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hamburger.lesemaus
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Bargfeld-Stegen

Bewertungen

Insgesamt 456 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2022
Schneider, Stephanie

Frühling, Sommer, Herbst und Zesel / Grimm und Möhrchen Bd.2


ausgezeichnet

Bezauberndes Buch

Habt ihr auch einen Zesel zu Hause? Nein? Ihr wisst nicht was ein Zesel ist?
Dann solltet ihr unbedingt dieses Buch lesen:

Stephanie Schneider
Grimm und Möhrchen, Frühling, Sommer, Herbst … und Zesel
Illustriert von Stefanie Scharnberg

Der Buchhändler Grimm wohnt mit dem Zesel Möhrchen in dem Haus mit der schiefen Sieben.
Wenn Grimm nicht arbeiten muss, und beide es sich nicht gerade auf dem Sofa mit einem Buch und einer Wolldecke gemütlich machen, erleben die beiden gemeinsam wunderbare Abendteuer.
Sie feiern Karneval, machen u.a. Badeausflüge, wo Zesel sein See-Zeselchen macht (Zesels machen nämlich kein Seepferdchen), gehen ins MUHseum und haben immer wieder neue Ideen, wie sie sich die Zeit vertreiben können. Langweilig wird es ihnen nie.
Als der Zesel krank wird und ganz viele Punkte auf den Streifen hat, pflegt ihn der liebe Grimm mit Blaubeerblütentee und Aufmerksamkeit einfach wieder gesund. Und überhaupt, war der Zesel nur einmal traurig, als er merkte, dass man mit Wachsmalkreide nicht unbedingt wachsen kann…

Was für ein wunderbares (Vorlese-)Buch!
Beim Lesen spürt man förmlich, mit wie viel Herz Stephanie Schneider die Geschichten von Grimm und Möhrchen geschrieben hat. Es sind die Kleinigkeiten und Feinheiten, die so liebevoll herausgearbeitet sind, dass man gar nicht mit lesen aufhören möchte. Das Buch sprüht nur so vor Lebensfreude! Die Illustrationen von Stefanie Scharnberg sind zauberhaft gestaltet, man muss wirklich inne halten, damit man kein liebevolles Detail verpasst!

Die Geschichten sind für Mädchen und Jungs geeignet und Grimm und Möhrchen führen uns mit ihren Erlebnissen durch ein ganzes Jahr. Die Kapitel haben eine perfekte Länge.

Grosse Leseempfehlung und bitte noch mehr Zeselgeschichten und Zeselbilder!
5 / 5 Sternen

P.S. Wisst ihr jetzt was ein Zesel ist? Ein Zesel ist ein kleines, halb-gestreiftes Tierchen, halb Zebra und halb Esel. Und dieser Zesel muss einfach bei euch einziehen!

Bewertung vom 07.08.2022
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Spannend!
Das neue Buch von ...

Miriam Georg
Das Tor zur Welt - Träume

… beginnt im Jahre 1892, als die Welle der Auswanderung in die "neue Welt Amerika“ bereits in vollem Schwung ist. Über 60 Millionen Menschen werden innerhalb eines Jahrhunderts Europa verlassen.

Ava, Ziehtochter eines armen Bauern und Torfstechers im alten Land bei Hamburg, wächst in völliger Armut auf. Ihre Eltern haben sie einst verlassen, um in Amerika ihr grosses Glück zu suchen. Doch das Versprechen, sie so schnell wie möglich nachzuholen, hielten sie nicht ein.
Der tägliche Überlebenskampf für etwas Essbares und die harte Arbeit bringen die Familie an ihre Grenzen und als dann noch zusätzlich ihre Schweine an einer Seuche verenden, bleibt der Familie nichts anderes übrig, als alles zu verkaufen und auch das Glück in Amerika zu suchen.
Doch das Glück lässt auf sich warten, denn als die Familie in Hamburg ankommt, wo sie an Bord eines Auswanderschiffes gehen wollen, sind die ersten Menschen bereits an der Cholera erkrankt ...

