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Tintenwelten

Bewertungen

Insgesamt 544 Bewertungen
Bewertung vom 19.05.2021
DeLuca, Jen

A History of us - Vom ersten Moment an / Willow-Creek-Reihe Bd.1


sehr gut

Emily hat sich dazu überreden lassen als freiwillige Helferin an einem Mittelalterfestival teilzunehmen. Dort soll sie die forsche Tavernendirne Emma verkörpern und das alles nur ihrer Nichte zu Liebe, die eine erwachsene Begleitperson braucht, um selber mitmachen zu dürfen. Es könnte alles eigentlich ganz unterhaltsam werden, wäre da nicht der ernste Simon, der zwar der Organisator des Festivals ist, sich aber gleichzeitig auch als ganz schöne Spaßbremse erweist. Doch als er in seine Rolle als verruchter Pirat schlüpft, erkennt sie ihn kaum wieder: plötzlich ist er unglaublich charmant und aufregend. Allerdings stellt sich die Frage: wer flirtet hier eigentlich grade miteinander? Dirne und Pirat oder Emily und Simon?

Der Verlag wirbt mit dem Slogan "Gilmore Girls trifft Mittelalterfestival!" Wer könnte da bitte widerstehen? Ich definitiv nicht, denn ich liebe beides. Und wie erwartet und erhofft habe ich mich im Buch sofort wohl und heimelig gefühlt. Es ist eine Geschichte, die bezaubert, in einem Ort mit Einwohnern, die das Herz erwärmen. Das Setting des Mittelalterfestivals und die dortige Atmosphäre hat mir unheimlich gut gefallen. Obwohl ich selber momentan nicht hingehen kann, konnte ich mir das Flair einfach zu mir auf die Couch holen, was kann es schöneres geben?

Die Protagonisten waren spannend und sympathisch, selbst wenn Emily doch einige Male recht begriffsstutzig bezüglich der Verhaltensweisen und Intentionen ihrer Mitmenschen wirkte. Auch die Nebenrollen waren gut besetzt und haben Lust auf die folgenden Bände gemacht. Der zweite Teil, in dem es um ihre Dirnen-Kollegin und Freundin Stacey gehen wird, ist schon vorbestellt!

Bewertung vom 19.05.2021
Aisato, Lisa

Alle Farben des Lebens


ausgezeichnet

Es ist kein Geheimnis, dass ich ein großer Fan von Lisa Aisato bin . Mit "Alle Farben des Lebens" hat sie ein wahres Meisterwerk geschaffen. Es vereint ihre besten Bilder mit poetischen Botschaften. Weniger Text ist manchmal einfach mehr. Grade wenn die Illustrationen an sich schon so viel vermitteln. Und das beherrscht sie für mich wie niemand sonst. Ihre Kunstwerke sind so unglaublich detailverliebt und vor allem die Gesichter zeigen so viele Emotionen - ich könnte mir jedes einzelne Bild stundenlang anschauen und würde am liebsten meine Wände damit tapezieren!

Es ist ein Buch über das Leben: von der Geburt über die Kindheit, Jugend, das Erwachen werden und sein, das Altern und schließlich den Tod. Dabei geht es um Höhen und Tiefen, Hoffnungen, Träume und Ängste, Freundschaft, Familie und Liebe, Verlust und Trauer, Freude und Verzweiflung. Manchmal ist es unglaublich schön, manchmal auch traurig - aber es trifft mich immer mitten ins Herz. Es ist wirklich eines der schönsten Bücher, das ich je gesehen habe!

