um den Sport werden entlarvt und Tipps zur gesunden Ernährung gibt es außerdem.

Nun ist es recht einfach, mit dem Sport zu beginnen, wenn man jung und fit ist. Was aber, wenn das Geburtsdatum schon ein bisschen weiter zurückliegt und man sich schon mit gesundheitlichen Problemen rumschlägt? Hier gibt das Buch reichlich Tipps. Häufige Krankheitsbilder werden aufgeführt und erklärt und mit Übungen zur Vorbeugung und Linderung/Heilung ergänzt.
Welches Training ist bei Arthrose angesagt? Was hilft den Bandscheiben oder senkt den Blutdruck? Wie beugt man einer Demenz vor oder senkt seinen Blutzuckerspiegel? Training mit Osteoporose, Übungen gegen Kopfschmerzen… ich habe viele wertvolle Tipps mitgenommen.

Gut gefiel mir auch, dass zwar die Wichtigkeit regelmäßiger Bewegung betont wird, gleichzeitig aber auch darauf geachtet werden muss, dass die guten Vorsätze durchführbar bleiben. Mir half da zum Beispiel die Aussage, dass selbst kleine Bewegungseinheiten wertvoll sind. Entsprechend gibt es Tipps, wie sich einfach mehr Bewegung in den Alltag einbauen lässt. Wie kann man zwischendurch üben, wie im Büro? Und wie kämpft man den inneren Schweinehund nieder?

Das Beste (für mich) kommt dann mit dem Praxisteil. Da gibt es Übungsprogramme in verschiedenen Schwierigkeitsgraden, umfangreich oder auch für wenig Zeit. Ideal, gerade jetzt: Die Übungen kann man ganz einfach zuhause durchführen und es werden keine weiteren Materialien benötigt. Einfach, aber effektiv. Es gibt eine ganze Reihe Übungen für Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer, gut erklärt und mit zusätzlichen Abbildungen versehen. Bei sämtlichen Übungen gibt es Trainingsempfehlungen für Anfänger, Fortgeschrittene und Könner. Komplette Workouts und Mini-Programme runden alles perfekt ab.

Mein Home-Office-Tag wurde heute ergänzt durch Zähneputzen auf einem Bein, Kniebeugen vor dem Kühlschranköffnen und einem Workout in der Mittagspause. Ich fühle mich gut und glaube, das Buch wird mir noch gute Dienste leisten.

Fazit: Auf in ein bewegtes und gesünderes Leben! Dieses Buch hilft mit einer Menge hilfreicher Tipps und gut umsetzbarer Workouts.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.04.2020
Ribeiro, Gil

Spur der Schatten / Leander Lost Bd.2


ausgezeichnet

»Ich hoffe, die Geschwindigkeit beunruhigt Sie nicht?«
»Nein. Ab hundert sind die Airbags ohnehin nutzlos. Ob wir bei 120 oder 160 Stundenkilometern verunglücken, ist dann nur noch von statistischem Interesse.«

Nein, mit ihrer Raserei kann Sub-Inspektorin Graciana Rosado ihren deutschen Kollegen Leander Lost nicht beeindrucken. Der von der Hamburger Kriminalpolizei an die Algarve ausgeliehene Ermittler überdenkt wirklich alles logisch und verfügt neben einigen besonderen charakterlichen Eigenschaften über einige höchst nützliche Fähigkeiten. Diese, sowie das Miteinander mit den anderen Protagonisten, bilden einen wichtigen Pfeiler der in meinen Augen großartigen Krimireihe. Die Fälle selbst stehen aber auch nicht nach.

Der aktuelle Fall startet mit dem Verschwinden einer Kollegin. Wurde sie entführt? Ermordet? Das Ermittlerteam findet Spuren, aber weit und breit kein Motiv. Und sicher konnte keiner von ihnen zu Beginn ahnen, welche Kreise die Ermittlungen ziehen werden. Hintergründe lassen sich in Portugals Kolonialzeiten sowie bei realen, teils historischen Persönlichkeiten finden, aber weiter will ich nichts verraten, jeder Leser sollte sich überraschen lassen. Auf jeden Fall wird es spannend!

Leander Lost sorgt dafür, dass es der Auflösung des Falls nicht an Logik mangelt. Sowohl bei seinen Kolleginnen und Kollegen als auch im Umkreis finden sich vielschichtige und interessante Charaktere, deren Entwicklung ich gerne verfolge. Dazu die Beschreibungen von Landschaft, Orten, Speisen und anderem Landestypischen… eine schöne Gedankenreise, gerade in Zeiten wie diesen. Dieser zweite Band der Reihe kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, alles was man wissen muss, wird kurz erklärt.