Claire, reiche und wunderschöne Tochter einer Hamburger Familie, ist verwöhnt, dickköpfig, eigensinnig und eckt überall an. Heiratskandidaten wimmelt sie ab, denn sie wartet nur darauf, dass Magnus um ihre Hand anhält. Doch dieser gibt seine Verlobung mit Claires Freundin bekannt. Claire ist außer sich und tobt. Ihre Mutter Agatha schaltet Dr. Schwab ein. Einen alten Freund ihres verstorbenen Ehemannes, der bei Claire Hysterie diagnostiziert. Doch dieser Dr. Schwab verfolgt ein ganz anderes Ziel mit Claire …

Das die Autorin Miriam Georg schreiben kann, hat sie uns bereits mit ihrer vorherigen Familiensaga Elbstürme und Elbleuchten bewiesen.
Dieses Buch steht den Vorgängern in Nichts nach. Von Beginn an hat mich dieses Buch gefesselt. Mit ihrem leichten Schreibstil gelingt es der Autorin, einen dermassen hohen Spannungsbogen aufzubauen, der bis zum Ende nicht abreißen will.
Zusätzlich schafft sie es immer wieder, mir als Hamburgerin, neue Dinge aus meiner Stadt zu vermitteln, die ich zuvor nie gehört habe.
Ein wunderbarer Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann.

Fazit:
Grosse Leseempfehlung und ich fahre heute Nachmittag ins Auswandermuseum/BallinStadt auf die Veddel.
5 /5 Sterne

Bewertung vom 31.07.2022
Raimondi, Daniela

An den Ufern von Stellata


ausgezeichnet

Wunderbarer Generationsroman

An den Ufern von Stellata
Daniela Raimondi,
aus dem Italienischen von Judith Schwaab,
gelesen von Simone Kabst

Daniela Raimondi nimmt uns mit, in das kleine Italienische Dorf Stellata, in der Lombardei, ein armes Dorf, nur mit wenigen Hundert Einwohnern, wo die Hälfte dieser Bewohner weder lesen noch schreiben können.
Und genau in dieses Dorf kam 1800 ein fahrendes Volk, die Zingari, und ließen sich, dem Hochwassers des Flusses Pos geschuldet, länger als geplant nieder. Lange genug, so dass die dunkelhaarige, rassige Zingara Viollca vom eher träumerischen, blauäugigen Dorfbewohner Giacomo schwanger wurde und heiraten mussten.
Viele Generationen später werden die Nachkommen dieser Eheleute noch immer blauäugig und verträumt oder rassig, mit dunklen Augen und vorhersehenden Fähigkeiten sein.

Wir durchleben mit diesen Nachkommen Kriege - nicht alle Soldaten werden aus diesen zurückkehren. Wir kämpfen an ihrer Seite für die Partisanen, gebären Kinder und beerdigen viele davon wieder viel zu früh, wandern nach Brasilien aus, erleben mit ihnen die Industrialisierung und den Aufschwung Europas und gehen später an deren Seite demonstrieren. Am Ende werden wir sterben und weinen.

Raimondi hat hier ein wunderbaren Generationsroman geschrieben.
Auch wenn der Beginn mir ein wenig zu schnell erzählt war und ich gerne ein wenig mehr über einzelne Personen erfahren hätte, hat mich die Geschichte dann doch schnell gepackt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Das Cover ist wunderschön und das Hörbuch, welches ich mir runterladen habe um nichts zu verpassen, ist wunderbar mit perfekter Stimme gelesen.
Was mir an dem Buch noch sehr gefiel, ist der Stammbaum hinten im Buch.

Grosse Leseempfehlung für alle Italienfans und für Leser die Generationsromane mögen.
4½ / 5

Bewertung vom 27.07.2022
Schumacher, Claudia

Liebe ist gewaltig


ausgezeichnet

Liebe ist gewaltig
Claudia Schumacher

TW: Häusliche Gewalt

Die 17-Jährige Juli wächst mit ihren drei Geschwistern, in einer Stadtvilla, in einem kleinen Dorf bei Stuttgart, auf. Ihre Eltern sind beide Anwälte. Man schaut zu dieser Familie auf. Sie sind eine Vorzeigefamilie, zumindest denkt das jeder Außenstehender.
Hinter verschlossenen Türen schlägt und terrorisiert der „Vorzeigevater“ jedoch seine Familie. Er würgt seine Frau und drescht auf seinen Sohn ein, bis dieser blutüberströmt am Boden liegt, denn der Bruder ist jetzt nicht mehr sein Liebling. Der neue Liebling ist Juli. Sie ist ein Mathegenie, Klassenbeste und holt im Eiskunstlaufen Pokale - doch auch das wird sich bald ändern und dann wird er seine Wut auch an ihr auslassen.

„Ich wollte mich beweisen, wollte Papa zeigen, dass ich seine Liebe wert war.“ (S.167, Tolino)

Zu Beginn buhlen und wetteifern die Kinder noch um seine Aufmerksamkeit, versuchen ihren Vater bei guter Laune zu halten, aber seine Wutausbrüche sind unkontrollierbar.
Ihre Mutter steht ihnen nicht zur Seite und streitet jegliche Gewalt seitens des Vaters ab.

