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rewa
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Insgesamt 386 Bewertungen
Bewertung vom 19.05.2019
Buck, Bernhard

Auf der Insel das Meer


sehr gut

Max Stain, Bürgermeister auf der Insel Cerva, hat mit vielen Problemen zu kämpfen. Seit seine geliebte Frau Claire tot ist, kümmert er sich um seine kranke Tochter Mati, die dringend auf eine Herztransplantation wartet. Aber auch der anhaltende Flüchtlingsstrom bereitet ihm Sorgen, wo immer wieder Boote aus dem Mittelmeer auf der Insel landen, die verzweifelte Menschen bringen, die in überfüllten und nicht für so viele Flüchtende ausgerichtete Lager, Schutz suchen. Max möchte zwar helfen, aber er stößt bald auf seine Grenzen. Mit dem Abteilungsleiter des Heimatschutzministeriums Oberst Castel, hat er zwar einen souveränen und menschlichen Gegenspieler, aber trotzdem scheint ihn ein Geheimnis zu umgeben, das sich für Max noch verstärkt, als er ihm ein privates Angebot macht, das seine geliebte Tochter betrifft. Max hat zwar Verbündete, wie die geheimnisvolle Afrikanerin, die er im Lager kennen lernt, die ihn in seinem Bemühen unterstützt, für die Flüchtlinge ein menschenwürdiges Leben in ihren profisorischen Unterkünften zu finden. Doch dann passieren immer wieder Ereignisse, die eine negative Stimmung auch gegen ihn als Bürgermeister hervor rufen und er für sich und seine, für ihn wichtige Menschen, eine Entscheidung treffen muss.
Das Buch ,,Auf der Insel das Meer´´, ist ein berührender und auch zum Nachdenken anregender gesellschaftskritischer Roman, der das Thema Flüchtlinge aus mehreren Sichtweisen beleuchtet. Der Autor, Bernhard Buck, hat dabei ein sehr sensibles und wie jeder weiß auch tagesaktuelles Thema aufgegriffen und auf eine fast schon philosophische Art und Weise dargestellt. Er spielt mit Worten, die sowohl sanft und einfühlsam sind, als auch mit kraftvollen, die bildgewaltig eine Szene beschreiben.
Seite 127: In diesem Moment bricht ein Gewittersturm los,den ich in dieser Heftigkeit noch nie erlebt habe. Alles um uns herum flackert, der Himmel stampft auf und nieder und bricht der Erde die Knochen.
Der Autor lässt den Leser an Gedanken teilhaben, die sich mit dem Für und Wider der Flüchtlingspolitik beschäftigen. Brisante Themen wie Schlepperei, Islamismus, Organhandel werden in interessanten Gesprächen zwischen den Protagonisten behandelt und zeigen dabei immer wieder auf, dass überall wo scheinbar auf der einen Seite eine gutgemeinte Hilfe für Flüchtlingsprobleme in Aussicht ist, es auf der anderen Seite zu Korruption, Hass und Gewalt kommen kann. Bei den Protagonisten ist immer wieder zu spüren, dass es ihnen selbst nicht immer leicht fällt zwischen Recht und Gerechtigkeit zu unterscheiden, weil es oft keine klare Trennlinie gibt. Der Wunsch zu helfen ist da, aber zu welchem Preis?
Von Beginn weg bis zum Ende begleitet man Max, der nicht nur in seiner Funktion als Bürgermeister gefordert ist, sondern dem es auch schwer fällt mit sich und seiner Tochter ins Reine zu kommen und ihre Entscheidungen zu akzeptieren lernt. Ich bin nicht unbedingt ein Fan von einem offen Ende, das es hier aber gibt und es doch einige wichtige Fragen aus dem Roman gibt, die nicht beantwortet werden.
,, Auf der Insel das Meer´´ lässt den Leser in viele aufwühlende, traurige aber auch in schöne und emotionale Momente eintauchen und gedanklich darin versinken.

