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Aischa

Bewertungen

Insgesamt 572 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2020
Radeva, Todora

Sieben Arten den Sari zu binden (eBook, ePUB)


gut

Todora Radeva schreibt in 19 Kurzgeschichten über die Liebe zwischen Mann und Frau.

Es geht um den Beginn und das Ende einer Beziehung, über Zufälle, Leidenschaft und Gewohnheit, Freiheitsdrang und Abhängigkeit. Auch wenn die Erzählperspektive wechselt, im Mittelpunkt der Betrachtungen steht immer eine Frau.

Die Storys sind gut gemacht, sowohl sprachlich als auch was die Ideen angeht. Und doch reicht es nur für eine mittlere Bewertung. Denn zu oft blieb ich - auch nach wiederholter Lektüre einer Geschichte - nur ratlos zurück. Manches kam über eine seltsame, verworrene Momentaufnahme nicht hinaus. Anderes erinnerte an platte Küchenpsychologie ("wenn ..., dann liebst du ihn") Vielleicht war ich aber auch einfach nicht in der Stimmung für so viel Schwere. Denn fast alle der geschilderten Beziehungen sind unglücklich, scheitern, die Protagonistinnen sind unsicher, werden ausgenutzt, führen hinters Licht oder sind untreu. Über allem liegt eine gewisse Schwere, manchmal mit einem Hauch von Mystik.

Im Gegensatz zu der Ankündigung auf der hinteren Umschlagseite konnte ich leider nur wenig Schilderungen der bulgarischen Kultur entdecken, die meisten Geschichten könnten auch in einem anderen europäischen Land spielen. Und gerade das war meine Hoffnung gewesen: mehr über typische Lebensumstände und Traditionen Bulgariens zu erfahren.

Ein weiterer, wenn auch kleiner, Kritikpunkt betrifft das Papier: Es ist relativ holzig und rau. Da ich ein sehr haptischer Mensch bin, habe ich das Buch einfach nicht gerne angefasst.

Fazit: Eine recht schwermütige Betrachtung der Liebe, eine Handvoll wirklich guter Shortstorys, insgesamt aber eher durchwachsen.

Bewertung vom 17.02.2020
Bazterrica, Agustina

Wie die Schweine


ausgezeichnet

Die Argentinierin Agustina Bazterrica zeichnet eine erschreckende Zukunft. Erschreckend grausam und unmenschlich und zugleich dennoch erschreckend vorstellbar: Ein Virus macht Rind, Schwein, Geflügel & co. ungenießbar für den menschlichen Verzehr, und so muss "Spezialfleisch" her - Menschen, die gezüchtet werden, um als Speise auf dem Teller anderer Menschen zu landen.

Thematisch ist dies fürwahr keine leichte Kost, und doch entwickelt die Geschichte eine große Sogwirkung. Einerseits führt uns Bazterrica die Brutalität unserer heutigen Massentierhaltung vor Augen, denn die von ihr geschilderten Szenen in den Schlachthöfen sind größtenteils real, nur eben mit Schweinen und Rindern statt mit menschlichem Schlachtvieh.

Andererseits zeigt die Autorin geschickt auf, wie totalitäre Regime anhand von Sprachvorgaben Menschen entmenschlichen und dadurch Verbrechen zunächst denkbarer und schließlich gesellschaftlich akzeptabel werden. Moralisch-ethische Grenzen werden überschritten - wie etwa aktuell auch in Tschechien, wo Buchläden das antisemitische Kinderbuch "Der Giftpilz" wieder vertreiben, in dem Juden als giftige Gewächse verunglimpft werden.

Außerordentlich gut gelungen ist auch das Cover : Wie ein Stück abgepacktes Fleisch in der Kühltheke des Supermarkts kommt das Paperback daher. Titel und Autorin sind wie in ein Etikett eingedruckt, hier ist alles stimmig bis ins kleinste Detail, einschließlich der realen Gewichtsangabe des Buches, seines Preises und des "100 % Mensch"-Piktogramms.

Fazit: große Literatur, die ganz große Fragen aufwirft und Alltägliches in neuem Licht erscheinen lässt. Unbedingt lesen!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.02.2020
Kerick, Vera

Lebensbilder (eBook, ePUB)


sehr gut

Kunsthistorikerin Vera Kerick merkt man in ihrem zweiten Roman die Liebe zur Malerei auf jeder Seite an. Protagonistin Lilly hat von ihrem Vater eine besondere Beziehung zur Kunst geerbt. Und sie interessiert sich nicht nur von Kindesbeinen an dafür, sondern sie hat eine besondere Gabe: Sie assoziiert innerhalb von Sekunden ihr bekannte Kunstwerke mit Menschen aus ihrem Umfeld.