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2021
Benecke, Mark;Menschik, Kat

Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben / Kat Menschiks Lieblingsbücher Bd.9


sehr gut

Dr. Mark Benecke sammelt in diesem wunderschön aufgemachten Büchlein interessante, amüsante, teils beeindruckende und manchmal wenig appetitliche Fakten über die verschiedensten Tiere. Dazu nutzt er Forschungsergebnisse, Zitate aus Fachbüchern sowie eigens oder fremderlebte Anekdoten. So erfährt der Leser beispielsweise, dass Meerjungfrauen früher tatsächlich auch in seriöser Fachliteratur zu finden waren. Diese kurzen Kapitel über beschämte Hunde, betrunkene Elche, nekrophile Enten und Co. sind unterhaltsam und kurzweilig. Von Insekten, über Vögel und Möpse bis hin zur Fledermaus findet sich für jeden Tierliebhaber eine spannende Erzählung, die noch zusätzlich mit Wissenswertem versorgt.

Natürlich stechen auch besonders die tollen Illustrationen von Kat Menschik heraus, die nicht nur Cover und Klappentext zieren, sondern auch die einzelnen Kapitel. Diese befinden sich auf schwarzem Untergrund und sind herrlich bunt gestaltet, der Fokus liegt definitiv auf den Tieren, von denen die Rede ist. Cool ist auch der schwarze Buchschnitt!

Bewertung vom 11.05.2021
Wynter, April

Nach oben führt auch ein Weg hinab


sehr gut

Maddy ist verzweifelt: sie ist durchs Abi gefallen, hat keinen Ausbildungsplatz gefunden und sowohl sie selber als auch ihre Mutter und Großeltern sehen sie generell eher als Versagerin. Jetzt soll sie den Sommer bei ihrem Vater in Kanada verbringen, den sie schon einige Jahre nicht mehr gesehen hat. Als ihr ein Job als Influencerin angeboten wird, wittert sie endlich ihre Chance. Ein Roadtrip durch die Rocky Mountains soll ihre Followerzahl pushen. Blöd nur, dass sie dabei ihren Großvater im Schlepptau hat, der auch noch zusätzlich im Rollstuhl sitzt.

Anfangs war mir Maddy ziemlich unsympathisch, weil sie allem und jedem gegenüber super negativ eingestellt war und außerdem ziemlich überheblich und egoistisch wirkte. Sie hat einiges gedacht/ gesagt oder geplant, was für mich erstmal gar nicht ging. Im Verlauf des Buches macht sie eine riesen Entwicklung durch, ihre Einstellung verändert sich zunehmend und ihr geht das ein oder andere Licht auf. Dennoch verhält sie sich auch weiterhin manchmal ziemlich blauäugig und naiv, was doch den Puls öfter mal in die Höhe schnellen ließ.

Es ist eine Geschichte über die Höhen und Tiefen sowie den Druck der Sozialen Medien. Vieles ist mehr Schein als Sein und manche Influencer sind bereit für den perfekten Shot einiges zu tun und das ohne Rücksicht auf Verluste. Es geht aber auch um Unterschiede zwischen verschiedenen Generationen. Für Maddy dreht sich nahezu alles um Instagram, ihre Likes und die Anzahl ihrer Follower. Ohne ihr Handy geht nichts und sie lebt nicht im Augenblick, sondern ist ständig auf der Suche nach der perfekten Location für ihre nächsten Bilder. Im Gegensatz dazu steht ihr Großvater, der seine Fotos noch analog macht und jedes davon auch zu schätzen weiß. Er genießt die Natur und die Zeit mit seiner Enkelin. Das Miteinander der beiden hat mir sehr gut gefallen. Stan (also der Großvater) hat immer einen klugen Spruch auf Lager und wird auch nie müde, diesen zu teilen.

Außerdem mochte ich auch die Roadtrip-Idee, denn für Geschichten über Reisen bin ich immer zu haben. Die beiden besuchen einige wunderschöne View-Points, fahren durch atemraubende Landschaften, treffen interessante Menschen und haben eine unvergessliche Zeit zusammen - auch wenn das Ganze arg von Maddys eigentlichen Vorstellungen von ihrem Aufenthalt in den Rocky Mountains abweicht.