Fazit: Handlung, Spannung und Charaktere haben mich wieder voll überzeugt. Leander Lost ist schon jetzt zu einem meiner absoluten Lieblingsermittler geworden.

Bewertung vom 29.03.2020
Lesti, Andreas

Das ist doch der Gipfel


sehr gut

»Am Ende ergibt sich ein Bild von den Alpen der Gegenwart, das ohne die Helden der Vergangenheit nicht verständlich wäre.«

Noch im 17. Jahrhundert war das Hochgebirge ein Angstraum. Man vermutete in den Höhen Monster und Drachen und ganz sicher würde jeder, der zu weit hinaufsteigen würde, dort den Tod finden. Im 18. Jahrhundert wandelte sich das Bild. Künstler und Literaten befassten sich mit den Bergen und wagemutige Pioniere strebten in die Höhe.

15 Porträts und Geschichten in diesem Buch befassen sich mit diesen ersten Bergsteigern. Dabei finden sich neben prominenten Namen wie z.B. Goethe oder Alexander von Humboldt, auch viele unbekannte oder vergessene. Ich lernte faszinierende Persönlichkeiten kennen und staunte, wie viele von Bedeutung für die Welt des Bergsteigens es doch gibt.

Die Geschichten beginnen in den Alpen, erstrecken sich aber auch auf andere Gebirge der Welt. Die Themen zeigen eine ähnliche Vielfalt. So erfährt man beispielsweise, wo Goethe wandelte und welche Berge ihn inspirierten. Man reist mit Humboldt auf den Teide und verfolgt die Reise der ersten Gruppe Pauschaltouristen durch die Alpen im Sommer 1863.
Auch Vierbeiner haben ihren Platz im Buch. Hündin Tschingel war im Sommer 1869 das erste weibliche Wesen auf dem Gipfel des Monte Rosa und zementierte in den folgenden Jahren ihren Ruf als erfolgreichster Hund der Alpingeschichte.
Wer hat schon von Theodor von Lerch gehört? Kaum jemand in den Alpen kennt seinen Namen, in Japan jedoch wird er in einem Atemzug mit Mozart genannt. Er ist dafür verantwortlich, dass ein kleiner Ort namens Takata heute als „Wiege des japanischen Skilaufs“ gilt.
Das Buch endet nicht mit den ganz frühen Pioniertaten, sondern befasst sich auch mit modernen. So ist z.B. ein Kapitel Wanda Rutkiewicz gewidmet, die zwischen 1973 und 1992 mehrere Rekorde im Frauen-Bergsteigen erzielte, unter anderem war sie die erste Europäerin auf dem Mount Everest und die erste Frau überhaupt auf dem K2.
Fesselnd auch Aktionen wie die erste komplette Alpenlängsdurchquerung in nur 40 Tagen oder die erste Skiabfahrt von über 8.000 Metern.

Am Ende der Kapitel gibt es Listen zu interessanten Themen, z.B. die Geschichte der Höhenweltrekorde oder Skiabfahrten an 8.000ern. Welche großen Alpengipfel wurden bis zum Jahr 1800 bestiegen? Welche Menschen waren zuerst auf den 8.000ern und wer schaffte es als erstes, sie alle zu besteigen?

Viel zu schnell ist das Büchlein gelesen. Das war für mich auch das einzige Manko. Ich mag Geschichten über Pioniere und hier erfuhr ich so viel Interessantes und Neues, dass ich am Ende mancher Kapitel traurig war, dass es schon zum nächsten weiterging. Natürlich gibt es ein Literaturverzeichnis am Ende, das auf Stoff zum Weiterlesen hinweist, aber ich habe mich schon gefragt, ob ein paar Seiten mehr nicht möglich gewesen wären.

In der Summe ergibt sich ein hochinteressantes Buch für jeden, der sich für Berge, das Bergsteigen und Pioniere interessiert. Der Einband unterstreicht den hochwertigen Eindruck, das Buch eignet sich also auch gut als Geschenk.

Fazit: Pioniere des Bergsteigens. Wer glaubt, mit Namen wie Hillary und Messner die wichtigsten zu kennen, wird staunen. Spannend und unterhaltsam.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2020
Sturm, Andreas M.

Blutrausch


ausgezeichnet

»Karin war sprachlos, mit dieser Wendung hatte sie nicht gerechnet. Ein leises Grauen wuchs in ihr und die Härchen auf ihren Armen richteten sich auf.«

Karin Wolf, Kriminalhauptkommissarin aus Dresden, hat in ihrer Laufbahn schon viel erlebt und gesehen, aber was der Gerichtsmediziner ihr gerade berichtet hat, schockiert sie zutiefst. Und ihre Erfahrung sagt ihr, dass der Mörder, auf dessen Spuren sie nun ist, sein blutiges Werk noch lange nicht beendet hat.