Bewertung vom 12.05.2019
Breitinger, Manfred

Sich erinnern und vergessen


gut

Eigentlich geht es dem 78 jährigen Michael Beutler in der Seniorenresidenz recht gut. Er hat seinen geregelten Tagesablauf, er trifft sich immer wieder mit gleichgesinnten zu ihrer sogenannten ,, Frohen Runde´´, aber so ganz glücklich kann er dann doch nicht sein. Seine beginnende Demenz lässt ihn immer wieder vieles vergessen und vergangenen Erinnerungen kommen oft nur schemenhaft ans Tageslicht. Da trifft er unverhofft auf seine Jugendliebe Karin. Die mittlerweile 74 jährige, die nach einem Autounfall von ihrer Physiothearpeutin Jutta begleitet wird, macht Michi einen besonderen Vorschlag. Eine Flusskreuzfahrt zu dritt soll für alle eine beondere Reise werden. Auch wenn Michi zu Beginn der Reise skeptisch ist, da er sich unsicher fühlt, immer wieder unter altersbedingter Beeinträchtigungen leidet, merkt er dass diese Reise mit Karin etwas besonderes ist. Beide schwelgen in verloren geglaubten Erinnerungen und sowohl Karin als auch Michi erleben die unbeschwerten Tage auf dem Schiff mit einer Intensität, die sie glücklich macht. Am Ende der Reise hat jeder zu sich gefunden und Michi weiß, trotz seiner Krankheit, wie er glücklich weiter leben kann.
In dem Roman ,, Sich erinnern und vergessen´´ nimmt sich der Autor Manfred Breitinger den Themen Demenz und Alzheimer Erkrankung an. Jedes Kapitel wird mit einem Zitat, das sich mit Erinnerungen, dem Vergessen... beginnt, eingeleitet. Man begleitet den Protagonisten Michael auf einer Reise, die sowohl auf dem Schiff stattfindet, als auch in seinen Gedanken. Leider hat sich hierbei der Autor in unwichtigen Szenen sehr oft aufgehalten, die für den Leser nicht wirklich interessant waren. So hat man die Flusskreuzfahrt mit seinen Ausflügen, Sehenswürdigkeiten eher als Reiseführer erlebt und welche Zutaten in einen Cocktail kommen, sind dabei auch immer wieder aufgeführt worden. Der Autor hat zwar immer wieder wunderschöne emotionale Gedanken von Michi eingefügt, die aber immer wieder untergegangen sind, weil er von einer Szene in die andere gewechselt ist.
Seite 44: Das mit dem Vergessen und Nichtvergessen ist schwieriger. Mit dem Aufschreiben und Nichtaufschreiben auch. Aufschreiben, um nicht zu vergessen? Vergessen aufzuschreiben?

Seite 164: Es ist das Heute. Traurig sein über Vergangenes, sich Sorgen zu machen über das Morgen, oder undankbar über das Heute zu sein, ist verschenkte Zeit. Und verschenkte Zeit kommt nie zurück. Das Leben im Heute aber haben sie. Sicher.

Es gibt nicht wirklich einen roten Faden, der sich durch das Buch zieht. Man weiß als Leser nicht, ob die wirren und auch sprachlich manchmal etwas ungeschickten Ausdrücke gewollt sind, um den Gemütszustand des Protagonisten wiederzuspiegeln, oder ob es einfach die etwas holprige Ausdrucksweise des Autors ist. Es gibt einige gute Ansätze, wo die Krankheit in ihren verschiedenen Facetten beschrieben wird. Wo man die Verzweiflung, die Verwirrtheit, aber auch die kleinen Freuden des Lebens und auch den Humor, den sich Michi versucht zu erhalten, spüren kann.
Der Klappentext lässt für den Leser kaum noch eine Überraschung über, da er im Grunde bereits den gesamten Inhalt wieder gibt. Das Cover ist passend gewählt und drückt die Stimmung aus, die Michi und Karin immer wieder begleitet, wenn sie im Gedanken versunken an Früher denken.
Ich kann den Roman weder mit negativ noch mit positiv bewerten, da er einfach dazwischen liegt.

Bewertung vom 02.05.2019
Mäckler, Andreas

Die Ödipusfalle (eBook, ePUB)