"Nach oben führt auch ein Weg hinab" beschreibt, was im Leben wirklich wichtig ist. Es geht um Freundschaft, Familie, das Leben im Hier und Jetzt und die Suche nach sich selbst. Dabei hält es einige wichtige Botschaften für uns Leser bereit.

Bewertung vom 04.05.2021
Henry, Christina

Dunkelheit im Spiegelland / Die Dunklen Chroniken Bd.3


sehr gut

Dieser dritte und finale Teil unterscheidet sich ein wenig von seinen Vorgängern. Bei den beiden handelt es sich um Romane, hier erhalten wir vier Kurzgeschichten, die nahtlos an die Ereignisse des zweiten Bandes anschließen. Man bemerkt allerdings eigentlich gar nicht, dass es sich um einzelne Geschichten handelt, weil sie alle irgendwie doch miteinander verwoben sind. Sie wirken eher wie vier extrem lange Kapitel.

Die erste Kurzgeschichte erzählt von einem ungewöhnlichen Ausflug, den Alices' kleine Schwester macht. Dort erfahren wir auch mehr über ihr Elternhaus und die Gesellschaft, in der Alice aufgewachsen ist.

In der zweiten Kurzgeschichte ist Alice gezwungen die Nacht in einem mehr als mysteriösen Haus zu verbringen.

Die dritte Kurzgeschichte entführt in Hatchers Vergangenheit und beschreibt wie er vom jungen Nicholas zum verrückten Axtmörder wurde.

In der vierten Kurzgeschichte werden Alice und Hatcher auf eine weitere Probe gestellt.

Auch hier hat mich neben der phantastischen und magischen Welt sowie den beiden bereits bekannten Protagonisten wieder besonders der Schreibstil überzeugt. Dieser ist sehr metaphorisch und erschafft eine dunkle und oft beängstigende Atmosphäre, die definitiv nichts für schwache Nerven ist. Teilweise kommt die Geschichte auch ziemlich blutig und brutal daher, wie man es schon aus den Vorgängern gewöhnt ist.

Manch einer mag sich fragen: braucht man diese Kurzgeschichten? Bieten sie einen Mehrwert zum ersten und zweiten Band? Ich meine ja, wenn einem die Vorgänger gefallen haben. Denn sie bieten zusätzliche Informationen und geben Einblick, wie es weitergeht mit Alice und Hatcher bezüglich deren Beziehung, deren Kräften und ihrer Zukunft. Für meinen Geschmack machen diese Kurzgeschichten die Trilogie rund und geben ihr einen würdigen Abschluss.

Bewertung vom 04.05.2021
Meyer, Kai;Surborg, Lisanne

Imperator Bd.1


sehr gut

Nach dem Mord an ihrer Mutter reist Anna nach Rom, um dort endlich Wahrheiten zu finden. Dass ihr Vater die Tat begangen haben soll, kann sie einfach nicht glauben. Deshalb schließt sie sich einer Gruppe Paparazzi an, um inkognito in die Welt der Reichen und Schönen einzutauchen und den Mörder entlarven zu können. Zur selben Zeit wird Privatdetektiv Gennaro Palladino damit beauftragt den Tod des Malers Fausto aufzuklären. Die Spurensuche führt beide in prunkvolle Paläste, verlassene Villen und verruchte Nachtclubs. Dabei stoßen sie auf unglaubliches und ebenso erschreckendes. Denn während die High Society in Saus und Braus lebt und Regierungsgegner eine Revolution planen, werden die Fäden durch finstere Mächte gezogen.

Rom in den Swinging Sixties - eine Stadt voller Gegensätze: Stars und Sternchen, Glamour und Ruhm, Adel und Macht. Auf der anderen Seite Paparazzi, die versuchen deren Dreck aufzuwirbeln, Ghettos und das einfache Leben, Verbrechen und Korruption. Setting, Atmosphäre, Charaktere und Schreibstil konnten mich direkt in ihren Bann ziehen. Auch die relativ kurzen Kapitel sowie die häufigen Perspektivenwechsel haben mir gut gefallen. Es gibt verschiedene Handlungsstränge, die allesamt sehr interessant sind und einige Überraschungen bereit halten.

