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easymarkt3
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Insgesamt 854 Bewertungen
Bewertung vom 27.08.2023
Karig, Friedemann

Die Lügnerin


gut

Die Geschichte von den wahr werdenden Lügen
Ein Roman voller mysteriöser Geschichten in der Ich-Form von Clara Konrad als Hauptperson, geschrieben in einem doch ungewöhnlichen Stil ohne begleitenden, hilfreichen roten Faden im Hinblick auf Zeitachsen mit teils doch verwirrenden Dialogen. Die Passagen um den Aufenthalt in Las Vegas, den Suiten, dem Casino etc. liest sich sehr unterhaltsam, während in übrigen Kapiteln die psychische Gestörtheit von Clara im Gespräch mit ihrer Betreuerin eher verworren ankommen mit all diesen Lügen, die wahr werden durch Claras überzeugende Erzählweise. Dies soll der abschließende Brand des Instituts wohl zeigen. Interessant sind die Einflechtungen von teils historischen Begebenheiten des französischen Mathematikers und Philosophen Blaise Pascal in Sachen Roulette, teils Episoden griechischer Mythologie rund um König Midas bzw. um Amor und Psyche. Aussagen zu unserer Gleichgültigkeit, zu unserem Funktionieren in diesem System regen zum Nachdenken an.

Bewertung vom 26.08.2023
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


gut

Kaum geduldet, nie geliebt und schließlich verbannt – Schicksale von Frauen
Inspiriert von historischen Ereignissen spielt die Szenerie im ländlichen Virginia um ca. 1935 rund um Roanoke mit viel Whisky-Schmuggelei. Aber neben Prohibition und Kämpfen zwischen rivalisierenden Schwarzhändlern, Rassismus und fanatischer Religion geht es um die Rolle der Frau in dieser Zeit, mit Frauenwahlrecht, Außenseitertum. Mit der jungen Sallie Kincaid, der Tochter des mächtigen Duke, wird beispielhaft das Schicksal vieler Frauen, ihrer Mütter, geschildert. Dass die Söhne herrschen und die Töchter nur dienen sollten – so stellt sich die mutige und selbst bewusste Sallie ihr Leben nicht vor, denn sie kämpft gegen alte Tabus der Männerwelt, Lügen und Geheimnisse an, auch wer ein echter Kincaid ist, egal ob ehelich oder unehelich. Das Cover lässt keine Verbindung zum Romaninhalt aufkommen. Interessant geschrieben!

Bewertung vom 25.08.2023
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1


ausgezeichnet

Sehr zu empfehlen!
Der Schreibstil ist lebendig, detailreich und realistisch dargestellt in der Ermittlungsarbeit ohne konstruiert zu wirken. Die Verquickung so vieler dunkler, ungekärter familiärer Geheimnisse von vor 20 Jahren mit dem scheinbaren Unglücksfall einer jungen Frau im eiskalten See ist interessant und spannend miteinander verknüpft. Die 32- jährige Kommissarin Fredrika Storm ermittelt mit mit viel Bauchgefühl, aufgewachsen in dieser ländlichen Gegend, und der vermögende, weltgewandte und sehr gebildete Henry Calment ist in seiner Charakterdarstellung sehr verschieden von ihr, doch beide sind sehr sympathisch und schnell gut aufeinander eingespielt. Der gesamte Plot kommt glaubwürdig und überzeugend rüber bis zur Endauflösung aller bis dahin noch offenen Fragen. Ein rundes Lesevergnügen!

Bewertung vom 24.08.2023
Farr, David

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)


ausgezeichnet

Im Zentrum steht ein geheimnisvolles, prächtig illustriertes Buch – voller Spannung!
Zwei Jugendliche, Robert und Rachel, 13 und 11 Jahre alt, stehen mit ihrer zuverlässigen, überzeugenden Geschwisterliebe im Zentrum des Geschehens. Ihre Charaktere sind sehr verschieden. Während Robert mit großem Interesse an Wissenschaft und Landkarten und mit seinem inneren Kompass hervorsticht, überzeugt Rachel eher als Dichterin, berührt von Magie. Beide Figuren halten sich an den moralischen Kompass, der die Toten und die Macht dieses besonderen Buches voller gestohlener Träume respektiert. Der Traum von der Unsterblichkeit des Menschen wird thematisiert. Aber auch eine Botschaft in bildlicher Sprache wird jungen Lesern mitgegeben: Das Leben gleich einer Art Labyrinth aus engen Straßen und Gassen, von denen einige gefährlich, andere wunderschön sind. Und das es nur wichtig ist, mit wem man unterwegs ist und welche Entscheidungen man trifft. Ein kunstvoll gestaltetes Cover ummantelt eine spannende, geheimnisvolle Geschichte um Mut, Vertrauen, Zusammenhalt, Durchhaltevermögen und Zuverlässigkeit.