gut

Alexander, Mitte 30, hat ein großes Problem. Er liebt zwar Frauen, aber die sollten älter sein als er, selbst wenn sie seine Mutter sein könnten. Deshalb ist er froh, als er Edith kennen lernt, die fast 20 Jahre älter ist als er. Ab sofort ist sie sein Objekt der Begierde und er tut alles, damit sie ihn endlich erhört. Doch Edith hat ein Problem mit dem großen Altersunterschied und einige unglückliche Beziehungen haben sie vorsichtig werden lassen, was Männer betrifft. Alexander versucht alles, um Ediths Herz zu gewinnen und als sie sich endlich einmal auf ihn einlässt, schwebt er auf Wolke 7. Doch er hätte nie damit gerechnet, dass es ihm Edith so schwer machen würde und es ist ein ständiges auf und ab mit ihr. Oft meldet sie sich tagelang nicht bei ihm und dann sind die Nächte mit ihr wieder eine Erfüllung. Doch sein manchmal ungestümes Bedrängen missfällt Edith und selbst als er es schafft, dass sie eine gemeinsame Wohnung finden, entwickelt sich die Beziehung nicht so, wie es Alexander gerne hätte.
,,Die Ödipusfalle´´ von Andreas Mäckler, beschreibt humorvoll und mit einen Augenzwinkern zu lesende Geschichte des Protagonisten Alexander, der nur dann glücklich ist, wenn seine Geliebte um einiges älter ist als er. Der Autor lässt dabei auch Beispiele von berühmten Frauen einfließen, die kein Problem damit haben und ihre junge Liebe genießen. Anders ist hier Edith, die mit dem Umwerben so ganz und gar nicht klar kommt und sich ob des ungestümen Verhaltens bedrängt und auch eingeengt fühlt. Ich habe mich mit der Figur ein wenig schwer getan, weil sie immer wieder je nach Lust und Laune ihren Geliebten erhört hat oder sich dann tagelang wieder nicht gemeldet hat. Dass es das gesamte Buch über ein ständiges hin und her mit der Beziehung war, wo Alexander wie ein tapsiger, kleiner Hund hinter ihr herhechelt, war mir mit der Zeit zu viel. Da es auch ein Roman ist, der künstlerisch angehaucht ist, findet man immer wieder kleine Anekdoten oder Zitate von Künstlern wie Salvador Dali oder Otto Piene. Das Thema junger Mann und ältere Frau wird durch viele Ängste und Bedenken von Seiten Ediths beleuchtet und zeigt, dass es nicht selbstverständlich ist, sich darauf einzulassen. Alexander hingegen würde alles für sie tun und kann ihre Sorgen und Unsicherheiten weder verstehen, noch will er sie akzeptieren. Das Ende war dann doch überraschend. Womit ich nicht ganz klar gekommen bin war, dass es bei der direkten Rede keine Satzzeichen gegeben hat und sich dadurch ein Satz nahtlos an den anderen angeschlossen hat. Das Cover mit den beiden gemalten Figuren bei denen man an eine Oma denkt, die ihren Enkel umarmt, lässt schon erahnen, dass es sich um einen ironischen Roman handeln wird. Eine nette Geschichte, wo ich aber mit den Protagonisten nicht ganz klar gekommen bin.

Bewertung vom 28.04.2019
Polnizky, Gunther

Dornen in meiner Haut


ausgezeichnet

Chefinspektor Paul Steininger und seine Kollegin Simone ,,Moni´´ Gruber, sind bei ihren Mordermittlungen ja einiges gewohnt, aber als sie die brutal verstümmelte Leiche eines Mannes in der Villa des egozentrischen Investmentberaters Maximilian Wolf, auffinden, kostet es selbst den erfahrenen Ermittlern einiges an Überwindung sich mit diesem Mordfall zu beschäftigen. Natürlich war es für den Hausbesitzer ein Schock die Leiche zu finden, aber Max ist einer von der harten Sorte und so lange er genug Kokain hat und sich mit der Damenwelt vergnügen kann, ist für ihn die Welt wieder in Ordnung. Paul und Moni sind anfangs noch ziemlich ratlos, weil es scheinbar keine richtigen Spuren in dem Fall gibt. Doch als man eine zweite Leiche findet und es Hinweise zu der Prostituierten Irina gibt, hat es den Anschein, als ob beide Fälle irgendwie zusammenhängen. Eheprobleme und Gefühle für Moni, machen es Paul nicht unbedingt leicht, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Was aber keiner von ihnen ahnt ist, dass der Mörder mit dem, was er sich vorgenommen hat noch nicht fertig ist.
,,Dornen in meiner Haut´´ von Gunther Polnizky, ist ein rasanter, spannender und zum mitfiebern geschriebener Thriller. Bereits das interessante Cover mit einer blauen Rose sticht dem Leser schon von Anfang an ins Auge. Schon auf den ersten Seiten wird man mit einem brutalen und blutigen Mord konfrontiert, wo man im ersten Moment den Atem anhalten muss. In kurzen Kapiteln wechseln immer wieder die Geschehnisse ab, wo ich zu Beginn ein wenig verwirrt war, wenn plötzlich der Ermordeten oder anderen Beteiligten von früher auftauchen. Aber mit der Zeit waren dann diese Rückblenden interessant zu lesen. Die beiden Ermittler sind ein eingespieltes Team, wo jeder auch seine Probleme hat. Dabei war schön zu lesen, wie speziell Paul sich mit seiner Arbeit und seinem Eheleben auseinander setzen muss. Seine Zweifel, ob er seine Frau noch liebt, welche Arbeit wichtiger ist und welche Verantwortung jeder in einer Beziehung hat, beschreibt der Autor sehr gut und auch intensiv. Die Geschichte rund um Max und Irina wird spannend erzählt und nach und nach fügen sich immer mehr Puzzleteile zusammen. Der Autor verfügt über einen flüssigen und guten Schreibstil, wo die Mischung zwischen Spannung, Emotionen und Nervenkitzel sich gut abwechseln. Er schafft es auch, dass man selbst mit eigentlich unsympathischen Protagonisten in gewissen Situationen sogar Sympathie und auch Mitleid empfinden kann. Da die Handlung in Wien spielt, findet sich auch noch ein wenig Lokalkolorit in dem Roman. ,,Dornen in meiner Haut´´ ist also ein Thriller, der zwar an manchen Stellen sehr brutal ist und unter die Haut geht, aber mit einer spannenden Geschichte und Menschenschicksalen den Leser für sich einnimmt.