„Papa hat die Zimmerschlüssel im Haus kassiert. Weshalb ich immer damit rechne, dass er nachts wieder vor meinem Bett aufkreuzt wegen irgendso'nem Scheiß. Ich habe vergessen, die Spülmaschine auszuräumen, oder mein Fahrrad draussen gelassen. Dafür gibt es dann in die Fresse." (S.11, Tolino)

Wir begleiten Juli die nächsten Jahrzehnte, sehen, was die Auswirkungen der brutalen Erziehung und der Leistungsdruck des Vaters angerichtet haben…

Die Sprache der Ich-Erzählerin und der Schreibstil der Autorin sind unglaublich intensiv und passend für diese gewaltige Geschichte: Claudia Schumacher überspringt in ihren Erzählungen immer wieder ein paar Jahre, geht dann aber später wieder zurück, um diese Lücken zu füllen. Dadurch hat man das Gefühl, buchstäblich neben Juli zu stehen und mitten im Geschehen zu sein.

Fazit:
Liebe ist gewaltig ist ein unglaublich kraftvolles, intensives und grandioses Debüt. Eine grosse Leseempfehlung von mir.
5/ 5

Bewertung vom 20.07.2022
Krupitsky, Naomi

Die Familie


weniger gut

Leider kein Mafia-Flair ...
Die Familie
Naomi Krupitsky

Die Freundinnen Sofia un Antonia wachsen gemeinsam auf. Sie wohnen in einem Haus, ihre Mütter sind befreundet und ihre Väter sind einst aus Sizilien nach Amerika emigriert. Heute arbeiten beide für die Familie, nur mit dem kleinen Unterschied, dass Sofias Vater in seinem Job aufgeht und nach Höherem strebt, während Antonias Vater am liebsten die Familie verlassen würde. Als er die Familie auch noch bestiehlt, wird dieser von der Familie beseitigt.

Sofie und Antonia haben keine Geheimnisse voreinander. Ihre Wege trennen sich erstmals, als sie in die Highschool wechseln und nicht mehr die selbe Klasse besuchen. Sofia entdeckt das andere Geschlecht, schminkt sich stark und möchte den elterlichen Anweisungen nicht mehr folgen während Antonia sich nur in der Bücherei aufhält, strebsam ist und einen guten Abschluss machen will. Beide verlieben sich jedoch wieder in Männer, die auch für die Familie arbeiten ...

Abbruch auf Seite 163.

Ich hatte ein Buch über die Mafia erwartet - spannend und voller Intrigen. Leider ist es ein Buch über eine Mädchen-Freundschaft, die langweiliger nicht sein könnte. Ihre Väter hätten auch Polizisten oder Friseure sein können, so wenig hat die Mafia mit diesem Buch zu tun.
Der ganze Aufbau kommt mir wie eine Nacherzählung vor. Unwichtigkeiten, wie der erste Tag der Menstruation und ein neuer Haarschnitt, reihen sich aneinander. Das Leben der Protagonistinnen ist langweilig und kann mich genauso wenig wie der Schreibstil überzeugen.

Schade, ich hatte mich auf diese Geschichte wirklich gefreut.

Bewertung vom 11.07.2022
Engel, Nora

Gretas Erbe / Die Winzerin Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tolles Buch

Gretas Erbe
Die Winzerin
Nora Engel

Greta wächst auf dem Pfälzer Weingut als Ziehkind der Winzer-Familie Heller auf.
Ihre Mutter Marie war einst aus dem Osten in die Pfalz geflüchtet. Sie arbeitete gerade zwei Jahre auf dem Gut, als sie mit 17 Jahren schwanger wurde und bei der Geburt starb. Wer der Vater der kleinen Greta war, erzählte sie niemanden.
Von Kindheit an ist Greta bewusst, dass sie nicht zur Familie gehört. Immer wieder steht sie außen vor, obwohl sie hilfsbereit und fleissig ist und Dinge verrichtet, bei der sich die leiblichen Kinder der Familie gerne drücken. Nur der zweitälteste Sohn Robert, der sich selber verwirklichen möchte und immer wieder Konflikte mit seinem Vater hat, sowie der jüngste Spross Matse, sind ihr mehr als wohlgesonnen.
Greta ist intelligent und begabt, doch sie darf nicht aufs Gymnasium wechseln. Dem Familienoberhaupt Harald sind Bücher, Bildung und Fortschritt ein Dorn im Auge.