Dies ist eine sehr originelle Idee, die die Geschichte ein gutes Stück weit trägt. Allerdings dürfte Lesern, die nicht beruflich mit Kunst zu tun haben oder die zumindest oft ins Museum gehen, die Beschreibung der Bilder kaum ausreichen, um sie sich gut vorstellen zu können. Hier wären Abbildungen eine hervorragende Ergänzung zum Text, aber das ist vermutlich an den Lizenzgebühren und/oder den Kosten für einen hochwertigen Farbdruck gescheitert. Nun, so muss man sich eben mit Online-Recherche behelfen.

Neben dem starken Kunstbezug lebt der Roman davon, dass er Beziehungen hinterfragt. Es geht um Lillys Beziehung zu ihrem Vater, zu ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihrem (Ex-)Freund. Ein großes Thema ist dabei, wie ehrlich wir zu denen sein sollen, die wir lieben. Muss man einander alles sagen, auch wenn es verletzt?

Die Story ist abwechslungsreich erzählt und führt nach Paris, Chicago, Amsterdam und Hamburg. Die Autorin variiert die Erzählperspektive, die auktoriale Hauptperspektive ist durch Tagebucheinträge der Protagonistin unterbrochen. Wer schöne Metaphern mag, wird an einigen Stellen fündig werden.

Zwei kleine Kritikpunkte habe ich: Zum einen gibt es einige Fehler im Schriftsatz; "Schusterjungen" und "Hurenkinder" (alleinstehende Zeilen bzw. Wörter) sind dem Lesefluss einfach nicht förderlich. Zum anderen war mir das Ende einen Tick zu weichgespült.

Dennoch: eine schöne Erzählung, die in die Tiefe geht, Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.02.2020
Ebert, Sabine

Der junge Falke / Schwert und Krone Bd.2


sehr gut

Teil zwei der "Schwert und Krone"-Saga ist in meinen Augen besser gelungen als der erste Band. Vielleicht hat es geholfen, dass mir einige der Figuren bereits bekannt waren, jedenfalls konnte ich mich deutlich besser in der Geschichte zurecht finden.

Und dennoch muss ich gestehen, dass ich immer noch weit davon entfernt bin, die Story dieses Romans (und somit ein Stück deutscher Geschichte) auch nur ansatzweise nacherzählen zu können. Dazu ist sie für mich einfach zu komplex, vielleicht habe ich auch zu wenig Hintergrundwissen, und die Vielzahl der Protagonisten ist zu verwirrend: Auch hier konnte ich die vielen Friedrichs, Heinrichs und Konrads nicht immer auseinanderhalten.

Aber ich wurde gut unterhalten und habe definitiv eine Menge dazu gelernt, sowohl über geschichtliche Zusammenhänge, mir völlig Neues wie etwa die Wendenkreuzzüge als auch über Lebensumstände und Alltag der Adligen wie auch der Handwerker und Bauern im Mittelalter.

Etwas gelangweilt haben mich die wiederholten Beschreibungen von Gewändern der adligen Damen und der Speisen am Hofe - diese Schilderungen finden sich fast wortwörtlich bereits im ersten Band ; etwas Abwechslung in der Wortwahl wäre hier schön gewesen. Auch blieb so mancher Protagonist etwas flach, ich konnte mir nicht jeden Charakter wirklich gut vorstellen.

Dafür ist diesmal viel Spannung geboten, ich fieberte sowohl mit den Kreuzrittern, als auch mit den in der Heimat Zurückgebliebenen mit.

Die Ausstattung dieses schmuckvollen Hardcovers lässt kaum zu wünschen übrig. Historische Karten, Personenverzeichnis und Zeittafel erleichtern die Orientierung. Die Stammtafeln der Herrschergeschlechter sind wohl eher etwas für historisch Bewanderte, ich habe mich darin nicht zurecht gefunden. Das Glossar mit historischen Begriffen ist leider - wie bereits im ersten Band - nicht durchweg alphabetisch sortiert, es gibt Begriffe mit "G" vor und nach denen mit "F". Auch fehlen einige historische Schlagwörter, die heutzutage nicht mehr gebräuchlich sind, wie z.B. die Trippen.