Bewertung vom 23.04.2019
Wilkes, Johannes

Abgestürzt


ausgezeichnet

Im legendären Saal 600 des Nürnberger Schwurgerichts findet eine aufsehenerregende Gerichtsverhandlung statt . Der Afghane Fersal, geflüchtet, abgeschoben und erneut vor den gefürchteten Taliban aus seiner Heimat geflohen, wird des Mordes an dem beliebten Kinderarzt Cornelius Fischer angeklagt. Für die meisten Beobachter ist er bereits jetzt schon verurteilt, denn das Motiv steht für sie fest- Eifersucht. Obwohl Cornelius sein Freund war, hat er sich in dessen Frau Maria verliebt und er wollte sie zurück haben. Aber es gibt noch jemanden, der sich wünscht, dass Fersal verurteilt wird, nämlich der Journalist Dirk Zimmermann, der schon seit seiner Jugend in Maria verliebt ist. Selbst als er aus Frust über ihre Abweisung sich freiwillig in das Kriegsgebiet nach Afhanistan meldet und dort sogar einen Arm verliert, hofft er immer noch, dass er eine Chance bei ihr bekommt. Die Indizien gegen Fersal werden immer mehr und kaum jemand glaubt noch an seine Unschuld, dass er nicht Cornelius von einer Brücke gestoßen hat. Ausgerechnet Dirk findet einen wichtigen Hinweis, der den Prozess entscheidend beeinflussen wird und nun liegt Fersals Schicksal in seiner Hand.
Der Kriminalroman ,, Abgestürzt´´ von Johannes Wilkes ist eine interessante und spannend geschriebene Geschichte, wo der Leser als stiller Beobachter einer Gerichtsverhandlung beiwohnen kann. Man findet sich im Gersichtssaal wieder wo man einem besonnenen Richter, einem hartnäckigen Staatsanwalt und einer taffen Anwältin begegnet. Der Autor hat eine besondere Art, die Atmosphäre bei der Verhandlung einzufangen. Angefangen vom betagten Gerichtsdiener, der ,,seinen´´ Saal bestens kennt und weiß, ob oder wann man das beste Raumklima erzielt bis zu der düsteren Beschreibung, wenn sich das Regenwetter scheinbar der trüben Stimmung im Gerichtssaal angepasst hat. Als Leser wird man Zeuge, wie sich die Schlinge um Fersals Kopf immer enger zusammen zieht und man hat das Gefühl live dabei zu sein. Zu Beginn war es ein wenig verwirrend, wenn die Geschichten der Protagonisten immer wieder zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart gewechselt haben, da hätte ich mir eine bessere Erkennbarkeit gewünscht. Der Autor hat in seine fiktive Geschichte immer wieder spannende tatsächliche Ereignisse einfließen lassen wie den Nürnberger Prozess wo man bekannte Namen wie Albert Speer oder den späteren Bundeskanzler Deutschlands Richard von Weizsäcker wieder findet. Aber auch Berichte über den 11. September 2001 oder der Anführer der Gruppe al Qaida, Osama bin Laden, wird erwähnt. Hart ins Gericht geht Johannes Wilkes aber auch mit der Art und Weise wie Asylanträge abgelehnt werden, wo man hier in seiner Geschichte nachdenklich wird, ob der Abschiebung seines Protagonisten. Sehr schön werden die berührenden Erinnerungen von Fersal aus seiner Heimat beschrieben, wo man das Gefühl hat, die wunderschöne Landschaft vor den Augen zusehen. Der Reporter Dirk wirkt nicht unbedingt so, dass man ihn sympathisch finden kann, da sein Leben von Hass und Eifersucht geprägt wird. Der Roman erzählt von vielen unerreichten Träumen, von Hoffnung und Liebe und menschlichen Schicksalen, die zu Herzen gehen. Ein besonderes Buch, das auf eine spannende Art und Weise über eine Gerichtsverhandlung berichtet.