Eindrucksvoll, im leichten Schreibstil beschreiben die zwei Autorinnen Nora Engel das Leben der Greta. Bildlich, voller Empathie und sehr gut recherchiert bauen sie die Geschichte auf, die man gar nicht mehr aus der Hand legen kann. Die Geschichte ist voller Dramatik, Geheimnisse und Intrigen.
Am liebsten würde ich direkt den zweiten Teil, der leider erst im Herbst dieses Jahres erscheint, sofort lesen.
Als kleinen Kritikpunkt möchte ich hier anmerken, dass ich froh bin, die Inhaltsangabe auf dem Buchrücken vorher nicht gelesen zu haben. Hier wird meiner Meinung nach zu viel vorweggenommen.

Eine wunderbare Geschichte, die in den 70er Jahren spielt.
Grosse Leseempfehlung von mir nicht nur für Weinliebhaber.
5 Sterne

Bewertung vom 08.07.2022
Bub, Natascha

Ein Bild von einer Frau


sehr gut

Super Buch mit Kuba-Flair

„Er ist ein Monstrum. Er ist genau, wie die Leute sagen, nur noch schlimmer. Alles dreht sich um ihn, seine Arbeit, seine Belange. Ständig macht er sich lustig über mich. Er lacht mich aus, und zugleich gelingt es ihm, mich zu ignorieren. Wenn er mich überhaupt wahrnimmt, dann nur, um mich in irgendeines seiner blöden Spielchen zu verwickeln. [ …] Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemanden getroffen, der sich dermaßen biestig verhält. Und dabei hat er wirklich Charisma. Wenn er will. Meine Güte. Man kann ihn nicht verstehen. Kein Wunder, er ist ja auch im Kleid aufgewachsen. Und sein Vater hat sich eine Kugel in seinen Kopf geschossen.“ (S. 192/193)

Die Rede ist von Ernest Hemingway.

Ein Bild von einer Frau
Natascha Bub

Insa Schönberg, eine junge und selbstbewusste Fotografin, reist 1952 nach Kuba um Ernest Hemingway zu fotografieren. Dieser möchte sich aber gar nicht fotografieren lassen - erst recht nicht von einer „Kraut“.

Natascha Bub hat hier ein Porträt einer faszinierenden Frau, die ihrer Zeit voraus war, geschrieben.
Der Autorin ist es ganz besonders gut gelungen, eine fiktive Geschichte mit historischen Personen zu verbinden. Ganz besonders gut haben mir die kleinen Rückblicke in Insas Kindheit und Lehrjahre gefallen.

Klug, spannend und wer ein Hauch von karibischen Flair mag, sollte dieses sehr gute Buch lesen.
4½ Sterne und eine Leseempfehlung von mir!

„Freundschaft bedeutet gemeinsame Vergangenheit. Sieh uns an. Woher kommen wir? Das spielt keine Rolle. Eines Tages trafen wir uns, zwei Fremde. Ich mit meiner, er mit seiner Lebensgeschichte. Doch sie haben sich zu einer verbunden.“ (S. 182)

Bewertung vom 30.06.2022
Barbery, Muriel

Eine Rose allein


ausgezeichnet

Kyōto und Posie
Hier kommt ein kleines, feines und poetisches Buch:

Eine Rose allein
Muriel Barbery

Rose reist zur Testamentseröffnung ihres Vaters von Paris nach Kyōto.
Ihren Vater hatte sie zu Lebzeiten nie kennengelernt. Einst hatte ihre französische Mutter in Kyōto eine Liebesaffäre mit einem Japaner und kehrte mit einem Baby unter dem Herzen zurück nach Frankreich.

Rose ist Botanikerin, aber sie sieht schon lange keine Blumen mehr. Das Leben hat sie hart gemacht, sie ist wütend und jetzt, mit 40 Jahren, hat sie das Gefühl noch nie gelebt zu haben.

Paul, der belgische Assistent ihres Vaters, nimmt sie freundlich in Empfang und zeigt ihr das wunderschöne Kyōto.
Ganz langsam kommen sich Rose und Paul näher …

Barbery lässt uns in das wunderschöne Kyōto eintauchen. Sie beschreibt die Tempel, Flora und Fauna in einer poetischen Sprache und lässt uns an der kleinen, zarten Liebesgeschichte teilhaben.