Bewertung vom 23.08.2023
Kabler, Jackie

Eine glückliche Familie


gut

Eher ein konstruiertes Familiendrama statt einem Thriller.
In diesem Psychothriller ohne Morde wird anfangs die Hauptfigur Beth, die anfangs fröhliche und zufriedene Mutter und Praxismanagerin, bespitzelt, Sachen verschwinden und geraten in Unordnung in ihrem Privatbereich, verdächtige Fußspuren im Beet am Haus tauchen später auf – niemand nimmt ihre seltsamen Schilderungen ernst. Mit dem Auftauchen der Mutter an ihrer Türschwelle nach dreißig Jahren startet eigentlich ein weniger glaubwürdiger Handlungsverlauf. Zu naiv, zu blauäugig wirkt die ansonsten sympathische 40-jährige Beth. Viele Dialoge zwischen ihr und Alice haben sich in Varianten wiederholt. Die letztendliche Auflösung, was die Reaktionen der weiteren Beteiligten betrifft, wirkt nicht sehr realistisch, zu konstruiert ohne Überraschungseffekte. Die Grundidee und der Schreibstil gefallen, der Buchtitel ist irreführend. Das Cover mit der leicht geöffneten Haustüre passt zum Buchinhalt.

Bewertung vom 22.08.2023
Beck, Michaela

Das Licht zwischen den Schatten


ausgezeichnet

Deutsche Geschichte sehr geschickt eingeflochten in interessante Fiktion
Über 70 Jahre spannt sich hier ein Handlungsbogen von 1919 bis zu Silvester 1989. Sehr symbolisch führen die Lebenswege von Konrad, seiner Tochter Brigitte und Enkel Janis am Brandenburger Tor nach der Wiedervereinigung zusammen. Eine Zeitreise durch die deutsche Geschichte, mit immer abwechselnden, kurzen Episoden der Protagonisten von Kindheit an wird nachvollziehbar und detailliert dargestellt. Interessant für mich sind die historischen Einblicke in die damalige DDR-Zeit und die RAF neben den Mossad-Praktiken in Südamerika. Die Kombination dieser Familiengeschichte und der deutschen geschichtlichen Vergangenheit ist gelungen. Die interessanten Charakteren und die vielen Wendungen machen das sehr umfangreiche Werk über knapp 850 Seiten spannend. Das Cover, schlicht gehalten mit deutschen Eichenblättern in herbstlicher, blasser Farbgebung, gefällt ebenso wie der aussagekräftige Buchtitel. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.08.2023
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


gut

Ein sehr komplexer Fall aus Westisland
In einem Handlungsstrang wird die Geschichte einer alleinerziehenden, jungen Mutter in der ich-Form erzählt, die keine Verbindung zu ihrer neugeborenen Tochter aufbauen kann. Ab der Hälfte des Romans wird die genaue Zuordnung dieser Gedanken, Aktionen und Dialoge jedoch etwas verwirrend. Und in einem weiteren Strang geht es um die sehr detaillierte Ermittlungsarbeit des isländischen Polizeiteams um die sympathische Kommissarin Elma. Dabei wird letztendlich nicht nur ein sieben Monate alter Fall geklärt, sondern auch eine fünfzehn Jahre zurück liegende Familientragödie aufgerollt in nachvollziehbarer Aufklärung, basierend auf einer sehr belastenden Lüge. Die etwas fragwürdigen Entscheidungen im System des Jugendamtes werden thematisiert wie die Beweisführung im Rechtssystem bei Vergewaltigungsfällen. Erst die Datenbank der Polizei, das LÖKE-System mit der Aufstellung von Anzeigen, lässt schließlich aufschlussreiche Rückschlüsse zu über mögliche Motive. Mit Stekkjastaur, dem ersten der dreizehn isländischen Weihnachtsgesellen, , der dreizehn Tage vor Weihnachten von den Bergen herunterkommt und Kindern Geschenke bringt, erfährt man etwas über isländische Weihnachtsbräuche. Das Geflecht von zahlreichen Geheimnissen und Lügen mit unerwarteten Wendungen zu entdecken ist spannend zu lesen, jedoch irreführend im Ich-Strang.