Bewertung vom 20.04.2019
Woska-Nimmervoll, Eva

Heinz und sein Herrl


sehr gut

Eigentlich könnten Heinz und sein Herrl so wie bisher ruhig und unauffällig in einem Wiener Gemeindebau ihre Gassi Runden drehen, wenn es nicht den unfreundlichen Nachbar geben würde. Als dieser sich sehr grob gegenüber Heinz verhält, reicht es seinem Herrl und schon ist es passiert, dass der Nachbar plötzlich zu Boden geht und kurz darauf im Krankenhaus verstirbt. Ab jetzt ist für das Herrl jeder Tag ein furchtbarer, wo er fürchtet, als Mörder verhaftet zu werden, wo er sicher ist dass er an seiner ,,Krebserkrankung´´ sowieso bald sterben wird. Als er aber bei einer Tierdemo eine interessante Frau namens Magritta kennen lernt , sollte gerade diese Bekanntschaft sich für ihn als ein Glücksfall herausstellen, denn Magritta, die eigentlich Irene heißt, hilft ihm so manch schwere Hürde zu überwinden und selbst als er Drohbriefe bekommt und er verzweifelt nach einem Ausweg sucht, steht sie ihm genauso wie eine frühere Liebschaft, zur Seite und dem Herrl wird klar, dass man gemeinsam vieles erreichen kann.
,, Heinz und sein Herrl´´ ist ein humorvoller und vor allem mit einem Augenzinkern zu lesender Roman von Eva Woska-Nimmervoll. Das namenlose ,, Herrl´´ wird als verschrobener, eingebrödlerischer und auch ein wenig hilflos wirkender Mann beschrieben, dem seine Liebe seinem Hund Heinz gilt und durch ein unglückliches Ereignis gezwungen wird, seine bisher sicheren vier Wände zu verlassen und sich der ,,bösen´´ Welt zu stellen. Dabei nimmt die Autorin den Leser auf eine amüsante Reise mit, wo man sich typisch wienerische Ausdrücke auf der Zunge zergehen lassen kann, wo man einen leicht neurotischen Mann begleiten darf, der himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt ist und wo es Menschen gibt, die alle ihre speziellen Eigenheiten haben. Für Nicht- Österreicher wäre ein Glossar sicher hilfreich, da es doch einige spezielle Ausdrücke gibt, die nicht leicht zu verstehen sind. Die Handlung wechselt immer wieder zwischen der Gegenwart und Erinnerungen des Protagonisten an frühere Ereignisse ab. Dabei lässt die Autorin auch tatsächliche Begebenheiten wie z.b der Einsturz der Reichsbrücke in Wien , mit einfließen. Ihr Schreibstil ist flott und bietet dem Leser viele witzige und auch zum Nachdenken anregende Sätze. Manch ihrer Wortschöpfungen sind so originell, dass man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann.

Seite 8: Die Frau des Nachbarn ist faltig und grau wie ein altes Ausreibtuch, oft ausgewrungen, nicht mehr aufnahmefähig, im Kübel zu Hause.
Seite 22: Ich erkenne am Ende des Tages den Anfang von etwas.
Seite 49: Die Glühbirne ist noch ganz, wäre aber egal, sie ist ja schon durchgebrannt.

Die Geschichte von Heinz und seinem Herrl ist eine liebevolle, manchmal auch ein wenig melancholische Beschreibung eines einsamen Menschen, der auf seiner Suche zu sich selbst einige Hürden zu überwinden hat. Nicht nur der Inhalt, sondern auch das Cover und die kleinen bildnerischen Schmankerln im Inneren des Buches zeigen viel Liebe zum Detail. Ein Lesevergnügen nicht nur für Wiener.