Anna, die herausfinden möchte, wer ihre Mutter getötet hat und warum. Spartaco ein Paparazzo, welcher der jungen Frau unerwartet seine Hilfe anbietet und dabei möglicherweise ganz eigene Ziele verfolgt. Palladino, der zwielichtige Privatdetektiv, der einige Geheimnisse zu haben scheint und dem plötzlich äußerst seltsame Dinge passieren. Auf ihre eigene Art und Weise mochte ich jeden der drei Protagonisten. Doch auch die Nebencharaktere sind sehr spannend und es gibt zudem ziemlich viele davon. Über ein paar hat man schon mehr erfahren dürfen, um andere ranken sich noch die Spekulationen und Mysterien.

Die Geschichte bietet Elemente aus den Genres Krimi, Thriller, Mystery sowie Fantasy. Wobei letztere sich meist nicht wirklich erklären lassen und mich ein bisschen verwirrt zurückgelassen haben. Es ist ein einziges Rätselraten wie was zusammen hängt und wer was getan haben könnte, was sehr viel Spaß macht. Ich bin wirklich gespannt auf weitere Erklärungen und Auflösungen. Dieser Auftakt macht definitiv Lust auf mehr und natürlich sind einige (viele) Fragen noch offen geblieben.

"Imperator" stammt aus der Feder von Kai Meyer und ist zuerst als Hörspiel auf Audible erschienen. Lisanne Surborg hat dieses als Co-Autorin "aufgefüllt" und es zu dem phantastischen Thriller gemacht, den wir heute in den Händen halten können.

Bewertung vom 28.04.2021
Matthies, Moritz

Der Wald ruft / Erdmännchen Ray & Rufus Bd.6 (1 MP3-CD)


sehr gut

Das hätten sich die Erdmännchen des Berliner Zoos niemals träumen lassen: weil das Geld fehlt, werden sie kurzerhand an einen Baumarkt in Oslo verscherbelt. In letzter Sekunde gelingt ihnen eine halsbrecherische Flucht und letztendlich finden sie sich im deutschen Wald wieder. Doch von Ruhe und Entspannung keine Spur, denn schnell bahnen sich Konflikte an. Die Waldbewohner, allen voran Keiler Herrmann, hätten es nämlich gerne, dass der deutsche Wald auch deutsch bleibt. Da stören die fremden Erdmännchen selbstredend das Idyll.

Es ist der sechste Teil der Ray & Rufus Reihe und kommt ebenso lustig und amüsant daher wie seine Vorgänger, die allerdings eher Krimis sind. Zusammen mit dem menschlichen Detektiv Phil lösen die Erdmännchen-Brüder Ray und Rufus dort einige knifflige Fälle, erleben spannende und urkomische Abenteuer. In „Der Wald ruft“ geht es zwar auch wieder humorvoll daher, allerdings weiß man manchmal nicht, ob man nicht doch vielleicht eher weinen sollte. Denn die Clanmitglieder werden unfreiwillig zu Flüchtlingen aus ihrer Heimat, verlieren dabei alles und müssen sich als Migranten im Wald integrieren und bewehren. Dabei stoßen sie mitnichten nur auf Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, sondern werden eher mit jede Menge Misstrauen, Vorurteilen, Fremdenfeindlichkeit und Hass konfrontiert. Die Ungerechtigkeit schreit förmlich zum Himmel, sodass aller Charme und Humor von Ray, Rufus und Co. doch arg getrübt wird.