Bewertung vom 16.08.2023
Slaughter, Karin

Die letzte Nacht / Georgia Bd.11


sehr gut

Beklemmende Thematik
Die Vorgeschichte von Sara Linton und Will Trent, die aus nun elf Bänden der "Georgia-Reihe" besteht, kenne ich nicht, was aber bei diesem gut aufgebauten und logisch strukturierten Fall beim eigenen Mit-Ermitteln keinen Abbruch getan hat. Viele verschiedene Charaktere mit genug Tiefgang, viele aus dem medizinischen Bereich, kommen authentisch, lebensnah an. Die Unterhaltungen und Gewaltfantasien von „der Gang“ verkörpern den beklemmenden, brutalen Teil dieses Krimis, während das sympathische Ermittler-Trio in unermüdlicher, teils gefährlicher Ermittlungsarbeit sogar liebevoll charakterisiert wird. Mit der Thematik von Vergewaltigung, Gewalt gegenüber Frauen, Incel und Me-Too werden menschliche Abgründe beschrieben, die zu traumatischen, lebensverändernden Erlebnissen auch nach Jahrzehnten führen. Mit dem Buchtitel Die letzte Nacht wird mit der nächtlichen Einlieferung einer verwundeten Vergewaltigten in der Notaufnahme die eigene tragische Vergangenheit der Ärztin Sara Linton wieder heraufbeschwört in seiner ganzen Brutalität – spannender Einstieg. Es mangelt im Mittelteil ein wenig an Action und Spannung. Das Cover zeigt einen Weißkopfadler, vielleicht stellvertretend für den Handlungsort, unwichtig aber für den Krimi. Insgesamt abwechslungsreich mit interessanten Charakteren.

Bewertung vom 14.08.2023
Hastings, Jessa

Magnolia Parks / Magnolia Parks Universum Bd.1


weniger gut

Das Cover ist ansprechend, der Rest nicht.
Um die beiden Hauptfiguren Magnolia Parks und BJ Ballentine spinnt sich eine Menge Gossip, oberflächliches, wenig aussagekräftiges Geplänkel. Sie pflegt einen intensiven Design-Shopping-Stil, während er rundum mit zahlreichen, jungen Frauen beschäftigt ist. Emotional scheint es nicht um die große Liebe untereinander zu gehen, beide versuchen sich ständig gefühlsmäßig in dieser eher unromantischen On-Off-Beziehung zu verletzen. Auch ihre jeweiligen Familien und Cliquen bewegen sich in einem glamourösen Ambiente. Insgesamt vermisse ich Tiefgang. Das mehrmalige Aufzählen von Designer-Klamotten verhilft dem Buch auch nicht zu mehr Aussagekraft. Diese gesamte Extravaganz voller toxischen Beziehungen mit schalem Sex und falschen Freundschaften wirkt auf mich insgesamt weder harmonisch noch humorvoll, weder fesselnd noch ansprechend in den vorgestellten Charakteren. Das Cover jedoch überzeugt in Farbgebung und Motiv. Das Buch konnte mich leider nicht fesseln.

Bewertung vom 13.08.2023
Balen, Katya

October, October


sehr gut

Das interessante Leben eines Kindes in Freiheit und viel Natur.
Das ansprechende Cover zeigt die junge Hauptfigur, umrahmt vom Wald und der Schleiereule Stig. Insgesamt wird der Buchinhalt geschmückt durch feine, einfarbige Zeichnungen der heranwachsenden Babyeule Stig. Die liebevoll erzählte Geschichte rund um die elf-jährige October handelt von viel Freiheit, Magie, Fantasie in ihren Geschichten, einer tiefen Verbundenheit mit dem Vater und seiner naturverbundenen Lebensweise. In dem gegensätzlichen Klima der Großstadt London kommen dann weitere neue Erfahrungen hinzu wie Freundschaft und mehr Offenheit. Über das Thema der kindlichen Schatzsuche – zunächst im Wald, dann als Junior-Mudlarker bei der Thames and Tide Mudlarking Society an der Themse – wird ein interessanter Spannungsbogen über die Suche nach dem zweiten Poesiering gezogen. Dass manche Stellen im Buch übliche Zeilenabstände, Zeichensetzung und Grammatik vermissen lassen, soll Octobers nachempfindbares Gefühl verdeutlichen, die Kontrolle ihrer Gedankenwelt zu verlieren durch die plötzliche Lebensumstellung bei ihrer Mutter. Außerdem wird der kindliche Konflikt mit der Liebe zu einem wilden Tier – hier einer Schleiereule, die schließlich doch ihre Freiheit braucht – wunderbar verdeutlicht. Sicher ein Lesevergnügen für jugendliche Leser.