Bewertung vom 16.04.2019
Bertschik, Margarete

Diese verdammte Sehnsucht


ausgezeichnet

Christina Wegner, hat im Grunde alles, was man sich nur wünschen kann. Mit ihrem Mann Stefan ist sie glücklich verheiratet, sie hat zwei Kinder großgezogen, die sie über alles liebt, einen guten Job als Lehrerin und ein gemütliches Zuhause. Eigentlich könnte sie also glücklich sein. Doch immer wieder kehrende depressive Phasen machen ihr das Leben schwer. Als sie eines Tages im Internet einen sympathischen Amerikaner namens Dominic J. Anderson kennenlernt, der als Soldat in Afghanistan stationiert ist, ändert sich Christinas Leben schlagartig. Ihre bisherige unstillbare Sehnsucht nach Aufmerksamkeit, Liebe und seelischer Verbundenheit zu einem anderen Menschen, scheint durch diesen unbekannten Chattpartner plötzlich gestillt zu werden. Was sie nie für möglich gehalten hat scheint nun in Erfüllung zu gehen und sie merkt, dass sich auch Dominic immer mehr für sie interessiert und beide beginnen, eine gefährliche Grenze zu überschreiten. Aus Liebe zu ihm setzt Christina ihre gesamte wohl situierte Existenz aufs Spiel ohne zu ahnen, worauf sie sich dabei einlässt.
,,Diese verdammte Sehnsucht´´ von Margarete Bertschik ist ein berührender und einfühlsam geschriebener Roman über zwei Menschen, die sich im Internet kennen und lieben lernen. Die Autorin hat dabei ein Thema aufgegriffen, das in unserer digitalisierten Zeit bereits bei vielen Personen eine beliebte Möglichkeit geworden ist um jemanden kennen zu lernen.
Gut hat hierbei die Autorin den Gedankenaustausch zwischen Christina und Dominic beschrieben. Es sind einfühlsame, aber auch intime Unterhaltungen, die die beiden führen und dem Leser daran teilhaben lassen, wie einsam Menschen doch sein können und wie gefährlich und auch unvorsichtig es ist, blind einer unbekannte Person zu trauen, auch wenn man sich seelenverwandt fühlt und glaubt den Partner fürs Leben gefunden zu haben.Schöne und gutdurchdachte Worte können einem einsamen Menschen das Gefühl geben, geliebt und verstanden zu werden. Auch wenn man das Ende nicht gerade als wirkliches Happy End bezeichnen kann, ist es wahrscheinlich das beste für die Geschichte.
Der angenehme und ruhige Schreibstil passt wunderbar zu dieser schönen romantischen Geschichte und das schöne Cover lässt ,, Diese verdammte Sehnsucht´´ , die Christina immer wieder verspürt, auch den Leser spüren.

Bewertung vom 13.04.2019
Siema, G.

Pechmarie


sehr gut

Das einzige, das sich die 13 jährige Marie wünscht ist glücklich zu sein. Doch ihre Familie ist nicht so, wie man sie sich vorstellt. Für ihren Vater ist sie so gut wie nicht vorhanden und ihre Mutter zeigt ihr immer wieder mit Gewalt, wie sie sich zu verhalten hat. Es gibt kaum etwas, was Marie richtig machen kann. Ihrer Freundin Elfi geht es auch nicht viel besser und so versuchen die beiden sich gegenseitig zu stützen. Marie liebt Bücher und ihre Zeichnungen, wo sie Bilder malt, die ihre ganze Wut, ihre Verzweiflung und auch den Hass auf ihre Eltern ausdrücken. Ihr größter Wunsch sind neue Eltern, doch wie bekommt man die?

Wenn man 4 Jahre alt ist, hofft man immer, dass alles gut wird, doch Marie wird im Laufe der Jahre feststellen, dass dem nicht so ist. Schläge, Beleidigungen und keine Liebe der Eltern, lassen sie in eine Fantasiewelt flüchten, in der nicht nur schöne Dinge passieren.

Marie ist 28 Jahre alt und kann nach einer schweren Zeit, endlich ein eigenes und wie sie hofft, selbstbestimmtes Leben führen. Als sie Michael kennen und auch lieben lernt, spürt sie, dass er Gefühle und Empfindungen in ihr weckt ,die sie bisher nicht gekannt hat. Doch schon bald merkt sie, dass es nicht so leicht ist, den Schatten der Vergangenheit zu entfliehen.