Aber das sind definitiv Kleinigkeiten - ich freue mich bereits auf Band 3!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.02.2020
Hansen, Dagmar

Alle Tage, die wir leben


weniger gut

Dieser Roman liest sich schnell und flüssig, wer leichte Unterhaltung sucht, wird hier bestens bedient.

Ich hatte jedoch eine Erzählung erwartet, die mehr in die Tiefe geht, die das Potenzial der Geschichte auch ausschöpft. Und leider wurde ich enttäuscht. Die Wandlung der Protagonistin von einer unsicheren knapp 60jährigen Alleinstehenden zur lebensbejahenden Best-Agerin konnte ich so nicht nachvollziehen. Eben hält sie noch Zwiesprache mit dem vor Jahrzehnten verstorbenen Gatten und ist davon überzeugt, in ihrem Alter nie mehr einen Partner zu finden, um dann - ACHTUNG SPOILER - auf einmal eine psychische Kehrtwende hinzulegen und nur noch "im Hier und Jetzt" zu leben.

Auch mit der zweiten Hauptperson, einer Art ladylikem Lotti-Huber-Verschnitt, tat ich mich etwas schwer: Denn dieser Charakter wird durchweg positiv gezeichnet, obwohl die alte Dame nicht gerade als moralisches Vorbild dienen kann - schon wieder SPOILERALARM - hat sie doch ihre Schwester bestohlen und belogen, ihrer Tochter die Wahrheit über ihren Vater verschwiegen, und eine demente ehemalige Freundin bezeichnet sie in deren Anwesenheit als tote Hülle.

Die ganze Geschichte wird dann noch mit einer gehörigen Portion zuckersüßen Kitsches überzogen. Kostprobe? Gerne, hier die Beschreibung eines Party-Buffets: " ... ihre Muffins kuschelten sich an die Platte mit meinen Blätterteigtaschen." Das ist nichts, was ich gerne lese, nicht mal, wenn ich für anspruchsvollere Literatur zu müde bin, sorry.

Von mir daher keine Leseempfehlung.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.02.2020
Mytting, Lars

Die Tankstelle am Ende des Dorfs


sehr gut

Nachdem ich Myttings jüngsten Roman, "Die Glocke im See", geradezu verschlungen hatte, waren meine Erwartungen an sein Erstlingswerk groß gewesen.

Der Inselverlag hat Lars Myttings Debütroman neu aufgelegt. "Hestekrefter", so das norwegische Original von 2006, war 2007 erstmals unter dem Titel "Fyksens Tankstelle" erschienen.

Ich muss gestehen, dass ich nicht sofort in die Geschichte hineingefunden habe. Zu fremd war das Setting: ein abgelegenes kleines Dorf in Norwegen, Protagonist Erik betreibt eine Tankstelle und ist ein leidenschaftlicher Autoschrauber. Nicht wirklich meine Welt. Und doch schafft es Mytting mit seiner ganz eigenen, atmosphärischen Erzählweise, dass ich mich auch diesmal auf die Geschichte einlassen konnte. Zugegebenermaßen hat das ein paar Kapitel gedauert, aber dann hatte mich auch dieser Roman.

Und ich wurde mit überraschenden Einsichten belohnt: Was Erik aus dem Tankverhalten seiner Kunden alles schließen kann. Dass es Menschen gibt, die zur Beruhigung Werkstattbücher amerikanischer Autos lesen. Oder auch, dass es nicht nur im afrikanischen Busch, sondern auch im geschilderten norwegischen Dorf noch regen Tauschhandel gibt - da wird der Zahnarzt schon mal mit Wildbret statt mit Bargeld entlohnt.

Die Geschichte hat einige Längen, sicher. Doch so sehr mich das in anderen Romanen stört, hier hat es irgendwie eine Berechtigung. Denn mal ehrlich, in dem Dorf ist nunmal einfach nichts los. Das wirklich spannende ist Eriks Gefühlsleben, sind seine Träume, sein Scheitern.

Es ist ein Roman der leisen Töne, der mir eine für mich bis dato völlig fremde Welt gezeigt hat.

Bewertung vom 04.02.2020
Nicholls, David

Sweet Sorrow


gut

Ohne Zweifel, Nicholls beherrscht sein Handwerk, sprachlich ist dieser Roman hervorragend.