Dabei sind vor allem besagte Erdmännchen sowas von putzig und possierlich. Ray ist loyal, nicht immer mutig, aber doch bereit über seinen Schatten zu springen, wenn es nötig ist. Für seine Familie und Freunde würde er alles tun. Sein Bruder Rufus ist das Genie des Clans, er kann sogar lesen und ein Smartphone bedienen. Natürlich hat er auch kein Problem damit diesen Umstand anderen bei jeder Gelegenheit unter die Nase zu reiben. Clan-Chef Rocky dagegen ist - naja, etwas schwer von Begriff - dafür aber wagemutig und besonders in diesem Band teilweise sogar ziemlich cool drauf.

Die Bewohner des Waldes hingegen sind nicht alle sympathisch. Dort wird aufgewiegelt, angeprangert, fremdenfeindliche Parolen gegrunzt (besonders eben von einer Rotte Wildschweinen). Andere tun nicht unbedingt etwas schlimmes, sehen aber einfach weg und grade dieses Nichts-Tun ist auch nicht wirklich besser. Es handelt sich um eine Gesellschaftssatire, in der allerdings Erdmännchen die Hauptrollen übernehmen. Hier trifft also Humor auf Ernsthaftigkeit. Alles wird überspitzt dargestellt, was teilweise ziemlich erschreckend ist und zum Nachdenken anregt. Auf der anderen Seite unterhält der Autor aber eben auch durch seine goldigen Protagonisten, auf deren Seite man sich gerne schlägt, auch wenn selbst die sich nicht immer vorbildlich verhalten.

Bisher habe ich alle Teile der Reihe als Hörbuch gehört, was ich auch jedem nur wärmstens empfehlen würde! Christoph Maria Herbst erweckt die Tiere gekonnt zum Leben. Jeder Charakter erhält seine eigene Stimme, was alleine schon schreiend komisch ist. Für mich macht grade diese Umsetzung die Geschichte besonders hörenswert und nochmal doppelt so amüsant als sie sowieso schon wäre.

Bewertung vom 28.04.2021
Klune, T. J.

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte


ausgezeichnet

Linus Baker arbeitet seit Jahren in der Sonderabteilung des Jugendamtes, die für das Wohlergehen magisch begabter Kinder und Jugendlicher zuständig ist. Er ist ein vorbildlicher Mitarbeiter: er ist nie krank, gibt keine Widerworte und ist bei seinen Überprüfungen stets objektiv, gründlich und genau. Schließlich erhält er einen geheimen Auftrag, welcher ihn auf eine abgelegene Insel führt. Dort soll er das Waisenhaus eines gewissen Mr. Parnassus' genau in Augenschein nehmen, doch er merkt schnell, dass seine übliche Vorgehensweise hier nicht funktionieren wird. Widerwillig lässt er sich auf die etwas speziellen Bewohner ein, die seine eintönige Welt ganz schön ins Wanken bringen.

Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an direkt in seinen Bann gezogen. Jeder der Charaktere ist einfach der absolute Hammer. Die Geschichte ist aus Linus Sicht geschrieben. Am Anfang hat er ganz schön eingefahrene Meinungen und ist irgendwie ziemlich spießig. Dementsprechend betritt er die Insel und das Waisenhaus auch mit einigen Vorurteilen. Kein Wunder, dass man ihm gegenüber auch erstmal ein wenig misstrauisch ist. Von Beginn an ist allerdings klar, dass er das Herz am rechten Fleck hat. Er möchte immer das Beste für die Kinder und Jungendlichen, hat sich andererseits aber auch nie gefragt, was mit ihnen passiert, wenn es auf seine Empfehlung hin tatsächlich zu Schließungen der Waisenhäuser kommt. Er setzt Vertrauen in die Vorschriften und das Regelwerk der Behörde.