Die Autorin G. Siema nimmt den Leser in dem Roman ,,Pechmarie´´ auf eine besondere und vor allem traurige Reise mit, wo man in drei unterschiedlichen Geschichten das Leben von Marie begleiten kann. Es hängen alle drei zusammen, wo man sich aber selbst aussuchen kann, mit welcher man beginnen möchte. Jede Geschichte könnte so passiert sein, denn was hinter verschlossenen Türen unter den Deckmantel der ,,lieben Familie´´ alles wirklich geschieht, weiß man ja oft nicht. Die Autorin lässt Marie immer wieder gedanklich selbst zu Wort kommen, wo sie über ihre Gefühle, ihre Ängste, aber auch über ihren Hass spricht, wo man als Leser Gänsehautgefühl bekommt, ob ihrer brutalen Fantasie. Man bekommt aber auch Abstand von der Geschichte , wenn eine Art ,,Erzähler´´ über Marie berichtet und man sie auf ihrem schweren Weg begleiten kann. Alle drei Erzählungen zeigen einen verzweifelten Menschen, der einfach versucht glücklich zu sein. Berührend dabei sind die Szenen, wenn Marie die Anzeichen einer Gewalttat ihrer Mutter bereits erkennt und auch spürt, dass gleich etwas passieren wird. Dass es auch anderen Kindern und Jugendlichen so ergeht, kommt ebenfalls in dem Roman vor, traurig ist dabei, wenn manche daran zerbrechen und keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen. ,,Pechmarie´´ ist kein Roman zum einfach drüberlesen, sondern, dass man die einzelnen Geschichten langsam liest und auch dabei innehält. Alleine schon das Cover, das eine Puppe zeigt, die von einem Schraubstock zusammengedrückt wird, lässt bereits erahnen, wie sich die Protagonistin in ihrem Leben fühlt. Ein berührendes Buch über die Hilflosigkeit eines Menschen, der sich einfach nur nach Liebe und Geborgenheit sehnt.

Bewertung vom 09.04.2019
Minardi, Dino

Ein Espresso für den Commissario / Marco Pellegrini Bd.1


sehr gut

Eigentlich wollte Commissario Marco Pellegrini hinter der Theke des Familienbetriebes in Ruhe seinen Espresso genießen, wenn er nicht kurz darauf zu einem Tatort müsste. Ein junger Student wird ermordet in seiner Wohnung gefunden. Gemeinsam mit seinen Kollegen Claudia Spagnoli und Fabio Cunego begibt sich Marco auf Spurensuche, wo sie zwar viele Hinweise zu dem Verbrechen finden, aber keine passen wirklich zusammen. Ist es jemand, dem es nicht gepasst hat, dass der Tote illegal vermietet hat? Oder hängt es mit seiner Arbeit in einer Agentur zusammen, die neue und inovative Ideen zur Gewinnung von Sonnenenergie gefunden haben? Dass es auch immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Claudia und Fabio kommt behagt Marco ebenfalls nicht. Seltsam ist auch, wie sich der junge Student eine sehr teure Ducati leisten konnte. Als es auch noch zu Protesten gegen das geplante Testcenter am Comer See kommt, spürt Marco, dass hinter dem Tod des jungen Mannes mehr stecken muss, als sie zuerst angenommen haben.
,,Ein Espresso für den Commissario´´, ist Pellegrinis erster Fall, aus der Feder des Autors Dino Minardi. Bereits das wunderschöne Cover mit einem Blick auf den Comer See, lässt beim Leser Urlaubsgefühle aufkommen. Der Autor beschreibt in einer eher ruhigen Art und Weise die Schönheiten dieser Umgebung und seine kulinarischen Einwürfe runden das Lokalkolorit gut ab. Den Krimi würde ich als Regionalroman bezeichnen, wo man ihn auch als Cosy Krimi einordnen kann. Die Spannung bezüglich der Aufklärung des Falles geht eher langsam voran, man darf sich also keine spektakulären Szenen erwarten. In diesem Roman stehen viele Gespräche im Vordergrund und auch die persönlichen ,,Schatten der Vergangenheit´´ des Commissarios fließen immer wieder in die Geschichte hinein. Dass es auch zwischen den Kollegen nicht immer alles reibungslos klappt, hat der Autor gut beschrieben. Wie es mit Marco Pellegrini, seiner Familie und seiner früheren Liebe Franca weitergeht, wird sicher in den kommenden Romanen zu erfahren sein.