Ich mochte besonders, wie Protagonist Charlie selbstironisch auf sich als heranwachsenden Teenager zurückblickt. Und auch die zahlreichen Anspielungen und Bezüge auf "Romeo und Julia" sind intelligent gemacht. Wobei ich vermutlich nur einen Bruchteil davon entdeckt bzw. verstanden habe, da es doch etliche Jahre zurückliegt, seit ich diese wohl bekannteste Tragödie Shakespeares gelesen habe.

Doch trotz der sprachlichen Brillanz hat mir "Sweet Sorrow" nicht gefallen. Das hohe sprachliche Niveau konnte mich einfach nicht über den Inhalt hinwegtrösten, der mich leider so gar nicht angesprochen hat: Charlie wächst in einem zerrütteten Elternhaus auf, nach der Trennung seiner Eltern muss er sich um seinen depressiven Vater kümmern. Der Junge ist kurz nach dem Schulabschluss völlig auf sich gestellt, bis er sich Hals über Kopf verliebt. Seine Angebetete macht zur Bedingung für weitere Treffen, dass sich Charlie einer Laientheatergruppe anschließt. Soweit die Rahmenhandlung.

Leider ziehen sich die Kapitel sehr in die Länge, ich habe mich seitenweise nur gelangweilt. Vielleicht bin ich in meiner Lebensphase einfach schon zu weit davon entfernt, mich für das Gefühlswirrwarr eines Heranwachsenden wirklich zu interessieren, mag sein. Jedenfalls habe ich weder neue Erkenntnisse gewonnen, noch überwiegend unterhaltsame Lesestunden verbracht.

Fazit: Man muss sich durch unglaubliche Längen kämpfen, um sich an einigen witzigen und spritzigen Abschnitten erfreuen zu dürfen.

Bewertung vom 26.01.2020
Agaç, Senol

Klimaschutz aus dem Hahn


sehr gut

Autor Şenol Ağaçs Appell an seine Leser ist einfach und gut verständlich: Verzichtet auf Wasser (und Softdrinks) in Flaschen und trinkt stattdessen Leitungswasser.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Leitungswasser ist wesentlich billiger, schont die Umwelt (kein Transport, kein Verpackungsmüll) und viel Wasser zu trinken ist gesund.

Das kleine Büchlein ist sehr ansprechend gestaltet, viele farbige Zeichnungen lockern den Text auf, Ağaç schreibt verständlich und humorvoll.

Das Hardcover hat ein praktisches Lesebändchen und eignet sich aufgrund des handlichen Formats sehr gut als Lektüre für unterwegs. Das Quellenverzeichnis untermauert angegebene Fakten und Sachverhalte, doch fällt die Zuordnung etwas schwer, da keine Angabe zu den entsprechenden Kapiteln gemacht wird, sondern die Quellen einfach im Anhang aufgelistet werden. Auch die Art und Weise der Quellenangabe ist etwas knapp und entspricht nicht immer wissenschaftlichen Standards.

Was mich auch ein klein wenig gestört hat ist, dass keinerlei Angaben zur Vita des Autors gemacht werden. Şenol Ağaç schreibt des öfteren von seinen Seminaren, was mich zu eigener Recherche veranlasste. Ich wollte einfach wissen, in welchem Bereich er - außer als Autor - tätig ist. Und siehe da: Er ist Inhaber der RefillWater2Go und außerdem bei Smart Beverages tätig, hat also in seinem Beruf mit den leitungsgebundenen Wasserspendern zu tun, die er im vorliegenden Buch empfiehlt. Das ist ja an sich nichts Ehrenrühriges, im Gegenteil. Aber wieso wird verschwiegen, dass der Autor in diesem Bereich Experte ist, das würde doch eher für seine Fachkompetenz sprechen?! So bleibt der leise Verdacht, dass hier Werbung für Wasserspender in den Deckmantel des Klimaschutzes gehüllt wurde.

Dennoch, selbst wenn es sich um Werbung handelt, ist es immer noch Werbung für eine gute Sache (und schließlich werden weder Produkte noch Firmen genannt). Ich teile die Ansicht, dass wir mehr Leitungswasser trinken sollten. Das Buch gibt dazu gute Denk- und Handlungsanstöße, und daher gibt es von mir vier Sterne.