Endlich geht die Wolfsjagd weiter! Ich hatte mich sehr auf den neuesten Band aus der Reihe rund um die beiden Kommissarinnen Wolf und König gefreut und wurde nicht enttäuscht.
Von der ersten Seite an baut der Autor ein hohes Spannungslevel auf und hält es bis zum Ende. Kurze Kapitel aus wechselnden Perspektiven sorgen für Tempo und trugen bei mir dazu bei, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen mochte. Als Leser nähert man sich – so wie das Ermittlerteam – Schritt für Schritt dem Täter und als man ihn endlich identifiziert hat, ist immer noch das Wettrennen um die letzten Opfer offen. Fatal ist: Eines der Opfer, ein windiger Anwalt mit miesen Geschäften, hat sicher den Hass vieler Menschen auf sich gezogen, aber das trifft auf andere Opfer nicht zu. Überhaupt stellt sich die Frage nach Gemeinsamkeiten. Muss sich am Ende ganz Dresden fürchten?

Zu den beiden Ermittlerinnen Karin Wolf und Sandra König, die nicht nur beruflich ein Paar sind, gesellt sich erneut Oberkommissarin Heidelinde Grün. Ihre Rolle ist weiter gewachsen, was mich sehr gefreut hat, da sie ein hochinteressanter Charakter ist. Zwei Kommissare plus der Gerichtsmediziner ergänzen das gut funktionierende Team. Sämtliche Charaktere sind sehr verschieden, haben Besonderheiten, sympathische Macken und Reibungspunkte. Das Verhältnis von Krimi- und Nebenhandlung fand ich stimmig, die privaten, menschlichen Seiten der Ermittler finden ihren Raum, verdrängen aber nicht die eigentliche Handlung.

Obwohl dies bereits der sechste Band der Reihe ist, kann er ohne Kenntnis der Vorgänger gelesen werden. Ich hatte wieder viel Spaß und freue mich schon jetzt auf Band 7.

Fazit: Die Reihe ist einfach super! Spannend, toll geschrieben und mit interessanten Charakteren.

Bewertung vom 16.03.2020
Pfundmeier, Monika

Kreizkruzefix


sehr gut

»Herrschaft, Theres, jetzt hör halt auf. Wir sind in Oberammergau. Du glaubst doch nicht, hier setzt auch nur einer sich gezielt damit auseinander.«

Oberammergau im Mai 2020. In der kleinen Gemeinde in Oberbayern bereitet man sich auf den Start der Passionsspiele vor. Eine höchst traditionelle Angelegenheit, wie ohnehin fast alles dort. Nicht wenige der Einwohner stehen neuen Dingen skeptisch gegenüber, was auch Theres Hack zu spüren bekommt. Die Metzgerin und Jägerin hat ein paar Jahre in Wien verbracht und versucht nun, den drohenden Bankrott der väterlichen Traditionsmetzgerei abzuwenden, indem sie (für viele im Ort zu radikal) auf einen modernen Betrieb mit Schwerpunkt auf Bio und Nachhaltigkeit umstellt. Auch die Eheleute Thaller, die soeben grausam ermordet aufgefunden wurden, waren mal Landwirte und stellten (ebenfalls kurz vorm Bankrott) ihren Betrieb auf „hippe“ Ginproduktion um.

Theres, die neben dem Schlachten und Jagen auch noch gerne ermittelt, fordert von den Kommissaren vor Ort, sich bei ihrer Arbeit auf neumodisches Terrain zu begeben. Die Opfer planten eine Online-Kampagne, eine Influencerin läuft durch den Ort – da prallen im wahrsten Sinn des Wortes Welten aufeinander.

Diese Gegensätze ziehen sich dann auch durch das ganze Buch. Immer wieder geht es um Traditionen und Veränderungen, um die Frage, was man bereit ist, für seine Pläne zu tun und wie viel Toleranz man Menschen gegenüber aufbringt, die in irgendeiner Art „anders“ sind. Ist die Bereitschaft, sich neuen Herausforderungen zu stellen, vorhanden oder wird die Notwendigkeit verneint? Für mich sind das interessante und wichtige Fragen und ich fand sie im Buch gut herausgearbeitet.

Daneben gibt es natürlich noch die Krimihandlung. Der Start ins Buch gefiel mir leider nicht, ich fand da Theres Handeln viel zu überzogen und unglaubwürdig. Sicher, man sollte gleich merken, was für eine starke Frau sie ist, aber weniger hätte ich hier als mehr empfunden. Zum Glück war damit aber recht schnell Schluss und ab ca. Seite 25 konnte ich das Buch genießen. Da gab es zwischendurch Kapitel aus Täterperspektive und gekonnt wurden falsche Fährten ausgelegt. Zum Ende hin kam noch mal Spannung auf und alles wurde schlüssig aufgelöst.