Bewertung vom 06.04.2019
Thiel, Sebastian

Deutscher Frühling


ausgezeichnet

1945-Deutschland ist besiegt und viele Städte sind zerbomt, die Menschen irren durch die Straßen und versuchen zu überleben. So wie der ehemalige Wachtmeister Hardy Schmittgen in Köln, der Frau und Kind verloren hat und keinen Sinn mehr darin sieht, einen aussichtslosen Kampf gegen die Alliierten zu führen, auch wenn es noch ein paar junge Soldaten gibt, die immer noch treu zu ihrem Führer halten. Da begegnet Hardy der 14 jährigen Luisa, die ihre Eltern verloren hat und sich mit Schmugglerei durchs Leben schlägt. Als beide zufällig dem britischen Verbindungsoffizier Reginald Taylor bei einer Schlägerei das Leben retten, ahnen sie noch nicht, dass sie in einem perfiden Katz- und Mausspiel die Hauptdarsteller sind. Geheime Aufträge, die sie zum Wohle für Deutschland tätigen sollen, werden immer mysteriöser und auch gefährlicher. Sind es zuerst Schätze, die aus dem Kölner Dom ,,gestohlen´´ wurden und die nun gefunden und den Bürgern wieder zurück gegeben werden sollen, so sind es plötzlich geheime Pläne, die, wenn sie in die falschen Hände geraten, die Zukunft Deutschlands gefährden würden. Viel Zeit bleibt den beiden nicht, denn bald schon soll das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in Kraft treten und Hardy und Luisa können keinem mehr trauen.
,, Deutscher Frühling´´ ist wieder einmal ein spannender und geschichtsträchtiger Roman von Sebastian Thiel. Wer den Autor kennt weiß, dass man in seinen Romanen eintauchen kann in die Vergangenheit, wo er geschichtliche Ereignisse mit fiktiven Elementen ausbaut und darum eine interessante Geschichte spinnt. Wie auch in seinen vorherigen Büchern hat der Autor viel über die damlige Zeit recherchiert und man trifft auf bekannte Namen wie Konrad Adenauer oder Willy Brandt. Aber auch die Auslagerung des Dreikönigenschrein und den Altar der Stadtpatrone nach Schloss Weißenstein, finden hier ihre Erwähnung.
Nicht nur die geschichtliche Komponente möchte ich erwähnen, sondern auch den tollen Schreibstil des Autors, der mit seiner bildhaften und manchmal auch brutal getreuen Beschreibung einer Szenen, bei dem Leser ein Gänsehautgefühl aufkommen lässt. In vielen Szenen spürt man die Verzweiflung der Menschen, wenn schmuggeln der einzige Weg zum Überleben ist, die Traurigkeit derjenigen, die vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. Aber auch die Kaltblütigkeit von denen, die die Situation ausnützen und kein Erbarmen kennen, wenn sie einen Vorteil für sich sehen. Sehr gut haben mir dabei die beiden Hauptprotagonisten gefallen. Hardy, ein bereits ältere Mann, der eigentlich nicht mehr leben möchte. Er hat seine Familie verloren, der Krieg und seine Folgen haben ihm zermürbt und er möchte nur mehr seine Ruhe haben. Luisa hingegen ist auf der einen Seite noch ein zerbrechliches Kind, aber auf der anderen Seite eine starke, kaltblütige und vom Leben schwer gebeutelte junge Frau. Beide sind wie ,,angeschlagene Schiffe´´, die gemeinsam verzweifelt versuchen, sich irgendwie ans Ufer zu retten. Dabei hat der Autor sehr schön das Wechselspiel der beiden beschrieben, wo man als Leser nie genau sagen konnte, wer von den beiden nun der Erwachsene und wer das Kind ist. Speziell Luisa hat dabei einen wichtigen Part gespielt, da sie oft über kluge Gedanken verfügt hat und einen unbändigen Überlebenswillen gezeigt hat. Auch wenn zu Beginn keiner dem anderen über den Weg getraut hat, haben sie begonnen ein unsichtbares Band zu knüpfen, wo sich jeder auf den anderen blind verlassen konnte.
Bis zum Schluss kann man mitfiebern, miträtseln und mitleiden und hoffen, dass die Geschichte ein gutes Ende findet.