„Ich dachte, es gehe nur darum zu überleben, aber vielleicht muss man sterben, um wiedergeboren zu werden“ (S.184)

Meine Meinung:
Mir hat das kleine Buch sehr gut gefallen, aber ich muss dazu sagen, dass ich bereits in Kyōto war. Da der jeweilige Name des Tempels und Zen-Gartens genannt wurde, wusste ich immer sofort, wo die Protagonistin sich befindet und so konnte ich ein weiters Mal durch die Zen-Gärten wandern und träumen.

Fazit:
Grosse Leseempfehlung für alle, die Poesie lieben und für diejenigen, die schon immer nach Kyōto wollten oder es bereits waren.
4 Sterne

Bewertung vom 30.06.2022
Laubmeier, Johannes

Das Marterl


gut

Gutes Debüt
"Wie viel trauriger als wenn man kein Eis bekommt, ist man, wenn jemand stirbt? Zehnmal? Einhundertmal?" (S. 115)

Das Marterl
Johannes Laubmeier

Johannes kommt nach 10 Jahren aus England nach A., einer kleinen Stadt in Bayern, zu Besuch.
Lange hat er es vermieden zurückzukehren, obwohl seine Mutter noch immer dort wohnt.

„Am 4.Juni 2009 ist mein Vater gestorben. Und das ist mir wirklich passiert.“ (S. 265)
Verunglückt bei einem Motorradunfall verstirbt sein Vater mit 55 Jahren, ihm wurde die Vorfahrt genommen.

Nun ist Johannes wieder da und stellt sich seinen Erinnerungen aus seiner Kindheit, Jugend und den Tagen vor dem Unfall.
„Vielleicht ist es gut, traurig zu sein. Vielleicht wird es dann irgendwann besser. Vielleicht wird es nicht besser, und ich werde nur besser darin, es auszuhalten.“ (S.264)

Laubmeier erzählt seine Geschichte auf zwei Zeitebenen. Immer wieder gibt es Rückblicke in seine Kindheit, wobei hier der Erzähler Johannes nur als „der Junge“ tituliert.

Der Schreibstil ist wunderbar, doch Laubmeier schafft es nicht mich durchgehend zu fesseln. Einige Passagen und das letzte Drittel fand ich packend, ansonsten ist mir einfach zu wenig passiert.
Das Cover finde ich sehr gelungen, so dass ich hier auf mehr als „nur" eine Trauerbewältigungs-Geschichte gehofft habe. Dennoch ein gutes Debüt und ich hoffe, dass wir noch viel vom Autor lesen werden.

Leseempfehlung für diejenigen, die Trauerbewältigung mögen.
3 Sterne

Bewertung vom 27.06.2022
Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2


ausgezeichnet

Wow wow wow
Das neue Buch von ...

Susanne Abel
Was ich nie gesagt habe

… habe ich mit Spannung erwartet. Ihr erstes Buch „Stay away from Gretchen“ war ein Jahreshighlight für mich und ich kann es direkt vorwegnehmen: Dieses Buch steht dem Vorgänger in keinster Weise nach.

Abel erzählt ihre neueste Geschichte auf zwei Zeitebenen:

- 2016: Der Moderator Tom Monderath erfährt durch einen Zufall, dass er noch einen Halbbruder hat. Tom ist sichtlich überrascht, denn hatte er doch seinen Vater Konrad Monderath, den Kölner Gynäkologen, als einen treuen, ruhigen und sittsamen Mann in Erinnerung. Doch als sich kurz darauf weitere Halbgeschwister melden, versucht er das Geheimnis seines Vaters zu lüften.
Seine Mutter Greta, die an Demenz leidet, kann ihn dabei nicht unterstützen.
- 1933: Der junge Konrad wächst in Köln bei seiner Familie auf. Alle Zeichen stehen auf Krieg und Konrad weiss noch nicht, dass er seine ganze Familie verlieren wird.
Abel ist es in diesem Buch wieder einmal mehr gelungen Fakten und Fiktion zu verbinden.
Es geht um Reproduktionsmedizin, um Datenschutz, um Zwangssterilisation und um Ärzte, die im Nazideutschland schlimme Experimente gewagt haben.
Einige Personen in diesem Buch, wie z.B. Monika Hauser, die Gynäkologin, sind real und leider auch die Tatsache, dass Carl Claubergs Forschung - Zwangssterilisation der in Auschwitz inhaftierten Jüdinnen - als Grundlage der Antibabypille gilt.

Der Sprachstil und die Geschichte sind spannend. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Das erste Buch von der Autorin muss man nicht zwingend gelesen haben, um diese Geschichte zu verstehen.
Leseempfehlung!
5 Sterne