Beim Ankommen auf der Insel habe ich sofort an „Die Insel der besonderen Kinder“ gedacht. Zwar war dieses Buch hier ebenso besonders, aber eben auch ganz anders. Einzige Gemeinsamkeit waren die Kinder mit besonderen Fähigkeiten oder Aussehen. Mehr oder gar zu viel möchte ich über sie gar nicht erzählen, das muss man einfach selber lesen. Aber das lohnt sich so sehr! Jedes einzelne Kind ist wirklich toll, einzigartig und liebenswert. Schnell wird klar, dass sie an das Gute glauben (möchten). Einigen von ihnen sind schon sehr unschöne Dinge passiert und dennoch geben sie nicht auf und hoffen auf ein besseres Leben. Sie selber sind erstmal vorurteilsfrei und das obwohl ihnen selber so viel Misstrauen, so viele vorgefertigte Meinungen, Angst, Hass oder Ausgrenzung entgegenschlagen. Denn die Menschen fürchten die magischen Wesen. Es ist ein Trauerspiel, das einem im Herzen weh tut und zum Himmel schreit vor Ungerechtigkeit.

Dennoch ist die Geschichte für mich ein absolutes Highlight und Wohlfühlbuch. Auch wenn man sich ständig aufregt und an der Menschheit zweifelt, machen die Inselbewohner und auch Linus selber all das wieder wett. Sie sind immer wieder für ein Schmunzeln oder einen Lacher gut und erwärmen einem mit ihrer Art das Herz.

Das schöne an dem Buch sind außerdem seine wichtigen und weisen Botschaften. Zusammen mit dem flüssigen und auch sehr emotionalen Schreibstil hat mir „Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte“ wirklich außerordentlich gut gefallen. Es ist wie das Leben auf der Insel: bunt, facettenreich und magisch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2021
Poznanski, Ursula

Cryptos


sehr gut

Die Welt wurde von den Menschen völlig ausgebeutet, es kam zum Klimawandel und zu unberechenbaren Naturkatastrophen. Weite Teile der Erde sind unbewohnbar. Lebensraum, Ressourcen, Nahrungsmittel und Wasser werden knapp. Das Leben in der Wirklichkeit ist trostlos, heiß und gefährlich. Deshalb flüchten die Menschen sich nahezu komplett in virtuelle Realitäten. Um ein sehr weit entwickeltes VR-System zu nutzen kleiden sie sich in Ganzkörperanzüge und steigen in Kapseln, durch die sie in Fantasywelten, bereits zerstörte Städte, vergangene Zeitalter oder sogar Kriegsszenarien reisen können. Was das Herz auch begehrt, es ist für jeden etwas dabei. Man kann sein, wer und wo man will.

Jana ist Weltendesignerin. Sie erschafft an ihrer Designstation alternative Realitäten, die sich täuschend echt anfühlen. Als ausgerechnet in Kerrybrook, der friedlichsten Welt von allen, ein Mord geschieht, will sie unbedingt herausfinden, wer dahinter steckt. Dabei stößt sie auf Wahrheiten, die sie an allem zweifeln lassen, woran sie bisher geglaubt hat.

Weil ich selber sehr gerne PC-Games spiele und Virtual Reality sehr faszinierend und spannend finde, war das genau das richtige Buch für mich. Als ich den Klappentext gelesen habe, wusste ich: das muss her und zwar schnell! Ich wurde definitiv nicht enttäuscht, denn ich habe es geliebt mit Jana die verschiedenen Welten zu besuchen, Hinweise zu sammeln, Gefahren zu trotzen und Kämpfe auszufechten. Es war teilweise vielleicht ein bisschen langatmig, nur um dann wieder rasant das Tempo anzuziehen und dem Leser unerwartete Wendungen um die Ohren zu hauen. Einzig die merkwürdig konstruierte und für mich völlig aus der Luft gegriffene Liebesgeschichte hätte ich nicht gebraucht.

Es handelt sich um eine Dystopie, die ebenso Science-Fiction-Elemente wie auch Gesellschaftskritik enthält. Es ist eine düstere, beängstigende und gar nicht so weit hergeholte Zukunftsvision, die doch ziemlich zum Nachdenken anregt. Für Gamer ein Muss und für Fans des Genres auch absolut lesenswert!