Neben Theres (mit der ich mich immer mehr anfreundete) gibt es weitere interessante Charaktere. Natürlich die Kommissare, aber auch Theres Vater, einen äußerst traditionsbewussten Menschen, der seine Tochter zwar liebt, sich mit ihrem Lebensstil aber mehr als schwertut. Oder den Dorfpfarrer, eine sympathische, weil sehr menschliche Person. Und schließlich eine junge Influencerin aus Hamburg, die in der Gemeinde auffällt wie der berühmte bunte Hund.

Das Buch hat in der aktuellen Situation noch eine zusätzliche Brisanz. Werden die Passionsspiele 2020 stattfinden? Das kann derzeit niemand sicher beantworten. Aufgrund eines Schwurs im Pestjahr 1633 wurden sie seitdem alle zehn Jahre aufgeführt, jeweils unter breiter Mitwirkung der Einwohner. Zu den letzten im Jahr 2010 kamen über eine halbe Millionen Besucher aus aller Welt.

Fazit: Uralttradition trifft auf Influencer. Dieser Krimi war spannend und unterhaltsam zugleich.

»Das war so klar! … Ganz ehrlich: Wieso kannst du nicht – wenigstens einmal wie jeder andere auch – nix Hirnrissiges machen?«

Bewertung vom 07.03.2020
Zallinger, Gerhard

Die Macht in dir


weniger gut

»Das Nicht-Messbare, Nicht-Erklärbare überrascht uns mehr als jede noch so exotische Diagnose.«

Vegetatives Training, beruhend auf Selbsterfahrung und Selbstregulierung – ich hatte noch nie davon gehört, fand den Gedanken aber spannend. Und da ich mich ohnehin für medizinische Themen interessiere (auch aus persönlichen Gründen) ging ich mit großem Interesse an dieses Buch heran. Ich wollte es mögen. Leider klappte das nicht.

Der Autor ist promovierter Sportwissenschaftler. Er betreut als Coach unter anderem Leichtathleten und aktuell die österreichische Fußballnationalmannschaft. Ich fand, das klang vielversprechend.

In diesem Buch erzählt er sehr umfangreich über seine Methode, das vegetative Training. Über alles Mögliche, was Schmerzen und körperliche Probleme auslösen kann. Über die Probleme der Diagnose, nicht erfolgreiche Behandlungen und wo man stattdessen ansetzen sollte. Die Grundproblematik fand ich logisch und nachvollziehbar. Ich glaube auch, dass viele Beschwerden z.B. emotional verursacht sind. Und dass die innere Einstellung sehr wichtig für den Heilungsprozess ist. Das war überhaupt der Grund, weshalb ich mich für dieses Buch interessierte. Ich nahm an, hier würde man vielleicht erfahren, wie man seine Einstellung positiv beeinflussen kann. Und wie man dann so gestärkt seinen Heilungsprozess unterstützen könnte. Leider gab es aber nichts in der Richtung.

Zallingers Erklärungen empfand ich als ausschweifend und unkonkret. Mal waren sie stark wissenschaftlich, dann wieder philosophisch. In jedem Fall durchgehend theoretisch, es mangelte an Hinweisen zur praktischen Anwendung. Immer wieder suchte ich die gerade Linie, empfand alles als unstrukturiert und fragte mich, wann der Autor endlich zur Sache kommen würde.

Die immer wieder eingestreuten Erfahrungsberichte seiner Klienten (er nennt sie so) machten es auch nicht besser. Es tut mir leid, aber die Schilderungen der Sitzungen klingen für mich einfach nur unglaubwürdig und gestellt.
Die Klienten liegen auf dem Rücken, ihr Trainer fordert sie auf, sich auf irgendeine, nicht näher beschriebene Weise, zu bewegen. Er stellt irgendwelche Fragen und dann kommen den Klienten Erinnerungen hoch. Sie fangen an, zu zucken und sich wie unkontrolliert zu bewegen. Irgendwann stehen sie glücklich auf und fühlen sich wohl, erleichtert, schmerzfrei…
Und dann berichten sie. Wie langjährige Schmerzen auf wundersame Weise verschwunden sind. Alle Berichte klingen irgendwie ähnlich, allerdings schildert nur eine Klientin eine Erinnerung an ihre eigene Geburt…

Vielleicht tue ich der Methode unrecht. Ich bin neuen Wegen gegenüber eigentlich aufgeschlossen. Aber das hier erreicht mich so nicht und ich habe den Verdacht, dass das viele wissenschaftliche Gerede nur dazu dienen soll, dass ich die Berichte der Klienten glaube.

Fazit: So überzeugt mich die Methode nicht. Schade. Ich wollte das Buch mögen.