Bewertung vom 26.01.2020
Solfaghari, Jasmin

Opernführer für Einsteiger


ausgezeichnet

Als Neuling in der großen und manchmal Ehrfurcht gebietenden Welt der Oper sprach mich dieses kleine handliche Büchlein sehr an. Ich erhoffte mir eine gut verständliche und unterhaltsame Einführung in diese Kunstgattung.

Was soll ich sagen - meine Erwartungen wurden weit übertroffen! Nicht nur dass Jasmin Solfaghari die Handlung von drei ausgewählten Opern (darunter der 16stündige Wagner-Marathon "Der Ring des Nibelungen"!) frisch, frech und wirklich witzig zusammenfasst. Nein, sie wirft noch einmal einen ganz eigenen Blick auf die Stücke, indem sie das Augenmerk auch auf eher ungewohnte Aspekte richtet, z.B. Flora, Fauna, verzehrte Getränke oder Herausforderungen an die Bühne. Zudem teilt die erfolgreiche Opernregisseurin ihr Insider-Wissen mit ihren Lesern: Wie bringt man Feuer auf die Bühne, was trinken die Opernsänger während der Aufführung oder wie funktioniert der Kostümwechsel.

Das alles würde schon für ein wirklich unterhaltsames und informatives Sachbuch rund um die Welt der Oper reichen. Doch der wirkliche Clou kommt erst im letzten Teil: Hier hat David Saam die Kapitel über die drei vorgestellten Opern ins Fränkische übersetzt. Kleine Kostprobe gefällig? Bitteschön - "der Freischüddz auf ann Bligg: Wie könnt mer in an Säddla alles zammfassn? A Schießbrüfung endscheided, obsd reif zerm Heiern bisd oddä ned."

Ich bekam beim Lesen das Schmunzeln gar nicht mehr aus dem Gesicht und kann folgendem Zitat von Christian Morgenstern nur aus ganzem Herzen zustimmen: "Beim Dialekt fängt die gesprochene Sprache an."

Einen kleinen Verbesserungsvorschlag fürs Layout hätte ich allerdings noch: Für Leser, die des Fränkischen nicht zu 100 Prozent mächtig sind, wäre es hilfreich, die hochdeutschen und die fränkischen Kapitel auf je einer Doppelseite gegenüber zu stellen, so wie das bei vielen zweisprachigen Büchern üblich ist. Dann kann man Formulierungen schnell und ohne viel Hin- und Herblättern vergleichen.

Fazit: Ein sehr gelungenes und humorvolles Büchlein, nicht nur für Operneinsteiger, sondern für alle Liebhaber dieser Musikgattung und der fränkischen Mundart.

Bewertung vom 26.01.2020
Maxian, Beate

Die Tränen von Triest


sehr gut

Die österreichische Bestsellerautorin Beate Maxian verwebt in ihrem jüngsten Roman gleich drei Familiengeschichten zu einem sehr kurzweiligen und spannenden Plot.

Die 33jährige Johanna, gerade erst von ihrem Freund abserviert, wird von ihrem Großvater gebeten, sich in Triest auf Spurensuche nach dessem Vater zu begeben. Seine Mutter hatte ihn immer im Unklaren über die Identität seines Erzeugers gelassen.

Maxian nimmt ihre Leser mit auf eine höchst interessante Reise in die Vergangenheit. Sie schreibt gefühlvoll und mit viel Liebe zum Detail, wodurch man sich sehr gut in die geschilderten Szenen hineinversetzen kann. Besonders gelungen ist der Handlungsstrang während des ersten Weltkriegs, eindringlich zeigt die Autorin hier, wie die Grauen der Gefechte und deren Folgen Lebensträume zerplatzen ließ. Wie unzählige Menschen daran zerbrachen, andere wiederum dennoch ihren Weg zum Glück fanden.

Einen Stern Abzug gibt es von mir allerdings für die Tendenz zu einer allzu heilen Welt im Erzählstrang der Gegenwart. "Mr. Right" ist einfach makellos, schön, charmant und natürlich auch noch wohlhabend, und dass sich die Protagonistin gerade mal eine Woche nach dem ihr langjähriger Freund mit ihr Schluss gemacht hat Hals über Kopf erneut verliebt, scheint mir auch nicht ganz realistisch.

Aber sei´s drum - "Die Tränen in Triest" ist dennoch eine sehr unterhaltsame Lektüre, gut recherchiert, spannend geschrieben, empfehlenswert!