Bewertung vom 19.04.2021
Stroud, Jonathan

Die Outlaws / Scarlett & Browne Bd.1


sehr gut

Scarlett ist eine geschickte Bankräuberin, hervorragende Kämpferin und Meisterschützin. Außerdem ist sie auch eine Einzelgängerin. Daher passt es ihr gar nicht, dass Albert ihr auf Schritt und Tritt folgt nachdem sie ihn aus einer verzwickten Lage befreit hat. Der Junge ist schlaksig und tollpatschig, redet ohne Unterlass und scheint völlig weltfremd und dementsprechend hilflos durchs Leben zu tapsen. Als wäre all das nicht genug, stellt sich schnell heraus, dass ihm Verfolger auf der Spur sind und so beginnt eine rasante und gefährliche Flucht durchs ganze Land.

Es handelt sich um eine Dystopie, die im England der Zukunft spielt. Was genau passiert ist wird nicht ganz klar. Die Tatsache, dass viele Fragen bezüglich dem wie und warum offen geblieben sind, hat mich nicht allzu sehr gestört. Da es sich hier um den Auftakt handelt, werden wir bestimmt in den nächsten Bänden Antworten bekommen.

Weite Teile des Landes sind unbewohnbar weil sie entweder zerstört, verseucht oder überschwemmt wurden. In der Wildnis gibt es verschiedene Bedrohungen wie beispielsweise mutierte blutrünstige Tiere oder die geheimnisvollen, aber gefürchteten „Gezeichneten“. Die verbliebenen Menschen leben größtenteils in den verbliebenen Städten, die schwer bewacht werden und in denen die Glaubenshäuser strenge Regeln aufstellen. Jeder der anders ist, wird verstoßen und meist dem Tod überlassen. Dazu gehören Menschen, die besondere Fähigkeiten haben, aber auch solche, die nur einen körperlichen oder geistigen Makel haben.

Mir hat das Worldbuilding sehr gut gefallen. Es erinnert irgendwie an den Wilden Westen in einer teils urbanen, teils dystopischen und postapokalyptischen Welt. Banküberfälle, Verfolgungsjagden und Schießereien lassen die Geschichte niemals langweilig werden. Die Atmosphäre und der Schreibstil haben mich direkt in ihren Bann gezogen. Andererseits ist das Szenario aber auch erschreckend und beängstigend. Denn obwohl die Umwelt schon menschenverachtend genug ist, tun sich die Überlebenden gegenseitig immer noch furchtbare Dinge an.

Die beiden Protagonisten fand ich toll. Scarlett ist ein toughes und starkes junges Mädchen, das schon viel zu lange auf sich allein gestellt ist. Anscheinend ist in ihrer Vergangenheit etwas tragisches passiert, worüber sie auf keinen Fall reden möchte. Sie ist sehr klug, redet nicht viel und wirkt oft ziemlich kaltschnäuzig und schroff. Dennoch merkt man, dass sie das Herz am rechten Fleck hat. Albert hingegen ist das komplette Gegenteil von ihr: er ist immer gut drauf, von allem begeistert und sehr höflich. Allerdings wäre er alleine völlig aufgeschmissen, weil er keine Ahnung von der Welt hat, nicht besonders gut kämpfen kann und eben einfach ziemlich ungeschickt ist. Die beiden sind ein sympathisches Duo, das sich gut ergänzt (auch wenn Scarlett das niemals zugeben würde), sich witzige Schlagabtausche liefert und den Leser bestens unterhält. Schön finde ich auch, dass die Perspektive immer wieder wechselt, sodass man Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelten beider Protagonisten erhält.

Der Verlag nennt eine Altersempfehlung ab 13 Jahren. Dem würde ich nicht unbedingt zustimmen wollen, weil das Buch doch teilweise ziemlich blutig und brutal ist. Für ältere Leser hält es aber auf jeden Fall eine halsbrecherische und manchmal nervenaufreibende Geschichte bereit. Action, Tempo und Spannung kommen definitiv nicht zu kurz!